(ELEMENT ALPHA 3) Sturmwolf - Wenn ein Alpha liebt - Chris S. Enibas - E-Book

(ELEMENT ALPHA 3) Sturmwolf - Wenn ein Alpha liebt E-Book

Chris S. Enibas

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Beschreibung

Vor 32 Jahren brachte die Werwölfin Aria McKlay Vierlinge zur Welt.

Das Besondere an dieser Tatsache war, dass die vier Jungen von zwei Werwölfen gezeugt und in einer Nacht der Mondfinsternis geboren wurden.

Alten Prophezeiungen zufolge geschah dies nur einmal in hundert Jahren und verleiht dem Säugling ungeahnte Kräfte.

Er wird nicht nur als Werwolf und Alpha geboren, sondern erhält zusätzlich eine ganz spezielle Fähigkeit.

Manche spekulieren und waren der Meinung, dass das geborene Kind in der heiligsten aller Nächte für Werwölfe mit einer Kraft der vier Elemente ausgestattet wird.

Bis zu diesem Tag war so ein Fall allerdings nie geschehen und nun wurden gleich vier wahre Alpha mit speziellen Kräften in die Welt gesetzt, mit dem Ziel, ihren jeweiligen Gefährten zu finden.

 

Ein Kampf zwischen Liebe, Eifersucht und dem Drang, die zu lieben, die für sie bestimmt waren, begleitet ihren Weg.

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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Chris S. Enibas

(ELEMENT ALPHA 3) Sturmwolf - Wenn ein Alpha liebt

Gay-Fantasy-Romance

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

KAPITEL 1

 

„Verdammter Mist!“, schrie Kyrin McKlay und fegte im nächsten Moment einen Stapel verschiedener Ordner von seinem Schreibtisch. Seit ungefähr einem Monat schon war er nun bereits auf der Suche nach irgendwelchen Informationen über seinen Gefährten Jesse Roth, doch zu seinem Bedauern konnte er nichts finden, das besagte, dass Jesse überhaupt existierte oder noch schlimmer, je existiert hatte.

Kein einziger Eintrag, nichts!

Der Alpha fand weder eine Geburtsurkunde noch eine Sterbeurkunde.

Was zum Teufel ging hier nur vor sich? Irgendjemand gab sich da wirklich große Mühe, etwas zu verbergen und es hatte mit seinem Gefährten zu tun. Genau deswegen konnte Kyrin dies auch nicht so stehenlassen.

Wirklich gar nichts in seinem Leben sehnte Kyrin so sehr herbei wie einen Gefährten und nun hatte er immerhin schon einen Anhaltspunkt und konnte dennoch nicht das Geringste machen.

 

Langsam aber sicher verlor Kyrin die klitzekleine Hoffnung, die er bis eben noch in seinem Herzen getragen hatte, seinen Gefährten jemals zu finden.

Doch genauso sehr wie er sich seinen Gefährten herbeisehnte, genauso groß war sein Ehrgeiz, weiter nach diesem zu suchen und selbst wenn die Chance noch so gering und aussichtslos war, ihn, oder auch nur Hinweise auf seinen Aufenthalt tatsächlich hier im Netz zu finden, er würde niemals aufgeben.

 

Es vergingen weitere zwei Tage ohne Aussicht auf Erfolg etwas zu finden, als der Bildschirm sich plötzlich schwarz färbte. Ohne ersichtlichen Grund stürzte Kyrins Computersystem zusammen.

Knurrend war er schon dabei, seinem Computer endgültig den Garaus zu machen, denn so etwas durfte eigentlich gar nicht passieren, immerhin hatte er dieses System selbst aufgebaut, als die Energie wieder da war und sein Computer erneut hochfuhr.

 

Doch der nächste Blick auf die nun geladene Seite verwirrte Kyrin zunehmend.

Was zum Teufel?

Ohne einen ersichtlichen Grund wurde er auf eine gesicherte Police Departement Datenbank geleitet.

Es wurde eine Polizeiakte aus dem Staate Michigan geöffnet, auf der dem verdutzten Alpha die vielen verschiedenen Gesichter vermisster Kinder entgegensprangen.

Verwirrt und mit gerunzelter Stirn studierte er dennoch interessiert und aufmerksam die erschütternden Akten, die den Alpha innerlich knurren ließ.

Es war für einen normalen Wandler schon äußerst schwer, solche Missetaten Kindern gegenüber zu akzeptieren und nicht gleich die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, doch für einen Alpha war der Zorn und die Wut fast schon zu explosiv, um nicht sofort auf die Jagd nach solchen Monstern zu gehen.

 

Ein Bericht über vermisste Kinder, Mädchen wie auch Jungen, die alle im Alter von 4-8 Jahren und in derselben Gegend als vermisst gemeldet wurden, ließ Kyrin innehalten und seine Gedanken überschlugen sich, als ihm das Bild eines etwa vierjährigen vermissten Mädchens entgegen lächelte.

Die Ähnlichkeit mit Jamie war fast schon greifbar und unglaublich gespenstisch.

Wie ein Blitz kam dem Alpha die Erkenntnis, dass dieses Mädchen zu seinem Gefährten gehören musste.

Jamie hatte immerhin keine Kinder und Jesse war dessen Zwillingsbruder, also war das doch eine gerechtfertigte Schlussfolgerung.

Außerdem war es bis jetzt der einzige Hinweis und Kyrin wollte eben jeder Spur nachgehen, die ihn zu seinem Gefährten führen konnte.

Vielleicht war alles nur reiner Zufall oder eines seiner Hirngespinste, die seine Sehnsucht nach Jesse projizierte, doch er musste sichergehen. Und selbst wenn er sich irrte, hatte er vielleicht die Möglichkeit, einem unschuldigen Mädchen und anderen Kindern, die in Not waren, zu helfen.

 

Der Name des Mädchens lautete Madison, Nachname unbekannt. Kyrin konnte auch nichts über denjenigen finden, der das Mädchen als vermisst gemeldet hatte.

Doch einen Anhaltspunkt gab es und genau dem würde der Alpha nachgehen.

Wer könnte ihm in dieser Situation und mit so geringen Angaben mehr weiterhelfen, als der Polizeibeamte, der diesen und ähnliche Fälle bearbeitete?

Der Officer, der den Vermisstenbericht über Madison bearbeitet hatte, hörte auf den Namen Costa van Dillo und arbeitete seit mehr als fünf Jahren bei der öffentlichen Polizei im Zentrum von Michigan.

Dieser Kerl war sein bisher einziger Hinweis im Zusammenhang mit seinem Gefährten, also würde Kyrin eben dort anknüpfen.

Er konnte nur hoffen, dass die Officers in Michigan anders waren, als einige andere verschiedener Staaten, die lieber keine Hilfe von Außenstehenden annahmen, denn die meisten teilten sich nicht gerne den Ruhm.

 

Seinen Fähigkeiten als Computerhacker und Detektiv geschuldet, war es für den Alpha fast schon ein Kinderspiel, zumindest schon einmal Costa van Dillos Telefonnummer herauszubekommen.

Mit klopfenden Herzen lauschte er auch bereits wenigen Minuten später dessen Stimme am anderen Ende der Leitung.

Wider Erwarten erwies sich Costa als sehr erfreut über jede Hilfe, die man ihm zukommen ließ.

Wie Kyrin erfuhr, war der Officer anscheinend der Einzige, der weiter nach den ungefähr 15 Jungen und Mädchen suchte, die bereits seit zwei Monaten vermisst wurden.

Offiziell wurden die Akten bereits geschlossen, doch Costa war zusammen mit seinem Partner immer noch eher auf eigener Faust hinter einem ziemlich großen Kinderhändlerring her.

Doch mehr wollte der Officer, von dem Kyrin spontan beschloss, ihn zu mögen, nicht am Telefon besprechen.

Er bat den Alpha, an diesem Wochenende nach Michigan zu kommen, damit Kyrin noch mehr Informationen bekam, die nicht im Netz zu finden waren, egal ob zufällig oder nicht.

 

Einer Eingebung folgend informierte Kyrin Costa darüber, dass er ihm ein Foto von Jesse, oder besser gesagt Jamie, schicken würde, damit der Officer diesen dann festhalten konnte, sollte er in der Gegend auftauchen.

 

Nach Beenden des informativen Gesprächs, verlor Kyrin auch gar keine Zeit mehr und verließ auf dem schnellsten Weg die Zentrale, um seine Familie über seine Fortschritte und seiner Absicht, nach Michigan zu fliegen, zu informieren.

KAPITEL 2

 

Jesse Roth versteckte sich hinter einer Mauer und lugte um die Ecke. Auf seiner nun bereits dreimonatigen Verfolgungsjagd landete er ausgerechnet in einer dunklen Seitengasse irgendwo in Michigan.

Ungefähr zehn Meter von seinem Beobachtungsposten entfernt, konnte er die Männer ausmachen, denen er auf der Spur war.

Leider war Jesse zu weit von ihnen entfernt, um etwas von dem Gespräch mitzubekommen, das die drei Männer gerade führten. Trotz seines Wolfsgehörs, das im Vergleich zu dem Gehör der Menschen viel besser war, war er dennoch zu weit entfernt.

Diese Leute hatten ihm etwas sehr Wertvolles weggenommen und er war fest entschlossen, es sich wieder zurückzuholen.

Jesse war zwar absolut kein Kämpfer, doch für die einzige Frau in seinem Leben, würde er ohne zu zögern sein Leben riskieren. Für seine kleine Tochter Madison.

 

***

 

Jesse hatte nie die geringste Vorstellung, wie schön das Leben sein konnte, als er eines Tages plötzlich die Nachricht erhielt, dass er Vater wurde.

Für ihn gab es ab diesem Zeitpunkt kein schöneres Geschenk als seine Tochter.

Jesse fragte sich gerade jetzt, ob er vielleicht Schuld daran trug, dass das Verhältnis mit Madisons Mutter zerstört wurde, weil Jesse nur noch Augen für dieses kleine, wunderschöne Geschöpf hatte.

Doch die Verbindung zwischen Vater und Tochter wurde noch verstärkt, als Jesse mit seiner Kleinen fliehen musste. Nicht nur vor dem Rudel, das ihn aufgenommen und sozusagen großgezogen hatte, nein, auch vor der Frau, von der er bis zu diesem Zeitpunkt dachte, sie zu lieben.

Shirin war Madisons Mutter und genauso wie Jesse eine Wolfswandlerin.

Sie hatten sich beide sofort ineinander verliebt, als sie sich das erste Mal gesehen hatten. Jedenfalls dachte Jesse das.

Dass die Wahrheit allerdings anders aussah, traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.

 

Sein Leben begann mit genau 16 Jahren. Alles, was davor in seinem Leben geschehen war, wusste er nicht mehr. Jesse wachte damals in einem Bett auf und war absolut orientierungslos.

Er befand sich in einem fremden Land, umgeben von fremden Wandlern. Zu diesem Zeitpunkt wusste er nicht, dass er kein Mensch, sondern ein Wolfswandler war.

Das Schlimmste war, dass Jesse nicht einmal sich selbst erkannte.

Die Erklärungen über das Existieren von verschiedenen Gestaltwandlern nahm Jesse für seine Verhältnisse ziemlich gelassen hin. Seine fehlenden Erinnerungen an seine Kindheit, an seine wahren Eltern und auch, ob er möglicherweise Geschwister, oder andere Verwandte in der Welt hatte, die ihn suchten und vermissten, traf ihn schon schwerer. Doch zu diesem Zeitpunkt konnte er sich nicht darauf konzentrieren, zuerst musste er mit seiner momentanen Situation klarkommen.

Wie ihm seine sogenannten Eltern später erklärten, war er bewusstlos an einer Straßenecke von ihnen gefunden und zu ihnen nach Hause gebracht worden.

 

Einige Zeit wollte Jesse nichts mehr, als seine Identität herauszufinden und nach seinen wahren Eltern zu suchen, doch irgendwann gab er es auf, einer Vergangenheit nachzujagen, die sich irgendwo in seinem Verstand vergraben hatte und nicht gefunden werden wollte.

Jesse hatte oft das Gefühl, dass, wenn er nur stark darüber nachdenken würde, dann würden seine Erinnerungen ganz von alleine wiederkommen. Doch bis zum heutigen Tag war dies nicht der Fall gewesen.

Doch mit Madison änderte sich sein ganzes Leben. Er strebte nicht mehr danach, seine Vergangenheit zu finden, sondern wollte eine glückliche Gegenwart und Zukunft mit seiner Frau und seiner Tochter verbringen.

 

Shirin war das erste Wesen, das er in seiner neuen Umgebung wahrnahm. Sie erschien ihm wie ein wunderschöner Engel, den er nur für sich alleine beanspruchen wollte.

Es war Liebe auf den ersten Blick für ihn und er hatte bis vor zwei Jahren noch gedacht, dass auch Shirins Gefühle ihm gegenüber ehrlich waren.

Doch als sich herausstellte, dass Madison keine Gestaltwandlerin war, änderte sich Shirins Wesen.

Ihr Verhalten wurde kalt und grausam, größtenteils ihrer kleinen Tochter gegenüber.

Doch schon bald breitete sich dieser Hass und ihre Verachtung auch auf Jesse aus. Jesse konnte keine liebevollen Gefühle mehr erkennen, die Shirin ihm oder Madison entgegenbrachte.

Es war ungewöhnlich und sehr selten, dass zwei Wölfe einen Menschen zeugten, doch es kam durchaus vor und bei ihnen war es eben der Fall gewesen. Jesse störte dieser Umstand nicht im Mindesten, er liebte seine Kleine, egal ob nun Mensch oder Wandler.

Shirin hatte sich allerdings nur auf Jesse eingelassen, um mit ihm zusammen einen Element-Alpha zu zeugen und als die Wahrheit mit Madisons zweitem Lebensjahr ans Licht trat, dass sie nicht einmal die Fähigkeit hatte, sich in einen Wolf zu verwandeln, war Maddie, wie Jesse seine Tochter liebevoll nannte, überflüssig geworden.

Zumindest für Shirin, denn sie machte es sich zur Aufgabe, das kleine unschuldige Menschenmädchen zu töten.

Als Jesse hinter diesen Plan gekommen war, hatte er nicht lange überlegen müssen, sondern hatte sich einfach sein Kind geschnappt und war geflohen.

Jesse war zwar nicht sicher ob das ganze Rudel in diesen Plan involviert war, doch er ging kein Risiko ein. Für Madison ließ er alles zurück, was er kannte, denn er brauchte nur seine Tochter, um glücklich zu sein.

 

Eine zeitlang lief es für die Beiden auch ziemlich gut. Sie waren zwar nie länger an einem Ort geblieben, um sich Zuhause zu fühlen, doch immerhin hatten sie einander.

Shirin allerdings gab nicht auf und zusammen mit einigen Wandlern, die Jesse als Auftragskiller bezeichnen würde, verfolgte sie die beiden erbarmungslos weiter.

Er konnte es einfach nicht verstehen. Ihr Kind war zwar kein Wolf, doch wie konnte eine Mutter ihr eigenes Kind nicht so akzeptieren und lieben wie es war?

Doch noch schlimmer war die Frage, wieso Shirin ihr gemeinsames Baby unbedingt tot wissen wollte.

Warum konnte sie sich nicht einfach damit zufriedengeben, dass Jesse mit Maddie das Rudel verlassen hatte und somit aus ihrem Leben für immer verschwand?

 

Dann kam der schreckliche Tag an dem Jesse einen Moment unachtsam war und von hinten niedergeschlagen wurde.

Er taumelte, während er hilflos die Schreie und das Weinen seiner kleinen Tochter hören musste, ohne ihr eine Hilfe sein zu können.

Zu seinem Glück konnte er zumindest einen der anwesenden Männer erkennen, bevor ihm die Sinne schwanden.

Als er wieder zu Bewusstsein kam, lag er alleine und mit hämmerndem Schädel in einer verdreckten Seitenstraße hinter einigen Mülltonnen. Diese Kerle hatten Jesse einfach entsorgt wie Müll.

Doch es kam für Jesse noch schlimmer, der reinste Alptraum wurde wahr, denn seine kleine Tochter war verschwunden. Er hatte eine Sekunde nicht aufgepasst und versagt, seine Kleine zu beschützen.

 

Einige Stunden verbrachte Jesse damit, die Gegend nach Maddie abzusuchen, doch schon bald musste er einsehen, dass er hier kein Glück hatte, sie zu finden.

 

***

 

Nun stand er also ein paar Meter von den Kerlen entfernt, die wussten, wo sich Maddie aufhielt, aber leider sahen die drei nicht so aus als würden sie Jesse so ohne weiteres helfen.

Jesse wusste selbst nicht, woher er plötzlich diesen Übermut hernahm, doch nach dem kurzen Gedanken Angriff ist die beste Verteidigung schlich er sich langsam näher an seine Zielpersonen heran und achtete genau darauf, dass die drei Kerle ihn auch nicht übersahen.

Es dauerte auch nicht lange, bis er die Aufmerksamkeit der drei auf sich gelenkt hatte und er nur Sekunden später schon von ihnen umzingelt war.

Als die Kerle nun so nahe bei ihm standen, konnte er an deren Geruch auch erkennen, mit was für Wandlern er es zu tun hatte.

Dass die Leute, die seine Kleine entführt hatten, ebenfalls welche waren, war ihm schon bewusst gewesen, doch dass er es jetzt ausgerechnet mit Hyänen zu tun bekam, war ganz und gar nicht gut.

Die meisten dieser Wandler waren aggressiv, außerdem pflegten sie noch dazu mit ihrer Beute zu spielen, bevor sie sie erlegten. Einigen Gerüchten zufolge, denen Jesse aber bis jetzt einfach keinen Glauben schenken wollte, hatten diese Wandler auch ein unmoralisches Interesse an kleinen Kindern.

Angst kroch Jesse bis in die Eingeweide. Auf keinen Fall wollte er sein kleines Mädchen in den Fängen dieser Monster wissen. Jesse musste alles daran setzen, sie zu finden und mit ihr wieder so weit wie möglich zu verschwinden.

Eine latente Panik machte sich in ihm breit, als er von ihrem vermeintlichen Anführer belustigt und mit einem wilden Blick in den Augen angestarrt wurde, bevor sich ein fieses und hinterhältiges Grinsen auf dessen Gesicht ausbreitete.

„Na, wen haben wir denn da, Jungs? Wenn das nicht ein kleiner süßer Wolf ist, dem absolut leckeren Geruch nach zu urteilen!“

Ein hämisches Lachen löste sich aus den Kehlen aller Anwesenden, bis auf Jesse, denn der war mehr damit beschäftigt, nicht sofort dem Fluchtinstinkt zu erliegen.

Das ungute Gefühl in seinem Inneren nahm immer mehr zu, als sich auch auf den Gesichtern der anderen beiden Hyänen ebenfalls ein hinterhältiges Grinsen ausbreitete.

Es war für Jesse schon schwer genug, gegen eine Hyäne kämpfen zu müssen, doch dass er sich hier freiwillig drei von deren Sorte ausgesetzt hatte, ließ ihn an seinem gesunden Wolfsverstand zweifeln.

Jesse wollte sich gar nicht vorstellen, wie sich seine kleine Tochter ganz alleine in Gesellschaft solcher Kerle fühlen musste, wenn er es jetzt schon ein wenig mit der Angst zu tun bekam.

Und Jesse war im Gegensatz zu Maddie ein erwachsener Mann von 25 Jahren.

Diese Angst nahm auch immer mehr zu, je bedrohlicher und je näher sie ihm kamen.

 

Wie zur Salzsäule erstarrt verharrten die Drei plötzlich mitten im Schritt und zu allem Überfluss erschreckte ihn nun auch noch ein knirschendes Geräusch hinter ihm.

Schnelle Schritte kamen immer näher und Jesse überlegte noch, ob er sich umdrehen oder doch lieber unerwartet von hinten angegriffen werden wollte.

Sterben würde er hier so oder so, das wusste er, ganz egal, wie viele Feinde noch kommen würden.

Jesse war schon mit drei Hyänen überfordert und ihnen total unterlegen.

Doch er nahm den möglichen Kampf ziemlich gelassen hin, denn immerhin tat er das alles nur für seine Tochter.

Maddie, seine kleine Prinzessin, war erst vier Jahre alt und für sie würde er bis zum bitteren Ende kämpfen, wenn es sein musste.

 

Unerwartet sanft legte sich eine Hand auf Jesses Schulter und zog ihn ein wenig zurück, weg von den drei Hyänen. Auch wenn es eine sanfte Berührung war, konnte Jesse nicht gegen das kurze Zusammenzucken ankämpfen. Es war einfach zu lange her, dass er sich sicher gefühlt hatte und auch der Mann hinter ihm konnte ihm nicht wirklich das Gefühl von Sicherheit vermitteln.

„Gibt es hier ein Problem?“, erklang eine leise und ruhige, aber doch feste und autoritäre Stimme schräg hinter ihm.

Jesse drehte leicht den Kopf zur Seite und blickte in ein paar warme braune Augen, die der Mann aber gleich nach einem genauso warmen Lächeln, das er Jesse schenkte, auf die drei Hyänen richtete.

Der Mann, der nun neben ihm stand und seine Hand immer noch beschützend auf seiner Schulter ruhen ließ, war auch eindeutig ein Wandler.

Doch was Jesse wirklich Hoffnung schenkte, aus seiner brenzligen Situation herauszukommen, war die Tatsache, dass der etwas größere Mann eine Polizeiuniform trug.

„Nein kein Problem, Officer“, erklärte ausgerechnet die Hyäne, die Jesse am meisten Furcht bereitet hatte. Dass dieser Polizist so einschüchternd auf diese Kerle wirkte verwunderte Jesse, denn zuvor sahen die Hyänen doch so aus, als wären sie auf Krawall aus.

Dass sie jetzt einfach aufgaben und sich nun auch noch langsam zurückzogen, verwirrte den kleinen Wolf extrem.

Ganz schnell wurde Jesse allerdings klar, warum diese Feiglinge so handelten, denn zu seiner anderen Seite erschien ein zweiter Mann in Polizeiuniform, ebenfalls ein Wandler, dem Geruch nach zu urteilen.

Nachdem Jesse mit den beiden Polizisten alleine war, weil die drei Hyänen um eine Ecke verschwanden, kam ein neues unbehagliches Gefühl in Jesse hervor.

So eingekeilt zwischen den beiden viel größeren Männern behagte ihm absolut nicht. Doch sie hatten ihm geholfen, sie waren Polizisten. Es war bestimmt einfach nur ihre Pflicht, die Bürger ihrer Stadt zu beschützen und wenn ein Mann wie Jesse drei solchen kräftigen Kerlen gegenüberstand, musste das bestimmt ein ziemlich hilfsbedürftiges Bild abgeben.

„Mein Name ist Detektiv Costa van Dillo, Jaguarwandler. Nett, dich kennenzulernen!“

Der Polizist, der als erster an Jesses Seite getreten war, streckte ihm die Hand entgegen und verzog seine Lippen ein weiteres Mal zu einem ehrlichen Lächeln.

Jesse ergriff die Hand Costas. Der Druck war fest und doch sanft. Schüchtern lächelte Jesse zu Costa empor.

Danach wandte er sich an den anderen Mann und schüttelte auch dessen Hand.

„Jason Black, Leopard“, fiel die knappe Begrüßung des großen Mannes aus.

„Ich bin Jesse“, leider konnte er keine weiteren Angaben zu seiner Person geben, denn mehr wusste er nicht.

Den Nachnamen seiner ehemaligen Familie fand er unangebracht, weiter zu benutzen. Lieber hatte er überhaupt keinen, denn seine ganze Familie bestand jetzt nur noch aus Maddie.