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Dieses Büchlein, in lesefreundlicher Schriftgröße, enthält ausgewählte Geschichten und Gedichte von einer kleinen Gemeinschaft schreibfreudiger Damen aus der AWO-Gruppe in Teltow. Es sind "Perlen unserer Erinnerung", die nicht verloren gehen sollen.
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Seitenzahl: 103
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Eine besondere Wahl
Jonas – Geschichte in drei Teilen
Jonas, 1. Teil
Jonas, 2. Teil
Jonas, 3. Teil
Au weih - Entschuldigung gesucht!
Narben
Pech auf der ganzen Linie - oder?
Die rote Mütze
Die Geschichte von dem Hahn
Hugo
Immer Personalmangel am 24. Dezember
Die Pullover
Geburtstags-ABC
Wenn Generationen aufeinandertreffen
„Ick hab wieder jar nüscht!“
Mimi
Bubi
Das kleine Familien - ABC
Aus der Familie geplaudert
P.S. zur Geschichte „Aus der Familie geplaudert“
Ein Sonderangebot mit teuren Folgen
Güssel Rex
Danke an Rosi M.
Für meinen Vater
Obst bringt nicht immer Gesundheit
Die Einschulungsuntersuchung
Meine Geschwister und ich
Carmen Sabernak hatte die Idee, die Erinnerungen unterschiedlicher Menschen zu sammeln.
Erinnerungen, die wertvoll wie Perlen sind. Sie fragte in der Teltower AWO-Gruppe nach und es fanden sich schnell MitstreiterInnen.
Einmal im Monat trafen sie sich, tauschten Erinnerungen aus, lasen aus ihren Geschichten und verbrachten schöne gemeinsame Stunden. So wurde recht schnell der Entschluss gefasst, diese „Perlen unserer Erinnerungen“ in kleinen Büchern aufzubewahren.
Die Geschichten sind so unterschiedlich, wie die Menschen, die sie erlebt haben. Einzelne Geschichten wurden zum Teil schon vor einigen Jahren verfasst. Deshalb finden sich teilweise auch noch Texte in der alten Rechtschreibung. Diese wurden absichtlich nicht angepasst, denn es sind Perlen aus der betreffenden Zeit.
Wir wünschen Ihnen ebenso viel Vergnügen beim Lesen, wie wir Freude hatten, das Buch zu gestalten.
Herzliche Grüße das AutorInnenteam und die "Geschichtensammlerin" Carmen Sabernak
Unsere Familie war 2001 nicht mehr ganz komplett. Für uns war der Mittelpunkt meine kleine Enkelin Rita im vierten Lebensjahr. Dann kamen ihre Mama und ihr Papa.
Sie merken, ich bin von der normalen Reihenfolge der Familienvorstellung abgewichen. Man kann es ja auch mal anders machen. So sind dann jetzt die Omas dran. Danach müssten nun die Opas kommen.
Doch das ist das Problem. Beide Opas gab es nicht mehr. Sie hatten Rita noch kennengelernt, doch dann siegte bei beiden die Krankheit. Nun war unsere kleine Rita drei Jahre alt. Da sie sehr lebhaft und ein helles Köpfchen war, war es einfach notwendig, dass sie in die Gesellschaft des Kindergartens kam.
Na ja - ganz einfach hatten es die Erzieherinnen mit ihr auch nicht. Sie musste immer alles genau wissen und ergründen. Vor allem auch, nach Möglichkeit, vieles alleine machen, wenn es auch länger dauerte, als wenn geholfen worden wäre. Dadurch gab es dann manchmal Probleme.
Die anderen Kinder erzählten von ihren Opas. Wie schön es war, Oma und Opa zu besuchen. Denn dort war alles erlaubt, man bekam auch sein Lieblingsessen von Oma und Opa spielte geduldig, so lange wie man wollte. Warum Mama und Papa auch immer darauf bestehen mussten, dass man machte, was sie sagten. Nur etwas konnte sie nicht genau sagen, warum sie keine Opas hatte.
Wäre doch schön, wenigstens einen Opa zu haben. Bei den Omas angefragt, brachte auch keinen Erfolg. Sie wurden dann nur ein bisschen traurig. Brachte also nichts. Auch die Tanten waren nicht zur Auskunft bereit. Doch dann, wir hatten das Problem abgehakt, kam für die Kleine die Erlösung.
Ich hatte mich mit einem langjährigen Sportfreund zusammengetan. Als wir nun eines Tages meinen Sohn besuchten, kam uns Rita entgegen. Sie sah meinen Freund Hans an, überlegte eine Weile und fragte dann: „Bist du mein Opa?“ Mein Freund stutzte und sagte etwas verlegen: „Dein Opa bin ich nicht, aber ich hab dich auch so ganz lieb.“ Jetzt gab eine etwas längere Pause und dann kam ganz klar und energisch: „Dann bist du eben mein Wahlopa!“ Die Spannung löste sich als mein Sohn dazu kam und sagte, dass er nichts dagegen hat. Mein Freund nahm Rita auf den Arm und beide waren glücklich. Mir sagte mein Sohn ganz leise, dass Hans ja sowieso schon zur Familie gehöre und nun auch ruhig die Aufgaben eines Opas übernehmen kann.
So hatte Rita endlich doch einen Opa. Und Hans? Ich glaube er war noch glücklicher als klein – Rita. Er hatte selbst keine Kinder, denn seine verstorbene Frau war sehr krank gewesen. War seinen Neffen und Nichten ein guter Onkel, aber das ersetzte nicht die eigenen Kinder und Opa sein ging so auch nicht. So wurde er dann durch Rita doch noch zum Opa. Und er war ein „Super-opa“. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab, zeigte ihr aber auch, wer das Sagen hatte und wo der Hammer hängt. Es war offensichtlich, dass er als „Wahlopa“ ein Glück fand, von dem er nicht mal geträumt hatte. Es kamen einige glückliche Jahre. Leider gingen sie vorbei als Rita elf Jahre alt war.
Sie war inzwischen eine gute Reitsportlerin geworden und Hans interessierte sich gerade für den Kauf eines Pferdes. Doch dann ereilte ihn das Schicksal. Er bekam Lungenkrebs, der ihn besiegte. Es war für Rita der schwerste Schicksalsschlag. Sie war untröstlich über den Verlust ihres „Wahlopas“.
Eva Maria Kluck, 2022
Wie einige Leser vielleicht schon wissen, haben wir einen Freund, der vom Land kommt. Er hatte oft verrückte Ideen, besonders wenn es darum ging, ein Geburtstagsgeschenk für meinen Mann zu finden. Mein Mann hat im Januar Geburtstag, also in der kalten Jahreszeit.
Dieser Freund, nennen wir ihn Otto, fragte mich, was ich davon hielte, wenn andere Freunde und er zusammen meinen Mann ein Spanferkel schenken würden. Ein Spanferkel?!? Was war das nun wieder für eine verrückte Idee???
Nein, natürlich nicht, war meine empörte Antwort. Wie er sich das vorstelle, ein Ferkel in unserer Wohnung?!? Um es im Garten unterzubringen, war es zu kalt, außerdem auch überhaupt nicht angebracht, das war Gartenpachtland von der Kirche und Tiere – jedenfalls ein Schwein – bestimmt nicht erlaubt.
Otto hörte mich an, sagte nichts, und ich dachte, damit sei die Sache ad acta gelegt.
Der Geburtstag kam, viele liebe Freunde und Freundinnen waren eingeladen, und Otto ...tja, Otto brachte doch tatsächlich ein Spanferkel als Geburtstagsgeschenk mit! Ich war wütend! Hatte er denn nicht gehört, was ich ihm erklärt hatte?!?
Aber, wandte er ein, sie hätten doch das Schweinchen gesäubert, geduscht und parfümiert und ihm ein Schleifchen umgebunden!
Es half alles nichts, das Spanferkel war nun einmal da, es kam ins Wohnzimmer unter großem Gaudi aller anderen Gäste; es ließ sich grunzend unter dem Tisch nieder und schien sich dort doch tatsächlich wohlzufühlen und schlief ein. Ein Gast machte sich noch einen Spaß daraus, dem Ferkel einen Hut aufzusetzen!
Die Fête nahm ihren Lauf: Zu lauter Musik wurde getanzt, gesungen, getrunken ... alle hatten ihren Spaß .... bis es an der Wohnungstür klingelte. Empörte ältere Mitbewohner standen vor der Wohnung und beschwerten sich über den lauten Krach.
„Was? Laut? Zu laut? Nein, das kann nicht sein!“ wurde ihnen beschieden. „Unser Schwein schläft doch, da kann es nicht zu laut gewesen sein!“ „Ihr Schwein!????“ war die Frage. „Ja, kommen Sie doch herein und schauen Sie selbst!“ So kamen die alten Leute zu uns und bestaunten das Schwein, das friedlich schlafend unter dem Tisch lag. Die alten Leutchen wurden von allen Gästen freundlich aufgenommen, und man sah, dass sie sich sichtlich wohlfühlten und es genossen, endlich mal dabei sein zu können.
Als die Fête beendet war und alle Gäste längst zu Hause, stellte sich die Frage: Was tun mit dem Schwein?
Zunächst einmal setzten wir es in unsere Badewanne; einen anderen Platz fanden wir nicht in unserer kleinen Wohnung.
Wir nannten es Jonas, und so musste Jonas erst einmal in der Badewanne bleiben, während wir am nächsten Tag zur Arbeit fuhren und unsere Kinder zur Schule gingen. Als unser kleiner Sohn von der Schule nach Hause kam, hing Jonas mit seinen Vorderfüßen über dem Waschbecken, und der Wasserhahn lief. Er hatte versucht, aus der Badewanne herauszukommen und dabei versehentlich den Wasserhahn berührt. Scherzend erklärten wir unserem Sohn, Jonas habe sich doch schließlich die Zähne putzen wollen!
Hanne Pluns, Juni 2023
Die Tage vergingen, Jonas bekam einen Stall im Garten, und Futter musste für ihn besorgt werden. Damals war mein Mann zuständig für verschiedene Kitas (Kindertagesstätten), und als er die Geschichte von Jonas erzählte, fanden seine Kollegen und Kolleginnen sich bereit, Essensreste, die sonst weggeworfen werden mussten, für Jonas zu sammeln. Und so holte mein Mann oft Essensreste für Jonas ab, denn – wie man ja weiß – sind Schweine Allesfresser.
Als Belohnung für den Einsatz der Kita - Mitarbeiter/ -innen brachte mein Mann Jonas mit in die Kitas! Was freuten sich die Kinder, dass sie ein Schwein, ein richtiges Schwein, streicheln durften! Manche von ihnen liefen mit ihm mit. Wo auch immer Jonas hinlief, hielten sie beschützend ihre Händchen auf den Rücken des Spanferkels und waren sehr stolz, dass Jonas sich das gefallen ließ, ja, es schien, als ob er das richtig genoss. Am liebsten hätten die Kinder ihn als Kindergarten-Hausschwein behalten, aber das war natürlich nicht erlaubt.
Jonas musste nicht nur herhalten für die Kinder in den Kitas, nein, es kam noch kurioser!
In den 70er Jahren war es üblich, dass auch in den Ämtern und Rathäusern Geburtstage oder andere Feierlichkeiten gebührend gefeiert wurden. Und so gab es dann immer leckere Buffets mit genügend – auch alkoholischen - Getränken, was später nicht mehr erlaubt wurde.
Zu einer dieser Feiern nahm mein Mann Jonas mit ins Amt, um seinen Kollegen mal etwas anderes als das übliche Zeremonielle zu bieten. Es gelang ihm, seine Kollegen zu verblüffen! Jonas tappte in die Amtsstuben, wo er von dem einen oder anderen Mettbrötchen etwas abbiss. Der Höhepunkt des Ganzen kam dann, als mein Mann Jonas in den Fahrstuhl brachte, auf einen Knopf zum oberen Stockwerk drückte – wo die wichtigsten Amtsleute saßen – und schickte Jonas genau da hin!
Man hörte dann, wie eine Dame, die in den Fahrstuhl steigen wollte, laut aufschrie, als beim Öffnen der Tür ein Schwein heraus spazierte!
Dass die Amtsleute hin und wieder bei Ärger als Schweine beschimpft und verflucht wurden, kam vor, dass sich aber ein echtes Schwein im Amt befand, das hatte man nun doch noch nicht erlebt!
Hanne Pluns, Juni 2023
Jonas verbrachte die meiste Zeit in unserem Garten in seinem kleinen Stall. Das sprach sich herum; so kam dann eines Tages zu uns ein Reporter vom Bezirksjournal, um uns zu interviewen und Fotos für die regionale Zeitung zu erstellen. Dabei fragte er auch, was denn mit Jonas auf Dauer geschehen solle. Und so schrieb er in seinem Artikel, dass Jonas im Sommer geschlachtet werden sollte; wir hätten ihn ja nicht immer in unserem Garten behalten können. Daraufhin bekamen wir empörte und entrüstete Zuschriften; das könnten wir doch nicht machen, dass sei Tierquälerei. Eine alte Frau rief an und schlug uns vor, Jonas bei sich aufzunehmen. Auf unsere Frage, ob sie denn einen Stall habe, meinte sie, sie würde ihn auf ihrem Boden des Hauses unterbringen!
Ja, es war nicht zu vermeiden, Jonas sollte zum Schlachter gebracht werden.
Als die Aktion stattfinden sollte, weigerte ich mich dabei zu sein.
Und so erzählte man mir Folgendes: Mein Mann hatte mit dem Schlachter einen Termin vereinbart, an dem er Jonas zu ihm bringen werde. Jonas wurde in eine Schubkarre gesetzt und zum Auto gefahren, von dort hob man ihn in den Gepäckraum.
Als mein Mann zum Schlachter kam, war dieser völlig verblüfft: Er hatte meinem Mann nicht geglaubt, dass er wirklich ein Schwein bringen würde. Also wurde Jonas zurückgefahren, nachdem man einen 2. Termin verabredet hatte.
Beim 2. Mal fuhr mein Mann wieder zum Schlachter und musste auch diesmal unverrichteter Dinge zurückkehren, denn diesmal hatte der Schlachter versäumt, dem Trichinenbeschauer zu bestellen. Aber der Schlachter nutzte die Gelegenheit und rief seine Familie herbei, um Jonas zu bestaunen: Sie hatten alle noch kein lebendes Schwein gesehen!
Als beim 3. Mal dann Jonas wieder in die Schubkarre kam, da – so erzählte es mein Mann – hüpfte Jonas schon von ganz alleine in den Gepäckraum des Autos! Bestimmt glaubte er, dass auch diesmal eine Spazierfahrt stattfinden würde.
Schließlich endete das Leben von Jonas als Spanferkelbraten für ein großes Gartenfest.
Aber wir alle von unserer Familie haben nicht einen Bissen von diesem Braten auch nur probiert geschweige dessen irgendetwas etwas davon gegessen!
Hanne Pluns, Juni 2023
Ja - manches Mal könnte man ein Mauseloch zum Verschwinden von der Bildfläche gebrauchen.