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Mit dem bekannten "Englischen Gruß" von Veit Stoß in der Lorenzkirche haben diese "Grüß" nichts zu tun: Vielmehr ist Helmut Haberkamms neuer Gedichtband – der erste seit 2010! – ein Ergebnis seiner jahrelangen Auseinandersetzung mit der englischsprachigen Literatur und Musik. Entstanden sind dabei 77 Dialektgedichte, die fest im Boden der fränkischen Region verwurzelt sind und zugleich den erfrischenden Atem der Weite verströmen. Seine lyrischen Lebenserkundigungen bieten einen Blick über den Tellerrand, der die ganze Welt einzufangen versucht – und sie uns so von einer überraschend verständlichen und heutigen Seite zeigt. Große Lyrik auf kleinem Raum!
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Seitenzahl: 80
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Helmut Haberkamm
Englische Grüß
77 Gedichte in fränkischer Mundart
ars vivendi
Vollständige eBook-Ausgabe der im ars vivendi verlag erschienenen Originalausgabe (Erste Auflage April 2017)
© 2017 by ars vivendi verlag GmbH & Co. KG, Bauhof 1, 90556 Cadolzburg
Alle Rechte vorbehalten
www.arsvivendi.com
Umschlaggestaltung: Armin Stingl, Fürth
Typografie und Ausstattung: ars vivendi verlag
Datenkonvertierung eBook: ars vivendi verlag
eISBN 978-3-86913-840-4
It’s difficult to get the news from poems,
yet men die miserably every day for lack of what is found there.
William Carlos Williams
Die Noochrichdn kammer nedd lesn in Gedichde
Obber all Dooch sterm Leid so armseeli
Wallsi des nedd hamm
Wosmer finna kann in Gedichde.
Inhalt
1 Heidzerdooch
2 Sunsd
3 Zamm
4 Annersch
5 Draußn
6 Drin
7 Selber
Liste der Vorlagen
Nachbetrachtung
Glossar
Der Autor
1 Heidzerdooch
Nunni
Iech hobb gud gschloofn und hogg frieh beim Kaffee
Iech eß a Gaggerla und an gnusbrin Doosd
Vorm Fensder zwitschern die Veecherle so schee
Doo werdsmer schloochoordi gloor: Iech bin nu bei Droosd.
Nunni gstorm, nunni verriggd, nunni vergessn
Nunni wech vom Fensder, nunni groggy und grank
Nunni verdroddld und verbiesderd
Nunni durchn Wind und am Hund – Goddseidank!
Iech denk an die Leid, wiesersi driezn und dretzn
Wies raggern und bibbern, wies sorng und spoorn
Wies stressn und nerfn, wies spechdn und neidn
Bissi a bißla wos finna, hammsi so vill scho verlorn.
Iech bin nu doo, miech dudds nu geem
Iech bin nu froh, iech bin nu am Leem
Iech schnauf und spring, iech lach und sing
Iech eß und drink – echd voll der King!
Rezebbd
Dooch fier Dooch
Mord und Doodschlooch
Griesn und Griech
Grankheidn und Grebbs
Addndaade, Kaddasdroofm
Skandale, Verbrechn
Erdbeem, Waldbränd
Odder Ieberschwemmunga
Am Sunndoochoomd nacherdla
Nu a boor Leichn im Grimmi
Mord und Doodschlooch
Gänshaud und Nerfmgitzl
Des gfälldmer hald
Des duddmer richdi gud
So kummi auf annere Gedanggn
Doo kannermi na so richdi endspanna
Kundnbefroochung
Hamms amoll a Minuddn Zeid? Is nedd weider schlimm.
Mir machn doo grood bloß a glanne Kundnbefroochung.
Mir wisserdn gern Ihr Meinung zu a boor so Sachn.
Wie gsachd, dauerd nedd lang, dudd aa nedd weh, danke.
Erschder Bungd: Wie vill Pflanzngifd und Blassdiggdeile
Wärn Sie bereid, zu dolleriern in Ihrm Essn und Drinkn
Wenns um Freihandel, Margdwirtschafd und Waggsdum gehd?
Wos is na für Sie ganz bersönlich Ihr libbsdes Pflanzngifd?
Zweide Frooch: Wenns um Friedn und Sicherheid gehd
Müssn ja aa Griech und Waffn zum Einsatz kumma.
Welche Gewalddaadn wärn Sie bereid, zu dolleriern?
Bombadierunga? Eroberunga? Verhafdunga? Folder?
Dridde Frooch: Wenns um Menschnrechde gehd
Gibbds ja Opfer, Kaddasdroofn, Dramen, Dragödien und so.
Welche Denkmäler, Kirchn, Dembl, Museen und Baläsde
Wärn Sie bersönlich bereid, als Erschdes zu zerstörn?
Alles gloor. Wenns um Fordschridd und
Landesendwigglung gehd
Also braggdisch um unner Heimood, na brauchdmer ja Land.
Auf wievill Ägger, Wälder, Wiesn, Flüß, Berch und Däler
Dädn Sie soong, kammer gud und gern verzichdn?
So, und etzerdla simmer scho bei der letzdn Frooch.
Wenns um Energie und Resursn gehd, Öl, Gas, Medalle und so
Kummds ja gern aweng zu Griech, Verdreibunga und Dodesopfer.
Wievill Leid und Kinner, dädn Sie soong, därfn umkumma
Wenns um unnern Wohlstand und unner Sicherheit gehd?
So, des woors scho. Danke fiers Miedmachn.
Alles Gude na, vill Spaß und an scheena Dooch nu!
Denkmäler
Heid hobbi an diech denggn missn.
Iech bin vor am Reiderdenkmool gstanna
Middn auf am großn, scheena Blatz.
Doo hobbi droodachd
Dassdmer du des doomools erglärd hasd
Wos des zu soong hadd, wiesi dord stenna.
Wennsi des Pferd aufbaamd
Mid zwaa Fieß in der Lufd, na haßd des
Der Reider is umkumma in der Schlachd.
Wenn bloß aa Fuß in der Lufd is
Na is der Moo aufm Pferd
Erschd dernooch gstorm an sei Wundn.
Sinn alle vier Fieß aufm Bodn
Na is der Moo aufm Pferd
Auf goor kann Fall umkumma im Kampf.
Iech hobb den Kerl oogschaud droom auf seim Gaul
Mid seim starrn Bligg gweer nieber iebern Blatz
Hie zu dera verrammldn, verranzdn Werdschafd.
Doo hobbi an die ganzn annern denggn missn
Die wu ihr Leem einfach bloß hinder sich brachd hamm
Ohne Pferd und Uniform, ohne Schwerd und Gwehr.
Die ganzn Fußgänger auf dera Erdn
Die wu nix wie durch die Weld ziehng und schlurfn
Wussi Schridd fier Schridd durgs Leem bloong missn.
Sedda Denkmäler dädermer winschn
Fier die Verletzdn, die Draurin und Grankn
Die wu dordleeng auf ihrm marmorkaldn Loocher.
Denkmäler fier die Verlassna und Verlorna
Fier die Ängsdlin und die Leemsmiedn
Wu hindn nunderfalln vo der marmorna Kandn.
Denkmäler fier die Unfalldoodn under die Deggn
Fier die Umbrachdn mid ihr bludin Wundn
Die Undergangna ohna an Hald under die Fieß.
Und auf aamoll siechi miech dord am Denkmool
Droom auf dem Bodesd aus graua, kaldn Granidd
Mid aana Doofl droo mid Nooma und Zohln
A Gstald aus Staa, auf die Gnie
Mibbm Gsichd zum Himml, die Händ gfaldn
Eewich am Beedn um nu a glanns bißla mehr Zeid.
Kalder Kaffee
Der Kaffee is doch kald, hobbi gsochd
Und wie die Dussi nacherd herkumma is
Haddsmi oogschaud wie a gstochns Kälbla.
Doo hobbi zuera gsachd: Mei Kaffee doo
Den wussi mir grood herbrachd hamm
Der is fei scho kald, langers amoll noo
Doo verbrenndmersi nämmer die Finger droo
Brobiernsn hald amoll, etz is eh scho worschd
Den kenners widder miednehma, der is scho kald.
Also kald findsi den nedd, haddsi na gmaand.
Obber haaß, hobbi gsachd, is fei ganz wos annersch!
Der is so kald wie a Staa, saukald is doch der!
Kalder Kaffee machd zwoor schee, soongs
Obber schee wern, des willi scho lang nämmer.
Wenns maana, na drinknsna hald selber
Villeichd hilfds wos, kammer ja nie wissn.
Iech will bloß an Kaffee, wu haaß is und nedd kald
Wall der Kaffee doo, der is kald, und des is orschgloor.
Langers amoll die Dassn oo, kald wie a Hundsnoosn
A Kaffee muß haaß sei, sunsd kammern wechschiedn
Und der Kaffee doo, der is so kald wie a Fisch
Des is bestimmd a Kaldbreßder, vom kaldn Biffee
Der is so kald wie a Groobstaa in Alasga
So kald wie der Orsch vo aana Gletscherleichn
Des is a Kaffee fier an Eisheilichn, obber nedd fier miech –
Na binni aufgstanna und auf der Stell naus ohna zu zohln.
Dera hobbis zeichd kabbd –
Genau wiesmer mei Derrabeudin eibleud hadd.
Lassnsersi nix gfalln, Sie missn ihr Wud rauslassn!
Sie därfn nedd immer alles schluggn, wossi ärcherd!
Wenns nedd grank wern wolln, na missnsersi wehrn!
Reengsersi auf, fohrns ruhich amoll aus der Haud!
Hauers mid der Fausd aufn Diesch, daß grachd!
Morng middooch gehi in die Werdschafd zum Essn –
Bin scho gspannd, wos dord widder gibbd zum Aufreeng!
Annera Zeidn
Kanner waaß heid mehr
Wiemer umgehd mid Bärn odder mid Wölf.
Wiemer an die Veegl ihrm Fluuch sichd
Wos auf uns zukummd und wos bassierd.
Es gibbd nämmer vill
Wu nu an Schmied kenna
An Woonger, an Biddner, an Saaler
Gänshirdn, Fellhändler odder Saddler.
Späd oomds in der Werdschafd beim Bier
Driffsd etz kann Doogler mehr und kann Gnechd
Kann Booder und kann Saischneider.
Die seddn Zeidn sinn rum.
Ford wie die Scheinadrescher
Hopfnblooder und Berschdnbinder.
Ball werds aa ka Hausmetzger mehr geem
Ka Schloodfeecher, Hudmacher odder Flaschner.
Ieberoll werd weider baud und deerd.
Ägger und Wiesn sinn ford, Bammer und Heggn.
Dafier siggsd ieberoll Straßn und Haiser
Gschäfder, Bargblätz und Halln.
Bauern gibbds aa nämmer vill.
Es kummd der Dooch, doo hoggd der letzde
Am Bulldogg droom und fährd auf und dervoo
Auf Nimmerwiedersehng nei in bludin Sunnaundergang.
Die Leid laafn na all rum in deira Schuh und nobla Glaader.
Es kummd der Dooch, doo gibbds na ka Brood mehr
Ka Milch, ka Worschd und ka Gmies.
Ka Mensch waaß na mehr, wos des alles ieberhabbds is.
Wu des Essn herkummd.
Wos drum zu doo is.
Wenn aans a Kuh sichd, hadder kann Schimmer
Wu doo des Fleisch herkummd, der Käs odder die Milch.
Auf die Bammer hänga na farbia Dinger
Die wu ka Mensch mehr kennd.
Aaner werd soong, des is amoll gwaggsn
Die ganze Woor kummd alles ausm Bodn.
Na werder dord a weng rumgroom mid sei Händ
Werd die Erdn ooschaua und nooriehng
Und werd nooch aana Stromleidung suhng
Nooch aana Steggdosn odder nooch an Aggu.
Ka Wunner
Frieher, in der Zeid vo der Bibl
Des woorn ganz annera Leid und annera Umständ
Doo hadd der Herrgodd nu Wunder vollbrachd
Sachder, und schaudmer ganz ernsd in die Aung.
Obber wennsd heidzerdooch, soongmer amoll, wos oobrenna däsd
So wie des beim Moses mibbm Dornbusch
doomools woor
Doo gennerd glei die Sirena, doo ruggerd
die Feierwehr aus
Die kummerdn mid Blaulichd zum Leschn und Sichern.
Rebodder wärn doo, Foddogroofn, Kameradiems
A Undersuchung däds geem, Gudachdn vo Exberdn
A Belohnung fier den, wu den Brandstifder finnerd
Unschuldicha Leid dädns verdächdichn und oozeing.
Der Herrgodd hadd gnuuch, die wu annin glaam denna
Die langa dem, der brauchd goor nedd mehr.
Wos willdn der na mid dem ganzn Wirbl und Deooder?
So an mords Speggdaggl weecher am läbbischn Wunder?
Siggsd, drum gibbds sowos heid nämmer.
Beim Fohrn durch a Dorf
An der Greizung vorm Dorf
Woor der Wallenstein und der Naboleon gleeng.
Is obber aa scho a Zeidlang her.
Im Dorf siggsd kann Menschn auf der Straß