Einmal Hölle und zurück ins Leben - Rosemarie Kränzer - E-Book

Einmal Hölle und zurück ins Leben E-Book

Rosemarie Kränzer

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Beschreibung

Rosemarie Kränzer scheint das Glück gefunden zu haben: Nach einer langjährigen, gescheiterten Beziehung findet sie in ihrem neuen Partner eine liebevolle Stütze. Martin erweist sich als fürsorglicher Ersatzvater für die Kinder, der sogar von ihrem Expartner anerkannt wird, und sich als sein komplettes Gegenteil präsentiert. Leider beginnt die Fassade bald zu bröckeln und wird immer öfter von plötzlichen Wutausbrüchen erschüttert. Rosemarie beginnt, an sich selbst zu zweifeln und ihr eigenes Verhalten in Frage zu stellen. Schritt für Schritt setzt sich ein Teufelskreis in Gang … Erst viel zu spät erkennt sie den Narzissten sowie Borderliner in Martin und versucht, sich aus der toxischen Beziehung zu befreien. Aber die jahrelangen Misshandlungen haben unauslöschliche Spuren hinterlassen.

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Seitenzahl: 682

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2023 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99130-280-3

ISBN e-book: 978-3-99130-281-0

Lektorat: Lucas Drebenstedt

Umschlagfoto: Rosemarie Kränzer

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: Rosemarie Kränzer/Tanya

www.novumverlag.com

Vorwort

Dieses Buch ist mein „BEFREIUNGSSCHLAG“ aus einer toxischen Beziehung!

Für meine Kinder und wahren Freunde!

November 2022,

Rosemarie Kränzer

Teil 1

Wie ein Narzisst oder, wie er sich nennt, „ein Mensch mit narzisstischen Zügen“ systematisch versuchte, mein Leben und das meiner Familie zu zerstören!

Zuerst einmal danke, dass ich meine Geschichte mit dir teilen darf! Ich hoffe von ganzem Herzen, dass ich mit der Darstellung meiner Geschichte dem einen oder anderen Mit Opfer die Augen über emotionalen Missbrauch öffnen darf und mir dieses Anliegen auch gelingt!

EIN SELBSTERLEBTER PSYCHOTHRILLER

Das intensive Bedürfnis von Psychopathen, andere zu kontrollieren, führt dazu, dass sie ihren Partner zu Dingen zu drängen, die ihnen selbst zugutekommen. Dahinter steckt häufig eine regelrechte strategische Planung, um schließlich die komplette Falle zuschnappen zu lassen. Und in diese Falle kann jeder geraten, egal ob es sich um einen einfachen Menschen handelt oder einen studierten Professor. Es gibt auch weibliche Psychopathen, aber die Mehrzahl betrifft unsere männlichen Mitmenschen.

1) Inspiration

Als ich dieses Buch so gut wie fertig hatte, bekam ich folgendes Hörbuch in die Hände. Es zu hören, hat selbst mir am ganzen Körper Gänsehaut verursacht und gerade dieser Auszug daraus passt so gut zu meiner Geschichte. Ich kann dieses Hörbuch nur jedem Betroffenen empfehlen. Und auch jedem, der einem Betroffenen helfen möchte, die Augen über emotionalen Missbrauch zu öffnen.

EMOTIONALER MISSBRAUCH IST DIE VERGEWALTIGUNG DEINER SEELE

Auszug aus dem Hörbuch (Audible): „Keine Macht den Psychopathen“ von Jackson McKenzie (Kapitel 98 bis 103)

„Das 15-Prozent-Problem Zahlen finde ich meistens ziemlich langweilig, aber die folgenden sind nach meinem Dafürhalten einer genaueren Betrachtung wert. Lt. National Instituts of Heals, die dem US-Ministerium für Gesundheitspflege und soziale Dienste zugeordnet sind, leiden in den USA 6 % der Allgemeinbevölkerung an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPD), 6 % der Allgemeinbevölkerung an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) und 2 % der Allgemeinbevölkerung an einer histrionischen Persönlichkeitsstörung (HPD). Und laut. der US-amerikanischen Psychologin und Autorin Dr. Martha Stout leiden in den USA 4 % der Allgemeinbevölkerung an einer antisozialen Persönlichkeitsstörung (ASPD), Soziopathie oder Psychopathie.

In Deutschland liegen keine konkreten Zahlen vor, aber man geht davon aus, dass etwa 2 % der Bevölkerung unter einer psychopatischen Persönlichkeitsstörung, weniger als 1 % unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, 1–4 % unter einer Borderline-Störung und ca. 2–3 % unter einer histrionischen Persönlichkeitsstörung leidet.

Hier handelt es sich um sogenannte Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen. Und laut den o. g. Statistiken ist in den USA jeder 7. davon betroffen – mehr als 15 % der Bevölkerung. Ich runde nach unten ab, um zu berücksichtigen, dass es sich nicht um eine Grunderkrankung, sondern um Begleit- oder Folgeerkrankungen handeln könnte.

Bedenken Sie, dass sich die meisten nicht nur auf freiem Fuß befinden, sondern auch in hohem Maß leistungsfähige, aktive Mitglieder der Gesellschaft sind.

Angesichts dieser Resultate ist es durchaus wahrscheinlich, dass Sie, ohne es zu ahnen, jeden Tag auf Ihrem Weg zur Arbeit jemandem begegnet sind, der unter einer antisozialen Persönlichkeitsstörung leidet. Vielleicht hat er oder sie Ihnen sogar heute Morgen einen Kaffee serviert. Wo ist also das Problem?

Das Problem ist, dass die Gesellschaft kaum etwas über diese unglaublich weitverbreiteten Störungen weiß. Wie viele Ihrer Freunde könnten die Frage beantworten, was eine Borderline-Persönlichkeitsstörung ist? Und wie viele könnten genau erklären, wie sie sich äußert? Ist jemand mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung nur ein Mensch, der zu oft in den Spiegel schaut? Oder ist jemand mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung nur ein Mensch, der ständig Aufmerksamkeit sucht?

Sie werden vermutlich feststellen, dass die meisten Leute den Begriff „Psychopathie“ überwiegend aus Berichten über Serienmörder oder aus Fernsehserien, wie „Criminal Minds“, kennen, die Täterprofile beschreiben.

Was ist mit dem viel weiter verbreiteten „Wolf im Schafspelz“? Der sich unerkannt mitten unter uns befindet und sich mit Charme und Manipulationsgeschick den Weg in das Leben eines Menschen bahnt? Was ist mit dem Chamäleon, dem Meister der Tarnung, der sein ahnungsloses Opfer in die Falle lockt und mit seinem Gift zerstört, während er den Anschein erweckt, kein Wässerchen trüben zu können?

Für Menschen mit Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen sind Beeinträchtigungen auf der Ebene der Gefühle und Empfindungen, der moralischen Werte und der Empathie typisch. Ihnen fehlen einige der wichtigsten menschlichen Eigenschaften, könnte man sagen. Warum lernen wir in der Schule nichts über diese Störungen? Warum wird ihnen so wenig öffentliche Aufmerksamkeit zuteil?

15 % der US-amerikanischen Bevölkerung (ich werde die Zahl noch mehrmals wiederholen) leiden an schweren oder unheilbaren emotionalen Störungen. Und aufgrund der verborgenen Symptome bleiben sie unerkannt. Wenn jemand einen Verdacht hegt und beschließt, mehr darüber in Erfahrung zu bringen, ist der Schaden oft schon angerichtet!

Wie können wir Psychopathen also erkennen, bevor es zu spät ist?

Die 4 Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen beziehen verschiedene Symptome ein, aber allen ist eines gemein: Es geht um ungesunde, unangemessene, vorgetäuschte oder fehlende menschliche Emotionen! Sie können sich je nach Individuum und Störung unterscheiden. Aber die Opfer machen ausnahmslos die gleiche Erfahrung: Idealisierung und Entwertung.

Menschen mit einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung sind unfähig, natürliche Bindungen zu anderen einzugehen und infolgedessen ahmen sie diese mit Hilfe des „Zuckerbrot-und-Peitsche-Zyklus“ nach. Gleich, ob mit oder ohne Vorsatz.

Dieses Buch wurde für die Opfer geschrieben, die sich aus einer traumatischen Beziehung lösen bzw. gelöst haben. Es soll sie ermutigen und darin unterstützen, nach Antworten zu suchen und ihre mentale Gesundheit wiederzuerlangen.

Ich habe den spitzfindigen Unterschieden zwischen den einzelnen Persönlichkeitsstörungen weniger Gewicht beigemessen, weil die Auswirkungen auf die Opfer immer die gleichen sind. VERWIRRUNG, HOFFNUNGSLOSIGKEIT und TOTALE EMOTIONALE ZERSTÖRUNG!

Wenn wir begreifen, dass es Menschen gibt, die eine andere Wahrnehmung von der Welt haben als wir, ergibt plötzlich alles einen Sinn. Sobald wir aufhören, unser eigenes Gewissen und unsere positiven Eigenschaften auf andere zu projizieren, lassen sich unsere unbegreiflichen Erfahrungen mit einem Mal erklären. Für viele von uns stellt das Wissen um diese Störungen das fehlende Puzzleteil dar, das unser Leben von Grund auf verändert.

Abgesehen von den 30 Alarmsignalen, die am Anfang des Buches beschrieben wurden, finden Sie hier noch eine kurze Zusammenfassung der Merkmale, die für die 4 erwähnten Persönlichkeitsstörungen kennzeichnend sind.

NARZISSTISCHE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG: Um die Diagnose narzisstische Persönlichkeitsstörung zu stellen, müssen laut diagnostischem und statistischem Leitfaden psychischer Störungen DSM mindestens 5 oder mehr der folgenden Symptome vorhanden sein:

Die Erwartung, dass ihre Überlegenheit und Wichtigkeit anerkannt werden, ohne entsprechende Leistungen vorweisen zu können.Die Erwartung fortwährend Aufmerksamkeit, Bewunderung und positive Bestätigung von anderen zu erhalten.Neid auf andere und die Überzeugung, von anderen beneidet zu werden.Exzessive Beschäftigung mit Gedanken und Fantasien, die sich um spektakuläre Erfolge, magische Anziehungskraft, Macht und Intelligenz drehen.Mangelnde Fähigkeit, sich in die Gefühle oder Bedürfnisse anderer hineinzuversetzen.Überhebliche Einstellungen und arrogantes Verhalten.Unrealistische Überzeugung, eine Vorzugsbehandlung verdient zu haben.

In zwischenmenschlichen Beziehungen führt das zu einer frühzeitigen Idealisierung in der Eroberungsphase, in der Sie mit Schmeicheleien verwöhnt werden, um Sie in eine ergiebige Quelle positiver Energie zu verwandeln, um zeitweilig das pathologische Bedürfnis nach Bewunderung zu befriedigen. Doch da Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung außerdem eifersüchtig und arrogant sind, entdecken Sie schnell, dass kein Raum für Ihr eigenes Glück bleibt. Sobald Sie es versäumen, den rasch wechselnden Anforderungen zu entsprechen, werden Sie entwertet und kritisiert. Und zwar so lange, bis Sie ihnen nichts mehr zu bieten haben. Der auffallende Kontrast zwischen Überhöhung und Entwertung hinterlässt bei Ihnen das Gefühl, wertlos, gebrochen und völlig verwirrt zu sein.

BORDERLINE-PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG: Um die Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung zu stellen, müssen laut DSM mindestens 5 oder mehr der folgenden Symptome vorhanden sein:

Hektische Bemühungen, eine reale oder vermeintliche Trennung zu verhindern.Instabile und intensive zwischenmenschliche Beziehungsmuster mit charakteristischem Wechsel zwischen den Extremen Idealisierung und Entwertung.Identitätsstörung, ausgeprägt und permanent unbeständiges Selbstbild oder Selbstwahrnehmung.Potenziell selbstschädigende Impulsivität in verschiedenen Bereichen, z. B. Finanzen, Sex, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, Essattacken, Suizidversuche, wiederholte Selbstmordandeutungen oder Androhungen und Selbstverletzungen.Emotionale Instabilität aufgrund starker Stimmungsschwankungen, z. B. intensive, zeitweilig auftretende Missstimmung, erhöhte Reizbarkeit oder Beklemmungen, die normalerweise wenige Stunden und nur selten mehrere Tage andauern.Chronisches Gefühl der inneren Leere, unangemessene heftige Wut oder Schwierigkeiten, Wutgefühle zu kontrollieren z. B. häufige Temperamentsausbrüche, ständige Verärgerung, wiederkehrende tätliche Auseinandersetzungen.Vorübergehende stressbedingte Wahnvorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.

In zwischenmenschlichen Beziehungen führt das zu einer frühzeitigen Idealisierung in der Eroberungsphase, in der Sie mit Schmeicheleien verwöhnt werden, um Sie in eine ergiebige Quelle positiver Energie zu verwandeln, um zeitweilig das pathologische Bedürfnis zu befriedigen, die eigene innere Leere zu füllen. Doch da Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung außerdem aggressiv und impulsiv sind, entdecken Sie schnell, dass kein Raum für Ihr eigenes Glück bleibt. Sobald Sie es versäumen, den rasch wechselnden Anforderungen zu entsprechen, werden Sie entwertet und kritisiert. Und zwar so lange, bis Sie ihnen nichts mehr zu bieten haben. Der auffallende Kontrast zwischen Überhöhung und Entwertung hinterlässt bei Ihnen das Gefühl, wertlos, gebrochen und völlig verwirrt zu sein.

HISTRIONISCHE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG: Um die Diagnose histrionische Persönlichkeitsstörung zu stellen, müssen laut DSM mindestens 5 oder mehr der folgenden Symptome vorhanden sein:

Das Bedürfnis, in gleich welcher Situation, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.Unangemessenes sexuell verführerisches oder provokatives Verhalten auf Interaktionsebene.Rasch wechselnde oberflächliche Gefühlsäußerungen.Ein äußeres Erscheinungsbild, das stets dazu dient, Aufmerksamkeit zu erregen.Sprachstil, der Einzelheiten auslässt und in erster Linie darauf bedacht ist, Eindruck zu schinden.Hang zur Selbstdramatisierung, Theatralik und übertriebenen Gefühlsäußerungen.Leichte Beeinflussbarkeit durch andere oder die jeweilige Situation. Im Fachjargon als „Suggestibilität“ bezeichnet.Unrealistische Bewertungen zwischenmenschlicher Beziehungen, enger als sie wirklich sind.

In zwischenmenschlichen Beziehungen führt das zu einer frühzeitigen Idealisierung in der Eroberungsphase, in der Sie mit Schmeicheleien verwöhnt werden, um Sie in eine ergiebige Quelle positiver Energie zu verwandeln. Um zeitweilig das pathologische Bedürfnis nach Aufmerksamkeit zu befriedigen. Doch da Menschen mit histrionischer Persönlichkeitsstörung außerdem hochgradig provokativ und überspannt sind, entdecken Sie schnell, dass kein Raum für Ihr eigenes Glück bleibt. Sobald Sie es versäumen, den rasch wechselnden Anforderungen zu entsprechen, werden Sie entwertet und kritisiert. Und zwar so lange, bis Sie Ihnen nichts mehr zu bieten haben. Der auffallende Kontrast zwischen Überhöhung und Entwertung hinterlässt bei Ihnen das Gefühl, wertlos, gebrochen und völlig verwirrt zu sein.

Haben Sie gemerkt, worauf ich hinauswill?

ANTISOZIALE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG: Um die Diagnose antisoziale oder dissoziale Persönlichkeitsstörung APS zu stellen, müssen laut DSM mindestens 5 oder mehr der folgenden Symptome vorhanden sein:

Unfähigkeit, sich an gesellschaftliche Regeln und Gesetze anzupassen. Wie aus wiederholten Festnahmen aufgrund von Straftaten ersichtlich.Manipulatives Verhalten, Tricks, um andere zu beeinflussen oder zu kontrollieren. Verführung, Charme, Redegewandtheit oder Schmeicheleien als Mittel, um die angestrebten Ziele zu erreichen.Neigung zu Täuschungsmanövern, beispielsweise Lügen, Benutzung von Decknamen oder Betrügereien, um persönliche Vorteile zu erzielen oder aus reinem Vergnügen.Impulsivität oder Unfähigkeit, vorauszuplanen.Erhöhte Reizbarkeit und Aggressivität, die sich in wiederholten verbalen oder tätlichen Auseinandersetzungen äußern. Rücksichtslose Missachtung der eigenen Sicherheit oder der Sicherheit anderer.Verantwortungslosigkeit in vielen Bereichen, beispielsweise Unfähigkeit, auf längere Sicht den Anforderungen am Arbeitsplatz zu entsprechen oder finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.Mangelnde Reuegefühle beispielsweise Gleichgültigkeit oder Rationalisierungsversuche, wenn andere von ihnen gekränkt, misshandelt oder bestohlen wurden.

TROMMELWIRBEL bitte …

In zwischenmenschlichen Beziehungen führt das zu einer frühzeitigen Idealisierung in der Eroberungsphase, in der Sie mit Schmeicheleien verwöhnt werden, um Sie in eine ergiebige Quelle positiver Energie zu verwandeln. Um zeitweilig das pathologische Bedürfnis zu befriedigen, andere mit einer Charmeoffensive unter ihre Kontrolle zu bringen. Doch da Menschen mit einer antisozialen oder dissozialen Persönlichkeitsstörung außerdem hochgradig skrupellos und Meister der Täuschung sind, entdecken Sie schnell, dass kein Raum für Ihr eigenes Glück bleibt. Sobald Sie es versäumen, den rasch wechselnden Anforderungen zu entsprechen, werden Sie entwertet und kritisiert. Und zwar so lange, bis sie Ihnen nichts mehr zu bieten haben. Der auffallende Kontrast zwischen Überhöhung und Entwertung hinterlässt bei Ihnen das Gefühl, wertlos, gebrochen und völlig verwirrt zu sein.

Tut mir leid, dass ich mich ständig wiederholt habe. Aber ich denke, dass ist gerechtfertigt, wenn man bedenkt, dass ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung unter einer der beschriebenen psychischen Beeinträchtigungen leidet. Es ist nicht normal, dass jemand Sie auf einen Sockel hebt, damit Sie umso tiefer fallen.

Wenn Sie jemanden mit einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung kennen lernen, schweben Sie auf Wolke 7 und denken, Ihre schönsten Träume wären endlich in Erfüllung gegangen. Sie werden mit Lob und Liebesbezeugungen überschüttet. Ihr Partner richtet seine gesamte Energie und Aufmerksamkeit auf Sie. Sie haben das Gefühl, für ihn der einzige Mensch auf der Welt zu sein.

Doch wie Sie anhand der oben genannten Symptome erkennen, ist diese Überhöhung lediglich Mittel zum Zweck. Sie basiert auf einem pathologischen Bedürfnis nach Bewunderung, Aufmerksamkeit, Kontrolle oder dem Bestreben, die innere Leere zu füllen. Sie stützt sich letztendlich nicht auf die Anerkennung Ihrer einzigartigen Charaktereigenschaften. Denn Menschen mit einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung betrachten andere nicht als Lebewesen mit Gefühlen, sondern als eine Möglichkeit, emotionale Defizite auszugleichen, die mit ihrer Beeinträchtigung einhergehen. Ähnlich wie die bei Sekten übliche Gehirnwäsche ist die Idealisierung eine gezielt eingesetzte Strategie, um Vertrauen und Liebe zu gewinnen und die Opfer in eine verlässliche Quelle für die Befriedigung ihrer pathologischen Bedürfnisse zu verwandeln. Sobald Sie es versäumen, die unmöglichen und impulsiven Anforderungen Ihres Partners zu erfüllen, wird Ihr Traum zu einem Alptraum. Sie stehen ständig unter Hochspannung und sind unfähig, Ihr Befremden zum Ausdruck zu bringen. Jeder Versuch, ihm mit Einfühlungsvermögen und Empathie zu begegnen, stößt auf taube Ohren. Keine der üblichen zwischenmenschlichen Strategien scheint mehr zu funktionieren. Sie beginnen ernsthaft zu glauben, dass Sie verrückt sind, unter Zwangsvorstellungen leiden, obwohl Sie dieses Gefühl in keiner früheren Beziehung hatten.

Die Heiterkeit, die ehemals für Sie charakteristisch war, löst sich rasch auf und macht einem paranoiden, chaotischen Zustand der Angst, Verzweiflung und Obsessionen Platz. Diese Entwicklung ist der Gesundheit abträglich und destruktiv. Hier muss sich dringend etwas ändern.

Die Meinungen bezüglich dessen, was sich ändern muss, gehen auseinander. Während das Thema Persönlichkeitsstörungen auch im öffentlichen Raum zunehmend Beachtung findet, weisen die Betroffenen darauf hin, dass sie nicht diskriminiert werden sollten, weil sie hinsichtlich ihrer Beeinträchtigung keine Wahl haben. Ebenso wenig wie bei der Hautfarbe oder sexuellen Orientierung. Der Unterschied ist jedoch, dass die Hautfarbe einen Menschen nicht veranlasst, die Identität anderer systematisch zu zerstören. Oder jemanden absichtlich zu verletzen. Homosexuelle sind nicht darauf programmiert, ihre Partner zu manipulieren.

Und das macht Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen zu einem besonders heiklen Thema. Sie ermöglichen Menschen, nach außen hin völlig gesund und liebevoll zu erscheinen, oft mehr als psychisch Gesunde, und die Fassade der Normalität zu nutzen, um jeden ins Unglück zu stürzen, der das Pech hatte, ihren Weg zu kreuzen. Dieses Problem entsteht durch keine andere mentale oder physische Beeinträchtigung. Einige fühlen sich vielleicht geneigt, den Betroffenen zu helfen oder sie zu heilen. Ich sage es offen heraus: Das ist nicht meine Aufgabe! Es gibt Psychologen und Wissenschaftler, die sich die größte Mühe geben, diese psychischen Störungen zu verstehen und zu behandeln. Doch derzeit sind sie noch unheilbar, schwer zu therapieren und weitverbreitet.

Angesichts dieses Problems stellt sich die Frage, was wir tun können, um uns zu schützen. Der erste Schritt ist, die Aufklärung, Informationen verbreiten. Andere darauf aufmerksam machen, dass nicht alle Psychopathen wegen einer schweren Straftat hinter Gittern landen, wie etwa der amerikanische Serienmörder „Ted Bundi“. Toxisches manipulatives Verhalten als das entlarven, was es ist, den Unterschied zwischen kalkulierter Schmeichelei und gesunder echter Liebe aufzeigen.

Der zweite Schritt ist die Bestätigung der traumatischen Erfahrung. Opfern helfen, die Dunkelheit zu überwinden, und ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind, Erfahrungen austauschen und begreifen, dass Sie manipuliert wurden.

Zuerst wagen Sie sich vielleicht nicht aus der Deckung, weil Sie fürchten Ihre Geschichte sei zu abartig, um sie in Worte zu fassen. Doch das ist typisch für die Beziehung zu einem Partner mit Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen.

Mit den richtigen Schlüsselbegriffen und Zuordnungen entdecken Sie plötzlich, dass außer Ihnen noch Millionen anderer den gleichen Alptraum erlebt haben.

Der nächste Schritt ist die Heilung. Den eigenen Fokus vom Täter auf die Opfer verlagern. Begreifen, was Sie verloren und wichtiger noch, welche Erkenntnisse Sie auf Grund dieser Erfahrungen gewonnen haben, beispielsweise, dass man Grenzen setzen und Selbstachtung entwickeln sollte, dass man die eigenen Unsicherheiten und Verletzlichkeiten unter die Lupe nehmen sollte, um das Gespür für Beziehungen zu schärfen, die erfüllender und der Gesundheit zuträglicher sind.

Der letzte Schritt ist die Freiheit. Sobald Sie in der Lage sind, toxische Menschen zu identifizieren und zu erkennen, wird Ihnen klar, dass Interaktionen mit ihnen zu nichts führen. Statt des vergeblichen Versuchs, Bruchstellen in Ihrer Persönlichkeitsstruktur zu kitten, richten Sie Ihre kostbare Energie lieber auf gleichermaßen emphatische Freunde und Partner.

Gleich, was Menschen mit Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen Ihnen auch versprechen mögen, sie können und werden sich Ihnen zuliebe nicht ändern.

Sobald diese Schritte eingeleitet sind, sollten wir die Möglichkeiten nutzen, uns in kleinem Maßstab mit den großen Problemen unserer Zeit zu befassen. Die Freiheit, die wir genießen, wenn der Psychopath keine Macht mehr über uns hat, gestattet uns, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, dass uns in zwischenmenschlichen Beziehungen vor Schaden bewahrt.

Doch, was ist, wenn wir einen Schritt zurücktreten und den Blick auf das übergeordnete Bild werfen, auf unsere Gesellschaft, unser Unternehmen, unsere Kultur.

Wie viel Schaden haben diejenigen, die unter schweren Persönlichkeitsstörungen leiden und unerkannt mitten unter uns leben, in diesen Bereichen bereits angerichtet.

Wir haben ein Problem – ohne Zweifel! Aber ich bin ein unverbesserlicher Optimist und wir Optimisten haben unser eigenes ganz spezielles Bedürfnis, nach Lösungen Ausschau zu halten. „Auszug aus dem oben genannten Hörbuch „Keine Macht den Psychopathen, so befreien Sie sich von emotional traumatischen Beziehungen“ von Jackson McKenzie.

Mein Resümee:

Dieses Hörbuch empfehle ich allen Betroffenen beider Seiten. Die einen können vielleicht, nachdem sie erfolgreich eine langjährige Therapie gemacht haben, nachvollziehen, weshalb sich so mancher Partner von ihnen getrennt hat.

Und den anderen, den Opfern, kann ich damit nur ans Herz legen, die Augen endlich zu öffnen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Denn genauso, wie im obigen Auszug eine toxische Partnerschaft beschrieben wird, habe ich es am eigenen Leib erlebt!!! Hinterher ist man als Partner, der alles gegeben hat, vollkommen traumatisiert … voller Ängste und unsicher im Leben.

Ja, ich gebe zu, in gewisser Weise war ich auch abhängig von ihm … denn mit seinen ständigen Meckereien und Abwertungen hat er mich auf Dauer immer unsicherer in meiner mir vorher durch Psychotherapien und eigener „Innere-Kind-Arbeit“ angeeigneten Selbstsicherheit gemacht, die bis zu dieser Zeit auf der Insel gut funktionierte.

Doch auch die Tatsache, dass mein ganzes Hab und Gut und auch alles Hab und Gut meiner Tochter Tanya und ihrem Mann Dario auf dieser Insel feststeckten, hielt mich in all den Jahren innerlich gefangen.

2) Vorwort

Das Leben ist eine Gratwanderung zwischen Loslassen und Festhalten. Beziehungen zwischen zwei Menschen funktionieren nicht so, wie es von einem der Partner gewaltvoll vorgegeben wird. Im Grunde besteht jede Partnerschaft aus 4 Personen. Den zwei Erwachsenen, die sich für diese Partnerschaft entschlossen haben, aber auch, und das verdrängen die meisten Menschen, aus den zwei inneren zum Teil schwer verletzten und traumatisierten Kindern in diesen Erwachsenen. Dieses Kind lebt bis zum Lebensende in jedem von uns. Es will integriert werden. Wenn es sich nicht geliebt fühlt, drängt es nach außen. Macht sich bemerkbar.

Beim Narzissten dadurch, dass er durch Machtgehabe seinen Partner unterdrückt. Beim Partner, indem dieser sich durch dieses Machtgehabe seines Narzissten verletzt fühlt, anstatt diese Gefühle beim Narzissten zu lassen, und alles persönlich zu nehmen.

Der Narzisst muss sein inneres Kind integrieren. Das ist seine Aufgabe! Aber genau davor hat er Angst!

Jeder muss sich frei entfalten können und im anderen auch das verletzte Kind miteinbeziehen. Dieses verletzte Kind will gesehen und beachtet werden. Doch das gelingt nicht jedem oder ist auch nicht jedem der Partner bewusst.

Narzissten haben ihr inneres Kind in einem inneren Gefängnis eingesperrt und wollen es aus Angst vor Verletzung auf keinen Fall herauslassen. Somit verletzen sie lieber die anderen und spiegeln uns so unseren eigenen Mangel immer wieder vor. Dadurch kommen längst verarbeitete Ängste in uns wieder hoch, die wir leider als Verletzungen aus der Kindheit immer noch in uns tragen. Auch sie wollen geheilt werden.

Im Grunde ziehen wir so lange die Partner an, die wir für unser Wachstum und unsere Heilung brauchen. Alte Wunden aus der Kindheit werden von unserem Gegenüber immer und immer wieder getriggert/hervorgerufen, bis man endlich Heilung zulässt, indem man sich mit dem befasst, was immer wieder wehtut.

Es geht im Grunde nur darum, zu mir JA zu sagen. Es geht um mein Leben, Mut zu entwickeln, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und auch Fehler machen zu dürfen.

Man muss Zeit mit sich allein verbringen können und dürfen.

Nach einer solch toxischen Beziehung wird einem manches klar. Doch man muss erst einmal wieder zu sich selbst finden.

Wahre Liebe nimmt das an, was ist. Und die längste Reise, die man wohl in seinem Leben unternimmt, ist die vom Kopf zum Herzen.

Ich habe Liebe verdient und ja, ich liebe das Leben. Ich hatte es wohl nur eine Zeitlang verdrängt und vergessen, war gefangen auf einer kleinen Insel – mitten im Meer, geblendet von dem Wunsch, ein neues Leben anzufangen. Und als ich bemerkte, dass da etwas gewaltig schieflief, war es schon viel zu spät. Denn alles, was ich besaß, steckte in diesem „Projekt“. Letztendlich konnte ich nicht so einfach fort von dort. Es sind von dieser Insel mitten im Meer 2000 km Wasser bis Portugal und 4000 km Wasser bis Amerika. Die schwimmt man nicht eben einfach mal so und um mit dem Flugzeug wegzukommen, braucht man Geld, welches mein damaliger Partner unter seiner Kontrolle hielt. Mittlerweile befand sich auch mein ganzes Hab und Gut auf dieser Insel. Mein Geld steckte in den mittlerweile erbauten Touristenhäusern fest und die konnte ich mir auch nicht einfach so in die Hosentasche stecken.

Wenn man aber dann irgendwann den Mut aufbringt, das eigene Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, und sich selbst wieder fühlen kann, auch hinterfragt, was da in dieser Beziehung eigentlich geschah und immer wieder geschieht, dann kann man ihn auch wagen, den Schritt in die Befreiung, in die Freiheit seines eigenen Lebens. Aber es ist ein harter und langer Weg bis dahin und er bedeutet ganz viel Selbstreflexion und die Reflektion der Beziehung, die man führt.

Mach dich frei … lass nicht zu, dass dein kranker Partner weiter auf dir herumtrampelt, als seist du das letzte Stück Dreck! Wer wirklich liebt und wer Liebe fühlen kann, behandelt dich gut und wertet dich nicht immer wieder ab.

Aber eines muss klar sein! Hier bei dieser Schilderung der Ereignisse, die ich erzählen werde, handelt es sich um MEINE Wahrheit. Ich will niemanden schlechtmachen, auch Martin nicht! Er hat auch seine guten Seiten, aber als Partner war er die meiste Zeit eine Katastrophe. Ich erzähle es so, wie ich ganz persönlich das alles erlebt habe.

Es gibt bekanntlich drei Wahrheiten: deine, meine und unsere …

Hierbei handelt es sich darum, wie ich die Situationen erlebt habe. Mein damaliger Partner hat sicherlich eine ganz andere Sichtweise zu den hier erzählten Ereignissen. Klar, denn er hat jahrelang „ausgeteilt“ und ich habe jahrelang „eingesteckt“.

3) Meine Lebensgeschichte

In meiner Geschichte muss ich erst einmal ganz weit zurückgehen …

Als elftes Kind wurde ich in eine Familie geboren, die sehr religiös lebte. Von diesen 11 Kindern überlebten leider nur 6 Kinder. Meine Mutter war damals schon 48 Jahre alt, als ich mich anmeldete. Sie dachte, sie käme in die Wechseljahre, aber dann kam – „Überraschung“ – ICH! Meine Eltern hatten damals schon alle Babysachen weggegeben und mussten extra für mich alles wieder neu besorgen. Meine älteste Schwester war zu diesem Zeitpunkt schon 18 Jahre alt und mein Bruder war, sozusagen als Letztgeborener, 6 Jahre alt.

Als ich so etwa drei Jahre alt war, wollte meine älteste Schwester heiraten. Der Priester aber, der sie trauen sollte, behauptete, dass ich die Tochter meiner Schwester sei. Er weigerte sich, sie zu trauen. Selbst als meine Eltern mit meiner Geburtsurkunde zu ihm kamen, um zu beweisen, dass ich die Tochter meiner Mutter sei, lehnte er die Trauung noch ab.

Dieses Gerücht, dass ich die Tochter meiner Schwester sei, begleitete mich mein ganzes Schulleben lang. Von Mitschülern wurden mir in der Schule Beine gestellt, so dass ich oft stürzte. Ich wurde angespuckt, verprügelt und beleidigt … und dass alles nur, weil ich angeblich die Tochter meiner Schwester sei und meine Eltern mich adoptiert hätten. Damals, in den 60er Jahren, war das noch ein Makel, zumindest in der Gegend in Trier, wo ich aufwuchs.

Als ich alt genug war, mussten wir Kinder von unseren Eltern aus jeden Sonntag in die Kirche gehen. Jeden Samstag auch zur Beichte. Ich wusste oftmals gar nicht, was ich beichten sollte. Wir hatten immer Katzen … also beichtete ich: „Ich habe die Katze am Schwanz gezogen.“ Was sollte ich sonst sagen?! Ich war ein unschuldiges Kind, ich hatte in meinem bisherigen Leben noch nichts verbrochen.

Mein Vater war ein sehr strenger Mann und er führte in der Familie ein strenges Regiment. Als ich noch klein war, war er als Berufssoldat die Woche über bei der Bundeswehr. Am Wochenende, wenn er dann nach Hause kam, erzählte meine Mutter ihm all die Dummheiten, die wir Kinder, in der Hauptsache mein Bruder Jo und ich (die anderen Geschwister waren ja schon fast erwachsen) die Woche über angestellt hatten, und mein Vater verteilte dann rundum seine Schläge.

Alle meine Schwestern verließen dieses Elternhaus durch Heirat so schnell, wie es ihnen möglich war. Meine drittälteste Schwester Monique brauchte sogar noch die Unterschrift meiner Eltern, damit sie heiraten konnte. Damals wurde man erst mit 21 Jahren volljährig und meine viertälteste Schwester Babs verließ gegen den Willen meines Vaters das Elternhaus, um in Bonn studieren zu können. Es gingen jahrelang böse Briefe hin und her.

Somit waren nur noch mein Bruder Jo und ich zuhause.

Neben dem Stuhl meines Vaters im Esszimmer stand immer eine fingerdicke Gerte, mit der wir den Po versohlt bekamen, sobald er meinte, wir hätten es verdient oder wir es auch nur wagten, nur einmal Unmut zu zeigen. Ich erinnere mich auch noch an den Teppichklopfer … aber meistens bekamen wir die Gerte zu spüren. Diese Gerte sehe ich heute noch vor meinem inneren Auge, wenn ich an meine Kindheit zurückdenke. Später ließen mein Bruder oder ich diese Gerte öfters mal verschwinden, aber dann ging mein Vater einfach in den Garten und schnitt sich eine neue ab. Meine älteren Geschwister erzählten mir, dass sie früher wenigstens noch die Chance gehabt hätten, sich ein Kissen in den Hosenboden zu stecken, aber mein Vater hatte auch „dazugelernt“. Mir zumindest zog er immer die Hosen runter und die Prügel ging direkt auf den nackten Po. Das ging so, bis ich 12 Jahre alt war und das erste Mal meine Periode bekam. Danach wurde nur noch der Hosenboden „strammgezogen“ und die Prügel darauf verteilt.

Als ich noch ein Baby war, so erzählten mir meine älteren Geschwister, hing im Flur sogar ein schwarzes Brett, auf dem festgehalten wurde, wer was bis wann zu erledigen hatte. Und immer am Wochenende wurde genau das dann von meinem Vater kontrolliert. Und unter gegebenen Umständen dann auch der Knüppel geschwungen.

Dann gab es noch meinen Schwager Till, der mich emotional immer wieder erniedrigte. Was mir als Kind aber keineswegs bewusst war. Unter ihm litt ich als Kind sehr. Und zwar immer dann, wenn er z. B. zu mir sagte, dass ich ein kleiner hässlicher Teufel sei, der später nie einen Mann abbekomme. Einmal sollte ich, als Kind eines absoluten Nichtrauchers, Till Zigaretten holen gehen. Er erklärte mir, was ich an diesem Automaten zu tun hätte. Nachdem ich das Geld in den Automaten gesteckt hatte, kamen aber keine Zigaretten heraus. Ich konnte machen, was ich wollte, das Fach, in dem die Zigaretten landen sollten, blieb leer. Was wurde ich von Till beschimpft, dass ich auch noch zu dumm sei, Zigaretten zu holen. Ich war vielleicht 12–13 Jahre alt. Später stellte sich dann heraus, dass die Sorte Zigaretten, die er hatte haben wollen, in diesem Automaten einfach leer gewesen war. Auf die Idee, eine andere Sorte aus dem Automaten zu ziehen, war ich gar nicht gekommen, denn ich war ja haarklein instruiert worden, was ich genau zu tun hatte, und daran hatte ich mich gehalten.

Dann gab es noch meinen Schwager Herman, der jedes Mal, wenn ich meine älteste Schwester besuchte, rummeckerte, dass wieder ein „Kränzer“ sich bei ihm durchfressen komme.

Aus heutiger Sicht muss ich leider sagen, was mein Vater körperlich bei mir kaputtmachte, erledigten Till und Herman emotional. Und dass immer und immer wieder … mit wachsender Begeisterung! Ich leckte als Kind gerne Senf von meinem Finger. Als wir einmal meine Schwester Monique besuchten, rief Till mich in die Küche und sagte zu mir, er habe einen ganz besonderen Senf für mich … damals war ich vielleicht 9 oder 10 Jahre alt. Er machte mir einen richtig großen Klecks auf den Finger und sagte, das müsse ich mit einem Mal abschlecken. Es war die schärfste Sorte Löwensenf, denn er hatte finden können. Doch das wusste ich natürlich nicht. Als ich nach dem Abschlecken keine Luft mehr bekam und mir die Tränen in die Augen schossen vor lauter Schärfe, lachte er sich schlapp und schlapper über meine Dummheit!

Als ich dann viele Jahre später meine Ausbildung zur Kinderpflegerin abgeschlossen hatte, feierte meine zweitälteste Schwester Annika die Kommunion ihres Sohnes auf einem Waldgrillplatz. Ich kam in meinem neuen Kleid, das ich von meinem ersten eigenen Gehalt gekauft hatte, einem langen „Betty-Barclay-Kleid“, dort an. Das Kleid war mein ganzer Stolz. Natürlich traf ich als erstes Till und der sagte zu mir: „Was hast denn du da für einen Lappen an?“ Er meinte auch noch, da ich ja nun eine frisch gebackene Kinderpflegerin sei, könne ich ja von nun an auf alle anwesenden Kinder aufpassen. Als ich mich weigerte, da auch ich als Gast eingeladen war, und ihm sagte, er solle auf seine Kinder selbst aufpassen, war ich später Schuld, als sein damals 4-jähriger Sohn im Wald verschwand … Till warf mir vor, nicht auf seinen Sohn aufgepasst zu haben.

Der Sohn wurde dann etwa eine halbe Stunde später von einem Förster im Wald gefunden. Der kleine Junge war bei zwei Mädchen gewesen, die ihn alleine hatten rumlaufen sehen und ihn wohl mit nach Hause nehmen wollten. Der Förster brachte das Kind zum Waldgrillplatz, da er wusste, dass dort eine Feier stattfand. Es war noch einmal gut gegangen, aber Till versuchte mir jahrelang einzureden, dass ich Schuld gehabt hätte, wenn seinem Sohn etwas Schlimmes zugestoßen wäre. Als ich nach der Geburt meiner 3 Kinder zugenommen hatte und auf Till traf, meinte er statt einer Begrüßung, ob ich zu „viel Hefe gefressen“ hätte? Aber da schimpfte Monique sehr mit ihm …

Viele Jahre später feierte meine Schwägerin ihren 40. Geburtstag. Ich war auch eingeladen. Und weil ich allein dort war (ich hatte mich gerade von meinem ersten Mann getrennt) und später noch Auto fahren musste, hatte ich als einzige keinen Alkohol getrunken. Im Gegensatz zu meinem Schwager Till, der nicht einmal mehr geradeaus laufen konnte. Ich bot an, meine Schwester Monique und Till nach Hause zu fahren. Erst wollten sie das nicht, aber mein Bruder setzte die beiden kurzerhand in mein Auto. Sie hatten beide gut gebechert. Es wäre zwar für die beiden nicht weit zu ihnen nach Hause gewesen, aber es ging durch einen Wald. Und wäre einer von beiden im Wald gestürzt, hätte der andere ihn nicht mehr ohne Schwierigkeiten nach Hause bekommen. Da ich sowieso in ihre Richtung fahren musste, bot es sich doch an, die beiden mitzunehmen.

Als wir vor ihrem Haus ankamen, stiegen sie aus meinem Auto aus. Till meinte zu mir, er habe gar nicht gewusst, wie nett ich sein könne … und umarmte mich stürmisch. Ich antwortete darauf nur, dass er es ja auch nie ausprobiert habe …

Meine Mutter war von Beruf Schneiderin und fertigte alle Kleidungsstücke selbst an. Für mich immer gleich zwei Nummern größer, damit ich reinwachsen konnte. Nur, wenn die Kleider dann endlich passten, waren sie längst verschlissen. Darunter litt ich bei meinen Schulkameraden, denn diese hatten gekaufte Jeans. Ich wurde wegen meiner Kleidung oft gehänselt.

Doch meinem Vater gegenüber setzte meine Mutter bei mir durch, dass ich als erstes Mädchen in der Familie lange Hosen tragen durfte, weil ich als Kind so dünn war.

Meine anderen Schwestern versteckten, als sie noch zuhause wohnten, immer ihre Hosen im Kellerfenster, schön in Plastiktüten verpackt. Von außen wurde dann das Gitter vom Kellerfenster angehoben und die Tasche mit den Kleidern entnommen. Irgendwo bei Freunden wurde sich dann umgezogen und abends ging das gleiche Spiel rückwärts. Mein Vater hätte es niemals geduldet, wenn er seine fast erwachsenen Töchter in Hosen oder gar Stöckelschuhen erwischt hätte …

An eine Situation erinnere ich mich heute noch, als sei es gestern gewesen. Mein Bruder war etwa 10 Jahre alt, als er beim Tante-Emma-Laden gegenüber als Mutprobe vor seinen Freunden eine Karotte stahl. Der Besitzer kannte meinen Vater. Trotzdem kam er zu uns nach Hause und erzählte diese Missetat voller Schadenfreude meinem Vater. Ich sehe diesen Mann heute noch vor mir und sehe das schadenfreudige Grinsen in seinem Gesicht, als er meinem Vater von diesem „Diebstahl“ berichtete. Ich war damals 4 Jahre alt und erwartete Schlimmes.

Als mein Bruder dann später nach Hause kam, er war kaum zur Tür herein, hatte mein Vater ihn schon am Kragen und schlug ihm rechts und links ins Gesicht, ehe mein Bruder überhaupt „pieps“ hatte sagen können. Mein Vater fasste ihn am Ohr und zog ihn in das Esszimmer, wo ich gerade vor dem Kachelofen stand. Dann folgten Schläge überallhin, während mein Vater ihn als einen elenden Dieb beschimpfte. Als mein Bruder dann am Boden lag, fing mein Vater sogar noch an, ihn mit den Stahlkappen besetzten Bundeswehrstiefeln in den Körper zu treten. Ich war vor Schreck ganz starr. Es war das erste Mal, dass ich es überhaupt erlebte, dass meine Mutter bei diesem ungleichen Kampf dazwischenging. Allerdings blieb es auch das einzige Mal, welches ich erlebte. Ansonsten duldete sie alle körperlichen Bestrafungen unseres Vaters.

Im Alter von 10 oder 11 Jahren hatte ich bei uns in der Straße einen Hund gefunden. Er lief, die Leine hinter sich herziehend, allein herum. Er hatte sich wohl irgendwo losgerissen und verirrt. Es war ein kleiner roter Spitz. Da ich immer schon einen Hund haben wollte, lief ich ihm hinterher, trat auf die Leine und freundete mich mit ihm an. Als ich dann mit dem Hund nachhause kam, rief mein Vater gleich das Tierheim an, die sollten ihn holen kommen. Als die Damen kamen, sah die eine Dame im Garten unser altes Hühnerhaus und sie überredete meinen Vater, den Hund doch zu behalten, falls sich der Besitzer nicht fände. Das Ausschlag gebende Argument dieser Frau war, dass wir in diesem Fall auch keine Hundesteuer zu zahlen bräuchten. Also ließ mein Vater sich darauf ein und so zog Fiffi in das alte Hühnerhaus. Der Besitzer meldete sich nie und Fiffi wurde mein allerbester Freund. Kinder hatte ich kaum als Freunde, wegen meiner Adoptivgeschichte. Aber Fiffi liebte mich, so wie ich war, und ich liebte ihn! Wir waren ein Team! Das einzige Problem, was wir beide hatten, war, dass mein Vater ihn absolut nicht mochte. Mein Vater war ein Katzenmensch, kein Hundemensch. Bei jeder Gelegenheit trat er nach dem Hund oder brüllte mit ihm herum. Wir wohnten gleich neben einer Franzosensiedlung. Da gab es ein Straßenschild, was wir Kinder, die Deutschen wie die Französischen, als Grenze ansahen. Bei diesem Schild durften die Franzosen nicht ins deutsche Gebiet übertreten. So auch andersrum, die deutschen Kinder durften nicht das französische Gebiet betreten. Jedenfalls nicht, ohne Angst haben zu müssen, von der jeweiligen Gegenpartei verprügelt zu werden. Eines Tages fühlte ich mich aber stark, ich hatte doch Fiffi dabei. So traute ich mich, über das Schild hinweg rüber ins Gebiet der Franzosen spazieren zu gehen. Kaum war ich drüben, stürmte hinter einer Hecke eine Horde französische Jungs auf mich zu. Sie wollten mich verprügeln. Ich rief nur: „Fiffi, fass.“ Der arme Hund wusste doch gar nicht, was ich von ihm wollte. Er zog den Schwanz ein und fing nur an zu bellen.

Mein Vater hatte das Schauspiel aus unserem Garten wohl beobachtet und als ich nach Hause kam, zog er einen Holzkochlöffel hervor, brüllte nur noch: „Was hast du gemacht?“ Er versohlte mir damit den Hintern, bis der Holzkochlöffel splitterte. Meine Mutter war anwesend und wurde geschickt, einen zweiten Holzkochlöffel aus der Küche zu holen, was sie dann auch tat. Der tanzte dann auch noch eine Weile auf meinem Hintern, den Rücken und die Beine rauf und runter … und das alles, weil ich den Hund auf die Kinder gehetzt hätte. Der hatte aber außer Bellen gar nichts gemacht. Er war ein so gutmütiger Hund, er hätte gar nicht gewusst, was er hätte machen sollen. Fiffi war ein herzensguter Hund, der sich fast alles gefallen ließ und der nie irgendjemanden biss.

Heute weiß ich natürlich, dass es falsch von mir war, auch wenn Fiffi niemanden biss. Ich fühlte mich einfach stark an seiner Seite. Und bei dem Befehl „fass“ dachte ich in meiner kindlichen Überzeugung, dass da der Hund automatisch wüsste, was das bedeutete. Das man so etwas üben muss, war mir als Kind doch gar nicht klar. Außerdem hatten wir Fiffi erst ein paar Tage. Aber so eine Bestrafung, wie ich sie erleben musste, war nicht gerechtfertigt.

Nach dieser Prügelattacke durfte ich von meinen Eltern aus 2 Wochen lang nicht in die Schule gehen. Ich war vom Rücken bis in die Kniekehlen herunter grün, schwarz und blau geprügelt. Meine mittlerweile 3 Schwager überlegten sogar, mich in ein Kinderheim stecken zu lassen, weil diese Aktion von meinem Vater an Brutalität kaum zu überbieten war. Aber wahrscheinlich wäre ich dann vom Regen in die Traufe gekommen … deshalb ließen sie diesen Gedanken dann doch wieder fallen.

Eines Tages, etwa ein Jahr später, kam ich danach von der Schule nach Hause und Fiffi war weg. Meine Eltern taten so, als ob er weggelaufen wäre. Doch ich wusste, dass er mich nie freiwillig verlassen hätte. Monate später sah ich ihn vom Schulbus aus an der Leine von einer älteren Frau. Ich erzählte das ganz aufgeregt meiner Mutter, aber sie glaubte mir nicht.

Als ich längst erwachsen war, gestand Mutter mir dann, dass sie und mein Vater Fiffi damals weggegeben hatten, weil er meinen Vater gebissen hätte. Mein Vater aber hatte immer nach Fiffi getreten, daher wäre das kein Wunder, wenn es wirklich stimmt. Aber das wäre nicht die Schuld des Hundes, sondern die Schuld meines Vaters.

Als Kind war das Verschwinden von Fiffi eine Katastrophe für mich. Mein bester Freund war weg, einfach weg … ihm hatte ich immer alles erzählen können, was mir so passiert war. Jetzt hatte ich nur noch die Katzen.

Mein Vater hatte sich in dieser Zeit einen Traum verwirklicht und sich ein 5 oder 6 m langes Boot gekauft. Nur die harte Schale, quasi die Außenhaut, welches er dann selbst ausschäumte und ausbaute. Ich glaube, er werkelte zwei Sommer lang daran, bis es endlich fertig war. Meine Mutter erledigte alle anfallenden Näharbeiten daran.

Da wir kein Auto hatten, hatte mein Vater zwei Mofas gekauft, und damit fuhren wir dann an den Wochenenden nach Trier zum Hafen, um mit dem Boot auf Mosel und Rhein zu fahren. Wir legten über Nacht irgendwo an und übernachteten auf dem Boot. Meine Eltern schlossen mich aber auch oft über Nacht dort ein und gingen weg. Ich hatte oft eine Heidenangst allein auf dem Boot. Vor allem, wenn irgendwelche Tiere auf dem Boot herumkletterten und ich nur die Geräusche hörte, da ich ja in der kleinen Kajüte eingesperrt war.

Eines Tages legten wir in Metz an. Wir hatten an einem Bundeswehrübungsplatz anlegen wollen, aber ein Fischer machte uns darauf aufmerksam, dass dort auch scharf geschossen wurde. Er bot uns seinen privaten Anlegeplatz an und so ankerten wir dort. Gleich nach dem Aussteigen stürzte ich und schürfte mir beide Knie auf. Der Fischer kam zu uns und da meine Eltern sich die Stadt anschauen wollten, ich aber kaum laufen konnte, bot er an, dass ich bei ihm und seiner Familie bleiben könnte. Es war nicht weit und er begleitete uns dorthin.

Meine Eltern gingen weiter und ich wurde von der Frau des Fischers erst einmal verarztet. Dann zeigte sie mir ihren Hund, der gerade Junge hatte. Ich war im Paradies gelandet. Diese fremden Leute waren so nett … und auch noch diese kleinen Hunde. Ich verbrachte trotz der Schmerzen Stunden des Glückes dort. Die Mutter der Kleinen war ein bisschen größer als ein Dackel und der Fischer sagte zu mir, er rede mit meinem Vater und dann dürfe ich vielleicht einen Welpen mitnehmen. Ich hatte auch schon meinen Favoriten.

Als meine Eltern später wiederkamen, tranken alle noch ein Glas Wein zusammen, und der Fischer hatte es wirklich geschafft! Ich durfte den kleinen Welpen mitnehmen. Mein Vater war einverstanden. Ich weiß noch, dass ich meinem Vater um den Hals flog und mich bedankte. Ich war einfach nur glücklich! Ich hatte wieder einen tierischen Freund!

Als wir später zurückwollten, verabschiedete ich mich in den Augen meines Vaters nicht ordentlich genug von unseren Gastgebern. Ich war schon in der Kajüte des Bootes mit meinem neuen kleinen Freund und mein Vater kam zu mir und sagte, dass ich den Hund jetzt dalassen müsste, da ich mich nicht ordentlich von den Gastgebern verabschiedet hätte. Diese aber winkten ab, es wäre alles gut, aber mein Vater bestand darauf, ich musste den Hund dalassen. Den Fischer sehe ich heute noch vor mir, er stand hinter meinem Vater und versuchte ihn zu überzeugen, dass alles gut war, wie es war. Aber er kannte meinen Vater nicht. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich in dieser Nacht noch geweint habe!

Da der Bruder, der vor mir geboren wurde, leider mit 7 Monaten an der Spanischen Grippe verstarb, hatte meine Mutter um mich besonders viel Angst und ließ mich nie irgendwo allein hingehen. Sie führte mich immer am „Gängelband“ (bevormunden), wie man so schön sagt. Selbst mit 13 oder 14 Jahren passte sie auf mich auf, dass mir nur nichts passierte. Das ich mal mit anderen Kindern allein irgendwo hingehen konnte, war kaum möglich. Das war für mich höchstens heimlich möglich.

Und so passierte es dann auch, dass ich eines Tages von Jungs in einen Tunnel gezerrt wurde und die mich zwangen vor ihnen zu urinieren. Sie wollten sehen, wie ein Mädchen von unten aussieht. Es waren 3 ältere Jungs. Einer von ihnen passte mich später allein auf dem Heimweg ab, hielt mir ein Messer an die Kehle und sagte zu mir, wenn ich das, was eben passiert sei, irgendwem erzählte, würde er mich umbringen. Als ich zuhause ankam, bemerkte meine Mutter, dass irgendetwas vorgefallen war. Und mit Hilfe meines Vaters kam dann alles heraus. Mein Vater wollte wissen, wer die Jungs waren. Zwei davon kannte ich, den dritten aber nicht. Mein Vater zerrte mich zu den Eltern des ersten Jungen. Er wohnte in der gleichen Straße wie wir und der Vater war Polizist. Mein Vater klingelte, der Polizist öffnete die Tür und mein Vater erzählte ihm, was vorgefallen war. Der Polizist rief seinen Sohn, fragte ihn, ob das stimme. Als der nach einigem Zögern bejahte, holte der Polizist gleich seinen Schlagstock heraus und verdrosch seinen Sohn nach allen Regeln der Kunst gleich vor unseren Augen.

Danach gingen wir zu den Eltern des Jungen, der mir das Messer an die Kehle gehalten hatte. Der wohnte ein paar Straßen weiter. Als mein Vater dessen Eltern auch berichtet hatte, was vorgefallen war, lachte der Vater des Jungen nur und meinte, das sei doch alles Kinderkram. Mein Vater war stinksauer. Er war, wie gesagt, ein sehr religiöser Mensch. Scheinbar hatte er Angst um meine Unschuld …

Dieser Junge hatte dann als Erwachsener mit einer verheirateten Frau ein Verhältnis und mit ihr ein Kind. Als diese Frau sich aber nicht von ihrem Mann trennen wollte, nahm er das 6 Wochen alte Baby einfach mit und zündete sich und das Baby in seinem Auto im Wald an. Beide sind tot. Das stand damals sogar tagelang in der Zeitung.

Vielleicht hatte mein Vater seit diesem Geschehen mit diesen Jungs immer Angst, dass aus mir kein anständiger Mensch wird, denn von da an war er zu mir noch strenger als jemals zuvor.

Seit dieser Zeit, wenn ich dann mal wieder Prügel von meinem Vater bekommen hatte, lag abends immer eine Tafel „Ritter Sport-Schokolade“ auf meinem Kopfkissen. Sozusagen als Wiedergutmachung meiner Mutter. Sie hinderte meinen Vater aber nie daran, mich zu schlagen. Ihr Motto war: „Immer nur lächeln und immer vergnügt, immer zufrieden, was auch geschieht … lächeln, ob tausend Weh und Schmerzen … wie es da drin aussieht, geht niemand was an …“

Das sagte sie immer zu mir, wenn ich mal wieder weinte.

Einmal kam ich von der Schule nach Hause und klingelte so wie immer. Aber niemand öffnete mir die Tür. In unsere Haustür waren 3 gelbe Glaselemente eingesetzt und irgendwie war da etwas am Boden zu erkennen, aber ich wusste nicht was. Ich bückte mich und schaute durch den Briefkastenschlitz … der ganze Boden war voller Blut. Ich bekam Panik, hatte da jemand meine Mutter ermordet?! Ich war ganz aufgeregt und wollte gerade loslaufen, um Hilfe zu holen, als die Nachbarin um die Ecke kam und mir erklärte, dass meine Mutter am Bein geblutet habe und sie ins Krankenhaus gebracht worden sei. Meine Güte, hatte ich mich erschreckt. Die Nachbarin schloss mir die Haustüre auf und ich trat in den Flur. Der Flur sah aus wie ein Schlachtfeld. Mehrere, bis etwa 1 m Durchmesser große Blutlachen waren am Boden. Später erfuhr ich, was geschehen war. Meine Mutter hatte schon seit 40 Jahren eine handtellergroße Wunde an der Innenseite des Beins oberhalb des Knöchels gehabt, die nie ganz zugeheilt war. Da musste wohl eine Vene geplatzt sein. Bis sie Hilfe geholt hatte, wir besaßen ja kein Telefon im Haus, hatte sich so viel Blut am Boden gesammelt. Ich nahm mir einen Putzlappen und versuchte, das Blut wegzuwischen, aber mir wurde so übel, weil das Blut schon einige Zeit dort gelegen hatte und sich lang zog und Fäden bildete. Ich beschloss, lieber später die Prügel von meinem Vater einzukassieren, als das Blut wegzuwischen. Als mein Vater dann abends nach Hause kam, hatte er aber überraschenderweise Verständnis dafür, dass ich das Blut nicht weggewischt hatte, und machte sich selbst an die Arbeit.

Dies war wirklich ein Horrorerlebnis in meiner Kindheit.

Als mein Bruder schließlich den Führerschein hatte, kaufte er sich einen giftgrünen VW Käfer. Eines Tages wusch er den auf dem öffentlichen Parkplatz vor unserem Elternhaus. Dort stand ein Telefonhäuschen, zu dem dieser öffentliche Parkplatz gehörte. Mein Vater war darüber so erbost, dass er mit meinem Bruder anfing zu streiten. Der Streit ging bis in den Keller des Hauses hinunter und eskalierte dort. Daraufhin zog mein Bruder aus. Ich habe meine Mutter heute noch vor Augen, wie sie weinend auf der Treppe saß. Von nun an war ich meinem Vater allein ausgesetzt. Da war ich 12 oder 13 Jahre alt. Ich weiß noch, wie ich zu meinem Bruder sagte, dass ich am liebsten auch ausziehen würde. Er sagte damals zu mir, in ein paar Jahren sei ich auch 18 Jahre alt und könne ausziehen.

Kurz vor diesem Ereignis waren meine Eltern allein ein paar Tage weggefahren und mein Bruder hatte auf mich aufpassen sollen. Er veranstaltete aber an einem Tag eine Party. Auf dieser Party wurde ich von einem seiner Kumpels sexuell missbraucht. Alle hatten so viel Alkohol getrunken, dass es niemandem auffiel. Es war der Bruder meiner späteren Schwägerin. Außer meinen beiden Ehemännern habe ich dies auch nie gegenüber jemandem von meiner Familie erwähnt. Damals schon gar nicht, weil sonst mein Bruder die schlimmsten Schwierigkeiten mit meinem Vater bekommen hätte, denn von dieser Party haben meine Eltern niemals etwas erfahren. Ja und später … ergab sich nie wirklich die Gelegenheit, darüber zu sprechen. Aber heute denke ich, dass auch dieses Erlebnis mich in gewisser Weise geprägt hat. Und seitdem ich dieses Buch geschrieben habe, weiß es auch mein Bruder.

Die Schule war für mich immer eine Katastrophe gewesen. Mittlerweile hatte mein Vater die Berufssoldatenzeit abgeschlossen und arbeitete in der Fotoabteilung eines großen Kaufhauses. Er war aber unzufrieden mit der Situation und wechselte mehrfach in ein anderes Kaufhaus. In seinem alten Beruf als Drogist fand er keine Arbeit mehr, zu lange war er aus diesem Beruf raus. In den anderen Kaufhäusern war es auch nicht besser. Er wurde immer unzufriedener. Also wurde ich von nun an kontrolliert, wo immer es ging. Jeden Abend war Hausaufgabenkontrolle und wenn ich etwas falsch gemacht hatte oder nicht gleich begriff, setzte es Backpfeifen. Mein Vater war der Meinung: „Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen.“ Nur, dass es keine leichten Schläge waren. Jedenfalls nicht für mich.

Wenn ich sonst etwas machte, was er nicht guthieß, packte er mich am Ohr, drehte es herum und zog mich so fest nach oben, dass ich kaum noch stehen konnte. Ich sage heute noch, dass die Schläge, die ich während dieser Hausaufgabenkontrollzeit bekam, mir regelrecht die Mathematik aus dem Kopf prügelten. Ich konnte oftmals gar nicht mehr klar denken. Das ging dann so noch Jahre lang, so lange, bis ich die Schule mehr oder weniger gut abgeschlossen hatte. Ich hatte diese Zeit überlebt … auch wenn ich heute weiß, dass dieses Überleben mit einem mehr oder weniger starken psychischen Knacks verbunden ist!

Als Erwachsene hatte ich oftmals starke Schmerzen in der linken Ohrmuschel. Kein Arzt oder Kieferorthopäde konnte je feststellen, woran es lag. Es wurden viele Untersuchungen deswegen gemacht. In einer psychosomatischen Therapie mehr als 20 Jahre später nahm ich an einer Schmerztherapie teil. Dort lernte ich, dass der Körper ein sogenanntes Schmerzgedächtnis besitzt. Wenn ich zum Beispiel unbewusst von meinem Vater oder meiner Kindheit träumte, erinnerte sich der Körper im Schlaf an diese Schmerzen, die ich damals erlitten hatte, und diese Schmerzen erwachten zu neuem Leben. Meist hielt dieser Schmerz 3 bis 5 Tage an, bis er langsam wieder verschwand. Es war teilweise so schlimm, dass ich bei jeder Bewegung in meinem Gesicht die stärksten Schmerzen empfand. Ich konnte weder reden noch lächeln ohne diese unerträglichen Schmerzen.

Dieser Schmerz tritt in unserem körpereigenen Schmerzgedächtnis immer wieder auf, bis man sich mit dem Thema auseinandersetzt und sich mit der Vergangenheit aussöhnt. Heute weiß ich mit Bestimmtheit, das kam vom Ohrenziehen meines Vaters. Er hatte mich immer am linken Ohr gezogen. Seitdem ich mich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt habe, treten diese Schmerzen nur noch sehr selten auf. Und wenn, dann nur noch stundenweise. Aber das sei nur am Rande zum besseren Verständnis erwähnt.

Nach der Schule war mein Berufswunsch, mein Herzenswunsch, Tierpflegerin zu werden. Aber mein Vater sagte: „Du lernst einen anständigen Beruf. Als Tierpflegerin kommst du nur stinkend nach Hause. Du heiratest, kriegst Kinder, also lernst du Kinderpflegerin.“ Somit war das beschlossene Sache! Ich hatte keine Chance, mich gegen den Willen meines Vaters durchzusetzen.

Ungefähr im Alter von 10–12 Jahren hatte ich angefangen, meinen Katzen immer Puppenkleider anzuziehen. Ich hatte einen Kater, Puky, den ich stundenlang im Puppenwagen spazieren fahren konnte. Er hatte ein Puppenkleid und eine Mütze an und die Pfötchen lagen immer schön auf der Decke, die bis fast ans Kinn hochgezogen war. Er liebte es, in diesem Puppenwagen herumgefahren zu werden, und lag ganz oft auch freiwillig darin, so dass er anfing, am Hinterkopf eine Glatze zu bekommen, weil er ja immer auf dem Rücken lag.

Um diesen Kater beneideten mich die anderen Kinder, ich hatte quasi eine lebende Puppe. So machten wir Kinder halt Tauschgeschäfte. Du darfst eine Runde meine Katze im Puppenwagen fahren, dafür darf ich so lange mit deinem Fahrrad fahren, dem Roller, den Rollschuhen oder was auch immer das jeweilige Kind hatte. Daher meinte mein Vater wohl, dass der Kinderpflegeberuf für mich das Richtige sei. Meine Liebe zu den Tieren war für ihn nur zweitrangig.

Meine Eltern steckten mich dann, als ich 16 Jahre alt war, zur Ausbildung als Kinderpflegerin in ein von Nonnen geleitetes Internat und ich absolvierte dort die Schule für Kinderpflegerinnen. Aber nun war ich in diesem Internat gefangen. Es war die schlimmste Zeit meines bisherigen Lebens. Noch schlimmer als die ganze Prügel, die ich vorher von meinem Vater bekommen hatte. Dort habe ich gelernt, wie ekelhaft und gemein Frauen untereinander sein können … und seitdem mag ich keine Nonnen mehr.

Wir waren in Drei- oder Vierbettzimmern untergebracht, mussten um 6 Uhr früh aufstehen und uns fertig machen. Dann wurden die Betten gemacht und das Zimmer geputzt. Tagsüber auf die Betten setzen wurde bestraft. Unser Zimmer war noch zusätzlich für den Flur zuständig. Die Nonnen kontrollierten alles, was geputzt worden war, mit einem weißen Tuch nach. Und wenn es nicht sauber genug war, ging das ganze Spiel von vorne los (das kannte ich schon von meinem Vater, denn er hatte mich auch immer mit einem weißen Tuch kontrolliert, wenn ich unser Bad hatte putzen müssen,). Danach ging es in die Kirche und nach der Kirche gab es Frühstück. Erst dann fing der Unterricht an, wobei die Nonnen darauf achteten, dass wir alles, was im Lehrplan stand, Wort für Wort auswendig lernten.

Beim Abfragen der Hausaufgaben wurden wir Schülerinnen sehr erfindungsreich. Ich z. B. lernte, wenn ich vorne zum Pult gerufen wurde, auf dem Kopf stehende Buchstaben vom Blatt der jeweiligen Nonne abzulesen. Oder wenn wir am Platz bleiben durften, klebten wir schnell dem Vordermann das vorzutragende Blatt auf den Rücken. Da die Nonnen so sehr darauf achteten, dass wir Wort für Wort auswendig gelernt hatten, schauten sie selten von ihrem Blatt auf und hielten den Blick auf das Papier vor ihnen gerichtet.

Heute muss ich sagen, dass ich von dem, was wir dort auswendig lernen mussten, so gut wie nichts mehr weiß. Den Inhalt ja, aber nicht mehr die Worte, die wir damals seitenweise auswendig lernen mussten. Heute nennt man diese Form des Lernens „Bulimie Lernen“.

Übers Wochenende, an dem wir nachhause durften, hatten wir dann in jedem Fach seitenweise Hausaufgaben zum Auswendiglernen, die dann in der kommenden Woche wieder Wort für Wort abgefragt wurden. Jahre später,, als meine Mutter starb, mein Vater war schon 10 Jahre tot gewesen, fand ich Briefe, die er an die Nonnen geschrieben hatte. Er hatte ihnen geschrieben, dass sie mich nur ja hart rannehmen sollten, damit ein anständiger Mensch aus mir werde. Da wurde mir klar, warum diese Nonnen so furchtbar gemein gerade zu mir gewesen waren. Ich fiel in ein schwarzes Loch und musste eine Psychotherapie machen.

Nach der Prüfung zur Kinderpflegerin begann mein erstes Praktikumshalbjahr in einem Krankenhaus auf der Säuglingsstation. Dieses Krankenhaus wurde – wie sollte es anders sein – auch von Nonnen geleitet. Wenn ich Frühdienst hatte, musste ich um 6 Uhr den Dienst antreten. Ich machte mich dann um 4 Uhr zu Fuß ins Krankenhaus, da der Bus erst kurz vor 6 Uhr bei uns losfuhr. Mit dem Bus wäre ich dann also ca. 20 Minuten zu spät im Dienst gewesen. Darauf ließen sich die Nonnen aber nicht ein.

Auf der Säuglingsstation hatten wir ein kleines Räumchen mit einem Vorhang davor, in dem wir Praktikanten uns umziehen konnten. Was mir in unglaublicher Erinnerung geblieben ist, ist, dass auf dem Tisch dort neben diesem Umkleideräumchen die in der Nacht gestorbenen oder tot geborenen Babys lagen.

Notdürftig mit einem Tuch abgedeckt. Mal sah man ein Händchen herausschauen, mal ein Beinchen oder ein Stück vom Kopf. Einmal wurde bei einer werdenden Mutter, die mit einem Zwillingspärchen schwanger war, die angeblich Wasserköpfchen hatten, im fünften Monat die Geburt eingeleitet. Die Frau wollte keine behinderten Kinder. Diese beiden Babys lagen dann auch auf diesem Tisch. Sie sahen aber ganz normal aus. Der Mutter wurde gesagt, die Kinder hätten beide einen Wasserkopf gehabt. Ich bin kein Arzt und möchte mir kein Urteil anmaßen, aber für mich war es unglaublich schwer, zu glauben, dass diese Kinder Wasserköpfchen hatten. Sie sahen ganz normal aus … sie waren nur furchtbar klein.

Für mich war das alles nur schwer zu ertragen. Es waren die furchtbarsten Erfahrungen für mich. Das Ganze passierte aber in dem halben Jahr, welches ich dort verbrachte, nicht so schrecklich oft. Für mich aber war jedes einzelne tote Baby, an dem ich vorbeimusste, traumatisierend. Immer wieder diese toten Kinder sehen zu müssen, war einfach nur schrecklich. Dann entband in der Zeit meines dortigen Praktikums eine alte Klassenkameradin von mir unverheiratet einen kleinen Jungen, den sie zur Adoption freigab. In der Nacht nach der Geburt starb der Kleine und meine Klassenkameradin fragte mich am nächsten Tag, wie es dem Kleinen ginge. Ich durfte ihr, wegen der Schweigepflicht nicht sagen, dass der Kleine gestorben war. Das alles belastete mich zusätzlich.

Danach begann mein zweites Praktikumshalbjahr in einem Mutter- und Kinderheim. Dieses wurde auch wieder von Nonnen geleitet. Es war das Sommerhalbjahr, als ich dieses Praktikum absolvierte. Morgens wurde für die Kinder dort eine gewisse Menge an Tee gekocht. Wenn der leer war, gab es bis zum Abend nichts mehr zum Trinken. Ich habe mit eigenen Augen 2-jährige Kinder erlebt, die mit den Händen aus der Kloschüssel tranken, weil sie Durst hatten. Und so etwas passierte bei den „barmherzigen Nonnen“! Als ich das meinen Eltern erzählte, denn an den Wochenenden fuhr ich immer noch nach Hause, glaubten sie mir nicht. Das war ihrer Meinung nach alles nur Einbildung.

In dieser Zeit wurde ich volljährig und wollte den Führerschein machen. Mein Vater war aber der Meinung, dass ich sowieso heiraten würde. Mein Mann hätte sicher einen Führerschein, ich bräuchte keinen eigenen zu machen.

Mein Vater hatte nie einen Führerschein machen wollen, obwohl das bei der Bundeswehr ohne Probleme möglich gewesen wäre.

Also fing ich an und machte ihn heimlich. Ich sparte alles an meinem Gehalt, was ich nicht zu Hause abgeben musste, und ging sogar die Strecke bis zu dem Ort, in dem die Fahrschule war, zu Fuß, nur um das Busgeld zu sparen. Das Mutter- und Kinderheim lag etwa 2 bis 3 km auswärts des Ortes.

Als ich den Führerschein dann in der Tasche hatte, fuhr ich mit dem Zug nach Dortmund zu meiner Schwester Babs und mit ihrer Hilfe kaufte ich mir einen roten VW Käfer. Mein damaliges Traumauto!!! Damit fuhr ich nachhause und parkte es auf dem öffentlichen Parkplatz vor unserer Haustür. Ich liebe diesen Käfer bis heute! Es war Sonntag und meine Eltern waren noch in der Kirche, als ich zu Hause ankam. Als sie dann auch nach Hause kamen, meckerte mein Vater gleich herum: „Welcher Idiot hat sein Auto vor unserer Tür abgestellt?!“ Ich stand da, grinste ihn bloß an und sagte rotzfrech: „Darf ich vorstellen, der Idiot bin ich, das Auto gehört mir.“ Ich sehe heute noch vor mir, wie ihm das Gesicht entglitt. Damit hatte er nicht gerechnet und ich war so stolz auf mich! Ich hatte mich das erste Mal gegen meinen Vater und gegen seinen Willen durchgesetzt.

Eigentlich hätte ich nach der Ausbildung als Kinderpflegerin eine weitere Ausbildung zur Kinderkrankenschwester machen sollen. Ich hatte diese Ausbildungsstelle schon, aber nach Beendigung meines Jahrespraktikums sagte ich diese Ausbildungsstelle ab. Ich konnte es nicht. Das war einfach nicht meine Berufung, in so einem Krankenhaus zu arbeiten.

Vor allem, wenn ich meinen Eltern von dem dort Erlebten auf der Säuglingsstation erzählte, glaubten sie mir nicht. Sie meinten, ich bilde mir das alles nur ein. Nach dem Motto, was nicht sein darf, passiert auch nicht. Als ich meinem Vater dann später gestand, dass ich die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester nicht weitermache, begann er einen Riesenaufstand. Er habe sich für mich die Haxen abgelaufen und nun danke ich es ihm, indem ich einfach hinter seinem Rücken kündigen würde. Seiner Meinung nach hatte ich selbst als Volljährige kein Recht auf eigene Entscheidungen.

Da ich nun volljährig war, wollte ich eines Tages mit meinen Eltern darüber reden, weshalb mein Vater mich immer so verprügelt hatte. Ich hatte kaum angefangen, da stand mein Vater auf, stemmte sich mit den Fäusten auf der Tischplatte vor ihm ab und schrie mich an: „Wenn wir schon dabei sind, dreckige Wäsche zu waschen, kann ich dir auch gleich vorwerfen, dass du uns im Internat 5000 DM gekostet hast.“ Daraufhin verließ er den Raum … das war seine Antwort …