Essays zu Medizin und Wissenschaft - Christian Albrecht May - E-Book

Essays zu Medizin und Wissenschaft E-Book

Christian Albrecht May

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Beschreibung

Es gibt immer wieder Ideen, die das klassische Konzept sprengen und deshalb keinen richtigen Ort bekommen, an dem man sie nachlesen kann. Alle Texte in diesem Band haben dieses gleiche Schicksal. Da sie für meine eigene Entwicklung wertvolle Aspekte sind, möchte ich sie als Anregungen weitergeben. Vielleicht nützen sie dem ein oder anderen. Die bearbeiteten Fragen umfassen medizintheoretische Probleme, die in dem jeweiligen Entstehungsjahr an den Verfasser traten und beantwortet werden wollten. Die Antworten sind aber nicht als zeitgeschichtliche Momente aufzufassen, sondern sie versuchen das jeweilige Problem unabhängig davon zu ergreifen. Die biographische Arbeit über Georg Simon Ohm zeigt eine völlig neue Herangehensweise an historische Personen. Sie soll dazu ermuntern, nicht nur die wichtige 'Tat', in diesem Fall die Entwicklung des nach ihm benannten Gesetzes, und die geistige Ebene der Person zu berücksichtigen, sondern auch den Menschen in seiner seelischen Qualität und seiner Entwicklung zu erfassen und wertzuschätzen.

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Seitenzahl: 89

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Es gibt immer wieder Ideen, die das klassische Konzept sprengen und deshalb keinen richtigen Ort bekommen, an dem man sie nachlesen kann. Alle Texte in diesem Band haben dieses gleiche Schicksal. Da sie für meine eigene Entwicklung wertvolle Aspekte sind, möchte ich sie als Anregungen weitergeben. Vielleicht nützen sie dem ein oder anderen.

Dresden, im Frühjahr 2024

Christian Albrecht May

Essays zu Medizin und Wissenschaft

2010-2020

© 2021 Name Autor(in)

Umschlag, Illustration: Name Illustrator(in)

Lektorat, Korrektorat: Name Lektor(in)

Übersetzung: Name Übersetzer(in)

Weitere Mitwirkende: Name(n) weitere Mitwirkende

Druck und Distribution im Auftrag des Autors/der Autorin: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN

 

Paperback

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Hardcover

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e-Book

ISBN e-Book

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor/die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine/ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors/der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Methoden der Erkenntnis und ihre Bedeutung in der Humanmedizin (2012)

Annäherung an die Begegnung mit der Realität (2013)

Deontologie oder die Illusion vom Richtigen in der Medizin (2014)

Wissenschaftliches Universitätsstudium? Schein und Sein (2015)

Paradigmenwechsel zum Nachdenken: Krankheit als Luxus (2016)

Die Wissenschaft als Methode der Erkenntnis wird von ihren führenden Vertretern als politisches Instrument missbraucht (2017)

Die Notwendigkeit des Künstlerischen in der heutigen Medizin (nach einer Anregung Nietzsches) (2018)

Wann ist man in der Rolle des Wissenschaftlers*? (2020)

Georg Simon Ohm: Persönlichkeit und Charakter (2017)

Die dritte Ärztekategorie des Aristoteles, ihre Tradierung im Europa des 15. Jahrhunderts und ihre Ausläufer im frühen 21. Jahrhundert (2010-2020)

Essays zu Medizin und Wissenschaft

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Methoden der Erkenntnis und ihre Bedeutung in der Humanmedizin (2012)

Die dritte Ärztekategorie des Aristoteles, ihre Tradierung im Europa des 15. Jahrhunderts und ihre Ausläufer im frühen 21. Jahrhundert (2010-2020)

Essays zu Medizin und Wissenschaft

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Methoden der Erkenntnis und ihre Bedeutung in der Humanmedizin (2012)

Aufgabe dieser Schrift ist es, grundlegend über die verschiedenen Möglichkeiten nachzudenken, wie man Erkenntnisse erlangen kann und welche Bedeutung diese verschiedenen Wege in der Medizin haben. Medizin ist dabei ein Integral aus Kunst und Wissenschaft, in dem unter Grenzbildung des Gesunden etwas Krankes definiert wird, das mit therapeutischen Ansätzen zum Gesunden zurückgeführt werden soll.

Macht man sich zunächst von den philosophisch tradierten Begriffen, die unterschiedliche methodische Aspekte der Erkenntnisgewinnung beschreiben, frei (um einige zu nennen: Empirismus, Rationalismus, Skeptizismus, Realismus, Idealismus) und versucht die verschiedensten Erkenntnisse nach ihrer Wurzel zu hinterfragen, kommt man zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass es eigentlich nur vier Grundmethoden gibt. Diese Grundmethoden können miteinander verknüpft werden und somit eigenständig erscheinende Variationen liefern, sie stehen in ihrer Basis aber als einzelne Herangehensweisen ohne Überschneidung nebeneinander und decken die Möglichkeiten der Erkenntnisgewinnung vollständig ab.

Bei der Darstellung der Grundmethoden rutschen wir leicht in ein sprachphilosophisches Dilemma: verwenden wir Worte, die bereits mit Inhalten verknüpft sind, kommt es zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen; verwenden wir neue Wortschöpfungen, müssen diese ausführlich erläutert werden und sind leicht unverständlich, wenn man sie nicht genau kennt. Für eine leichtere Lesbarkeit wurden die erstgenannten Risiken in Kauf genommen, die Begriffe jedoch in Anführungszeichen gesetzt, um ihren Unterschied zur allgemeinen Sprachverwendung zu symbolisieren.

I. Die ‚theologische’ Methode. Grundlage für Erkenntnisse aus dieser Methode ist die Akzeptanz einer Offenbarung. Glaubenssätze werden nicht weiter hinterfragt und dienen zur Verifizierung einer aufgestellten Behauptung.

II. Die ‚naturwissenschaftliche’ Methode. Grundlage ist hier das Aufstellen einer eigenständigen These, die durch dafür ausgedachte Experimente geprüft wird; heutzutage im Idealfall über die Falsifizierung einer Behauptung.

III. Die ‚phänomenologische’ Methode. Hier steht der Versuch, aus zunächst ungewerteten, neutralen Beobachtungen einen Zusammenhang und Kausalitätsargumente zu entwickeln.

IIII. Die ‚transzendente’ Methode. Die Erkenntnisgewinnung ist hier im Gegensatz zu den drei erstgenannten Methoden nicht auf dem Weg des direkten aktiven Tätigseins möglich, sondern erfolgt nach einem Schulungsweg, der das Raum-Zeit-Kontinuum zur Seite schiebt.

Erkenntnis ist das Hinzukommen von etwas Neuem für ein spezifisches subjektives Individuum. Dieser Vorgang bedarf einer Bewegung, d.h. einer Lebendigkeit, die entweder passiv von außen (‚transzendente’ Methode) oder aktiv von Innen erfolgt. Die innere Bewegung kann dabei dreifach verstanden sein: fühlen (‚theologische’ Methode), denken (‚naturwissenschaftliche’ Methode) und wollen (‚phänomenologische’ Methode). Die Verben fühlen, denken und wollen sind hierbei als konstituierender dynamischer Anteil unserer menschlichen Existenz zu verstehen, nicht als individualisierte Substantive Gefühl bzw. Wahrnehmung, Gedanken und Willen. Dies ist hier wichtig zu betonen, denn eine Wahrnehmung kann z.B. nur in einer Verschmelzung von allen drei Bewegungsanteilen beschrieben werden: ich lenke meine Aufmerksamkeit willentlich auf ein Objekt, ich fühle über meine Sinne die Ausstrahlungen des Objektes und verbinde es denkend mit Bekanntem.

 

Methode

Bewegung

Haltung

‚theologisch’

Offenbarung, Glaubenssätze

fühlen

tun

‚naturwissenschaftlich’

Thesenbildung und Falsifizierung

denken

‚phänomenologisch’

ungewertete, neutrale Beobachtung

wollen

‚transzendent’

Schulungsweg als Vorbereitung

erfahren

sein

Was bringen uns diese Überlegungen für die Humanmedizin?

Der gesunde Mensch, die Zielgröße aller kurativ denkenden Therapien, ist heute am Anfang des 21. Jahrhunderts ein idealisiertes Phantom. Seine Stabilisierung wird von verschiedenen Gruppen angegangen, die zunächst konträr erscheinende Strategien anwenden und theoretisch begründen. Hinterfragt man die Ansätze nach ihrer Erkenntnismethode so merkt man rasch, dass es zwar unterschiedliche Gewichtungen gibt, aber eine wirklich brauchbare Technik alle vier Methoden der Erkenntnisgewinnung einsetzen muss. Nimmt eine Gewichtung überhand, so läuft diese Gruppe Gefahr, die Brauchbarkeit der Technik zu verlieren und damit nicht mehr an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen zu operieren. Mit den vorgestellten Grundmethoden lässt sich sehr schnell analysieren, in wieweit eine therapeutische Richtung einseitig geworden ist und welche Bereiche in ihr gestärkt werden müssen. Exemplarisch soll dies hier für ein paar therapeutische Richtungen ausgeführt werden:

Säftelehre. Sie dient als historisches Beispiel, wie tatsächlich durch Einseitigkeit der Erkenntnismethode ein System ad absurdum geführt wurde. Soweit man das historisch rekonstruieren kann, entwickelte sich die Säftelehre aus einer ‚transzendenten’ Grundhaltung der Priesterärzte (interessanter Weise herrschte hier keine ‚theologische’ Erkenntnis im Bezug zur Medizin; höchstens bei der offiziellen Interpretation), deren Wissen mit den ‚phänomenologischen’ Beobachtungen verschiedener Wanderarztfamilien zu einem System amalgierte. Mit Aristoteles setzten: naturwissenschaftliche’ Ansätze einen Akzent, sie wurden jedoch schnell als ‚theologische’ Sätze verwendet, d.h. es ging um die Verifizierung von Autoritäten. Erst in der Renaissance wurde die ‚phänomenologische’ Methode (besonders in der Anatomie) und die ‚naturwissenschaftliche’ Methode verstärkt angewendet, dies führte jedoch zu einer so starken Diskrepanz mit den tradierten ‚theologischen’ Grundsätzen, dass die Säftelehre daran zerbrach und ein neues System auf der Basis der Zellularpathologie entstand.

Homöopathie. Ganz aus dem dynamischen Verständnis der Säftelehre heraus entwickelte Hahnemann durch den Einsatz ‚phänomenologischer’ Erkenntnisse ein eigenständiges System, das dem verhärteten ‚theologischen’ Ansatz der damals etablierten Universitätsmedizin einen Gegenpol lieferte. Zunächst wurde der ‚phänomenologische’ Ansatz beibehalten, es entwickelten sich zur Stabilisierung jedoch schnell auch ‚theologisch’ tradierte Erfahrungen in Form der Repetitorien. Erst in neuerer Zeit kommt auch der ‚naturwissenschaftliche’ Ansatz in der Homöopathie zur Geltung, so z.B. in der Elementelehre von Scholten. Hier werden erstmalig Therapeutika durch eine Systematik gedacht, die dann auf ihre Wirksamkeit hin untersucht werden.

Materielle Wissenschaftsmedizin. Die Erben der ‚theologisch’ erstarrten Säftelehre haben sich zwar der ‚naturwissenschaftlichen’ Erkenntnis als Hauptmethode verschrieben, basieren jedoch sehr stark auf durch Individuen aufgebauten ‚theologischen’ Grundsätzen. Sie bilden die Säulen der Macht, die diese Medizin beherrscht. Indem jedoch nur einer einzigen Erkenntnis Wahrheitsgehalt zugesprochen wird, tradiert sie die Extreme der Säftelehre weiter, nur unter einem anderen Vorzeichen. Wenn nicht auch andere Erkenntniswege von dieser Strömung anerkannt und integriert werden, ist das ad absurdum Laufen dieser Richtung bereits zu sehen.

Anthroposophische Medizin. Als Gegenpol zu vielen der bisher genannten therapeutischen Richtungen legt die anthroposophische Medizin ihren Kern in die ‚transzendente’ Erkenntnis. Sie knüpft damit an die vernachlässigten Wurzeln der Säftelehre. Auch ‚phänomenologische’ Ansätze sind wichtig, die in ein wissenschaftliches Konzept fließen, das jedoch nur methodisch und nicht inhaltlich mit der klassischen ‚naturwissenschaftlichen’ Richtung identisch ist. In der kurzen Bestehenszeit hat sich auch hier ähnlich wie in der Homöopathie eine starke ‚theologische’ Erkenntniskomponente breit gemacht, die wie ein Schatten den transzendenten Ansatz verdeckt.

Traditionelle chinesische Medizin. Überwiegend aus ‚transzendenter’ und ‚phänomenologischer’ Erkenntnis entwickelt, wurde diese Richtung als ‚theologischer’ Ersatz zur materiellen Wissenschaftsmedizin in Europa herangezogen um in den Mühlen der ‚naturwissenschaftlichen’ Methoden fein gerieben zu werden. Die ‚transzendenten’ Elemente, die in Asien durchaus noch lebendig sind, werden geopfert oder ‚theologisch’ umgeformt. Aus einer Eigenständigkeit wird so ein schmückendes Beiwerk, aber keine Stütze.

Eine Medizin, die sich ihrem Ziel nicht entfernen möchte, muss allen vier Erkenntnismethoden ihren Platz gewähren und darauf achten, dass nicht außerinhaltliche Interessen eine Einseitigkeit bewirken. Nur dann wird sie sich der vollen Akzeptanz aller Menschen sicher sein können und die individuellen Bedürfnisse einer jeden Einzelsituation adäquat anschwingen können.

Annäherung an die Begegnung mit der Realität (2013)

Was bedeuten schwierige Texte?

Der Mensch möchte die reale Welt, zu der er gehört, in seiner Kommunikation mit anderen Menschen möglichst so darstellen, dass seine Aussagen über diese Welt der Welt gleichen.

Die Wissenschaft versucht mit den Mitteln der Sprache die Welt zu beschreiben. Dabei wird all zu leicht vergessen, dass nicht die realen Tatsachen abgebildet werden, sondern ihre Beschreibung. Man beschäftigt sich mit Modellen, die ein Subjekt aus der Realität entwickelt hat – Teilaspekte mit speziellen Konditionen und Einschränkungen – und verwendet diese Modelle als Realität für weitere Modelle. Ob das Modell brauchbar ist, muss der Vergleich mit der Wirklichkeit zeigen, die jedoch nicht nur Sprache ist.