Eine Herbstnacht - Maxim Gorki - E-Book

Eine Herbstnacht E-Book

Maxim Gorki

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Beschreibung

In einer Herbstnacht krabbelt der Erzähler, ausgekühlt, hungrig und auf der Suche nach Schutz vor dem unaufhörlichen Regen, unter ein umgestürztes Boot am Ufer und findet sich Seite an Seite mit einem Mädchen wieder. Sie ist ebenfalls eine Ausgestoßene, ebenfalls unterkühlt und hungrig, aber ihre Weiblichkeit tröstet ihn in seiner Einsamkeit , wärmt ihn mit ihrem Körper und trocknet seine Tränen ....

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Seitenzahl: 16

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Eine Herbstnacht

Deutsche Neuübersetzung

 

MAXIM GORKI

 

 

 

 

Eine Herbstnacht, M. Gorki

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849653767

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

 

I.

EINES Herbstes kam ich unversehens in eine sehr unangenehme Notlage. In der Stadt, in der ich gerade angekommen war und in der ich keine Menschenseele kannte, fand ich mich ohne eine Kopeke in der Tasche und ohne Unterkunft für die Nacht wieder.

Nachdem ich in den ersten Tagen jeden Teil meiner Kleidung, den ich entbehren konnte, verkauft hatte, ging ich von der Stadt hinaus in das Viertel "Yste", wo sich die Dampfschiffswerften befanden – ein Viertel, das während der Schifffahrtssaison vor ausgelassenem, ungestümem Leben nur so brummte, nun aber still und verlassen war, denn wir befanden uns in den letzten Oktobertagen.

Ich schleppte meine Füße durch den feuchten Sand und untersuchte ihn hartnäckig in dem Wunsch, darin irgendein Überbleibsel von Nahrung zu entdecken, wanderte allein um die verlassenen Gebäude und Lagerhäuser und dachte darüber nach, wie gut es wäre, eine echte Mahlzeit zu bekommen.

Im gegenwärtigen Zustand unserer Kultur ist der Hunger des Geistes schneller gestillt als der Hunger des Körpers. Man wandert durch die Straßen, ist umgeben von Gebäuden, die von außen nicht schlecht aussehen und – das darf man getrost sagen – nicht schlecht eingerichtet sind, und deren Anblick in einem stimulierende Vorstellungen von Architektur, Hygiene und vielen anderen weisen und hochtrabenden Themen hervorrufen. Man kann warmherzige und ordentlich gekleidete Leute treffen - allesamt sehr höflich und taktvoll genug, um sich von einem abzuwenden, ohne ja nicht die beklagenswerte Tatsache eurer Existenz bemerken zu müssen. Nun gut, der Verstand eines hungrigen Mannes ist immer besser genährt und gesünder als der Verstand des gut ernährten Mannes; und hier hat man eine Situation, aus der man eine sehr raffinierte Schlussfolgerung zugunsten der schlecht ernährten Menschen ziehen kann.