faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete - Ewald Palmetshofer - E-Book

faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete E-Book

Ewald Palmetshofer

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Beschreibung

"die Welt ist eine Zentrifuge" Ewald Palmetshofer Endlich: Sechs Stücke des wortgewaltigen Dramatikers Ewald Palmetshofer in einem Band! Von ›wohnen. unter glas‹ bis zu seinem neuesten Theatertext ›die unverheiratete‹ stellt er "seine enorme Sprachkraft, sein vielschichtiges, sezierendes und provozierendes Denken unter Beweis" (nachtkritik). Inhalt: ›wohnen. unter glas‹, ›hamlet ist tot. keine schwerkraft‹, ›faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete‹, ›tier. man wird doch bitte unterschicht‹, ›räuber.schuldengenital‹, ›die unverheiratete‹. "Solche Dialoge (…) hat vor Ewald Palmetshofer noch keiner geschrieben." (Theater heute)

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Seitenzahl: 452

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Ewald Palmetshofer

faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete

Dramen

Mit einem Nachwort von Andreas Beck

Herausgegeben von Friederike Emmerling und Stefanie von Lieven

FISCHER E-Books

Inhalt

Vorwortwohnen. unter glas(0)(1)(2)(3)(4)(5)(6)(7)(8)(9)(10)(11)(12)(13)(14)(15)(16)(17)(18)(19)(20)(21)(22)hamlet ist tot. keine schwerkraft( )(1)(2)(3)(4)(5)(6)(7)(8)(9)(10)(11)(12)(13)(14)(15)(16)(17)(18)(19)(20)(21)(22)(23)(24)(25)(26)faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete(-1) Vorspiel im TV(0) Prolog kein Himmel(1)(2)(3)(4)(5)(6)(7)(8)(9)(10)(11)(12)(13)(14)(15) Zwischenspiel im TV(16)(17)(18)(19)(20)(21)(22)(23) Nachspiel vorm TVtier. man wird doch bitte unterschicht(-1) das Mädchen vor dem Anfang(0) Kernphysik – Experten und Expertinnen(1)(2)(3)(4)(5)(6)(7)(8)(9)(10)(11)(12)(13)(14)(15)(16)(17)(17+1) Das Vöglein vor dem Enderäuber.schuldengenital(א) Jenseits von Ende die Unsterblichen(0) Prolog das Kind1. TEIL WARTEN(1)(2)(3)(4)(5)(6)(א +7) Vom Ende die Unsterblichen(8)2. TEIL KOMMEN(9)(10)(11)(12)(13)(14)(15)(16)3. TEIL LEBEN, EWIG(א + 17) Im Ende die Unsterblichen(18)(א + 19)Vom Ende die Unsterblichen(20) Epilog das Kinddie unverheiratete(†)(§)(1)(2)(3)(4)(5)(6)(7)(8)(9)(10)(11)(12)(13)(14)(15)(16)MATERIALIENZu hamlet ist tot. keine schwerkraft: (Jahrhundert)(Angst)(Untote)(Epoche)(Gott)(Zahl)(Land)(Melancholie)Zu tier. man wird doch bitte unterschicht: (Subjekt)(Rand)Zu räuber.schuldengenital: (Verzweiflung)(Schulden)(Zeit)(Zukunft)(Erbe)(Anti-Genesis)Zu die unverheiratete: (Subjekt 2)(Körper)(Distanz)(Wahrheit)(Erinnerung)NACHWORT Mensch und Wert. Klang und Form.Mund.Art.Arie und Rezitativ.bella figura.Tragedy of Errors.NACHWEIS DER DRUCK- UND AUFFÜHRUNGSRECHTEDANKSAGUNG

Vorwort

Ewald Palmetshofers Dramen sind geschlossene musikalische Sprachkompositionen, die ihre Figuren durch den gesprochenen Klang zum prallen, schnellen, komischen, derben, wütenden und oftmals tragischen Leben erwecken. Sie sind Sprach- und Spielpartituren, denen es um das verkörperte, gesprochene Wort auf der Bühne geht. Diese Priorität des Sprechens und Palmetshofers explizites Schreiben für das Spiel am Theater finden zwangsläufig in der schriftlichen Form seiner Theatertexte Niederschlag. Interpunktion und Zeilenumbruch, gewählte Schriftarten und die Anordnung des Textes auf der Seite stellen sich in den Dienst der Proben-Arbeit, der Memorierung, der Arbeit der Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne.

Für die vorliegende Buchausgabe haben wir uns entschlossen, einige Entscheidungen des Autors hinsichtlich Typografie und Layout vorsichtig anzupassen. Unter Beibehaltung der jeweiligen Besonderheiten und Intentionen haben wir das Erscheinungsbild der Originalmanuskripte aller hier versammelten Stücke behutsam einander angeglichen. Wir hoffen, dadurch Palmetshofers Dramen für die Leserin und den Leser in verständlicher Form als Buch vorzulegen.

Wo durch das Taschenbuchformat Zeilenumbrüche nötig waren, wurde, um den Originalrhythmus zu erhalten, das Ende jeder erzwungenen Zusatzeile mit einem Sternchen (*) markiert. In diesem Fall ist die markierte Zeile mit der darüberstehenden ohne Umbruch verbunden und wäre im Idealfall auch so zusammenhängend zu lesen.

 

Elf Theatertexte hat Ewald Palmetshofer bis jetzt geschrieben, darunter auch Kurzstücke und Monologe. Die vorliegende Ausgabe versammelt sechs davon, chronologisch nach dem Zeitpunkt ihrer Entstehung geordnet: seine großen und abendfüllenden Dramen der letzten Jahre.

Das Dreipersonenstück wohnen.unter glas, in welchem sich 2006 der Palmetshofer-typische Sound zum ersten Mal in aller Klarheit, Konsequenz und Unschuld zeigt, eröffnet diesen Sammelband. Drei Freunde treffen sich als Dreißigjährige wieder und hadern zwischen Verzweiflung und Komik mit sich, ihrem Leben und einer politischen Utopielosigkeit, die nur eine einzige Forderung kennt: die Maximierung des isolierten Ichs.

Mit Palmetshofers bis dato jüngstem Drama die unverheiratete aus dem Jahr 2014 endet die Textsammlung. Das Generationendrama erzählt von der ausweglosen Verstrickung dreier Frauen – Mutter, Tochter und Enkelin – in einem Netz aus Schuld und Liebe von nahezu antiker Härte.

In diesem enormen Spannungsfeld, zwischen wohnen. unter glas und die unverheiratete, zeigt das vorliegende Buch die sprachliche und inhaltliche Entwicklung der letzten acht Jahre, in deren Verlauf Ewald Palmetshofer es immer wieder aufs Neue und Überraschende geschafft hat, die Grenzen des Theaters mittels Sprache, Form und inhaltlicher Brisanz auszuloten.

 

Friederike Emmerling

Stefanie von Lieven

wohnen. unter glas

Scheiß auf Messias

 

 

Personen

BABSI eine Frau Anfang 30

JEANI eine Frau Mitte 30

MAX ein Mann Anfang 30

 

 

Die Punkt- und Kommasetzung entspricht nicht den Regeln der Grammatik, sondern ist als Markierungen für Rhythmus und Stimmhöhe zu verstehen.

(0)

JEANI

Du.

BABSI

Du.

JEANI

Ja. Du.

BABSI

Hast mal. Ja.

JEANI

Hast mal dazugehört.

BABSI

Tatsächlich.

JEANI

Tatsächlich dazugehört.

BABSI

Zum Mittelstand.

JEANI

Zum emotionalen Mittelstand.

BABSI

Hast sagen können: geht.

JEANI

Geht schon.

BABSI

Mittelständisch geht’s schon.

JEANI

Emotional.

BABSI

Geht dir schon.

JEANI

Hast das wirklich sagen können.

BABSI

Mit Stolz. Sogar.

JEANI

Geht.

 

BABSI

Schleichend.

JEANI

Schleichend alles hinter dir.

BABSI

Alles hinter dir gelassen.

JEANI

Schleichend den Mittelstand.

BABSI

Schleichend das Gehen.

JEANI

Schleichend das emotional mittelständische Gehen.

BABSI

Deins. Dein mittelständisches Gehen.

JEANI

Und dann. Plötzlich.

BABSI

Plötzlich.

JEANI

Grenze.

BABSI

Armutsgrenze.

JEANI

Emotional.

BABSI

Emotionale Armutsgrenze.

JEANI

Schleichend. Plötzlich. Drunter.

BABSI

Unter der Grenze. Der emotionalen.

JEANI

Plötzlich schleichend drunter.

BABSI

Du.

JEANI

Du. Einfach drunter.

BABSI

Ganz einfach.

 

JEANI

Dabei. Vorher. Ist dir schon gegangen.

BABSI

Vorher. Dir.

JEANI

Ist dir schon gegangen.

BABSI

Emotional. Vorher.

JEANI

Dich angeschaut und sagen können: Geht dir schon.

BABSI

Emotional.

JEANI

Geht dir schon.

BABSI

Hat jeder sehen können.

JEANI

Jeder.

BABSI

Dieses Mittelständische.

JEANI

In den Emotionen.

(1)

JEANI

Babsi.

Hallo. Schön. Du.

Lass dich anschaun.

BABSI

Hallo Jeani.

JEANI

Babsi. Babsi. Wie lang das jetzt. Meine Güte.

Gut gegangen?

Alles?

Ja?

Reise?

Angenehm?

Lass dich anschaun.

Haare kürzer, oder?

Steht dir. Steht dir echt.

Babsi.

Lass dich anschaun.

Babsi. Babsi. Wahnsinn.

BABSI

Hallo Jeani.

JEANI

Babsi. Babsi. Das ist ja echt schon.

Meine Güte.

Wie lang das jetzt.

Das muss ja wirklich lange.

BABSI

Ja.

Lange schon.

Weiß gar nicht genau. Lange.

JEANI

Ja.

Wahnsinn.

Das is ja echt.

Meine Güte.

Das is lange.

BABSI

Ja. Ist wirklich lange.

JEANI

Wahnsinn.

BABSI

Ja.

JEANI

Und die Fahrt war?

BABSI

Ja.

Ja.

War ganz gut.

JEANI

Und gleich hergefunden?

BABSI

Klar.

Jeani.

Bei der Beschreibung.

Ganz die Alte.

Was soll da schiefgehen.

Echt toll. Die Beschreibung. Wirklich.

Ganz toll.

JEANI

Freut mich, dass.

Weil ich hab schon Angst gehabt.

Dass die Beschreibung. Vielleicht verwirrend. Wenn man noch nie. Ich mein.*[1]

Also, man findet ganz gut her? Damit?

Mit der Beschreibung?

Ja?

Wahnsinn, Babsi.

So lang.

Magst schon mal das mit dem Schlüssel?

BABSI

Weiß nicht. Nein.

Und der Max?

JEANI

Ja. Der.

Weiß auch nicht.

Aber eigentlich.

Ich glaub, der sollt jetzt eigentlich auch schon.

Ja.

Schön langsam sollt der auch schon.

Weiß nicht.

Drum hab ich mir schon gedacht. Ob die Wegbeschreibung.

Weil der Max fährt ja nicht so gerne selber und normalerweise.*

Naja.

Aber wenn’s bei dir geklappt hat.

Hab mir nur gedacht, vielleicht ist die Beschreibung.

BABSI

Nein. Die is gut.

Wirklich Jeani.

Die Beschreibung.

Keine Sorge.

Wirklich gut.

Toller Plan.

Echt.

Wirklich.

Ich mein. Vielleicht.

Nein.

Aber der Max kommt, oder?

Der Max hat schon gesagt, dass er kommt?

JEANI

Ja.

Ja.

Klar.

Klar, der kommt.

BABSI

Schön.

Das ist schön.

Schön.

Weil ich war jetzt grad nicht sicher.

Aber wenn er. Naja.

Hab halt schon lange nichts mehr gehört. Vom Max.

Drum.

Hätt ja sein können, dass er.

JEANI

Nein.

Der kommt.

Der hat gesagt, er kommt.

BABSI

Okay.

Dann.

Schön.

Dann sind ja alle da.

Wenn er kommt. Der Max.

Dann sind ja alle da.

JEANI

Gut.

Dann warten wir mal. Nicht wahr?

Oder magst schon mal das mit dem Schlüssel?

BABSI

War das grad ein Auto?

Ich glaub, das war ein Auto jetzt. Oder?

Ich glaub schon.

Nein.

Naja.

Aber wenn er sagt, dass er kommt, dann kommt er auch.

Bestimmt.

Erzähl mal. Jeani.

Wie geht’s dir denn?

JEANI

Naja.

Gut.

BABSI

Ja erzähl mal. Jeani.

Erzähl.

Aber wahrscheinlich. Nein.

Hast recht.

Alles auf einmal. Das geht ja gar nicht. Auf einmal erzählen. Alles.*

Und wenn jetzt dann gleich der Max.

So alles auf einmal.

Geht nicht.

JEANI

Nein.

BABSI

War das jetzt ein?

Nein.

Wieder nicht.

Und der Max.

Weiß man von dem was? Vom Max.

Wie’s dem so. Dem Max?

Ich bin ja schon so gespannt. Echt sowas von gespannt. Wie’s dem Max so geht.*

Wahnsinn, dass das schon. Dass die Zeit so schnell. Das is ja wirklich.*

Und du auch?

Kein Kontakt mehr?

Jeani?

Kein Kontakt? Du?

JEANI

Ich?

BABSI

Ja.

Zum Max.

Kein Kontakt?

JEANI

Nein.

Eigentlich.

BABSI

Wahnsinn.

Ich glaub, das ist jetzt aber.

Ja, ich glaub, da hab ich recht. Der Max.

Ja genau. Da kommt der Max.

Max! Hallo!

Schau, da kommt der Max.

(2)

MAX

Also. Theoretisch. Theoretisch ist dir das grundsätzlich. Jetzt mal ganz grundsätzlich. Da ist dir das kein Problem. Weil natürlich verstehst du, dass das theoretisch. Dass das. Ja. Du würdest sagen, theoretisch ist das durchaus was, womit man rechnen muss. Muss. Theoretisch. Dass Vereinbarungen, Zusammenschlüsse. Dass ein Kollektiv, eine Verbindung. Dass sich das theoretisch auch wieder auflösen. Das ist dir theoretisch schon klar. Dass sich so was auflösen kann. Und dass diese Offenheit. Weil du bist natürlich der Meinung, dass das eine Offenheit. Dass diese Offenheit, dass sich was auflösen. Dass die theoretisch grundsätzlich überall. Dass diese Offenheit, diese Möglichkeit, dass die anderen unter Umständen sagen. Dass die dann ihr eigenes. Das ist dir schon klar, dass sowas dazugehört. Grundsätzlich. Die Möglichkeit. Die theoretische Möglichkeit, dass deine Gefährten. Dass die eine andere Richtung einschlagen. Am Weg. Ja, so kann man das sehen. Die schlagen eine andere Richtung ein. Die biegen an irgendeiner Kreuzung anders ab, deine Freunde. Und natürlich. Sind ja auch deine Freunde. Die sagen dir das natürlich. Ihr seid gemeinsam unterwegs auf eurer kollektiven Reise, und dann kommen deine Freunde her zu dir. Kommen zu dir. Ganz direkt auf dich zu. Kommen her und sagen dir: Du ich bieg da jetzt mal ab hier an dieser Kreuzung. Bieg ich mal ab, und wir sehen uns. Bis bald dann, sagen die. Und diese Möglichkeit musst du deinen Freunden schon lassen, dass die an dieser Kreuzung dann eben sagen. Dass die einfach herkommen zu dir und sagen. Weil diese Möglichkeit nämlich total wichtig. Die ist total wichtig, wie du weißt, weil ohne diese Möglichkeit würde ja überhaupt gar keiner. Wer würde denn auf die Reise gehen, ohne die Möglichkeit, dass du an einer Kreuzung. An einer Wegkreuzung. Weil wenn du ehrlich bist, dann musst du schon zugeben, dass du selber auch nicht mit irgendwem mitgehen. Ohne die Möglichkeit, dass du wo abbiegen und. Nein. Ohne diese Möglichkeit sicher nicht. Theoretisch. Und wenn du ganz besonders ehrlich zu dir selber bist, dann musst du zugeben, dass du sogar der Erste wärest, der dann kommen würde. Ohne diese Möglichkeit. Du würdest als Erster kommen und sagen, dass dich das einsperrt. Ja. Einsperrt. Und damit sich keiner eingesperrt fühlt, gibst du allen deinen Freunden, gibst du allen die Möglichkeit, dass sie theoretisch. Dass sie rein theoretisch an einer Kreuzung sagen können, dass sie jetzt in ihrer Wegbeschreibung eingetragen haben, dass das gerade eine wichtige Kreuzung ist, und sie jetzt. Ja und dann sagen die Auf Wiedersehen, und du wünschst ihnen viel Glück und freust dich total für sie. Sind ja auch deine Freunde. Freust dich total, dass für die diese Kreuzung so aufregend wichtig ist. Diese scheiß verfickte Kreuzung so verdammt wichtig. Und freust dich so für sie und winkst und sagst Viel Glück. Auch beruflich und überhaupt. Viel Glück für den weiteren. Und in genau dem Moment hast du. Die gehen alle. Und du wünschst ihnen. Wünschst ihnen für den weiteren Weg. Und in genau dem Moment hast du. Ja. Ein Problem. Intern. Mit dir. Wenn du denen Alles Gute und Viel Glück. Aber als Freund, als guter Freund, ist dir schon klar. Und das weißt du und ist dir auch. Also wichtig ist dir das. Weil du wünschst deinen Freunden genau diese Kreuzungen. Und dass sie sich weiterentwickeln und mal was Neues. Sollen ruhig mal was Neues ausprobieren und schaun, was ihnen Spaß. Auch ohne dich. Total okay. Und Schritte. Wenn’s sein muss auch ganz ohne dich. Und sollen ruhig machen, deine Freunde, was sie brauchen für sich, damit es ihnen gut geht, und neue Perspektiven. Und eine Vision. So eine neue Vision und eine Perspektive fürs Leben. Für das neue Leben. Das alles wünschst du ihnen von ganzem Herzen. Und da können die ja nichts dafür, dass in deinem Leben. Also dass du in deinem Leben gerade nicht an so einer Kreuzung stehst. Und das ist schon komisch, dass ihr so als Freunde so gemeinsam unterwegs. Und dann sagen die, da ist eine Kreuzung. Und du schaust und schaust und findest das jetzt schon ein bisschen seltsam, dass du da leider gerade keine Kreuzung. Aber die felsenfest behaupten, dass für sie da eine ist und sie da jetzt leider. Also nicht leider. Das ist eine Freude, dass die da jetzt leider. Schön. Denkst du dir. Schön, wenn so ein junger Mensch neue Wege. An einer Kreuzung steht und weiß, wohin er jetzt. Das findest du schön. Grundsätzlich. Theoretisch. Diese Möglichkeit. Scheiße nur, dass deine Freunde, und du nicht. Und die gehen, und du bleibst. Und dann noch das scheiß Maul aufreißen und dir sagen, du sollst dir halt auch eine Vision. Weil sowas kann man entwickeln. So eine Vision kann man echt entwickeln. Entwickle dir mal eine. Eine Vision. Eine Perspektive. Ein perspektivisches Visionen-Scheiß-Panorama. Entwickle mal. Und nicht immer raunzen. Auch mal entwickeln. Entwickeln und freuen. Und das stresst dich total. Freuen und entwickeln. Und du denkst dir, dass du da jetzt so schnell gar nicht. Leider. Weil du schon. Zugegeben. Schon ein bisschen überfordert bist mit dem Freuen, und dann auch noch entwickeln. Und dann erfindest du einfach irgendeinen Scheiß. Irgendeinen Perspektiven-Visionen-Scheiß erfindest du und sagst, dass das jetzt gerade auch ein wichtiger Augenblick ist und du zufällig auch eine Vision hast für dein Leben. Eine Kreuzung halt. Und dass dich das total inspiriert, wenn wer in deinem Bekanntenkreis. Ist ja eher Bekanntenkreis. Also wenn wer in deinem Bekanntenkreis eine Vision hat. Das inspiriert total. Und du bedankst dich, weil du gerade eben auch so eine tolle Idee. Und lügst ihnen irgendeinen Scheiß rein. Dass du total gerne Shiatsu. So einen Shiatsu-Kurs lügst du dir zusammen. Dass deine scheiß verwichste Kreuzung ganz eindeutig zu dir sagt, dass du jetzt Shiatsu. Was Zusätzliches. Vielleicht ja sogar selbständig. Sich selbständig machen. Das sagt deine Kreuzung, lügst du. Und die freuen sich dann total mit dir. Dass du da jetzt auch so einen schönen Plan. Weil so eine Vision ja total Kraft gibt und dir das sicher gut tut, so eine Vision und so eine Visionenkraft, und dich das irgendwie auch total erwachsen macht. Auch optisch. So eine Vision macht dich optisch total erwachsen. Und das spürst du selber gerade total, wie optisch erwachsen du gerade wirst, wenn du diese Visionenkraft in dich reinlässt. Und du lügst diese Visionenkraft in dich rein und bist ganz glücklich und machst eine Flasche Sekt auf. Weil wenn drei Freunde auf einer Kreuzung stehen und jeder seine Vision hat, dann macht man eine Flasche Sekt auf. Auf die Zukunft eine Flasche Sekt. Und dann trinkst du eine Flasche Sekt mit deinen Freunden und brauchst sehr viel Kraft, dass du deinen Bekannten nicht eine in die Fresse knallst, weil sie gerade so scheiß arrogante Drecks-Arschlöcher-Schlampen sind. Und lügst dir schnell noch eine Alternativ-Kreuzung mit einer Plan-B-Vision zusammen und trinkst noch einmal von dieser scheiß Sekt-Pisse. Trinkst nochmal prophylaktisch auf die Lügen-Zukunft. Und freust dich total, weil das für euch drei gerade ein total wichtiger Moment. Total wichtig für jeden von euch. Fast so wichtig wie damals, als ihr gemeinsam. Also. Fast so wichtig. Oder vielleicht sogar. Ja. Wenn du in die glücklichen Gesichter deiner Freunde schaust, dann bist du dir ganz sicher, dass das gerade viel wichtiger ist als damals. Dass das gerade der wichtigste Moment überhaupt. Höhepunkt. Und du findest das auch total schön, weil die theoretische Möglichkeit, dass jeder immer gehen kann. Dass von euch jeder an jeder Kreuzung sagen kann, dass er da jetzt geht. Also diese theoretische Möglichkeit, die ist total wichtig. Für die Praxis ist die total wichtig. Weil nur so passiert, dass sich ein Kollektiv mit einer Vision. Mit einer kollektiven Vision. Dass sich das ausdifferenziert und perspektivisch maximiert. Und du findest das ein unheimlich schönes Bild. Dass sich da was ausdifferenziert. Weil du willst das nämlich mal so sehen. Du willst da jetzt nicht raunzen und sagen, dass das vielleicht schade. Dass dir was genommen wird, wenn die gehen. Dass du dann weniger. Dass da weniger, nach der Kreuzung. Das für dich persönlich. Außerhalb des Kollektivs. Und bist ja dann auch außerhalb. Weil ein Kollektiv. Seid ihr ja nicht mehr. Und überhaupt. Kollektiv. Blödes Wort. Wirklich blödes Wort. Und verdächtig. Verdächtig ideologisch. Kollektiv. War ja auch keins. Und du willst da jetzt auch nicht egoistisch und immer nur an dich denken, sondern jetzt mal positiv. Weil da wird nämlich was ganz plötzlich viel mehr. Und das ist nämlich wirklich schön, denkst du dir. Dass da was mehr wird. Ausdifferenziert. Pluralisiert. Dass sich da so Possibilitäten ausdifferenzieren und pluralisieren und maximieren und diese ganze Visionenkraft. Dass diese ganze Visionenkraft. Ja.

 

Und ich steig aus und nehm den Rucksack aus dem Kofferraum und geh ins Hotel, und drinnen hat die Jeani schon den Sekt entkorkt.

(3)

JEANI

Ja. Also dass wir alle drei in derselben Stadt. Wir drei. Die Babsi und ich und der Max. Wir drei. Ich hab ja vorher nie. Also so eine Clique oder so. Hab ich ja vorher nie. Also in der Schule. Da war ich nicht so auf Clique oder so. Weiß auch nicht. Also weiß jetzt auch nicht warum. Viel gelernt halt. Also in der Schule. Und nicht so auf Clique, und ich mein, sowas muss sich ja auch irgendwie ergeben und entwickeln. Und dann wir drei in derselben Stadt, und die Babsi und ich und der Max. Und schon auch ein bisschen links. Wir drei. Schon auch ein bisschen links und kritisch und so. Und Kino gehen und kochen. Gemeinsam. Ist ja auch viel billiger. Das Kochen. Gemeinsam. Einfach billiger. Haben das ja auch mal durchgerechnet. Was das kostet. So allein. Was das kostet. Ich mein. Ich ja vorher nicht. Also allein. Aber als das dann mit dem. Also als das mit dem. Da hab ich ja kurz beim Max. Nur kurz. War total lieb von ihm. Vom Max. Nur kurz. Dann wieder alleine. Und das merkst du schon. Wenn du wieder alleine. Das merkst du schon, dass das was kostet. So allein. Und der Max hat ja dann auch. Also. So eine Vision. Der Max.

BABSI

Der Max. Kommt der Max also doch. Kommt doch und steigt beim Auto aus und ganz wie früher. Ganz wie früher. Wahnsinn. Der Max. Ganz wie früher. Und die Jeani. Auch ganz wie früher. Wirklich ganz wie früher, die Jeani. Fragt so komisch wegen dem Schlüssel herum. So ganz komisch fragt die. Fragt die mich zweimal, ob ich schon den Schlüssel. Und der Max noch gar nicht da. Und hab das Gefühl, dass die mich da wegbekommen. Dass die da alleine auf den Max. Und ich soll schon mal ins Zimmer rauf. Ich mein, hat sie nicht gesagt. Aber sicher gedacht, und ich merk das aber. Weil die Babsi hat auch was dazugelernt. Und die merkt das jetzt, die Babsi. Und wie die das merkt, weil die da ganz schön was dazugelernt hat in den letzten Jahren. Aber das weiß die Jeani nicht, dass man die Babsi jetzt nicht mehr so. Nein, das weiß sie nicht, die Jeani. Und dann ist der Max gekommen. Und wir zwei, die Jeani und ich. Wir waren ja beide so nervös.

JEANI

Naja. Jedenfalls. Echt. So eine Clique. Hatt ich ja vorher nie. Und dann noch. Das Beste kommt ja noch. Ich mein. Echt. Das Beste. Ich mein. Wir drei. So eine Clique irgendwie und schon auch in der Bewegung und links und so, und dann das Beste. Am Schluss. Haben wir drei doch echt die gleiche Therapeutin. Am Schluss. Echt lustig. Schön. War echt schön.

(4)

JEANI

So.

Alle da.

Sogar ganz schön pünktlich da.

Alle drei.

Schön.

Dann hallo.

BABSI

Hallo Jeani. Nochmal hallo.

Ja.

Und Max.

Auch hallo.

Ganz offiziell jetzt.

JEANI

Ja ganz offiziell.

Max hallo.

Schön, dass du da bist.

Und dass du’s geschafft hast.

Und Zeit hast und dass du’s geschafft hast. Ja.

Schön.

MAX

Hallo Jeani.

JEANI

Hallo Max.

BABSI

Schön, dass du da bist, Max.

MAX

Ja. Ihr auch. Dass ihr da seid.

BABSI

Und dass du doch gekommen bist. Obwohl du.

Also trotzdem.

Ich mein.

Nicht trotzdem.

Das klingt jetzt so.

Nein.

Mit »trotzdem« mein ich.

Also, schön, dass du da bist.

Und dass wir alle Zeit haben.

Weil so selbstverständlich ist das gar nicht, dass man da einen Termin.*

Dass alle drei.

Aber drum hat das die Jeani ja auch. Also längerfristig. Ganz die Alte.*

Sowas musst du einfach längerfristig. Dann klappt’s.

Nicht wahr?

Dann klappt’s.

MAX

Ja.

Und gleich hergefunden.

BABSI

Schön.

JEANI

Na dann, Prost.

MAX

Prost, Jeani.

Babsi.

JEANI

Wer schläft bei wem?

BABSI

Also mich stört’s nicht, wenn ich.

Also.

MAX

Jeani, ich hab geglaubt.

BABSI

Also ich.

Ich mein.

Jeani, wenn du magst. Wir können ja.

Gemeinsam.

Ich mein.

So ein Frauenzimmer.

JEANI

Aufregend, oder?

Also.

Ich mein, so lange Zeit und dann wir drei.

Ich mein, wir drei halt und. Schon aufregend, oder?

Ich mein, irgendwie wieder so wie damals.

BABSI

Jeani.

Also ich.

Mich stört das nicht.

Wenn wir zwei. Ein Doppelzimmer.

MAX

Jeani, das versteh ich jetzt nicht.

Drei Zimmer hat’s geheißen, oder?

JEANI

Na gut dann eben nicht.

MAX

Jeani, ich mein.

Drei Zimmer hat’s geheißen.

JEANI

Nein, schon gut, wenn keiner bei mir im Zimmer.

Muss ja nicht sein.

Muss echt nicht sein.

Und hat ja auch drei Zimmer geheißen.

Und wenn keiner will.

Und ich zwing überhaupt keinen.

Hab mir halt gedacht dass das nett.

Ach scheiß drauf.

BABSI

Aber Jeani, wenn der Max nicht will.

Also.

JEANI

Drei Zimmer hat’s geheißen. Ich hol schnell, ja?

BABSI

Naja.

MAX

Hat ja auch drei Zimmer geheißen.

Und, Babsi?

Gut schaust aus.

Wirklich.

BABSI

Hat die Jeani auch gesagt.

MAX

Stimmt ja auch.

BABSI

Findest.

MAX

Typisch, oder?

BABSI

Naja.

MAX

Typisch. Wir kommen her, und die Jeani.

BABSI

Naja. Schön is hier.

MAX

Babsi, wie geht’s?

BABSI

Schön is hier.

Wirklich schön.

Hat die Jeani gut ausgesucht.

Hat sie wirklich gut ausgesucht, die Jeani.

Naja.

Aussuchen.

Das is ja auch was für die Jeani.

Aussuchen.

Das kann sie. Ja.

Das kann sie wirklich.

Sieht man ja.

Die Jeani sucht was aus. Und schau: schön. Schön. Oder? Doch schön hier.*

MAX

Ja.

BABSI

Wirklich schön.

Hättest anrufen können.

MAX

Babsi.

BABSI

Hättest wirklich mal anrufen können.

Ich mein. Anrufen. Max.

Ja?

Einfach mal anrufen.

MAX

Du aber auch.

BABSI

Hättest echt mal anrufen können.

Anrufen geht immer.

Echt. Ich mein.

Anrufen geht verdammt echt immer, Max.

MAX

Ja.

BABSI

Halten.

Fester. Gut. Gut gut gut. Ganz fest.

(5)

BABSI

Es regnet rein, Max. Oben, Max. Durch die Decke, Max. Da regnet’s rein. Und wie. Da regnet’s so rein, Max. Schon lange. Aber du rufst ja nie an. Anrufen geht immer. Aber du. Du rufst ja nie an. Nie rufst du an. Und es regnet rein. Und du rufst nicht an und alles unter Wasser und irgendwann ich auch und treib hinaus aufs Meer und geh unter mitsamt dem Bett und ertrink. Wach irgendwann nicht auf. Irgendwann nicht mehr auf. Und ertrink.

MAX

Und das hat sie natürlich nicht gesagt. Die Babsi.

Hat sie nicht. Muss nur grad an Mutter denken.

BABSI

Wenn er anruft, hört der Regen auf.

JEANI

Babsi, schau. Dein Schlüssel.

(6)

JEANI

Ja. Und dann hat sich das schon ein bisschen. Mit der Zeit. Ich mein, da kann man auch keinem einen Vorwurf, dass sich sowas mit der Zeit. Dass sich so eine Clique. Aber schön. War aber echt schön. Wir drei und so eine Clique und jeder weiß alles von jedem und fast wie Glas, richtig durchsichtig, könnte man sagen. Waren richtig durchsichtig und du siehst total rein in jeden und intern total offen und so und. Also wir drei. Echt schön. Verliert sich halt. Mit der Zeit verliert sich sowas. Auch das mit dem links und so. Und paarmal angerufen. Und jeder viel zu tun. Die Babsi und der Max. Jeder viel zu tun. Und ich auch. Und paarmal angerufen, aber verliert sich halt. Aber intern trotzdem noch ganz nah. Intern. Ganz nah und vertraut und. Ich mein. Haben ja gemeinsam. Also gemeinsam. So einen Abschnitt. Gemeinsam einen Abschnitt. Lebensabschnitt. Gemeinsam. Und auch bisschen links und finanziell und emotional so einen gemeinsamen Abschnitt und paarmal angerufen. Nachher. Und jetzt hat da halt jeder was Neues. Neuen Abschnitt. Also, würd das jetzt gar nicht »Abschnitt«. Also das jetzt würd ich echt nicht »Abschnitt«. Mit der Babsi und dem Max. Das schon. Aber das jetzt würd ich echt nicht »Abschnitt«. Ich mein, das ist jetzt schon das richtige. Also das richtige Leben. Und theoretisch. Also theoretisch könnt man sich da auch mal freun.

(7)

JEANI

Na sowas. Lustig.

An der Bar.

Die zwei Schlaflosen treffen sich an der Bar.

Lustig.

Lustig.

Früher war’s der Kühlschrank.

Du kannst nicht schlafen. Ich kann nicht schlafen. Wir beide. Keiner. Keiner kann schlafen. Stehen auf. Jeder für sich. Im Finstern. Durch die Wohnung. Und dann.

Vorm Kühlschrank.

Vorm Kühlschrank trifft man sich.

Lustig.

Und ein paar Jahre später.

Du kannst nicht schlafen. Ich kann nicht schlafen. Keiner kann.*

Und im Finstern.

Und dann die Bar.

Und du.

Und ich.

Immer noch schlaflos, mein Max.

Lustig.

Immer noch schlaflos.

Und schweigsam.

Hab nicht geglaubt, dass du kommst, wenn ich ehrlich bin, Max.*

Nein.

Wenn ich ehrlich bin.

Nein.

Hab geglaubt, du kommst nicht.

Da schaut er.

Nein. Wirklich nicht.

Ich mein.

Ich hab gehofft.

Ja.

Gehofft.

Max, jetzt sag was.

Wie geht’s dir?

MAX

Gut.

JEANI

Hab nicht geglaubt, dass du kommst.

Schön.

MAX

Ja.

Schön.

Und dass die Babsi da ist. Auch schön.

JEANI

Ja.

Dass die Babsi da ist. Das ist auch schön.

Klar ist das schön.

Ich mein. Klar.

Dass die Babsi und du.

War ja auch der Plan. Dass du und sie.

Wir drei.

Hierher.

Wie geht’s dir?

MAX

Naja.

Geht so.

Nicht schlecht.

Dir?

JEANI

Auch.

Beruflich.

Also. Sehr gut.

Und sonst.

Ja.

Auch.

Mensch, Max.

Verdammt. Jetzt tu nicht so.

Schau mich an.

Max, verdammt jetzt schau mich mal an.

Schön.

Echt schön, dass du da bist.

Echt.

(8)

BABSI

Also, das zwischen der Jeani und dem Max. Also. Nein. Ich würd da jetzt nicht sagen, dass das. Nein. Ich mein. Das war sicher nicht. Natürlich hab ich damals gedacht, dass das vielleicht schon irgendwie. Also, dass das vielleicht was Fixes oder so. Aber die Jeani. So unter Frauen. Wir zwei Frauen. Ich mein. Das hat schon was. So zwei Frauen. Das hat schon was. Die Jeani und ich. Ich mein. Ja. Und der Max. Also der Max. Der hatte da ja. Also der Jeani hat das nichts ausgemacht. Nicht direkt. Also die hat das jetzt nicht gestört oder so. War halt bisschen seltsam. Hat sie gesagt. So zwei Frauen unter sich. Und mit »seltsam« mein ich jetzt nicht, dass die zwei überhaupt. Also dass der Max und die Jeani. Das mein ich jetzt nicht mit »seltsam«. Sondern dem Max sein Problem. Also, das ist ja doch eher selten, dass ein Mann, also, dass der. Also dass ein Mann nicht kann. Nein. Das ist nicht selten. Dass der keinen hochkriegt. Das nicht. Aber beim Max. Da war das ja. Also die Jeani hat erzählt, dass das beim Max anders. Also das Problem war jetzt nicht, dass der keinen. Nein, das Problem war mehr so, dass der Max, also der hat sich da schwergetan, dass er. Also, ich hab geglaubt, dass das nur Frauen. So mit Höhepunkt und so.

(9)

JEANI

Das mit.

Du weißt schon.

MAX

Ja.

JEANI

Also. Das tut mir echt leid für dich.

Und das ist dann nicht mehr lange?

MAX

Nein.

JEANI

Schade. Wirklich schade.

Hätte ja was.

Schade, dass das nicht.

MAX

Ich geh schlafen.

JEANI

Wirst jetzt müde, oder was?

MAX

Ja.

JEANI

Plötzlich müde.

Plötzlich.

Ganz plötzlich wird er müde.

Ich komm, und er wird müde.

Das ist toll.

Wirklich, Max.

Das is ja wirklich toll von dir.

MAX

Jeani, komm.

JEANI

Nix »Jeani, komm«.

Früher vorm Kühlschrank. Da bist nicht plötzlich müde. Oder?*

Nein. Da ist er nicht müde worden.

Nein. Da nicht.

Aber jetzt wird er plötzlich müde.

Ich komm, und er wird müde.

MAX

Jeani, wie geht’s dir?

JEANI

Hab nicht geglaubt, dass du kommst, Max.

Hab ich echt nicht geglaubt.

Und jetzt?

BABSI

He. Auch noch wach?

JEANI

Ja.

Aber der Max, der schläft schon fast.

MAX

Ja.

JEANI

Ich komm. Und der Max. Weißt, Babsi.

Ich komm zur Bar und der Max, der schläft schon fast.

BABSI

Ich kann nicht schlafen.

MAX

Die Jeani auch nicht.

(10)

MAX

Du bist nicht alt. Noch. Nein. Bist du nicht. Du bist. Ja. Man könnte sagen, in der Blüte. In der Blüte deiner Jahre stehst du. Könnte man so sagen. Zenit. Du stehst im Zenit. Könnte man sagen. Oder besser noch: davor. Du hast deinen Zenit noch vor dir. Irgendwann bald. Bald der Zenit. Deiner. Dein Zenit. Dein Aufstieg. Du Sonne. Dein Aufstieg. In den besten Jahren. Bist in den besten Jahren. Bald am Höhepunkt. Hast du dir. Also früher hast du dir. Früher hast du dir gedacht, dass das noch. Dass der Höhepunkt. Dass der Zenit. Dass der noch kommt. Der kommt noch. Und das alles jetzt: Vorbereitung. Dein Moment, dein großer Moment, der kommt noch. Dein persönlicher Zenit, dein Aufstieg, dein Höhepunkt. Der kommt noch. Und alles jetzt ist Vorbereitung, und du wirst es merken, wenn er da ist, der Moment. Wenn du hoch oben im Zenit. Aber vielleicht hast du den ja schon. Vielleicht hast du deinen Zenit schon. Hast ihn schon lang überschritten. Denkst du dir. Hast’s bloß nicht gemerkt. Hast ihn überschritten und bloß nichts gemerkt. War ein leiser Zenit, dein Zenit. Einfach scheiß leise. Machst dir halt eine Liste, denkst du dir. Machst dir eine Liste zum Abhaken. Mit unterschiedlichen Unterteilungen, und prüfst mal, prüfst mal deinen Zenit in allen Bereichen. Machst dir eine Liste für alle Bereiche und hakst mal den Zenit ab. Nur so aus Interesse. Mal schauen, wie das so ist. Wie’s so steht. Bilanz ziehen. Zenit-Bilanz ziehen und mal schaun. Nur so aus Interesse. Und du machst dir deine Zenit-Liste, teilst das schön ein in so Spalten mit Beruflich und Privat und Finanziell und alles. Und dann schaust du mal. Du schaust mal, wie das so ist bei dir. Du gehst die Liste durch und schaust mal, schaust dir überall in der Liste den Zenit an und merkst. Du merkst plötzlich, da bist du vorbei. Da bist du irgendwie. In mehr als der Hälfte der Fälle in deinem Leben bist du irgendwie schon lange am Zenit vorbei. Die Höhepunkte. Die Zenit-Höhepunkte. Deine. Die waren mal. Vielleicht. Weil da kannst du dir auch nicht so sicher sein. Wenn nichts Besseres mehr kommt und du nicht mehr höher raus. Also wenn du schon wieder am absteigenden. Du bist gut 30 und hattest noch nie eine Beziehung, wo du sagen würdest. Nein. Hattest du noch nie. Scheiße, oder? Aber der wirkliche Scheiß kommt erst. Weil wenn du damit schon über dem Zenit bist. Wenn mit deinen Kack-Beziehungen schon das Maximum, das dir mögliche Maximum erreicht ist, dann musst du mal da drinnen nach den Höhepunkten suchen. Schau dir deine Kack-Beziehungen an und such mal nach den Höhepunkten. Geh mal auf Zenitsuche in deinem Kack-Beziehungsleben. Und dann entdeckst du, dass vielleicht diese eine Nacht. Diese Nacht mit Jeani. Dass diese Nacht mit Jeani, wo ihr euch irgendwie so nahe. Dass diese Nacht, wo du in ihr Bett bist, weil ihr beide einfach wusstet, wo ihr wusstet, dass ihr euch was Gutes, weil wenn nicht ihr, dann keiner. Dass diese Nacht mit Jeani dein Zenit war. Und du weißt, über Jeani kommst du nicht raus. Das muss es gewesen sein. Dein Ereignis, dein großer Moment. Mit Jeani im Bett. Kommst nicht höher raus, nicht höher raus als Jeani, die dir da eine Decke eingezogen hat, die dir da eine gläserne Decke eingezogen hat, die dir zeigt, wie hoch dein Zenit geht. Und du hast es gar nicht gemerkt, dass mit Jeani dein Zenit, dass du ihn überschritten. Deinen Zenit. Mit Jeani. In einer Nacht. In verdammt nur einer Nacht. Eine Sternschnuppe, dein Zenit. Eine billige Silvesterrakete aus Scheiß-China-Irgendwo. Das bist du. Völlig klar. Eine billige Zenit-Sternschnuppen-Rakete. Und hast nichts gemerkt. Du hast einfach nichts gemerkt. Das ist doch traurig, denkst du dir. Einfach nichts gemerkt. Hast deinen Zenit überschritten und hast einfach nichts gemerkt, weil du einfach zu den Menschen mit flachem Zenit gehörst. Es gibt Menschen, die haben einfach einen scheiß flachen Zenit. Da ist einfach alles recht flach. Bei denen. Die steigen einfach nicht so auf. Du steigst einfach nicht so auf, wenn du einen flachen Zenit hast. Und drum merkst du den Unterschied nicht. Du merkst nicht, dass das mit der Jeani schon dein persönlicher Maximalhöhepunkt ist. Merkst du nicht. Weil der Unterschied. Der Unterschied, die Differenz zwischen hier und Zenit ist einfach so klein, dass du’s gar nicht merkst. Die Steigung. Dein Zenit ist flach, und den Unterschied merkst du nicht, den Höhenunterschied beim Zenit, und das sinkt dann wieder einfach so alles, und du hast gar nichts gemerkt, und das war’s dann eigentlich schon. In deiner persönlichen Zenit-Kurven-Geometrie war’s das schon. Zenit überschritten, Kehre, Wende, Scheitelpunkt. Zurück zur Achse, und Null. Aber vielleicht ist das ja alles nicht so schlimm, denkst du dir dann. Du denkst dir, das kann doch nicht so schlimm sein. Darf es nicht. Und dann beginnst du das Ganze mal neu zu rahmen. Du musst deinen Scheiß-Zenit einfach mal in einen neuen Kontext. Rekontextualisiere einfach mal deinen Zenit und schau dann nochmal drauf. Und dann holst du dir einfach einen Kontext her. Deine Familie. Du denkst dir, deine Familie, das ist ein guter Kontext, und vielleicht ist das ja in deiner Familie so der allgemeine Standard, dass man einen flachen Zenit. Und drum nimmst du mal eine andere Perspektive ein. Ein anderer Kontext. Und schaust mal und denkst dir, dass das gemessen am Zenit in deiner Familie allgemein. Da ist das Flache eigentlich ja sogar ganz schön hoch. Wenn man den Kontext ändert, dann ist das ganz schön hoch, dein flacher leiser Zenit, dein flacher Scheiß-Zenit. Den du schon lang überschritten hast. Und dann machst du was ganz Komisches. Du suchst dir alles, was vielleicht ein Zenit gewesen sein hätte können, du aber nicht erkannt und drum überschritten. Du suchst dir also jeden Vielleicht-Zenit in deinem Leben und schiebst ihn in einen neuen Kontext und machst was ganz was Tolles draus. Für dich. Ganz privat und geheim machst du aus diesen toten Dingen nachträglich was Tolles. Machst überall einen Zenit draus. Und das klappt ganz toll. Und plötzlich hast du so viele Zenite in deinem Leben, vor lauter Höhepunkten wird dir dann ganz schwindlig. Aber das nur kurz, weil das lässt schnell nach, und dann merkst du, dass das eigentlich gar nicht so. Sicher. Du hast Matura. Das ist ein Zenit. Du holst dir den neuen Familien-Herkunfts-Landei-Kontext rein und merkst, dass du einen Zenit hast. Du hast einen Bildungszenit. Im Landpomeranzen-Kontext. Und bist auch schon viel in der Welt herumgekommen. Reisezenit. Und kannst gut U-Bahn fahren. Flexibilitätszenit. Ganz schwindlig wird dir. Aber wie gesagt, das lässt schnell nach, und du merkst, dass das eigentlich gar nicht toll ist, und jeder Trottel hat Matura, und reisen und U-Bahn-fahren und alles. Und du suchst weiter, weil du willst was mit Bedeutung haben und willst was Großes. Epochal bitte, denkst du dir. Und suchst und wertest und rahmst, weil irgendwo muss doch bitte verdammt. Jetzt, wo die anderen nicht mehr. Und dann. Irgendwann dann holst du mal tief Luft. Und schaust dich um. Und überall. Überall. Mit jedem Zenit. Überall. Glas. Höher kommst du nicht. Sagt das Glas. Das sagt dir das Glas. Du wohnst unter Glas, Baby.

(11)

BABSI

Am Minimum.

JEANI

Am sozialen Minimum.

BABSI

Wir waren am Minimum. Wir drei.

JEANI

Alle drei.

BABSI

Entscheidungsminimum.

JEANI

Possibilitäten. Du musst deine Possibilitäten maximieren.

BABSI

Maximieren ist gut. Maximieren ist immer gut.

JEANI

Es gibt Momente, da musst du einfach.

BABSI

Deine Möglichkeiten.

JEANI

Musst du maximieren.

 

BABSI

Am Minimum.

JEANI

Wir waren am Minimum.

BABSI

Perspektivischen Minimum.

JEANI

Perspektivenminimum.

BABSI

Dort waren wir.

JEANI

Wir drei.

BABSI

Angelangt.

JEANI

Irgendwann plötzlich.

BABSI

Plötzlich dort.

JEANI

Angelangt. Irgendwann.

BABSI

Und gemerkt, dass da.

JEANI

Dass da perspektivisch was fehlt.

BABSI

Dass da der Perspektive nach.

JEANI

Dass da was sein sollte, was aber.

BABSI

Was nicht ist.

JEANI

Aber sollte.

BABSI

Sollen ist gut. Sollen ist immer gut. Sollen ist verdammt gut.

JEANI

Schmerzen.

BABSI

Das Sollen ist ein abgeschnittener Fuß.

JEANI

Phantomschmerzen.

BABSI

Phantomschmerzen und Sollen.

JEANI

Eine Hand.

BABSI

Ein Arm.

JEANI

Ein Fuß.

BABSI

Da soll doch ein Fuß.

JEANI

Oder eine Hand.

BABSI

Oder ein Arm.

JEANI

Aber nein. Nichts.

BABSI

Nichts.

JEANI

Die Moral ist ein Fuß.

BABSI

Die Moral ist ein Fuß, der nicht da ist.

JEANI

Ist der Schmerz im Fuß.

BABSI

Und der Fuß ist nicht da.

JEANI

Und du stehst auf.

BABSI

Du liegst und stehst auf.

JEANI

Und der Fuß ist nicht da, und fällst auf die Schnauze.

BABSI

Weil der Fuß.

JEANI

Da soll doch ein Fuß.

BABSI

Ist aber nicht.

JEANI

Soll nur.

BABSI

Ist aber nicht. Leider.

JEANI

Nur sollen.

 

BABSI

Und fällst auf die Schnauze.

JEANI

Nur sollen.

BABSI

Am Minimum.

JEANI

Wir waren am Minimum.

BABSI

Aber nicht das Sollen.

JEANI

Nicht das Sollen.

BABSI

Das nicht.

JEANI

Nicht das Sollen.

BABSI

Maximal.

JEANI

Das Sollen.

BABSI

Unsres.

JEANI

Maximal.

BABSI

Plötzlich.

JEANI

Plötzlich schleichend.

BABSI

Schleichend plötzlich maximal.

(12)

BABSI

Mann, jetzt hätt ich gern einen.

Wie geht’s dir, Jeani?

Sind ja noch gar nicht zum Reden. So richtig.

Nein.

So richtig eigentlich noch gar nicht.

Bei dem ganzen Trubel.

Kommen und kommen und kommen. Drei Leute kommen und schon lang nicht mehr gesehen und alle aufgeregt, und dann kann das schon passieren, dass man eigentlich gar nicht so richtig.

»Reden« hast gesagt, Jeani.

»Reden«.

»Reden«.

»Ein Frauenzimmer«.

Und wie geht’s dir? Jeani.

JEANI

Gut. Mir geht’s gut.

BABSI

»Reden« hast gesagt. Jeani.

»Reden«.

JEANI

Mir geht’s gut.

Max schläft. Aber mir geht’s gut.

Wirklich.

BABSI

»Frauenzimmer«.

Am Telefon. Hast »Frauenzimmer« gesagt. Am Telefon.

Du und ich.

Wir.

Zwei Frauen.

Und ein Frauenzimmer.

Und ein Bett.

Und kriechen unter eine Decke und machen unser. Machen unser Frauen-Ding. Frauen-Kisten-Ding.

Wir zwei.

»Frauenzimmer« hast gesagt.

Und wenn er müd is, der Max. Macht ja nix.

Also mir macht das gar nix.

Is er halt müd.

Ich mein. Macht ja nix.

Sicher. Unser erster Abend.

Ja.

Könnt anders laufen.

Sicher könnt der erste Abend anders laufen.

So schön ausgesucht, das Hotel.

Sicher könnt das anders, Jeani.

Hast wirklich schön ausgesucht, Jeani.

Echt.

Is er halt müd, der Max.

JEANI

Soll er müd sein.

Wenn er meint.

Gut geht’s mir.

BABSI

Soll er ruhig müd sein.

JEANI

Babsi.

Glaubst, dass ich?

Glaubst, ich?

Also.

Den Max.

BABSI

Nein.

JEANI

Aber vielleicht.

Ich mein.

Kann ja sein dass ich noch.

Oder wieder.

Ich mein.

Das kann doch sein. Nach so langer Zeit. Dass man.

Ich.

Dass ich.

Ich mein.

Das kann doch.

Sowas gibt’s.

Sowas kann’s geben.

Und vielleicht hab ich mich ja.

Ich mein, du hast dich ja auch weiterentwickelt.

Und der Max.

Ich mein.

So Entwicklungen.

Ich find so Entwicklungen die machen schon sexy. Find ich.*

So Entwicklungen.

Oder?

Babsi.

Findest nicht?

So Entwicklungen?

Sexy?

Vielleicht is er ja wirklich nur müd.

BABSI

Ja.

Bestimmt.

Und Hans und dir. Geht’s gut?

JEANI

Ja.

BABSI

Schön.

JEANI

Ja.

Jetzt werd ich auch ganz müd.

BABSI

Ich auch.

JEANI

Naja.

Dann sollten wir.

BABSI

Ja.

Was ist denn das für ein Scheiß! Da!

JEANI

Babsi.

BABSI

So ein verfickter Scheiß da.

Das alles.

Schönes Hotel, Jeani.

Wirklich schönes Hotel.

Und warum wird das nichts?

Ha?

Das alles.

Das da.

Jeani.

Weißt du das?

Weißt du das?

Warum das da nichts wird?

»Frauenzimmer«.

»Reden«, Jeani.

»Reden« hast gesagt.

JEANI

Dem Hans und mir geht’s wirklich gut.

Echt.

Das passt ganz gut, das zwischen Hans und mir.

Ich mein.

Das mit Hans und mir.

Und ist das ja auch der Grund.

Ich mein.

Nicht der Grund.

Aber ich hab geglaubt.

Also ich wollt euch das.

Überraschen wollt ich euch. Den Max und dich.

Weil wir damals.

Ich mein.

Wir drei.

Ich wollt das mit dem Hans. Das mit dem Hans und mir.

Eigentlich wollt ich euch. Aber jetzt is auch schon egal.

Weil jetzt kannst du dir’s schon denken.

Dass der Hans und ich.

Dass wir zwei.

Aber versprich, dass du dem Max nichts. Ja?

Versprich, dass du dem Max nichts sagst.

Dass der Hans und ich.

Wir zwei.

Ja.

BABSI

Jeani.

Das freut uns.

Den Max und mich.

Wirklich.

Du und Hans.

Das freut uns.

Sehr.

Wirklich.

Max und mich.

Sehr.

JEANI

Uns auch.

Uns freut’s auch.

Wirklich.

Auch sehr.

Ja.

Sehr.

Gut schaust aus, Babsi.

Übrigens.

Wirklich gut.

Echt.

Gefällt mir.

Gefällt mir.

Wie du ausschaust.

Und überhaupt.

BABSI

Wirklich?

JEANI

Und.

Ich mein.

Dass wir drei.

Dass sich da jeder so.

Ich mein.

Sind ja nur ein paar Jahre.

Nur ein paar Jahre, und schau uns an.

Schau uns an.

Wie wir uns entwickelt. Und jeder macht was aus sich. Und die Zeit vergeht. Und wir kommen wieder zusammen. Nach 5 nach 10.

BABSI

Ja.

Schön.

JEANI

Magst mich vielleicht.

Ich mein.

Magst mich.

Weil früher.

Komisch, oder?

Früher, da war das umgekehrt.

Da hab ich dich immer.

Und jetzt.

Nach 5 nach 10.

Da frag ich dich ob du mich.

Ob du mich.

Vielleicht.

Ob du.

(13)

MAX

Du stehst beim Saturn. Du stehst beim Saturn, weil es dir scheiße geht. Du weißt genau, dass du jetzt in diesem verfickten Drecks-Moment, dass du genau jetzt nur aus einem verfickten Grund bei diesem Scheiß-Arschloch-Saturn stehst, weil es dir einfach scheiße geht. Und du gehst durch die Regale, gehst durch die Regale, gehst durch diese Schluchten an Regalen, und muss man auch wandern durch finstere Schlucht, und du weißt genau, ganz genau weißt du, was du willst. Du willst ein Produkt. Das Produkt. Das totale Produkt willst du. Du willst das Produkt mit totalem Mehrwert, mit totalem Psychomehrwert. Das Loch. Da ist ein Loch. So nennst du das. Ein Loch. Und das Produkt. Die Produktstruktur. Diese fascho-psycho Produktstruktur der totalen Ware. Die muss passen. Die muss in dein Loch passen. Die perfekte Füllung, der totale Schwanz. Und du stehst beim Saturn. Und du weißt genau. Du weißt verdammt genau, was da abgeht. Warum dich dieser iPod, warum dich der so anmacht. Dieser Nutten-iPod, der so tut, als wär er dein Freund, als wär er die Liebe, als wär er genau das, was du brauchst, was du jetzt in diesem scheiß Drecks-Moment brauchst. Für dein Loch. Für dieses verfickte Loch in dir. Und du weißt genau, dass das nicht stimmt. Du weißt genau, dass der Nutten-iPod lügt. Alles lügt. Beim Saturn lügt alles und überhaupt und diese Nutte, dieses Nutten-Produkt, dieser Lügen-iPod, du weißt ganz genau, dass dir diese Nutte nicht die Wohnung mit Freunden füllt und dich nicht schöner macht und dir keine Kohle und kein bisschen verdammten Stil, verdammt, dein Stil und Geschmack, du Landei, das gibt dir dieses Ding nicht. Und du sagst zu dieser Nutte, sagst zu dieser Produktnutte. Nein. Nein, sagst du. Nein. Ich hasse dich. Ich hasse dich. Sagst du zu dieser Produktnutte. Ich hasse dich. Du bist es nicht. Nein. Leider. Du bist es nicht. Du bist nicht das. Du bist es nicht. Du weißt das ganz genau, dass das Produkt eine Nutte ist. Das weißt du ganz genau. Und das sagst du auch. So wie der Jeani. Der Jeani. Der hast du auch. Damals hast du der Jeani auch gesagt. Nicht wörtlich. Die Liebe. Du weißt. Du denkst. Du denkst, dass du weißt, dass die Liebe. Für dich. Du weißt, dass die Liebe für dich eine Nutte ist. Und nie genug und nie ganz. Und das Loch immer zu groß und dein Schwanz immer zu klein und die Nutte immer ein scheiß Produkt, das durch dein Loch plumpst und fort. Und wenn sich da eine festkrallen will. In deinem Loch. Wenn da eine kommt und sagt, ich halt mich da fest, ich pass schon in dein Loch. Ich wachs da rein. Ich mach mich passend. Ich pass schon. Wenn da eine kommt und sich festkrallt in deinem Loch und sich aufbläst und so tut, als wär sie total. Wenn da eine kommt und total sein will. Und sich in deinem Loch festmacht. Sich dort einnistet und ihr Nestchen baut in deinem Loch. Wenn dieses Produkt in deinem Loch wohnen will. Dieses Produkt, von dem du genau weißt, dass es nicht passt, dass es da nicht reinpasst, in dieses Loch, weil da nichts reinpasst. Kann gar nichts passen. Kann es gar nicht. Nichts kann das, und drum offen. Drum offen lassen das Loch. Drum lässt du das Loch offen. Und keine kann sich da so einfach. Keiner kann sich da reinwohnen, weil das offen. Weil du das offen lässt. Das Loch. Weil die Liebe. Das Loch bleibt offen. Die Liebe ist ein Messias. Und die Nutte. Die Produktnutte wohnt sich rein. Und du willst das offen. Die Liebe ist ein Messias. Und dein Loch, das lässt du offen, und die Jeani versteht das nicht, und du hast nur zwei Möglichkeiten. Die Jeani hält sich fest, keilt sich da rein, in dein Loch. Und du nur zwei Möglichkeiten. Größer oder kleiner. Das Loch größer oder kleiner. Fallen lassen. Zerdrücken. Babsi. Jeani. Größer. Kleiner. Fallen lassen. Zerdrücken. Nutte. Messias. Und du stehst beim Saturn. Und du weißt genau. Du weißt genau, wenn du schwach wirst. Wenn du schwach wirst. Wenn es dich fickt, das Produkt. Wenn du zulässt, dass es dich fickt, dieses gottverdammte Arschloch-Fut-Produkt, wenn es dich fickt, und du kaufst. Wenn du kurz schwach und das Glück kaufst, die Nutte als Messias, und kurz ein Glück, und dann in der U-Bahn sitzt, und dein Produkt und dein Glück bei dir. Wenn dein Glück und du. Wenn du mal ganz öffentlich sein willst, du und dein Glück. Die Nutte, Messias und du. Kurz ganz öffentlich. Du und dein Produkt. Und dein Produkt den Menschen, den Menschen dort, wo du ganz öffentlich bist, den Menschen in der U-Bahn. Dann erzählt dein Produkt den Menschen, dass du glücklich bist und dass da immer Freunde auf Besuch, und alle so schön wie du, und gemeinsam Reisgerichte kochen und auf Surfbrettern Rohkost essen und dein Körper Werbefläche nur für dich und dein Sex ein Themenpark gemeinsam mit Freunden von überall die ganze Welt bei dir zu Haus und der Sound dafür immer dabei. Und die Liebe. Lügt die Nutte. Lügt die iPod-Nutte. Lügt die Liebe als Produkt. Und du hörst die Liebe lügen und den Messias und die Nutte und den iPod und schaust dich um und glaubst dir selber nicht, dass du kurz. Ganz kurz nur. Wirklich kurz nur irre geil wirst. Dass dich das Lügen so geil macht, dass du gleich kommen könntest. Gleich öffentlich könntest du kommen, weil dich die totale Glücks-Lüge so geil macht, die öffentliche Glückslüge. So geil wie schon lange nicht mehr, denkst du dir. Der Messias ist eine geile Sau. Die Produktnutte bläst wie eine Göttin, und alle können sehn, wie gut’s dir geht. Weil du schwach geworden bist. Und es fällt dir wie Schuppen von den Augen. Und du beschließt. Direkt dort. In der U-Bahn mit deinem neuen Nutten-iPod sitzt du und beschließt. Öffentlich beschließt du. Öffentlich nie mehr. Nie mehr öffentlich. Nie mehr öffentlich diesen iPod für dich lügen lassen. Nie mehr öffentlich glücklich sein. Nie mehr unpolitisch geil sein. Bis der Messias kommt nie mehr.

(14)

BABSI

»Reden« hast gesagt.

»Reden«.

Wolltest bei ihm.

Oder?

Bei ihm.

Wolltest beim Max. Beim Max wolltest.

Gib’s zu.

Beim Max.

Bloß leider.

Der Max.

Wollt leider nicht.

Wollt nicht. Der Max.

Wollt nicht.

Wollt lieber allein.

Wollt allein ein Zimmer.

Ohne dich.

Ganz ohne dich.

Allein.

Der Max.

JEANI

Stimmt. Allein.

Der Max.

BABSI

Ja.

JEANI

Der Max is gern allein.

BABSI

Ja.

JEANI

Und du?

(15)

JEANI

Ja. Der Max is gern allein. Dem macht das nichts. Wirklich. Das Alleinsein, das macht ihm nichts, dem Max. Nein. Gar nicht. Weil der Max. Ich mein, der Max, der war ja immer. Immer. Oder fast. Ich mein fast immer. Und da glaub ich nicht, dass er jetzt. Also, dass der Max jetzt. Ich mein, dass der jetzt wen. Hat der wen, der Max? Ich hab noch gar nicht gefragt, aber sicher nicht, ich mein, der Max. Der is doch gern allein. Der is doch wirklich gern allein. Bevor der irgendwas. Ich mein, Tschuldigung, aber, bevor der Max irgendwas. Ich mein, irgendwas. Ich mein, bevor der irgendwas, da bleibt er lieber allein.

BABSI

Warst du »irgendwas«?, frag ich sie. Warst du »irgendwas«?, Jeani? Ha? »Irgendwas«?, frag ich sie. Weil wenn der Max lieber »nichts« als »irgendwas«. Und damals, da hat der Max. Und das würd dann heißen, dass die Jeani. Dass die »irgendwas«. Die Jeani. Das würd das heißen. Denk ich mir. Warst du »irgendwas«?, frag ich sie. Und dann Stille. Stille. Schweigen. Nichts. Aber die Babsi. Die Babsi. Die hat auch einen. Ja, die hat sich auch entwickelt, die Babsi. Auch einen Schritt gemacht. Und nicht mehr so. Nicht mehr so wie damals. Babsi. Babsilein. Babsilein. Babsilili. Babsichen. Babsilein durchschaut das. Durchschaut das alles. Was die Jeani vom Max. Die Jeani. Weil das ist sicher kein Zufall, dass sie plötzlich auf die Idee kommt. Ganz plötzlich soll die auf die Idee kommen, dass wir drei. Nein, ein Zufall ist das sicher nicht. Dass die Jeani. Den Max. Die will den Max, die Jeani. Nicht so. Nicht so wie man wen will, wenn man. Nein. Nicht so. Und die durchschaut das, die Babsi. Die durchschaut die Jeani. Und wie die Babsi die Jeani durchschaut. Weil die Babsi, die merkt sowas. Die kann auch zwischen den Zeilen, die Babsi. Die durchschaut das. Eine Ahnung hat die Babsi. Einen Verdacht. Einen bösen Verdacht. Böse aber wahr. Sehr wahr sogar. Bestimmt wahr sogar, der Verdacht, der böse. Dass die Jeani. Dass das alles hier. Das alles. Das schöne. Das wunderschöne Hotel und das alles hier. Das ist alles nur. Alles nur, damit die Jeani. Damit die Jeani einmal noch. Noch ein letztes Mal. Einen linken Abschiedsfick will sie. Die Jeani.

JEANI

Ich find das eine tolle Eigenschaft. Ja. Toll. Toll find ich das. Wenn wer sagt: Du, unter einem Level. Unter einem gewissen Level. Unter einer Grenze: Nein. Wenn wer sagt: Nein, unter einer gewissen Grenze. Nicht mit mir. Das ist toll. Wenn’s wer nicht nötig hat und auch allein und einfach bei sich selber und. Toll. Der Max is total intern. Das is er. Intern. Ganz bei sich. Der braucht das alles nicht. Nicht der Max. Der braucht das nicht. Der is frei. Der is