Einige Charaktertypen aus der psychoanalytischen Arbeit - Sigmund Freud - E-Book

Einige Charaktertypen aus der psychoanalytischen Arbeit E-Book

Sigmund Freud

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Beschreibung

In 'Einige Charaktertypen aus der psychoanalytischen Arbeit' präsentiert Sigmund Freud eine Sammlung von Fallstudien, die auf seine psychoanalytische Praxis basieren. Der Leser taucht ein in die tiefenpsychologische Analyse von verschiedenen Charakteren, die Freud auf ihrer Suche nach emotionaler und mentaler Heilung begleitet hat. Durch den literarischen Stil von Freud, der gekennzeichnet ist durch seine präzise Sprache und seinen analytischen Ansatz, wird der Leser nicht nur in die komplexen Charaktere eingeführt, sondern auch in die grundlegenden Prinzipien der Psychoanalyse. Dieses Werk steht sowohl im Kontext von Freuds bahnbrechenden Beiträgen zur Psychologie als auch im literarischen Kontext der Erforschung des menschlichen Geistes in der Literatur und Philosophie des frühen 20. Jahrhunderts. Sigmund Freud, einer der einflussreichsten Psychologen des 20. Jahrhunderts, schrieb 'Einige Charaktertypen aus der psychoanalytischen Arbeit' basierend auf seiner langjährigen Erfahrung als Psychoanalytiker. Seine Forschung und Theorien über das Unbewusste, die Sexualität und die Psyche des Menschen haben die moderne Psychologie maßgeblich geprägt. Freud nutzte seine Einblicke in die menschliche Psyche, um tiefe Einblicke in die Charaktere seiner Patienten zu gewinnen und sie so besser zu verstehen und zu behandeln. Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk für alle, die an Psychologie, Psychoanalyse und menschlichem Verhalten interessiert sind. Mit scharfsinnigen Analysen und tiefen Einblicken in die menschliche Psyche liefert Freud nicht nur wertvolles Wissen, sondern regt auch zum Nachdenken über die tiefsten Schichten des menschlichen Charakters an.

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Sigmund Freud

Einige Charaktertypen aus der psychoanalytischen Arbeit

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-0787-9

Inhaltsverzeichnis

I DIE AUSNAHMEN
II DIE AM ERFOLGE SCHEITERN
III DIE VERBRECHER AUS SCHULDBEWUßTSEIN

Wenn der Arzt die psychoanalytische Behandlung eines Nervösen durchführt, so ist sein Interesse keineswegs in erster Linie auf dessen Charakter gerichtet. Er möchte viel eher wissen, was seine Symptome bedeuten, welche Triebregungen sich hinter ihnen verbergen und durch sie befriedigen, und über welche Stationen der geheimnisvolle Weg von jenen Triebwünschen zu diesen Symptomen geführt hat. Aber die Technik, der er folgen muß, nötigt den Arzt bald, seine Wißbegierde vorerst auf andere Objekte zu richten. Er bemerkt, daß seine Forschung durch Widerstände bedroht wird, die ihm der Kranke entgegensetzt, und darf diese Widerstände dem Charakter des Kranken zurechnen. Nun hat dieser Charakter den ersten Anspruch an sein Interesse.

IDIE AUSNAHMEN

Inhaltsverzeichnis

Die psychoanalytische Arbeit sieht sich immer wieder vor die Aufgabe gestellt, den Kranken zum Verzicht auf einen naheliegenden und unmittelbaren Lustgewinn zu bewegen. Er soll nicht auf Lust überhaupt verzichten; das kann man vielleicht keinem Menschen zumuten, und selbst die Religion muß ihre Forderung, irdische Lust fahrenzulassen, mit dem Versprechen begründen, dafür ein ungleich höheres Maß von wertvollerer Lust in einem Jenseits zu gewähren. Nein, der Kranke soll bloß auf solche Befriedigungen verzichten, denen eine Schädigung232unfehlbar nachfolgt, er soll bloß zeitweilig entbehren, nur den unmittelbaren Lustgewinn gegen einen besser gesicherten, wenn auch aufgeschobenen, eintauschen lernen. Oder mit anderen Worten, er soll unter der ärztlichen Leitungjenen Fortschritt vom Lustprinzip zum Realitätsprinzipmachen, durch welchen sich der reife Mann vom Kinde scheidet. Bei diesem Erziehungswerk spielt die bessere Einsicht des Arztes kaum eine entscheidende Rolle; er weiß ja in der Regel dem Kranken nichts anderes zu sagen, als was diesem sein eigener Verstand sagen kann. Aber es ist nicht dasselbe, etwas bei sich zu wissen und dasselbe von anderer Seite zu hören; der Arzt übernimmt die Rolle dieses wirksamen anderen; er bedient sich des Einflusses, den ein Mensch auf den anderen ausübt. Oder: erinnern wir uns daran, daß es in der Psychoanalyse üblich ist, das Ursprüngliche und Wurzelhafte anstelle des Abgeleiteten und Gemilderten einzusetzen, und sagen wir, der Arzt bedient sich bei seinem Erziehungswerk irgendeiner Komponente derLiebe. Er wiederholt bei solcher Nacherziehung wahrscheinlich nur den Vorgang, der überhaupt die erste Erziehung ermöglicht hat. Neben der Lebensnot ist die Liebe die große Erzieherin, und der unfertige Mensch wird durch die Liebe der ihm Nächsten dazu bewogen, auf die Gebote der Not zu achten und sich die Strafen für deren Übertretung zu ersparen.

Fordert man so von den Kranken einen vorläufigen Verzicht auf irgendeine Lustbefriedigung, ein Opfer, eine Bereitwilligkeit, zeitweilig für ein besseres Ende Leiden auf sich zu nehmen, oder auch nur den Entschluß, sich einer für alle geltenden Notwendigkeit zu unterwerfen, so stößt man auf einzelne Personen, die sich mit einer besonderen Motivierung gegen solche Zumutung sträuben. Sie sagen, sie haben genug gelitten und entbehrt, sie haben Anspruch darauf, von weiteren Anforderungen verschont zu werden, sie unterwerfen sich keiner unliebsamen Notwendigkeit mehr, denn sie seienAusnahmenund gedenken es auch zu bleiben. Bei einem Kranken solcher Art war dieser Anspruch zu der Überzeugung gesteigert, daß eine besondere Vorsehung über ihn wache, die ihn vor derartigen schmerzlichen Opfern bewahren werde. Gegen innere Sicherheiten, die sich mit solcher Stärke äußern, richten die Argumente des Arztes nichts aus, aber auch sein Einfluß versagt zunächst, und er wird darauf hingewiesen, den Quellen nachzuspüren, aus welchen das schädliche Vorurteil gespeist wird.

Nun ist es wohl unzweifelhaft, daß ein jeder sich für eine »Ausnahme« ausgeben und Vorrechte vor den anderen beanspruchen möchte. Aber gerade darum bedarf es einer besonderen und nicht überall233vorfindlichen Begründung, wenn er sich wirklich als Ausnahme verkündet und benimmt. Es mag mehr als nur eine solche Begründung geben; in den von mir untersuchten Fällen gelang es, eine gemeinsame Eigentümlichkeit der Kranken in derenfrüheren Lebensschicksalen