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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Sebastian parkte sein Auto auf dem großen Parkplatz neben dem Biergarten an der Isar. Es war Vormittag und nur wenige Gäste saßen unter den schönen alten Bäumen. Weiter hinten unter einem Baum saß Lukas Meininger. Er war in ein Buch vertieft und drehte einen Bleistift in seinen Fingern. Als er Schritte hörte, hob er den Kopf und lächelte. »Grüß Gott, Sebastian!« »Grüß Gott, Lukas!« Sie reichten sich die Hand. Sebastian entschuldigte sich, weil er sich verspätet hatte. Er lächelte Lukas an und setzte sich. »Das ist ein sehr schönes Plätzchen, zwar etwas außerhalb und versteckt gelegen, aber wirklich urig. Ich musste etwas suchen, bis ich die richtige Abzweigung fand. Das ist wohl ein echter Geheimtipp. Nirgends steht ein Hinweisschild. Du hattest mir den Weg gut beschrieben, trotzdem habe ich mich verfahren.« »Der Biergarten ist wirklich ein Geheimtipp, Sebastian. Ich komme fast jeden Tag her. Hier ist es ruhig, meistens bis zum frühen Abend. Schau dich um! Hier sitzen viele Studenten mit ihren Büchern.
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Sebastian parkte sein Auto auf dem großen Parkplatz neben dem Biergarten an der Isar. Es war Vormittag und nur wenige Gäste saßen unter den schönen alten Bäumen.
Weiter hinten unter einem Baum saß Lukas Meininger. Er war in ein Buch vertieft und drehte einen Bleistift in seinen Fingern. Als er Schritte hörte, hob er den Kopf und lächelte.
»Grüß Gott, Sebastian!«
»Grüß Gott, Lukas!«
Sie reichten sich die Hand. Sebastian entschuldigte sich, weil er sich verspätet hatte. Er lächelte Lukas an und setzte sich.
»Das ist ein sehr schönes Plätzchen, zwar etwas außerhalb und versteckt gelegen, aber wirklich urig. Ich musste etwas suchen, bis ich die richtige Abzweigung fand. Das ist wohl ein echter Geheimtipp. Nirgends steht ein Hinweisschild. Du hattest mir den Weg gut beschrieben, trotzdem habe ich mich verfahren.«
»Der Biergarten ist wirklich ein Geheimtipp, Sebastian. Ich komme fast jeden Tag her. Hier ist es ruhig, meistens bis zum frühen Abend. Schau dich um! Hier sitzen viele Studenten mit ihren Büchern. Eigentlich öffnen sie erst am Nachmittag. Aber die Wirtsleute haben ein Herz für uns Studiosi. Eigentlich sind die beiden schon in Rente. Sie machen das mehr als Hobby und weil sie gern junge Leute in ihrer Nähe haben. Sie sind selbst kinderlos.«
Ein älterer Mann kam an den Tisch.
»Sebastian, das ist Heinz, der Wirt. Heinz, das ist Sebastian. Er kommt wie ich aus Waldkogel. Seine Eltern haben dort die Berghütte.«
»Mei, die kenne ich. Dann ist dein Name Baumberger?«
Sebastian strahlte.
»Ja, ich bin Sebastian Baumberger.«
»Mei, wie ich mich freue. Sag, ist der alte Alois noch auf der Berghütte und wie geht es ihm?«
»Ja, Alois ist fast den ganzen Sommer bei uns auf der Berghütte. Gelegentlich ist er auch im Tal, wenn er Besuch aus München bekommt, seine Enkelkinder und die beiden Urenkel.«
»Das hört sich an, als hätte er wieder Kontakt mit seinen Buben. Die haben lange Zeit nicht miteinander geredet. Ich freue mich für Alois. Das muss ich gleich meiner Else erzählen. Ich hoffe, du kommst jetzt öfters. Du musst mir alles vom Alois erzählen. Und grüße ihn ganz herzlich von mir und meiner Else! Wenn er wieder Kontakt nach München hat, kommt er sicherlich auch mal in die Stadt. Richte ihm aus, er ist bei uns immer herzlich willkommen!«
»Das mache ich gern. Er wird sich freuen. Ich packe ihn einfach ins Auto und bringe ihn her«, sagte Sebastian.
»Das ist schön, Bub. Da freuen wir uns.«
Für einen Augenblick blieb Heinz ruhig stehen und strahlte Sebastian an. Es war ihm anzusehen, dass schöne Erinnerungen in seinem Herzen lebendig wurden.
»Was nimmst du, Sebastian?«, fragte der Wirt.
»Wenn es nicht zu viel Mühe macht, nehme ich einen Kaffee. Lukas hat mir gesagt, dass eigentlich noch geschlossen ist.«
»Das macht keine Mühe. Es ist nur ein Knopfdruck«, lachte der Wirt. »Hast noch nicht gefrühstückt? Soll ich euch eine Brotzeit bringen?«
Sebastian lächelte verlegen und warf Lukas einen Blick zu.
»Ja, bringe uns eine Brotzeit, Heinz«, sagte Lukas. »Es heißt zwar, ein voller Bauch studiert nicht gern, aber mit leerem Magen kann der Kopf nicht arbeiten.«
»Meine liebe Else macht euch eine schöne Brotzeit zurecht.«
Lukas bedankte sich.
Er wartete, bis Heinz sich entfernt hatte. Dann erklärte er:
»Die Brötchen sind von gestern. Wurst und Käse wurden gestern schon aufgeschnitten, aber sie sind gut gekühlt. Ich esse mehrmals die Woche hier. Dafür zahlt man nur wenig. Dem Heinz und seiner Lore widerstrebt es, die Sachen wegzuwerfen.«
»Das ist eine gute Einstellung«, sagte Sebastian.
Sie plauderten entspannt über das Wetter und den Biergarten, bis die Brotzeit und der Kaffee gebracht wurden. Auf einer großen Holzplatte war alles angerichtet. Dazu stellte Heinz eine Thermoskanne und zwei Becher auf den Tisch.
»Wohl bekomm’s!«, sagte er.
Die beiden Burschen bedankten sich und griffen zu.
»Sebastian, ich gebe zu, dass ich etwas überrascht war, als du mich angerufen hast«, sagte Lukas. »Besonders, weil du dich hier in München mit mir verabreden wolltest. Darauf kann ich mir keinen Reim machen. Warum hast du es abgelehnt, dass wir uns in Waldkogel sehen oder in Kirchwalden, wo du arbeitest. Das wäre für dich doch viel bequemer gewesen. So hast du extra nach München herein fahren müssen.«
Sebastian nickte und trank einen Schluck Kaffee.
»Lukas, das war mir die Sache wert. Hier können wir uns ungestörter und – hoffentlich – ungesehen treffen. Ich wollte mich in Ruhe unterhalten. Mich beschäftigt da etwas. Und nach reiflicher Überlegung dachte ich mir, dass es am Besten sein wird, ich spreche mit dir darüber. Wir sind fast gleich alt und dabei, unser Leben und die Zukunft zu planen.«
Lukas Meininger zog die Augenbrauen nach oben und sah Sebastian fragend an.
»Geht es um den Hof?«, fragte Lukas.
Nach Sebastians und Franziskas Volljährigkeit war der Bichler Hof, den Lukas’ Vater gepachtet hatte, in den Besitz der beiden Geschwister übergegangen. Bis zu ihrer Volljährigkeit hatten Toni und Anna die Interessen ihrer beiden Adoptivkinder vertreten. Der Bichler Hof war Sebastians und Franziskas Heimat gewesen, bis ihre Eltern bei einem Bergrutsch am unteren Hang des ›Höllentors‹ ums Leben kamen. Danach waren sie Vollwaisen. Sie sahen es als gütiges Schicksal an, dass sie auf der Berghütte eine neue Heimat gefunden hatten.
»Naa, es geht nicht um den Bichler Hof, Lukas.«
»Puh, da bin ich froh«, seufzte Lukas und zuckte dabei verlegen mit den Schultern.
»Du bist gern auf dem Hof unserer Eltern?«, fragte Sebastian.
»Ja, das bin ich. Es ist ein schöner Hof. Wir sind alle dort sehr glücklich. Der Hof ist nur gepachtet, das ist nicht so wie die eigene Scholle.«
Lukas wurde verlegen. Er bekam sogar rote Wangen.
»Okay, Sebastian, auch wenn du dich nicht mit mir über den Hof unterhalten wolltest, sollten wir kurz darüber sprechen. Es ist nämlich so, dass ich mir auch Gedanken mache. Und ich hoffe, dass du das Gespräch als vertraulich behandelst. Mein Vater würde mir den Kopf abreißen, wenn er wüsste, dass ich es dir erzähle.«
Sebastian lachte. »Nun, so schlimm wird es schon nicht werden. Jetzt übertreibst du, Lukas.«
Lukas biss in ein Stück Käse, kaute und trank einen Schluck Kaffee nach.
»Meine Eltern waren damit einverstanden, dass der Pachtvertrag zunächst nur für den Zeitraum von zehn Jahren geschlossen wurde. Toni und Anna vertraten Franziska und dich. Meine Eltern und ich hatten die Hoffnung, eines Tages den Bichler Hof kaufen zu können. Mein Vater und meine Mutter hatten ihre Erbteile zusammengeworfen und wollten damals schon einen Hof kaufen. Aber sie fanden keinen, der so schön und wunderbar gelegen war wie der Bichler Hof. Außerdem ist es doch so, dass die meisten jungen Leuten kein Interesse mehr an der Landwirtschaft haben.«
»Du bist da eine Ausnahme«, sagte Sebastian.
»Nicht nur ich, deine Schwester ebenso«, fügte Lukas hinzu.
Er spielte mit ein paar Zuckerwürfeln und baute ein Türmchen daraus. Er sah Sebastian nicht an, als er weiter sprach. Denn er ahnte, um was es Sebastian ging.
»Lukas, wir fragen uns, ob Franziskas Interesse anhält und sie früher oder später den Hof übernehmen und bewirtschaften will.«
»Sebastian, darüber machen wir uns auch Gedanken, meine Eltern und ich. Du weißt, was das für uns bedeutet, wenn der Pachtvertrag ausläuft.«
Lukas empfand die Situation als peinlich. Aber er wollte sich Klarheit verschaffen.
»Sebastian, Franziska hat mehrfach deutlich gesagt, dass sie und du, dass ihr euch über das Erbe einig geworden seid. Du hättest kein Interesse am Bichler Hof, sondern wolltest in Tonis Fußstapfen treten und Hüttenwirt werden.«
»Das stimmt. Franziska und ich haben uns geeinigt. Ich gestehe dir, dass ich mich freue, dass meine kleine Schwester sich für die Landwirtschaft begeistert. Sollte es wirklich dazu kommen, dass sie den Hof bewirtschaftet, dann wäre das nicht nur sehr schön, sondern würde mir auch das Herz erwärmen. So bliebe der Hof in Familienbesitz. Auch wenn wir beide auf der Berghütte eine neue, eine wunderschöne neue Heimat gefunden haben, liegen unsere Wurzeln auf dem Bichler Hof. Es wäre sehr tröstlich für mich, wenn eines Tages Franziskas Kinder dort groß würden. Ich könnte jederzeit hinkommen und in Erinnerungen schwelgen. Das klingt sicher sentimental, Lukas.«
»Das ist nicht sentimental, Sebastian. Der ältere Bruder meines Vaters hat den elterlichen Hof übernommen und bei meiner Mutter war es ihr jüngster Bruder.«
»Ich weiß. Deshalb suchten deine Eltern einen eigenen Hof. Das kann ich verstehen. Und da du dich für Landwirtschaft interessierst, kann ich auch nachvollziehen, dass etwas Eigenes besser ist.«
Sebastian trank einen Schluck Kaffee.
»Lukas, da wir gerade offen und ehrlich miteinander reden, will ich dir etwas anvertrauen. Ich bin sicher, dass Franziska niemals ihr Einverständnis geben würde, den Hof zu veräußern. Sie hängt an jedem Fleckchen Weide, Acker und an jedem Stein, vom Keller bis zum Dach.«
Lukas nickte.
»Das weiß ich, und das wissen meine Eltern. Franziska hat nie einen Hehl daraus gemacht. Sie ist eine Vollblutbäuerin. Sie ist wirklich gut.«
»Ja, das ist sie, sonst könnte sie nicht die Lehre mit einer verkürzten Lehrzeit abschließen. Franziska hat die Verbundenheit zum Land viel mehr geerbt als ich. Ich bin mit mir im Reinen und überlasse ihr gern den Hof. Meine Entscheidung war richtig, ins Hotelfach zu gehen. Und bald werde ich mit Toni und Anna zusammen die Berghütte führen.«
»So hat eben jeder seinen Lebenstraum, Sebastian. Und da der Herrgott jedem Menschen nur ein Leben auf Erden geschenkt hat, sollten wir das Beste daraus machen. Und ich sage dir, in meinen Augen gibt es nichts Schlimmeres, als jemand, der nicht Bauer sein will und dazu gezwungen wird.«
Sebastian war einen Augenblick still. Er bestrich sich eine Semmel mit Leberwurst, gab Senf und eine Gewürzgurke darauf.
»Und was ist dein Lebenstraum, Lukas?«, fragte Sebastian.
Lukas errötete.
»Mei, du wirst rot. Wenn dir die Frage peinlich ist, ziehe ich sie zurück.«
Lukas schüttelte den Kopf.
»Bevor Franziska bei meinen Eltern eine Landwirtschaftslehre anfing, hatte ich einen Traum. Jetzt steht dahinter ein großes Fragezeichen.«
»So? Nun red’ schon Lukas!«, forderte Sebastian ihn auf und lächelte ihn ermunternd an.
»Okay, ich habe vom allerersten Tag an Wurzeln auf dem Bichler Hof geschlagen. Ich konnte mir gut vorstellen, dort mein Leben zu verbringen.«
»Du studierst. Ist dir bei den Kenntnissen, die du erwirbst, der Hof nicht zu klein?«
Lukas Meininger schüttelte den Kopf.
»Nein, er hat genau die richtige Größe. Ich will Landwirtschaft in hoher Qualität betreiben, mehr Klasse, als Masse. Dahin geht die Zukunft.«
Sebastian lächelte.
»Du kennst dich da besser aus, als ich. Aber im Prinzip stimme ich dir zu. In der Gastronomie und im Hotelgewerbe ist das ähnlich. Ich habe eine hervorragende Ausbildung gemacht. Wer mich kennt, kann nicht verstehen, dass ich keine Hotelkarriere anstrebe. Meine Kollegen und Vorgesetzten sahen in mir schon den Chef eines großen Hotels, irgendwo in der Welt, dort wo die Promis ein- und ausgehen.«
Lukas nickte Sebastian zu.
»Ich verstehe dich sehr gut. Mach dir nichts daraus, Sebastian! Die so reden wissen nicht, was Heimat ist.«
»Da hast du recht. Waldkogel ist meine Heimat, meine Welt. Die Berghütte ist mein Paradies«, sagte Sebastian.
Lukas senkte den Blick.
»Was hast du?«, fragte Sebastian.
»Du bist besser dran, als ich. Ich dachte immer, dass ich eine Zukunft in Waldkogel habe. Aber wie die Dinge jetzt sind, ist das mehr als ungewiss.«
Lukas Meininger seufzte.
»Franziska hat sich verändert«, brach es leise aus ihm heraus.
Sebastian hatte es gehört, trotzdem fragte er nach.
»Ach nix«, sagte Lukas.
Nach einigen Sekunden hatte sich Lukas wieder im Griff.
»Unsere Zukunft«, sagte Sebastian, »wird noch von einem anderen Faktor beeinflusst werden.«
»Was meinst du damit?«, fragte Lukas.
»Es geht darum, dass ich eine Frau finden muss, die gern Hüttenwirtin an meiner Seite ist. Toni hat Anna gefunden. Warum sollte ich nicht auch so viel Glück haben? Und wenn ich mich in ein Madl verliebe, das nicht Hüttenwirtin sein will, dann habe ich auch schon eine Lösung«, erklärte Sebastian.
»Welche?«, fragte Lukas.
»Die Berghütte ist nur im Sommer geöffnet. Dann bin ich im Sommer auf der Berghütte, und sie lebt im Tal oder in München und kommt an den Wochenenden. Im Winter sind wir zusammen. In der Hinsicht bin ich ganz zuversichtlich. Es gibt Paare, die aus beruflichen Gründen immer mal länger getrennt sind, Seeleute, Leute, die auf Bohrinseln arbeiten, Leute, die von ihrer Firma irgendwohin versetzt werden. Das kann man alles regeln und bewältigen. Du hast es da einfacher.«
»Wieso? Du meinst, weil uns der Hof nicht gehört?«
Sebastian schüttelte den Kopf.
»Nein, weil du Hella hast. Sie ist ein fesches Madl, habe ich gehört, und sie kommt aus einem guten Stall. Und sie studiert auch Landwirtschaft.«
»Hella ist eine Kommilitonin. Wir arbeiten am selben Forschungsprojekt.«
»Ja, das habe ich gehört. Sie ist recht oft auf dem Bichler Hof.«
»Das ist richtig. Es ist wegen der Schweine, meiner Schweinezucht.«
Sebastian nickte. Dann sah er Lukas fest in die Augen. »Und welche Rolle spielt Hella in deinem Leben?«
»Warum fragst du?«
»Weil es mich interessiert.«
»Und warum interessiert dich das?«, fragte Lukas zurück.
»Weil es doch etwas mit deiner Zukunftsplanung zu tun hat. Oder irre ich mich?«
»Ja, das hat es. Mei, ich werde meiner Mutter die Ohren langziehen. Ich verstehe mich sehr gut mit ihr und habe sie herzlich lieb. Leider kann sie nichts für sich behalten.« Lukas seufzte. »Wenn du es weißt, dann weiß es bereits ganz Waldkogel.«
»Was weiß ganz Waldkogel?«, fragte Sebastian.
»Tu nicht so unschuldig, Sebastian! Es ist im Gespräch, dass Hella und ich nach dem Studium vielleicht eine Firma gründen, um die Rasse der Turopolje Schweine und andere fast vergessene, aber robuste Nutztierrassen im großen Stil zu züchten oder von Partnern züchten zu lassen. Wir wollen landwirtschaftlichen Betrieben eine Möglichkeit zur Züchtung geben, unter dem Dach unserer Firma. Wir wollen die Vermarktung garantieren und stehen für die Qualitätssicherung. Aber das ist längst nicht in trockenen Tüchern.«
»Ich habe nichts davon gehört«, sagte Sebastian.
»Nicht, wirklich nicht?«, wunderte sich Lukas. »Warum fragst du mich dann nach meinen Zukunftsplänen mit Hella?«
»Mei, du bist ein Bursche, Lukas, Hella ist ein Madl. Es ist kein Geheimnis, dass sie oft zu euch kommt. Jeder nimmt an, dass ihr ein Paar seid.«
»Das sind wir nicht, Sebastian. Und außerdem, was gibst du auf das Gerede?«
Sebastian rieb sich das Kinn. »Eins ist sicher, deine Mutter ist begeistert von Hella. Daraus macht sie wahrlich keinen Hehl.«
Lukas Meininger stöhnte laut.
»Ja, das ist sie. Mutter hat sich sehr verändert, seit ich Hella mitgebracht habe. Ich hoffe, sie findet bald wieder in unser altes Leben zurück. Vater ist es nicht recht. Aber er liebt meine Mutter. Es geht irgendwann wieder vorüber, sagt er immer.«
Lukas schmunzelte. »Sebastian, lassen wir das. Jetzt komm endlich zum Thema. Du hast mir am Telefon gesagt, du wolltest mich etwas fragen.«
»Wir sind schon dabei. Aber ich kann es noch deutlicher formulieren. Dann seid ihr kein Paar, du und Hella?«
»Nein, das sind wir nicht. Warum interessiert dich das? Hast du Hella gesehen und bist selbst an dem Madl interessiert?«
Sebastian brach in schallendes Gelächter aus.
»Bewahre! Nach all dem, was ich über Hella gehört habe, sehe ich mir sie nicht einmal von weitem an. Und gefallen tut mir sie auch nicht.«
»Woher weißt du, wie sie aussieht, wenn du sie nicht gesehen hast?«
»Fotos! Ich kenne sie von Fotos.«
»Verstehe«, schmunzelte Lukas, »Hellas Familie ist reich und berühmt. Sie haben ein großes Gut in der Nähe der holländischen Grenze und besitzen ein Gestüt, aus dem berühmte Pferde hervorgegangen sind, hochdotierte Rennpferde und Dressurpferde. Die Züchter reißen sich um die Deckhengste. Es ist immer wieder etwas in den Zeitungen über sie.«
Sebastian legte sein Messer auf den Teller und schob ihn zur Seite. Er war fertig mit der Brotzeit.
»Diese Bilder meine ich nicht.«