Erdäpfel und a Seidla Bier - Eberhard Wagner - E-Book

Erdäpfel und a Seidla Bier E-Book

Eberhard Wagner

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Beschreibung

Die Gedichte und das Theaterstück laden dazu ein, den berühmten oberfränkischen Autor Jean Paul neu kennenzulernen.

Das E-Book Erdäpfel und a Seidla Bier wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Jean Paul, Gedichte, Theaterstück, Rollwenzelei in Bayreuth, Gegen jeden Krieg

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 46

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Inhaltsverzeichnis

Jean Paul – Annäherungen an ein

Jean Paul und „Weimar“

Der Legationsrat

"Das Immergrün der Gefühle"

"Rollwenzeleien"

III. "Kriegserklärung gegen den Krieg"

IV . "Der kohlenschwarze Hahn"

V . "Epilog"

Stanzen...Terzinen...Canzoniere...Sonette..

Herbstgefühle

Farbenspiele

Seerosen

Karfreitag 2011

Herbstrosen

La nostra via d'amore

Gesang der Amsel

Der Friede

Lichtmess 2009

Später Sommer

Langer Winter

April

Schneeland

Jean Paul – Annäherungen an ein oberfränkisches Genie

Die literarische Welt feierte 2013 den Dichter Jean Paul Friedrich Richter, der 250 Jahre zuvor im Fichtelgebirgsstädtchen Wunsiedel geboren wurde. Nach einigen Umwegen zog er 1804 mit seiner Familie nach Bayreuth, wo er am 14. November 1825, also vor beinahe 200 Jahren, starb. In Bayreuth muss er die Konkurrenz des populäreren Komponisten Richard Wagner aushalten, Das Ungleichgewicht zwischen der Aufmerksamkeit für Jean Paul einerseits und Richard Wagner andererseits bemerkte schon 1902 der Berliner Kritiker Alfred Kerr, als er ins Gästebuch der „Rollwenzelei“, Jean Pauls Bayreuther Lieblingsgaststätte, schrieb: „Vergessen dich die Deutschen heut? D u bist der Meister von Bayreuth!“ Die „Rollwenzelei“ (heute ein privates Jean-Paul-Museum) liegt am Weg von der Stadt in die Eremitage. Den Namen verdankt sie der Wirtin Anna Dorothea Rollwenzel, die Jean Paul mit Bier und Kartoffeln versorgte und ihm eine Kammer zum Schreiben zur Verfügung stellte. Ihre Aussagen nach seinem Tod über sein Bayreuther Privatleben prägten in vieler Hinsicht das Bild, das man sich bis heute von ihm macht. Wenn es der kleinbürgerlichen Gesellschaft Bayreuths überhaupt ein Anliegen war, sich eine Meinung über Jean Paul zu bilden, dann deklarierte man als „kauzigen Spinner und Biertrinker“, der beinahe unlesbares Zeug verfasste.

In der Tat liest sich Jean Paul nicht leicht. Weitschweifigkeit, realisiert in komplizierten Sätzen, das oft ziemlich unmotivierte Einstreuen angelesener Details aus seinen Notizheften und ein doppelbödiger Humor, den man manchmal erst beim wiederholten Lesen versteht, lassen die meisten Interessierten schnell resignieren. Und trotzdem entdeckt man ab und zu, dass Jean Paul auch sehr aktuell sein kann, vor allem in den essayistischen Schriften wie etwa der „Kriegserklärung gegen den Krieg“ von 1809. Engagiert und kritisch zerlegt er dort die weit verbreiteten Ansichten über die angebliche Unvermeidbarkeit von Kriegen und fordert eine gewaltfreie Welt. An einer Friedens-Demo unserer Tage hätte er sicher teilgenommen. Kein Wunder, dass er sich mit solch einer Einstellung die Gegnerschaft national gesonnener Kreise einhandelte, vertreten zum Beispiel durch Ernst Moritz Arndt (1769 – 1860) , der von germanischkriegerischen „Tugenden“ und einem Groß-Deutschland träumte, wofür er beispielweise zuerst einmal die Niederlande annektiert sehen wollte. Einen „verbrecherischen Verweichlicher“ nennt er unseren Dichter, den diese Gegnerschaft jedoch ehrt – bis heute.

Wenig freundschaftlich standen auch die Klassiker dem oberfränkischen Dichter gegenüber. Als Goethe das posthum veröffentlichte Fragment „Wahrheit aus Jean Pauls Leben“ las (der Titel stammt nicht von unserem Dichter) verstand er das wohl als Affront gegen „Dichtung und Wahrheit“ und reagierte kritisch: „Aus Geist des Widerspruchs habe Jean Paul das geschrieben“ notierte Eckermann. Während Goethes Autobiografie „sich durch höhere Tendenzen aus der Region einer niedern Realität erhebe“, bleibe Jean Paul ihr verhaftet. „Als ob die Wahrheit eines solchen Mannes etwas anderes sein könnte, als daß der Autor ein Philister gewesen.“ „Philister“ (aus der Studentensprache) war damals das boshafte Synonym für „kleinbürgerlicher Spießer“. Dieses Urteil ist ungerecht und nicht zutreffend, lässt aber den Unterschied im Literaturverständnis zwischen Goethe und Jean Paul sichtbar werden. Kein Wunder, dass die beiden nie „auf eine Streu kamen“, um es mit einer fränkischen Redensart auszudrücken.

Ein Grund für die Misstöne war auch die Tatsache, dass Jean Paul den Roman als geschätzte Form in der deutschen Literaturgeschichte etablierte, während Schiller und Goethe dem Roman noch einen eigenen ästhetischen Wert abgesprochen hatten. Jean Pauls „Hesperus“ (1795) eroberte die literarischen Kreise der kleinen Fürstenhöfe und die Herzen der adligen Damen. Als Fürstinnenschwarm wird er bis heute apostrophiert, aber auch als „Mann aus dem Volk“ Den Titel „Lieblingsdichter der Deutschen“ muss man wohl auf die damalige literarische Szene einschränken, doch mochte das auch auf Goethe zutreffen. Die hohe Literatur, die es heute nicht mehr gibt, war rnicht jedermanns Sache.

Auch den Titel (ohne Mittel) Legationsrat verdankte Jean Paul seinen Kontakten zum Adel. Er wurde ihm 1799 durch den Herzog von Hildburghausen verliehen. Meine kreative Auseinandersetzung mit Jean Paul, quasi von Autor zu Autor, pardon: von Zwerg zu Riese, führte zu dem Zwei-Personen-Stück „Der Legationsrat“, das von der Studiobühne Bayreuth, zuerst mit mir selbst als Legationsrat und Ilse Schöner als Rollwenzelin, seit den 1990ger Jahren mehrmals inszeniert und aufgeführt wurde.

Eine CD zum Nachhören liegt vor. Am Schluss des Stückes ließ ich Ludwig Börne mit seiner Frankfurter Gedenkrede vom 2. Dezember 1825 (Jean Paul war am 14. November gestorben) zu Wort kommen. Darin klingt neben grenzenloser Bewunderung auch schon die Sorge um das literarische Überleben Jean Pauls an: „Nicht Allen hat er gelebt! Aber eine Zeit wird kommen, da wird er Allen geboren, und Alle werden ihn beweinen. Er aber steht geduldig an der Pforte des zwanzigsten Jahrhunderts und wartet lächelnd, bis sein schleichend Volk ihm nachkomme“. Aber auch im einundzwanzigsten Jahrhundert wartet unser oberfränkisches Genie geduldig, aber bisher leider weitgehend vergeblich auf das „schleichende Volk“: die Menschheit, die ihm bis heute nicht nachgekommen ist, trotz vieler Aphorismen, die man in den handelsüblichen Sammlungen nachlesen Die beliebtesten Aphorismen stammen aus Jean Pauls Schrift „Levana, eine Erziehlehre“(1807), die stark von den Idealen Jean-Jaques Rousseau´s (1712 – 1778) beeinflusst sind. Ihm zu Ehren änderte Jean Paul auch seinen ersten Vornamen Johann zu Jean