Fire&Ice 1 - Ryan Black - Allie Kinsley - E-Book

Fire&Ice 1 - Ryan Black E-Book

Allie Kinsley

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Beschreibung

Während ihrem Aufenthalt in Talin lernt Sky Ryan kennen. Er ist schön, sexy und unglaublich verführerisch. Dennoch hält sie ihn auf Abstand. Denn Sky möchte nur eins: Sich mit ihren Freunden amüsieren, die Vergangenheit hinter sich lassen und ihr Leben neu beginnen. Doch Ryan lässt nicht locker und Skys Widerstand bröckelt. Als sie sich schließlich näher kommen, verschwindet Sky plötzlich. Wird er sie jemals wieder sehen?

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Inhaltsverzeichnis

Bereits erschienen:

1 Talin

2 Das Marktfest

3 Begegnungen

4 Warum nicht?

5 Großes Verstecken

6 Zu zweit und doch allein

7 Die Burg

8 Missverständnisse

9 Wie man einen Kater pflegt ...

10 Traute Zweisamkeit

11 Der Anruf

12 Neue Ufer

13 Tag 1 - Leben 2

14 Neues Leben, neue Freunde

15 Überraschungen

16 Neue Grenzen und neue Definitionen

17 Reue und Verständnis

18 Ablenkung

19 Zu viel Testosteron

20 Home sweet home

21 Es könnte so einfach sein ...

22 Neue Aufgaben

23 Ein bisschen mehr?

24 Der Versuch

Ich danke dir C., weil du mich liebst, wie ich bin.

Rechtliches, oder was keiner lesen will und trotzdem drin stehen muss ...

Fire&Ice

Band 1

Ryan Black

Allie Kinsley

Bereits erschienen:

Fire&Ice 1 - Ryan Black

Fire&Ice 2 - Tyler Moreno

Fire&Ice 3 - Shane Carter

Fire&Ice 4 - Dario Benson

Fire&Ice 5 - Brandon Hill

Fire&Ice 5.5 - Jack Dessen

Fire&Ice 6 - Chris Turner

Fire&Ice 6.5 - Gregor Zadow

Fire&Ice 7 - Logan Hunter

Fire&Ice 7.5 – Jonas Harper

Fire&Ice 8 – Julien Fox

Fire&Ice 9 – Luce Suarez

Fire&Ice 10 – Joey Parker

Fire&Ice 11 – Matthew Fox

Fire&Ice 12 – Fabio Bellini

Fire&Ice 13 – Alex Altera

Fire&Ice 14 – Taylor Falk

Sweet like Candy

Protect Me – Brian

Protect Me – Ash

Protect Me – Ray

Protect Me – Dante

Protect Me – Chase

Protect Me – Levin

Protect Me – Dean

Protect Me – Thomas

Yearn for Adam

Yearn for Slade

Copyright © 2013 Allie Kinsley

All rights reserved.

Cover: www.nickputzmann.com

1 Talin

SKY

"Endlich zurück!", rief Maya ihrer besten Freundin Sky zu.

Ja, dachte Sky, endlich zurück in Talin!

Das jährlich für zwei Wochen stattfindende Mittelalterfestival besuchten die zwei Freundinnen mit ihrer Gruppe, den Setarips, seit acht Jahren. Immer das gleiche Team, nur Sky war die letzten zwei Jahre nicht mit von der Partie gewesen. Sie freute sich, endlich wieder mit ihren Freunden unterwegs sein zu können. Die letzten zwei Jahre waren die Hölle für sie gewesen.

Denk jetzt nicht daran! Sie nahm sich fest vor, diesen Teil ihrer Vergangenheit fest zu verschließen und die Zukunft zu genießen.

Gregor, der selbst ernannte Anführer ihrer Gruppe, rief: "Meine Damen und Herren, nehmen wir es in Angriff! Wir fangen mit dem großen Zelt an, alle bitte hierher!"

Wie die Jahre zuvor arbeiteten alle Hand in Hand, und ihre Unterkunft für die nächsten 14 Tage stand in drei Stunden. Das Lager umfasste ein großes, schwarzes Schlafzelt mit Platz für bis zu 20 Personen, ein Vorzelt und eine schwarze Jurte mit gut 15 Metern Durchmesser. Als alles aufgebaut war, verteilten Maya, Alexa, Zoey und Nina die Kerzen, Decken und Truhen im Zelt, um es gemütlicher zu machen. Jack und Taylor besorgten Holz und Stroh vom Ausgabeplatz. Gregor kümmerte sich bereits um das Lagerfeuer.

Sky setzte sich ein wenig abseits auf eine kleine Decke und sog einfach die Atmosphäre des Lagerlebens in Talin in sich auf.

Immer wieder hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden, doch wenn sie sich umsah, war da niemand, nur das schlechte Gefühl, das etwas nicht stimmte. Ihr Herz raste und es fiel ihr schwer, ihre Atmung unter Kontrolle zu halten. Die Angst, dass alles wieder von vorne beginnen könnte, verfolgte sie ständig.

Nach einigen Minuten setzte sich Fabio, ihr bester Freund aus Sandkastenzeiten, zu ihr und die beklemmenden Gedanken verflogen.

"Geht's dir gut?"

"Klar!", antwortete sie. Es klang nicht ganz so überzeugend, wie sie es wollte, aber sie war einfach zu weit abgedriftet mit ihren Gedanken.

"Sky ..."

"Nein, ehrlich Fabio. Mir geht es gut, besser als gut! Ich war nur für einen Moment in Gedanken, aber ich möchte jetzt nur noch vorwärts schauen!", unterbrach Sky ihren besten Freund in seiner Ansprache.

"Okay, Kleines, aber bitte melde dich bei mir, wenn ich dir helfen kann! Nicht erst wieder, wenn es schon fast zu spät ist!"

Den Seitenhieb auf ihre Fähigkeit, um Hilfe zu bitten, konnte sie ihm nicht verübeln. Sie lehnte sich an ihn und gemeinsam genossen sie es, dem Treiben auf dem Zeltplatz zuzusehen.

Sie liebte es, sich in seine Arme zu kuscheln, viel zu lange hatte sie auf seine Gesellschaft verzichten müssen.

RYAN

"Ryan, Ryan, wir sind hier."

Er sah Alex, seinen besten Freund aus Deutschland, von Weitem winken. Er parkte seinen schwarzen Porsche Cayenne am Straßenrand des großen Walls, der das Lager in zwei Hälften trennte, und lief die restlichen 200 Meter zu dem Platz, an dem er die nächsten zwei Wochen verbringen würde.

Sein gesamter Jahresurlaub! Seit er vor elf Jahren im Alter von 18 die Firma seines Vaters übernommen hatte, gönnte er sich kaum noch einen freien Tag.

Er hatte seinem Vater kurz vor dessen Tod versprochen, alles in seiner Macht stehende zu tun, um das Unternehmen zu erhalten. Er tat es gern. Er liebte die Verantwortung und er liebte es, niemandem unterstellt zu sein. Natürlich genoss er auch die Annehmlichkeiten, die es mit sich brachte, einer der erfolgreichsten Jungunternehmer Bostons zu sein. Geld und Frauen waren Dinge, für die er gerne schuftete.

Trotzdem war er froh darüber, für zwei Wochen alles hinter sich lassen zu können. 14 Tage einfach nur einer unter 5000 anderen Mittelalterverrückten zu sein.

Keiner, der ihn als Unternehmer erkannte. Keine falschen Freunde, die nur auf dem Trittbrett seines Erfolges mitfahren wollten. Keine geldgeilen Weiber, die alles tun würden, um ihn an sich zu binden, um sich von ihm aushalten zu lassen. Er konnte hier nur er selbst sein. Einfach nur Ryan und nicht Ryan Black, der Top-Jungunternehmer und begehrteste Junggeselle Bostons sein.

Er erreichte Alex und seine Gruppe und fiel ihnen in die Arme. Einige Schulterklopfer, Umarmungen und ausgetauschte Floskeln später, versuchte er, sich einen Überblick zu schaffen.

Sein Fazit: völliges Chaos!

"Mensch Alex, seit wann seid ihr hier?", fragte er.

"Hmm. Ungefähr drei Stunden, die Jungs und ich wollten aber erst mal auf unser Wiedersehen anstoßen", sagte Alex und grinste dabei. Chris drückte Ryan auch gleich ein kühles Bier in die Hand.

Für die meisten der Gruppe war die Zeit in Talin die einzige Möglichkeit, auszuspannen. Daher hielt niemand was davon, sich von irgendetwas stressen zu lassen.

Da es aber bereits dunkel wurde, mussten sie jetzt das Lager errichten.

"Es hilft alles nichts, Jungs, wir müssen mit dem Aufbau beginnen."

Allgemeines Gemurmel und Murren war zu hören, doch alle tranken schnell ihr Bier aus und machten sich an die unangenehme Arbeit.

Ryan sah sich auf dem Lagerplatz um und betrachtete die Lager der anderen Gruppen. Die tollen Zelte und die reich verzierten Tische waren ebenso ein Blickfang, wie die keinen Truhen, Töpfe, die Felle und die Waffen. Große und kleine Gruppen, die alle schon größtenteils mit dem Aufbau ihrer Lager fertig waren.

Am linken Rand des Lagerplatzes entdeckte er eine Gruppe, die zu Abend aß. Sie grillten über einem Lagerfeuer. Der rauchige Geruch des Fleisches, der ihm das Wasser im Mund zusammen laufen ließ, und die lauten Stimmen, hatten seinen Blick unwillkürlich angezogen.

Die blonde junge Frau in ihrer Mitte fiel ihm sofort ins Auge.

Die will ich später noch kennenlernen, dachte Ryan und machte sich mit den Anderen an die Arbeit.

SKY

Sie sah, wie der schwarze Porsche auf den Lagerplatz fuhr.

Was für ein Angeber, dachte sie, als der Wagen direkt am Straßenrand hielt. Als der Fahrer ausstieg, verschlug es ihr fast die Sprache.

Groß, breit, dunkel, schön und unglaublich sexy. Er bewegte sich mit der Eleganz eines Panthers und strahlte dabei starkes Selbstbewusstsein aus. Er stand oben auf dem Wall und überblickte den Zeltplatz mit der Arroganz und Dominanz eines Alphamännchens.

Gefährlich, flüsterte ihr Unterbewusstsein.

Sie konnte keine Einzelheiten seiner Züge erkennen und als Gregor zum Essen rief, war sie froh darüber, denn sie hatte schon fast nach einer Ausrede gesucht, um in seine Nähe zu kommen, damit sie ihn näher betrachten konnte.

Ein gemeinsames Abendessen mit all ihren Freunden wusste sie erst seit Kurzem richtig zu schätzen. Solche Annehmlichkeiten waren ihr in den letzen zwei Jahren verwehrt geblieben.

Sie aßen Gegrilltes, Folienkartoffeln und Brot. Nach dem Essen saßen sie noch lange um ihr Lagerfeuer, tranken und lachten gemeinsam.

Fabio setzte sich hinter sie und zog sie erneut in seine Arme. Sie saß zwischen seinen gespreizten Beinen und lehnte mit dem Rücken an seiner breiten Brust.

Er war Vieles für sie. Ein Freund, ein Gefährte, ein Bruder und ihr Ritter in strahlender, weißer Rüstung. Er half ihr immer wieder, nicht nur physisch, sondern vor allem auch emotional und dafür liebte sie ihn unermesslich.

Sky genoss die Zeit in seinen Armen und unter seiner Fürsorge, denn diese würde bald wieder vorbei sein. Sie war fest entschlossen, ins Ausland zu gehen.

Ein neues Leben anfangen und auf eigenen Beinen stehen. Sie hatte den Anderen bereits von ihrem Plan erzählt. Dass sich ihr Vorhaben in den letzten Wochen jedoch konkretisiert hatte, wusste bislang nur Maya.

Sie würde es ihren Freunden am Ende dieser zwei Wochen sagen müssen, aber die Zeit in Talin wollte sie ihnen und sich selbst nicht verderben. So genoss sie einfach den Abend in den Armen ihres großen, wenn auch nicht leiblichen, Bruders und inmitten ihrer Freunde. Sie würde die nächsten zwei Wochen nur im Hier und Jetzt leben.

RYAN

Zweieinhalb Stunden später war auch Ryans Gruppe mit dem Aufbau ihres Lagers fertig. Tyler, von allen nur Ty genannt, hängte gerade noch das Banner mit ihrem Gruppennamen über den Eingang.

"Fire&Ice", murmelte er ihren Gruppennamen, den sie sich vor zehn Jahren aufgrund einer Feuershow in Russland gegeben hatten.

Es war ihr erster offizieller Auftritt gewesen und die Kombination aus dem russischen Winter und der Feuerspuckershow hatte bei der ganzen Truppe bleibenden Eindruck hinterlassen. Chris hatte damals Fire&Ice gemurmelt und Alex meinte, dass dies der perfekte Name für ihre Gruppe sei. Alle waren begeistert und niemand hatte ihn bis heute angezweifelt.

"Jedes Jahr aufs Neue der Hammer, oder?", fragte Alex und riss Ryan damit aus seinem gedanklichen Trip in die Vergangenheit.

"Ja", antwortete er, noch ganz gefangen in seinen Erinnerungen.

"Wie sieht’s aus, Großer, sollen wir mal schauen gehen, was dieses Jahr so zur Jagd zur Verfügung steht?", fragte Alex und grinste ihn schelmisch an.

Großer, dachte er und lächelte in sich hinein, weil Alex mit seinen 1,86 Metern nur drei Zentimeter kleiner war und er somit eigentlich nicht wirklich als größer durch ging.

"Nein, sorry Alex, ich hab meine Beute schon vor dem Aufbau ausgemacht", gab er grinsend zurück.

Alex riss die Augen auf, sagte aber nichts über die fixe Art seines Freundes. Er kannte ihn ja bereits seit über 25 Jahren und Ryan war schon immer sehr entschlussfreudig gewesen.

"Gut, dann ziehe ich mit Chris, Ty und den Anderen los, wir sehen uns später am Feuer", sagte Alex und ging zu ihren Freunden.

Als Ryan sich abermals nach der süßen Blonden umdrehte, sah er gerade noch, wie sie in Richtung Waschwagen abbog. Allein.

Meine Chance, dachte er und lief ihr schnell hinterher. Als er um die Ecke bog, sah er sie an einem ihm unbekannten Lager Platz nehmen.

Schlechte Bedingungen. Er blieb stehen und hoffte, dass sie bald wieder aufbrach.

Sie lachte leise mit den Fremden. Ihr Lachen war bezaubernd. Unaufdringlich, sanft, faszinierend. Alles an ihr faszinierte ihn. Ihre Haare waren blond, fast taillenlang, ihre Figur schlank. Sie hatte einen schönen runden Hintern und volle Brüste. Von Nahem konnte er all das noch viel besser erkennen, als bei dem kurzen Blick, den er vor dem Zeltaufbau auf sie werfen konnte.

Ja, er begehrte sie, er hatte sein Ziel für dieses Jahr entdeckt.

Als hätte sie sein Mustern gespürt, schaute sie auf und fand seinen Blick über das Lagerfeuer hinweg.

Ihr Gesicht war makellos, herzförmig. Wunderschöne, große und ausdrucksstarke Augen in dem strahlendsten Blau, das er jemals gesehen hatte, blickten zu ihm herüber eingerahmt von dichten, langen, schwarzen Wimpern. Die Form der Augen war leicht katzenhaft.

Sie hatte eine süße, kleine Nase, deren Ende sich leicht nach oben bog. Hohe Wangenknochen und volle rosafarbene Lippen rundeten das Gesamtbild ab. Eben dieser perfekte Mund verzog sich zu einem schüchternen Lächeln, ehe sie den Blick senkte.

"Ryan, Ryan!" Die helle Stimme riss ihn aus seiner Starre und schon im nächsten Moment hing eine dünne Brünette um seinem Hals. Er kannte sie, ihm wollte nur nicht einfallen, woher.

"Oh Ryan, ich habe mir so gewünscht, dich dieses Jahr wiederzusehen", sagte sie.

Fuck! An seinem Hals hing die Frau des Vorjahres und hoffte auf eine Wiederholung.

"Okay, hey, hi", antwortete Ryan und entfernte sacht ihre Arme von seinem Hals. Er sah sich um, konnte die kleine, blonde Göttin aber nirgends mehr finden.

Shit, dieses dünne Vorjahresflittchen hat mir meine Beute vertrieben.

Er war sauer, aber immerhin wusste er, wo er sie suchen musste. Die Brünette fing wieder an, an ihm herum zu tatschen. Er packte ihre Hände und schob sie ein Stück von sich.

"Hey, hör mal, schön, dich wiedergesehen zu haben", sagte Ryan und betonte dabei die Vergangenheitsform ganz besonders: "Aber ich muss jetzt echt los."

Sie lächelte und versuchte, sich bei ihm einzuhaken. Schnell entzog er ihr seinen Arm und fügte etwas schärfer hinzu: "Ohne dich!"

Das saß und er sah, wie ihre kleinen, braunen Augen sich langsam mit Wasser füllten. Bevor sie ihm eine Szene machen konnte, drehte er sich um und lief zurück zu seinem Lagerplatz.

SKY

Als sie Mr. X, wie sie den Fahrer des schwarzen Cayenne nannte, über das Lagerfeuer ihres langjährigen Freundes Andy hinweg erspähte, konnte sie ihren Blick nicht von ihm wenden. Er war wunderschön.

Kinnlanges, rabenschwarzes Haar, das seidenweich aussah, sodass sie sich vorstellte, wie es wäre, mit den Fingern hindurch zu fahren.

Dunkle, fast schwarz wirkende Augen mit dichten, dunklen Wimpern, auf die viele Frauen neidisch wären. Eine lange, gerade Nase, schmale Lippen und einen Dreitagebart, der ihn rau und sexy aussehen ließ.

Seine funkelnden Augen fixierten sie über das Feuer hinweg und sie erwiderte das Lächeln, das sich über seine Lippen ausbreitete, sofort. Hastig senkte sie den Blick, sie wollte keine neuen Bekanntschaften mit Männern schließen. Und schon gar nicht mit welchen, die so gefährlich anziehend waren wie dieses Exemplar.

Sky hörte eine schrille Stimme nach einem Ryan rufen und als sie aufsah, hing eine wunderschöne Brünette an Mr. X’ Hals.

Als diese wieder sprach, wusste sie endlich den Namen des schönen Mannes auf der anderen Seite des Lagerfeuers: Ryan. Der Name war sexy wie der Mann selbst.

Er schien sich nicht wohl in den Armen der Frau zu fühlen, aber so, wie sie Männer im Allgemeinen kannte, hatte er sich das sicher selbst eingebrockt.

Sie nahm Andy kurz in den Arm, um sich von ihm zu verabschieden, winkte den Anderen flüchtig zu und ging zurück in ihr eigenes Lager.

Schnellen Schrittes ging sie den dunklen Weg entlang. Immer wieder hörte sie Schritte hinter sich und das Knacken von Ästen.

Du bildest dir das nur ein!, dachte sie, beschleunigte aber noch einmal und war froh, als sie ihren Lagerplatz endlich erspähte.

Sky und ihre Freunde hatten es sich zum Ritual gemacht, am Abend des Aufbaus bei einem Glas Wein am Lagerfeuer zu sitzen und gemeinsam zu singen.

Wie jedes Jahr packten Taylor und Gregor ihre Gitarren aus. Sie sangen alle neue und alte Lieder, verschiedenster Musikrichtungen. Von aktuellen Stücken, bis zu mittelalterlichen Gesängen war alles vertreten.

Die Freunde saßen nicht mehr lange zusammen. Alle hatten einen langen Tag und eine anstrengende und weite Anreise gehabt. Weit vor Mitternacht gingen sie gemeinsam ins Schlafzelt.

Wie früher lag Sky zwischen Maya und Fabio. Und genau wie früher zog Fabio sie einfach an sich, bettete ihren Kopf auf seiner Brust und schlief nach wenigen Minuten ein.

Auch Sky konnte sich des warmen, vertrauten Gefühls nicht erwehren und schlief schneller ein als an jedem anderen Tag seit zwei Jahren.

RYAN

Ryan versuchte, so schnell wie möglich zu seinem Lager zu kommen, was sich als deutlich schwieriger erwies, als er dachte.

Er traf haufenweise Freunde und alte Bekannte auf seinem Weg zurück. Und ebenso Frauen, mit denen er in den vergangenen Jahren mehr oder weniger kurze Affären oder One-Night-Stands gehabt hatte.

Er lachte und trank mit ihnen allen und obwohl er immer so schnell wie möglich weiterhetzte, benötigte er doch über drei Stunden für seinen Rückweg.

Es war schon nach Mitternacht, als er an dem Lager vorbeikam, in dem er die schöne Blondine zum ersten Mal entdeckt hatte.

Sie war nirgends zu sehen und Ryan verfluchte die Brünette vom Vorjahr für ihre Anhänglichkeit. Nur wegen ihr war ihm die Blondine durch die Lappen gegangen, da war er sich sicher.

Nun ja, vielleicht ganz gut so, dachte er, so konnte er sich zumindest voll ausschlafen und morgen früh gestärkt auf die Jagd gehen.

Er freute sich bereits. Ihre schüchterne Art hatte ihn endgültig davon überzeugt, dass sie die Richtige für diesen Urlaub war. Mit ihrem Bild vor Augen legte er sich in sein leeres Zwei-Mann-Zelt. Shane, sein bester Freund aus Amerika, würde erst morgen anreisen.

Morgen ... ja, morgen kann die Jagd beginnen.

2 Das Marktfest

SKY

Sie erwachte am nächsten Morgen von den leisen Hintergrundgeräuschen des Lagerlebens. Ihr war heiß und sie fühlte sich wie erdrückt. Irgendetwas Schweres lag ihr über Bauch und Beine. Zögernd öffnete sie ein Auge und blinzelte gegen die Helligkeit an. Sky versuchte, ihre Beine zu befreien, erntete dafür aber nur ein verärgertes Knurren. Sie drehte ihren Kopf, um den Ursprung des Geräuschs zu orten, und sah direkt in die verschlafen blinzelnden Augen von Fabio.

"Guten Morgen", grummelte er und versuchte, sein Gesicht wieder in ihren Haaren zu vergraben, so wie sie es früher schon als Kinder getan hatten. Sie hatte sich aber verändert und fühlte sich in diesem Moment nur erdrückt.

"Geh runter von mir, du bist zu schwer und hast mindestens 40 Grad Fieber", knurrte sie ihren besten Freund an.

"Na, du hast ja mal wieder prächtige Laune, Morgenmuffel!", antwortete dieser und rollte sich auf die andere Seite.

Hinter ihr erklang Gekicher.

Der Rest der Truppe war ebenso wach geworden und amüsierte sich prächtig über die morgendliche Vorstellung.

"Ja, ja, lacht ihr nur, ihr wurdet ja nicht unter einem 200 Kilogramm schweren Bären begraben!", sagte Sky und konnte sich ein Lächeln auch nicht mehr verkneifen.

Langsam krochen alle aus ihren Schlafsäcken, wuschen sich und richteten sich für ihren ersten Tag im Mittelalter her.

Taylor hatte bereits das Lagerfeuer entfacht, als Sky aus dem Zelt trat. Sie frühstückten alle gemeinsam an dem länglichen Holztisch. Wurst und Käse hatten sie von zu Hause mitgebracht. Das Brot, wie immer bei dem Bäcker auf dem Markt gekauft.

Die Gruppe besprach gerade, wie sie den Rest des Tages verbringen wollten, als Skys Nacken kribbelte.

Sie wandte sich um und sah direkt in die dunklen Augen von Ryan. Er stand 20 Meter entfernt von ihr auf dem Wall, auf dem der Weg zu den Toiletten- und Waschwagen entlang führte.

Er sah sehr gut aus in der grauen Jogginghose und dem gleichfarbigen, ärmellosen T-Shirt. Er sah sie unverwandt an, fixierte sie nahezu und Sky wurde von Sekunde zu Sekunde unruhiger. Sie kannte diesen Blick, den Blick eines Raubtiers, das seine Beute ausgemacht hat. Sie rutschte angespannt auf ihrem Stuhl hin und her. Fabio, der schon immer ein gutes Gespür für ihre Gefühlslagen hatte, sah sie fragend an, legte aber dann ohne ein weiteres Wort seinen Arm auf die Stuhllehne.

Sie vergrub beinahe augenblicklich ihr Gesicht in seiner Schulter. Suchte Schutz vor den Blicken des Fremden, die sie zu sehr an jene aus ihrer Vergangenheit erinnerten.

Erst als sie hörte, dass Ryan weggerufen wurde und sie seinen Blick nicht mehr auf sich spüren konnte, richtete sie sich auf und frühstückte weiter.

Sie ignorierte die fragenden Blicke der Anderen, so gut es ging, wusste aber, dass Fabio ihr später keine Ruhe mehr lassen würde, bis sie mit der Wahrheit rausrückte.

RYAN

Er entdeckte das schöne Mädchen mit den blonden langen Haaren auf dem Weg zu seiner Morgenroutine. Sie sah wunderschön aus. Sie trug ein dunkelblaues Leinenkleid mit Trompetenärmeln und einer feinen Schnürung am Rücken. Ihr Haar war zu einem dicken Zopf geflochten und die herausgeschlüpften Strähnen glänzten in der warmen Morgensonne.

Als hätte sie seinen Blick gespürt, wandte sie sich um und sah ihm direkt ins Gesicht. Ihre himmelblauen Augen leuchteten und er hätte den Blick nicht mal von ihr nehmen können, wenn er gewollt hätte.

Ryan bemerkte zwar, dass sie immer nervöser wurde, verstand aber nicht weshalb.

Der Mann zu ihrer Rechten legte ihr den Arm auf die Rückenlehne, als würde er sie für sich beanspruchen, und zu Ryans Ärger kuschelte sie sich sofort an seine Schulter.

Hinter sich hörte er Alex rufen: "Ryan, Alter, komm schon, Mann, wir wollen doch rechtzeitig zum Frühstück zurück sein."

"Was ist los mit dir?", fragte Alex.

"Ich muss sie haben!"

Das entlockte Alex nur ein Grinsen. "Oh, oh, vielleicht sollte ich die Kleine warnen, dass der Tiger angebissen hat", sagte Alex und griente.

Ryan schnaubte verärgert. "Bloß nicht, ich glaube, es läuft sowieso schon auf eine verdammt anstrengende Jagd hinaus. Als Erstes muss ich herausfinden, wie sie zu dem Typen steht, an den sie sich gerade so geklammert hat."

Alex schüttelte den Kopf und ging voran in Richtung der sanitären Anlagen.

SKY

Der Tag verging träge und so gern sie Fabio mochte, versuchte sie, ihn doch ein wenig auf Abstand zu halten. Er suchte ihre Nähe, spürte vermutlich ihre Unsicherheit, denn er kannte sie einfach in- und auswendig. Zumindest die alte Sky. Denn er bemerkte nicht, dass sie das Drängen seinerseits noch unbehaglicher fühlen ließ.

Daher nutze sie die Gelegenheit, als Fabio zur Toilette ging, um Maya zu bitten, mit ihr auf den Markt zu gehen. Gregor, der ihr Gespräch mitbekommen hatte, nickte, um ihnen zu verstehen zu geben, dass nichts weiter für die Gruppe geplant war und sie Zeit hatten, sich den Markt anzusehen.

Auf dem Markt waren viele verschiedene Stände, an denen alles angeboten wurde, was das Mittelalterherz höherschlagen ließ. Von Speisen und Getränken über Kleidung, Taschen, Schmuck, Ton- und Holzartikel jeder Art.

Maya und Sky hatten sich einen Becher Honigmet von ihrem Lieblingshändler besorgt und standen an einem Stand mit Silberschmuck.

"Oh, sind die nicht wunderschön?", fragte Maya und hielt ihr zwei silberne Ohrringe mit kleinen, roten Steinchen entgegen. Sky nickte, war aber völlig versunken in den Anblick einer atemberaubenden Halskette. Sie besaß feine, silberne Glieder, ein tropfenförmiger, dunkelblauer Stein hing als Anhänger herunter und würde wunderbar zu ihrem neuen Kleid passen.

So kam es, dass sie Ryan erst bemerkte, als er direkt neben sie trat.

"Sie würde dir sehr gut stehen und deine Augen betonen, wie es dein Kleid tut." Ryan lächelte sie an, während sie allein aufgrund seiner Nähe in eine Starre verfiel.

"Mein Name ist Ryan ... darf ich deinen erfahren?"

Sie starrte ihn weiter an, bis Maya sie anstieß und ihr zuraunte: "Mund zu, du sabberst gleich!"

Sie schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst. Was hatte dieser Mann nur an sich, dass sie sich benahm wie ein Teenie?

"Sky", murmelte sie leise und senkte den Blick auf den gepflasterten Weg des Marktes.

"Sky? Was für ein außergewöhnlicher Name. Sehr schön, wirklich. Wie die Frau, die ihn trägt", sagte Ryan mit einer Stimme so dunkel und rau, dass er fast schon erregt klang. Sie mochte die Art, wie er sprach, und diese Tatsache ängstigte sie noch mehr.

"Skyler Evé Alister, dass ich dich mal wieder hier treffe!"

Sky hasste die Stimme, die hinter ihr erklang, und trotzdem war sie ihr im Moment mehr als willkommen. Dass Susanne ihren Namen wie immer nicht richtig aussprach, störte sie wenig.

"Hallo Maya, jetzt kommt doch rüber, setzt euch zu uns. Wer ist der neue Mann an deiner Seite?", fragte Susanne und hatte ihren Blick schon auf Ryan fixiert.

Aha, daher weht der Wind also.

Nun ja, sie konnte es Susanne durchaus nicht verübeln. Sie war eine große, schlanke und äußerst attraktive Brünette und würde perfekt zu Ryan passen. Für Sky war es in Ordnung. So würde sie ihn bestimmt schnell wieder los, was eigentlich auch voll zu ihrer Entscheidung zu einer männerfreien Zukunft passte.

Trotzdem empfand sie einen leisen Stich der Eifersucht, als Ryan Susanne musterte und ihr dann ein Raubtierlächeln schenkte.

Ich will ihn ja gar nicht!, dachte sie und sagte auf dem Weg zu dem Tisch: "Susanne, das ist Ryan. Ryan - Susanne." Und gleich darauf: "Maya, komm, lass uns noch nach einer Tasche schauen."

Sie packte ihre Freundin am Ärmel und zog sie schnell Richtung Gassenausgang.

RYAN

Was soll das denn jetzt?, dachte Ryan, als Sky ihre Freundin den Markt hinunterführte.

"Sky, kommst du heute Abend auf das Marktfest?", rief Ryan ihr hinterher.

Sie sagte nichts. Entweder, sie hatte ihn nicht gehört oder sie stellte sich taub. Maya, wenn er den Namen richtig mitbekommen hatte, schaute kurz über die Schulter, nickte und zwinkerte ihm einmal zu.

Wer hätte das gedacht? Er grinste in sich hinein. Da bekomme ich sogar noch Hilfe von der Gegenseite.

Nun grinste er nicht nur innerlich, sondern ließ das Grinsen über sein Gesicht huschen.

"Hallo Ryan, ich komme heute Abend auch, wollen wir dann etwas zusammen trinken gehen?", gurrte Susanne ihm ins Ohr.

Zu jeder anderen Zeit hätte er sie als leichte Beute für zwischendurch mitgenommen. Aber dieses Jahr hatte er sein Ziel schon gesetzt und er hatte das Gefühl, dass Susanne und Sky nicht die besten Freunde waren.

Er hielt noch höflich ein paar Minuten Small-Talk mit Susanne, vielleicht würde einer seiner Freunde sie später haben wollen. Sie war ja durchaus ein sehr hübsches Exemplar der weiblichen Gattung. Dann verabschiedete er sich und ging zurück zu dem Schmuckhändler.

Diese Kette ist das optimale Abschiedsgeschenk nach unseren zwei Wochen, dachte er, denn er war fest davon überzeugt, dass es wie immer sein würde.

Ryan bekam, was er wollte, dicke Tränen am Ende und ein Auf Nimmerwiedersehen, da er zurück in sein wahres Leben ging.

Er kaufte die Kette, ließ sich eine schöne Geschenkverpackung dazu geben und machte sich erneut auf die Suche nach Sky. Auf dem Markt fand er sie aber leider nicht mehr wieder.

Zurück in seinem Lager, bemerkte er den großen Trubel sofort. Wo so ein Chaos herrschte, konnte sein bester Freund Shane nicht weit sein.

Er saß inmitten seiner nicht ausgepackten Sachen, eine Flasche Bier in der einen Hand und auf seinem Schoß eine kleine, süße Rothaarige balancierend.

Wusste der Teufel, wo er die in der kurzen Zeit aufgegabelt hatte.

Die Gruppe hatte sich um ihn versammelt und er gab Geschichten aus seinem Nachtleben in Amerika von sich. Ryan grinste.

Shane entdeckte ihn und sprang auf. Dabei wäre die Kleine beinahe zu Boden gestürzt, sie konnte sich aber gerade noch so an Alex abfangen. Shane rannte auf Ryan zu, sie umarmten sich und klopften sich freundschaftlich die Schultern.

"Hey Ryan, schön dich zu sehen!"

"Hallo Shane, hat alles geklappt?"

Shane musste noch einen Tag länger in Amerika bleiben, da am Abend zuvor noch ein wichtiger Geschäftstermin anstand.

"Gut, gut, danke", antwortete Shane und strahlte über beide Ohren, als die kleine Rote sich wieder an ihn schmiegte.

"Aber lass uns später weiter reden. Ich werde jetzt erstmal alles aufräumen, Lissy hilft mir", sagte Shane mit einem verschmitzten Grinsen, das Ryan sofort sagte, dass er für die nächsten Stunden nicht im Zelt erwünscht war.

Er wollte sie für sich, zumindest vorerst, später würde er sie teilen. Aber Ryan hatte sowieso kein Interesse und setzte sich erst mal zu seiner Gruppe ans Lagerfeuer.

"Ich heiße Lucy", hörte er das Mädchen noch zicken, aber Shane schob sie nur mit einem gemurmelten "Klar, sicher, Lucy" vor sich her ins Zelt.

Ryan genoss die Gespräche um ihn herum und malte sich währenddessen den Abend mit Sky aus.

Dieses Mädchen war genau sein Ding!

Klein, schlank, mit tollen Kurven an den richtigen Stellen. Ihr Gesicht war wunderschön und ihre schüchterne Art machte ihn derart an, dass er merkte, wie allein bei dem Gedanken daran, sie zu verführen, seine Hose eng wurde.

Ja, heute Abend, dachte er, seufzte dann und schüttelte die Gedanken ab, bevor die ganze Gruppe sehen konnte, wie erregt er war.

SKY

"Maya, ich will da nicht hin!", bettelte sie.

Ihre ganze Gruppe war schon dabei, sich für die Auftaktparty der Mittelalterwochen zurechtzumachen. Zoey ließ sich gerade die Haare von Maya flechten und grinste Sky frech an.

"Nur weil er da ist. Mensch Sky, da werden noch tausende andere Personen sein. Es ist doch nicht einmal sicher, dass du ihm überhaupt begegnen wirst! Mach dich locker, wir sind alle da und selbst, wenn wir ihm begegnen sollten, ich würde mich freuen. Nach allem, was Maya über ihn erzählt hat, muss er ja echt lecker sein."

Zoey grinste während ihres Vortrags über beide Ohren. Sky wusste, dass Zoey nichts anbrennen ließ. Und Zoey bekam immer, was sie wollte. Sie war eine wunderschöne, große Blondine in Kleidergröße 34. Sie war die Tochter reicher Eltern, verdiente mittlerweile aber selbst gutes Geld auf dem Laufsteg. Sie war nie um Worte verlegen und eben solche musste nun auch Sky über sich ergehen lassen.

"Zieh dich um, hopp hopp, nimm das Schwarze mit dem Mieder, das lässt deine Haare und Augen schön leuchten. Dann komm wieder und ich schminke dich für heute Abend. Maya macht dir bestimmt auch die Haare", sagte Zoey und sah um Zustimmung heischend über die Schulter zu Maya.

"Na gut", murmelte Sky und gab sich geschlagen. Sie zog sich zurück in das Schlafzelt, um sich umzuziehen.

Zehn Minuten später stand sie vor Zoey, die sie schminkte, während Maya ihr das Mieder band und die Haare geschickt hochsteckte. Eine weitere Viertelstunde später war auch Sky fertig für die Party. Sie bekam von den Frauen ein zustimmendes Nicken und die Männer ihrer Gruppe warfen ihr anerkennende Blicke zu. Fabio pfiff kurz durch die Zähne.

"Wow, Sky, du siehst zum Anbeißen aus!", sagte er. Sky lächelte flüchtig und wand sich ein bisschen unter den Blicken der Truppe.

Geschlossen gingen sie zum Festplatz, welcher in der Nähe des Marktplatzes lag.

RYAN

"Hey Shane, wo ist dein Mädchen von heute Mittag?", fragte er.

Shane antwortete: "Hab ich zurückgebracht. Hat nicht gehalten, was die Verpackung versprochen hat. Wow, was ist das denn Feines? Oh Honey, ich brauche dich!"

Ryan folgte Shanes Blick und ihm wären fast die Augen aus dem Kopf getreten. Nur etwa zehn Meter vor ihm lief Sky, gekleidet in ein atemberaubendes, schwarzes Brokatkleid. Das Mieder war fest geschnürt und zeigte dadurch ihre perfekte Sanduhrfigur. Die Haare waren hochgesteckt, entblößten ihren langen, wohlgeformten Hals und die schönen, nackten Schultern. Er musste hart schlucken und auch seine Libido meldete sich schon wieder als bereit.

"Nein!", knurrte er Shane an. Dieser sah ihn verwirrt an. "Die ist schon vom Markt, die gesamten zwei Wochen, und ich werde auch nicht mit dir teilen, dass das gleich klar ist!" Ryans Tonfall hatte sich nur wenig vom Knurren entfernt, woraufhin Shane nur die Augenbrauen hoch zog.

"Okay, okay, hab ich verstanden. Mann, die hat's dir aber mächtig angetan, was Bro?"

Ryan schüttelte erst über sich selbst den Kopf und nickte dann nur. Er wusste nicht, warum er sich so extrem benahm, aber er wollte sie einfach.

Sie machte ihn an, viel mehr als die meisten Frauen in den vergangenen Jahren. Außerdem war er verärgert. Ging sie doch Hand in Hand mit dem Typen, bei dem sie sich schon heute früh versteckt hatte. Und dieser strahlte auch noch so etwas wie Besitzerstolz aus.

Dieser Angelegenheit würde er noch heute auf den Zahn fühlen, vielleicht konnte er einen seiner Freunde auf ein Mädchen der Gruppe ansetzen. Nicht auf Sky natürlich, aber es standen ja genügend andere attraktive Damen zur Wahl.

Ja, das ist ein hervorragender Plan, dachte Ryan und wandte die ganze Zeit seinen Blick nicht von Skys Rückansicht ab.

SKY

Es war eine berauschende Atmosphäre. Es war mittlerweile dunkel geworden und auf dem gesamten Marktplatz leuchteten Fackeln. Die Flammen tanzten im lauen Sommerwind.

Überall waren Menschen, die sich in Gruppen zusammen gesetzt hatten. Sie lachten, tranken, aßen und tanzten.

Sky war, wie jedes Mal, wenn sie die Party zum Auftakt des Festivals besuchte, völlig überwältigt von den Eindrücken. Fabio, der dieses Phänomen bereits kannte, hatte Skys Linke in seine linke Hand gelegt, um sie mit der Rechten am unteren Rücken sanft weiter vorwärts schieben zu können. Sky war froh darüber, sie hätte den Anschluss zu ihrer Gruppe verloren, wenn Fabio sie nicht weitergedrängt hätte.

Sie Setarips setzten sich an einen der vielen runden Tische, die am Rande des Platzes standen.

Sie bestellten sich alle zusammen etwas zu Essen und zu Trinken und sahen dem bunten Treiben zu.

"Na Sky, hast du Mr. Right schon entdeckt?", stichelte Zoey in die noch nicht verheilte Wunde.

"Wer ist Mr. Right?", wollte Fabio wissen und legte seinen Arm, nicht ganz so unauffällig wie er dachte, auf ihre Rückenlehne. Sie verdrehte die Augen, sowohl über Zoey, als auch über Fabio.

"Niemand. Maya, kommst du mit mir zur Toilette?"

Sky wollte weg von den beiden, die es nicht lassen würden, in dem Thema zu stochern, bis sie wimmernd am Boden lag. Maya verstand sofort, ohne ein Wort stand sie auf und ging mit Sky über den Platz in Richtung der Toiletten.

"Du weißt, dass sie es nicht so meinen", versuchte Maya die Wogen zu glätten.

"Ja, Zoey hat nun mal das Feingefühl eines wilden Bullen und Fabio führt sich in letzter Zeit auf wie ein Platzhirsch", schnaubte Sky verächtlich.

Sie sah zu Maya, die wie hypnotisiert nach vorne stierte. Stirnrunzelnd überlegte sie, was Maya wohl dachte.

Als sie den Kopf wenden wollte, um zu sehen, was Maya so aus der Bahn warf, prallte Sky gegen eine Wand. Starke Arme fingen sie ab, als sie zurücktaumelte und beinahe ins Straucheln geraten wäre.

Sie schüttelte ihre Benommenheit ab und hob den Blick, um zu sehen, wogegen sie gerannt war. Eine breite Brust. Eine sehr breite, sehr nackte, braun gebrannte, unbehaarte Brust. Schön definierte Muskeln, die in einen perfekten Sixpack übergingen. Unterhalb des Bauchnabels führte eine schmale Linie schwarzer Haare in die bunte, locker sitzende, knielange Hose.

"Es freut mich wirklich, dass dir gefällt, was du siehst, Sky, und ich stehe jederzeit gerne für eine eingehende Musterung zur Verfügung. Leider muss ich aber in zwei Minuten auf der Bühne sein, also müssen wir unser Vorhaben auf später verschieben."

Sie erkannte Ryans Stimme sofort.

Die Worte rissen sie aus ihrer Trance.

Röte stieg in ihr Gesicht. Sie wandte ihren Blick schnell wieder zu Boden und sah zwei perfekt geformte Unterschenkel und zwei schöne Füße. Sogar seine Zehen waren ansehnlich, obwohl Sky Zehen im Allgemeinen als hässlich empfand.

Als ihr bewusst wurde, dass sie ihn schon wieder musterte, wurde sie noch ein bisschen roter und wandte den Blick Maya zu. Diese starrte mit offenem Mund über ihre Schulter und fragte: "Wer zum Teufel ist dieser göttergleiche Adonis an Ryans Seite?"

An Ryans Seite?

Ihr war nicht aufgefallen, dass Ryan nicht alleine gewesen war. Sie wandte sich ab, um Ryans Begleiter zu sehen. Von hinten glichen sich die beiden wie eineiige Zwillinge.

Oh, waren wohl wirklich zu zweit gewesen ...

Skys Blick heftete sich auf Ryans Rückansicht. Er hatte einen breiten Rücken und eine schmale Taille. Über seinem Hosenbund sah man zwei Grübchen links und rechts der Wirbelsäule. Sein Po war zum Niederknien. Sie konnte ihn in dem Moment, als Ryan die Bühne betrat, hervorragend unter der Gauklerhose erkennen.

Prompt ertappte Ryan sie dabei, wie sie ungeniert seine Rückseite musterte, und zwinkerte ihr kurz zu. Beschämt errötete Sky erneut und wandte ihren Blick schnell wieder ab.

Maya zog sie an den linken Rand des Platzes, um die Show besser sehen zu können. Sie erwartete wohl keine Antwort auf ihre Frage von Sky, die eindeutig in den Anblick von Mr. Right versunken war.

RYAN

"Brauchst du eine kalte Dusche, ne schnelle Nummer oder hast du auch so noch genügend Blut für dein Gehirn zur Verfügung, um unsere Show durchzuziehen?", feixte Shane, der aber selber seine Hose zurechtrücken musste, um genügend Platz für seine beginnende Erektion zu schaffen.

Ryan hob nur eine Augenbraue, blickte demonstrativ auf Shanes ausgebeulte Hose und zurück in seine Augen. Dieser grinste nur und sagte: "Hast du das Wahnsinns-Mädel neben der zukünftigen Mrs. Black gar nicht gesehen? Mann, die hat mich quasi mit Blicken ausgezogen!"

Er schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu erinnern, wer da neben dem Objekt seiner Begierde gestanden hat. Hmm, ach ja, dachte er und sagte: "Maya."

"Ich dachte, sie heißt Sky", sagte Shane und runzelte verwirrt die Stirn.

"Nein, ja, ach, sie heißt Sky und Maya war die Frau neben ihr. Und ja, wir können die Show starten, ich bin bereit."

"Sehe ich", grinste Shane, wandte sich dann aber ab und gab dem Rest von Fire&Ice das Zeichen zum Start.

Der Auftritt begeisterte die Zuschauer. Alle Einlagen funktionierten perfekt und sie hatten keinen der Tricks verlernt. Shane und Ryan hielten sich körperlich extrem fit und sie trainierten auch regelmäßig zusammen die Übungen für die Auftritte. In der Gruppe war es aber doch immer etwas anderes. Es war erst das dritte Jahr, dass sie ihre Shows auch auf der großen Bühne zeigten und nicht nur für die Besucher ihres Lagers.

Sie klopften sich gegenseitig auf die Schulter und beglückwünschten sich zu dem Auftritt.

Die Jungs einigten sich darauf, in der für sie reservierten Sitzecke Platz zu nehmen und die gelungene Darbietung gebührend zu feiern.

Ryan hingegen wollte lieber Sky suchen und wie es aussah, würde Shane ihn begleiten, ob er wollte oder nicht. Shane hatte dieses Glitzern in den Augen und Ryan war alles andere als froh darüber, dass er ausgerechnet Maya als die Seine für heute erwählt hatte. Sollte Shane Maya bereits nach einer oder zwei Nächten abservieren, wäre Sky wohl nicht mehr sonderlich gut auf ihn zu sprechen. Er könnte den Hund erwürgen!

Obwohl er nicht an die große Liebe oder auch nur die Liebe überhaupt glaubte, wählte seine Frauen so, dass sie die gesamten 14 Tage behalten wollte. Er wechselte sie nicht täglich aus, so wie Shane es bevorzugt tat.

Shane machte sich nicht die Mühe, er nahm, was ihm vor die Füße lief und ihm gefiel, ohne Rücksicht auf Verluste.

Ryan schüttelte den Kopf, er mochte noch so lange nachdenken, Shane würde sich ebenso wenig von einem gesetzten Ziel abbringen lassen wie er und sein Ziel war ganz sicher Sky. Die schüchterne, herrlich errötende Sky, die ganz offensichtlich ihm gegenüber auch nicht abgeneigt war.

Er blickte sich um und sah, dass sie den Platz überquerte, um zurück zu ihren Freunden zu gelangen. Er musste sich beeilen, wollte sie erreichen, bevor sie sich wieder an ihren Beschützer klammern konnte. Nicht, dass ihm dieser Typ das Wasser reichen könnte, aber er hatte so ein Gefühl, dass es besser wäre, sich nicht mit ihm anzulegen, denn das würde ihm bei seinen Plänen eher im Wege stehen.

Er quetschte sich durch die Menge und kam dabei leider nur langsam voran. Viele Bewunderer und Gratulanten hielten ihn auf, um mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Er servierte sie alle so schnell und höflich wie möglich ab und hoffte, dass Shane sich etwas länger von dem ein oder anderen weiblichen Fan ablenken ließ.

Dann ließ er seine Blicke wieder über die Menge schweifen. Da! Sky war nur noch knapp 20 Meter von ihrer Gruppe entfernt. Er beeilte sich und war nach einer weiteren Minute bei ihr. Er griff nach ihrer Schulter und ihn durchfuhr ein Stromstoß, als hätte er an den Zaun einer Koppel gefasst.

Auch sie zuckte zusammen und wirbelte mit Schreck geweiteten Augen zu ihm herum.

Ihre Reaktion verwirrte ihn und deshalb sprach er mit leiser, beruhigender Stimme: "Hey Sky, sorry, ich wollte dich nicht erschrecken."

Sie wich zwei Schritte zurück, schien sich dann aber wieder zu entspannen. Sie sah ihm in die Augen, nickte kurz und wollte sich schon wieder abwenden. Aber so schnell wollte er dieses hinreißende Geschöpf nicht gehen lassen.

"Würdest du etwas mit mir trinken gehen? Mit mir auf den gelungenen Auftritt anstoßen? Es hat dir doch gefallen?", stellte er schnell seine Fragen, bevor sie sich aus seiner Reichweite schleichen konnte.

Sie sah ihn wieder an und er versank in ihren Augen. Sie lächelte ein wenig und er konnte sein siegesgewisses Lächeln nicht mehr unterdrücken.

Treffer, dachte er, oder auch nicht, als er sah, wie ihr Lächeln abrupt verschwand.

"Nein, danke", sagte sie leise und wollte sich schon abwenden.

Verwirrt runzelte er die Stirn. Was ist denn nun schon wieder los? Er griff erneut nach ihrer Schulter, aber Sky drehte sich aus seinem Griff, wich einige Schritte zurück und funkelte ihn aus ihren schönen Augen mit einer Mischung aus Angst und Trotz an.

"Lass das!", fauchte sie.

Er hob beschwichtigend die Hände und versuchte, sie mit seiner Körperhaltung und seinen ruhigen Worten zu beschwichtigen.

"Es tut mir leid, Sky. Wirklich, alles was ich wollte, war, mit dir etwas zu trinken und ein bisschen mit dir zu sprechen. Alles okay! Wenn du nicht möchtest, dass ich dich anfasse ... okay. Wirklich, ich wollte dich nicht erschrecken."

Sie legte den Kopf schief und musterte ihn lange und intensiv. Er bemühte sich, so unschuldig, wie es einem Mann von seiner Statur möglich war, auszusehen und seine Verwirrung nicht durchblicken zu lassen.

Was war nur los mit diesem Mädchen? Sie hatte durchaus Interesse an ihm, so viel traute er sich aus ihrem Blick zu deuten.

Aber sobald er seinen Charme auf sie wirken ließ, machte sie dicht. Er verstand sie noch nicht, nahm sich aber fest vor, eine Lösung für das Rätsel Sky Evé Alister zu finden.

SKY

So sehr er es auch versuchte, sie kaufte ihm seinen Verlorener-Welpe-Blick nicht ab. Aber die Verwirrtheit, die er ausstrahlte, schien echt zu sein.

Auch wenn sein Ego mehr als groß genug war, wie das Raubtierlächeln nach seiner Einladung ihr sagte, tat er ihr nun doch ein bisschen leid. Sie wollte nicht, dass er ihre Ablehnung persönlich nahm, denn das war sie nicht. Sie betraf Männer im Allgemeinen und Männer, die mehr als Freundschaft im Sinn hatten, im Besonderen.

Sie überlegte, ob sie nicht einfach für ein Getränk mit ihm gehen sollte. Währenddessen konnte sie ihm erklären, dass sie kein Interesse hätte - obwohl das schlicht gelogen wäre, denn Interesse an ihm hatte sie sehr wohl, wollte es aber nicht haben. Zwei Hände, die sie packten und über eine Schulter warfen, unterbrachen ihre Überlegungen.

Sie wehrte sich schon gegen den Griff, als sie die dazugehörige Stimme erkannte. "Sky-Schätzchen, wir suchen dich schon überall! Ich soll dich umgehend an unseren Tisch befördern!"

Es war die Stimme von Jonas, ihrem langjährigen und homosexuellen Freund aus ihrem Heimatdorf. Sie liebte ihn, seit er sich geoutet hatte sogar noch viel mehr, weil sie sich nie Sorgen darum machen musste, dass er einmal etwas falsch verstand.

Jonas wollte sich gerade zum Gehen wenden, als sie im selben Moment loskicherte, in dem Ryans Gesicht sich von ungläubig zu wütend änderte und er knurrte: "Lass sie sofort los oder ich breche dir jeden Finger einzeln!"

Sky verstummte abrupt. Sie und Jonas sahen verdutzt Ryan an, dessen Miene nun auch wieder von wütend zu verwirrt wechselte.

Die Situation war so seltsam, dass sie einfach wieder lachen musste. Jonas wandte sich wortlos ab und steuerte den Tisch der Setarips an. Als sie den Kopf hob und sich an Jonas Rücken abstützte, um noch einmal nach Ryan zu sehen, ächzte Jonas leicht auf.

Sie fand Ryans nachdenklichen Blick und rief ihm zu: "Sorry Ryan, ich hab Besuch bekommen!" Sie deute auf den Neandertaler unter sich und schenkte Ryan ein befreites Lächeln.

Er lächelte unwillkürlich zurück. Es war das schönste und ehrlichste Lächeln, mit dem er sie je bedacht hatte, und sie wusste in diesem Moment, dass sie diesem Lächeln nichts würde ausschlagen können.

RYAN

In seinem Kopf drehte sich alles. Er wusste nicht, was in ihn gefahren war, warum er so aggressiv auf diesen Typen reagiert hatte. Ja, er hatte sie angefasst, und ja, er selbst durfte das anscheinend nicht, aber das war Skys Entscheidung und nicht seine.

Sie hatte gekichert. Er hätte nie gedacht, dass sie eine Frau war, die kicherte. Sie wirkte immer ein bisschen kühl, schüchtern und ruhig.

Das Gekicher von jeder anderen Frau ging ihm gewaltig auf die Nerven, aber Skys war himmlisch. Es war echt, nicht so aufgesetzt wie das der Meisten. Der Fremde trug sie mit großen Schritten davon und sie sprach mit voller, kräftiger Stimme zu ihm, als wäre der Mann unter ihr ein persönlicher Verstärker. Und dann auch noch dieses Lächeln, ein Lächeln, wegen dem mancher Krieg ausbrechen konnte.

Wow, wo kommt das denn her?

Er musste sich dringend auf die Suche nach Shane machen, bevor all diese philosophischen Ideen sich noch einnisteten. Er wollte das Mädchen schließlich nur für zwei Wochen.

Also Shane suchen, Kopf gerade rücken und neuer Versuch bei Sky, legte er sich gedanklich seinen Plan zurecht und begab sich auf den Weg zu seiner Gruppe.

SKY

Jonas ließ Sky auf einen Stuhl herab, beugte sich über sie, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann ließ er sich neben sie fallen. Sie lächelte ihn an und sah sich dann am Tisch um.

Die Gruppe war nicht vollzählig.

Alexa bemerkte ihren Blick und erklärte: "Maya hat dich unterwegs verloren und kam ziemlich panisch zum Tisch zurück. Die Anderen sind sofort los, um dich zu suchen. Verdammt, Sky, kannst du ihnen nicht mal sagen, dass du kein Baby mehr bist?" Sie klang ein bisschen schnippisch und zog gleich ihr Handy heraus, um alle Suchenden über Skys Rückkehr zu informieren.

Sky konnte verstehen, dass es Alexa nervte, wenn ihretwegen die Stimmung so gedrückt wurde.

"Mach ich, sorry! Hey Jonas, seit wann bist du denn hier und wie lange bleibst du?", wandte sie sich an ihren Entführer. Dieser grinste breit.

"Bin kurz vor Mayas großem Auftritt angekommen. Ich bleibe erst mal drei Tage, dann habe ich ein Shooting in Mailand. Je nachdem wie lange wir brauchen, komme ich noch einmal ein paar Tage zurück."

Die Anderen trudelten nach und nach am Tisch ein, warfen ihr einen prüfenden Blick zu und entspannten sich dann sichtlich.

Fabio und Maya kamen als letztes. Sie wirkten angespannt und Maya platzte gleich heraus: "Sky, wo warst du? Du warst auf einmal weg! Ich hab mir Sorgen gemacht!!"

"Wir!", korrigierte Fabio in mürrischem Tonfall und mustere Sky noch immer prüfend.

"Ich hab unterwegs jemanden getroffen und mich kurz unterhalten. Ich wollte mich gerade verabschieden, als ich Jonas traf", antwortete Sky und ignorierte die ärgerliche Miene von Fabio. Maya grinste verschmitzt und stieß Zoey an.

"Oh, Ryan, na klar. Hatte er Adonis auch dabei?", wollte sie gleich wissen. Sky schüttelte den Kopf, nicht nur auf Mayas Frage, sondern auch auf die Gesichter der Anderen hin.

"Warum hast du ihn denn nicht mitgebracht? Ich meine, wenn du ihn nicht möchtest, ich suche ja immerhin noch Mr. Right für die kommenden Nächte. Ich würde gern ein Plätzchen finden, wohin ich diesem Schnarch-Schlaf-Bunker entkommen kann", kicherte Zoey und strich sich die Haare glatt.

Diese Vorstellung gefiel Sky gar nicht, aber was hätte sie sagen sollen? Sie konnte ja nicht etwas für sich beanspruchen, das sie dann eigentlich gar nicht haben wollte.

Ärgerlich über das Durcheinander in ihrem Kopf, schüttelte sie die Gedanken an Ryan ab und folgte den entstehenden Gesprächen. Die allgemeine Aufmerksamkeit wandte sich wieder von ihr ab.

Dem Himmel sei Dank!

Die neugierigen Blicke von Maya, Zoey, Fabio und Jonas ignorierte sie, so gut sie konnte, und hoffte, ihren Fragen noch eine Weile ausweichen zu können. Sie hatte ja selbst noch keine Antworten auf die Fragen, die unweigerlich kommen würden.

RYAN

"Herzdame gefunden?", warf Shane ihm entgegen und grinste.

"Ja, aber sie wurde verschleppt.", brummte er zurück. Shane hob eine Augenbraue und Ryan erläuterte weiter: "Sie bekam Besuch von irgend so einem blonden Schönling, der sie suchte und dann zurück zu ihrem Tisch brachte."

"Du weißt, wo sie sitzen? Maya auch?" Shane wirkte schon fast aufgeregt und in Ryans Kopf formte sich eine geniale Idee. Er würde Shane zu dem Tisch schicken, ein bisschen später zufällig daran vorbeischlendern, Shane entdecken und sich zu ihnen gesellen.

Perfekt!

So konnte er sogar herausfinden, wie es um die Männer in der Runde stand.

"Ja, weiß ich, Alter! Schräg gegenüber, in diese Richtung und dann vor dem großen Apfelbaum rechts, vierter oder fünfter Tisch, kann mich nicht genau erinnern."

Shanes Augen funkelten und er machte sich sofort auf den Weg. Ryan selbst setzte sich erst einmal und trank eine Runde mit seinen Freunden. Wenn sein Plan aufgehen sollte, musste er Shane ein bisschen Vorsprung lassen.

SKY

"Ich geh noch mal eine Runde, will jemand mit?", fragte Maya. Als alle die Köpfe schüttelten, zuckte sie nur mit den Schultern und schlenderte in Richtung Bar davon.

Die Unterhaltung drehte sich wieder mal um die Planung der kommenden Tage. Was zu tun sein würde und was sie unternehmen wollten. Ihr Programm war stets voll, da jeder von ihnen so viel wie möglich von ihren zwei Wochen haben wollte.

Es gab verschiedene Aufführungen, die sie sehen wollten, kleinere Ausflüge und Wanderungen mit der gesamten Gruppe und natürlich Pflichttermine für die Teilnehmer des Festivals.

"Hallo, Sky, richtig? Ich bin Shane, Ryans Freund aus Amerika."

Der Von-Hinten-Zwilling von Ryan grinste sie frech an und ließ sich auf den von Maya freigemachten Stuhl zwischen Jonas und Zoey fallen. Die beiden waren sich auch von vorne ähnlich.

Shane wirkte ein wenig kantiger. Rauer. War aber durchaus ein genauso schöner Mann wie Ryan. Sie verstand, dass Maya so angetan von ihm war, fand jedoch, dass Ryan besser aussah.

Die Gespräche waren verstummt und alle schauten zwischen ihr und Shane hin und her. Letzteren schienen die Blicke nicht zu stören. Er musterte die Runde reihum.

Tja, so, wie er aussieht, kann er sich so ein Riesen-Ego auch leisten!

Sie verstand, warum die Frauen am Tisch, inklusive Jonas, ihn unverhohlen lüstern musterten und die Männer der Runde ihn aus Neid und Konkurrenzdenken lieber gleich wieder loswerden mochten.

Er saß hier genauso, wie er auf der Bühne aufgetreten war. Bis auf die lockere, bunte Hose nackt. Er war mindestens so trainiert wie Ryan, doch Shane hatte ein paar deutliche Narben an Armen und Oberkörper, sodass er eigentlich gefährlicher wirken müsste als Ryan. Shanes Grinsen jedoch war so ehrlich und offen, dass man seinem Wesen keine dunkle Seite zutrauen mochte.

Nach einem Moment angespannten Schweigens fand sie ihre Stimme glücklicherweise wieder.

"Hi Shane, wie geht’s? Was treibt dich zu uns?", versuchte sie die Situation zu entschärfen. Shane zuckte die Schultern.

"Ich sah dich und dachte, ich komm mal vorbei und sag dir und Maya hallo, aber ich sehe, sie ist gar nicht da! Aber dafür andere nette Gesellschaft."

Er grinste verschmitzt erst Zoey zu seiner Rechten an und dann Jonas zu seiner Linken. Was Jonas genauso zu verwirren schien wie Sky. Jonas hatte sich schnell wieder gefangen, lächelte breit zurück und streckte Shane die Hand entgegen.

"Hi, ich bin Jonas. Ich bin für zwei Tage zu Besuch hier und eventuell nächste Woche noch einmal." Shane gab ihm die Hand und wandte sich dann wieder an Zoey.

"Und du, Honey?"

"Zoey. Ich bin die ganze Zeit da, wie steht’s mit dir, Schätzchen?" Zoey grinste wie die Katze vor der Milch. Sky wusste weshalb. Für Zoey war die Gesellschaft für die nächsten zwei Wochen so gut wie sicher und sie war gedanklich wohl schon mit ihrer eigenen Aktivitätenplanung beschäftigt.

"Ebenso", antwortete Shane und legte die Arme auf die Rücklehnen der beiden. So wie Sky, verstanden nun auch Jonas und Zoey. Sie musterten sich kurz, dann zuckte Jonas mit den Achseln und grinste Zoey und Shane an. Auch für Zoey schien diese Dreier-Kombi in Ordnung zu sein, denn sie fragte im nächsten Moment, ob Jonas und Shane mit ihr auf den Berg gehen würden, um die Mitternachtsfeuershow anzusehen.

Die Gespräche aller drehten sich eine Zeit lang um das nächtliche Spektakel und Fabio stand auf, um die nächste Runde für den Tisch zu besorgen. Shane drückte ihm kurzerhand ein paar Scheine in die Hand, um allen für die Gastfreundschaft die Getränke zu spendieren.

Sky sah gedankenverloren in die Menge, als eine Stimme sie aus ihren Tagträumen riss.

"Shane, da bist du, ich hab dich schon überall gesucht."

Im nächsten Moment wurde der Stuhl neben Sky hervorgezogen und Ryan ließ sich darauf fallen. Sky war nicht wirklich überrascht über Ryans Auftauchen.

Die Art und Weise, wie Shane erst mit einer Augenbraue zuckte und dann träge zu lächelte, sagte ihr, dass Shane nichts von seinem Glück gewusst hatte. Ryan hatte ihn aber nichts desto trotz für seine Idee eingespannt.

"Hi Sky, so sieht man sich wieder", grüßte er und nickte Jonas flüchtig zu.

Der gab frech zurück: "Hätte ich vorher von deinem Freund Shane gewusst, hätte ich Sky zu dir an den Tisch getragen, anstatt hierhin zurück."

Alle lachten und auch Ryans Lächeln erreichte seine Augen. Sky hatte nicht das Gefühl gehabt, als könnten Jonas und er Freunde werden, doch das Geknurre und die bösen Worte vor wenigen Stunden schienen vergessen. Nicht wichtig, dachte Sky, sie wollte Ryan sowieso nicht näher kennenlernen.

RYAN

Sein Plan hätte nicht besser laufen können! Er hatte gesehen, wie der Typ, der neben Sky saß, sich in Richtung Bar aufmachte. Die Gelegenheit, einen Platz neben Sky zu ergattern, konnte er sich nicht entgehen lassen, davon abgesehen war ohnehin kein anderer Platz mehr am Tisch frei gewesen.

Dass Shane Jonas sexuelle Vorlieben aufgedeckt hatte und Jonas daher nicht zu den Konkurrenten zählte, gefiel ihm noch viel besser. Jonas hatte eindeutig nur Augen für Shane und betrachtete das blonde Mädchen auf Shanes anderer Seite wohl eher als notwendiges Übel.

Was da zwischen den Dreien ablief, hatte er sogar von Weitem erkennen können und fragte sich nun, wann Shane das Zelt wohl für sich beanspruchen würde. Vielleicht konnte er sich bis dahin schon eine Schlafstätte mit Sky teilen.

"Jetzt können wir ja doch noch was zusammen trinken", grinste er Sky an.

Sie lächelte zurück, aber man sah ihr die Unsicherheit an. Er fragte sich, warum sie so unsicher war. Sie war der Traum eines jeden Mannes, eine Sexbombe, wenn sie lächelte geradezu atemberaubend schön. Gleichzeitig wirkte sie irgendwie zerbrechlich und unschuldig, sodass sich bei jedem Mann der Beschützerinstinkt regen musste. Eine nicht zu toppende Kombination und er würde sie für die nächsten zwei Wochen besitzen.

Hinter ihm erklang ein Räuspern und ein großes Tablett mit Drinks landete nicht allzu sacht auf dem Tisch.

"Du sitzt auf meinem Platz", knurrte Fabio. Ryan ließ sich nicht anmerken, wie sehr der Ärger in ihm aufstieg.

Der Typ hatte sowieso schon schlechte Karten, weil er dauernd an seiner Frau hing und dieses Geknurre von der Seite konnte er sein Leben lang noch nicht gut ertragen.

Er atmete tief durch, zuckte die Schultern und sagte: "Es stand kein Name drauf."

Er wollte sein Gespräch mit Sky wieder aufnehmen. Sollte der Trottel sich doch einen anderen Platz suchen. Leider sah er ihn im Augenwinkel nur böse lächeln, bevor er sagte: "Sky-Süße, steh bitte auf!"

Ryan dachte, er würde sie jetzt zurück zum Lager schleppen, aber was dann kam, brachte seine Wut beinahe zum Überlaufen.

Sie stand wie selbstverständlich auf, der Typ setzte sich auf ihren Stuhl und platzierte Sky quer auf seinem Schoß. Diese lächelte ihn kurz an, legte ihren linken Arm um seine Schultern und beugte sich dann nach vorne, um drei Drinks vom Tablett zu nehmen.

Er kochte, ließ sich aber nichts anmerken. Sie reichte dem Typen einen Drink und streckte dann Ryan ein Glas entgegen.

Als er es nehmen wollte, sah sie ihm fest und hart in die Augen. Ihre eigenen wurden zu Eis und es lag eine eindeutige Warnung dahinter.

Lass ihn in Ruhe! Du verlierst!, schienen sie zu sagen und Ryan wusste, dass sie die Bestie in seinem Inneren gesehen hatte.

Er zog verwundert die Brauen zusammen. Er hatte ein gutes Pokerface und selbst seine engsten Freunde konnten seine wahre Gefühlslage nicht immer erkennen. Dass sie ihn nach den wenigen Momenten, die sie zusammen verbrachten, bereits so gut zu deuten wusste, verwirrte ihn sehr.

Er nahm ihr den Drink ab und nickte kaum merklich. Er wollte sie schließlich nicht verärgern, sondern für sich gewinnen.

Sie stießen alle zusammen an und Sky schien sich wieder etwas beruhigt zu haben.

Der Mann unter ihr streichelte ihre Hüfte und vergrub seine Nase in ihren Haaren.

Sie lehnte sich ein wenig zurück und zog eine Augenbraue in die Höhe. Sofort verwandelte sich das selbstgefällige Grinsen des Typen in einen Welpen-Blick und Ryan konnte sich kaum noch beherrschen.

Diese Show, die er abzog, ging so eindeutig daneben, dass sie nur noch zum Lachen war. Ryan konnte zwar immer noch nicht zuordnen, was da zwischen den beiden war, aber sie waren definitiv kein Paar im eigentlichen Sinne. Er freute sich und hätte wirklich gern aus voller Seele gelacht.

Als er sich wieder ein Stück zurückdrehte, um das Spektakel weiter zu verfolgen, starrte Sky ihn wieder mit ihrem Eisblick nieder.

Nun hätte er wirklich selber gern die Welpen-Nummer abgezogen, aber er wusste ja bereits, dass sie bei ihr nicht zog. Daher lächelte er nur schief und zuckte mit den Schultern.

Erstaunlicherweise erwiderte sie sein Lächeln. Aus jüngster Erfahrung wusste er, dass er sich nicht zu früh freuen durfte. Also lächelte er zwar weiter, blieb aber wachsam, ob sich ihre Stimmung schnell wieder ins Gegenteilige wandelte. Doch alles blieb bestens.

Er entspannte sich langsam wieder und lauschte der Konversation am Tisch. Sie erzählten Anekdoten aus den vergangenen Jahren und neckten sich dabei gegenseitig. Nach einer weiteren halben Stunde und einem weiteren Drink, war es an Ryan, eine Runde auszugeben.

Er ging zur Bar und sah aus dem Augenwinkel, wie Sky fast unverzüglich auf seinen Stuhl wechselte. Ryan lächelte in sich hinein.

Nein, definitiv kein Paar.

Er bestellte die Drinks, trug das Tablett zurück zum Tisch und hörte gerade noch die letzten Sätze des gezischten Gesprächs von Sky und ihrem Freund.

"Bleib einfach sitzen", knurrte dieser und sie antwortete leise: "Das kann ich doch nicht machen."

Sie bemerkte, dass er näher kam, und lächelte. In dem Moment, als der Mann noch ein hartes "Doch" hinterher schob, fiel ihr Lächeln in sich zusammen. Sie wandte sich ihm zu und dieses Mal bekam der Typ den Eisblick zu spüren.

Ryan tat, als hätte er von allem nichts mitbekommen. Er stellte das Tablett ab und rief ein fröhliches "Die Drinks sind da!" in die Runde.

Dann sah er von Sky zu ihrem Freund und wieder zurück, zuckte gespielt gleichgültig mit dem Schultern, bückte sich und hob Sky auf seine Arme. Sie quiekte mädchenhaft, während Ryan sich auf den Stuhl fallen ließ und sie auf seinem Schoß platzierte. Sie kicherte, oh ja, ihm gefiel dieses Kichern eindeutig.

"Ryan, was soll das?", wollte sie wissen, klang dabei aber nicht halb so ernst, wie sie es wohl gern gewollt hätte.

Ryan lächelte, schaute ihr in die Augen und sagte: "Ich hab mir nur meinen Platz zurückerobert."

Er war sich sicher, dass ihr die Zweideutigkeit seiner Worte nicht verborgen blieb. Sie sah ihm in die Augen, suchte nach etwas, worauf Ryan den Finger nicht legen konnte. Aber sie war wohl für den Moment zufrieden mit dem, was sie sah. Wie sollte es auch anders sein, wo er doch extra auf sein Shirt verzichtet hatte.

"Erzähl mir etwas über dich, Sky", forderte Ryan sie nach einigen Minuten auf.

"Ähm ... okay, also ich bin 26, komme aus Deutschland, gehe aber demnächst beruflich ins Ausland. Die Setarips besuchen dieses Festival seit acht Jahren und ich bin ein Teil von ihnen. Hm, am besten stelle ich sie dir kurz vor: rechts von dir, mein bester Freund Fabio ..."

Ryan freute sich über diese Klarstellung der Fronten. Besagter Fabio anscheinend eher weniger, so wie er sein Gesicht verzog.

"... daneben Jonas, ihn hast du ja schon kennengelernt. Shane, was soll ich sagen, du kennst ihn ja wohl besser als ich." Sie grinste ihn an und deutete schon auf die Blondine neben Shane. "Zoey, dann Alexa, Jack, Taylor, Nina und unser Captain Gregor, fertig."

"Wo ist Maya?", wollte Ryan wissen.

"Bin gerade zurück und habe die Vorstellungsrunde leider verpasst", sagte Maya, die in diesem Moment zurück an den Tisch kam.

Maya zog eine Augenbraue hoch, als sie Jonas, Shane und Zoey sah, die deutlich enger zusammengerückt waren als noch vor wenigen Minuten.