Entschuldigung, darf ich Ihr Sklave sein? - Allyson Snow - E-Book

Entschuldigung, darf ich Ihr Sklave sein? E-Book

Allyson Snow

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Beschreibung

"So ergib dich mir." Sie zeigte theatralisch mit der Peitsche auf ihn. "Zur Information: Wir drehen hier keinen römischen Dokumentarfilm." Hätte Flynn nur lieber den Vertrag für einen Kostümfilm unterschrieben. Nein, stattdessen ist er jetzt der Hauptdarsteller einer Dark-Romance-Bestsellerverfilmung, in der die Frau nicht nur die Hosen anhat, sondern auch die Peitsche in der Hand hält. Wie soll Flynn die Rolle glaubhaft, schmerz- und unfallfrei spielen, ohne dabei auszusehen wie ein verschrecktes Eichhörnchen? Bevor er ihn der Regisseur endgültig vom Set wirft, muss er praktische Erfahrungen sammeln. Flynn will Hören, Sehen, Fühlen und vor allem bei Letzterem natürlich ausgiebig Fluchen. Doch wenn die eigene Ehefrau nur mit Abwesenheit aber nicht im Latexkostüm glänzt und höchstens böse Blicke statt Peitschen wirft, muss eben diejenige einspringen, die ihm den ganzen Schlamassel überhaupt eingebrockt und den Bestseller geschrieben hat. Nur ist Lia Carsen von Flynns Einfall alles andere als begeistert. Da will man nur heimlich einen Promi anschmachten und schon verbünden sich ihre Muse, ihre beste Freundin und Flynn gegen sie. Zu allem Überfluss schubst ihr Herz den Verstand beiseite und das Debakel nimmt seinen Lauf. Der Roman ist in sich abgeschlossen, erschien bereits 2015 unter dem gleichen Titel, wurde aber nahezu komplett überarbeitet und umgeschrieben. Es handelt sich um eine fiktive Liebeskomödie, in der von der ersten bis zur letzten Seite kaum etwas zur Nachahmung empfohlen wird. Jemanden die Tür zuzukleben, ist nämlich nicht witzig! Okay ... ist es doch.

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Entschuldigung, darf ich Ihr Sklave sein?

Allyson Snow,

Holly McLane

© Copyright: 2019 - Allyson Snow

c/o AutorenServices.de

Birkenallee 24

36037 Fulda

Cover created by © Michaela Feitsch / Premade Cover & moreKorrektorat: Kerstin Guzik, Mathew Snow, Wortnörgler

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.

Jack’s Black‹ Mutiger Genrewechsel für Flynn Brooks

Drehtage machen hungrig

Der Widerspenstigen Zähmung

›Jack’s Black‹ – Verzögerungen beim Dreh

Begossene Pudel tropfen länger

Flynn Brooks Besuch bei Lia Carsen bringt die Gerüchteküche zum Brodeln

Flynn Brooks neue Rolle macht ihn mutig?

Spaß am ›Jack’s Black‹-Set

›Jack’s Black‹ – Doch keine Verzögerungen beim Dreh?

Fusionsgerüchte in Brüssel

Lia Carsen auf der Suche nach neuer einschlägiger Inspiration?

Verheiratet und trotzdem verlobt?

Romantische Szenen am Wasser

›Willst du mich heiraten?‹

Können sie ihre Ehe noch retten?

›Jack’s Black‹-Termin immer noch unsicher

Bestätigter Premierentermin für ›Jack’s Black‹ versetzt Fans in Freudentaumel

Das Ehepaar Brooks und Lia Carsen lächeln alle Gerüchte weg

Harmonie reicht gerade mal bis Filmende

Premiere mit vielen Überraschungen!

Endgültige Trennung von Lauren und Flynn Brooks bestätigt!

Kaum getrennt, schon allzeit b(e)reit

Erstes Liebes-Interview!

Jack’s Black‹ Mutiger Genrewechsel für Flynn Brooks

Kritiker ›hätten ihm davon abgeraten‹

Die Gabel erstarrte auf dem Weg zu Lias Mund. »Das ist nicht Ihr Ernst?«

»Das ist mein voller Ernst!« Flynn grinste sie so fröhlich an, als hätte sie ihm gerade gesagt, er solle schon mal eine Vitrine für seinen ersten Oscar bauen.

»Sie wollen wirklich ...?« Lia fuchtelte mit der Gabel und knallte sie versehentlich gegen eine vorbeisausende Fliege. Der Brummer legte eine Bruchlandung auf den Tisch hin und summte empört. Sie wedelte mit dem Besteck nach dem Tier und das aufgespießte Stück Pizza fiel auf Flynns Serviette. Ups.

Schnell steckte sich Lia das Ding in den Mund. Also die Gabel, nicht die Fliege. Das Metall klapperte gegen ihre Zähne. Flynn sah sie irritiert an, aber sie starrte nur ausdruckslos zurück. Auf Gabeln herumzukauen trieb zwar ihren Zahnarzt in den Burnout, aber es half ihr beim Denken. Sie konnte Hilfe wahrlich brauchen! Alles, was Flynn im Laufe des Abends von sich gegeben hatte, rauschte einer grauen Suppe gleich durch ihre Gedanken und wollte absolut keinen Sinn ergeben! Weil kein verdammter Sinn existierte! Egal, wie oft er das beteuerte! Okay, okay ... Nur nicht ausflippen. Vielleicht wurde es ja logischer, wenn sie wie bei einem Verbrechen alle Sachverhalte neu zusammenbaute.

1. Fakt: Sie saß in einem italienischen Restaurant, am hintersten Tisch, direkt neben der Küche. Damit die anderen Gäste möglichst wenig von ihnen sahen.

2. Fakt: Lia hatte eine Pizza vor sich und einen umschwärmten Schauspieler, der gerade an seinem Rindfleisch herumsägte wie an einer Leiche. Wäre Flynn Single oder wenigstens verwitwet, würde sie ihm den Teller wegnehmen und gleich zum Dessert übergehen. Auf diesem Tisch.

3. Fakt: Flynn war verheiratet. Den Nachtisch, inklusive Erregung öffentlichen Ärgernisses, musste sie also streichen.

4. Fakt: Sein Gehirn hatte er offenbar am Set vergessen, sonst würde er ihr nicht solchen Bullshit erzählen.

Lia holte tief Luft und die Gabel aus ihrem Mund. »Fassen wir noch einmal zusammen, nur, damit ich Sie richtig verstehe: Ich habe das Buch ›Jack‘s Black‹ geschrieben, indem es darum geht, dass eine Chefin einem relativ unbedarften Mann, nämlich Jack, die Vorzüge des SM-Spiels näherbringt. Zur Freude und persönlichen Erbauung meines Kontos wird es verfilmt. Da Sie Jacks Rolle spielen, aber keine Vorstellung davon haben, wie er sich fühlen könnte, wenn es zu gewissen Szenen kommt, die eindeutig über Vanillesex hinausgehen, erscheint es Ihnen wesentlich weniger merkwürdig, mich um eine Einführung in die Kunst des dominanten und devoten Liebesspiels zu bitten, anstatt sich ein Buch zu kaufen und die Kapitel mit Ihrer Ehefrau auszuprobieren?«

Ha! Diesen Schachtelsatz musste sie sich merken. Damit konnte sie ihren Lektor zum Heulen bringen.

Flynn hörte auf, sein Essen zu ermorden. Er legte das Besteck zur Seite, nahm einen Schluck Wein und schwenkte schließlich die Flüssigkeit in dem Glas. »Ich denke, das trifft es auf den Punkt. Ich bin beeindruckt. Ich habe es Ihnen während der letzten Stunde nur fünfmal erklären müssen und Sie haben es bereits jetzt geschnallt.«

Lia ballte die Faust um ihre Gabel. Wie gern würde sie ihm das verfluchte, süffisante Grinsen aus dem Gesicht stechen. Aber Mord an einem umjubelten Schauspieler brachte ihr nicht nur einen Urlaub im Knast ein, sondern auch einen Shitstorm. Leider hatte sie Bücher zu verkaufen. Oder fanden die dann gerade reißenden Absatz?

»Wie stellen Sie sich das vor?«, presste Lia heraus. »Dass ich Ihnen einen zweistündigen Vortrag halte? Lesen Sie einen Ratgeber, es gibt genügend Literatur. Schauen Sie sich einen Porno an. Für den Rest können Sie ja Ihre Fantasie bemühen!«

»Die reicht nicht aus.«

Hervorragend ... ganz toll ... und warum kam er mit solchen Problemen ausgerechnet zu ihr?

»Es gibt genügend Frauen, die dafür bezahlt werden, Männer zu dominieren«, schoss sie zurück. »Man nennt sie Dominas.«

»Kennen Sie eine?«, fragte Flynn interessiert.

»Ja!«

»Oh, gut«, grinste Flynn. »Sie kann Ihnen ja erklären, wie es funktioniert.«

»Ich weiß, wie es geht«, murrte Lia.

»Dann verstehe ich nicht, wo das Problem liegt.«

Was die verdammte Krux an der Sache war? Er verlangte von der Drehbuchautorin seines Films, ihn zu fesseln, zu schlagen und zu demütigen. Natürlich nur zur ›Recherche‹. Andere Darsteller gingen Reiten oder lernten Kampfsport. Bei fachkundigen Reitlehrern und Trainern. Flynn Brooks wollte aber keine Lehrstunde bei einer professionellen Domina, sondern bei ihr. Hatte er keine Angst, dass sie ihn nie wieder losmachte?

Vielleicht regte sich Lia deswegen auf. Weil sie es wahnsinnig gern täte und er beim Weintrinken bemerkenswert attraktiv aussah. Allein, wie lässig ihm ein paar lose Haarsträhnen in die Stirn fielen ... Überhaupt schimmerte sein rotblondes Haar herrlich seidig. Es befahl einem geradezu, es mit den Händen zu durchwühlen, während sich ihre Lippen in einem sündigen Kuss vereinten. Halt! Ging das schon wieder los? Sie saß im Augenblick nicht an ihrem Schreibtisch und tippte eine weitere Liebesgeschichte. Was sollten diese schnulzigen Gedanken? Die waren hier völlig fehl am Platz!

Kurzum, nach Sichtung der Fakten wurde Flynns Idee nicht logischer. Im Gegenteil. Sie war Bockmist und er kapierte es einfach nicht! Aber sie durfte ihn nicht anschreien. Arthur, der Regisseur, hatte gesagt, dass sie Flynn für den Film brauchten. Er füllte Kinokassen und damit auch Arthurs und ihre Tasche. Es hielt sie also nur der schnöde Mammon davon ab, ihn vor dem Kellner lauthals auseinanderzunehmen.

»Ich kann nicht zu einer Domina gehen«, unterbrach Flynn ihren mühsam unterdrückten Wutausbruch. »Auf den Skandal, wenn das rauskommt, habe ich keine Lust.«

»Wer sagt Ihnen denn, dass ich die Story nicht an eine Zeitung verkaufe?«, fragte Lia.

Flynn lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ihnen glaubt es niemand. Man würde sagen, dass Sie eine halbwegs bekannte Autorin sind, bei der man erst abwarten muss, ob der Hype gerechtfertigt ist, und die sich auf diese Art Publicity sichern will.«

Lia spürte, wie die Hitze in ihre Wangen schoss. »Was?«

Flynn hob die Hände. »Das ist nur meine Vermutung, was die Presse sagen könnte.«

Ja, ja, das war vielmehr das, was er als Gegenstatement abgeben würde! Lia grub die Fingernägel in den Handballen. »Halbwegs bekannt, ja?«, zischte sie.

Flynn verdrehte die Augen. »Es war nur ein Beispiel. Ihr Bekanntheitsgrad ist mir völlig egal.«

»Ihr Prominentenstatus verhindert gleich nicht mehr die Ohrfeige«, fauchte Lia.

»Das wäre eine Schlagzeile«, spottete Flynn. »Flynn Brooks im Restaurant geohrfeigt. Was wird Lia Carsen als Nächstes tun? Sind Ihre Aggressionsprobleme lediglich die Spitze des Eisbergs? Wird-«

»Halten Sie die Klappe!«

Im Restaurant wurde es mucksmäuschenstill. Selbst der Kellner erstarrte mit zwei Salaten in den Händen und sah irritiert zu ihnen herüber, genauso wie die anderen Gäste.

»Ist das nicht Flynn Brooks?«, hörte es Lia plötzlich hinter sich flüstern.

Flynn verdrehte die Augen. »Herzlichen Dank. Das haben Sie toll gemacht. Jetzt ist es mit der Ruhe vorbei.«

»Sie haben doch Ihren Namen herumgetönt!«

»Das stimmt allerdings.«

Für einen Moment stockte sie. Er gab ihr Recht? Einfach so?

»Arthur sagte, für Essen tun Sie faktisch alles«, behauptete Flynn. »Nehmen wir an, ich verspreche Ihnen ein lebenslanges Abonnement für Pizzen, stimmen Sie dann zu?«

»Nur, wenn die Hölle neuerdings aus Eiscreme besteht«, fauchte Lia.

Sie wollte ihm gerade noch mehr Gleichnisse aufzählen, da schob sich eine Frau mit roten Locken an ihren Tisch. Sie drehte ein Handy in den Fingern und fixierte Flynn.

Zu schade, dass Lias Pizza zu lecker gewesen war, um sie auszukotzen. Der Hasenblick der Rothaarigen, das betont entschuldigende Lächeln und die hochgezogenen Schultern waren eine Schande für das weibliche Geschlecht. Kein Wunder, dass sich Kerle wie Flynn immer wieder bestätigt fühlten. Dabei heulte der mit einem Absatz im Gesicht garantiert genauso laut wie der Straßenkehrer von nebenan.

»Es tut mir leid«, sagte das Groupie schüchtern. »Könnte ich ein Foto mit Ihnen haben?«

»Natürlich.«

Unter Flynns Lächeln lief sein Fan puterrot an. Jetzt war sie nicht nur mit den Haaren in den Henna-Topf gefallen, sondern auch noch mit ihren Wangen. Furchtbar. Flynn rutschte auf seinem Stuhl zur Seite und bot der Rothaarigen genügend Platz, damit sie sich hinsetzen konnte. Ihr dürrer Arm hielt das Handy nach oben, drehte und schwenkte es, aber sie war wohl nicht zufrieden. Jedenfalls drückte sie nicht den Auslöser und verpuffte zu Lias Bedauern nicht in einer Pixelwolke.

Das Groupie zögerte und beugte sich zu Lia. »Könnten Sie vielleicht ...?«

Lia starrte sie ausdruckslos an. »Sehe ich so aus?«

Wow. Die Bewunderin selbstherrlicher Schnösel, äh, Schauspieler konnte sogar noch röter werden. Immerhin machte sie das Selfie jetzt selbst. Und dann noch eins. Und noch eins. »Ich bin wirklich ein großer Fan von Ihnen!«

»Sind sie alle«, murmelte Lia, aber das Weib hörte sie ja nicht mal.

Flynns Lächeln wirkte einbetoniert, allerdings verrutschte es einen Millimeter nach unten, als sich vier weitere Frauen anpirschten, und zwei davon ihren mehr oder weniger begeistert aussehenden Partner hinter sich her schleiften.

»Wir gehen«, zischelte er Lia zu und winkte dem Kellner.

»Ich habe noch nicht ausgetrunken.«

»Dann trinken Sie schneller«, fauchte Flynn. Er beäugte die Meute, die sie langsam einkesselte. Ein Mann an der Bar machte wahnsinnig unauffällig ein weiteres Foto. Von Lia!

Die kippte ihren Wein auf Ex und stand auf. Bei Flynn bildete sich mittlerweile eine Schlange. Eine Frau nach der anderen stellte sich neben ihn, wartete, bis er die Güte besaß, in die verfluchte Kamera zu sehen und zu lächeln.

»Kann ich ein Autogramm haben?«, schrillte es über das Geschnatter des Fanclubs hinweg.

»Nur, wenn Sie dafür nichts ausziehen müssen.« Flynns Fältchen um die Augen verschwanden, aber das dumme Grinsen blieb. Diese Idioten merkten ja nicht mal, dass er einfach nur eine Grimasse zog!

Die Fragende presste die Lippen aufeinander, lächelte verkniffen und schob sich den Träger ihres Kleides wieder auf die Schulter.

Wo war eigentlich der verfluchte Kellner? Er sollte schon längst mit der Rechnung da sein. Stattdessen lümmelte er hinter der Bar herum und spielte an seinem Handy.

Lia drückte sich an zwei älteren Frauen vorbei, die gerade sinnierten, ob Flynns Allerwertester aufgepolstert war. Einen solchen Knackarsch erschuf Gott nur einmal in tausend Jahren. Normalerweise hätte Lia als Erste darüber gelacht, aber hier und jetzt war es einfach nur erbärmlich. Sie war nie ein sonderlicher Bewunderer von Schauspielern und sonstigen Prominenten gewesen. Weder verehrte sie jemanden oder fiel in Ohnmacht, wenn er ihr auf der Straße begegnete. Nie im Leben käme Lia auf die Idee, einen Menschen in einem Restaurant während einer privaten Unterhaltung zu behelligen!

»Ach, verzeihen Sie«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihr. »Sind Sie nicht Lia Carsen?«

»Nein!«

Lia stellte sich neben die Bar, packte den Kellner am Kragen und fauchte: »Ich will sofort die Rechnung!«

»Ich war gerade dabei!«

»Mit dem Handy?« Lia riss ihm das verfluchte Ding aus den Fingern und warf einen Blick auf den Bildschirm. Twitter.

Wenn #FlynnBrooks in dem Restaurant isst, in dem du gerade probearbeitest.

#GeorginosPizzaLove #lovemyjob #waiterslifeinLondon #aufstehenhatsichgelohnt

#hoffentlichbezahltermitKarte #bekommedannseineUnterschrift

#nofilter #versteigereseinGlas

102 Retweet, 684 Likes, verfluchter Mist!

»Sind Sie völlig bescheuert?«, blaffte Lia. »Jetzt kommen die alle hierher!«

Der Kellner grinste breit.

»Geben. Sie. Mir. Die. Rechnung!«, raunzte Lia und packte ihn noch ein wenig fester am Schlafittchen.

»Sofort«, ächzte der Vollidiot. Kaum lockerte Lia ihren Griff, riss er sich los, hackte eilig mit dem Zeigefinger auf einen Bildschirm ein und druckte endlich die Abrechnung aus. Sie zahlte den Betrag von 86,23 Pfund auf den Pence genau. Das Trinkgeld konnte er sich schließlich mit dem versteigerten Glas verdienen!

Lia schnappte sich den Beleg, stieß eine schwarzhaarige Barbie beiseite, die sich mithilfe der Frontkamera ihres Smartphones die Lippen nachzog, und drängelte sich zu Flynn durch.

An dessen Arm hing inzwischen eine Blondine mit falschen, viel zu langen Wimpern. Wie wollte die mit diesen Speerspitzen im Gesicht knutschen? Sie stach damit doch jedem armen Kerl die Augen aus!

Flynns Blick war ausdruckslos. Er gab sich nicht die geringste Mühe, seine geistige Abwesenheit zu verbergen.

»Wir gehen jetzt!«, verkündete Lia und in Flynns Augen keimte Hoffnung auf. Er stand auf, aber Blondie klammerte sich fester an seinen Arm.

»Sie können nicht gehen! Es ist doch gerade so nett. Ich heiße übrigens Natalie. Ihren Namen kenne ich ja schon, Mr Brooks. Oder darf ich Sie Flynn nennen?«, gurrte das zu Tode blondierte Flittchen. Sie erhielt augenblicklich Unterstützung von dem Schneewittchenabklatsch, das sich eben die Lippen nachgezogen hatte, und jetzt flötete: »Der Abend ist noch jung!«

»Im Gegensatz zu dir«, blaffte Lia. »Lasst ihn los. Mag sein, dass er zu gut erzogen ist, um euch freibelüftete Grazien zum Teufel zu schicken. Aber ich bin es nicht!«

»Wer ist das?«, fragte Natalie pikiert.

»Der Abschminker«, drohte Lia. »Ich zupf dir gleich alle Wimpern einzeln ab!«

»Ich wollte doch noch ein Autogramm«, ningelte der zugekleisterte Schmollmund.

Flynn seufzte. »Worauf?«

Das bedauerlicherweise momentan nicht vergiftete Schneewittchen drehte ihm den Rücken zu und schob mit einer Bewegung ihre Haare beiseite. Unter dem Wust Extentions kamen nackte Schulterblätter zum Vorschein.

Natalie reichte Flynn einen Edding. Nur sah dieser wenig begeistert aus.

»Vielleicht nicht doch lieber das Handgelenk?«, schlug er vor.

Lia riss den Marker an sich, zog die Kappe ab und schmierte einen großen Kringel auf die künstlich gebräunte Haut. »Ich bin seine Assistentin. Ich unterschreibe alles für ihn und jetzt muss er gehen. Der Präsident von Chicago wartet auf ihn.«

»Oh, wirklich?«, staunte Natalie.

Diese Dummheit schien sogar Flynn die Sprache zu verschlagen. Er starrte Natalie entgeistert an. Die perfekte Gelegenheit für Lia. Sie packte ihn am Arm, zerrte ihn durch die Menge, an den Tischen entlang.

»Ich hab ein Autogramm von Flynn Brooks auf dem Rücken. Das lass ich mir nachtätowieren«, jubelte Schneewittchen.

Jetzt war es Flynn, der im Affenzahn Lia zum Ausgang schleppte. »Hoffentlich stehen draußen nicht noch mehr ...«

Tja, was sollte sie sagen? Der Gott der Prominenten, Schauspieler und Groupiegequälten war ein vergnügungssüchtiges Arschloch. Oder wollte selbst ein Foto mit Flynn.

Drehtage machen hungrig

Flynn Brooks diniert mit schöner Unbekannten in einem Londoner Mittelklasserestaurant.

›Ein sehr sympathischer Mensch‹, weiß ein Angestellter zu bestätigen. ›Aber seine Begleiterin war rüpelhaft.‹

Och nö! Vor dem Restaurant drängelte sich eine Meute von gut zwei Dutzend Menschen. Die Paparazzi und Reporter nicht mitgezählt.

Verflucht. Genau deswegen nahm er in diesen Fällen immer den Hintereingang! Aber Lia hatte es ja so eilig gehabt, vorne rauszukommen, dass die Hintertür einen Umweg durch die selfie-süchtige Meute bedeutet hätte. Lia sollte sich solche Tricks auch schnell angewöhnen, wenn sie mit ihren Büchern wirklich berühmt wurde. Nur so entging man Reportern, Paparazzi und Fans.

Der erste Windhauch der Abendluft umfing sie noch nicht einmal, da wehten ihm bereits Fragen entgegen.

»Flynn, was haben Sie gegessen?«

»Kommen Sie öfter hierher?«

»Wer ist Ihre Begleitung?«

»Ihre Schwester?«

»Assistentin?«

»Ihre Mutter?«

»Im Ernst?« Nein, das war keine Frage eines Reporters, sondern Lia fauchte sie heraus.

»Wir gehen jetzt«, sagte Flynn höflich und fasste Lia am Arm. Doch diese riss sich los und fixierte den frechen Kerl, der gefragt hatte, ob sie seine Mutter wäre. Herrje. Sie fiel auf die älteste Provokation der Welt herein.

»Seine Mutter?«, brüllte sie.

»Wer sind Sie dann?«, fragte der Paparazzo unbeeindruckt, hielt die Kamera hoch und drückte den Auslöser.

»Wenn Sie das drucken, werde ich ...«

Flynn presste die Hand auf Lias Mund, kassierte prompt einen Schlag in die Rippen und zischte der wütenden Furie ins Ohr. »Reißen Sie sich zusammen. Sonst kommt Ihr Ausraster morgen ganz groß raus.«

Lia knurrte unwillig. Flynn nahm die Finger von ihrem Gesicht, griff stattdessen nach Lias Hand. Zu seiner Überraschung stieß sie ihn nicht weg, sondern erwiderte den Druck seiner Finger. Sie drängten sich durch die Anwesenden, bis sie endlich den freien Gehweg vor sich hatten.

Die Meute war anständig genug, sie nicht zu verfolgen. Aber sie machten immer noch Fotos. Von ihm. Wie er Lias Hand hielt, obwohl es schon lange nicht mehr nötig war. Er musste sie nicht mehr mit sich ziehen. Der Weg war frei und trotzdem löste auch sie nicht die Verbindung ihrer Hände.

»Das werden die jetzt auch drucken«, murrte sie. »Und Ihre Hand auf meinem Mund.«

»Immer noch besser als das, was der sonst von sich gegeben hätte.«

Lia seufzte und zuckte die Schultern. »Vermutlich haben Sie recht. Ist es jedes Mal so?«

»Nein, nicht jedes Mal.«

»Und wann ist es nicht so?«, fragte sie.

»Wenn mich niemand im vollbesetzten Restaurant anbrüllt, ich solle die Klappe halten. Kaum etwas weckt die Neugier der Menschen schneller als die keifende Stimme einer Frau.«

Sie gingen an den Schaufenstern geschlossener Läden vorbei. Das Licht der Laternen war überflüssig. Die Scheinwerfer der Autos erhellten die Dunkelheit. Über das Brummen der Motoren hätte er fast Lias ›Hmpf‹ nicht gehört. Aber nur fast. Allerdings wünschte er, der Straßenlärm könnte Lias nächsten Satz übertönen. »Das war der schlimmste Abend meines Lebens.«

Autsch. Das tat weh.

Flynn ließ ihre Hand los, als hätte sie ein Feuerzeug an seine Finger gehalten. Hey, sie log nicht. Es war der schlimmste Abend ihres Lebens! Noch nie hatte sie sich von Menschen derart bedrängt gefühlt und dabei waren sie vorrangig an Flynn interessiert gewesen. Man sollte ihm einen Oscar überreichen, nur dafür, dass er bisher niemanden umgebracht hatte.

Aber wenigstens parkte ein paar Meter vor ihnen ein Taxi und wartete auf Gäste. Lia stiefelte darauf zu und es fehlten lediglich zwei Schritte bis zu ihrer rettenden Kutsche nach Hause, als Flynn wohl begriff, was sie vorhatte.

»Nicht so eilig!«, rief er aus und stellte sich ihr in den Weg. »Unser Gespräch ist noch nicht zu Ende.«

»Doch«, fauchte Lia. »Die Antwort lautet Nein.«

»Dann ist das Gespräch erst recht nicht beendet.«

»Wenn Sie sich länger zwischen mich und mein Taxi stellen, werde ich ...«

»Was?«, fragte Flynn. »Mich schlagen? Das wollen Sie doch. Also, warum weigern Sie sich? Ich werfe mich Ihnen zu Füßen, sobald Sie es verlangen. Oder macht es weniger Spaß, wenn ich es freiwillig tue?«

»Nein!«, fauchte Lia. »Haben Sie keinen Selbsterhaltungstrieb? Ich soll Sie fesseln? Bitte schön. Dann werde ich Sie auch knebeln und liefere der Times neue Schlagzeilen! ›Flynn Brooks verschwunden. Flynn Brooks kastriert in einem alten Keller aufgefunden‹ An Ihrem Sarg werden die Groupies Schlange stehen und mit Ihrem toten Gesicht Fotos machen.«

Ihre Stimme hallte über die Straße und toll ... Lia konnte stolz auf sich sein. Flynn wich vor ihr zurück, aber da fuhr das Taxi an, flutschte auf die Fahrbahn und rauschte an ihnen vorbei, verfolgt von Lias sehnsüchtigen Blicken.

»Wollen Sie denn nicht, dass der Film ein Erfolg wird?«, fragte Flynn mit einem Sicherheitsabstand von zwei Armlängen.

Lia legte frustriert den Kopf in den Nacken. Dieser Kerl war die personifizierte Beulenpest! Kam er mit einer Strategie nicht weiter, nahm er einfach die nächste.

Sie starrte über die Straße, aber nirgends konnte sie ein anderes ›Cab‹ erspähen. Mit der verfluchten U-Bahn wäre sie mehr als zwei Stunden unterwegs und müsste dreimal umsteigen. Aus ihrer Tasche zog sie das Handy, wählte die Nummer der Taxizentrale und kaum hatte jemand abgenommen, platzte Lia heraus: »Ich brauche ein Taxi. Sofort!«

»Tut mir leid, Ma’am«, sagte die freundliche Frauenstimme am anderen Ende der Leitung. »Wir sind die nächsten zwei Stunden ausgebucht. Heute sind viele Veranstaltungen und ein Fußballspiel.«

Fuck. Fuck. Fuck! Lia drückte das Gespräch weg und rieb sich die Stirn. Sie saß hier fest. Mit Flynn. Er steckte sich eine Zigarette an und sagte kein Wort. Aber sie spürte seine Blicke auf sich. Sie wusste nicht, wie lange sie still dastand und einfach nur auf ein Cab hoffte.

»Da drüben ist eine Bar«, sagte Flynn, diesmal war seine Stimme näher.

»Können Sie mich nicht hier stehen lassen?«, seufzte Lia.

»Sagen Sie ›Ja‹ und ich höre auf jeden Ihrer Befehle.«

Sie hasste diesen Mistkerl! Warum? Warum sie? Er hatte eine bessere Hälfte! Das war deren Job! Was wollte er mit einer Autorin, die anstößige Romane schrieb?

»Was sagt Ihre Frau dazu?«, klammerte sich Lia an ihre letzte Hoffnung, dass es vielleicht doch nur ein verdammter Witz war. Ein mieser zwar, aber nur ein Scherz.

»Sie ist damit einverstanden.«

Mit aufgerissenen Augen fuhr Lia herum. »Einverstanden?«

Im Ernst? Seine Frau wusste davon und akzeptierte es? Wäre Lia verheiratet und ihr Mann käme mit einer solchen Geschichte um die Ecke, würde sie alles daransetzen, dass er seinen Willen bekam. Wenn nötig würde sie ihm den Allerwertesten wund peitschen, bis ihm Hören und Sehen verging und damit auch der Gedanke, eine andere Frau um diesen Gefallen zu bitten. Wer drei Tage lang nicht ohne Hämorrhoiden-Kissen sitzen konnte, kam nicht mehr auf die Idee, sich von einer anderen dominieren zu lassen.

Flynn sah nervös über die Straße, aber sie waren mittlerweile weit genug von dem verflixten Restaurant entfernt.

»Ich würde Sie kaum damit behelligen, wenn ich es nicht schon mit meiner Frau versucht hätte. Lauren ist einfach ...« Er hielt inne, offensichtlich suchte er das richtige Wort. Ein Synonym für ›unfähig‹ vielleicht? Nein, sei nicht so gemein, tadelte sich Lia. Nicht jede war für solche Dinge zu haben.

»... nicht der Typ dafür«, fuhr Flynn fort. »Sie ist sanftmütig, liebevoll und zärtlich.«

Aha. Und Lia war hartherzig, dominant und ein Monster. Schon klar.

»Außerdem findet sie es lächerlich«, ergänzte Flynn.

Lachte seine Frau unkontrolliert los, sobald Flynn vor ihr auf die Knie ging? Eine Session verlangte mitunter schauspielerisches Geschick. Nicht selten kam man sich absolut lächerlich vor. Nachvollziehbar, dass hysterisches Gegacker bei dem Mann, der sich gerade unterwürfig auf dem Boden räkelte, nicht sonderlich gut ankam. Flynns Gattin plagte vermutlich genau dieses Problem und dann war sie zu keinerlei Dominanz mehr fähig. Armer Mann. Und dabei wollte er nur ein wenig Strenge. Aber halt! Wollte er die wirklich? Oder war es tatsächlich so, wie er sagte, reine Recherche? Nahmen Schauspieler ihren Job so verdammt ernst?

»Haben Sie überhaupt Neigungen in die Richtung?«, fragte Lia.

Ein weiteres Mal sah sich Flynn nervös um und musterte ein vorbeigehendes Pärchen misstrauisch. »Könnten wir das Gespräch vielleicht in der Bar fortsetzen? Ich will nicht die Öffentlichkeit über meine Vorlieben aufklären.«

Oh! Jetzt machte er sie neugierig! Welche dunklen Geheimnisse hütete Flynn Brooks in seinem Liebesleben? Zum Teufel, sie gäbe auch einen guten Paparazzo ab. Ihre Neugier brachte ihr bestimmt eines Tages noch viel Kummer ein.

Diesmal folgte sie Flynn in die Bar. Er orderte beim Barkeeper einen Merlot. Dem Himmel sei Dank schien diesem Flynns Gesicht nicht im Geringsten bekannt vorzukommen. Er hob ja nicht mal den Blick von seiner Zeitung, als er ihnen die Flasche und zwei Gläser auf den Tresen knallte. Damit bestückt verzogen sie sich in die hinterste Ecke und setzten sich an einen massiven Holztisch.

Flynn stellte den Wein ab und Lia beugte sich vor. »Also?«

»Was?«, fragte Flynn. Zum ersten Mal an diesem Abend schien er nervös zu sein. Er rieb die Handflächen aneinander und sein Blick sprang unruhig über die Anwesenden.

»Haben Sie sexuelle Neigungen im Bereich BDSM?«

»Haben Sie denn welche?«

»Was?«

»Irgendwie musste ich Sie doch in die Bar bekommen«, behauptete Flynn, zeigte ihr das gleiche falsche Grinsen wie seinen aufdringlichen Fans, und offenbarte eine Reihe schneeweißer Beißerchen. Die konnten nur der Kunst eines verdammt guten Zahnarztes entspringen. Niemand hatte von Natur aus solche Zähne! Und dieses Lächeln war geradezu dafür gemacht, so manche Lady mit einem verträumten ›Ach‹ dahin schmelzen zu lassen. Flynn umrahmte es dekorativ mit abwehrend erhobenen Händen. Eine Geste, die er sich in den Allerwertesten stecken konnte! Lia schenkte ihm einen Blick, der einen verheerenden Waldbrand zum Gefrieren gebracht hätte. Für ihn mochte das alles lustig sein, aber sein Spiel strapazierte ihre Geduld. In seiner Nähe klopfte seit dem ersten Drehtag ihr Herz schneller. Flynns Lächeln ließ ebenjenes gebeutelte Organ abwechselnd erstarren oder hüpfen. Es kostete verdammt viel Kraft, ihn nicht genauso wie diese Freiluftgazellen ständig anzuschmachten. Sein Vorschlag war nur eine weitere Drahtbürste, die ihr Nervensystem wundscheuerte. Wenn Lia aufwachte, dachte sie verstohlen an ihn. Allein in ihrem Bett liegend stellte sie sich vor, wie es war, mit ihm morgens aufzuwachen und als Erstes sein Lächeln zu sehen. Wenn Flynns Ehering im Licht aufblitzte, bedauerte sie, ihm nicht schon vor Jahren begegnet zu sein. Gut, da ging sie wahrscheinlich noch auf die Highschool, aber ....

»Ich habe, ehrlich gesagt, nie so genau darüber nachgedacht. Meine Erfahrungen damit sind nur gering«, unterbrach Flynn ihre Gedanken.

Lia verspürte das starke Verlangen, mit dem Kopf auf den Tisch zu knallen. Oder noch besser: Seinen Kopf! Entweder war dieser Mann endlos naiv oder verrückt. Oder beides.

Flynn schenkte ihnen Wein ein. Er hatte den ganzen Abend nur Alkohol getrunken und war nicht mal beschwipst. Seine Leber war besser trainiert als ihre. Munkelte man nicht, dass er in früheren Jahren Drogen genommen hatte? Vielleicht hatte das Zeug sein Gehirn nachhaltig beschädigt?

»Erregt es Sie, wenn Sie daran denken, gefesselt und ausgeliefert zu sein? Den Befehlen ihrer Herrin zu gehorchen und sich bestrafen zu lassen?«

»Äh.«

Lia schob den Wein von sich und rutschte von ihrem Hocker. »Vergessen Sie es. Sie sind doch ein herausragender Schauspieler, behaupten zumindest alle. Dann haben Sie auch genug Talent, um den Zuschauern vorzumachen, Sie würden es genießen, gefesselt an einer Wand zu hängen, während Sie eine ganze Filmcrew begafft.«

Flynn verzog leidend das Gesicht, bevor seine Züge wieder undurchsichtig wurden. Immerhin grinste er nicht. »Wir werden wohl alle überschätzt. Auf Twitter tönen Sie doch herum, dass Sie verrückte Sachen mögen.«

Was? »Sie folgen meinem Twitter-Account?«, fragte sie fassungslos.

»Glauben Sie, ich bitte eine Frau um einen solchen Gefallen, ohne sie wenigstens vorher in sozialen Netzwerken zu stalken?«

Wahrscheinlich war das nur fair. Sie stalkten sich doch alle gegenseitig. Auf ihrem Smartphone existierte ein Direktlink zu Flynns Instagram-Profil. Der Teufel sollte sie holen. Sie war wirklich nicht besser als seine Groupies.

»Denken Sie darüber nach.« Flynns Stimme war weich, sanft und einschmeichelnd. Wenn das Ziehen in ihrem Schoß nicht von einer Blasenentzündung verursacht wurde, hatte sie ein verdammtes Problem! »Geben Sie mir zwei Tage und Sie werden darum betteln, mich versohlen zu dürfen.«

Wie wollte er das anstellen? Redete er der Presse ein, sie sei wirklich seine Mutter? Die unfähige Assistentin? Nein, was würde das bringen? Kurzum: Er konnte ihr überhaupt nichts! Aber wenn sie einwilligte, ließ er sie vielleicht in Ruhe und sie durfte sich ein Taxi bestellen?

»Meinetwegen«, seufzte sie und spülte das Gefühl mieser Vorahnungen mit einem großen Schluck Wein hinunter.

Flynns Grinsen wurde breiter und hinterhältiger. Oh, bitte, er sollte sich mal nicht zu sicher sein! Doch plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck wieder.

Er beugte sich über den Tisch und flüsterte: »Wo sind Ihre Grenzen?«

Was? »An den Küstenlinien entlang. Ich bin nämlich gar nicht Lia, sondern Irland«, gab sie zurück.

Flynn stutzte, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich meine: Wie weit gehen Sie?«

»Bis zum nächsten Taxistand.«

»Können Sie nicht einfach antworten?«, fauchte Flynn. »Ich will schließlich auch wissen, worauf ich mich einlasse. Was weiß ich, welche Pervers-«

»Ich rühre keine Kinder an, genauso wenig Tiere!«

»Himmel, nein, das meine ich doch gar nicht«, rief er. Schnell räusperte er sich und senkte die Stimme. »Ich meine ... Natursekt, Klinik und Feminisierung.«

Wow. Da hatte jemand vorbildlich die Spielarten studiert. »Ich kann nicht, wenn mir jemand beim Pinkeln zusieht. Sobald ich auch nur einen Tropfen Blut sehe, wird mir schlecht. Aber über die Feminisierung können wir reden«, gab Lia zurück. »Solche Spiele sind für Männer eine wunderbare Gelegenheit, ihre feminine Seite kennenzulernen.«

»Oh gut, dann wird das bei mir nicht nötig sein. Ich kenne meine feminine Seite und die mag keine High Heels«, erwiderte Flynn sichtlich heiter.

»Ach ja?«

Flynn nickte wissend. »Meine feminine Seite steht eher auf den Boyfriend-Style. Bequeme Schuhe, lässige Kleidung. Keine hohen Absätze, kein Glitzer, keine engen Röcke. Im Grunde könnte meine feminine Seite Ihre Schwester sein.«

Hatte sie schon erwähnt, dass sie den Kerl nicht mochte?

Der Widerspenstigen Zähmung

 

Flynn Brooks zügelt freches Mundwerk seiner Drehbuchautorin durch beherztes Eingreifen. Beeindruckt ihn die temperamentvolle Schöne? Brooks Frau wurde an diesem Abend nicht an der Seite ihres Mannes gesehen. Ein Freund der Familie behauptet: ›Es kriselt bereits länger zwischen ihm und Lauren. Es würde niemanden wundern, wenn er sich ein Abenteuer sucht.‹

 

 

Aideen sank genüsslich in das behagliche Schaumbad. Das Wasser schlug sanfte Wellen, massierte ihre Haut und die Wärme ließ sie für einen Moment sogar frösteln, bevor die Kälte aus ihrem Körper wich. Sie rutschte nach unten, bis ihr Kinn das Wasser berührte, legte den Kopf zurück und seufzte selig.

Gott, war das schön. Der sanfte Schein der Kerzen, der Veilchenduft, das Plätschern und .... das verfluchte Klingeln eines Smartphones! Mist, warum hatte sie das Ding mit ins Bad genommen? Diese verflixten Handys waren kein ultimativer Fortschritt der Technik, sondern legale Belästigung. Früher hatte man die Brieftauben eben nicht ins Haus gelassen. Zur Rache kackten sie durch den Kamin, aber man entschied selbst, ob man den Brief lesen wollte oder nicht. Nahm man heute nach dem dritten Klingeln nicht ab, bestellte der Anrufer schon den Notarzt. Es konnte dann ja nur etwas Schreckliches passiert sein.

Wenn wenigstens die NSA anriefe! Ein verführerisch attraktiver und gestählter Agent käme ihr gerade recht.

Die penetrante, piepsige Melodie hörte nicht auf. Aideen könnte schwören, sie wurde sogar schriller. Ächzend beugte sie sich über den Wannenrand und angelte nach dem Smartphone. Es kippelte auf dem Rand des Waschbeckens. Sie tippte mit dem Zeigefinger darauf und kippte es in ihre Hand.

Es klingelte immer noch! Vielleicht sollte sie es einfach ins Wasser fallen lassen. Aber es zeigte Lias Nummer an. Verdammt, ihre beste Freundin wollte sie dann doch nicht ertränken. Aideen fuhr mit dem Finger über das Display, allerdings hinterließ sie nur Schaum und Wassertropfen. Der Button bewegte sich nicht im Geringsten zu dem blöden, grünen Telefonhörer. Mist!

Das Klingeln verstummte. Endlich! Zwei Sekunden später blinkte eine Nachricht auf.

 

›Drwei flaschen WEin, Du, ischte, in er Viertel Stunde in meinerWohnung. Brutus‹

 

Aha.

War Lia betrunken? Oder hatte sie den Text geschrieben, während sie mit den Zähnen das Auto lenkte? Vielleicht sollte Lia ihre Autokorrektur zur Nachhilfe schicken. Letztendlich konnte alles aber nur eines bedeuten: Männerstress. Nur ... Wer war der Mann? Lia hatte seit ihrer geplatzten Verlobung keinen Kerl angesehen. Ihr bester Freund war ein Vibrator und sogar der besaß einen leisen Motor, damit er Lia nicht mit unnötigen Geräuschen belästigte.

Aideen wischte sich die Finger an dem Handtuch trocken und schickte Lia eine Antwort: ›Geht klar!‹

Das Telefon schob sie wieder auf das Waschbecken und sich selbst aus dem warmen Wasser. Schade drum. Aber sie konnte ihre Freundin nicht allein drei Flaschen Wein niedermachen lassen.

Aideen trocknete sich rasch ab und warf sich wahllos herausgeklaubte Klamotten über. Der Stoff klebte an ihrem Körper. Ernsthaft? Aideen ließ sich vor dem Kleiderschrank auf den Boden fallen und zerrte an der verfluchten Röhrenjeans.

Den Knopf bekam sie nicht zu, aber das war jetzt auch egal. Sie zog sich noch ein Shirt über, schlüpfte in Pumps, krallte sich ihre Handtasche und raste die drei Stockwerke zu ihrem Auto hinunter. Himmel, war sie sportlich.

Glücklicherweise war die hiesige Polizei gerade in der Dinnerpause, jedenfalls erwischte sie niemand wegen Geschwindigkeitsübertretung. Aideen keuchte in Lias Wohnhaus soeben das vierte Stockwerk hoch (womöglich war ihre Kondition doch nicht so unerhört), da sah sie Lia.

Ihre Freundin scheiterte gerade an der Tatsache, dass man mit drei Flaschen Wein im Arm keine Tür öffnen konnte. Allerdings trat Lia wie immer ihre Zweifler und die Tür mit Füßen. Diese schwang auf, Lia verlor den Halt und stolperte mit einem spitzen Aufschrei in die Wohnung.

Aideen rannte ihr hinterher. »Ist ... dir ... was ... passiert?« Ihr Brustkorb hob und senkte sich hektisch, sodass ihre Worte eher keuchend herauskamen. Ihre Wangen brannten mit ihrer Lunge und ihren Waden im Gleichklang.

Lia hingegen saß mit angezogenen Beinen auf dem Boden. Der Alkohol war erwartungsgemäß unversehrt. Das war typisch Lia. Zweimal gehen kam nicht in Frage, in vier von hundert Fällen ging ja doch nichts zu Bruch.

 

 

Autsch! Aua! Lias Hintern schmerzte und sie presste die Flaschen an sich, als würde sie ihr Baby beschützen. Fuck, tat das weh. Das war alles Flynns Schuld! Gut, nicht direkt. Er hatte sie ja nicht gezwungen, sich zwei Blöcke vor ihrer Wohnung absetzen zu lassen. Aber verflucht, sie hätte es keine Minute länger mit ihm in diesem verflixten Taxi ausgehalten. Wie konnte ein Mensch nur so gut riechen? Nach Shampoo, Aftershave und einfach ihm.

Nicht einmal der Zigarettengeruch störte sie. Sie hasste Raucher, aber Flynn rauchte eine Marke, die zu allem Überfluss tatsächlich gut roch. Lia hatte sich gewünscht, ihn intensiver beschnuppern zu können. Am besten, wenn er ganz nah an sie herankam. Dann, wenn er sich zu ihr beugte, um sie auf die Wange zu küssen. Oder auf die Lippen. Oder den Hals.

Verdammter Alkohol! Warum hatte sie nicht die Finger von dem Zeug gelassen?

Als Flynn auch noch ihre Hand genommen hatte und samtweich ›Lia‹ sagte, war ihr eine Sicherung durchgeknallt. Sie hatte ernsthaft mit einem Antrag gerechnet, aber der verfluchte Mistkerl hatte nur wieder gesagt, sie solle es sich überlegen.

Der Wagen hatte nicht einmal vollständig angehalten, da war sie schon ausgestiegen und in den Kiosk geflitzt. Dort hatte sie solange gewartet, bis das Taxi wendete und wegfuhr.

Lia wälzte sich, die Flaschen immer noch an sich gedrückt, auf die Knie und stemmte sich hoch. »Wie gut, dass ich jonglieren kann«, seufzte sie.

Aideen kicherte und Lia drehte sich zu ihrer Freundin um. Wie sah die denn aus? Ihre krausen Locken waren so stramm zurückgebunden, dass ihre Augenbrauen hochgezogen wurden. Diesen permanent erstaunten Anblick kannte sie sonst nur von operierten Promis. Unzählige Sommersprossen zogen sich über Aideens Stupsnase. Ein niedlicher Anblick, der schon so viele Männer getäuscht hatte. Die Bizepse hatte sich Aideen nicht im Fitnesscenter antrainiert. Nein, das machte sie in ihrem eigenen Dominastudio, während andere sie bezahlten. Jetzt sah sie allerdings nicht aus wie eine strenge Herrin, sondern wie eine farbenblinde Kleinstadtnutte.

»Grün und pink stehen dir nicht«, sagte Lia.