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Um sich das Leben als Eventmanagerin in München leisten zu können, zieht Lara in die frisch gegründete 2er WG des Beraters Ben. Monatelang leben beide mehr neben- als miteinander, bis ein kleiner Unfall beim Obstschneiden plötzlich ungeahnte Kreise zieht. Beide können ihre gegenseitige Anziehung nicht verleugnen und schon beginnen die Probleme. Ben steht auf Doktorspiele, die für Lara beängstigendes Neuland sind. Durch einen Notfall in Laras Agentur wird alles nur noch schlimmer. Oder vielleicht doch nicht? Schließlich gibt es für jedes Problem eine Behandlung ... ähm ... Lösung ...
Weitere Titel von Philippa L. Andersson:
- Zauber eines Sommers
- Das letzte Mal
- Eine ungewöhnliche Behandlung (Dr. Ben und Lara, 2)
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Inhaltsverzeichnis
Klappentext
Impressum
1 - Ahnen
2 - Wissen
3 - Verdrängen
4 - Erholen
5 - Ausprobieren
Über die Autorin
Um sich das Leben als Eventmanagerin in München leisten zu können, zieht Lara in die frisch gegründete 2er WG des Beraters Ben. Monatelang leben beide mehr neben- als miteinander, bis ein kleiner Unfall beim Obstschneiden plötzlich ungeahnte Folgen nach sich zieht. Beide können ihre gegenseitige Anziehung nicht verleugnen und schon beginnen die Probleme. Ben steht auf Doktorspiele, die für Lara beängstigendes Neuland sind. Doch zum Glück gibt es für jedes Problem eine Behandlung … ähm … Lösung …
Originalausgabe
Januar 2013
2. korrigierte Auflage
August 2017
Eine besondere Behandlung
Philippa L. Andersson
Copyright: © Philippa L. Andersson, 2017, Berlin, Deutschland
Umschlagfoto: © iStock/Orange-Melody
Umschlaggestaltung: Philippa L. Andersson
Philippa L. Andersson vertreten durch:
Sowade, Plantagenstraße 13, 13347 Berlin, Deutschland
www.facebook.com/PhilippaLAndersson
www.philippalandersson.de
Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.
Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.
1 - Ahnen
»Autsch!« Selbst Schuld, wenn man an die Arbeit dachte, statt sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren!
Lara stand in der WG-Küche, in der einen Hand immer noch den Apfel für den Obstsalat und in der anderen das Messer, und sie hatte sich geschnitten. Obwohl sie keinen Tropfen Blut sehen konnte, hatte sie kurz hingeschaut. Das genügte. Den Rest reimte sich ihr Gehirn zusammen. Je mehr sie versuchte, nicht daran zu denken, desto größer wurde die Verletzung in ihrer Vorstellung.
»Wehe du kippst um!«, ermahnte Lara sich leise. Leichter gesagt als getan. Helle Flecken tanzten vor ihren Augen. Von der Küche sah sie bereits nichts mehr. Das Blut rauschte ihr so stark in den Ohren, dass sie nichts hörte, außer sich selbst und ihren hektischen Atem.
Zitternd ließ sich Lara auf den Boden sinken. Was riet man in so einer Situation? Beine hochlegen? Stabile Seitenlage? Warum war nie jemand zu Hause, wenn man Hilfe brauchte?!
Langsam legte Lara ihren Kopf auf die Knie, während um sie herum dichter Nebel herrschte.
»Alles in Ordnung? Gib mir das Messer!«, hörte sie unerwartet eine beruhigende Stimme. Ihr Rücken lehnte gegen einen anderen Körper. Ein Arm umschlang ihre Hüfte und dankbar ließ sich ihr Körper zurückfallen. Eine Hand legte sich um ihre zusammengekrampfte Faust und löste vorsichtig das Messer aus ihrem Klammergriff.
»Hol gleichmäßig Luft! Einatmen … ausatmen. Komm schon, Lara! Einatmen … ausatmen.«
Monoton flüsterten Lippen Lara immer wieder die gleichen Sätze ins Ohr und an ihrem Rücken spürte sie einen Brustkorb, der genau diesen Rhythmus vorlebte. Wer war das? Ihr Kopf lag auf einer Schulter und sie roch die Reste von After Shave auf der von Abendsonne warmen Haut. Nur zu gerne atmete sie diesen Duft tief ein und langsam wieder aus. Deutlich besser als der metallische Geruch ihres Blutes.
»So ist es gut, Lara. Alles ist okay. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.«
»Tsss!« Überrascht zog Lara die Luft ein. Der Mann hatte ihren Finger in seinen Mund geführt. Sie wollte ihre Hand zurückziehen, aber seine Lippen hielten sie fest. Sein Gaumen nuckelte vorsichtig an ihrer Fingerkuppe und seine Zunge leckte sanft über den Schnitt. Die fremde Wärme und Nässe fühlte sich ungewohnt an.
Langsam lichtete sich der Nebel um sie. Zwei nackte Füße lugten aus Anzugshosenbeinen. Im Flur lag eine achtlos abgeworfene Tasche und zwei Einkaufstüten waren umgefallen und hatten Erdbeeren auf dem Parkett verteilt. Wohnungsschlüssel und Schuhe waren kreuz und quer auf dem Boden. Auf den Küchenfliesen glänzte eine kleine Blutlache dunkelrot und der halb geschälte Apfel ruhte daneben. Lara stöhnte und schloss sofort wieder die Augen, da ihr erneut übel wurde. Eine Hand strich ihr beruhigend durchs Haar und fühlte ihren schnellen Pulsschlag.
Mit weiter zusammengekniffenen Augen horchte Lara auf den Herzschlag ihres Retters und versuchte, im gleichen Rhythmus zu atmen. Warum ging sein Herz eigentlich so schnell?
Neugierig drehte sich Lara um und öffnete ihre Augen. Nun setzte sich ein offenes Lachen auf ihrem Gesicht durch.
Ben hielt sie.
Er war ihr Mitbewohner, oder besser gesagt, sie war seine Mitbewohnerin. Vor etwa drei Monaten war sie mit Sack und Pack in die geräumige Münchener City-Wohnung eingezogen. Ben hatte sie bei der Besichtigung mit einem süßen Lächeln für sich eingenommen und ihr Kaffee angeboten, den er mit einer erstklassigen Maschine fabrizierte. Er war genau wie sie Mitte dreißig, arbeitete bereits seit Jahren und hatte keine Lust gehabt, alleine zu wohnen. Außerdem hatte sie ihn schon damals verdammt attraktiv gefunden und so könnte man ihren Einzug eher als Hormon gesteuerte Entscheidung betrachten. Leider waren sie sich seitdem nur eine Handvoll Male begegnet, meist im Vorübergehen. Dass sie sich mal sahen, wenn es noch hell war, war bis dato noch nie vorgekommen – vom Einzugstag mal abgesehen.
»Alles wieder gut?«, fragte Ben. Er inspizierte ihren Finger und pustete, obwohl es offensichtlich schon lange nicht mehr blutete. »Es ist wirklich nicht schlimm.«
Statt auf ihren Finger schaute Ben ihr direkt in die Augen. Seine waren magisch dunkelblau und erforschten ihre mit der gleichen Intensität wie sie seine.
»Sag bloß, jetzt wirst du ohnmächtig, weil ich dich halte?«, scherzte er, doch seine Stimme schien genau das ihrem Körper vorzuschlagen.
Wie unverschämt! Lara lagen darauf tausend Antworten auf der Zunge. Leider hätte jede dazu geführt, dass sie Wut stampfend aufstehen müsste. Genau das, was sie noch nicht wollte. Eher das Gegenteil. Beschämt, dass ihre Hormone in Bens Nähe erneut komplett durchdrehten, senkte sie schnell ihren Blick. Ihr Pokerface galt als desaströs.
Besser sie käme langsam wieder hoch. Auch wenn sie nicht wollte.
Lara regte sich in Bens Griff und hielt erschrocken inne. Biologie hatte nie zu ihren Lieblingsfächern gezählt, aber die Anatomiestunden hatte sie mit Bravour bestanden. Und dieses Wissen raubte ihr gerade den Atem. Ben war hart erregt. Allein dieser Gedanke erwärmte den Ort zwischen ihren Beinen sekundenschnell. Könnte seine Zunge mit ihr genau das Gleiche anstellen wie mit ihrem Finger? So unauffällig wie möglich riskierte sie einen zweiten Blick in die Augen dieses Adonis und verlagerte ihre Hüften ein wenig.
»Was soll das werden?« Bens Tonfall klang nicht wütend, sondern auf der Lauer.
Die Andeutung, was genau das werden konnte, entlockte beinahe ein Seufzen. Unbewusst befeuchtete sie sich mit der Zunge ihre Lippen und starrte auf seinen weichen Mund. Nur ein Kuss, nur ihn schmecken, nur seinen Atem, seine Haut an ihrer.
Bens Augen taten es ihren gleich und versenkten sich in ihren. Das süße Verlangen zwischen ihren Beinen wurde unerträglich. »Lara, bitte! Lass es gut sein! Ich steh auf andere Dinge. Ganz andere. Okay?«
Ihr Gehirn lief Amok. Was immer er meinte, wenn er sie so fühlen ließ, wie bisher, dann wäre es nicht okay.
Lara wusste, dass ihr nächster Satz alles in dieser WG ändern würde. Er hätte quasi historischen Charakter und würde die Welten von ihnen beiden auf den Kopf stellen. Vergleichbar mit dem I have a dream von Martin Luther King, mit Kennedys Ich bin ein Berliner und natürlich mit Wir sind ein Volk. Aber Lara spürte keine Angst, sondern Entschlossenheit und musste die Worte aussprechen: »Welche Vorlieben meinst du, Ben? Vielleicht gefallen sie mir.«
Ben musterte Lara überrascht und registrierte nun jedes Detail an ihr mit brennendem Blick. Ihre dunklen, vom Joggen zerzausten Haare, ihr durchgeschwitztes Outfit, das weiße Sport-Bustier, durch deren dünnen Stoff ihre harten Spitzen schienen. Als beabsichtigte sie zu fliehen, legte er seinen Arm fest um ihre Taille. Besäße er Superkräfte, er würde sie in diesem Moment missbrauchen, so sehr richtete sich sein verlangender Blick auf den verrutschten Saum ihrer Jogginghose, hinter dem ihr pinkfarbenes Höschen vorlugte. Ihre angewinkelten Knie schien er öffnen zu wollen und ihre schlanken Fesseln mit Küssen zu übersehen.
Und was tat Lara? Schamlos plauderte ihr Körper all ihre kleinen geheimen Wünsche aus, forderte auf, berührt und verführt zu werden. Bis ihr gesunder Menschenverstand Zweifel anmeldete.
Nippelklemmen oder Brustschmuck? Ganz sicher nicht. Das hatte mal ein Typ mit ihr ausprobiert und die Druckstellen hatten sie noch tagelang an diesen furchtbar abtörnenden Abend erinnert. Oder Ben stand auf Schläge und Peitschen. Die waren gerade ganz groß en vogue und ehrlich gesagt überhaupt nicht ihr Ding. Sie versuchte, den Blick auf ihre Brüste zu deuten.
»Du würdest rot werden, Lara«, beendete Ben seine Inspektion und das Thema unerwartet. »Holst du dir bitte einfach ein Pflaster? Jetzt sollte es wieder gehen. Ich mach hier sauber.« Mit Schwung stellte Ben sie auf die Beine und beendete jede weitere Diskussion.
Lara setzte sich kopfschüttelnd Richtung Bad und Pflaster in Bewegung. »Hier sind keine!«, rief sie wütend durch die ganze Wohnung.
»Lara!« Bens Ton klang nun warnend.
»Ist doch nicht meine Schuld, dass ich nicht weiß, wo die Pflaster sind!«, grummelte sie. Sollte Ben ihr eben eines geben und dann waren sie fertig miteinander. Sie wühlte sich im Medizinschrank weiter durch das Mullbinden- und Kompressen-Arsenal. Beides völlig ungeeignet.
»Na los, her mit dem Finger!« Ben war ihr gefolgt, hatte zielsicher nach den Pflastern gegriffen und streckte nun seine Hand auffordernd aus.
Ohne Widerrede zeigte sie ihren Finger und beobachtete fasziniert, wie sorgfältig er erst die Klebeflächen freimachte und schließlich das Kinderpflaster behutsam um ihren Finger legte. Entweder er war besonders gründlich oder er ließ sich Zeit.
»Ich bin nicht mehr rot geworden, seit ich unschuldige elf Jahre alt war«, zischte Lara. Sollte Ben ruhig wissen, dass er hier nicht mit einem Mauerblümchen unter einem Dach wohnte. »Sag schon!«, bat sie nun leise.
Sie verfolgte, wie penibel er das Verbandsmaterial, das sie frustriert aus dem Schrank gefleddert hatte, zurück räumte. Er wirkte auf sie in dem Moment eher wie ein Arzt als wie ein Unternehmensberater. Wobei er sie mit seiner bedachten Art beeindruckte. Ihre für sie untypische Dramaeinlage war ihr nun peinlich.
Sie betrachtete das Bienchen an ihrem Finger. »Warum Kinderpflaster?«
»Ich hab auch noch Frösche und Schweine und Bäume.«
»Ben!«
Tief durchatmend drehte er sich um und er musterte nachdenklich Laras Gesicht. Sie ließ nicht locker und wollte Antworten, während Ben genau wusste, dass ihr die nicht gefallen und ihr Zusammenleben strapazieren würden. »Dank der bunten Bilder vergessen Kinder die Verletzung schneller«, erklärte er. Ohne zu fragen griff er erneut nach ihrem Finger und prüfte, ob das Pflaster hielt. Er wendete ihre Hand und berührte die Innenflächen. Sie ließ ihn gewähren. Die Berührung seiner Finger schickte kleine Impulse durch ihren Körper und sie genoss sie.
»So leicht werde ich nicht rot«, sagte Lara mit einem Räuspern. Seine Hände brachen ihre Inspektion ab und Lara hielt die Luft an. Nicht einmal einen halben Meter voneinander entfernt konnten sie sich nichts vormachen. Seine Stimme mochte gelassen klingen, aber der Stoff vor seinem Schritt spannte nicht ohne Grund.
»Vielleicht habe ich dich ja falsch eingeschätzt.« Ben hob ihr Kinn. Ihre Blicke trafen sich. »Okay, ich sag's dir, Lara. Und wenn du rot wirst, ist es vorbei. Keine Diskussion.«
Lara atmete tief durch. »Deal«, schluckte sie und wartete ab. Zahlreiche Sexpraktiken zogen vor ihrem inneren Auge vorbei und sie rüstete sich für das Schlimmste. Sie müsste nur nicht rot werden, dann bekäme sie mehr von Bens Berührungen. Trotz allem, er schien genau das Gegenteil zu beabsichtigen.
»Doktorspiele«, erklärte Ben kurz und knapp. Sein Blick registrierte jede noch so kleine Veränderung auf ihrem Gesicht.
Lara atmete ein Stück weit erleichtert aus. Das sollte die ganze schaurige Erklärung sein? Ihn erregten Krankenschwesteroutfits? Knappe Röckchen, weiße Mäntel? Ausgezeichnet, sie hätte da sogar noch ein Karnevalskostüm im Schrank.
Bens Lippen kräuselten sich amüsiert. Er strich ihr ganz langsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht und seine Finger berührten mit Absicht zärtlich-sinnlich ihre Wange. Lara gefiel sein Ausdruck gar nicht und sie ahnte, dass die Berührung nur der Ablenkung diente. »Ich bin der Doktor.«
Nun musste Lara nervös schlucken. Was genau meinte er genau damit? Hatte er damit das Sagen? War es ein Dominanzspiel? Würde er ihr weh tun? Nein, Ärzte taten immer nur das Beste für ihre Patienten. Sie hatten den Eid des Hippokrates abgelegt und egal welche Spiele Ben im Kopf hatte, Schmerzen passten nicht dazu. Sie runzelte die Stirn.
»Es macht mich an, jemanden zu untersuchen. Zum Beispiel den Puls zu fühlen, so wie deinen jetzt, in diesem Moment.«