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Die wichtigsten Erfindungen der Menschheit, die erstaunlicherweise alle rein lattischen Ursprungs sind und die Welt zuweilen zum Schöneren und manchmal sogar eindeutig zum Besseren verändert haben, aber leider nicht immer.
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Seitenzahl: 338
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Vorwort
Der Reißverschluss
Die Arterienentkalkung
Die Reisleine
Das Markbein
Der Massenauflauf
Die Wurstpelle
Das Trottinett
Die Wurststopfmaschine
Das Himmelblau
Der Mondumfang
Die Saugofen
Die Wechselgelüste
Der Duschvorhang
Das Waschbecken
Der Scherenschnitt
Der Tourismus
Das Gesundheitswesen
Das fließende Wasser
Das Sprachrohr
Der Hut
Der Kehricht
Die Geisteskrankheiten
Die Schupfhülle
Das Eigentor
Das Weichei
Der Waschbär
Die Gwundertüte
Das Gloschli
Die Ergotherapie
Das Generalabonnement
Die Gürtelschnalle
Der Souverän
Der Heftpflaster
Die Wasserwaage
Das Taschentuch
Die Querflöte
Der Knieschoner
Das Trinkwasser
Der Witz
Der Staubsauger
Die Geburtstagstorte
Der Notausgang
Das Tischtennis
Die Lust
Die Freiheit
Das Sackmesser
Der Kostenfaktor
Der Rundumschlag
Die Fruchtbarkeit
Das Kaffeesieb
Die Türklinke
Die Lokomotive
Die Grundsatzentscheidung
Die Schisocke
Die Taucherbrille
Der Großvater
Die Demokratie
Der Wurmfortsatz
Der Glott
Der Laufmeter
Die Verkabelung
Das Laufgitter
Die Flachzange
Die Quantenphysik
Die Postzustellung
Der Backenzahn
Die Falschmeldung
Die Nebelschwade
Das Eichhörnchen
Die Textmarke
Die Wandelhalle
Die Quarktasche
Das Fernsehprogramm
Die Begegnungsstätte
Der Protokollant
Die Parkgebühr
Das Verzweigungssystem
Die Molluskenzucht
Das Elefantenrad
Die Behördenwillkür
Der Büstenwurf
Der Flachwassertaucher
Die Promillegrenze
Die Generalmobilmachung
Die Knopfspritze
Das Fantasialand
Amerika
Der Weltschmerz
Die Giraffe
Das Tempolimit
Der Granatapfel
Der Wendehals
Die Klamourette
Das Halszäpfchen
Die Landesverteidigung
Die Speisenschnecke
Der Gegenentwurf
Das Brecheisen
Die Quantenphysik
Das Knopfweh
Der Zwergpinscher
Der Rollmops
Das Taschenformat
Der Erzengel
Das Klavier
Der Bürostuhl
Die Quarktorte
Die Quartalszahlen
Die Quarantäne
Die Quersumme
Die Quote
Der Euler
Der Heuler
Der Freuler
Die Mitternachtssonne
Der Waschzwang
Das Trinkgeschirr
Das Winkfleisch
Die Sülze
Die Warnlampe
Die Wurmpaste
Das Wasserglas
Die Rennschnecke
Der Vogel
Das Gespensterschiff
Die Kreuzschlitzmutter
Die Karamelkarawane
Die Kombüse
Das Abkommen
Das Stratosphärenpingpong
Die Kernenergie
Der Nusskuchen
Das Schneewittchen
Die Rothkäppchenkeule
Der Regenschirm
Das Schneewetter
Die Spaßbremse
Der Fischerhaken
Das Kabelgewirr
Die Expresspostsendung
Der Wurmfortsatz
Das Susaphon
Die Crèmeschnitte
Der Gründungsakt
Das Hornvieh
Die Wohlfühlorgie
Der Kupferdraht
Das elektromagnetische Portemonnaie
Die Zigarette
Der Wagenheber
Das Schneefeld
Die Grundschule
Der Gnom
Der Wurstfaktor
Die Zuckerbremse
Das Gemüsebouquet
Der Knallfrosch
Die Autowaschanlage
Der Unfall
Die Vegetation
Das Großmünster
Der Tempomat
Die Zungenwurst
Das Gebrechen
Das Lammfilet
Die Saftwurzel
Der Größenwahn
Die Gewaltorgie
Das Veilchen
Das Kamasutra
Der Wutanfall
Die Satanischen Verse
Das Gilet
Der Blumenstrauß
Die Parallelgesellschaft
Das Schäferstündchen
Der Parallelslalom
Die Daseinsberechtigung
Das Frettchen
Der Wahnsinn
Die Kante
Das Tier in mier
Der Durchhaltewille
Die Opportunität
Das Kamäleon
Der Bleistift
Die Verkehrsregeln
Das Buchweizengries
Die Puddingkanone
Der Gartenschlauch
Die Kamelie
Das Ohrläppchen
Der Kaffee
Die Generation
Das Schwalbenzünglein
Der Fruchtzwerg
Die Buschtrommel
Das Fahrwasser
Der Wandstuhl
Das Windenbein
Der Schirennfahrer
Die Gewaltspirale
Der Umsatz
Die Gretchenfrage
Das Konsumverhalten
Der Zugzwang
Die Wassermusik
Die Elementarteilchen
Der Grundsatz
Die Wegbeschreibung
Das Gutdünken
Der Nussknacker
Die Boulevardpresse
Das gehobene Niveau
Der Generalverdacht
Die Ballonhülle
Das Nebenprodukt
Der Telefonbeantworter
Autofahren als Geisteskrankheit
Der Generalverdacht
Die Zuckerwatte
Das Nebelmeer
Der Einbalsamierer
Die Karussellmusik
Das Bleichgesicht
Die Umsatzformel
Die Nachlassregelung
Das Bananenmousse
Der Abfüllmechanismus
Die Konzentrationsschwäche
Das Querformat
Der Biberbau
Die Umlenkrolle
Das Theaterprogramm
Der Zugzwang
Die Gründungsurkunde
Das Quartett
Der Komfortanzug
Die Querstrebe
Das Wachbataillon
Der Müllmann
Die Mülltonne
Das Müllfahrzeug
Der Gleichrichter
Die Extremschaukel
Das Glasfaserfahrrad
Der Erzbischof
Die Quarkpumpe
Das Zugtier
Der Geschlechtsverkehr
Die Grafik
Das Nullwachstum
Der Konsonnant
Das Gutdünken
Das Trinkwasser
Die Erstbesteigung
Der Flaschenhals
Das Gewinde
Die Rotation
Der Zugang
Die seltenen Erden
Der Aufschneider
Der Abschneider
Der Einschneider
Der Ausschneider
Der Rufmord
Der Raufhandel
Der Raubmord
Der Auswerfer
Die Zahnspange
Die Wurzelbehandlung
Die Ziege
Die Wegwerfanemone
Die Wegfahrsperre
Die Gentechnologie
Die Gratwanderung
Die Fanfaren
Das Windei
Das Winkelschleifgerät
Das Nebelhorn
Das Druckmittel
Das verschwundene Fahrrad
Das Einhorn
Das Nirwana
Das Kamäleon
Das Trikot
Die Regenrinnen
Die Umwälzpumpen
Die walliser Biorakete
Die Papiertaschentücher
Die Pappbecher
Die Toilette
Die Grabmäler
Die Rosetten
Die Runkelrüben
Der Bandwurm
Die Wasserhose
Die Wetterprognose
Das Doppelbett
Die Ausnahmen
Nachwort
Dass die Menschheit erfinderisch ist, wenn es darum geht, die Geschicke vorwärts zu bringen, ist keine neue Erkenntnis. Ein großes Forscherteam, bestehend aus mir, hat über Jahrzehnte hinweg keine Mühen und Kosten gescheut, sich in allerlei Archiven, Müllkippen, Bibliotheken, polizeilichen Spitzelberichten, fremden Schreibtischschubladen, schriftlichen Geständnissen, geschlossenen Nationalgalerien, Testamenten, alten Tagebüchern, versunkenen Schiffswracks, ausserirdischen Aufnahmen und zusätzlich mit allerlei Zeugenbefragungen lebender und toter Zeitzeugen ein Bild von der Innovationsfähigkeit der Latter zu verschaffen, um aufzuzeigen, wie bedeutend über viele Jahrtausende hinweg die Erfindungen allein in diesem kleinen Binnenland waren. Hier finden Sie erstmals eine Zusammenstellung der 300 wichtigsten Erfindungen aus Caffè latte. Caffè latte? Erst bei der Mitverfolgung der spannendsten Skirennen am Fernsehen ist mir aufgefallen, dass die meisten Skirennfahrer aus Caffè latte stammen, was überdeutlich auf ihren Trikots steht. Die Skirennfahrerinnen indessen, so scheint mir, stammen vorwiegend aus Grana padano, sind also Padanerinnen, was insofern interessant ist, dass somit die herkömmlichen Ländernamen und Nationalismen aus dunklen Zeiten des Nationalismus wegfallen. Die Skirennfahrer stürzen sich somit für Gaffè latte oder Garana padano waghalsig in die Tiefe und riskieren dabei Kopf und Kragen, was dazu führt, dass ich bei der Aufzählung der 300 wichtigsten Erfindungen aus Caffè latte nur noch von Caffè latte und Grana padano spreche, damit ich dem Trend der Zeit nicht verpasse.
Der Reißverschluss wird vielerorts auch Reißvorschuss oder Reißbeschluß genannt, obschon er mit «reißen» oder «reisen» gar nichts zu tun hat, denn eigentlich müsste man ihn «Reisverschluss» nennen. Er geht auf Dr. Wilh. Reis zurück, der am Ende des 19. Jahrhunderts der Ansicht war, sein Name müsse auch auf «Reis» zurückgehen, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts von «Reisenden» aus «Reisbritannien» mitgebracht worden war und nicht wenige Hungersnöte in Europa bereinigte od. «bereiste», wie man fachmännisch sagte. Dr. Reis forschte unentwegt im Gebiete der Nahrungsmittelversorgung und suchte nach einer Möglichkeit, die mit Reis gefüllten Säcke dauerhaft, ordentlich und sauber verschließen zu können. Er experimentierte vergeblich mit Stricken, Knöpfen und Klebebändern, bis ihm endlich einfiel, dass er ja ebensogut Reisverschlüsse erfinden und verwenden könnte. Die Idee war wahrhaftig bahnbrechend, denn von da an verwendeten alle Reisbauern in Asien und anderswo nur noch Reisverschlüsse zum Verschließen ihrer Reissäcke, also sog. Reisverschlüsse, so dass sich der Reisverschluss in Windeseile weltweit durchsetzte und irrtümlich zum «Reißverschluss» wurde, noch bevor er auch Verwendung an Jacken, Zelten und Hosenschlitzen als Reißverschluss Verwendung finden konnte. Dank der Erfindung von Dr. Reis kann heute jedermann seine Hose nach einer bestimmten Verrichtung zügig und unauffällig schließen, ohne dort unten erst lange indezent herumfummeln zu müssen.
Die Arterienentkalkung, nicht zu verwechseln mit der Artillerieverkalkung, die zu ausnehmend vielen militärischen Niederlagen geführt hatte, denen noch heute einige bestandene Artilleristen schweren Herzens nachtrauern, geht eindeutig auf kalkhaltiges Coca-Cola zurück, das im Verlaufe der generellen Entkalkung der Gesellschaft auch in Kreisen der Nobilitäten und Automobilitäten, wenn auch nur allmählich, Anerkennung fand. Sicher hatte man sich anfangs als zu schade für das billige Getränk empfunden, und man wartete in den besseren Kreisen lange auf ein populäres Getränk, das eindeutig teurer war. Doch niemand scherte sich um die ausgefallenen Wünsche einer besseren Gesellschaft, und so verkalkte sie allmählich, was voraussehbar war. Man erklärte die allmähliche Verdummung der Massen zwar stets mit dem Genuss von Coca-Cola, ohne zu berücksichtigen, dass vor allem der Alkohol das Massenphänomen Nr. 1 war, dass den Grad der Verdummung bestimmte. Doch somit bahnte sich die Arterienverkalkung ungehindert ihren Weg in die Arterien der Massen und verstopfte mal hier, mal da eine lebenswichtige Röhre, und erst die segensreiche Entwicklung der praktischen Kalkbürste durch François de Plâtre aus Neuenburg konnte dem sich anbahnenden Unheil ein Ende bereiten. Jedermann beschaffte sich fortan eine solche Kalkbürste, um sich selber die Arterien entkalken zu können, und man sprach fortan allerorten stolz und fortschrittlich von einer gelungenen Massenentkalkung.
Entgegen der üblichen Ansicht, dass die Reisleine auch auf Dr. Reis zurück geht, muss an dieser Stelle endlich festgehalten werden, dass Dr. Reis nichts mit der Reisleine zu tun hat, trotz der Ähnlichkeit im Namen. Doch die Reisleine darf keinesfalls mit der Reißleine verwechselt werden, wie sie z.B. bei Fallschirmen Verwendung findet, denn auch mit Fallschirmen hatte Dr. Reis nichts zu tun. So kommt es, dass die Reisleine, die übrigens ursprünglich aus überzuckertem Dattelmark bestand, heute ausschließlich aus gekochtem Reis gefertigt wird, der ansonsten meist nur den Amseln und den Drosseln verfüttert bleibt. Dadurch konnte die ganze Drosselpopulation gerettet werden, und auch die Drosselklappen haben selbstverständlich ihren Teil dazu beigetragen. Reis in Leinenform wurde so zu einem aviatischen Grundnahrungsmittel und ist heute aus der Ornithologie nicht mehr wegzudenken. Wer könnte noch auf Reisleinen verzichten? Amslerseits bestehen zwar noch einige Vorbehalte, aber Herr Amsler aus Herisau hat uns 2022 persönlich versichert, dass auch die letzten Hemmnisse ihrem Ende entgegen sehen. Wir wissen, dass Herr Amsler in jedem Fall der weltweit anerkannte Fachmann für Amseln ist; er hat ihnen ja sogar seinen Namen überlassen. Vorher wusste man gar nicht, wie die schwarzen Vögel heißen sollen, die, kleiner als Krähen, doch größer als Spatzen, in großer Zahl die Vorgärten und Hecken der Vorstädte besiedeln. Wer könnte morgens früh oder abends spät noch auf den Gesang der Amselmännchen verzichten?
Johann Markwalder aus Ebnat-Kappel nimmt für sich in Anspruch, anno 1802 das Knochenmark erfunden zu haben. Ob das nun wirklich so reibungslos stattgefunden hat, sei vorläufig dahingestellt, doch Tatsache ist, dass man seither bei jedem Markbein unwillkürlich an Johann Markwalder denken muss. Er ist es, der wissenschaftlich eindeutig beschrieben hat, wie man einen Knochen zeitig in die Brühe werfen muss, damit selbige den unverwechselbaren Geschmack von Knochenmark annehmen kann. Dank ihm verwenden wir heute noch einen Markknochen, um den Geschmack einer ganz gewöhnlichen Gemüsebrühe, einem Gemüseauflauf, einem Gemüseeinlauf oder allenfalls einer Bratensauce unverwechselbar zu verfeinern. Es bleibt indessen unbestritten, dass Markwalder erstmals das Innere eines gewöhnlichen Röhrenknochens untersucht und dabei herausgefunden hat, dass sich dort das Knochenmark befindet, dessen gastronomische Funktion bis anhin nicht nur unbekannt, sondern auch unerkannt geblieben war. Man hatte zwar schon in Urzeiten Röhrenknochen ausgiebig ausgekocht, um auf diese Weise sog. Knochenflöten bauen zu können, doch niemand war auf den unverwechselbaren Geschmack gekommen, der heute nicht mehr wegzudenken ist. Die Kinder verlangen sonntags am Mittagstisch ultimativ nach dem nährwertigeren Markknochen, der ursprünglich und traditionell dem Familienoberhaupt vorbehalten war, weil es immer so schwer arbeiten müsse, wie die Mütter ihren Kindern stets versicherten.
Um in der Küche einen gesunden Massenauflauf hinzubekommen, sind aufgelaufene Massen unabdingbar. Das setzt Massen voraus, die nicht überall selbstverständlich sind, denn Massen müssen erst mal vorhanden sein und zudem auflaufen können. Dazu sind u.a. bewaffnete Ordnungskräfte notwendig, die meist überhaupt erst für einen Massenauflauf sorgen. Allerdings kann durchaus mit kleineren Massen ein schmackhafter Auflauf hergestellt werden, wie der Suppenkoch Franz Ranz aus Densbüren schon vor Jahren aufgezeigt hat. Als Regel gilt seither aber immer noch: Je größer die Masse, desto einfacher der Auflauf. Einige Zukunftsforscher und Massentheoretiker deuten indes immer wieder darauf hin, dass nicht in jedem Falle der Umfang des Massenauflaufes allein den Ausschlag geben kann, was die Frage nach der Schmackhaftigkeit entscheidet, so wie auch nicht immer die Aufläufe allein Hautausschläge erwirken; man muss davon ausgehen, dass selbst ordinäre Zungenküsse Eigenverantwortung übernehmen müssen. In Streitfällen kann somit der Massenauflauf entlastet werden, was nicht zuletzt zu einer gewissen Entspannung führen kann, die allseits erwünscht ist und anderseits überall gefordert wird. Doch Entspannung allein bewirkt noch kein automatisches Zusammengehen der Fliehkräfte; schon Charles Lindbergh hat uns gezeigt, dass einseitige Maßnahmen noch keine dauerhaften Erleichterungen bewirken, wie sie immer wieder von allen Seiten gefordert werden.
Erst der kürzliche Mangel an Wurstpellen hat uns wieder einmal gezeigt, wie unabdingbar Wurstpellen überhaupt sind, denn Würste ohne Pellen sind kaum noch denkbar, denn Pellen sind vor allem in der Herstellung von Würsten unumgänglich. Alle Versuche, Würste ohne Pellen herzustellen, sind immer kläglich gescheitert. Deshalb ist die Erfindung von Metzgermeister Pell aus Pell am See, dessen Urgroßvater schon als vorbildhafte Gründerpersönlichkeit allein in Winterthur eine große Wurstfabrik aufgebaut hatte, nachdem er vorher in Nüsslingen und in Bartels an der Wumme eine Gartenbauausstellung geleitet und dort in einem offenen Betrieb mittels einer Wurststopfmaschine, wie sie schon die Gründerväter empfohlen hatten, vor aller Augen Würste gestopft hat. Allerdings war auch er auf Pellen angewiesen und hatte zwecks Wurstfabrikation schon damals alle Bauern der Umgebung eindrücklich angewiesen, die Därme von Klauenvieh aus der Nutztierhaltung gleich am Ende des Schlachtvorganges sorgfältig und zweckdienlich auszuwaschen und geflissentlich aufzubewahren, damit er als Pelletier auf seine Rechnung kommen konnte. Fortan wurden also die Würste in Pellen gesteckt, und das war eine Entwicklung, die hilfreicher niemals hätte sein können. Die Erfindung aus Pell am See hat ihren Siegeszug gleich anschließend um die ganze Welt angetreten, und seither sind Würste aller Art überall äußerst beliebt. Oft kann man die Wurstpelle abziehen oder in kleinen Portionen gleich mitessen, je nach Vorlieben.
«Das Trotti», wie man heute zärtlich sagt, geht tatsächlich auf Marius von Trotti zurück, der im Übrigen auch das Trottoir erfunden hatte, sowie auch die Trotte, ein Nebenprodukt der Flotte, was besonders in einem Binnenland auf Unverständnis stößt oder für reichlich Unglauben sorgen kann. Doch die Fakten sind eindeutig. So wie Freiherr von Drais die Draisine erfunden hat, Erzherzog von Loki die Lokomotive, Frantischeck Rakete die Mondrakete und, nur ganz nebenbei erwähnt, auch den ungedeckten Scheck, so hat von Trotti das noch heute beliebte Trottinett erfunden, als er eines Nachmittags nach einem ausführlichen Mittagsschlaf darüber nachsann, wie er ohne große Anstrengung von A nach B gelangen könnte, ohne dabei die Kutsche, resp. den Kutscher, sowie das lahme Kutschpferd bemühen zu müssen. Dabei ward er einzig von der Frage getragen, wie man sich wohl ohne Pferd und ohne Motor fortbewegen könnte, ohne dass darunter die Überanstrengung maßlos litte, und nach vielen erfolglosen Versuchen auf dem Gebiete der Schwimmhautbildung, der Armverfederung und der Auftriebsbewirtschaftung gelangte von Trotti zur Einsicht, dass vor allem das Mehrfachtreten mit nur einem Fuß der Fortbewegung am dienlichsten wäre, sofern es ihm gelänge, das entsprechende Fahrzeug dazu zu erfinden. So wurden zunächst Sitztreter und Liegetreter entwickelt, die indessen zu keiner befriedigenden Lösung Hand boten. Wer will schon im Sitzen treten? fragte man sich völlig zu Recht. Oder gar im Liegen?
Der bekannte Sozialist August Bebel hatte schon 1889 vorausgesagt, dass bald einmal, d.h. spätestens nach der Einführung des Sozialismus, in jedem Haushalt eine moderne Wurststopfmaschine zu finden sein werde, und auf Grund dieser Anregung entwickelte um 1900 ein Franz Wurster aus Würenlingen in seinem Keller einen Prototypen seiner später so erfolgreichen Wurststopfmaschine namens «Bebeler». Die Bebeler, aus massivem Gusseisen gefertigt, kam in praktisch jeden fortschrittlichen Haushalt, weil sie kostengünstig und praktisch war und zudem nahezu unzerstörbar. Doch eines hatte Wurster glatt vergessen: Wohl stand ab 1910 in praktisch jedem Haushalt eine Bebeler, doch nicht alle Haushalte verfügten über Schweine, Ziegen, Schafe oder Kühe. Rehe, Hirsche, Gemsen, Steinböcke, Wildschweine und Murmeltiere waren rar und vor allem teuer, wenn nicht gar geschützt, und so standen die Bebeler schließlich massenweise ungenutzt herum und nahmen vielversprechenderen Küchengeräten nur den Platz weg. Sie landeten schliesslich im Verlaufe des 1. Weltkrieges in den riesigen Schmelzöfen der örtlichen Schwerindustrie, wo sie zu Kanonen und Bretonen, zu Schwadronen und Anemonen, sowie zu Protonen und Patronen verarbeitet wurden. Dieses wahrhaft ruhmlose Ende hatte Franz Wurster als eingefleischter Pazifist wahrlich nicht verdient, und eines Nachts verarbeitete er sich selber zu einer würzi-gen Wurstfüllung, die anschließend sogar in eine übrig gebliebene Bebeler gelangte.
Über die Farbe des Himmels hatte man sich schon seit den alten Persern gestritten. Allerdings geriet diese an sich unbedeutende Auseinandersetzung allmählich in Vergessenheit, weil man sich mit wichtigeren Dingen beschäftigen musste, wie z.B. mit der Farbe des Wassers, des Regens und der Tränen. So blieben vor allem die Landschaftsmaler fast aller Epochen im Ungewissen, weil sie über Jahrhunderte nicht wussten, wie sie auf ihren Abbildungen den Himmel darstellen sollten. Als im aufstrebenden England des achtzehnten Jahrhunderts die Frage nach der Farbe des Himmels erneut aufflammte, fand man heraus, dass vor allem die englischen Landschaftsmaler in schreiender Uneinheitlichkeit werkten; sie malten ihre Himmel völlig willkürlich in Gelb, in Rot oder auch mal in Schwarz. Sogar Grün stellte man beim verrückten Herrn Turner fest, und man musste sich eingestehen, dass es so nicht weitergehen konnte, denn bald fragte sich eine ganze Zunft, wie denn ein weiter, offener Himmel überhaupt zu gestalten sei. Dass gerade die latter Miniaturisten eine Antwort darauf fanden, allen voran Caspar Wolf mit Das Innere der Bärenhöhle bei Welschenrohr (1778), mag durchaus erstaunen, ist doch auf diesem romantischen Schinken kein einziges Stück Himmel zu sehen. Doch Wolf fand heraus, dass der Himmel, wenn er denn zu sehen gewesen wäre, ganz eindeutig hätte blau sein müssen, und diese damals noch abseitige Vorstellung überzeugte bald ganze Generationen von Landschaftsmalern. Fortan waren Himmel blau.
Man könnte davon ausgehen, dass die Erfassung des Umfanges des Mondes nur eine Frage der optischen Erfassung und Berechnung sei, und das mag für die Teile der Weltbevölkerung durchaus stimmen, die sich auf Berechnungen verlassen. Doch nur wenige wissen, dass die Damenschneiderin Elvira Bleuler aus Sachseln im Jahre 1869 eine einfache Methode erfand, der Menschheit in dieser Frage eine eindrückliche Gewissheit zu verschaffen. Zu diesem Zwecke sammelte Frau Bleuler ihr ganzes Leben lang gebrauchte Schneidermetermaßbänder und fügte sie zu einem einzigen langen Band zusammen, das nach arbeitsreichen 65 Jahren exakt die unglaubliche Länge von 10.920 Kilometern erreichte. Doch um den Umfang des Mondes mit Hilfe dieses wahrhaft gigantischen Messbandes überhaupt erst bestätigen zu können, musste dieses gelbe Schneidermetermaßband natürlich erst mal auf den Mond gebracht werden. Doch hier stand die russische Weltraumforschung hilfreich zur Seite, indem sie Frau Bleuler ihren bewährten Weltraumlaster, den Ural 4320, kostenlos zur Verfügung stellte, der das Messband am 12. Mai 1973 direkt auf die Mondoberfläche transportierte. Diese wenig bekannte Mission ermöglichte es, besagtes gelbes Messband in recht mühseliger Kleinarbeit um den ganzen Erdtrabanten entlang dem Nullmeridian zu legen, so dass endlich die 10.920 Kilometer bestätigt werden konnten. Das gelbe Messband ist bei günstigen atmosphärischen Bedingungen auch heute noch von bloßem Auge zu erkennen.
Der Begriff geht auf den Pädagogen William Sauhaufen aus Pratteln zurück, doch viel zu sparsam wird heute noch dieser epochalen Erkenntnis Raum geboten, denn die meisten Urteile sind von zahllosen Hemmungen der pestalozzianischen Art geprägt. Zunächst muss man davon ausgehen, dass auch die Saugofen eigentlich Hominiden sind, auch wenn sie weder eine Ähnlichkeit mit Hominiden, noch annähernd eine Artgleichheit aufweisen. Das Phänomen ist allerdings nicht neu, und das kulturelle Unverständnis zieht sich über die nahezu gesamte Menschheitsgeschichte hin, denn wir haben es hierbei mit einer Erscheinung der besonderen Art zu tun. Doch einige prägnante Merkmale lassen sich schnell erkennen: Saugofen können weder lesen, noch schreiben, sie können zwar rechnen, allerdings nur ganz einfache Rechenoperationen wie addieren und subtrahieren, und dies ausschließlich für ihre eigenen primitiven Bedürfnisse. Auch ihre Sprechweise ist äußerst bescheiden, beherrschen sie doch nur etwa ein halbes Dutzend einfache Wörter, die auf unverständliche Weise immerzu mit «Huren» verbunden werden, vorwiegend adjektivische Wortverbindungen wie «hurengeil», «hurenfies», «hurenkrass» oder «hurenkuhl». Man darf sie indessen niemals herausfordern oder bloßstellen, sonst drehen sie immer gleich durch, toben herum und zerstören wahllos fremdes Gut. Das ist denn auch ihre einzige namhafte Fähigkeit, denn eine andere Fähigkeit weisen sie in keinem Falle auf.
Ein Wechselgelust kommt selten allein. Meist wird er von anderen Gelüsten begleitet, die sich ihm organisch anschmiegen und anfügen. Der Gelust allein ist meist wirkungslos; er kann sich nur im Zusammenhang mit seinen Begleitgelüsten richtig entwickeln. Er wurde erst in der Mitte des vorletzten Jahrhunderts entwickelt, als festgelegt wurde, dass eine moderne Regierung keinerlei Macht und keinerlei Einfluss haben soll. Damit wurde schnell mal klar, dass ambitionierte Kandidaten nur Staffage sind, nur dem allg. Stoffwechsel dienen sollen und nicht einmal von Bedeutung sein können. Diese weise Erfindung hat sich mehrheitlich segensreich auf die Entwicklung des ehemals armen Landes ausgewirkt, konnten sich doch überraschend schnell allerlei Gauner und Vaganten im Schutze ihrer Rechte bis auf den heutigen Tag äußerst vorteilhaft entwickeln. Da diese Regierung, wie gesagt, vorwiegend belanglos ist, spielt sich auch die Verteilung der Aufgaben der einzelnen Regierungsmitglieder nach gesonderten Regelungen und Absprachen ab. Wer gut reden kann, gelangt automatisch ins Palaverministerium, wer gut schreiben kann, flugs ins Schreibmaschinenministerium, wer gut laufen kann, ins Laufhausministerium, und wer am besten schlafen kann, weil er oder sie von ihrer Natur her einen gesunden Schlaf hat, folgerichtig ins Schlafministerium, und so weiter. Somit verteilen sich die Departemente immer zügig nach ganz den besonderen Unfähigkeiten der Kandidatinnen und Kandidaten.
Es mag erstaunen, doch der Duschvorhang hat ursprünglich nichts mit einem Duschvorgang zu tun, denn er wurde 1923 vom baseler Chemiker Ferdinand Dusch erfunden, der ihn ausschließlich als Schutz in der Chemischen Industrie sah. Dusch hatte sich oft über chemische Emissionen bei Arbeiten mit heiklen Elementen geärgert, hatten doch bis anhin mehrheitlich unbeabsichtigte Vernebelungen, Verdunstungen, Vermischungen, Verwischungen, Verwaschungen oder Versprühungen oft zu Arbeitsunfällen geführt, die seiner Ansicht nach leicht zu vermeiden gewesen wären und weniger Opfer unter den chemischen Fachkräftemanglern, unter den chemischen Hilfskräftelückern oder unter den chemischen Putzkräftependenzen gefordert hätten. So dachte er sich eine einfache Vorrichtung aus, einem simplen Vorhang nicht unähnlich, die tatsächlich einen gewissen Schutz zwischen den Arbeitenden und den gefährlichen Materialien bot. Die Zahl der chemischen Unfälle nahm deutlich ab, und die Konzernleitungen atmeten hörbar auf, konnten sie sich doch auf den Schutz verlassen und fortan auf kostspielige Unterhaltszahlungen verzichten, die vor allem von den Gewerkschaften bei tragischen Arbeitsunfällen jeweils ultimativ gefordert wurden. Die einfache Art dieses Schutzes fand indessen auch in der Sanitärindustrie Interesse, denn auch das Duschen im Stehen hinterliess zuweilen im ganzen Badezimmer eine große Sauerei, deren Behebung meist den unglücklichen Müttern auferlegt und vorbehalten war.
Heinz Beck aus Ergolzwil hatte es irgendwann mal satt, das Wasser für die Gesichtswaschung mit beiden Händen aus dem Brunnen vor dem Hause zu schöpfen und natürlich größtenteils zwischen Brunnenrand und Gesicht zu verlieren. Ihm schien, dass er die Nutzbarkeit des Wassers verbessern könnte, und lange stand er jeden Morgen an seinem Brunnen vor dem Hause und studierte einer technischen Machbarkeit nach, bevor er sich endlich in den Stall zu seinen Kühen begab, die natürlich schon längst auf ihn warteten. Wenn er, so seine Überlegung, eine Möglichkeit fände, die täglich benötigte Menge an Kopfwaschwasser aus einem kleineren Behältnis als aus dem steinernen Brunnentrog zu beziehen, der auch als Tränke für die Kühe und zur täglichen Reinigung des ganzen Milchgeschirrs diente, würde sich der Wasserverlust bei der persönlichen Gesichtswaschung deutlich in Grenzen halten können. Beflügelt von dieser seiner bestechenden Idee, suchte er nach Möglichkeiten, eine technische Lösung zu finden, indem er es zunächst mit einer Gießkanne, mit einem Gartenschlauch und mit einer Schubkarre versuchte, was jedoch zu keinen erkennbaren Vorteilen führte. Der Wasserverbrauch stieg mit zunehmenden Versuchen am eigenen Gesicht ins Bodenlose. Tagelang stand er ratlos vor seinem Brunnentrog, der ganz unschuldig vor sich hin plätscherte, als ob ihn das Ganze gar nichts anginge. Doch endlich kam die befreiende Erleuchtung: Er entwickelte das Waschbecken, extra benannt nach ihm, Heinz Beck.
Winters sind gerade in abgelegenen Berggebieten die Nächte bekanntlich lang, sehr lang sogar, und statt sie mit der Zeugung von unerwünschten Nachkommen zu verschwenden, sann die gesamte Bergbevölkerung nach alternativen Verdienstmöglichkeiten, da der Wintersport und damit der Wintertourismus damals noch gar nicht erfunden waren. Einige einsame Bergdörfer fanden eine Lösung in der Fabrikation von Zündholzschachteln, von Zündhölzern ganz allgemein oder von Soldatenuniformen für eigene und fremde Heere, andere in der Verwertung von alpinem Schiefergestein für allerlei Wandtafeln, Schreibtafeln, Jasstafeln oder falsche Tafelschokoladen, die man natürlich nicht essen konnte und die nur einen bescheidenen, dekorativen Wert hatten. Die steinerne Tafelschokolade fand naturgemäß nur einen unbedeutenden Absatz, und man musste sich in den abgelegenen Bergtälern ernsthaft fragen, ob eine Auswanderung nach Amerika nicht doch die bessere Lösung wäre. Als im Jahre 1921 ein versprengter japanischer Barbier aus Kyoto am Wirtshaustisch in Lauterbrunnen seine Sammlung von feinen Scheren und kleinsten Messerchen auspackte, staunten die anwesenden Bergbewohner nicht schlecht, denn besagter Coiffeur zeigte ihnen gutmütig die recht erstaunliche Wirkungsweise der kleinen Handwerkszeuge anhand von schwarzen, mehrfach gefalteten Zettelchen, die er Origami nannte. Somit war der Scherenschnitt geboren; in den winterlichen Bauernstuben konnten die zierlichsten Gebilde geschaffen werden.
Jean-Jacques de la Tour aus Yverdon war ein verarmter Adliger und konnte sich trotzdem nicht vorstellen, jemals zu arbeiten. Seine Vorfahren hatten über Jahrhunderte hinweg ihren Schnitt mit dem Verkauf von überzähligen Bauernbuben aus der Umgebung an die meistbietenden Armeen der europäischen Groß- und Kleinmächte gemacht, und als diese lukrative Verdienstmöglichkeit mit dem schändlichen Neutralitätsverdikt von Wien abrupt zu Ende war, versank Cafè latte in gähnende Leere und grenzenlose Sinnlosigkeit. Niemand konnte sich fortan einen Ausstieg aus dieser Ausweglosigkeit vorstellen, aber dem Adeligen aus Yverdon fielen immer wieder die vereinzelten Reisenden aus allen Ländern Europas auf, die aus unerfindlichen Gründen ziellos im Land herumirrten und die blödsinnigen Gebirge anstarrten. Ihre Wege waren beschwerlich, denn es gab noch keinen öffentlichen Verkehr und somit auch keine öffentliche Verkehrsmittel, geschweige denn eine touristische Infrastruktur, die diesen Namen verdient hätte. In Yverdon waren jedoch warme Quellen zu finden, und viele der herumirrenden ausländischen Reisenden fanden sich in den öffentlichen Bädern ein, um sich von den Reisestrapazen zu erholen und körperlich und geistig zu erholen und zu erlaben. De la Tour schrieb alle seine Bekannten und Verwandten in aller Welt an, und die zahlreichen blutjungen Bauernmädchen aus der näheren und weiteren Umgebung taten ein Übriges, um die Idee vom Tourismus nach de la Tour voranzubringen.
Um es gleich vorwegzunehmen: Das lattische Gesundheitswesen ist nach Angaben all jener, die daran massiv verdienen, das beste Gesundheitswesen der Welt. Kein anderes Land der Welt verfüge über ein derart geniales Gesundheitssystem, an welchem nur ganz wenige ganz viel verdienen, und die ganze Welt beneide uns Latten deshalb darum, sagt man. Es handelt sich hierbei um eine rein lattische Erfindung von Prof. Dr. Helmut von Krank, und deshalb müssen alle Menschen in Caffè latte gleichviel dafür bezahlen, und zwar für ausnahmslos alle Kosten, die das Gesundheitssystem erfordert, ohne jedoch etwas dafür zu erhalten, denn der Kranke muss trotzdem auch noch alle Kosten selber bezahlen, die er allenfalls verursacht. Diese Kosten sind nach der Einführung und der als obligatorisch erklärten privaten Krankenkassen explosionsartig um rund 4'000 Prozent gestiegen, so dass der gemeine Latte, bzw. die gemeine Lattin heute für die Krankenkasse viel mehr bezahlen muss, als an Steuern für den ganzen übrigen Reststaat. Es gehört somit zu den vielen landestypischen Geheimnissen, wie das so weit hat kommen können, und wird damit gerechtfertigt, dass das lattische Gesundheitssystem als bestes Gesundheitssystem der Welt halt ganz besonders kostenanfällig sei; das gehöre zu seinen amüsanten Charakteristika. Das geistig beschränkte Lattervolk, das seiner Regierung nahezu alles glaubt, liebt seine teuren, aber sinnlosen Krankenkassen über alles und ist erst noch unvorstellbar stolz auf sie.
Bis 1734 gab es kein fließendes Wasser, nicht einmal in Badezimmern und Toiletten. Wer fliessendes Wasser haben wollte, benötigte eine willige Magd, die ihm aus einem Krug Wasser über die Hände goss, bzw. über den Kopf, über die Füße, über das Gemächt oder über den Hintern. Das war umständlich, wie wir uns gut vorstellen können, denn wer verfügte schon über eine derart willige Magd? Nur Adelige, Klerikale, wohlhabende Bürger und Stars aus Film, Funk und Fernsehen konnten sich im Mittelalter welche leisten, denn im Normalfalle wusch man sich gar nicht erst. Gewaschen wurde jeweils höchstens am Karfreitag, und das musste für ein ganzes Jahr reichen. So kam es, dass niemand auf den naheliegenden Gedanken kam, fließendes Wasser einzurichten, weil das Bedürfnis danach sehr begrenzt war. Die Leute stanken das ganze Jahr über einfach einheitlich übel vor sich hin, und wenn alle gleichermassen stanken, nahm das niemand mehr wahr. Erst als 1734 die Sexualität erfunden wurde, hatte in Winterthur die Magd Magdalena Besenrein die zündende Idee, im Schlafzimmer auf der Kommode ein Waschbecken aufzustellen, wo man sich vor und nach der intimen Gemeinsamkeit waschen konnte; die Kirche sprach offen von «bordellartigen Zuständen». Allerdings begann das mehrfach genutzte Waschwasser bald einmal unangenehm zu riechen, wenn man es nicht rechtzeitig auswechselte. Somit brachten nur die entsprechenden Wasserzu- und Ableitungen zweckdienliche Abhilfe. Damit war die Wasserzufuhr erfunden.
Das Sprachrohr ist ein Rohr, durch das man spricht. Man kann sich fragen, warum man durch ein Rohr sprechen sollte, doch sowohl optisch, als auch akustisch entstehen dadurch einige Veränderungen in der Charakteristik der Sprache. Zunächst wird jemand dadurch, dass er durch ein Rohr spricht, viel wichtiger, als wenn er etwas auf ganz natürliche Weise sagen würde; er wird sozusagen tonbestimmend. Es muss sich also um jemand Bedeutendes oder Einflussreiches handeln, der zum Sprachrohr greift, um jemand Tonangebendes allemal, um jemand Kommandierendes also, um einen Kommandanten oder um einen Befehlshaber, also um eine ausgemachte Respektperson mit Meinungseinfalt. Deshalb ist es verständlich, dass viele Wichtigtuer zum Sprachrohr greifen, dass viele Möchtegerndominanzen liebend gerne das Sprachrohr benützen möchten, dass viele Gernegroß das Sprachrohr einzusetzen belieben möchten, um sich überhaupt erst mal durchsetzen zu können. Und so war es denn auch: Bald einmal fanden sich überall viele ganz unterschiedliche Einsatzgebiete für das dienstbare Hilfsmittel, wie die Baustelle, die Schule, das Spital, das Militär, die Flotte, die Kirche und sogar das Bestattungswesen. Das kleine, praktische Werkzeug, einem Blasinstrument nicht unähnlich, erfunden von einem verzweifelten Bauleiter namens Fritz Kneubühler beim Bau eines riesigen Kraftwerks in den Alpen, war einfach zu bedienen und erforderte nur wenig Anleitung und Einübung, denn jedermann verstand den Umgang sofort.
Bis zum Beginn des letzten Jahrtausends trugen die Männer einen Schuh auf dem Kopf, die Frauen ein Frottiertuch und die Kinder mehrheitlich einen einfachen Putzlappen. Doch diese Art der Kopfbedeckung stieß allerorten allmählich auf eindeutige Ablehnung. Besonders die Männer im Dienst fragten sich, warum sie auf dem Kopf einen Schuh tragen müssen, und viele von ihnen verzichteten deshalb auf das Tragen einer Kopfbedeckung aus reinem Starrsinn. Der Widerwille richtete sich indes nicht gegen die Kopfbedeckung an sich, sondern nur gegen die Art der Kopfbedeckung. Einzig die Schuhmacher widersprachen einer «Aufweichung der Sitten» und erklärten den bedeckungslosen Kopf kurzerhand als «unsittlich». Gerade unter den Schuhmachern gab es allerdings eine Kopfbedeckungsströmung, die einer radikalen Veränderung nicht abgeneigt war. Sie wies genüsslich auf die Tatsache hin, dass man ja auch an den Füßen Schuhe trage, und war nicht abgeneigt, für die Köpfe etwas ganz anderes vorzusehen. Dies war die Stunde der Hutmacher, und im Aargau wurde in einer Schuhwerkstatt 1973 erstmals eine neue Art von Kopfbedeckung geschaffen, die einer Unterhose nicht unähnlich war. Fortan breitete sich die Unterhose als offizielle Kopfbedeckung aus; es wurden allerorten sog. Kopfhosen aus Stoff, Leder, Blech, Heu, Papier oder Stroh hergestellt, und es entwickelte sich daraus schnell eine florierende Kopfhosenindustrie, deren wirtschaftliches Gewicht nicht zu unterschätzen war.
Zunächst kannte die Gesellschaft gar keinen Kehricht; man verwendete generationenlang nahezu alle Materialien bis zu deren vollständiger Auflösung, und wenn die Gesellschaft keinen Abfall produzierte, dann erübrigte sich auch die Herstellung von Abfalleimern, sowie die gesamte Entsorgung des Abfalls selber; es gab keine Kehrichtabfuhr, keine Kehrichtentsorgung, aber auch keine Kehrichtverbrennung und vor allem keine Müllmänner. Nicht einmal Straßenwischer waren notwendig, sammelten doch die Buben seit jeher die Rossbollen für den heimischen Acker und Garten ein. Das Leben war somit kehrichtfrei, und Abfallberge in Drittweltländern konnte man sich gar nicht erst vorstellen. Trotzdem sannen subversive Elemente in Luzern, Zürich, Kerzers und Zug einer raffinierten Abfallproduktion nach, denn ihnen fehlten ganz einfach bestimmte Arbeitsplätze im Bereiche der Kehrichtentsorgung, denn wo kein Kehricht anfiel, gab es auch keine Arbeitsplätze. Jetzt trat Patent Ochsner auf den Plan. Es fing damit an, dass viele Rüst- und Küchenabfälle nicht mehr einfach auf den Mist geworfen wurden wie früher, denn in den meisten städtischen und vorstädtischen Bereichen war der Hausmist schon lange nicht mehr üblich. Auch in vielen größeren Dörfern griff die Mistlosigkeit allmählich epidemisch um sich, so dass sich ganz automatisch die Frage stellte: Wohin mit dem Abfall? Das war die Stunde der Müllmänner in ihren orangen Arbeitskleidern, die den mistlosen Haushalten in Stunden der Not beistanden.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts kannte man keine Geisteskrankheiten. Doch dies bedeutete nichts, denn es gab bereits seit jeher bekackte und normale Leute, bescheuerte und zurechnungsfähige, bekloppte und geistig stabile. Daran hatte man sich längst gewöhnt und fand das mit dem Hinweis auf Gottes Wille nicht sonderlich bedeutungsvoll. Einzig in Erbrechtsfragen in Zürich regte sich allmählich Widerstand und zeigte sich endlich Auflehnung, denn gerade in begüterten Familien wies man das althergebrachte Ansinnen, alle Erbberechtigte gleichermaßen zu berücksichtigen, in aller Schärfe zurück. Es durfte in deren Augen einfach nicht sein, dass sie eine fette Erbschaft mit andern teilen müssen, dass sie somit ausgemachte Deppen, entfernte Verwandte auf anderen Kontinenten und durchgeknallte Ischen auch noch mit vererbten Millionen zuschütten mussten, die sie gar nicht verdient hatten. Also mussten stichhaltige Argumente her. Man beauftragte viele namhafte Doktoren, ausgewiesene Professoren und auf Gehirnkrankheiten spezialisierte Gehirnchirurgen, aber auch allerlei Traumdeuter, Kaffeesatzleser, Psychologen, Kartenleger, Knochenanalysten und Meteorologen und Handaufleger und Sterndeuter, sowie angesehene Direktoren von Krankenhäusern, Waisenhäusern und Laufhäusern, aber auch Wissenschaftsschriftsteller und Wissenschaftsjournalisten aus allen Bereichen und wies sie an, geeignete Krankheiten zu erfinden, die es fortan erlauben würden, jemand von seinem Erbanspruch «zu befreien».
Eigentlich ist die Schupfhülle dazu da, dass niemand Unbefugtes in ein druckfrisches Buch blicken kann, ohne es zuvor im Laden oder beim Verlag bezahlt zu haben. Wer die Schupfhülle abzieht, muss folglich das Buch kaufen, so die Regel. Diese Schupfhülle schützt das Buch vor unbefugtem Einblick. Der Käufer will die Schupfhülle selber entfernen können, damit er sichergehen kann, dass er der Erste ist, der das Buch aufschlägt, so die unausgesprochene Abmachung zwischen dem Verlag und der Kundschaft. Diese Abmachung gilt weltweit, außer in Caffè latte. Hier gelten andere Kriterien. Eine Menge undurchsichtiger Leute stöbert und schmökert und fingert zuweilen in brandneuen Büchern, die auf dem Weg von Verlag zum Kunden sind, ohne den Besitzer des Buches jemals zu fragen, und als ob dies ihr Vorrecht sei. Doch davon soll hier nicht die Rede sein. Hier reden wir von diesem durchsichtigen Material, aus dem eine Schupfhülle besteht, ein sehr dünnes Material, das sich leicht aufreißen lässt. Es braucht dazu nicht einmal einen kräftigen Finger, denn jedermann kann heute die Schupfhülle mit einem leicht gekrümmten Mittelfinger problemlos entfernen. Der ursprünglich kräftig ausgebildete, sog. «Buchhändlerfinger» stammt noch aus einer Zeit, da diese Schupfhüllen aus kräftigem Material bestanden, aus sog. Panzerplastik, hergestellt in Caffè latte, und zwar in Schupfart. Doch die Zeiten dieses teuren Panzerplastiks sind längst vorbei; zuviele Buchhändlerfinger sind sinnlos draufgegangen.
Das Eigentor ist eine reine Verzweiflungstat, ähnlich einer Selbstentleibung. Sie geht auf einen jungen thuner Fußballspieler aus den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts zurück, der es psychisch nicht verkraften konnte, dass seine Mannschaft den ledernen Ball trotz vieler Abschussversuche einfach nicht punktgenau ins gegnerische Tor brachte. Also drehte er im Spiel gegen die Berner Young Boys gegen Ende der letzten Minuten der regulären Spielzeit beim Stande von 10:0 den Spieß kurzum um und versenkte den Ball zur Verblüffung der spärlichen Zuschauer und des eigenen Torhüters wortlos im eigenen Tor, was zur Folge hatte, dass Thun das Spiel 11:0 verlor. Das war das erste Eigentor in der Geschichte des Fußballs und kam derart unerwartet, dass noch lange darüber geredet wurde. Viele Journalisten waren der Ansicht, dass Eigentore gar nicht zählen dürften. Der Verzweiflungstäter indes wurde aus der Mannschaft ausgeschlossen und fristete fortan ein kärgliches Dasein als Ziegenbauer in Wilderswil. Nie mehr durfte er ein Spielfeld betreten, und man schloss ihn sogar aus der Armee mit der schlüssigen Begründung aus, sein Verhalten sei defätistisch und eines lattischen Soldaten unwürdig. Es half ihm nichts, dass er beteuerte, er habe das Eigentor nicht absichtlich gemacht, es sei ihm, so seine eigenen, fadenscheinigen Worte, «einfach nur so rausgerutscht». Doch diese billige Ausrede kaufte ihm niemand ab, und er fand später nicht einmal eine Frau, die zu ihm halten wollte, und musste fortan seine Ziegen ficken.
Das Weichei hat es nicht gegeben, bevor das Hartei seine Vorherrschaft nicht aufgegeben hatte. Dieses Paradoxon muss erst mal erläutert werden, denn zweifelsfrei hat sich das Weichei erst dann durchgesetzt, als das Hartei vom Tisch war. Deshalb dreht sich alles nur noch um diesen einzigartigen Weggang, denn bevor das Hartei gegangen war, musste erst die Entscheidung dazu gefällt werden. Eigenartigerweise konnte zunächst niemand im Bereiche der Eierforschung schlüssig beweisen, dass auch ein Weichei seine Daseinsberechtigung habe. Zuvor wurde davon ausgegangen, dass nur ein Hartei ein richtiges Ei sei; alle Weicheier wurden ausgesondert und verschämt, aber radikal geschredert. Das führte allerdings zu komplexen Debatten und zur Bildung einer einflussreichen Weicheifraktion, die es nie unterliess, auf die eindrücklichste Weise auf das offensichtliche Eierungleichgewicht in einer Eiergesellschaft hinzuweisen, die auf dem einen Auge blind war, zumal auf dem gesamten Eiermarkt die Beschaffungskriminalität allmählich Dimensionen angenommen hatte, die selbst die Behörden erschreckte und die eine entschlossene Änderung des Marktes zugunsten eines Einbezugs des Weicheis erforderte und das Anliegen geradezu ultimativ zur allgemeinen Dringlichkeit erklärte. Erst dann war der Weg offen für eine offene, eierlose Gesellschaft auf der Basis von Eiergleichheit, Eierfreiheit und Eierbrüderlichkeit, was indessen schnell mal zu unerwünschten Verbrüderungen in aller Öffentlichkeit führte.
Der Waschbär an sich kann gesondert gesehen werden, denn er bewegt sich ausschliesslich in isolierten Zusammenhängen. Die Erklärung dafür ist einfach: Wer nach greifbaren Übereinstimmungen mit der Natur und dem Kosmos sucht, sieht sich bald einmal in die Natur entlassen, ja, sogar ausgesetzt und und in Einzelfällen ausgemustert und allenfalls von einer artig gearteten Gemeinschaft für immer ausgegrenzt und abgesetzt. Das führt nicht nur zwangsläufig zu unangenehmen Verstimmungen im Bereiche des Dickdarms, das zeigt sich auch in der gesamten Ökobilanz. Nur wenige Wissenschafter wären überhaupt in der Lage, diese raschen Verkoppelung der Luftdruckkupplungen mit den handelsüblichen Kompensationsgerätschaften präzise zu erkennen und zu durchschauen, denn ein offensichtlicher Zusammenhang besteht überhaupt nicht. Dieser Zusammenhang ist zudem geradezu inkopatibel und auf frappante Weise unkameradschaftlich, wenn auch die Dimensionen der Erregung in keiner Würdigung jemals auftauchen würden. Man hat also dafür gesorgt, dass der Waschbär nicht nur für immer von der tierischen Gesellschaft ausgeschlossen bleibt, man ist ebenso entschieden der Meinung, dass allein die Waschbärenhaftigkeit der einzelnen Waschbärenkomponenten kein besseres Los verdient hätten. Die Meinungen gehen allerdings deutlich auseinander, und es hat sich bereits sowohl im Thurgau, als auch im Wallis eine starke Waschbärenfraktion gebildet, die unüberhörbar Freiheit für alle Waschbären fordert.