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Außergewöhnliche Einblicke in die Welt der Eisvögel: Autor Ralph Sturm ist seit vielen Jahren von den schillernden Vögeln fasziniert und beobachtet sie mit den Augen des Biologen wie auch als Fotograf. So nah wie er kommen nur Wenige den an Gewässern lebenden "heimischen Exoten", die bereits mehrfach zum Vogel des Jahres gekürt wurden. Außergewöhnliche Erfahrungen in der Welt der farbenprächtigen Vögel sowie emotionale Geschichten, die er im Zuge der Pflege und Auswilderung verwaister und verletzter Tiere erlebte, teilt er in diesem einzigartig fotografierten Buch auf persönliche, spannende und informative Art und Weise. Lernen Sie unseren einzigen heimischen "Paradiesvogel" kennen und sehen Sie die Natur mit anderen Augen!
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Seitenzahl: 80
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© eBook: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
© Printausgabe: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
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Projektleitung: Elena Gabler, Sonja-Maria Forster, Fabian Barthel
Lektorat und Bildredaktion: Angelika Lang
Bildredaktion (Cover): Natascha Klebl
Korrektorat: Andrea Lazarovici
Covergestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser, München
eBook-Herstellung: Isabell Rid
ISBN 978-3-9674-7050-5
1. Auflage 2021
Bildnachweis
Coverabbildung: Ralph Sturm
Illustration Eisvogelsilhouette: Matias Kovacic (nach einem Foto von Ralph Sturm)
Fotos: Ralph Sturm, Günter Hauska, Wolfgang Wende, Sonja Sturm, Sepp Resch, Karl-Heinz Schindlatz
Syndication: www.seasons.agency
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vielleicht hatten Sie schon einmal das große Glück, einen Eisvogel in freier Natur beobachten zu können. Pfeilschnell, blau glitzernd und laut pfeifend jagt er knapp über dem Wasser aus dem Nichts kommend vorbei und verschwindet gleich darauf wieder – verschluckt vom Uferdickicht. Die bunten Farben und das einzigartige Verhalten heben den Eisvogel deutlich von anderen einheimischen Vögeln ab und sein Anblick bleibt lange in Erinnerung haften.
Meine unzähligen Erlebnisse mit dem scheuen Gesellen sind auch mir ausnahmslos in Erinnerung geblieben. Jedes für sich einzigartig. Unvergessen bleibt mir die Bergung eines Frostopfers im Hochwinter bei Temperaturen unter minus 10 Grad Celsius. Ich durchquerte den knietiefen Schnee entlang eines kleinen Baches, um den sichtlich geschwächten Eisvogel aufnehmen zu können. Er zeigte sich apathisch, mit eingefrorenem Schnabel und ohne Fluchtreaktion. Durchnässt und frierend kam ich zum Auto zurück, den Eisvogel in der Hand. Ich musste trotz der frostigen Temperaturen und der nassen Kleidung mit geöffneten Fenstern nach Hause fahren, damit sich der Vogel in meiner Hand nicht zu schnell erwärmt.
Viele solcher Erlebnisse trugen letztlich dazu bei, dieser Vogelart nach jahrelanger Arbeit einen Vortrag zu widmen, aus dessen Inhalt sich das vorliegende Buch entwickelt hat. Ich hoffe, ein Teil meiner Begeisterung springt auch auf Sie über, wenn Sie in diesem Buch ins Revier des Eisvogels eintauchen.
Viel Spaß beim Lesen!
Der Eisvogel fällt durch seine bunten Farben und seine einzigartige Körperform sofort auf, wenn er sich überhaupt aus der Nähe beobachten lässt. Der tropisch bunte Vogel bleibt auch im Winter bei Eis, Schnee und Sturm bei uns.
Lange zurückliegende Erinnerungen an Kindheitstage sind für gewöhnlich immer mit besonderen Erlebnissen verknüpft. Seien es gute oder schlechte Ereignisse oder Begegnungen.
Unvergessen sind meist tief einschneidende Eindrücke, die mitunter das weitere Leben mitprägen und teils auch beeinflussen. Ich erinnere mich noch sehr genau, als ich Mitte der 70er-Jahre mit meinem Vater eine damals schon ältere Dame zum Kaffeeklatsch besuchen musste. Ja, ich musste, obwohl mich meine Interessen in der Freizeit seit frühester Kindheit immer ins Freie, in die Wiesen und Wälder trieben. Dort suchte ich, immer von Neugier und Leidenschaft getragen, nach Schmetterlingen.
Heute – in der Rückschau – ist es umso verständlicher, dass ich damals mit erkennbar schlechter Laune und wortkarg im Wohnzimmer am Kaffeetisch saß. Lediglich knappe, erwartete Höflichkeiten ließ ich zu – ich konnte mich mit der Situation und der älteren Dame beim besten Willen nicht anfreunden. Erst als ich in die zweite Klasse kam, erfuhr ich, dass diese Dame, Frau Stegbauer, eine pensionierte Lehrerin ist. Ich erinnere mich genau, wie sie all ihre pädagogischen Fähigkeiten darauf ausrichtete, mich aufzumuntern. Und es gelang ihr tatsächlich recht schnell, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen, indem sie sich nach meinem Hobby erkundigte und mir dann interessiert bei meinen fachlichen Ausführungen zuhörte. Ich konnte ihr über sehr viele Schmetterlinge, deren Raupen und Futterpflanzen sowie über die speziellen Lebensräume erzählen.
»Nur wenige, besondere Menschen begegnen dem Eisvogel in freier Natur« heißt es bei Naturfreunden und -kennern. Kein Wunder – man muss über längere Zeit in Ruhe verharren, damit er sich annähert.
Meine Stimmung hatte sich gewandelt. Ich erzählte ihr begeistert von meinem Lieblingsschmetterling – dem Eisvogel. Der Große und der Kleine Eisvogel – zwei extrem seltene, für kleine Jungs unerreichbare Waldschmetterlinge – hatten mich schon immer fasziniert. Die imposante Größe, die edle Zeichnung und die verborgene Lebensweise weckten von jeher mein größtes Interesse.
Als ehemalige Lehrerin wusste Frau Stegbauer natürlich genau, wie man Kinder für sich gewinnen kann: Man macht ihnen ein kleines Geschenk. Unvergessen ist mir bis heute dann das Buch, das sie aus den vollen Bücherregalen im Wohnzimmer holte und mir übergab. In ihrem Ruhestand arbeitete sie ehrenamtlich als Bibliothekarin und verfügte auch in ihrer kleinen Wohnung über Unmengen an Büchern. Darunter eben mein Buchgeschenk, ein Vogelbuch, auf dessen Umschlag ein gezeichneter Eisvogel zu sehen war. Meine Enttäuschung ließ ich mir nicht anmerken – ich hatte gehofft, ein Buch über Schmetterlinge zu erhalten.
Frau Stegbauer erklärte mir, dass sie noch nie von Eisvogel-Schmetterlingen gehört hatte, und wollte mir nun ihrerseits etwas Neues zeigen, indem sie mich mit dem Vogel »Eisvogel« bekannt machte. Ungläubig und hoch interessiert hörte ich mir ihre Erzählungen an und konnte es nicht glauben, dass ein so bunter, komisch geformter, fischender Vogel bei uns vorkommen soll. Ich weiß noch genau, dass ich beim ersten Anblick der Farbzeichnung an eine übertriebene Fantasie des Illustrators dachte. Mit der Anmerkung, sie kenne einen kleinen Bach, nicht weit weg am Waldrand, wo man den Vogel immer wieder sehen könne, war mein Interesse vollends geweckt. Aus der anfänglichen Enttäuschung entwickelte sich so eine fesselnde Leidenschaft für den bunten, glitzernden Fischer – zusätzlich zu den von mir immer noch höchst geschätzten Schmetterlingen und Insekten.
Der sehr seltene »Kleine Eisvogel«, ein Schmetterling, gehört zu den Edelfaltern (Nymphalidae) und ist an das Licht- und Schattenspiel am Waldboden bestens angepasst.
Der fliegende Edelstein, der Vogel, ist vielen Menschen durchaus bekannt, während dessen Namensvettern aus dem Reich der Schmetterlinge größtenteils unbekannt sind und in vielen Büchern unerwähnt bleiben.
Als kindlicher Schmetterlingssammler wusste ich viele Details über einheimische Tag- und Nachtfalter. Wieder war es mein Vater, der mich unterstützte, denn er kannte durch seine vielschichtigen Kontakte einige erwachsene Schmetterlingssammler. Ein echter Geheim-Club, denn damals in den 70er-Jahren wurde dieses Hobby als vorübergehende Spinnerei und Zeitvertreib angesehen, und als Schmetterlingsfreund, noch dazu erwachsen, outete man sich ungern im sozialen Umfeld als »Sonderling«.
In endlosen Fachgesprächen und aus ausgeliehenen Fachbüchern holte ich mir alle Informationen über meine Lieblingstiere. Fachbücher waren damals extrem schwer aufzutreiben und zudem noch sehr teuer, da einfach die Nachfrage fehlte. Auch das Internet, die heute übliche Quelle der Informationsgewinnung, gab es noch nicht. Zur Archivierung musste man sich das Gelesene tatsächlich merken, denn wenn das Buch zurückgegeben war, konnte man nicht mehr nachschauen – ganz andere, fast vergessene Strategien, als heute nötig sind. Selbst spezielle Informationen aus Fachbüchern und Aufsätzen lassen sich heute mit nur einem Klick im Internet finden und endlos oft innerhalb von Sekunden wieder abrufen.
Die Flügelunterseite des Kleinen Eisvogels bildet einen einzigartigen Kontrast zwischen warmen Orangetönen und eiskaltem – namengebendem – Türkisblau.