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Der Platz 1 Bestseller und Jahresbestseller in einer Neuauflage: Eine brutale Mordserie gibt der Polizei Rätsel auf. Die Opfer sind junge Frauen – attraktive blonde Engel mit blau lackierten Fingernägeln. In den Wohnungen der Toten findet sich stets dieselbe mysteriöse Nachricht: „Ich bin die Sehnsucht, ein Prinz und schön wie die Liebe.“ Die Kommissare Benedikt van Cleef und Robert Hirschau wissen genau: Irgendwo dort draußen bereitet sich der Killer darauf vor, erneut zuzuschlagen. Die junge Katharina ahnt derweil nichts von den fieberhaften Ermittlungen der Polizei - und von der Gefahr, in der sie schwebt … Brutal, eindringlich, faszinierend: Begleiten Sie einen gnadenlosen Killer bei seinen Taten – und sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt!
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Inhaltsverzeichnis
Über dieses Buch:
Astrid Korten
Für David,
Teil I Katharina
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Teil II Anna
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Epilog
Danksagung
Die Autorin:
Lesetipps
Impressum
Der Platz 1 – Bestseller / Der Jahresbestseller 2013 in einer neuen Auflage.
Eine brutale Mordserie gibt der Polizei Rätsel auf. Die Opfer sind junge Frauen – attraktive blonde Engel mit blau lackierten Fingernägeln. In den Wohnungen der Toten findet sich stets dieselbe mysteriöse Nachricht: „Ich bin die Sehnsucht, ein Prinz und schön wie die Liebe.“
Die Kommissare Benedikt van Cleef und Robert Hirschau wissen genau: Irgendwo dort draußen bereitet sich der Killer darauf vor, erneut zuzuschlagen. Die junge Katharina ahnt derweil nichts von den fieberhaften Ermittlungen der Polizei - und von der Gefahr, in der sie schwebt …
Brutal, eindringlich, faszinierend: Begleiten Sie einen gnadenlosen Killer bei seinen Taten – und sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt!
Thriller
der das Leben noch vor sich hat.
In jüngern Tagen war ich des Morgens froh,
Des Abends weint ich; jetzt da ich älter bin,
Beginn ich zweifelnd meinen Tag,
Doch heilig und heiter ist mir sein Ende.
Johann Christian Friedrich Hölderlin,
Ehmals und jetzt
München, April 1981 – Samstagnacht
Jakob fuhr mit seinem Wagen durch die dunkle Nacht. Sein Ziel war der Parkplatz am Ende des Hochäckerwegs, dort brachte er den Geländewagen zum Stehen.
Als er sich umdrehte und die Plane auf dem Rücksitz ein wenig lüftete, fragte er sich nicht, was ihn vor ein oder zwei Stunden veranlasst hatte, der jungen Frau, die noch immer bewusstlos auf der Rücksitzbank hing, Gewalt anzutun. Sein linkes Ohr lauschte ihren flachen Atemzügen, sein rechtes der Stille der Nacht.
Jakob wollte nicht gefragt werden, was er da gerade trieb. Was konnte er darauf schon erwidern? Warum mit einer Antwort diesen verwirrend schönen Augenblick zerstören?
Nur er sollte ihre Laute vernehmen, sobald die Wirkung des Rauschmittels nachließ: das arme Ding, tobend, um Hilfe schreiend, ihn anflehend, sie doch gehen zu lassen, vielleicht sogar wimmernd, später markerschütternde Schreie ausstoßend auf dem Weg zur ewigen Verdammnis, begleitet von einer überaus großen Angst.
Jakob stieg aus und zündete sich eine Zigarette an. Er fröstelte und schlug den Kragen seines Mantels hoch. Ein eisiger Wind fegte über den Parkplatz.
Er war gar nicht auf der Jagd gewesen. Eine schicksalhafte Fügung oder einfach nur ein dummer Zufall hatte dafür gesorgt, dass die Kunststudentin vor einigen Wochen in einem Café in sein Bewusstsein gedrungen war. Er wollte gerade gehen, hatte die Türklinke bereits heruntergedrückt, als er das fröhliche Lachen einer Frau hörte, die in Begleitung eines Mannes die Stufen des zweistöckigen Cafés hinunterkam. Wie elektrisiert blieb er stehen und drehte sich um. Er hörte, dass der Mann den blonden Engel Julia nannte. Ihm fiel nicht nur ihre Lebensfreude auf, es war die Ähnlichkeit, die ihn sprachlos machte. Berauscht von ihrem Anblick, folgte er Julia eine Woche lang wie ein Drogensüchtiger seinem Stoff. Am Abend stieg sie in den Bus, der nur wenige Meter von ihrer Wohnung entfernt hielt. Fast immer war sie in Begleitung eines anderen Mannes, und anfangs war er ärgerlich deswegen. Worte wie „unartig“ und „ungezogen“ kamen ihm in den Sinn.
Nach drei Tagen verlor er die Kontrolle: Ungezogen wich moralisch verwerflich, Ärger wich Wut, und nach einer Woche wurde aus Zorn maliziöser Hass. Heute Abend war er – übel gesinnt – mit ihr in den Bus gestiegen, denn sie war allein. Irgendwann trafen sich ihre Blicke, sie lächelte ihn an mit makellosen Zähnen. Das bedeutete ihr Todesurteil.
Der Parkplatz war noch immer menschenleer. Jakob nahm einen kräftigen Lungenzug, verdrängte die Erinnerung, öffnete die Augen und betrachtete den sternklaren Himmel. Nirgends rührte sich etwas. Er glaubte, dass selbst der Wind einen Moment den Atem anhielt.
Er würde Julia töten. Er sah bereits das Entsetzen auf den Gesichtern der ermittelnden Beamten, wenn sie die Leiche fanden. Und wenn sie mit ihren Recherchen begannen, würden sie lediglich erfahren, dass ein elegant gekleideter, schlanker Mann mit dichtem schwarzem Haar und dunklen Augen mit ihr ausgestiegen war und neben ihr herging. Die Frau hatte den Mann angelächelt, ihn animiert mit ihrem kurzen Rock und ihrem zu knappen Pullover. Das wäre alles, was die ältere Frau und der junge Mann mit den Walkman-Hörern auf den Ohren aussagen würden.
Der Rauch seiner Zigarette hing träge in der Luft. Jakobs Blick folgte einer einzigen dunklen Wolke, die an der Sichel des Mondes vorbeizog. Tausende Sterne schauten auf ihn herab.
Für einen Moment schloss er erneut die Augen und konzentrierte sich auf die Geräusche der Nacht, doch er hörte nur das pfeifende Dröhnen in seinem Kopf und den leisen Hauch seines Atems.
„Morgen ist Sonntag“, flüsterte er. „Du wirst in Ekstase sterben. Du wirst mich anflehen, dich zu töten. Du wirst Schmerz empfinden. Ich kenne dieses Gefühl. Mit ihm zerfließt die Zeit, und sie formt sich aufs Neue. Ich muss dich töten, verstehst du? Denn dein Anblick öffnet eine Tür, hinter der die Alpträume der Vergangenheit lauern.“
Jakob taumelte. Plötzlich war er wieder ein kleiner Junge, und das Kind näherte sich langsam der Vergangenheit, leise und in Erwartung von etwas Schrecklichem ...
***
München, 1950
Sie stehen vor dem Milchgeschäft, seine Mutter und er, in der engen Straße, dort, wo sie in die Hauptstraße mündet. Vor ihnen befindet sich ein bescheidener Stand mit Äpfeln, Birnen und Blattsalat. Links daneben führt eine verwitterte Gasse in einen dunklen Hof, in dem einige Milchkannen aus Aluminium stehen. Aber all das sieht er nicht. Er hat auch keine Augen für seine Mutter, die dem schwarzen amerikanischen Besatzungssoldaten im Jeep zulächelt, der an der Straßenecke angehalten hat. Er hat nur Augen für das breite, entwaffnende Grinsen des GI. Dann starrt er auf den Jeep, aus dem der schwarze Mann jetzt lässig herausspringt, und auf die Army-Boots, mit denen er auf ihn zukommt.
„Hey, brown eye, I’ve got something for you!”
Der Soldat wirft einen flackernden Blick auf seine Mutter, bevor er federnd in die Knie geht, aus einer der unzähligen Taschen seiner Uniform einen Riegel Schokolade zieht und dem Jungen lockend hinhält. Seine Mutter hockt sich neben ihn, so dass der GI ihre Seidenstrümpfe sehen kann. Sein Blick gleitet an ihren Beinen nach oben. Obwohl der Junge direkt neben seiner Mutter steht, traut er sich nicht, sie anzuschauen, um sie zu fragen, ob er auf den schwarzen Riesen zulaufen und sich die Schokolade abholen darf.
„Geh!“, sagt sie und gibt ihm einen Klaps. „Geh, er tut dir nichts.“
Und er geht.
Als wäre es eine lästige Pflichterfüllung, hält ihm der dunkelbraune Riese mit dem pechschwarzen Blick den Riegel hin, den der Junge ängstlich und zögerlich nimmt. Dann beachtet ihn der Soldat nicht mehr und geht auf seine Mutter zu.
Am Abend beobachtet der Junge durch das Schlüsselloch der Schlafzimmertür, wie seine Mutter in der Küche ihr langes, blondes Haar bürstet, bis es glänzt. Dann lässt sie mit grazilen Bewegungen einen kleinen Pinsel über ihre Fingernägel gleiten, die sich daraufhin zartblau färben wie ein sommerlicher Himmel. Wenig später läutet es.
Der Junge hört das hohe Lachen der Mutter. Er sieht die Stiefel des schwarzen Riesen an seiner Tür vorbeigehen, sieht, wie der Mann Geldscheine auf den Küchentisch legt und sich auszuziehen beginnt, sieht, wie die makellosen Hände seiner Mutter den fremden Körper streicheln.
Er war ein schönes Kind mit dunklen Locken, großen braunen Augen, einer feingeschnittenen Nase und vollen Lippen. Aber sie beachteten ihn nicht, die Stiefel, wie er die Männer in Soldatenuniform nannte. Sie nahmen keine Rücksicht auf ihn, der nachts in der Küche Schlaf suchte, auf einer Matratze, die zwischen verschimmelten Einweckgläsern ausgelegt war.
Sie ließen sich hemmungslos treiben. Er hörte das furchterregend tiefe Stöhnen und die spitzen, gellenden Schreie seiner Mutter, mit denen sie die Gier immer wieder anpeitschte. Auch sie hatte dann kein Auge für ihn, wie er zitternd im Bett den Abgründen der Verdammnis lauschte, bis sie sich irgendwann am frühen Morgen zu ihm legte und er sich fragte, ob ein Engel oder die Brut der Hölle da neben ihm lag.
Schon früh keimte in ihm der Wunsch, das keifende, abgründige Tier in ihr zu vernichten. Dabei war sie doch der einzige Engel, den es für ihn gab, ein Engel in einem verblichenen blauen Morgenrock, dem seine ganze Sehnsucht galt.
Trost fand er erst immer am nächsten Tag in der Natur, auf den nahe gelegenen Wiesen und unter den Alleenbäumen der Hauptstraße.
Wenigstens dort blühte das Leben. Wenn er die farbenfrohen Vögel und den blauen Himmel sah, träumte er von einem sorgenfreien Leben, das er eines Tages mit ihr führen würde, vielleicht sogar in einem fernen Land. Ein Leben, das die nächtlichen Stunden in den kalten Bruchsteinwänden des Schlafzimmers, in dem er sie fingernägelkauend durchs Schlüsselloch beobachtete, vergessen ließ. Er würde ein Leben führen ohne diese dumpfe sinnlose Wut, mit der er jetzt an seiner Puppe zerrte, bevor er sie in eine Ecke warf.
Oft endeten die Tränen erst im Laufe der Nacht, und sein Schluchzen verebbte, doch schlafen konnte er meist auch dann nicht. Immer wieder stand er auf, sehnte sich nach seinem Engel und versuchte, durch das Schlüsselloch direkt in ihre Augen zu schauen, um seine Qual zu lindern.
Er bildete sich ein, dass sie ihn anlächelte und ihm zärtlich übers Haar strich, doch beim Anblick des fremden Wesens verwandelte sich seine Sehnsucht jedes Mal in Angst und Zorn. Die Furie trieb ihn in den Wahnsinn, bis sich im Morgengrauen die knirschenden Schritte der Stiefel entfernten und den Beginn eines neuen Tages ankündigten. Dann wusste er, dass er wieder einmal heldenhaft eine Nacht überstanden hatte.
Helden töteten und wurden getötet, hatte sein Vater ihm gesagt, und er fragte sich, wie viele Helden sein Vater getötet haben mochte, bevor er selbst im Krieg dem Feind erlegen war. Wenn er nach einer solchen Nacht in den blauen Morgenhimmel sah, erfasste ihn stets eine sehnsüchtige, träumerische Stimmung.
„Ich bin nicht nur ein Held, ich bin viel mehr. Ich bin ein Prinz und schön wie die Liebe“, flüsterte er.
Aber niemand hörte ihn.
***
In seinen Schläfen begann es dumpf zu pochen, als die Gegenwart sich wieder einstellte.
Jakob schaute auf seine Armbanduhr und erschrak. Zu lange hatte er dagestanden und sich erinnert und dabei die Zeit vergessen. Er stieg rasch ins Auto und fuhr davon. Sein Kopfschmerz dröhnte, sein Herz klopfte bis zum Hals. Er hatte nur Julia auf dem Rücksitz im Sinn, spürte ihre körperliche Anwesenheit und wusste nicht, ob er vor Glück schreien sollte oder ob gerade ein neuer Alptraum begann. Er brauchte dringend ein paar Aspirin und einen Kaffee. Dreißig Minuten später bog er in den Waldweg ein und hielt vor seiner Blockhütte.
Nebel stieg vom Teich auf und zog waldeinwärts, über den einsamen Teil des Waldes und seine seltsamen Mondlandschaften hinweg – bis er sich schließlich zwischen den geisterhaften Weiden und Silberpappeln niederließ. Von weitem ragte gespenstisch ein Baum empor, auf dem reglos Hunderte von Kormoranen saßen.
Stille lag auch über der alten Blockhütte und dem danebenliegenden Schuppen. Es war jetzt kurz nach zwei Uhr. Der kommende Tag würde ein Tag des Wartens werden, ein Tag der Vorfreude auf das Finale in der kommenden Nacht.
Er ging in die Hütte und sah in den Spiegel über dem Kamin. Tränen rannen über seine Wangen, während das Gesicht nur Härte zeigte.
„Ich werde mir Zeit lassen“, flüsterte er wenig später, während er Milch und Zucker in seinen Kaffee rührte.
***
Sonntagnacht
Zuerst entkleidete er Julia, bevor er sich selbst auszog. Er hatte inzwischen den Kamin angezündet und erregt das erste Knistern des Feuers abgewartet. Mit seinem Zeigefinger strich er behutsam über ihre Haut, so zart wie mit einer Feder.
Julia ließ sich widerstandslos zu Boden gleiten, damit er seine Macht ausüben konnte. Er zitterte vor Erregung. Gleich würde sie diese dunklen, gurrenden Laute aus der Hölle der Leidenschaft ausstoßen, begleitet von hechelnden, gellenden Schreien der Lust.
Er spürte, wie die Wellen kamen und ihn wegspülten. Verkrampft hielt er die Luft an, bis er glaubte zu zerplatzen. Er spie den Atem aus; die animalische Intimität dieses Röchelns beruhigte ihn. Jakob blickte sich suchend um, dann entdeckte er den Nagellack und nahm ihn vom Kaminsims. Julia hielt den Atem an, als er den Pinsel über ihre Fingernägel gleiten ließ. Ihre Hände waren schlaff; er musste sie immer wieder festhalten, damit ihm ihre Finger nicht entglitten.
„Bist du nervös?“, fragte er leise.
Sie schloss die Augen.
„Ich hoffe, du weißt, was ich von dir erwarte! Ich möchte, dass du mir zuhörst, wenn ich dir vorlese“, murmelte er.
Ihre Augenlider zuckten.
„Gut“, sagte er und betrachtete das Flammenspiel im Kamin. Zwischen dem knisternden Buchenholz stieg das Gesicht seiner Mutter auf. Er schlug ein Kapitel des Gedichtbands auf und las mit leiser Stimme: „Liebste Mutter! O könnt ich so mit einmal mein Innerstes auftun vor Ihnen! Es ist kein lebendiger Laut in Ihrer Seele, wozu die meinige nicht auch mit einstimmte … es ist etwas zwischen Ihnen und mir, das unsre Seelen trennt. Vielleicht der Tod?“
O Wunder Sprache, dachte er. Die Sprache Hölderlins war die manisch-depressive Äußerung eines Gejagten, Sprachgeräusche aus dem Jenseits. Wie sehr fühlte er sich dem Dichter verbunden, dessen Dasein ein exemplarisches Straucheln war: Rasen, Wandern, Flüchten, Hetzen, Stoßseufzen, ein ganzes Leben in einer Zwangsjacke.
Jakob legte das Buch beiseite. Seine Blicke brannten sich in Julias Fleisch. Er umschloss ihre Taille mit beiden Händen und hielt sie fest. Dann beugte er sich vor und leckte ihre Brüste. Er biss zu und sah den Schmerz in den aufgerissenen Augen. Nein, Schmerzen kann sie nicht empfinden, dachte er. In ihren Augen stand vielmehr blankes Entsetzen. Sein Blick wanderte zurück zu den Abdrücken seiner Zähne auf ihrer blassen Haut. Es war noch kein Blut zu sehen, sein Biss war sanft gewesen. Erst lecken, dann beißen, aber jetzt ein wenig fester. Dann kamen die Tränen, nur wenige, ein stiller Protest. Er labte sich an ihrem Salz. Ein Teil von ihm wollte nicht aufhören, Julias Schönheit zu bewundern, doch ein anderer, entscheidenderer Teil liebte die Wahrheit, und die war hässlich. Eine Begierde, dunkel und mächtig, erfasste ihn wie eine Welle: Strafe, Rache.
Er ging zu dem Stahlschrank, öffnete eine Schublade und nahm Manschetten und ein Skalpell heraus. Er legte Julia die Manschetten um die Handgelenke und befestigte sie an beiden Seiten des Kopfteils, so dass sie mit ausgebreiteten Armen vor ihm lag.
Er ging zum Fußteil, umfasste ihre Beine und zog sie so weit nach unten, dass sich die Seile an den oberen Manschetten straff spannen. Er fesselte die Fußknöchel und verknotete die Seile unter der Pritsche.
Julias Beine waren jetzt weit gespreizt. Er kehrte zum Kopfende zurück, ohne den Blick von ihrem Körper abzuwenden. Plötzlich, ohne Ankündigung, schlug er erbarmungslos auf sie ein, immer wieder und wieder, bis jeder Knochen gebrochen zu sein schien.
Dann umarmte er sie ein letztes Mal.
Und während Julia ihr Leben aushauchte, fühlte Jakob den Zorn in sich verrauchen, denn sie hatte mit letzter Kraft die Worte geflüstert: „Nur du bist mein Prinz.“
Mit einer Hand zog er ihren Kopf an den Haaren hoch, mit der anderen hielt er das Skalpell. Machtgier durchströmte ihn warm und schwer wie dunkler Wein. Julias Gesicht war Furcht und Grauen, ein Schmerzensbündel aus blutigem Fleisch. Ihre Augen waren geschlossen, kein Zucken hinter den Lidern.
***
In den frühen Morgenstunden schaute er auf seine Uhr. Es war schon kurz nach vier. Ein letztes Mal schmiegte er seine Wange an Julias und seufzte. Er musste sich beeilen und wieder nach Freising zurückkehren, wo um zwölf Uhr die Schulglocke das Ende des Unterrichts ankündigte. Dann verließen die Kinder die Schule, um ihren Heimweg anzutreten. Um Viertel nach zwölf würde das Mädchen namens Katharina den Marktplatz überqueren, und für Jakob war das der schönste Moment des Tages.
Montag
Die zerlumpte Alte bot einen seltsamen Anblick. Sie saß in ihren alten, bodenlangen Röcken und ihrer grauen Wolljacke, die sie mit Sicherheitsnadeln zusammenhielt, auf einem großen Stein gegenüber der alten Dorfkirche, direkt an der Straßenkurve hinter dem Friedhof. Die Beine rechts und links weit von sich gestreckt, den Oberkörper nach vorn gebeugt, hielt sie den Blick starr auf die Straße gerichtet. Aus der Ferne wirkte sie nachdenklich, geradezu apathisch, in sich selbst versponnen, geistig verwirrt, weit weg vom Dorf und seinen Bewohnern. Doch Katharina war für ihre zehn Jahre ein kluges Mädchen; sie spürte, dass der Alten nichts entging. Ihre dunkle, ledrige Haut ließ sie von weitem als exotische Fremde erscheinen. Um sie rankten sich zahlreiche Gerüchte. Es hieß, sie sei eine Hexe und gebiete über magische Kräfte.
Mit Argusaugen beobachtete die Alte jeden von Katharinas Schritten. Jedes Mal, wenn sie und Severin auf dem Weg zur Schule an ihr vorbeikamen, winkte sie sie mit ihren knochigen Fingern zu sich und bedrängte sie, stehen zu bleiben. Was wollte sie eigentlich von ihnen? Sie wussten es nicht, denn Katharina und Severin konnten ihr eigenartiges Kauderwelsch nicht verstehen. Heute umklammerte ihre Hand einen kleinen, runden Spiegel. Sie sprach mit ihrem Spiegelbild und schien verwirrter als sonst.
Severin grinste. „Die Hexe ist voll aufgeregt. Was hat sie denn?“
„Weiß nicht“, meinte Katharina leichthin. Sie war noch etwas zerstreut. Morgens zog immer noch ein wenig die Nacht an ihr.
„Schau mal, sie meint dich“, sagte Severin.
„Hm?“
„Dich!“
„Wieso?“
„Weiß ich doch nicht. Geh zu ihr, sonst dreht sie noch durch.“
„Du aber auch.“
„Klar.“
Die Alte verließ den Stein kaum jemals. Es schien, als wäre sie mit ihm verwachsen. Doch als Katharina vor ihr stand und in ihre funkelnden Äuglein schaute, sprang sie auf und gab seltsame Laute von sich, die Katharina mit Mühe als Sprache identifizieren konnte, aber bis auf wenige Worte nicht verstand.
„Jakob, böse ... böse. Aufpassen!“
Katharina blieb wie angewurzelt stehen und schaute hilfesuchend zu Severin, doch der zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Komm, wir gehen. Lass sie!“
Zusammen mit ihm setzte sie den Weg zur Schule fort. „Wer ist Jakob?“, fragte sie ängstlich und drehte sich noch einmal unsicher um. Im Dorf kannte sie niemanden, der diesen Namen trug.
„Weiß nicht. Kenn ich nicht.“ Severin tippte sich an die Stirn. „Lass sie, die hat ’ne Schraube locker, das weißt du doch.“
Katharina drehte sich noch einmal um. „Sie läuft hinter uns her!“
Mit schnellen, trippelnden Schritten eilte die Alte auf sie zu und schrie Severin an, er sei ein verkleideter Fremder wie der Mann auf dem Dach ihres Hauses – dabei deutete sie mit ihrem knochigen Zeigefinger auf Katharina. Doch Severin nahm seine Freundin an die Hand und lief mit ihr fort.
In Momenten wie diesen war sie froh, dass er sie auf dem Weg zur Schule begleitete. Seit dem ersten Tag, als sie ihn im Kindergarten kennengelernt hatte, war er ihr großer Beschützer.
Sie nahmen die Abkürzung über den Friedhof und rannten ungeachtet des strengen Verbots ihrer Eltern durch das dahinterliegende Wäldchen weiter in Richtung Schule. Angeblich strolchte da öfter ein komischer, verwirrter Junge herum, der auffällig mit dem Kopf wackelte, wenn er andere Kinder ansprach. Die Eltern wollten nicht, dass sie mit ihm Umgang hatten.
In der Schule kursierten die schaurigsten Geschichten über die Alte, und Katharina bekam jedes Mal eine Gänsehaut, wenn die Kinder hinter vorgehaltener Hand flüsterten, dass sie nachts über den Friedhof lief und die Toten weckte. Manchmal träumte Katharina von ihr. Erst gestern hatte sie Severin davon erzählt.
In ihrem Traum hatte sich die Schublade ihrer Kommode ganz langsam geöffnet, und etwas Graues, Schlangenförmiges war herausgekrochen. Trotz der Dunkelheit hatte sie die Alte erkannt. In ihren Lumpen war sie zu ihr herübergeschlichen und hatte sich auf ihr Bett gesetzt. Dabei hatte sie so komisch die Augen verdreht und geflüstert: „Ich weiß, wer du bist. Du bist Jakobs Schatten, und du bist eine Sonne im Niemandsland.“
„Was ist das, eine Sonne im Niemandsland?“, fragte sie Severin.
„Weiß nicht“, sagte der hilflos.
„Ist es dir egal?“, fragte sie verärgert.
„Ist doch nur ein Traum.“
„Aber manche Träume sind wahr.“
„Hast du heute Mathe?“, versuchte er sie abzulenken.
„Nein!“, antwortete sie beleidigt. „Was soll das heißen, ich bin der Schatten von Jakob?“
„Keine Ahnung. Ich weiß doch nicht, wer Jakob ist. Woher soll ich das wissen? Die Alte spinnt echt.“
„Und weißt du, was ich dann gemacht habe?“
„Was denn?“
„Ich hab sie angeschrien. Ich hab ihr gesagt, dass sie böse und eine Lügnerin ist, doch sie konnte mich nicht hören, weil der Wind so gerauscht hat. Und dann hat sie ausgesehen wie in der Geisterbahn, so mit glühenden Augen und so.“
„So was träumst du? Mannomann.“
„Und dann ist sie wieder zurück zur Kommode, und kurz bevor sie in die geöffnete Schublade gekrochen ist, da hat sie sich noch einmal zu mir umgedreht. Und weißt du, was sie gerufen hat? Ich komme wieder, Mädchen. Ich werde jede Nacht wiederkommen! Dann habe ich die Lade schnell zugemacht. Und dabei habe ich gehört, wie sie gezischt hat: Hüte dich vor Jakob!“
Severin lachte.
„Das ist nicht lustig!“, sagte sie streng.
„Mann, das ist doch total bescheuert, aber wirklich! Den Jakob gibt’s nicht! Echt! Wie oft soll ich dir das denn noch sagen? Wer soll dir denn was tun, wenn es ihn nicht gibt? Das hat sich die Alte eingebildet. Die spinnt total, das weißt du doch. Wann machst du denn Mathe?“
Er erntete einen Seitenblick. „Severin?“
Ein wenig irritiert sah er zu ihr auf.
„Severin, ich will nie wieder unseren Schulweg gehen. Ich will nie wieder an der Alten vorbeilaufen. Abgemacht?“
Er nickte. „Meinetwegen. Aber welchen Weg sollen wir gehen? Über den Friedhof? Überleg mal: jeden Tag über den Friedhof zur Schule. Das ist echt scheiße.“
„Besser über den Friedhof gehen, als dass mich vielleicht jemand … äh … umbringt.“
Er sah sie groß an. „Spinnst du?“
Sie warf ihm einen trotzigen Blick zu.
„Wer soll dich denn umbringen?“, fragte er etwas verunsichert. „Meinst du vielleicht, dieser …?“
„Ja, dieser Jakob.“
Fast wäre ihm wieder dieses großkotzige Mann, das ist doch total bescheuert, aber wirklich! herausgerutscht. Er wollte Katharina aber nicht noch mehr verärgern und sagte stattdessen: „Ich geh jetzt zum Fußball. Kannst du mir dann, äh, nachher die Matheaufgaben geben?“
„Ja“, sagte sie gedankenlos und nickte.
„Katharina?“
„Ja?“
„Du bist meine Sonne!“, sagte er leise.
Und da erhellte sich ihr Gesicht.
***
In der Nacht wälzte sich Severin unruhig im Schlaf hin und her. Die Worte der alten Frau beschäftigten ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Er würde mit seiner Mutter sprechen. Sie kannte die Alte, denn sie kochte ihr hin und wieder eine kräftige Suppe, kümmerte sich gelegentlich um den alten Wohnwagen, in dem die Vettel hauste, und brachte so etwas menschliche Wärme in eine verwirrte Welt. Er bewunderte seine Mutter dafür. Sie erklärte ihm, dass alte Menschen mitunter verwirrt seien und unter Sinnestäuschungen litten, sie sähen und hörten manchmal etwas, das nicht existierte. Die Alte sei völlig harmlos.
Trotzdem …
Jakob. Von wem war da die Rede? Wie konnte er Katharina vor etwas beschützen, das er selbst nicht kannte? Er hatte ihr zwar gesagt, dass er das alles bescheuert fand, aber allmählich sorgte er sich um seine beste Freundin. Er konnte ihr alles erzählen, und sie beschützten sich gegenseitig. Sie nahm ihn häufig gegen die Raufbolde seiner Schule in Schutz. Wie neulich, als der dicke Freddy ihm aufgelauert und ihn gehänselt hatte. Katharina war auf Freddy zugegangen und hatte ihn vors Schienbein getreten. Anschließend hatte sie Severin umarmt und liebevoll seine Haare gestreichelt.
„Lass mal, der ist nur neidisch auf deine Locken.“
Überhaupt sprach sie immer in ruhigem Ton. Am liebsten mochte er es, wenn sie mit sanfter Stimme Geschichten erzählte und ihre blauen Augen dabei Funken sprühten. Sie hatte die schönsten blauen Augen, die er jemals gesehen hatte, und langes blondes Engelshaar. Kein Wunder, dachte er. Sie ist auch ein Engel. Mein Engel.
***
Jakob ging über den Kirchplatz und hörte das fröhliche Lachen der spielenden Katharina. Er blieb einen kurzen Moment stehen, um ihr zu lauschen. Das Lachen war so ansteckend, so rein und klar. Sie war sein Mädchen – eine Träumerin, die in einer Märchenwelt lebte.
Als er an der Alten vorbeiging, verbarg sie sich ängstlich in ihren Lumpen. Er versuchte, sich ein Lächeln abzuringen, obwohl er wusste, dass sein Gesichtsausdruck eher finster denn beruhigend wirkte. Er rief ihr etwas zu, daraufhin erhob sie sich mürrisch und trottete von dannen.
In wenigen Tagen würden sie Julias Leiche finden. Der Verwesungsgeruch wird einem Spaziergänger auffallen, dachte er. Doch vorher musste er noch einmal zu ihr. Er hatte vergessen, das Gebet zu sprechen.
Erst als er sich erneut in der Dunkelheit Julias Haus näherte, fiel ihm auf, dass es kleiner war als die Häuser in der Nachbarschaft, und aus einem unbekannten Grund fühlte er sich plötzlich unwohl. Vielleicht lag es daran, dass sein Eindringen in die Privatsphäre der jungen Frau einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hatte und er stets verdrängte, was er nicht sehen wollte. Er respektierte die Intimität eines Schlafzimmers, weil es moralisch unantastbar war. Doch seit Tagen fragte er sich, ob er ihren leblosen Körper nicht doch besser in eine Mülltonne geworfen hätte.
Er unterdrückte sein Unbehagen. Vom Gebüsch auf der Rückseite des Hauses konnte er den Parkplatz genau beobachten. Alles war ruhig. Er huschte durch den Garten, in der Hand einen Strauß Teerosen – ein Abschiedsgeschenk, das er auch seiner Mutter ins Grab geworfen hatte.
Als er am Küchenfenster stand, ergriff ihn eine merkwürdige Beklemmung. Sein Blick fiel auf dicke Schmeißfliegen, die an den Fenstern klebten oder sich träge bewegten. Er legte die Teerosen beiseite. Mit seinem Taschenmesser entfernte er den Kitt am Fensterrahmen und wischte die herunterfallenden Holz- und Farbpartikel von seiner Jacke. Jetzt brauchte er bloß noch vorsichtig die kleinen Stifte herauszuziehen und die Fensterscheibe aus der Sprosse zu nehmen.
Auf der Stelle traf ihn ein Schwall übelriechender Luft. Er wusste sofort, was ihn oben im Schlafzimmer erwartete. Schließlich hatte er Julia bereits vor einer Woche hierhergebracht. In der Küche nahm ihm der Gestank fast den Atem. Das Summen der Fliegen klang jetzt bedrohlich. Er durchquerte die Räume bis zur Treppe und war abermals überrascht. Auch innen war das Haus kleiner und die Tapeten gelber als in seiner Erinnerung. Über der Treppe hatte sich ein Stück Tapete von der Decke gelöst, der Glastisch und die schwarze Holzanrichte waren mit einem zarten Staubfilm überzogen. Vorn im Gang lag eine Zeitung auf dem Fußboden. Auf der schmalen Fensterbank stand ein Anrufbeantworter; ihm fiel ein, dass er beim letzten Mal vergessen hatte, die eingegangenen Anrufe abzuhören. Er stieg die Treppe hinauf, unter seinen Schuhen knirschten tote Fliegen.
Julia schlief noch immer friedlich in ihrem Bett. Es war erst eine Woche her, dass sie in seiner Hütte eingeschlafen war. Niemand schien sie zu vermissen. Seine Nasenflügel zuckten. Der Gestank war bestialisch. Er musste es hinter sich bringen, denn er war ein religiöser Mann. Vor dem Abendessen sprach er stets ein Gebet, nicht nur in seiner Blockhütte.
Nach ihrem Tod hatte er die Leiche unbemerkt in ihre Wohnung gebracht, auf das französische Bett gelegt und ihre Hände zwischen den großen Brüsten gefaltet. Mehrmals noch hatte er sie dann geliebt. Der Tod hatte sie gereinigt, auch wenn sie jetzt entsetzlich stank. Ihre Haut war weich und aufgedunsen, als wollte sie sich von den Knochen lösen.
Er sah auf ihr Geschlecht. Es war ein tiefes und umfassendes Gefühl gewesen, dort einzudringen. Immer wieder hatten ihn Schauer erfasst, als hätte er einen heiligen Schrein betreten. Doch jetzt ließ ihn der Anblick kalt. Sein Bedürfnis nach Strafe und Rache war einem umfassenden Gefühl von Macht gewichen, von Kontrolle und Herrschaft über Leben und Tod. Das machte ihn unangreifbar.
In seiner Hütte hatten sie einander Dinge erzählt, die man sonst nur bespricht, wenn man sich jahrelang kennt. Dinge, über die Mann und Frau oft überhaupt nicht miteinander sprachen, nicht einmal bei gelöschtem Licht im Ehebett. Doch er machte sich nichts vor. Ihre Worte waren der Todesangst entsprungen.
Er war jetzt nicht traurig. Ein richtiger Mann gab sich keine Blöße. Immer noch stand in seinem Gesicht Härte, wenn er sich morgens im Spiegel betrachtete. Er verabscheute weibliche Gesichtszüge. Auch die weiblichen Wesenszüge in seinem Inneren musste er abtöten. Das konnte er nur, wenn er Frauen wie Julia brach.
Dank seiner unvergleichlichen Schönheit spukte er als erwachsener Mann in den Köpfen der Frauen herum. Seine braunen Augen, die unter dem dunklen, fast schwarzen Haar leuchteten, seine hohe Stirn und die schmale Nase, die hohen Wangenknochen und vollen Lippen, sie waren unwiderstehliche Attribute dieser unvergleichlichen Schönheit. Seine Lippen übten eine besondere Anziehungskraft aus. Spätestens wenn sie sich zu einem Lächeln formten, verfielen ihm die Frauen. Doch keine von ihnen wusste, dass es die Lippen seiner Mutter waren.
Er konnte jede Frau haben und sich jeden Wunsch erfüllen lassen.
Bei Julia war es ihm nur vordergründig gelungen, die Macht ihrer Weiblichkeit zu brechen. Sie hatte aufgebracht und unbeherrscht reagiert, als er sich ihr näherte. Dabei war sie doch eine Liebesdienerin.
Jakob ergriff sein Skalpell, trennte die rechte Hand vom Arm und wickelte sie in eine Plastiktüte. Dann nahm er einen blauen Müllsack, zog ihn über ihren Körper und streute die mitgebrachten Teerosen darüber. Der Verwesungsgeruch vermischte sich obszön mit dem Duft der Rosen.
Er sah sich ein letztes Mal um, entfernte einige Fotos von der Pinnwand, auf denen Julia mit unterschiedlichen Männern zu sehen war, und verließ das Schlafzimmer.
Im Garten drehte er sich zu ihrem Fenster um und flüsterte: „Träum was Schönes!“
Er zog seine Einweghandschuhe aus, steckte sie in die Hosentasche und warf das Skalpell auf den Rasen. Bis jetzt hatten die Beamten noch keines seiner Rätsel gelöst.
Er grinste. Er fühlte sich frisch und entspannt und würde einen Spaziergang durch die Isarauen machen. Danach würde er zu Katharinas Lieblingsplatz gehen, sich auf ihre Bank setzen und sich ungestört an Julia erinnern und daran, wie ihr Kleid geraschelt hatte, als sie für ihn getanzt hatte. Niemand konnte ihn sehen in der Dunkelheit dieser Frühlingsnacht. Er würde das Wochenende in seiner Blockhütte verbringen, und dabei stand ihm jedes Vergnügen offen.
Er war ein Mann, der jede Frau der Welt haben konnte. Sie erfüllten ihm jeden Wunsch, freiwillig oder auch nicht. Er besaß ungeheure Stärke und Macht, in jeder Hinsicht. Er war ein Gott.
Katharinas Schwester Anna wurde an einem schönen Sonntagnachmittag im Frühling unter Mithilfe der Hebamme Philomena Brendel geboren.
Bereits am frühen Morgen war Frau Brendel erschienen, hängte der zehnjährigen Katharina den Ranzen um und sagte ihr, sie solle zu den Großeltern gehen, um dort die Hausaufgaben zu machen.
Auf der Straße zögerte Katharina einen Moment und schlug den Weg zum Weiher ein, der im Wäldchen hinter dem Friedhof lag. Dort setzte sie sich auf die kleine Bank neben dem Bootsschuppen, nahm ihr Tagebuch und schrieb:
3. 5. 1981
Mama hat mir ein rotes Tagebuch geschenkt. Sie selbst hat ein grünes, dem sie ihre Geheimnisse anvertraut, aber auch ihre täglichen Erlebnisse, ihre Träume, ihre Wünsche, ihren Kummer und all das, worüber man eben nicht sprechen möchte. Jetzt verstehe ich, warum Mamas Tagebuch so dick ist. Es gibt bestimmt eine Menge, worüber sie nicht sprechen möchte.
Seit sie vor fünf Monaten diesen Mann geheiratet hat und er mit uns in der winzigen Wohnung lebt, hat sich vieles verändert. Mein Bett steht seitdem im Flur, und Mama hat mir verboten, nachts ins Schlafzimmer zu kommen und unter ihre Bettdecke zu schlüpfen. Seit Papas Tod vor drei Jahren habe ich das oft gemacht, aber jetzt …
Selbst tagsüber umarmt Mama mich immer seltener, obwohl ich sicher bin, dass sie mich liebhat. Aber seit dieser Mann bei uns lebt, hat sie sich verändert.
„Ben Wendel ist jetzt dein Vater, du kannst ihn Ben nennen oder auch Papa zu ihm sagen, wenn du möchtest“, hat Mama gesagt, als könne man einen Papa einfach so austauschen. Aber ich will keinen neuen Vater. Mein Papa ist tot, und diesen Mann mag ich nicht. Deshalb werde ich ihn Ben nennen.
Ben ist wirklich seltsam. Er trägt immer schwarze Anzüge. Severin sagt, er wirkt hager und steif, besonders weil er auch noch dunkles Haar hat, das immer perfekt gekämmt ist. Es lenkt von den grauen Augen ab. Augen unter buschigen Brauen, die mich oft so seltsam ansehen, dass ich davon eine Gänsehaut bekomme.
Katharina klappte das Tagebuch zu, nahm Jasper, ihren Teddy, aus dem Schulranzen und drückte ihn fest an sich.
Ben lachte selten, und wahrscheinlich lag es an den stets leicht heruntergezogenen Mundwinkeln, dass sie ihn seit der ersten Begegnung nicht mochte. Es hatte sich schnell gezeigt, dass er ein jähzorniger Mann war.
Wenn sie gemeinsam am Tisch saßen, dauerte es nie lange, bis er entweder sie oder ihre Mutter beschimpfte. Manchmal war es die Gabel, die nicht ordentlich ausgerichtet neben dem Teller lag, oder Katharinas Messer, das zu laut über das Porzellan schabte. Bei seinen Ausbrüchen starrte sie in der Regel auf ihren Teller und wartete, bis er sich beruhigt hatte. Seine Wutausbrüche waren allgemein bekannt. Die Leute im Dorf redeten über ihn.
Bevor Ben in ihr Leben getreten war, hatten häufig Nachbarinnen oder Freundinnen abends in der Küche gesessen und so lange mit ihrer Mutter geplaudert, bis der Zigarettenqualm in jedem Winkel der Küche hing. Manchmal war Katharina von dem schallenden Gelächter der Frauen aufgewacht und schlaftrunken und neugierig in die Küche gewankt, wo ihre Mutter sie gut gelaunt auf den Schoß genommen und fest an sich gedrückt hatte. Doch das war vorbei, seitdem Ben eine der Freundinnen eines Abends lautstark aus der Wohnung geworfen hatte, die Treppe hinunter, so dass es krachte und polterte.
***
Da war sie wieder, seine kleine Katharina. Wie hübsch ihre langen blonden Haare doch sind, dachte Jakob. Obwohl sie erst zehn war, hatte er schon oft gesehen, wie aufgeweckt sie war und wie liebevoll sie mit anderen Kindern und Erwachsenen aus dem Dorf umging. Das mochte er besonders an ihr.
Heute jedoch schien sie in dumpfes Brüten versunken zu sein. Er hatte sie schon häufig hinter dem ausgedehnten, dichten Gebüsch am Rand des Wäldchens beobachtet, wenn sie dort mit ihrem abgenutzten Teddy auf der Bank saß. Morgen würde er eine zarte Porzellanpuppe kaufen und sie so unter die Bank legen, dass sie sie finden musste.
Wenn sie sie dann an sich drückt, wird sie mich umarmen, dachte er und seufzte. Wie gern würde er jetzt ihren Duft aufnehmen, diesen Engelsduft, der wie das Licht war, um das eine Motte immer und immer wieder kreisen musste. Er wusste, er würde sie genauso umkreisen, bis er sich mit ihr vereinigte, mit ihrem Licht und später mit ihrem Fleisch.
***
Die Kirchturmuhr schlug laut und vernehmlich zwölf. Katharina rannte über den Kirchplatz an der Alten vorbei nach Hause. Vielleicht ist das Baby schon da, dachte sie. Aber vorher wollte sie unbedingt nach den Vögeln schauen, das hatte sie am Morgen in der Eile ganz vergessen.
Die Wohnung ihrer Mutter lag im dritten Stock eines alten Hauses. Aufgeregt rannte sie die knarrenden Stufen hinauf. Im Treppenhaus roch es nach Bohnerwachs. Sie öffnete die Eingangstür, warf achtlos ihre Schultasche auf den Fußboden und stürmte durch den schmalen Korridor in die Küche, ohne die Wohnungstür hinter sich zu schließen.
Außer Atem blieb sie vor dem Fenster stehen und blickte zu dem Vogelnest, das man vom Küchenfenster aus im Baum sehen konnte. Ob schon weitere Vögel aus den Eiern geschlüpft waren? Vor einigen Tagen hatte sie das Vogelpaar entdeckt, das im Geäst brütete, und seit gestern waren sie da: vier winzige Vögel, die ihre weit geöffneten Schnäbel über den Nestrand streckten.
„Warum bist du nicht bei den Großeltern geblieben, so wie wir es heute früh besprochen hatten?“, erklang es plötzlich hinter ihr. Katharina drehte sich um und sah Frau Brendel, die gerade die Küche betreten hatte. Katharina errötete und zeigte mit dem Finger auf das Vogelnest.
„Sehen Sie doch mal, Frau Brendel, das Nest ist viel zu klein. Die Vogelfamilie muss auch umziehen. Genau wie wir.“
„Vögel ziehen nicht um. Sie verlassen ihr Nest erst, wenn die Jungen kräftig genug sind“, erwiderte die Hebamme energisch. Sie nahm einen Topf mit heißem Wasser von der Herdplatte und goss den dampfenden Inhalt in eine Schüssel.
„Ist das Baby noch immer nicht da?“
Die kräftige Frau drehte sich abrupt um. „Nein, aber bald.“
„Darf ich Mama sehen?“
„Jetzt nicht. Später vielleicht.“
„Wann?“
„Kind, setz dich hin und lass mich meine Arbeit machen.“ Sie war sichtlich angespannt.
Katharina setzte sich an den Küchentisch, nahm einen Zeichenblock und ihre Federmappe aus der Schultasche und begann zu zeichnen. Während sie ein Bild für das Baby malte, fielen ihr die Worte der Alten aus dem Traum wieder ein: Hüte dich vor Jakob!
Später hörte sie Schreie aus dem Schlafzimmer. Sie stand in der Küchentür, weiter traute sie sich nicht zu gehen. Mit beiden Händen hielt sie sich die Ohren zu und zitterte am ganzen Körper. Philomena Brendel hatte vor zehn Minuten Dr. Corelli angerufen. Und als er endlich gekommen war, war er an Katharina vorbeigestürmt, ohne sie zu begrüßen. Das tat er sonst immer, wenn sie mit seinem Sohn Severin vor der Praxis auf dem Marktplatz spielte. Seit Severin sich vor einigen Wochen beim Turnunterricht in der Schule das Bein gebrochen hatte, sahen sich die beiden nicht mehr jeden Tag. Morgen, dachte sie. Morgen werde ich ihn besuchen, ihm ein Stück Schokolade mitbringen und von meinem neuen Geschwisterchen erzählen.
Der Gedanke an ihren besten Freund ließ sie ruhiger werden. Sie saß ganz still am Tisch und lauschte den Geräuschen, die aus dem Schlafzimmer drangen. Erneut vernahm sie hastige Schritte. Sie versuchte sie zu ignorieren, zwang sich, sitzen zu bleiben, nahm einen roten Buntstift in die Hand und begann verbissen zu zeichnen. Als sie fertig war, zeigte das Bild ein rotes Haus mit einem Apfelbaum; in der Krone des Baumes hockten vier kleine Vögel, neben dem Haus standen zwei Kinder Hand in Hand. Kaum sichtbar, befand sich hinter ihnen ein schmaler schwarzer Schatten mit einem langen Bart, der den Baumwipfel umwickelte. Mittlerweile war im Haus eine merkwürdige Stille eingetreten. Irgendwo weinte jemand. Plötzlich hörte Katharina den hohen Schrei eines Babys.
Das Kind schrie so laut, dass man es in der ganzen Wohnung hören konnte. Wenig später betrat Frau Brendel die Küche und hielt ein Bündel in den Armen. Katharina sprang auf, ihr Gesicht strahlte.
„Katharina, du hast eine Schwester, und deiner Mutter geht es gut“, sagte die erschöpfte Hebamme und lachte. „Schau sie dir an. Ihr Name ist Anna“, ergänzte sie sanft, den Blick stolz auf das Neugeborene gerichtet.
Katharina stand auf und berührte ganz vorsichtig die Finger ihrer Schwester. „Darf ich sie auf den Arm nehmen?“, fragte sie mit großen Augen.
„Später, jetzt müssen wir beide wieder zurück zu deiner Mutter. Schließlich sind das heute die beiden Hauptpersonen. Ich hoffe, dass du das verstehst, immerhin bist du ja schon ein großes Mädchen“, entgegnete Frau Brendel und ging mit Anna wieder ins Schlafzimmer. Dann endlich betrat Dr. Corelli die Küche. Er wirkte abgespannt, als hätte er in der vergangenen Nacht nur wenige Stunden geschlafen.
„Na, Katharina, was sagst du zu deinem kleinen Schwesterchen? Sie ist mein drittes Baby innerhalb von vierundzwanzig Stunden.“
„Sie ist so winzig“, antwortete Katharina staunend.
Nicolas Corelli krempelte seine Hemdsärmel hoch und warf ihr einen kurzen Blick zu. „Das kriegen wir schon hin. Deine Schwester wird bald gesund und kräftig werden. Ich werde jeden Tag nach ihr sehen.“ Er seifte gründlich seine Hände und Arme ein. „Severin hat übrigens nach dir gefragt.“
„Hat er immer noch Schmerzen?“
„Nein, es geht ihm schon viel besser. Nächste Woche werde ich den Gips entfernen. Anschließend kann er mit den Gehübungen beginnen und auch bald wieder am Unterricht teilnehmen. Seine Mutter freut sich schon darauf. Er nervt, sagt sie. Besuch uns doch mal wieder.“
Katharina legte den Kopf schief. „Ja, gut. Vielleicht morgen.“
***
Nachdem Dr. Corelli gegangen und ihre Mutter und das Baby versorgt waren, bereitete Frau Brendel das Abendessen zu. Pfannkuchen mit Marmelade. Katharina nahm zwei Teller aus dem Schrank, deckte den Tisch und setzte sich.
„Wo ist denn eigentlich dein Vater, Katharina?“
„Er ist nicht mein Vater“, antwortete sie trotzig.
„Du weißt nicht, wo er ist?“
„Nein!“
Die Hebamme sah sie fragend an, schwieg aber.
„Frau Brendel, wieso kommen die Babys eigentlich erst nach neun Monaten auf die Welt?“, wollte sie wissen.
„Weil ein Baby diese Zeit braucht, um zu wachsen und sich auf die Geburt vorzubereiten“, antwortete Philomena Brendel und hielt kurz inne. „Und weil Gott es so bestimmt hat.“
„Ich bin froh, dass Sie bei uns sind“, sagte Katharina leise.
Frau Brendel tätschelte beruhigend ihren Handrücken.
Katharina sah nachdenklich von ihrem Teller auf. „Hat man ein adoptiertes Kind genauso lieb wie ein Kind, das aus dem Bauch der Mutter kommt, Frau Brendel?“
Philomena Brendel sah sie erstaunt an. „Wieso fragst du?“
„Severin hat mir erzählt, dass Dr. Corelli ihn adoptiert hat, nachdem seine Mutter die Frau vom Doktor wurde. Sie kann keine weiteren Babys bekommen.“
„Ich bin mir sicher, dass Dr. Corelli ihn genauso liebhat wie deine Eltern dich.“
Katharina nickte und schwieg. Warum sollte sie ihr sagen, dass Ben sie nicht mochte und auch sie ihn verabscheute?
„Sie sind nett, Frau Brendel“, sagte Katharina, die nach all der Aufregung sehr müde war und ständig gähnte.
„Ich habe dich auch gern, Kleines. Doch jetzt wird es Zeit zu schlafen. Es ist schon spät, und wir hatten beide einen anstrengenden Tag.“
Katharina stand auf, umarmte Frau Brendel, gab ihr einen Gutenachtkuss und legte sich in ihr Bett im Flur.
Sie nahm ihr Tagebuch aus dem Schulranzen und schrieb:
Heute habe ich eine Schwester bekommen. Das Baby ist so süß, aber Mama hatte schreckliche Schmerzen. Ich konnte sie schreien hören. Bei den Tieren dauert eine Geburt nicht so lange. Das weiß ich von Großvater Alexe. Und Tiermütter schreien auch nicht. Meine Schwester Anna lag mit dem Kopf nach oben, hat mir Frau Brendel erklärt. Und Dr. Corelli hat Anna geholfen und sie im Bauch gedreht, deshalb ist sie auch nicht erstickt. Das Drehen tut schrecklich weh. Deshalb hat Mama auch so laut geschrien. Jetzt geht es Mama aber wieder gut, und ich durfte später auch kurz zu ihr. Sie hat sogar gelächelt, ein bisschen.
Annas Geburt ist ein gutes „Omen“, denn sie ist ein Sonntagskind. Und Sonntagskinder bringen Glück. Mama hat das immer behauptet. Dann wird also alles wieder gut. Und weil das so ist, habe ich auch mit dem Radiergummi den Schatten aus meiner Zeichnung entfernt. Stattdessen habe ich bunte Ballons in den Himmel aufsteigen lassen. Das findet Anna bestimmt viel schöner. Aber warum hat Ben Mama allein gelassen? Er wusste, dass das Baby heute geboren werden würde. Ob er wieder in der Kneipe herumhängt und sich betrinkt?
Sie klappte das Tagebuch zu, legte es unter ihr Kopfkissen und blickte zur Kommode. Schlängelte sich da nicht etwas Graues heraus? Rasch verkroch sie sich unter die Bettdecke und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, bis sie der Schlaf überkam.
Kommissar Robert Hirschau blinzelte müde in die dunklen Wolken des Nachthimmels und beobachtete die blinkenden Kontrolllichter einer nach Osten abdrehenden Passagiermaschine. Lux ex oriente – Aus dem Osten kommt das Licht! Das Zitat erinnerte ihn an den aktuellen Fall, in den leider nicht er, sondern seine Kollegin Licht gebracht hatte.
In der vergangenen Nacht hatte er nur wenige Stunden geschlafen. Trotzdem hatte er heute schon wieder um sieben Uhr am Schreibtisch gesessen und Akten sowie den Bericht über den vor zwei Tagen aufgeklärten Raubmord studiert. Verzweifelt hatten er und seine Kollegen tagelang nach einem Anhaltspunkt gesucht, doch je mehr Akten sie wälzten, umso verwirrender wurde das Ganze. Die Berichte der Spurensicherung und der Gerichtsmedizin kannten sie bereits in- und auswendig. Der entscheidende Hinweis war schließlich von einem Informanten aus dem Drogenmilieu gekommen, zu dem Hirschaus Kollegin Andrea gute Kontakte besaß. Drei Stunden später waren zwei Täter geständig gewesen.
Hirschau setzte sich an seinen Schreibtisch und schob den Aktenstapel beiseite. „Du solltest dich mal ausschlafen“, sagte er laut zu sich selbst.
Das Telefon klingelte. Er begriff sofort, dass ein Läuten um diese Uhrzeit nichts Gutes bedeuten konnte. Es war bereits nach dreiundzwanzig Uhr. Um diese Zeit war das Revier wie ausgestorben.
„Mordkommission, Hirschau am Apparat.“
„Andrea hier. Hallo, Robert. Wir haben da was für dich“, meldete sich seine Kollegin von der Hauptwache. „Ein älteres Ehepaar hat einen üblen Geruch gemeldet, der ihnen angeblich schon vor Tagen aufgefallen ist. Wir haben daraufhin eine Streife vorbeigeschickt, und die hat eine weibliche Leiche gefunden. Das Team der Spurensicherung, der Fotograf und der Doc sind schon vor Ort.