Flora -  - E-Book

Flora E-Book

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Beschreibung

Wie viele Menschen, die sich in diesen Tagen auf Seelensuche begeben, ist auch Flora auf der Reise in ihr inneres Zuhause. Mit ihrem außergewöhnlich warmherzigem Humor erzählt Sie in diesem Buch, wie sie ihren ganz eigenen Weg (The Red Path) schließlich findet. Dieser Weg ist zutiefst spirituell und führt sie ins Zentrum der indianischen Zeremonien und in die lebendige, wieder erstarkende Bewegung der Nordamerikanischen Blackfoot Indianer hinein. Ihre Erlebnisse zwischen den Welten, sowohl in Kanada als auch in Europa, teilt sie dabei mit viel Liebe und Respekt und in einem selbstironischen, erfrischenden Stil. So ist dieses Buch nicht nur für alle, die Flora kannten, ein Herzensgeschenk und Vermächtnis, sondern auch für all diejenigen, die sich den indianische Weg und seine Traditionen interessieren.

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Seitenzahl: 134

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INHALT

Vor den Worten…

Einleitung

"Zwischen den Welten"

Der indianische Weg

Chapter ONE

"Ich starte dann mal auf dem Weg zu mir!"

Chapter TWO

"Wie ich an der Grenze ganz unerwartet Indianerin wurde"

Chapter THREE

"Was alles so passiert, wenn Weiße "Rothäute" spielen"

Chapter a.)

"Alpenbrüder und Mallebrüder"

Chapter FOUR

"Die Weißen übernehmen dann mal die Zeremonie"

Chapter b.)

"Königsdienste"

Chapter FIVE

"Den König zieht es nach Dänemark"

Chapter SIX

"Was Reißverschlüsse mit Aufwachen zu tun haben"

Chapter SEVEN

"Es rappelt ordentlich im Karton"

Chapter EIGHT

"Staatsfeind Numero UNO"

Chapter NINE

"Unterschätze nie die Macht einer Frau!"

Chapter c.)

"Das Jahr der goldenen Zitronen"

Chapter TEN

"Eine kleine Gruppe macht einen Neuanfang"

Chapter ELEVEN

"Der kleine Stammstartet durch"

…und wie ging es weiter?

…Eure Flora!

Floras Paintings

Chief Morris Crow "Spreading Wings"

"Tribute to a holy man"

Wer sind die Blackfoot und wo leben sie?

Herausgeber

Nachwort von Lars

Dank

Ayna

Reisen mit Morris von Jörn Töpfer

In heiliger Mission

Reise zum Matterhorn in die Schweiz

Drachenfliegen in Friedensmission

Sämtliche Einnahmen aus den Buchverkäufen werden zu 100% für den “Blackfoot – Morris Crow SUNDANCE“ verwendet.

Alle verwendeten Fotos stammen aus Privatbesitz.

Die Bilder hat Flora gemalt und sie gehören zu ihrem Vermächtnis.

VOR DEN WORTEN…

Flora, ein ganz besonderer Mensch: die „Heilig singende Frau“.

Leider ist ihre Seele schon in den „Happy Hunti Grounds“ und all diejenigen, die sie so richtig gerne hatten, vermissen sie sehr.

Wie gerne hat sie sich und auch andere „auf‘s Korn“ genommen und wieviel haben wir mit ihr gelacht!

Wir haben aber auch intensiv gelauscht, wenn sie über Indianer und ihre Kultur sprach. Sie wusste so viel zu erzählen, hatte ein enormes Wissen!

Sie war eine große Schutzpatronin der Natives.

Und wann immer irgendwo gegen die Tradition gehandelt wurde, wurde sie zur Löwin und es ging richtig zur Sache! Sie war sozusagen die „Zeremonienpolizei“.

Wehe, man machte etwas falsch und noch schlimmer: man machte etwas bewusst falsch…dann rückte sie einem den Kopf zurecht.

An dieser Stelle möchte ich einen Hinweis an all diejenigen richten, die sich vielleicht an der einen oder anderen Stelle in diesem Buch wiedererkennen werden. An diejenigen, die vielleicht in diesem Buch auch mal „ihr Fett abbekommen“.

Ich habe zwei Freunde: Carsten und Peter, die mir auf meinem indianischen Weg schon öfters ordentlich den Kopf gewaschen haben. Sie haben dann kein Blatt vor den Mund genommen und meine „Kartenhäuser“ einfach mal zum Einsturz gebracht. Das tat immer ordentlich weh, aber da es gute Freunde waren und sie es wirklich immer nur gut meinten, habe ich es angenommen und mich dadurch ganz sicher zum Positiven verändert.

Ich bin Ihnen auf ewig dankbar. Und auch Flora war so eine Freundin.

Wer also damit nicht so gut umgehen kann: bitte lest einfach nicht weiter.

Flora war unser indianisches Lexikon und sie zieht sich in diesem Buch auch oft selbst ordentlich durch den Kakao…und man muss doch auch denjenigen dankbar sein, die sich zur Verfügung gestellt haben, damit Floras Lebensgeschichte so, wie sie war, überhaupt entstehen konnte.

Damit ein Mensch bestimmte Erfahrungen machen kann, braucht es Menschen, die sich zur Verfügung stellen, damit bestimmte, auch unangenehme Dinge überhaupt erfahren werden können.

Und am Ende ist doch auch jeder „selbst schuld“: Man hätte sich für sein Leben ja auch etwas anderes aussuchen können…

Genauso jedenfalls ist Flora mit ihren Erfahrungen umgegangen.

Ich höre sie immer noch sagen: „Karma is a bitch!“ Flora hat immer alles gegeben für ihre Mitmenschen. Für alle, die Hilfe, Geld und Anderes benötigten. Was ihr möglich war, gab sie ohne zu zögern.

Und sie wollte uns und den Blackfoot gerne etwas hinterlassen. Ich glaube Flora wollte mit diesem Buch allen Suchenden und „Selbstfindern“ den Ernst und die Verzweiflung, die sich eben manchmal auch einstellen auf diesem Weg, auf lustige Art spiegeln und uns alle einfach mit ihrem unnachahmlichen Humor beschenken.

Das Leben ist doch ernst genug und nehmt Euch nur selber auch mal auf die Schippe! Das macht alles viel leichter und sogar die Selbstfindung einfacher.

Das war auch mein Antrieb, Floras Buch zu bewahren und nun sogar zu veröffentlichen.

Wie „der Zufall“ es wollte, habe ich Ayna kennengelernt, die mich mit Ihrer Erfahrung als Schriftstellerin und Texterin tatkräftig unterstützt hat.

Wir haben Floras Worte hoffentlich soweit bearbeitet, dass der hier

vorgelegte Text gut lesbar ist und dennoch ihre ganz individuelle Sprache und ihr unverwechselbarer Stil so weit wie irgendmöglich erhalten blieb.

Und so hoffe ich, es geht Euch genauso wie mir:

Ich höre Flora sprechen, sehe sie vor mir und ich lache immer wieder mit ihr, wenn ich heute ihre hier veröffentlichten Worte lese…

Die Indianer sind im Kontakt mit ihren Ahnen und ihren Spirits.

So nehmen wir auch Flora und all die anderen Wegbegleiter aus der anderen Welt wahr.

Flora ist immer bei uns.

Danksagung

Viele indianische Sprachen kennen kein Wort für „Danke“. Anstelle von „Dank“ wird „wertgeschätzt“, was schließlich ein kleiner, aber feiner Unterschied ist.

So wertschätzen die Indianer Mutter Erde, die Natur, die Pflanzen, die Tiere, sowie diejenigen, die vor uns den roten Weg gegangen sind, diemit uns diesen Weg gehen und auch diejenigen, die nach uns diesen Weg gehen werden.

In diesem Sinne möchte an dieser Stelle wertschätzend erwähnen, dass Flora uns Ihre Geschichte hinterlassen hat.

Floras Kinder Laura und Manu möchte ich wertschätzen, denn sie haben dieses Buch erst ermöglicht.

Ayna dafür, dass sie als Lektorin und (Projekt)Begleiterin alles gemanagt hat: vom Überarbeiten des Textes, über die Gestaltung bis hin zum Cover und allem, was sonst noch zu einem Buch dazugehört.

Meine tiefe Verbundenheit und Wertschätzung dafür.

Jörn möchte ich dafür wertschätzen, dass er nicht nur seine Texte zur Verfügung gestellt hat, sondern auch insgesamt Korrektur gelesen hat und er zudem derjenige war, der Morris Crow nach Hamburg und Norddeutschland gebracht hat.

Im Namen von uns allen: „Danke Flora!“

Lars Künning

Einleitung

Zwischen denWelten

Geboren im Süden Deutschlands, katholisch erzogen, aufgewachsen und endlich entwachsen aus den Wurzeln meiner Heimat. 1000 Kilometer zwischen „mich“ und „mich“ gebracht, Familie erfolgreich verdrängt. Stationen des Lebens im Norden - immer auf der Suche nach Heimat und Freiheit - was beides zusammen für mich nicht funktioniert. Entweder Heimat ODER Freiheit. Natürlich kann man sich auch für KEINES von beiden entscheiden. Das nennt man dann existieren.

Wieder auf die Reise begeben in ein anderes Land, in eine andere Kultur. Wo gehöre ich hin? Zu entfremdet von den eigenen Wurzeln, nie ganz akzeptiert in einer Kultur in der ich nicht aufgewachsen bin. Trotz alledem aber voller Hingabe und Leidenschaft für diese.

Alle Personen, über die ich schreibe existieren. Alles, was ich schreibe ist aus meiner Sicht die Wahrheit, wenn auch manchmal etwas überspitzt dargestellt. Die Namen der Personen sind frei erfunden um niemanden zu verletzen, Ich werde keine Zeremonie weiter erläutern, sondern einfach nur das Wort „Zeremonie“ benutzen. In vollem Respekt für diejenigen, die uns an ihnen haben teilnehmen lassen. Außerdem gibt es genug Bücher darüber. Die Zeremonien sind heilig und Erfahrungen kann nur jeder selbst machen.

Chapter ONE – Der indianische Weg

Ich starte dann mal auf dem Weg zu mir!

Jahrelang konnte ich allen Sekten entgehen, sämtliche Ausbildungen zum Hexer, Yogi, Lehrer, Kartenleger, Lichtesser, Schamanenkult, Reiki und Baghwa(h)n-sinn entkommen. Und doch suchte ich immer nach etwas Höherem, Übergeordneten, etwas das einen tieferen Sinn ergäbe.

Kopfschüttelnd verlor ich Freunde nicht nur an den Alkohol oder an Drogen. Nein, auch an einige der vielen neumodernen Sekten und Gruppierungen. Manche meiner Freunde lebten nur noch danach, was ihre Tarot Karten ihnen sagten. Aber da sie nie das sagten, was ich wollte, konnte ich eben nur schwerlich daran glauben.

Andere verschrieben sich ganz den Jüngern in Rot und brachten das auch deutlich zum Ausdruck, indem sie Selbiges auch am Leib trugen. Später haben sie mir die Lust auf meine Lieblingsfarbe Orange verdorben, da diese plötzlich vom Meister als neue Farbe bestimmt wurde, wofür er sich vermutlich aus Dankbarkeit einen weiteren Rolls Royce in die Garage zu den 24 anderen stellte.

Warumwar nur immer alles so weltlich bzw. geldlich?

Schon imMittelalter konnte man sich von all seinen Sünden freikaufen, wenn man nur genug Geld zahlte.

Damals kam das Wort Toleranz nicht allzu häufig in meinem Wortschatz vor. Andere machten ein bisschen hiervon, ein bisschen davon. Wie eine Backmischung halt: eine Prise hier, eine Prise da…fertig ist das spirituelle Trallala.

Es tummelten sich allerhand Bücher über das Seelenheil auf den Angebotstischen der Buchhandlungen und einige davon habe ich sogar gelesen.

Engelkarten dienten als Kompass durch den Alltagsdschungel, Runen wurden gelegt und Kerzen mit Hexensprüchen verbrannt.

Aber das alles fesselte mich nicht und berührte mich nur oberflächlich. Ich habe sogar einmal an einem Druidenseminar teilgenommen, aber nur einen Tag lang. Da wurden wir in der Lüneburger Heide vor einem Stein ausgesetzt, um ihn zu beobachten.

Hmm.

Ich bin dann nach 20 Minuten Beobachtung ins nächste Restaurant ausgebüxt, um einen Wildschweinbraten zu essen.

Als ich mein Leben einmal wieder total umkrempelte, aufs Land zog, um von und mit der Natur zu leben und den Sinn in allem zu ergründen, fing ich an mich mit den Ureinwohnern Amerikas zu beschäftigen. Sie schienen mir doch noch amnächsten dran zu sein, am Wesen der Natur, des Lebens und dessen Sinn.

So begab ich mich auf dem Weg zu mir.

Meine erste Anlaufstelle war der Bärenstamm irgendwo bei Hannover.

Mit einem meiner Nachbarn, der „Obischamane“ (Ober-Schamane) war und demMann, den sie „Mutter“ nannten, fuhr ich aufgeregt und voller Erwartungen hin. Beim Ankommen wurde uns gleich gesagt, dass derjenige, der für das Feuer verantwortlich wäre nicht aufgetaucht sei

und der Zeremonienleiter krank wäre.

Aber eine Frau die das noch nie gemacht hätte, würde heute die Zeremonie leiten. Das klang verheißungsvoll nach Chaos, aber schließlich wollten wir die Strecke ja nicht umsonst gefahren sein und nahmen also teil. Als wir alle unser Anliegen, warum wir da seien vortragen sollten, wurde meine Geduld bei ungefähr dreißig Teilnehmern auf eine harte Probe gestellt.

Nachdem schon beim Dritten eine Stunde um war, fing der Vierte an und erzählte sein ganzes Leben, inklusive der vier davor und all seinen Selbstmordversuchen, die misslungen waren. Da es in der Zeremonie immer heißer wurde, fing ich an innerlich zu kochen und dachte: „Junge ich erzähl dir gleich,mit welcher Art von Selbstmord du Erfolg haben wirst, wenn du nicht endlich aufhörst zu quatschen!“

Es muss an Gedankenübertragung gelegen haben. Er hörte tatsächlich auf zu reden.

Nach diesem Erlebnis begab ich mich weiter auf die Suche, damir dasGanze nicht indianisch genug vorkam und begegnete einem Mann der sich „Jockel“ nannte. Er leitete Seminare, in denen man alles über die Ureinwohner Amerikas lernen konnte. Nach meiner ersten Begegnung mit ihmin einer Zeremonie stand für mich fest, dass ich daran teilnehmen würde, auch wenn es finanziell schwierig für mich war. Auch der „Obischamane“ und derMann, den sie „Mutter“ nannten, wollten daran teilnehmen. „Mutter“ aber zog dann kurzerhand den Brief zurück und sparte das Geld. So blieben der „Obischamane“ und ich.

Voll freudiger Erwartung fuhren wir gen Seminarwochenende, wo uns Jockel skeptisch empfing. Hatte er doch nicht erwartet, dass ausgerechnet ich daran teilnehmen würde. Er hielt mich für ein Stadtpflänzchen, was mich in seinen Augen disqualifizierte. Außerdem hatte ich mich ungeheuerlich benommen bei der ersten Zeremonie, als ich in jedes Fettnäpfchen, das ich finden konnte, getreten war und es dazu auch glattnoch gewagt hatte, ihm zu widersprechen.

Das Seminar begann mit einem Abendbrot und den ersten Kontakten zu den anderen Teilnehmern. Ich fühlte mich in die Schulzeit zurückversetzt: der Lehrer auf einemStuhl, wir anderen amBoden im Kreis um ihn herum, mussten zuhören. Wir mussten früh aufstehen und das amWochenende!, um auf nüchternenMagen eine volle Stunde lang auf eine weiße Wand zu starren. Natürlich reglos im Schneidersitz. Ohne Kaffee im Blut! Da reagieren sämtliche Zellen in mir komplett unterversorgt-bis- gar nicht.

Während ich so dasaß und mein einziger Gedanke imNichtdenken „Kaffee-Kaffee-Kaffee“ war, begann ich meinen gesammelten Unmut auf eine kalte weiße Wand zu lenken und sie hasserfüllt anzustarren. Dabei kam in mir die Frage auf, ob die Ureinwohner Amerikas wohl jemals Zeit und Gelegenheit hatten, eine weiße Wand bzw. ein vom Feuer gerußtes Tipi Cover anzuglotzen?

Aber damit nicht genug. Auch noch körperliche Ertüchtigung musste vor demFrühstück abgehalten werden.

Allmählich fragte ich mich, warum ichmir das antat. Bin ich etwa ein von mir selbst verkannter Masochist?

Die Ertüchtigung begannmit den „5 Tibetern“.

„Welcher Tribe inNordamerika sind denn die 5 Tibeter?“, ratterte es durch meinen Kopf.

Dann tanzten wir noch ein bisschen zu Rockmusik und endlich gab es den heißersehnten Kaffee.

Weiter ging es mit dem Seminar, es sollte doch schließlich etwas geboten werden, für das gezahlte Geld.

Es gab eine Befindlichkeitsrunde, wo jeder sagen konnte wie er sich im Moment fühlte, ein sogenannter „Wetterbericht“ vom eigenen Körper. Dazu erhielt man einen mit Federn und Kristallen verzierten Redestab in die Hand, der, nachdem man fertig gesprochen hatte, weitergegeben wurde.

ZumerstenMal hörte ich jemanden in der „Wetterfühlsprache“ sprechen undwar sprachlos. „Also so im Bauch ein Sturmtief im Anmarsch, Nebel so um den Kopf rum und Bodenfrost, leichte Gewitterwolken mit grollendemDonner imhinteren Bereich des Kopfes.“

Tz-tz-tz! WIE bitte? Warum konnte der denn nicht einfach sagen, dass er Blähungen hatte, noch nicht ganz wach war, seine kalten Füße lieber wieder unter die Bettdecke stecken wollte und seine Kopfschmerzen gerne kurieren möchte.

„Schon kompliziert diese Indianer …“ dachte ich, aber wenn es der Erleuchtung dient, mach‘ ich halt mit. Nun versuchte ich mir meinen Wetterbericht, der sich gewaschen hatte! … aus den Fingern zu saugen.

Es blitzte und grollte und stürmte und goss aus Eimern, mit Glatteis und allemDrumund Dran. Halt richtig Drama-Queenmäßig. Niemand konnte mich unterbrechen, da ich ja diesen Redestab hielt und man damit nicht unterbrochen werden durfte. „Vielleicht sollte ich den Redestab niemals mehr aus der Hand geben?“, schoss es mir durch den Kopf.

Als diese Runde endlich zu Ende war, gab es draußen praktische Anleitungen, wie ein „Indianer von damals“ so wohnte. Das hieß: wir bauten ein Tipi mehrmals auf und ab bis es endlich dem Meister gefiel und durften dann unsere Schlafsäcke und Decken hineinbringen. Die Frauen auf die linke Seite, die Männer auf die rechte Seite des Tipis. Ich freute mich schon auf das Schnarch Konzert in der Nacht, um nach der großen Schlaflosigkeit wieder mit dem Kopf an die weiße Wand zu knallen am nächsten Morgen.

War wirklich 'ne prima Idee von mir Indianer zu spielen und auf westlichen zivilisierten Komfort zu verzichten…

Kalt war es auch noch, denn auf eine Feuerstelle wurde verzichtet, um den Rasen nicht zu beschädigen.

Jockel und sein Rasen sind ein Kapitel für sich. Der Rasen wurde gepflegt und gehegt, wie ein Golfplatz. Ich glaube er wurde immer genauestens auf drei Zentimeter heruntergestutzt, was bei Jockels Haaren nicht der Fall war. Die waren vorne weg und hinten lang. Nach getaner Arbeit gab es dann endlich einen warmen Platz in einer Zeremonie.

Das war mein erster Tag auf dem Weg zu mir in einem indianischen Seminar, geleitet von einem weißen Deutschen. Gefolgt von vielen Wochenenden. Ein ganzes Jahr lang. Und noch immer war ich keine Indianerin, denn jetzt galt es das zweite Seminar mitzumachen.

Da bei den First Nations alles im Vierer-Rhythmus stattfindet - vier Jahreszeiten, vier Himmelsrichtungen, vier Elemente und so weiter - hatte unser Jockel für weitere drei Jahre ausgesorgt und ich für drei weitere Jahre Geldnot.

Aber darum ging es ja schließlich im nächsten Seminar: Wohlstand auf allen Ebenen zu erreichen und darum, Indianer zu sein. Was gibt es Besseres?

Wir wurden in Unterstützungsgruppen eingeteilt, was bedeutete, dass man auf Gedeih und Verderb sich mit Menschen treffen musste, ob man sie mochte oder nicht. So sah also meine Freizeitgestaltung aus und es gabauchHausaufgaben:morgenseineStunde an dieweißeWand starren und die „Fünf Tibeter“ machen. Ich habe inzwischen auch herausgefunden, dass diese nicht zum Tribe gehören, sondern fernöstlicher Kultur entspringen. Wenn auch nicht aus Tibet. Aber Kolumbus dachte ja auch, er sei in Indien gelandet…