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Kurt Tucholsky hat über Hermann Hesses Naturdarstellungen geschrieben: »Er kann, was nur wenige können. Er kann einen Sommerabend und ein erfrischendes Schwimmbad ... nicht nur schildern - das wäre nicht schwer. Aber er kann machen, dass es uns heiß und kühl und müde ums Herz wird.« Hermann Hesses Beziehung zur Natur und dem Lauf der Jahreszeiten ist von jeher ein inniges. In vielen Gedichten und Betrachtungen, aber auch in seinen Romanen hat er sie beschrieben und ihren Zauber zu fassen versucht. Auch wenn Hesse zum Frühling ein ambivalentes Verhältnis hatte, ihn als »heimtückische Jahreszeit«, die gerade den älteren Menschen schlecht bekomme und eine »beliebte Sterbezeit« sei, bezeichnete, als »unendlich schön« empfand er ihn dennoch.
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Seitenzahl: 84
Veröffentlichungsjahr: 2010
HERMANN HESSE
/ FRÜHLING /
Ausgewählt von Ulrike Anders
INSEL VERLAG
ebook Insel Verlag Berlin 2010
Erste Auflage 2010
© Insel Verlag Berlin 2010
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der übersetzung,
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Hinweise zu dieser Ausgabe am Schluß des Bandes
Vertrieb durch den Suhrkamp Taschenbuch Verlag
Umschlag nach Entwürfen von Willy Fleckhaus
www.suhrkamp.de
eISBN 978-3-458-73620-2
Der Föhn schreit jede Nacht,Sein feuchter Flügel flattert schwer.Brachvögel taumeln durch die Luft.Nun schläft nichts mehr,Nun ist das ganze Land erwacht,Der Frühling ruft.
Bleib still, bleib still, mein Herz!Ob auch im Blute eng und schwerDie Leidenschaft sich rührtUnd dich die alten Wege führt –Nicht jugendwärtsGehn deine Wege mehr.
Aus Leides TrunkenheitEmporgetaumelt seh ichDurch Tränen zitternd die erneute Welt.Schon duftet Sommer an den Wäldern hin –O Abende voll grünem Schmelz, Sternhimmel du,Wie sehnlich überfüllt ihr mir das Herz!Freunde, lebt ihr noch? Wein, glühst du noch? Bist du noch mein, verzauberte Welt,Die ich durch Tränen nur und von ferneWandeln sehe, wo lang ich nur Leere sah?Hebt noch einmal der alte Reigen an,Zieht den Gestorbnen noch einmal der süßeSommerzauber zurück?Noch mißtraut dem Wunder die Seele,Noch ist Sommer und Wald nicht wieder mein.Aber heiliger glühn und klarer die Sterne,Schweigend horch ich hinan, ihr WeltgeläutTönt mir ehern das Lied meines Schicksals,Und mein Herz tönt zagenden Widerhall.
// Eine der Freuden des Jahres, die ersten Blumen, hat man nun auch schon wieder gehabt! Wie rasch das alles geht! Das Leben ist zu kurz! Ich brenne darauf, wieder Lehm in die Hände zu nehmen und Menschen nach meinem Bilde zu gestalten, aber es ist noch nicht reif.
(Aus einem Brief an Hermann Bodmer, ca. 1921)
Wie heult der Sturm mit Macht, mit MachtWild um die Felsen droben,Als wollte er die WinternachtAus ihrem Schlummer toben.Und durch den Wald der Wind sich ringt,Daß sich die Föhren krümmen;Doch aus dem Sturmeswehn es klingtWie helle Frühlingsstimmen.So klingt mirs recht; so braust mirs wohl,So mag es immer wehen:Wenn sich der Frühling zeigen soll,Muß erst das Eis vergehen.Freu dich, mein Lieb; der Winter wich,Der Frühling kommt gegangenUnd will uns beide, dich und mich,Mit seiner Pracht umfangen.Und will uns seine Blumen streunUnd liebvoll auf uns blickenUnd seiner blauen Augen ScheinZu unsrem Glück noch schicken.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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