Freigeliebt - P. Jones - E-Book

Freigeliebt E-Book

P. Jones

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Beschreibung

Paula ist eine organisierte, zielstrebige, junge Frau, die einen bestimmten Lebensplan verfolgt: Das Studium absolvieren, einen gut bezahlten Job ergattern, den Traummann heiraten und eine Familie gründen. Den Traummann meint Paula bereits gefunden zu haben. Seit einiger Zeit datet sie Mister Perfekt, der sie auf Händen trägt und ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest. Alles verläuft nach Plan, bis sie Amanda kennenlernt. Die temperamentvolle Frau bringt Paulas Selbstbild und ihren Lebensplan erst ins Schwanken und lässt dann beides wie ein Kartenhaus einstürzen. Zwischen den beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, entwickelt sich eine Liebe, die genauso stark wie zerbrechlich ist. Kein klassischer Liebesroman, sondern eine Geschichte, die nur das Leben selbst schreiben kann! Berührend, unterhaltsam, spannend und basierend auf wahren Begebenheiten.

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Für die besten Eltern der Welt.

Für meinen geliebten Bruder, der immer die richtigen Worte findet.

Für meinen besten Freund, der für mich Kompass und Rettungsnetz ist.

Ein riesiges Dankeschön an Greta, die dieses Buch lektoriert hat, sowie an Sarah, die das umwerfend schöne Cover entworfen hat.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Vorwort

Freiheit. Liebe. Googelt man diese Begriffe, erhält man unendlich viele unterschiedliche Definitionen. Jeder Mensch definiert Freiheit anders. Genauso ist es mit der Liebe: Manche suchen sie ein Leben lang. Manch einer hat sie bereits gefunden. Und wieder andere haben die Suche danach schon vor langer Zeit aufgegeben. Was haben diese zwei Begriffe miteinander zu tun? Sowohl die Freiheit als auch die Liebe können einen Menschen vor Glück schweben lassen, oder ihn zugrunde richten. Das absolut Schlimmste ist jedoch, keines der beiden Gefühle zu kennen. Wer frei ist, kann lieben. Und wer liebt, ist frei.

Kapitel 1

Es war Samstagnachmittag und ich hatte nichts Besseres zu tun, als völlig antriebslos im Schlabberlook durch meine Wohnung zu schleichen und auf dem Sofa herumzulungern. Ich hatte nicht einmal Lust, mir etwas zu Essen zu machen. Mein Magen erinnerte mich immer wieder laut knurrend daran, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Es war mir egal. Der Hunger war mir egal, genauso wie alles andere. Wie konnte mein Leben bloß derartig aus den Fugen geraten? Wie konnte es passieren, dass ich völlig planlos in meiner kleinen Wohnung saß und nicht mehr zu wissen schien, wie es weitergehen sollte? Dieser Zustand war neu für mich. Ich sah mich in meinem Wohnzimmer um. Aufgeräumt hatte ich schon seit Längerem nicht mehr. Überall lagen Klamotten, ungeöffnete Post und alte Fotos herum. Auch das sah mir überhaupt nicht ähnlich. Mein früheres Ich hätte bei dieser Unordnung die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Die alte Paula hätte sich keine einzige Sekunde freiwillig in diesem Saustall aufhalten können. Die alte Paula hatte ihr Leben noch vor wenigen Wochen fest im Griff gehabt und schien immer genau zu wissen, was zu tun war. Solange ich denken kann, hatte ich stets einen klaren Plan, wie mein Leben verlaufen sollte. In der Vergangenheit wich ich nie von diesem Plan ab, sondern verfolgte meine Ziele ehrgeizig. Mein Studium hatte ich erfolgreich absolviert und der Einstieg ins Berufsleben gelang mir ebenfalls ohne Probleme. Ich verdiente gut. Meine Kollegen schätzten mich und mein Organisationstalent. Auch mein Privatleben war gut durchgeplant und strukturiert. Sauberkeit und Ordnung in meiner kleinen Zweizimmerwohnung waren mir immer sehr wichtig gewesen. Jeder Wochentag lief gleich ab: Ich stand früh auf und ging ins Fitnessstudio. Danach frühstückte ich auf dem Weg ins Büro, wo ich bis Feierabend blieb. Nach der Arbeit kaufte ich ein oder erledigte andere Kleinigkeiten. Jeden Mittwoch überraschte ich meine Kollegen im Büro mit einem kleinen Gebäck vom Konditor nebenan. Jeden Freitag telefonierte ich mit meinen Eltern, um sie über News aus meinem langweiligen Leben auf dem Laufenden zu halten. Einmal pro Woche tauschte ich mich außerdem mit meinem Bruder Finn aus. Meine Freizeit genoss ich am Wochenende. Da es seit meinem sechzehnten Lebensjahr so gut wie immer einen Mann an meiner Seite gab, verbrachte ich meine Wochenenden meistens mit dem aktuellen Partner.

Die weiteren großen Ziele in meinem Leben, die auch meine Eltern für mich vorgesehen hatten, waren eine Traumhochzeit mit dem perfekten Mann und später eigene Kinder beziehungsweise Enkelkinder. Wenn ich genauer darüber nachdachte, war mir bewusst, dass meine Eltern mein gesamtes Leben bereits geplant hatten. Ich hatte eine sehr behütetet Kindheit und eine nicht allzu wilde Jugend gehabt. Auch als ich schon längst volljährig gewesen war, hatte ich doch immerzu versucht, es meinen Eltern recht zu machen. Ich war aufs Gymnasium gegangen und hatte mich durchs Abitur geschlagen. Danach hatte ich studiert, obwohl ich viel lieber eine einfache Ausbildung im Bereich Sport gemacht hätte. Sport war schon immer meine große Leidenschaft gewesen, aber meine Eltern hatten gewollt, dass ich etwas Gesellschaftstaugliches studierte. Ich tat ihnen diesen Gefallen und landetet letztendlich in einem großen Bürogebäude vor dem Bildschirm eines Computers. Auf die Idee, dass es nicht meine Lebensträume waren, die ich da verwirklichte, kam ich damals nicht. Es gab auch nie einen Anlass, all das in Frage zu stellen. Bis vor wenigen Wochen hatte dieser Plan noch einwandfrei funktioniert. Bis vor wenigen Wochen war mein Leben noch vollkommen in Ordnung gewesen. Langweilig zwar, aber in Ordnung. Und dann traf ich Amanda.

Kapitel 2

An einem sonnigen, warmen Sonntagmittag hörte ich vor dem Haus das laute Hupen eines Autos. Ich erkannte es sofort. Es war Mister Perfekt, der Mann, den ich seit einiger Zeit datete. Ich schlüpfte schnell in meine Sneakers, schnappte mir meine kleine Handtasche und lief nach unten, wo er schon auf mich wartete. Die Beifahrertür seines roten Cabrios stand bereits offen und ich stieg schnell ein. „Hallo, schöne Frau“, begrüßte er mich charmant und küsste mich auf die Wange. „Hallo! Wie schön, dich zu sehen“, antwortete ich und lief dabei leicht rot an. Er hatte mir am Telefon nicht verraten wollen, wohin es gehen sollte. Es würde eine Überraschung sein. Jetzt sah ich ihn neugierig an und fragte: „Verrätst du mir nun endlich, wo es hingeht?“ Er lachte bloß. „Paula, du bist wirklich die neugierigste Person, die ich kenne.“ Ich ließ nicht locker und bohrte weiter, während er sich auf den Verkehr konzentrierte. „Jetzt sag schon, ich möchte es wissen. Was machen wir heute?“ Er gab nach, weil er wusste, dass ich nicht aufgeben würde. „Also gut, ich sage es dir. Wir fahren an einen kleinen See. Ich habe ein Picknick vorbereitet, für uns beide. Ich habe alles dabei.“ Von dieser Idee war ich begeistert. „Oh, das klingt super! Ich freue mich!“ Nachdem ich meinen Satz beendet hatte, lächelte er zufrieden. Auf der Fahrt zum See hörten wir Musik und ich genoss den Fahrtwind, der meinen blonden Bob verstrubbelte. Es war wirklich ein wunderschöner Tag. Die Luft roch nach Sonne und Sonnencreme und ab und zu auch nach frisch gemähtem Gras. Wie glücklich ich mich doch schätzen konnte, diesen perfekten Sommertag mit diesem wunderbaren Mann zu verbringen. Unser Picknick war wunderschön. Wir suchten uns ein ruhiges Plätzchen unter einem Baum und breiteten dort eine große Decke aus. Er hatte wirklich an alles gedacht: Es gab frische Erdbeeren, Trauben, süße Wassermelone, Beeren und prickelnden Sekt. Nachdem wir angestoßen hatten, lagen wir beide nebeneinander auf dem Rücken und blickten in die Baumkrone über uns, die sich sanft im Wind hin und her wog. Er flüsterte: „Schließ deine Augen.“ Ohne zu fragen, warum, schloss ich meine Augen. „Und jetzt hör genau hin. Hörst du das Rauschen der Blätter im Wind?“, fragte er. „Ja. Ich kann es hören.“ Die Augen hielt ich weiterhin geschlossen. „Stell dir vor, es wäre das Rauschen der Wellen am Meer“, meinte er mit sanfter Stimme. Es hörte sich tatsächlich an wie das Rauschen von Wellen, die immer wieder auf einen weißen Sandstrand zurollten und dort brachen.

Ich versank in diesem Rauschen und genoss den Moment so sehr, dass ich meine Augen am liebsten nie wieder geöffnet hätte, nur um noch länger an diesem Ort zu sein und dieses Gefühl zu genießen.

Zur gleichen Zeit wartete Amanda ungeduldig schon seit fünfzehn Minuten vor einem Restaurant in der Stadt auf Celine, die sich mal wieder verspätete. Genervt trat sie von einem Fuß auf den anderen und überlegte, ohne sie reinzugehen und sich zu setzen. Amanda hasste Unpünktlichkeit. Auf etwas oder jemanden zu warten empfand sie als Zeitverschwendung, und abgesehen davon war es respektlos, unpünktlich zu sein. Celine hatte ihr lediglich eine kurze WhatsApp-Nachricht geschrieben: „Bin gleich da. Verspäte mich etwas.“ Sich etwas zu verspäten bedeutete in Celines Augen, dass sie vielleicht fünf Minuten zu spät kommen würde, vielleicht aber auch eine ganze Stunde. „Bestimmt hat sie wieder einen Bad Hair Day oder nicht das richtige Outfit gefunden oder brauchte Ewigkeiten, um sich zu schminken“, dachte Amanda. Gerade, als sie sich umdrehen wollte, um allein in das Restaurant zu marschieren, hörte sie Celines Stimme hinter sich: „Sorry, Amanda. Da bin ich.“ Amanda verkniff sich einen bissigen Kommentar zu ihrem nicht vorhandenen Zeitmanagement und umarmte sie kurz zur Begrüßung. Dann musterte sie Celine und war sich schließlich sehr sicher, dass diese vor ihrem Date Ewigkeiten im Bad verbracht hatte. Sie trug farbigen Lidschatten und hatte auch am Make-Up nicht gespart. Dazu trug sie ein bauchfreies weißes Top und eine enge Jeans. Mit den High Heels, die sie mit Sicherheit zehn Zentimeter größer schummelten, überragte sie Amanda um fast einen ganzen Kopf. Amanda hielt ihr die Tür auf und meinte: „Bitte, nach dir.“ Celine lächelte sie an und stöckelte an ihr vorbei in das Restaurant, wo sie an einem Tisch am Fenster Platz nahmen. Amanda wählte die Seite, von der aus sie aus dem Fenster sehen und die vorbeilaufenden Menschen beobachten konnte. Kurz nachdem sie Platz genommen hatten, kam auch schon die Bedienung, um ihre Bestellung aufzunehmen. „Wisst ihr schon, was ihr trinken wollt?“, fragte die Kellnerin freundlich. Amanda bestellte ein Glas Rotwein und Celine ein Wasser. Als die Bedienung sie wieder allein ließ, bemerkte Celine leise: „Es ist Mittag und du trinkst Wein? Du musst später auch noch fahren.“ Sie klang etwas vorwurfsvoll. Amanda verdrehte die Augen. „Celine, es ist nur ein einziges Glas, nicht mehr. Außerdem ist heute Sonntag, das geht in Ordnung. Und der Wein passt super zum Essen.“ Celine blickte wieder in die Speisekarte und erwiderte nur: „Wenn du meinst.“ Solche Kommentare nervten Amanda. Sie trank ab und zu ein Glas Wein, aber sie übertrieb es niemals und trank auch nie unter der Woche, wenn sie früh aufstehen und zur Arbeit gehen musste. Was hatte Celine also für ein Problem damit? Nach ein paar Minuten kam die Bedienung zurück und fragte nach der Essenbestellung. Celine antwortete wie üblich: „Ich nehme bitte nur einen Salat. Den mit Hähnchen. Salz, Pfeffer, wenig Öl und etwas Essig.“ Die Bedienung notierte sich alles eifrig und nickte. Dann blickte sie erwartungsvoll zu Amanda. „Ich hätte gerne das Rumpsteak mit Steinpilzen und Ofenkartoffel. Oh, bitte Medium. Danke.“ Amanda schmunzelte innerlich über die Bestellung von Celine. Sie waren in einem der besten Restaurants der Stadt und Celine bestellte sich einen Salat. Wieso kasteiten und quälten sich manche Frauen so sehr, nur um ihre schlanke Figur zu halten? Noch nie hatte sie erlebt, dass Celine sich etwas gönnte, weder Eis noch Schokolade oder Kuchen. Sogar beim Sex versuchte sie stets, makellos zu erscheinen. Bei jeder Stellung drapierte sie sich so, dass sie möglichst sexy aussah. Anfangs hatte Amanda das noch irgendwie süß gefunden, aber inzwischen war sie genervt davon. Während des Essens wollte Celine alles über Amandas neue Stelle wissen, die diese in der kommenden Woche antreten würde. „Was genau ändert sich für dich? Freust du dich darauf? Bist du aufgeregt?“ „Naja, im Grunde genommen verändert sich nicht wirklich viel für mich, die Aufgaben sind nahezu die gleichen. Ich werde in der gleichen Branche weiterarbeiten, aber mit mehr Verantwortung, da ich ein Team zu führen habe. Das wird auf jeden Fall aufregend. Natürlich bin ich etwas nervös, aber gleichzeitig freue ich mich auch sehr auf diese Chance.“ Celine hörte ihr aufmerksam zu. „Amanda, du wirst das großartig machen. Da bin ich mir ganz sicher.“ „Lieb, dass du das sagst, Celine. Ich habe richtig Lust auf diese Herausforderung.“ Celine nippte an ihrem Wasser, bevor sie das Thema wechselte. „Kann ich dich was fragen? Es geht um uns …“ Amanda ahnte schon, worauf das hinauslaufen würde, konnte diesem Gespräch im Moment aber kaum entgehen, also antwortete sie: „Ja, klar.“ Celine beugte sich etwas weiter vor und schaute ihr tief in die Augen. „Naja, wir treffen uns ja jetzt schon seit einigen Wochen, und ich fühle mich sehr wohl mit dir. Ich denke, wir passen gut zusammen, Amanda. Und deshalb wollte ich dich fragen … nun, was genau ist das zwischen uns?“ Sie klang sehr hoffnungsvoll. Amanda nahm einen großen Schluck von ihrem Wein, denn das hatte sie jetzt wirklich bitter nötig. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. „Es stimmt, was du sagst, Celine. Ich genieße die Dates mit dir, aber ich will derzeit keine feste Beziehung. Das hat nichts mit dir zu tun. Ich möchte mich jetzt erstmal auf meinen neuen Job konzentrieren und mich dort einleben. Was dann aus uns wird, wird sich schon zeigen. Ich hoffe, du verstehst das.“ Für einen kurzen Augenblick konnte Amanda die Enttäuschung in Celines Gesicht sehen, doch dann fing sie sich wieder und erwiderte verständnisvoll: „In Ordnung. Das verstehe ich. Ich kann warten, bis du bereit bist.“ Amanda atmete erleichtert aus. „Puh, das ist gerade nochmal gut gegangen“, dachte sie bei sich.

Sechshundert Kilometer entfernt stand Paulas Mutter in der Küche und knetete Kuchenteig. Während sie die klebrige Masse immer und immer wieder fest bearbeitete, wanderten ihre Gedanken zu ihrer Tochter und zum letzten Telefonat, das sie geführt hatten. Paula hatte so glücklich geklungen. Sie hatte mit übersprudelnder Begeisterung von dem jungen Mann gesprochen, den sie Mister Perfekt nannte. Er schien wie geschaffen für sie zu sein. Nach ihren Verabredungen rief sie meist an und erzählte, was er sich wieder Romantisches für sie hatte einfallen lassen. Paula war oft begeistert zu Beginn einer Beziehung, doch diese Begeisterung konnte dann genauso schnell wieder nachlassen, wie sie gekommen war. Dieses Mal schien es jedoch anders zu sein. Seit Wochen hörte sie nur noch, wie hinreißend dieser Mann doch war. Sie lächelte, überglücklich bei dem Gedanken, dass Paula vielleicht endlich ihren Traummann gefunden hatte. „Irgendwann findet jeder Topf seinen Deckel“, dachte sie insgeheim. Selbst Paula, bei der sie über Jahre hinweg die Befürchtung gehabt hatte, sie wäre eher eine Art „Auflaufform“, zu der es nun mal keinen passenden Deckel gab. Es dauerte normalerweise nur wenige Monate, bis ihre Tochter einen Grund fand, um eine Beziehung zu beenden. Sie hatte Paulas Gründe nie ganz nachvollziehen können und irgendwann aufgehört, danach zu fragen. Nach jeder „Mister Perfekt-Geschichte“ keimte in ihr die Hoffnung auf, dass das nun endlich der richtige Mann war. Sie wünschte sich so sehr, dass Paula jemanden fand, den sie heiraten wollte und mit dem sie eine eigene Familie gründen konnte. Ihr Sohn Finn, der nur wenige Jahre älter war, war da ganz anders. Um ihn machte sie sich keine Sorgen. Er war bereits seit einigen Jahren in festen Händen und hatte erst vor Kurzem ein Haus gekauft. Er war sesshaft geworden, ganz im Gegensatz zu Paula, die eher das Wesen eines Zugvogels hatte.

Finn wartete an diesem Sonntagabend gespannt auf Paulas Anruf. Er wusste, dass sie heute ein weiteres Überraschungsdate mit Mister Perfekt gehabt hatte. Endlich rief sie an. „Paula! Na endlich! Erzähl mir alles. Was hat er sich dies Mal einfallen lassen, dein Märchenprinz?“ Paula musste lachen. Es klang glückselig, warm und herzlich. „Er hat mich in einem Cabrio abgeholt.“ Finn unterbrach sie: „Natürlich, womit auch sonst.“ Wieder lachte Paula. „Finn, die Story geht noch weiter. Wir sind dann zu einem kleinen, wunderschönen See außerhalb der Stadt gefahren. Er hat ein Picknick vorbereitet, mit Früchten und Sekt.“ „Oh, wow. Das klingt super“, staunte Finn. „Das war es auch, Finn. Sobald ich die Augen geschlossen habe, fühlte es sich an, als würde ich am Meer liegen. Es war einfach wunderbar“, schwärmte Paula. „Und? Habt ihr endlich darüber gesprochen, was das zwischen euch werden soll?“, fragte Finn neugierig. Diese Frage stellte er ihr nach jeder Verabredung, und wie immer bekam er auch diesmal wieder die gleiche Antwort von ihr: „Nein, haben wir nicht. Und das ist auch gut so. Ich bin mir noch nicht sicher.“ Wie so oft auf diesen Satz, erwiderte Finn: „Wie kannst du dir bei so einem tollen Mann nicht sicher sein? Was fehlt dir denn noch?“ Doch das wusste Paula selbst nicht.

Kapitel 3

Mein Kollege Bill sprach mich an diesem Morgen laut von der Seite an und wunderte sich ein wenig, dass ich dermaßen zusammenzuckte. „Hey, Paula, hast du einen Geist gesehen?“ Ich fühlte mich sofort ertappt, versuchte, nicht rot anzulaufen, und antwortete möglichst beiläufig: „Nein. Nein, überhaupt nicht. Wie kommst du denn darauf? Aber sag mal … Wer ist denn die Neue da im Büro?“ Dabei zwang ich mich, den Blick schnell wieder abzuwenden, um sie nicht länger auf diese Weise anzustarren. „Ach, das ist die neue Abteilungsleitung. Sie heißt Amanda. Sie macht einen netten Eindruck.“ Mein Kollege war noch nie ein Mann der vielen Worte gewesen, und in diesem Moment war ich auch sehr dankbar darüber. Bevor sie sich zu uns umdrehen konnte und diese seltsame Szene vor ihrer Bürotür mitbekam, drehte ich mich hastig weg und verschwand in meinem Büro eine Tür weiter. Das war eine wirklich peinliche Szene gewesen, vor Amandas Bürotür. Ich musste unglaublich dämlich aus-gesehen haben, als Bill mich ansprach.

Wie hypnotisiert hatte ich steif dagestanden und diese Frau hinter der Glastür angestarrt. Zurück an meinem Schreibtisch hatte ich eigentlich geplant, diese Exceltabelle noch fertigzustellen, da ich sie heute Vormittag noch einreichen sollte. Stattdessen musste ich mich erst einmal setzen und verbrachte die nächsten Minuten damit, mich über die Reaktion zu wundern, die Amanda in mir ausgelöst hatte. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so auf einen Menschen reagiert zu haben. Klar, man ist von manchen Menschen und ihrem Auftreten mehr gefesselt als von anderen. Manche Personen betreten den Raum und haben so eine starke Aura und Ausstrahlung, dass sich die Stimmung ändert, ohne dass sie auch nur irgendetwas Besonderes machen. Vorhin war es ähnlich. Als ich Amanda das erste Mal durch diese Bürotür sah, kam in mir ein sonderbares Gefühl hoch, das ich nicht zuordnen konnte. Es war mir fremd und irgendwie doch vertraut. Doch mir blieb nicht viel Zeit zu grübeln. Gerade als ich mich wieder halbwegs gefangen hatte, trat Amanda in mein Büro und stellte sich direkt vor meinen Schreibtisch. Sie fixierte mich und sah mich von oben bis unten an, fast so, als würde sie mich abchecken wollen. Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. Hatte sie etwa bemerkt, dass ich sie angestarrt hatte? Glücklicherweise begann sie kurz darauf, sich vorzustellen, sodass sich das unsichere, seltsame Gefühl in mir etwas legte. „Hi, ich heiße Amanda. Ich bin die neue Abteilungsleitung. Wir arbeiten in Zukunft zusammen.“ Ich tat mein Bestes, um nicht zurückzustarren und möglichst wenig von meiner Unsicherheit preiszugeben, also formulierte ich meine Antwort entsprechend kurz. Ich verriet ihr meinen Namen und meinte noch, dass ich mich auf unsere Zusammenarbeit freuen würde, bevor ich meinen Blick wieder auf den Bildschirm meines Computers richtete, um das Gespräch zu beenden. Schließlich musste ich endlich diese Exceltabelle fertig bearbeiten. Offensichtlich deutete sie mein Verhalten richtig, denn sie drehte sich ohne ein weiteres Wort um und wandte sich an meinen Kollegen Bill, der am Schreibtisch mir gegenübersaß. Als sie ein Gespräch mit ihm anfing, hatte ich endlich genug Zeit, sie genauer anzusehen. Verstohlen hielt ich meinen Kopf auf den Bildschirm gerichtet, aber meine Augen schauten darüber hinweg, leicht nach links gerichtet, um sie genauer unter die Lupe nehmen zu können. Bill Gates und Microsoft Excel konnten noch eine Minute warten. Amanda war nicht sehr groß, ich schätzte sie auf höchstens 1.65 Meter. Ihr Körperbau war etwas androgyn, ihre Gesten und Bewegungen sehr maskulin, sehr grob. Sie erinnerten mich an die eines Holzfällers. Weibliche Kurven konnte ich bei ihr keine entdecken, die würden aber auch nicht zu ihr passen. Ihre Haut war leicht gebräunt und die feinen Tattoos an ihren Armen passten wirklich gut zu ihr. Mein Blick blieb immer wieder an ihrem Gesicht hängen. Die Lippen waren voll und weich, und ihre Augen dunkelbraun. Manchmal, wenn das Licht der Neonröhren an der Zimmerdecke auf sie fiel, glitzerten ihre Augen und wurden zu flüssigem Karamell. Es fiel mir wirklich schwer, den Blick davon abzuwenden. Ich vermutete, dass sie jeden Morgen einen Kampf gegen die wilden schwarzen Locken führen musste, die heute streng zu einem Zopf zurückgebunden waren. Sie war schön. Wunderschön. Bei diesem Gedanken fühlte ich, wie ich eine Gänsehaut am ganzen Körper bekam: Da spürte ich dieses Kribbeln das erste Mal. Ich schob das Wort „wunderschön“ gedanklich zur Seite und richtete meinen Blick wieder auf den Bildschirm meines Computers. Kurz darauf verließ sie das Büro. Zu gerne hätte ich sie noch länger beobachtet, aber leider wartete die Exceltabelle darauf, endlich zu Ende bearbeitet zu werden. An diesem Tag las ich hochkonzentriert meine E-Mails und tippte beschäftigt auf der Computertastatur herum, stets in der Hoffnung, dass Amanda noch einmal hereinkommen würde. Sie lief ab und zu an unserem Büro vorbei und warf manchmal auch einen Blick hinein, doch mehr geschah an diesem ersten Tag nicht. Ich machte pünktlich Feierabend, verabschiedete mich beim Rausgehen von einigen Kollegen und machte mich auf den Weg nach Hause. Schon auf dem Gehsteig begann eine leise Stimme in meinem Kopf zu flüstern, dass ab heute nichts mehr so sein würde wie zuvor. Jeder Schritt war begleitet von den flüchtigen Erinnerungen an diesen Morgen. Amandas kurze Vorstellung und das Gefühl, das mich seit diesem Moment erfüllte, beschäftigte mich noch den ganzen Tag über und bis spät in die Nacht hinein. Schon in dieser Nacht, nach unserer ersten Begegnung, schlich sich Amanda in meine Träume und sollte von da an nie wieder ganz daraus verschwinden. In meinen Träumen strich ich über ihre weiche, gebräunte, tätowierte Haut und versank im flüssigen Karamell ihrer Augen. Als mich mein Wecker am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss, breitete sich in mir große Enttäuschung aus. Zu gerne wäre ich noch länger in meinem Traum gefangen gewesen. Offensichtlich hatte Amanda es sofort geschafft, bis tief in mein Unterbewusstsein einzudringen.

Kaum betrat Amanda an diesem Abend ihre Wohnung, klingelte auch schon ihr Handy. Sie klemmte es zwischen Ohr und Schulter und begann, ihre Unterlagen für den nächsten Arbeitstag zu sortieren, während sie sich am Telefon kurzfasste. „Ich bin erst jetzt nach Hause gekommen, Celine, der erste Tag war echt lang. Ich habe einige meiner Mitarbeiter kennengelernt. Meiner Ansicht nach lief alles super. Ich werde jetzt allerdings auflegen und noch etwas essen.“ Dann beendete Amanda den Anruf und warf sich auf die kleine Couch in ihrem Wohnzimmer. Es tat ihr fast schon leid, dass sie ihre Freundin so schnell abgewürgt hatte, aber sie brauchte jetzt wirklich etwas Zeit für sich. Eigentlich konnte sie Celine gar nicht ihre Freundin nennen. Die beiden hatten sich schließlich erst ein paar Mal verabredet und lernten sich gerade kennen. Auch wenn Celine viel an Amanda lag, konnte diese sich nicht dazu durchringen, eine ernsthafte Beziehung mit ihr einzugehen. Celine wurde ihr langsam etwas zu anhänglich und ab und zu gar besitzergreifend, was Amanda zögern ließ. Heute hatte Amanda keinen Kopf dafür, sich ihre Probleme anzuhören. Ihre Gedanken waren ganz woanders. Amanda streckte sich auf der winzigen Couch aus und strich sich mit einer Hand über die müden Augen. Was war nur mit ihr los heute? Das Team, mit dem sie in Zukunft zusammenarbeiten würde, schien sehr engagiert zu sein und die ersten Gespräche waren gut verlaufen. Trotzdem war sie irgendwie unruhig. Dieses Gefühl begleitete sie seit ihrem ersten Gespräch mit Paula, das leider nur von kurzer Dauer gewesen war. Gerne hätte Amanda noch viel länger mit ihr gesprochen, doch sie hatte den Eindruck gehabt, als würde sich Paula dabei nicht ganz wohlfühlen. Das hatte Amanda sehr verunsichert. Paulas ganze Erscheinung hatte sie im

Grunde genommen verunsichert. Ständig musste sie an diese großen, grünen Augen mit den schwarzen Wimpern denken, und an die niedlichen Sommersprossen auf ihrer Nase. Ihr blondes Haar trug Paula in einem kinnlangen Bob, der ihr wirklich gutstand. Sie hatte beobachtet, wie geschmeidig Paulas Bewegungen waren, wenn sie durchs Büro gegangen war. Die Art, wie sie sich bewegte, stand völlig im Widerspruch zu ihrem schüchternen Charakter. Paula bewegte sich geschmeidig, wie eine Raubkatze. Amandas Neugier war geweckt worden und so hatte sie einen ihrer Mitarbeiter in ein Gespräch verwickelt, wodurch sie einige oberflächliche Details über Paula hatte herausfinden können. Unter anderem hatte sie erfahren, dass Paula seit ungefähr drei Jahren in diesem Unternehmen arbeitete, in der Stadt wohnte und in ihrer Freizeit gerne Sport trieb. Außerdem hatte sie herausgefunden, dass die Frau seit einiger Zeit einen jungen Mann traf. Soweit sie mitbekommen hatte, befanden sich die beiden noch in der Kennenlern-Phase. Amanda hatte bei dieser Nachricht tief durchatmen und sich selbst ermahnen müssen: „Denk an etwas anderes!“ Vergeblich. Immer wieder dachte sie an diesem Abend an die großen grünen Augen, die sie im Licht der Neonröhren im Büro fragend angestarrt hatten.

Kapitel 4

Ich versuchte, die restliche Woche so normal wie möglich zu verbringen und nicht weiter über diese verwirrende erste Begegnung mit Amanda nachzudenken. Da ich auch von meinem Laptop aus arbeiten konnte, wechselte ich innerhalb des Gebäudes ab und zu das Büro oder arbeitete sogar von zuhause aus. In manchen Momenten, in denen ich ehrlich zu mir war, gestand ich mir ein, dass ich Amanda insgeheim aus dem Weg ging. Sie machte es mir aber wirklich nicht leicht. Wenn ich vor Ort war, suchte sie oft das Gespräch mit mir und verwickelte mich gerne in Themen über mein Privatleben. Wann immer sie sah, dass ich mich in meinem Schreibtischstuhl streckte, trat sie näher und begann, meine Schultern und meinen Nacken zu massieren. Das wunderbare Gefühl, das meinen Körper dabei durchflutete und sich ausbreitete, verwirrte mich noch mehr. Sie kaschierte alle ihre Berührungen mit einem Witz oder einem lustigen Kommentar, doch die Gefühle, die sie in mir weckte, brachten mich zum Nachdenken. Gedanklich ließ das letzte Jahr Revue passieren: „Es war ein sehr gutes Jahr. Definitiv mein Glücksjahr“, überlegte ich. „Ich date einen wundervollen Mann, meinen Mister Perfekt. Es gab bisher noch nie Streit. Er trägt mich auf Händen und wir genießen die Zeit zusammen. Doch nicht nur privat läuft alles wunderbar, ich bin auch mit meinem Job sehr zufrieden. Seit einem Jahr geht es mir wirklich gut.“ Solche Gedanken hatte ich selten. Die letzten Jahre waren turbulent gewesen, geprägt von vielen kleinen Enttäuschungen, die ich meist aufgrund von anderen Menschen zu spüren bekommen hatte. Ich war einige Male umgezogen, immer auf der Suche nach einem Ort, der mich etwas zur Ruhe würde kommen lassen. Doch es half nichts: Das Muster, das in meinem Leben immer wieder auftrat, wollte sich nicht lösen. Wann immer ich eine Beziehung mit einem Mann einging, wurde ich schon nach wenigen Monaten unzufrieden und unruhig und suchte geradezu nach einem Grund, um sie zu beenden. Sehr zum Missfallen meiner Eltern war dieser immer schnell gefunden. Und auch jetzt, wo alles perfekt lief und ich eigentlich unendlich glücklich sein sollte, fühlte ich mich wie so oft nicht vollkommen erfüllt. Es gab Momente, da war es so, als hätte man mich in einen Käfig gesteckt und als beobachtete ich das Leben gefangen hinter Gitterstäben. Fast so, als spielte nicht ich die Hauptrolle in meinem eigenen Leben, sondern als wäre ich eher der Beobachter, oder als spielte ich nur eine kleine, unwichtige Nebenrolle. Man kennt das aus Filmen: In einem dieser typischen Romanzen wäre ich wohl die beste Freundin der Hauptdarstellerin. Das Vibrieren meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Eine WhatsApp-Nachricht. Die Nummer kannte ich nicht, wohl aber die Person auf dem Profilbild, und so las ich neugierig die Nachricht: „Wir haben heute extra das Büro aufgeräumt und die neue Kaffeemaschine aufgebaut und angeschlossen, also wenn du morgen im Homeoffice bleibst, bin ich wirklich beleidigt. Liebe Grüße, Amanda.“ Das war eine ganz normale Nachricht. Oder? Ich hatte eigentlich geplant, morgen im Homeoffice zu arbeiten, das war so vorgesehen. Seit Jahren mache ich mir Wochenpläne und weiß immer genau, wann ich wo und mit wem bin und was an den jeweiligen Tagen zu tun ist. Ich mag es eben, einen Plan zu haben, den ich mir selber aufstelle. Ich mag es, von niemandem kontrolliert zu werden. Doch wieso erzeugten solche simplen, normalen Worte plötzlich ein Kribbeln in meinem Bauch? Und wieso ließ ich mir von jemandem, den ich eigentlich gar nicht richtig kannte, auch noch meinen Plan durchkreuzen? Was glaubte sie denn, wer sie war?! Ja, sie war meine neue Chefin, aber wieso sollte ich denn wegen einer neuen Kaffeemaschine morgen extra ins Büro kommen? Ich überlegte wieder und wieder und eigentlich viel zu lange, was ich auf diese Nachricht antworten sollte. Schließlich schrieb ich: „Hi, Amanda, dann sehen wir uns morgen im Büro. Ich freu mich. Liebe Grüße, Paula.“ Kaum hatte ich auf „senden“ gedrückt, schüttelte ich den Kopf, belustigt über mich selbst. „Im Ernst? Ich freu mich? Wieso schreibe ich sowas? Was Amanda jetzt wohl von mir denkt?“

Amanda schmunzelte, als sie Paulas Nachricht las. Sie freute sich? Paula freute sich! Bei dem Gedanken, sie morgen wieder im Büro zu sehen, machte sich ein warmes und wohliges Gefühl in ihrem Bauch breit, doch sie schob es schnell beiseite. Es erschien ihr fehl am Platz. Sie war nicht der Typ Frau, der sich Hals über Kopf irgendwelchen Gefühlen hingab. Amanda behielt immer einen kühlen Kopf, und das war auch gut so. Es fiel ihr leicht, schnell Kontakte zu knüpfen und oberflächliche Freundschaften zu führen, auch bei ihren Mitarbeitern kam sie immer gut an. Aber alles, was über Freundschaft hinaus ging, sah sich Amanda erst einmal aus der Ferne an. Gefühle, besonders in Form von Liebe, entwickelten sich bei ihr für gewöhnlich sehr langsam. Ihr bester Freund verglich sie gerne mit einer Schildkröte. Diese Tiere kamen zwar langsam voran, erreichten aber irgendwann auch ihr Ziel. Und wenn man sie drängte, zogen sie sich einfach in ihren Panzer zurück. „Ja!“, dachte Amanda, „das trifft wohl auch auf