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Die spektakuläre Bestseller Reihe FIRE&ICE geht in die 20. Runde!
Außergewöhnliche Settings, fesselnde Storys, leidenschaftliche Lovestorys, eine Priese Drama und Situationskomik, die dich zum Schmunzeln bringt, sind das Rezept für jeden neuen Fire&Ice Roman.
In Band 20 geht es um Tyson Blackwell, der bei einem Vergeltungsschlag seine Liebe verloren hat. Nur mühsam kämpft er sich zurück ins Leben und bekommt dabei unerwartete Hilfe von einer Frau, die ihn eigentlich in den Wahnsinn treibt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Band 20
Tyson Blackwell
Allie Kinsley
Bereits erschienen:
Fire&Ice 1 – Ryan Black
Fire&Ice 2 – Tyler Moreno
Fire&Ice 3 – Shane Carter
Fire&Ice 4 – Dario Benson
Fire&Ice 5 – Brandon Hill
Fire&Ice 5.5 – Jack Dessen
Fire&Ice 6 – Chris Turner
Fire&Ice 6.5 – Gregor Zadow
Fire&Ice 7 – Logan Hunter
Fire&Ice 7.5 – Jonas Harper
Fire&Ice 8 – Julien Fox
Fire&Ice 9 – Luce Suarez
Fire&Ice 10 – Joey Parker
Fire&Ice 11 – Matthew Fox
Fire&Ice 12 – Fabio Bellini
Fire&Ice 13 – Alex Altera
Fire&Ice 14 – Taylor Falk
Fire&Ice 15 – Dave Cooper
Fire&Ice 16 – Juan Garcia
Fire&Ice 17 – Alessio Lopez
Fire&Ice 18 – Jason Shaw
Fire&Ice 19 – Bonuskapitelbände
Fire&Ice 20 – Tyson Blackwell
Weil wir wir sind (Sweet like Candy)
Protect Me 1 – 8
Dangerous Love –Sammeband 1+2
New York Bad Boys – Yearn for Adam
New York Bad Boys – Yearn for Slade
New York Bad Boys – Yearn for Deacon
New York Bad Boys – Yearn for Liam
New York Bad Boys – Yearn for Nick
Wir sind mehr als Liebe – Curley
Wir sind mehr als Liebe – Riaz
Wir sind mehr als Liebe – June
Wir sind mehr als Liebe – Elyas
Wir sind mehr als Liebe – Damien
Hollywood Badboys 1 – Dylan
Hollywood Badboys 2 – Nate
Hollywood Badboys 3 – Sean
Hollywood Badboys 4 – Lucas
Hollywood Badboys 5 – Conner
Boston Billionaires 1-3
Gemeinschaftsprojekte:
Cinderella 1&2
Snow White
Single Bells – Ein Professor zum Verlieben
Big Four – Ein Anwalt zum Küssen
Alaska Love – Ein Arzt zum Verlieben
Ein Milliardär zum Verlieben
Philadelphia Pucks – Caden&Paris
Philadelphia Pucks – Orlando&Alice
Philadelphia Pucks – Lincoln&Page
Ein Touchdown für Emmi
Ein Center für Romy
Ein Cornerback für Stella
Shelter Love – Big Boss im Welpenglück
Irish Guys – Irland, Träume und ein CEO
Copyright © 2023 Allie Kinsley
All rights reserved.
SW Korrekturen e.U., www.swkorrekturen.eu
Cover Foto: bigstockphoto.com, ID: 120349481, I T A L O
Mir ist es wichtig, dass all meine Fire&Ice-Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können. Das ist eigentlich nicht schwer, da alle Geschichten weitestgehend in sich abgeschlossen sind. Die Figuren kommen natürlich in allen Bänden immer einmal wieder vor.
Also nicht erschrecken, wenn euch der ein oder andere Name nichts sagt. Gerade an großen Festivitäten erwähne ich viele Menschen aus den vorangegangenen Bänden, damit die Fans dieses Paars wissen, was es bei ihnen so Neues gibt. Wenn ihr wissen wollt, wohin diese Protagonisten gehörten und in welchem Band sie ihre große Liebe gefunden haben, dann schaut euch doch mal den kleinen Fire&Ice-Stammbaum an.
Nach mittlerweile zehn schönen Jahren mit Fire&Ice gibt es natürlich auch einige Kinder. Ob sie irgendwann ihre eigene kleine Spin-off-Reihe bekommen werden? Vielleicht.
Um bei allen Neuigkeiten immer auf dem aktuellsten Stand zu sein und regelmäßig kostenlose Fire&Ice-Bonuskapitel zu lesen, meldet euch am besten bei meinem Newsletter unter www.allie-kinsley.de an.
TYSON (SONNY)
Genervt packte er seine Sachen, stopfte wahllos Pullis, T-Shirts, Hosen, Socken in die große Reisetasche. Er war mehr als nur froh, dass es schon in weniger als einer Stunde losging zum Bostoner Musikfestival. Er musste hier raus!
Alles an Luces Werkstatt war für ihn einfach nur zum Kotzen. Früher einmal war das hier sein Rettungsanker gewesen, der einzige Ort, an den er flüchten konnte. Sein einziges Zuhause, das er jemals wirklich gekannt hatte.
Heute war alles anders, heute stand dieser Ort für Freundschaften, die er verloren hat, für Vertrauen, das gebrochen wurde, für Kinder, die ihm auf den Sack gingen, weil sie den ganzen Tag schrien und spielten und taten, was Kinder eben so taten. Spielzeug, das überall herumlag, anstatt Joints oder Bierflaschen.
In den vergangenen zehn Jahren hatte sich unfassbar viel geändert, er hatte Bezugspersonen und Freunde verloren. Eine große Liebe und alles, was sich für ihn jemals nach Zuhause angefühlt hat.
Er zog an seinem Joint und öffnete das Fenster, damit der Gestank nach Marihuana nicht hinunter in die Werkstatt zog, sondern direkt nach draußen und die frische Luft sein winziges Zimmer durchströmte.
Diese nicht einmal zehn Quadratmeter waren alles, was er jemals besessen hatte. Seine eigenen vier Wände mit einem schmalen Bett, einem kleinen Schrank und einem winzigen Schreibtisch.
Luce hatte ihm all das zur Verfügung gestellt, als er ihn von der Straße aufgegabelt hatte. Damals hatte er nicht daran geglaubt, dass das hier ein neuer Anfang sein konnte … genau wie heutzutage. Nicht nach allem, was in den letzten zwei Jahren passiert war.
Für einen winzigen Moment hatte er das Gefühl gehabt, dass alles gut werden würde. Er hatte ein Zuhause, er hatte eine Familie … er hatte eine Freundin.
Piper.
Bis heute konnte er nicht verstehen, wie so ein unschuldiges, schönes Mädchen ihn lieben konnte, etwas für ihn empfinden konnte.
Sie war ein typisches Vorstadtmädchen aus gutem Haus mit viel Geld und Eltern, die zwar selten für sie da waren, aber sich immer um sie kümmerten.
Piper hatte alles, was man begehren konnte. Eine Villa mit Swimmingpool und Sauna, eine Putzfrau und eine Haushälterin, einen Gärtner und jemanden, der sich um den Fuhrpark kümmerte.
Dass ausgerechnet dieses perfekte Mädchen sich in ihn verlieben konnte, war für ihn außerhalb des Denkbaren. Es waren die glücklichsten Wochen seines Lebens und in dieser ganz kurzen Zeit hatte er so etwas wie Hoffnung für sich selbst und seine Seele gehabt. Aber dann ist das passiert, was Luce immer befürchtet hatte: Sie war einem Bandenkrieg zum Opfer gefallen und hatte den Anschlag nicht überlebt.
Und um ehrlich zu sein, hatte Sonny an diesem Tag nicht nur seine große Liebe verloren, sondern auch einen Freund, denn er hatte all das Juan zugeschrieben. Immerhin war es dessen Schuld, dass Piper überhaupt ins Visier geraten war. Juan hatte sie in diese ganze Hundekampfszene hineingezogen und hatte sie dafür benutzt, sich um die verletzten Hunde zu kümmern, und hatte sie damit zu einer Zielscheibe gemacht für Leute, mit denen Piper in einem anderen Leben überhaupt nichts zu tun gehabt hätte.
Nach Pipers Tod war er in eine tiefe Depression gerutscht, hatte sich mit Drogen und Alkohol bis zur Bewusstlosigkeit abgeschossen. Um ehrlich zu sein, war er nicht nur einmal kurz davor gewesen, sich das Leben zu nehmen und diesem ganzen Elend endlich ein Ende zu bereiten.
Aber er hatte noch mal die Kurve bekommen. Nur an Tagen wie diesen war er sich nicht sicher, ob das die richtige Entscheidung gewesen war … ob er nicht einfach einen Strich unter sein verkorkstes Leben machen sollte, um alle anderen damit zu entlasten.
"Bist du so weit?", fragte Luce, der im Türrahmen stand und ein bisschen grimmig auf den Joint zwischen Sonnys Lippen schaute.
Verlegen drückte er den Glimmstängel im Aschenbecher aus, pustete den Rauch direkt aus dem Fenster und stellte den Aschenbecher auf die Fensterbank.
"Wir können los", antwortete er und schloss den Rucksack, den er sich dann auf die breiten Schultern schwang.
Schmerz durchfuhr ihn, denn er hatte vergessen, dass dort eine frische Tätowierung prangte, die Alessio erst vor vier Tagen ergänzt hatte.
Mittlerweile hatte er ein Fullsleeve an beiden Armen, und auch Rücken und Brust waren immer mehr mit Tätowierungen zugepflastert. In den vergangenen Jahren war er zu einer Art persönlicher Leinwand für Alessio geworden. Sio war einer der begnadetsten Tätowierer, den die Welt jemals gesehen hatte. Das, was Sio auf Sonnys Haut gebracht hatte, war wirklich ein Kunstwerk!
Auch seinen besten Freund Sio hatte Sonny im letzten Jahr ein Stück weit verloren. Nicht so wie Juan, aber auch so, dass es ihn im Herzen schmerzte.
Doch um ehrlich zu sein, war das Ganze auch ein bisschen seine eigene Schuld gewesen, denn von seinem besten Freund zu erwarten, dass er sich zwischen ihm und seiner großen Liebe entschied, war nicht gerade die feine englische Art.
Sonny hatte Panik bekommen und hatte sich irgendwie Sorgen gemacht, dass er Sio an Madlyn verlieren würde. Dass er in Madlyn eine Freundin hinzugewinnen könnte, war ihm damals überhaupt nicht in den Sinn gekommen.
Seufzend folgte er Luce nach draußen und die Stufen nach unten in die Werkstatt, wo seine Freunde, seine Familie bereits auf ihn warteten. Die Autos waren gepackt und es ging los zum Bostoner Musikfestival.
Nur Sonny fehlte noch, er und sein spärlicher Rucksack, denn viel würde er für dieses verlängerte Wochenende nicht mitnehmen. Ein Wochenende unter Freunden, unter den Mitgliedern von Fire&Ice.
Damals wurde er von ihnen mit offenen Armen empfangen. Alles, was sie ihm gegeben hatten an Zukunftsperspektive, an Möglichkeiten, Freundschaft und Loyalität würde er ihnen niemals vergessen.
Ein ganz kleines bisschen freute er sich sogar auf dieses Wochenende. Einfach mal rauszukommen, weg von diesem ständigen Babykram, der allgegenwärtig zu sein schien, seit immer mehr der Fire&Ice-Mitglieder Babys bekamen.
Lange ausatmend ließ er sich auf den Rücksitz des Dodge Ram fallen und stellte sich den großen Rucksack auf den Schoß.
Vier Tage Auszeit, endlich!
ELIZA
"Und du bist dir sicher, dass du das hinbekommst?", fragte Jazz und musterte Eliza kritisch.
Doch diese nahm es ihr nicht übel, denn sie wusste, dass Darcy's Schnittblumen Service Jazz' Ein und Alles war. Noch ihr Ein und Alles war, denn mittlerweile hatte sie nicht nur Jason als wundervollen Mann an ihrer Seite, sondern trug seit Kurzem auch sein Baby unter ihrem Herzen.
Als Eliza das gehört hatte, war ihre Freude für ihre Freundin unglaublich groß gewesen. Es war ein unfassbares Geschenk, besonders für Jazz, die so lange um die Liebe und die Beziehung zu Jason hatte kämpfen müssen.
Eliza nickte. "Natürlich bekomme ich das hin. Es ist auch nur ein Laden, oder? Also ein bisschen anders als der Schreibwarenladen ist es schon, aber du hast mir ausreichend Einweisung gegeben, damit ich zurechtkommen kann."
Jazz musterte sie kritisch, aber nickte dann. So viel andere Möglichkeiten hatte sie schließlich auch nicht, denn sie hatte Jason versprochen, mit ihm und der Clique von Fire&Ice auf das Bostoner Musikfestival zu fahren. Irgendjemand musste zumindest für Freitag und Samstag den Laden offen halten. Jazz konnte sich keine Schließzeiten erlauben, denn das Geschäft mit den Blumen war nicht sonderlich lukrativ.
Um ehrlich zu sein, hatte Eliza am Wochenende sowieso nichts anderes zu tun. Für Eliza bestanden die Tage aus der Arbeit im Schreibwarenladen die Straße hinunter und ruhige Abende mit einem Buch im Hinterzimmer des Geschäfts.
Eine eigene Wohnung hatte sie im Moment nicht … das konnte sie sich, um ehrlich zu sein, nicht leisten. Auch deshalb war sie froh, diese kleinen Zusatzschichten bei Jazz antreten zu können. Ein bisschen Extrageld tat ihr gut, um ihr Erspartes aufzubessern und sich irgendwann die Kaution für eine kleine Wohnung leisten zu können.
Sie hängte ihre missliche Lage nicht an die große Glocke, denn sie wollte nicht, dass jemand ihr aus Mitleid half. Dennoch freute sie sich, dass sie sich auf Jazz verlassen konnte.
Diese erzählte gerade zum gefühlt einhundertsten Mal, was Eliza mit den Blumen machen sollte, was bei Blumenanlieferungen zu erledigen war und mit verwelkenden Pflanzen geschehen sollte.
Dabei wusste Eliza das alles schon von den letzten Vertretungen. Da waren es allerdings immer nur ein paar Stunden oder mal ein halber Tag und nicht zwei volle Tage Vertretung.
Wahrscheinlich war Jazz deswegen so durch den Wind. Vielleicht waren es aber auch die Hormone, denn so ein Baby setzte einem Körper natürlich schon ordentlich zu.
Jazz band sich zum gefühlt hundertsten Mal ihre Haare zu einem neuen unordentlichen Knoten zusammen. Sie hatte schöne, lange blonde Haare, die perfekt zu ihrer fast schon modelhaften schlanken Figur passten.
Sie war so ziemlich das Gegenteil von Eliza, denn diese hatte wellige rote Haare, die ihr bis zur Schulter gingen. Blasse Haut mit ein paar Sommersprossen und eine eher kurvige Figur mit ihrer Größe von gerade mal 1,57 Meter.
Sie hatte schon ihr ganzes Leben lang immer drei oder vier Kilo zu viel auf den Rippen, doch sie brachte es einfach nicht über sich, mehr Sport zu treiben, sondern verbrachte ihre Zeit lieber mit der Nase in dicken Büchern.
Vielleicht hätte sie mit 25 Jahren auch mehr ausgehen sollen, aber sie war nicht unbedingt eine Partyqueen, sondern eher das Modell graue Maus … oder in ihrem Fall eben eine rote. Ein Bücherwurm, der mit Clubs und Partys so viel zu tun hatte wie eine Kuh mit Foxtrott.
"Puh, okay, dann, weißt du noch, wie das mit der Abrechnung geht?", fragte Jazz und marschierte mit schnellen Schritten zum Tresen.
Genau in diesem Moment erklang das Windspiel über der Eingangstür und Eliza atmete fast schon erleichtert auf.
"Jazz, wo bleibst du denn?", rief Jason von der Tür aus.
Er war ein unglaublich attraktiver Mann, groß und muskulös, mit kantigem Kinn und blonden Haaren. Die meiste Zeit über hatte Eliza ihn im Anzug gesehen, und da wirkte er fast noch beeindruckender als jetzt in den legeren Klamotten, bestehend aus dunklen Jeans und einem T-Shirt, das gerade eng genug war, um seine beeindruckenden Schultern und Oberarme zu betonen.
"Ich hab's gleich, ich hab's gleich", antwortete Jazz aufgeregt und erzählte Eliza noch einmal alles, was sie ihr schon die letzten zwanzig Minuten immer und immer wieder vorgebetet hatte.
"Jazz, Süße." Jason seufzte, ging zu ihr hinüber und legte einen Arm um ihre Mitte. Dann zog er sie sanft, aber bestimmt in Richtung Tür. "Eliza weiß das alles und sie kommt zurecht. Es ist nicht das erste Mal, dass sie sich um den Laden kümmert."
Jazz stöhnte. "Ja, aber es sind fast drei Tage, ich meine …"
"Gar nichts, los jetzt!", forderte Jason und schob sie sanft zur Tür hinaus. "Viel Spaß, Eliza, und alles Gute! Du weißt ja, im Notfall kannst du mich auch auf dem Handy erreichen."
"Und mich auch!", rief Jazz und streckte den Kopf noch mal zurück in den Laden.
Jason schüttelte den Kopf. "Nein, Jazz nicht! Jazz wird ihr Handy bei mir im Auto lassen müssen, aber ich werde für dich erreichbar sein."
Eliza grinste breit und winkte den beiden, ehe sie sich hinter den Tresen setzte. Die beiden waren ein wirklich perfektes Paar, eine Liebe, die Eliza sonst nur aus Büchern kannte.
Apropos Bücher. Für heute gab es nichts mehr vorzubereiten, sie musste lediglich darauf warten, dass die bestellten Blumen abgeholt wurden oder Neukunden in den Laden kamen. Also nahm sie ihr Buch aus der Tasche und schlug es auf der Seite auf, auf der sie zuletzt gelesen hatte.
Es war ein kitschiger Liebesroman über einen Retter in Not. Vielleicht gefiel es ihr gerade deswegen so gut, weil sie selbst einen Menschen nötig hätte, der sie aus dieser Scheiße zog, die sich ihr Leben nannte.
Aber hey, selbst ist die Frau, oder? Sie würde es irgendwie hinbekommen. Schließlich hatte sie es ihre ganze Erwachsenenzeit über allein hinbekommen. Keine Eltern, keine Familie, niemand, der ihr unter die Arme griff. Da war nur sie und ihr weniges Erspartes, ihr kleiner Job und dieses Hinterzimmer im Schreibwarenladen.
Verdammte Scheiße. Das klang mehr als nur armselig! Sie musste ihr Leben auf die Reihe bekommen, und das wirklich dringend.
SONNY
Er war dankbar für diese Reise, die ihn aus seinem beschissenen Alltag herausriss. Aber es war eben nur das Bostoner Musikfestival, es war ein verlängertes Wochenende und kein fast zweiwöchiger Aufenthalt Übersee. Es war kein Mittelalterfestival und keine Märkte, kein Lagerleben. Es war einfach ein riesiges Zeltlager mit Unmengen Shows und Bühnen, auf denen verschiedenste Musik-Acts spielten. Es war nicht mehrere Flugstunden entfernt, sondern lediglich ein bisschen außerhalb von Boston und somit irgendwie noch viel zu nah an der Realität.
Wahrscheinlich auch deshalb, weil viele der Fire&Ice-Mitglieder nur tagsüber da waren und ihre Familien mitbrachten.
Es war nicht so, als hätte Sonny grundsätzlich ein Problem mit Kindern, er hatte vielmehr ein Problem damit, wie sich alles um ihn herum veränderte, während er allein zurückblieb.
Vielleicht wäre er mittlerweile auch schon auf dieses Familienboot aufgesprungen, wenn nicht all das passiert wäre. Wenn Piper noch leben würde und er in ihre perfekte Familie hätte einheiraten können.
Vielleicht wäre sie mittlerweile auch schwanger und sie wären verheiratet oder zumindest verlobt.
Wer wusste schon, wohin dieser Tag geführt hätte, wenn die Kugeln sie nicht mitten aus dem Leben gerissen hätten.
Aber da alles so gekommen war, wie es eben gekommen war, saß er hier an einem Lagerfeuer zusammen mit seinen Freunden und seiner selbst gewählten Familie. Er blieb ein bisschen abseits, damit nicht jeder gleich mitbekam, dass er wieder mal einen Joint rauchte. Etwas, das er dringend nötig hatte, denn er musste seinen Kopf ein wenig frei bekommen und wieder zu sich selbst finden.
Tief zog er den Rauch in seine Lungen und beobachtete über die Flammen hinweg die Jungs und Mädels von Fire&Ice dabei, wie sie Spaß hatten und sich in ihren Witzen verloren.
Manchmal empfand er die Paare als fast schon ekelhaft glücklich, aber ihm war durchaus bewusst, dass es nur der Neid war, der dort aus ihm sprach.
"Uff", hörte er eine Stimme neben sich und wendete langsam den Blick der Person zu, die sich neben ihn hatte fallen lassen.
Emily, sie war eine von Fays Freundinnen. Juan war seit dem letzten Jahr mit Fays anderer Freundin Amber zusammen, und Alessio hatte sich erst vor wenigen Monaten Madlyn geschnappt, die ebenfalls zu diesem Quartett gehörte.
Doch im Gegensatz zu den anderen drei Frauen sah Emily irgendwie fertig und mitgenommen aus. Ihre Augen waren glasig und die Haare verstrubbelt, als wäre sie unzählige Male hindurchgefahren.
"Ärger im Paradies?", fragte er und hörte selbst, dass seine Stimme ein wenig abschätzig klang.
Sie zuckte mit den Schultern. "Was für ein Paradies?"
Das ließ ihn auflachen. "Das Gefühl kenne ich." Er zog an seinem Joint. "Deswegen mache ich mir gerade eins."
Sie bog eine Augenbraue nach oben. "Darf ich?"
Zögerlich nickte er, denn er war sich nicht sicher, ob er dafür nicht Ärger mit Luce oder Sandro bekommen würde. Aber er wollte sie auch nicht so hängen lassen. Sie sah verdammt beschissen aus.
"Nur zu", sagte er und reichte ihr den Joint, an dem sie gierig zog.
"Willst du irgendwas loswerden?", fragte er dann und musterte sie noch mal.
Sie schüttelte den Kopf und nahm einen weiteren Zug.
"Ich bin jetzt auch nicht das Modell Kummerkasten, aber vielleicht kann ich dir ja helfen", fuhr er fort.
Das ließ sie rau auflachen und dabei kam Rauch aus ihrem Mund. Sie war eine schöne Frau mit langen dunklen Haaren und vollen Lippen, Augen, die normalerweise immer herausfordernd funkelten.
Heute nicht. Heute sahen sie irgendwie traurig aus und verloren. Er nahm ihr den Joint ab und stupste sie dann auffordernd mit dem Ellbogen an.
"Mach schon, dann komm ich mir vielleicht nicht alleine so vor und so, als hätten alle außer mir das Glück gepachtet."
Sie verdrehte die Augen, doch zumindest zuckten ihre Mundwinkel ein kleines bisschen.
"Vom Glückpachten kann ich nicht gerade reden", sagte sie und nahm ihm den Joint wieder weg.
"Und warum?"
Sie schnaubte. "Der einzige Typ, den ich seit Monaten einmal gut finde, ghostet mich seit drei Wochen. Es ist zum Kotzen!"
Sonny zog die Augenbrauen zusammen. "Dann wird er es wohl nicht wert sein."
Sie zuckte mit den Schultern. "Woher soll ich das wissen, wenn er uns nicht einmal die Chance gegeben hat, es auszuprobieren."
Er schnaubte. "Sei nicht dumm! Wenn er dem Ganzen keine Chance gibt, dann war er es definitiv nicht wert! Nimm dir doch lieber Sandro", sagte er und deutete mit dem Kinn in Richtung der großen Bühne, wo Sandro gerade zusammen mit ein paar anderen Fire&Ice-Mitgliedern eine kleine Feuershow aufführte.
Emily lachte auf. "Ja, genau. Er ist total der Typ zuverlässiger Mann, mit dem man eine Familie gründen will."
Wieder zuckte Sonny mit den Schultern. Das waren seine Freunde schließlich alle nicht gewesen, bis die richtigen Frauen vor ihre Füße gefallen waren. Er selbst war es nicht gewesen, doch für Piper hätte er sich geändert, ganz sicher.
"Vielleicht solltest du nicht so verbissen nach dem Mann deines Lebens suchen, sondern lieber ein bisschen mehr von deinem Leben genießen."
"Mit dir etwa?", sagte sie lachend und stupste ihn mit der Schulter an.
Sonny lachte auf. "Also um Spaß zu haben, bin ich nicht unbedingt das Paradeobjekt", gab er grinsend zurück. "Schau mich an, ich bin fast noch mehr Trauerkloß als du, und nicht einmal dieser Joint schafft es, mich wirklich happy zu machen."
"Ich finde, du siehst im Moment ganz glücklich aus", sagte Emily und grinste ihn an.
"Dito, Schwester."
Da hob sie die Faust und sie schlugen miteinander ab. Dabei kamen sie aus dem Gleichgewicht und fielen nach hinten über von ihrem Strohballen herunter. Lachend wanden sie sich, und Sonny versuchte verzweifelt, den Joint von dem trockenen Stroh fernzuhalten. Er wollte schließlich nicht, dass das Lager sich entzündete.
"Du blödes Arschloch", hörte er in diesem Moment, und noch bevor er verstehen konnte, was gerade geschah, landete eine Faust auf seinem Kinn.
"Kannst du deine Scheißflossen nicht bei dir behalten?"
Die zweite Faust traf ihn auf der anderen Kinnseite und Sonny ließ verwirrt den Joint fallen. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Sicht scharf stellte, da erst bemerkte er Sandro, der gerade von Luce von ihm heruntergezogen wurde.
"Äh … was?", lallte Sonny und verstand nicht genau, wofür er die Schläge jetzt kassiert hatte.
Er drehte sich um auf der Suche nach seinem Joint, doch Juan war bereits draufgetreten und drückte ihn mit der Spitze seines Turnschuhs in den Sand.
"Verdammte Scheiße", murmelte Sonny und ärgerte sich über das Geld, das gerade verschwendet wurde, mehr als über die Schläge, die in seinem Gesicht gelandet waren.
"Du bist so ein Psycho", kreischte Emily in diesem Moment und verpasste Sandro eine Ohrfeige, ehe sie sich auf dem Absatz umdrehte und davonrannte.
Sandro konnte sich nicht wehren und ihr auch nicht hinterhereilen, denn Luce hielt ihn noch immer fest umklammert.
Bestimmt war es besser so, damit Sandro nicht erneut auf Sonny losgehen konnte. Wer wusste das schon? Dem wütenden Funkeln in seinen Augen nach war das nicht unwahrscheinlich. In diesem Moment streckte Alessio Sonny eine Hand entgegen und zog ihn auf die Füße.
"Musste das sein, Mann?", sagte er so anklagend, dass Sonny ihn energisch von sich stieß.
"Musste was sein? Dass ich einfach nur nett mit jemandem geredet habe? Dass ich einmal in meinem Leben nicht permanent an Pipers Tod gedacht habe?"
"Dass du dich an die Frau ranmachst, die ich schon so lange will", knurrte Sandro und wehrte sich gegen Luces Griff.
"Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank", sagte Sonny und fuhr sich durch das blonde Haar. "Ich will einen Scheißdreck. Ich will Emily nicht und Emily will mich nicht und wir wollen nicht mal Spaß miteinander haben, wir wollen einfach nur einen Scheißjoint rauchen und in unserem Selbstmitleid ertrinken."
Alessio griff nach seinem Arm, doch Sonny entriss ihm diesen.
"Ihr habt doch nicht mehr alle Latten am Zaun, wirklich! Was soll der Scheiß überhaupt? Lasst mich einfach in Ruhe!"
"Wir lassen dich die ganze Zeit in Ruhe", sagte Luce und ließ Sandro endlich los, als dieser aufgehört hatte, sich gegen ihn zu wehren. "Wir lassen dich immer machen, was du willst und wann du willst, wo du willst, mit wem du willst. Aber jetzt hast du eben eine Grenze überschritten."
"Ich habe einen Scheißdreck! Ich habe einen Joint geraucht mit Emily. Nicht mehr und nicht weniger."
"Du könntest mit jeder Scheißfrau auf diesem Festival einen Joint rauchen. Aber nicht mit ihr!"
Sonny verdrehte die Augen. "Vielleicht solltest du ihr hinterherrennen und ihr klarmachen, dass du der richtige Kerl bist, denn daran glaubt sie nicht. Ich für meinen Teil will nicht ihr richtiger Mann sein und überhaupt niemandes Mann. Und um ehrlich zu sein, kotzt ihr alle mich einfach an", fluchte er dann und trat einen Schritt zurück. "Ich kann euer Scheiß-Geturtel nicht ertragen. Meine Fresse, geht es noch um irgendwas anderes als um Weiber in dieser Welt? Ich will einfach nur meine Ruhe haben und mein Leben auf die Reihe bekommen, und dazu brauche ich keinen von euch! Ich brauche keine Scheißbabys um mich rum, die die ganze Nacht lang schreien, ich brauche keine sogenannten Freunde, die nichts anderes zu tun haben, als nonstop mit ihren Tussis zu turteln, und ich brauche erst recht keine sogenannten Freunde, die sich einbilden, dass ich mich an ihre imaginären Freundinnen heranmache. Ihr habt doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Wirklich, einer verrückter als der Nächste!" Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging.
"Sonny, warte!", rief Alessio, doch er hob nur die Hand und zeigte, ohne sich umzudrehen, über die Schulter hinweg den Mittelfinger.
"Ihr könnt mich am Arsch lecken! Ich will meine Ruhe von euch! Von euch allen!", schrie er so laut, dass es wirklich jeder mitbekommen haben musste. Nicht nur seine Freunde aus der Werkstatt, sondern die ganze Clique von Fire&Ice. Im Weggehen rieb er sich über den Kiefer, der wirklich ein bisschen wehtat, jetzt, da der Schmerz durch den Rausch zu ihm hindurchdrang. Fuck, Sandro hatte schon immer einen rechten Haken wie ein Güterzug gehabt.
Er bahnte sich einen Weg durch die Menge zu der nächsten Bar und bestellte sich dort einen Jacky Cola, den er zur Hälfte in einem Zug austrank.
"Auf Alkohol umgestiegen?", fragte eine ihm wohlbekannte Stimme neben ihm.
Er wandte den Kopf und traf auf Jasons Blick.
"Einer dieser Wichser hat meinen Joint kaputt gemacht, was soll ich schon tun."
Jason lachte. "Alkohol ist sowieso die legalere Variante, also solltest du dich daran halten!"
Sonny verbeugte sich spöttisch. "Vielen Dank. Bist du mit Matt verwandt und möchtest ab sofort meinen Anwalt spielen?"
Jason schnaubte. "Im Leben nicht. Schau ich so aus, als würde ich mir noch mehr Probleme ans Bein binden, als ich ohnehin schon habe?"
Lächelnd schüttelte Sonny den Kopf. "Nein, so was machen wohl nur andere."
"Ich habe schon gehört, dass du ein paar Probleme hast im Moment."
"Das ist geringfügig untertrieben", antwortete er.
"Ich habe vielleicht eine Lösung für dich, wenn auch nur vorübergehend."
Neugierig legte Sonny den Kopf schief, während er einen weiteren Schluck aus seinem Drink trank.
"Und die würden wie aussehen?"
"Ich möchte, dass Jazz zu mir zieht. Sie hat theoretischerweise zugestimmt, aber hat dauernd faule Ausreden, warum sie nicht umziehen kann. Erstens: Sie hat keinen Umzugshelfer und möchte keine Firma dafür bezahlen. Zweitens: Sie hat niemanden, der sich um die Anlieferung kümmert, und sie müsste in aller Herrgottsfrüh einmal durch halb Boston fahren, um die Ware anzunehmen." Jason musterte ihn grinsend. "Ich denke, wir könnten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Du bekommst die Wohnung über Darcy's Schnittblumen Service, dafür musst du dich in der Früh um die Anlieferung kümmern. Jazz kommt dann gegen zehn und macht den Laden auf und kümmert sich um alles Weitere, wenn du in die Werkstatt fahren möchtest. Und abends, wenn sie nach Hause geht, müsstest du natürlich auch wieder da sein, um darauf zu warten, dass die Reste abgeholt werden. Dafür gebe ich dir die Wohnung zu einem echten Spottpreis."
Neugierig betrachtete Sonny Jason. "Ist das dein Ernst?"
Dieser nickte. "Wir könnten einander helfen, oder? Das wäre doch eigentlich eine gute Gelegenheit. Ich muss es natürlich noch einmal mit Jazz durchsprechen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass, spätestens wenn du uns auch beim Umzug hilfst, sie auf jeden Fall zusagen wird. Sie will eigentlich zu mir ziehen, gerade jetzt, wo sie schwanger ist. Die nächsten Wochen und Monate werden vollgestopft mit all dem Babykram sein, der da auf uns zukommt. Du kennst das ja."
Sonny schnaubte. "Ja, davor renne ich ja gerade weg."
"Ich kann nur zu gut verstehen, dass dir das auf die Nerven geht. Um ehrlich zu sein, war es bei mir bis vor Kurzem genauso. Es ist einfach nicht halb so lustig, wie die Eltern denken, wenn man nicht Teil dieser Babyblase ist."
Lachend nickte Sonny. "Es klingt wirklich verlockend. Bist du dir sicher? Ich meine, du weißt schon, ich bin der kriminelle Straftäter, den keiner leiden kann."
Jason schnaubte. "Ich denke, du hast in den vergangenen Jahren mehr als genug bewiesen, dass du ein guter Kerl bist und man sich auf dich verlassen kann."
Sonny würde es niemals zugeben, aber Jasons Worte taten ihm gut. Es war schön, einmal zu hören, dass man als gutes Mitglied der Gruppe gesehen wurde und nicht nur als das Arschloch, das permanent alles in den Sand setzte.
"Ich muss mit Luce darüber reden", sagte Sonny dann und erinnerte sich wieder daran, dass Luce es nicht gern sah, wenn jemand seine schützende Löwenhöhle verlassen wollte.
Jason nickte. "Wenn du möchtest, kann ich das gerne übernehmen. Ich kann es ihm vielleicht besser verkaufen als du."
Sonny hob eine Augenbraue. "Und zwar?"
Grinsend zuckte Jason mit den Schultern. "Ja, ich denke, wenn ich ihm sage, dass du da gezwungen wärst, mehr Verantwortung zu übernehmen, immer früh aufzustehen, pünktlich zu sein und fit in aller Herrgottsfrüh die Lieferungen abzuarbeiten, dann würde es ihn vielleicht dazu veranlassen, dem Ganzen zuzustimmen. Du weißt schon, weniger Partys, weniger Drogen, weniger Alkohol. Dafür mehr Arbeit, mehr Verantwortung, mehr Erwachsenenleben."
Sonny schnaubte. "Wenn du es so sagst, hört es sich beschissener an als die Babyhölle, in der ich mich im Moment befinde."
Das ließ Jason auflachen. "Du kannst es dir auch gern noch mal überlegen, aber ich denke, es wäre eine echte Chance für uns alle."
Sonny überlegte es sich, und zwar genau drei Sekunden, dann stimmte er zu. Es war die einzige Chance, die er im Moment hatte, und er brauchte dringend einen Tapetenwechsel.
Energisch streckte er Jason seine Hand entgegen. "Wir haben einen Deal", sagte er und Jason schlug augenblicklich ein.
"Sehr schön. Das wird eindeutig eine Win-win-Situation für uns alle!"
Sonny hoffte es sehr, und er würde auf jeden Fall versuchen, niemanden zu enttäuschen. Das war er Jason und Luce – und sich selbst ebenfalls – schuldig.
SONNY
Völlig erschöpft kam er in Luces Werkstatt an. Der Umzug von Jazz und all ihre Sachen in Jasons Wohnung zu bringen, hatte ihn mehr geschlaucht, als er es für möglich gehalten hätte.
Wie viel Zeug konnte eine verdammte Frau eigentlich besitzen?
Er war fest davon ausgegangen, dass er zweimal mit Taylors Dodge Ram von der Wohnung in das Apartment von Jason fahren würde, und damit wäre die Sache erledigt.
Fehlanzeige!
Den ganzen Tag lang hatten sie Kartons und Kisten von Jazz' Wohnung hinüber in das Apartment gebracht. Dabei war ihm erst aufgefallen, wie groß Jazz' Wohnung tatsächlich war.
Drei Zimmer, Küche, Bad und das Ganze sogar noch großzügig geschnitten. Eigentlich wäre solch eine Wohnung mitten in Boston für ihn unbezahlbar. Umso dankbarer war er Jazz und Jason für dieses Angebot. Er würde sich nichts zuschulden kommen lassen!
Er freute sich auf seine eigenen vier Wände. Vier Wände, die er, wenn er ehrlich zu sich selbst war, sich eigentlich trotz Vergünstigung kaum leisten konnte. Aber es war ihm egal, auch wenn er Zusatzschichten irgendwo an einer Tankstelle arbeiten musste. Hauptsache, er kam hier raus.
Er hatte noch keinen Fuß über die Schwelle zu Luces Werkstatt gesetzt, hörte er schon Maxime weinen.
Es war nicht so, dass er grundsätzlich etwas gegen Babygeheul hatte, aber es gab einfach Tage, da war es für ihn kaum auszuhalten, erst recht nicht in Kombination mit all diesen verliebten Paaren und dem Liebesglück um ihn herum.
Die Situation vor dem Bostoner Musikfestival war schon unglaublich anstrengend gewesen, jetzt war es kaum noch auszuhalten, denn neben all diesen turtelnden Pärchen hing nun ständig dieses eisige Schweigen im Raum.
Sandros Laune war ins Bodenlose gesunken.
Noch immer gab Sandro ihm die Schuld dafür, dass Emily ihn von sich stieß. Sandro wollte einfach nicht glauben, dass nichts zwischen Sonny und Emily gelaufen war.
Jeden Tag so angesehen zu werden, als würde Sandro ihm am liebsten die Kehle aufschneiden oder ihn bei nächster Gelegenheit die Treppen hinunterstoßen, trug nicht unbedingt zu einer Wohlfühlatmosphäre bei.
Alles in allem also eine nicht ganz so angenehme Stimmung und er wollte einfach nur weg hier … so schnell wie möglich … an diesem Tag.
Dabei spürte er seine Füße kaum noch, und er konnte sich nicht vorstellen, wie er seinen ganzen Krempel in den ersten Stock über Darcy's Schnittblumen Service tragen sollte. Es war nicht so, als hätte er ganz so viel Kram wie Jazz, dennoch war es definitiv mehr als das, was er auf einmal tragen konnte.
"Alles okay bei dir?", kam eine ihm wohlbekannte Stimme von rechts.