Feuer - Steine - Ungeheuer - Eve Grass - E-Book

Feuer - Steine - Ungeheuer E-Book

Eve Grass

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Beschreibung

… Denn einst wird sie wieder hervorbrechen aus den hohlen Kegeln unter den Gipfeln von Osser und Arber. Und sie wird nicht mehr allein sein. Als im Bayerischen Wald leichte Erschütterungen die Gegend für Wanderer unsicher machen, ahnt noch niemand, wer oder was dafür verantwortlich ist. Doch gerade diese Tatsache reizt Rebecca Goldman. Sie verbringt kurzerhand ihren Urlaub in der Gegend, um den seltsamen seismischen Unregelmäßigkeiten auf den Grund zu gehen. Dabei stößt sie auf verstockte Einheimische, die mehr wissen, als sie preisgeben, und ein altes Buch, das vergessenen Mythen plötzlich einen neuen Sinn verleiht.

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Seitenzahl: 83

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Edition

Moonflower

Band 7

FEUER

STEINE

UNGEHEUER

Von

Eve Grass

Alle Rechte vorbehalten.

Das Buchcover darf zur Darstellung des Buches unter Hinweis auf den Verlag jederzeit frei verwendet werden. Eine anderweitige Vervielfältigung des Coverbilds ist nur mit Zustimmung des Verlags möglich.

Die Handlungen sind frei erfunden.

Evtl. Handlungsähnlichkeiten sind zufällig.

www.verlag-der-schatten.de

Erste Auflage 2024

© Eve Grass

© Coverbilder: depositphotos olegkrugllyak, Iniraswork, vencav, PhotosVac, davidzydd, YuliyaKirayonakBO

Covergestaltung: © Shadodex – Verlag der Schatten

© Bilder Innenteil: depositphotos wiro.klyngz(Moonflower), olegkrugllyak (Nebel), vencav, PhotosVac, davidzydd (Landschaft mit Drache)

Eve Grass (Autorenfoto), Shadodex (Vorschau)

Lektorat: Shadodex – Verlag der Schatten

© Edition Moonflower, eine Novellen-Reihe des

Shadodex – Verlag der Schatten,

Bettina Ickelsheimer-Förster, Ruhefeld 16/1,

74594 Kreßberg-Mariäkappel

ISBN: 978-3-98528-313-2

Inhalt

ERSTER TEIL

ZWEITER TEIL

DRITTER TEIL

VIERTER TEIL

Über die Autorin

Vorschau

… Denn einst wird sie wieder hervorbrechen aus den hohlen Kegeln unter den Gipfeln von Osser und Arber. Und sie wird nicht mehr

allein sein.

Als im Bayerischen Wald leichte Erschütterungen die Gegend für Wanderer unsicher machen, ahnt noch niemand, wer oder was dafür verantwortlich ist. Doch gerade diese Tatsache reizt Rebecca Goldman. Sie verbringt kurzerhand ihren Urlaub in der Gegend, um den seltsamen seismischen

Unregelmäßigkeiten auf den Grund zu gehen.

Dabei stößt sie auf verstockte Einheimische, die mehr wissen, als sie preisgeben, und ein altes Buch, das vergessenen Mythen plötzlich einen neuen Sinn verleiht.

ERSTER TEIL

1

Im Jahr 2022 mitten im Hochsommer

Sie schnaubte. Eine einzelne Träne kullerte aus dem halb geöffneten Auge und trat die Reise in die Dunkelheit an. Mit einem platschenden Geräusch landete sie weit unten, im siebten Kegel. Ihre letzte Hoffnung war er gewesen, der siebte, denn der war der tiefste. Aber auch darin lag das Ei kalt und leblos. Es hatte schon die Farbe verändert und wirkte wie der grau schimmernde Gneis, der es umgab. Der Schmerz über den erneuten Verlust ließ ihren hornbewehrten Schwanz zittern, obwohl sie um die Gefahr wusste. Im Lauf der Zeit wurde es immer schwerer für sie, sich ruhig zu verhalten.

Ein Grollen fuhr durch den Berg. Steinbrocken lösten sich und knallten herab. Über ihr klaffte der nächste Riss in den mehrfarbigen Schichten aus Gneis und Granit. Myriaden der winzigen Mitbewohner stoben erschrocken auf und strebten panisch dem ungewohnt grellen Licht entgegen. Ein Fehler – das wusste sie –, aber nicht änderbar.

2

Endlich Urlaub, dachte ich mir, als ich erwartungsvoll die Seite im Internet öffnete. Gipfel lockten mich schon immer. Diejenigen, die ich auf dem Bildschirm erblickte, waren über tausend Meter hoch und gar nicht weit von meinem Wohnort entfernt. Flugreisen glichen in diesem Sommer ohnehin einem Horrortrip. Überfüllte Flughäfen, Annullierungen, verschwundene Koffer und exorbitante Preise brachten mich rasch auf die Idee, eine wirklich spannende Alternative für meine wenigen freien Tage zu suchen.

Ich … sorry, Sie wissen ja noch nicht einmal, mit wem Sie es zu tun haben. Rebecca Goldman mein Name, fünfundvierzig Lenze alt, Realistin und Umweltschützerin. Ich stamme aus den USA, genauer gesagt aus Minnesota. Aber Deutschland, respektive Bayern, begeisterte mich schon als Jugendliche. Berge und Seen, weißblauer Himmel. Tja, deswegen lebe ich jetzt hier, arbeite als Vollzeitpflegekraft in Großhadern, einer der modernsten und größten Kliniken der Landeshauptstadt München, und … bin sehr oft urlaubsreif.

Von den Gipfeln, die mir unter stahlblauem Himmel von der Webseite entgegenprangten, hatte ich, wenn ich ehrlich bin, noch nie etwas gehört. Wenn man in München lebt und arbeitet, sind die Alpen zum Greifen nah. Allerdings werden die sehr häufig »ergriffen«, was zu überfüllten Parkplätzen und Warteschlangen an den Gipfelkreuzen führt. Von den Müllbergen hinter den Schutzhütten ganz zu schweigen.

Sieben Tausender wollte ich mir im Urlaub gönnen. Wie auf einer Perlenschnur reihten die sich am südöstlichen Rand Deutschlands aneinander. Namen wie großer und kleiner Osser, Maxfelsen und Wagnerspitze klangen vielversprechend. Orte wie Lam oder Lohberg boten günstige Übernachtungsmöglichkeiten – kein Vergleich zu den überhöhten Hotelpreisen in Berchtesgaden oder Bad Reichenhall. Und überlaufen wäre die Gegend sicher auch nicht.

Ich setzte ein Lesezeichen und schloss die Internetseite. In ein paar Tagen würde ich das Urlaubsziel noch mal genauer studieren. Die Attribute »atemberaubende Landschaft« und »einsame Wanderwege« hakte ich auf meinem Wunschzettel schon mal ab. Der Punkt »spannende Ferientage« blieb offen – allerdings nicht lange.

Ich staunte nicht schlecht, als ich an jenem Abend den Fernseher in meinem Apartment mit Blick auf den Hubschrauberlandeplatz einschaltete. Der Heli war mal wieder unterwegs, um einen neuen Patienten ins Klinikum zu bringen, also blieb mir ein wenig Zeit für die Nachrichten um acht, ohne das Gerät auf volle Lautstärke drehen zu müssen.

Eine Nachrichtensprecherin im roten Sommerkleid berichtete von einer Gegend, die ich bereits aus dem Internet kannte.

»Völlig rätselhaft erscheint den angereisten Geologen der erneute schmale Riss im Felsgestein, der sich zwischen dem Maxfelsen und der Hindenburgkanzel erstreckt. Es handelt sich bereits um das zweite ungeklärte Phänomen in der Region nahe des Nationalparks Bayerischer Wald. Erst vor vier Wochen wurde auf dem Höhenzug zwischen dem kleinen Osser und dem Gipfelkreuz des großen Osser ein rätselhafter Spalt entdeckt, der vermutlich tief in die Gesteinsschichten hinabreicht.« Die Sprecherin, deren Haare von einem fiesen Wind Richtung Mikro geweht wurden, bückte sich kurz. Dann hielt sie einen kleinen, glitzernden Stein in die Kamera. »Ein Ehepaar, welches in den Nachmittagsstunden des zehnten Augusts in der Gegend wanderte, vernahm ein Grollen im Untergrund, bevor sich der Riss zeigte, der auch den Wanderweg durchbrach. Mehrere dieser sogenannten Cordieriten lagen unweit des aufgebrochenen Weges, so berichteten die Augenzeugen. Es handelte sich den Messungen zufolge nicht um ein Erdbeben.«

Der Wind rauschte im Mikro. Die Dame in Rot drehte sich leicht weg. Ein Berggipfel kam in Sicht. Weißblauer Himmel beleuchtete kahlen Fels und tiefgrüne Tannen.

Was für eine geniale Landschaft, dachte ich mir.

»Laut Fachleuten besteht keine Gefahr für die Menschen in der Gegend. Dennoch rät der Landkreis Cham, sowie der Landkreis Regen, von ausgedehnten Wanderungen in den Höhenlagen über tausend Meter abzusehen. Man erwartet eine baldige Klärung. Wir werden weiter berichten. Ich gebe zurück ins Studio …«

Rrrrroooooaaaar – der Hubschrauber näherte sich. Die Rotorblätter knallten wie Peitschen, als er die Fahrt verringerte, um auf dem kreisrunden Platz mit dem großen »H« darauf zu landen.

Morgen gäbe es auf der Arbeit wieder viel zu tun, gottlob nahte der Urlaub.

Ich schaltete den Fernseher ab und schloss das Fenster. Gleich darauf setzte ich mich an den Computer.

Dennoch wird von ausgedehnten Wanderungen in den Höhenlagen über tausend Meter abgeraten.

Das Häkchen auf meiner Liste für »spannende Ferientage« erschien wie von Geisterhand. Und gleich darauf buchte ich mir ein Zimmer in der Pension »Osserstern« in Lohberg.

3

Die geologischen Veränderungen im Bayerischen Wald befeuerten leider das Unvermeidliche – ich hätte es wissen sollen. Als ich an einem heißen Augusttag mit meinem Auto Lohberg erreichte, kamen mir auf der Durchgangsstraße Horden von Sensationstouristen entgegen. Mit hochroten Gesichtern, Wanderstöcken und Rucksäcken ergossen sie sich in den kleinen Ort, in dem auch ich mir eine Unterkunft gesucht hatte.

Ich parkte meinen Polo in einer Seitenstraße, hievte meinen Koffer heraus und machte mich zu Fuß auf zur Pension »Osserstern« im Ortskern. E-Bikes standen quer auf dem Gehweg, aufgeregt schwatzende Wanderer ignorierten mich und das schwere Gepäck. Einen ruhigen, erholsamen Urlaubsbeginn hatte ich mir wahrlich anders vorgestellt.

Ach, was soll’s Becca, mach das Beste draus,fuhr mir durch den Kopf, als ich die Tür mit dem Schild »Herzlich willkommen im Bayerwald« öffnete.

Kühle Luft schlug mir entgegen – die Pension verfügte über eine Klimaanlage –, als ich mich mit dem Koffer hinter einem älteren Herrn, der in eine heftige Diskussion mit der Hotelangestellten verwickelt war, an der Rezeption anstellte.

»Ich habe vor zwei Tagen erst angerufen, da hieß es, es wären noch genügend Zimmer frei. Deswegen habe ich auch nicht gebucht. Ich will doch nur übers Wochenende bleiben.«

»Es tut mir aufrichtig leid, Herr Ullmann, wir wurden von den Buchungsportalen regelrecht überfallen. Derzeit haben wir nicht mal mehr eine Besenkammer frei.«

Die Rezeptionistin in ihrem rot karierten Hemd und der Lederhose grinste entschuldigend. Auf ihrem Namensschild stand: »Sie sprechen mit Uschi Weber.«

»Na gut, dann empfehlen Sie mir wenigstens ein alternatives Hotel.«

Ullmann, ein untersetzter Mann mit Glatze, schätzungsweise Ende sechzig, beugte sich über den Tresen, um leiser reden zu können. Dass ich in einem halben Meter Entfernung mit einem schweren Koffer auf das Ende der Konversation wartete, schien ihn nicht zu stören.

»Man munkelt, dass man im Ossergebiet seltsame Insekten entdeckt hat, die aus dem Riss … Sie wissen schon …«

»Um Himmels willen, Herr Ullmann, glauben Sie bitte nicht alles, was Sie derzeit hier in der Gegend in den Wirtshäusern hören. Verschwörungstheorien verbreiten sich schneller, als Sie Ihre Halbe am Biertisch geleert haben.« Die Frau in der Karobluse seufzte. »Wenn Sie der Dame, die hinter Ihnen steht, den Vorrang lassen, versuche ich später, im Hotel ›Waldkönig‹ noch ein Zimmer für Sie zu ergattern. Das Haus befindet sich fünfzehn Kilometer östlich in einer kleinen Ortschaft nahe der Grenze.«

»Aber ich möchte etwas geboten kriegen, wenn ich nicht mal den Verschwörern am Biertisch lauschen darf.«

»Das Hotel bietet einiges, zum Beispiel Busfahrten zum ›Further Drachenstich‹. Das Spektakel ist sehenswert. Ein feuerspeiender Drache wird da gezeigt, in Lebensgröße.«

Innerlich musste ich schmunzeln. Die Rezeptionistin hatte die Schweißtropfen auf meinem Gesicht offensichtlich bemerkt.

Der Glatzköpfige fuhr herum, musterte mich mit einer Mischung aus Unmut und Neugierde, dann trat er genervt zur Seite. »Nun gut«, murrte er. »Besser der Drache aus Furth im Wald als Langeweile.«

Mit einem freundlichen Lächeln nahm ich nach nur wenigen Sekunden den Zimmerschlüssel entgegen. Fragen nach seltsamen Phänomenen rund um Lohberg verkniff ich mir selbstredend. Heute noch würde ich meine Wanderrouten sorgsam planen und mir von den Vorgängen rund um die Tausender ein eigenes Bild machen. Aber erst einmal sehnte ich mich nach einem gemütlichen Zimmer mit Dusche und einem TV-Gerät, um die Nachrichten zu verfolgen.

4

»Zwei junge Frauen wurden mit dem Hubschrauber schwer verletzt in das Krankenhaus Deggendorf geflogen.«

Die Sprecherin trug dieses Mal ein schwarzes T-Shirt und Jeans. Sie wirkte, als sei ihr erneuter Einsatz vor der Kamera sehr überhastet beschlossen worden.