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Eine Theaterstück über den Zustand der Erde. Ein Wochenendausflug ins All wird plötzlich zu einem lebensentscheidenden Abenteuer für die Reisenden im Raumschiff.
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Seitenzahl: 38
Nord Ascher
Schon als Kind sah er fasziniert zu, wenn sein Vater vor Hunderten von Menschen Reden hielt. Sprache übte auf Nord eine ungeheure Faszination aus und früh trieb ihn die Frage um, ob Menschen, wenn man ihnen nur die passende Geschichte erzählt, nicht nahezu genauso berechenbar sind, wie Computer bei klassischer Programmierung.
Nach Ausflügen in die Soziologie, Psychologie und Informatik, Abschluss von Ausbildung und Studium ist nicht nur seine Frage weiterhin ungelöst, sondern es reifte eine Künstliche Intelligenz heran, deren Kernkompetenz die Sprache ist. Werden also in der Zukunft Maschinen Geschichten und Bilder gestalten, die Menschen bewegen?
1. GROSSER, HELLER SEMINARRAUM IN EINEM RAUMSCHIFF - FENSTER ZEIGEN WELTALL UND ERDE
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40. NEUER AKT
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Die Astronauten und Astronautinnen sind zwischen 25 und 39 Jahre alt
1. GROSSER, HELLER SEMINARRAUM IN EINEM RAUMSCHIFF - FENSTER ZEIGEN WELTALL UND ERDE
(Alexander sitzt im hinteren Teil der Bühne zusammengesunken auf einer Zweisitzer-Couch. Katharina arbeitet an ihrem Notebook, Benjamin tritt ein)
BENJAMIN
Hallo Katharina.
KATHARINA
Was machst du hier?
BENJAMIN
Ich freue mich, Dich zu sehen.
KATHARINA
The universe has a sense of humor.
2.
(Der Raum füllt sich. Jeannie spricht immer aus dem Off)
JEANNIE
Guten Morgen. Ich bin Jeannie. Eine KI. Ihr anonymer Gastgeber ist Milliardär. Nennen wir ihn also Mr. M. Er heißt sie willkommen zu diesem Wochenendtrip ins Weltall. Sie alle haben sich zur Zukunft der Menschheit geäußert. Nutzen sie die Gelegenheit, sich auszutauschen. Anschließend wird Mr. M entscheiden, ob er ihre Ideen finanziert.
3.
ISABELL
(Sie tritt ans Fenster)
Das hier ist großartig. Die Technik hat uns so weit gebracht.
LIA
Wie klein und verletzlich unser Planet aussieht.
SARAH
Von hier kann man die Folgen unseres Handelns auch nicht erkennen.
DEMIR
Ich kann die chinesische Mauer doch nicht sehen. Dabei hatte ich so gehofft, dass ein Bauwerk auch aus dieser Entfernung die Zivilisation dort unten anzeigt.
ALEXANDER
Ein Ufo fliegt es nachts vorbei, / erkennt nicht Dubais neuesten Schrei.
ISABELL
Steht dieses Raumschiff nicht mehr für die Menschheit, als es Steine und Mörtel jemals könnten?
DEMIR
Kirchen, Tempel und Hochhäuser sind die sichtbaren Zeichen der menschlichen Entwicklung.
ISABELL
Je höher diese Kathedralen, desto dringender der Appell: „Glaube an mich.“ Das gilt für Religionen und Firmenzentralen gleichermaßen.
DEMIR
Du musst es mit den Augen des Handwerkers sehen.
4.
(Paul und Maria treten hinzu. Isabell, Lia und Sarah ab)
PAUL
Wenn man das Aufstrebende der Kunst darin sieht, dann erschließt sich auch das Göttliche.
MARIA
Wie praktisch. Dann kann sich jeder seinen eigenen Gott kneten oder schnitzen.
DEMIR
Ich baue keine Gotteshäuser. Mir sind Wohnungen für die Familien wichtig. Ein Heim zu haben, hält die Menschen zusammen.
PAUL
Fasst du noch selbst mit an?
DEMIR
Zuletzt vor 5 Jahren, als ich für meine Mutter ein Haus baute.
PAUL
Das ist großartig, oder? Wenn ich an den Formen einer Skulptur arbeite, kann ich mich abends kaum losreißen vom gerade Geschaffenen.
ALEXANDER
Pygmalion bekam den Segen, / doch meist muss man sich selber regen
DEMIR
Diese wohltuende Form der Erschöpfung, die lässt sich auf einem Ergometer nicht erreichen.
MARIA
Gibt’s hier Bier? Ich glaub’ die Handwerker wollen anstoßen.
DEMIR
Gute Idee.
PAUL
Ich bin Paul.
DEMIR
Demir.
5.
(Demir und Paul ab. Auftritt Katharina und Isabell)
ISABELL
Als ich an den Weltraumbeschreibungen meiner Bücher saß, hätte ich mir nie vorstellen können, selbst einmal hier oben zu sein.
MARIA
Das heißt, bisher alles wie bei Karl Mays imaginiertem wilden Westen?
KATHARINA
Ich bin Fan. Habe alle deine Romane gelesen. Loved them. Und der Weltraum scheint mir ebenso gut recherchiert wie die Physik.
MARIA
Hier finden sich ebenfalls gleich zwei. Auch ein Bierchen oder womit stoßen die Damen an?
ISABELL
Ich trinke erst, wenn ich Ms Geldzusage habe. Mehr Science Fiction für die Kinder. MINT statt toter Sprachen. Star Trek statt Hausmärchen.
MARIA
Ich mag Menschen, die die Odyssee im Original lesen.
ISABELL
Ich hatte schon vermutet, dass dein Freundeskreis überschaubar ist. Mein Ausschlusskriterium sind Menschen, die gendern, aber nicht rechnen können.
(Maria ab)
KATHARINA
Für so sensibel hätte ich sie jetzt gar nicht gehalten.
6.
(Auftritt Benjamin)