Ganymeds Erbe - Joshua Tree - E-Book

Ganymeds Erbe E-Book

Joshua Tree

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Beschreibung

Theodore und sein Team müssen in Los Angeles in die Höhle des Löwen gelangen, um Geheimnisse aufzudecken, die nicht nur sein Leben zerstört haben, sonder möglicherweise die einer ganzen Generation: Ihr Weg führt in den Cerberus. Kann er mit Jack, Ludwig und Yuna Saki die Wahrheit ans Licht zerren, die Rhein Ruhr Industries unbedingt begraben lassen will? Im Herzen feindlichen Gebiets finden sie eine Verschwörung, die bis nach Ganymed reicht und plötzlich wird das nackte Überleben zum einzigen Ziel. Auf Ganymed muss Rachel derweil den Bodeneinsatz evakuieren, als sie zwei unglaubliche Entdeckungen macht: Der außerirdische Roboter hat Instruktionen übersandt, denen niemand an Bord traut und die Expedition muss feststellen, dass sie in der Dunkelheit des Jupitersystems nicht alleine ist. Fieberhaft versucht sie mit Patrick und Julie die Geheimnisse der weißen Ringe zu entschlüsseln und herauszufinden, welche Rolle der Roboter dabei spielt.

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GANYMEDS ERBE

JOSHUA TREE

INHALT

1. Theodore

2. Rachel

3. Theodore

4. Rachel

5. Theodore

6. Rachel

7. Theodore

8. Rachel

9. Theodore

10. Rachel

11. Theodore

12. Rachel

13. Theodore

14. Rachel

15. Theodore

16. Rachel

17. Theodore

18. Rachel

19. Theodore

20. Rachel

21. Theodore

22. Rachel

23. Theodore

24. Rachel

25. Theodore

Epilog

Wie viele Sänger schritten durch die Zeit

Ende Band 3

Dramatis Personae

Glossar

Zeitlinie

ÜBER DAS BUCH

Im Jahr 2058 beherrschen vier Megakonzerne de facto die Welt. Staatliche Strukturen bröckeln und Regierungen verkommen zu Marionetten der Aufsichtsräte, während der Kapitalismus immer rücksichtslosere Formen annimmt. Große Teile der Erde sind durch Umweltkatastrophen, Kriege und den Klimawandel unbewohnbar geworden und Großstädte zu versmogten Molochen angewachsen, in denen Krankheiten und Kriminalität grassieren. Die NAGER-Seuche hat einen Großteil der Menschheit dahingerafft und ihre Entstehung gibt Forschern bis heute Rätsel auf. Eine kleine Schicht reicher Bürger schottet sich in Gated Communities und Firmenarkologien ab und hält sich die sozialen Missstände so durch Geld und Einfluss vom Leib. In Zeiten, in denen sowohl Erdöl als auch frische Nahrungsmittel knapp werden, sind technologische Errungenschaften ihnen und ihren Lohnsklaven vorbehalten. Cyberimplantate und -prothesen, »Augmentierungen« genannt, verbessern die Körper derjenigen, die es sich leisten können, und lassen andere neidisch zurück.

Private Sicherheitsfirmen haben weite Teile der Exekutive übernommen, um sozialen Unruhen und der immer zügelloseren Gewalt Herr zu werden. Korruption und polizeiliche Übergriffe gehören ebenso zum Alltag wie unberechenbare Wetterphänomene, organisiertes Verbrechen und Drogenkonsum.

Im Weltraum haben die Konzerne derweil das Sonnensystem erforscht und Außenposten auf Mond und Mars gegründet. Selbst die Distanzen zu den Jupiter- und Saturnmonden werden mit viel finanziellem Aufwand überwunden, um in Zukunft den wachsenden Ressourcenhunger einer überfüllten Erde zu stillen. Die Gier der Konzerne kennt auch in der Weite des Alls keine Grenzen mehr. Insbesondere die Entdeckung eines Astronomen sorgt für ein Weltraum-Wettrennen zwischen den Mächtigen: Ein lange postulierter, neunter Planet, der jenseits von Neptun entdeckt wird, gibt Forschern Rätsel auf und den Konzernen ein neues Objekt für ihr Verlangen nach Prestige und Möglichkeiten zur Profitmaximierung.

Im Los Angeles der zerrütteten USA leidet derweil ein besonders großer Teil der Bevölkerung an Armut und Krankheit. Nach dem stärksten jemals gemessenen Erdbeben in der Geschichte der Menschheit, wird die Megacity von einem kilometertiefen Riss in zwei Hälften geteilt. Aus diesem hermetisch abgeriegelten »Höllenschlund« steigen toxische Gase auf und vergiften das Klima der Stadt. Auf der Straße regiert außerhalb der inneren Stadtgrenzen das Gesetz des Stärkeren und Gruppen von Söldnern, sogenannte »Mercs«, operieren versteckt im Auftrag der Höchstbietenden, um Konkurrenzfirmen zu bestehlen, zu erpressen und um ihre besten Mitarbeiter zu bringen. Inmitten dieses Chaos des Jahres 2058, kehren zwei Raumschiffe aus den bisher unentdeckten Tiefen des Sonnensystems zurück. An Bord befinden sich Proben eines bisher unbekannten Materials, das auf dem neuentdeckten Planeten gefunden wurde. Als ein Teil der Proben bei einem Unfall auf Ganymed zurückbleibt, bricht der Funkkontakt ab. Satellitendaten zeigen später, dass sich eigenartige Ringstrukturen gebildet haben und sich die atmosphärische Zusammensetzung Ganymeds leicht verändert hat. Eine Expeditionsgruppe um Dr. Rachel Ferreira entdeckt zudem einen fremdartigen Monolith auf der Oberfläche, der ihr Rätsel aufgibt. Auf der Erde hat sich aus den geborgenen Proben ebenfalls eine dieser Ringstrukturen gebildet und ist aus dem Wolkenschiff Tomahawk auf die Ark gestürzt, eine riesige Brücke über dem Höllenschlund, der Los Angeles in zwei Hälften teilt.

Im Anhang befinden sich außerdem ein Glossar und ein Personenregister.

1

THEODORE

LOS ANGELES, ERDE, 2058

Theodore lenkte Juris Ford Aurora durch das Brach- und Ruinenland von Pasadena und widerstand dem Drang, sich am Halsansatz zu kratzen, wo die Mimikri-Maske in seine echte Haut überging. Wenn es ihm doch passieren sollte, könnte er den in das Material eingewebten Stimmensynthesizer beschädigen und er würde beim ersten gesprochenen Wort auffliegen.

Die ganze Fahrt über liefen die Nachrichten auf dem siebzehn Zoll Display an der Mittelkonsole rauf und runter. Wie es aussah, war der Stadtrat dabei, die Räumung von Central-L.A. vorzubereiten, und zwar mit Hilfe aller vier Megakonzerne. Offenbar hatte man die Innenstadt, immerhin viele dutzend Quadratkilometer groß, in vier Quadranten unterteilt, in denen jeweils einer der Konzerne in Zusammenarbeit mit dem US-Militär begann, erste Häuser zu »evakuieren«. Angeblich hatte es einen toxischen Benzol-Ausbruch im Höllenschlund gegeben, der den Behörden keine Wahl ließ, als die Bevölkerung »in Sicherheit zu bringen«. Nachdem er auf »Easy East One One« geschaltet hatte, einen Piratensender, der in Ost-L.A. überaus beliebt war, hatte er schnell herausgefunden, was wirklich vor sich ging. Die ärmeren Stadtteile wurden bereits seit Tagen von einzelnen Einsatzteams heimgesucht, welche an mehreren Orten gleichzeitig Nester des organisierten Verbrechens aushoben. Berichte über blutige Schießereien mit Vory, Yakuza, Triaden und der Mafia machten die Runde. Mehrere Amateurvideos, die im offiziellen Fernsehen natürlich niemals zu sehen sein würden, zeigten deutlich, wie brutal und entschlossen die schwer bewaffneten Einsatzteams vorgingen. Die stille Übereinkunft zwischen den Herrschern der Unterwelt und den reichen Execs war scheinbar einseitig aufgehoben worden. Irgendetwas brachte Konzerne und Politiker dazu, auf diese jahrzehntelange Ehe mit beiderseitigem Vorteil zu verzichten, und Theodore wusste auch, was: die weißen Ringe. Mindestens einer davon befand sich auf der Ark und wenn ihn nicht alles täuschte, befanden sich sogar alle dort. Nachdem die Schlachter den versteckten Ring in Dust Town gesprengt hatten, hatten mit Sicherheit irgendwelche Bonzen in den Chefetagen kalte Füße bekommen. Sie wären nicht die risikoscheuen Vorstände riesiger Syndikate, wenn sie ihre Schäfchen nicht so schnell wie möglich ins Trockene bringen würden. Diese Männer und Frauen hatten genau verstanden, dass jemand herausgefunden haben musste, wie er das außerirdische Material lokalisieren konnte und der bestgesicherte Ort war aktuell nun einmal die Ark.

Neben dem Cerberus, ermahnte er sich selbst.

Die Bilder, die auch jetzt noch über den Bildschirm liefen, machten Theodore Sorgen. Wenn sich die Lage noch weiter zuspitzte, würde Los Angeles in einem waschechten Bürgerkrieg enden. Es wunderte ihn, dass auch die Oberschicht Downtown westlich des Höllenschlunds offenbar evakuiert worden war, was darauf schließen ließ, dass es wirklich irgendeine Gefahr geben musste. Doch diese Menschen konnten einfach ihre Flugdrohnen, Helikopter oder Flugzeuge besteigen, um in ihre Ferienhäuser zu fliegen oder sich in Hotels einzumieten. Die normalen Menschen von Los Angeles, also achtzig Prozent der Bevölkerung, konnten das nicht. Sie hatten keinen Ort, an den sie sich zurückziehen konnten. Sie konnten keine Fahrkarten nach New York, Seattle oder San Francisco kaufen und eine Weile verschwinden. Nein, sie standen mit dem Rücken zur Wand und waren wütend, das war eine ganz miese Mischung, die das Pulverfass L.A. endgültig zum Überlaufen bringen konnte.

Sie hatten noch über eine Stunde Zeit, um Rooster und ihr Team zu erreichen, die offenbar für den Schmuggel von und in den Cerberus verantwortlich waren. Rooster war eine Ganovin, aber eine von der guten Sorte. Sie hatten sich schon häufiger ausgetauscht, wenn es um die Planung besonders heikler Aufträge ging und trotz ihrer ruppigen Art war die schwedische Matrone vor allem eines: verlässlich. Er würde sie keine Freundin nennen, denn sowas gab es in ihrem Geschäft schlicht nicht. Zumindest zwischen den Teams nicht, wenn auch dort häufig eher ein kühl-professionelles Miteinander herrschte.

Er warf einen Seitenblick auf Jack, die neben ihm saß und das Magazin ihrer Keramikpistole zum dritten Mal überprüfte. Unwillkürlich musste er lächeln.

»Was ist, Teddy?«, murrte sie, ohne aufzusehen. »Ich kann deine Blicke spüren und sie fühlen sich an wie eine Abreibung mit Sandpapier.«

»Normalerweise hast du erst dann schlechte Laune, wenn die Kacke am Dampfen ist«, wunderte er sich und verzog den Mund.

»Tja, wenn es in den Cerberus geht, fängt meine Scheißlaune eben schon deutlich früher an. Ich bereite mich mental schon einmal darauf vor, wie alles nach den ersten Minuten den Bach runtergeht.«

»Wie immer toll, diese positive Einstellung.«

»Jeder was er kann«, war alles, was sie darauf erwiderte und drückte noch energischer auf den Patronen in ihrem Magazin herum.

»Diese Rooster«, fragte Yuna Saki, die gerade ihren Kopf durch den Durchgang zwischen Fahrer- und Beifahrersitz schob. »Können wir ihr trauen?«

»Wenn wir sie bezahlen, ja.« Theodore nickte. »Sie wird genau das tun, wofür sie ihr Geld bekommt und das war’s.«

»So ist es mir ganz recht«, gab sie zurück und verschwand wieder aus der Fahrerkabine.

Die beiden mit anderen Gesichtern zu sehen war eigenartig. Aus der hübschen, aber ein wenig verhärmten Jack, die sonst zarter als eine Elfe wirkte, war eine brünette, leicht untersetzte Person geworden, an die er sich kaum gewöhnen konnte. Yuna Saki hatte es ein wenig besser getroffen und imitierte die Chinesin Cheun Langfey, die mit viel gutem Willen eine ähnliche Figur hatte und die Gesichtszüge ... na ja. Bei Ludwig war es am schwersten gewesen, weil seine Statur einfach zu keinem der entführten Mitglieder des Rettungsteams passte. Es gab zwar den recht hochgewachsenen Sanitäter namens McDoneigh, doch der war eher dicklich als muskulös gewesen, darum hatten sie versucht, ihn durch zu große Kleidung weniger durchtrainiert wirken lassen. Hinzu kam allerdings das Problem, dass McDoneigh weiß war. Darum musste Ludwig durchgehend seine Latexhandschuhe tragen und sie alle hofften, dass das nicht seltsam rüberkam.

Nun, wenn er ehrlich war, mussten sie am meisten hoffen, dass ihr großer Freund am besten gar nicht den Mund aufmachen würde, denn dann würde er mit Sicherheit seltsam rüberkommen.

So etwas sollte man über ein Jahr planen, dachte er mürrisch. Nein, korrigierte er sich schnell selbst. So etwas sollte man niemals planen.

»Oh, du wirst auch mürrisch«, frohlockte Jack triumphierend. »Na endlich!«

»Alles macht gemeinsam mehr Spaß, schätze ich.« Er zuckte mit den Achseln und deutete auf den Bildschirm, der die Mittelkonsole ausfüllte. Ein roter Punkt war auf der Navigationsanzeige angesprungen und befand sich keine dreihundert Meter mehr entfernt.

»Rooster?«, fragte Jack.

»Das will ich doch hoffen. Ein zweites Ticket hinein haben wir nicht.«

»Wenn es uns hinein bringt«, erwiderte sie pessimistisch.

»Schön ruhig bleiben«, empfahl er und lenkte ihren Wagen um einen zerfallenen ehemaligen Wasserturm auf einen kleinen Schrottplatz. Von außen sah er aus wie ein Labyrinth aus aufgeschichteten Autowracks, die etwa haushoch die Sicht versperrten. Wahrscheinlich war es sogar ein Labyrinth, schließlich musste sich hier irgendwo der Schmugglerzugang von Rooster und ihren Leuten befinden.

»Wenn man vom Teufel spricht.«

Keine zehn Schritte vor ihm schien die Luft zu glitzern und der Hintergrund zu verschwimmen, als zwei Typen in Sicherheitspanzern ihre Ruthenium-Capes zur Seite schoben und betont locker mit zwei Sturmgewehren auf sie ansetzten. Einer von ihnen deutete mit nach unten gerichteter Handfläche zu Boden.

»Schätze, das heißt aussteigen«, bemerkte Jack trocken und verstaute ihre Keramik-Beretta in ihrem Schulterholster.

»Ja. Macht bitte keinen Quatsch. Wir sind hier auf Roosters Turf und auch wenn wir sie gut bezahlen, ist das für sie und ihre Leute nicht gerade risikofrei.« Theodore sah nacheinander Jack, Yuna Saki und Ludwig in die Augen, die jetzt so vollkommen anders aussahen. Er fühlte sich wie in einem Alptraum, in dem nichts mehr den Dingen entsprach, mit denen er normalerweise konfrontiert war. Natürlich hatte er die Mimikri-Masken schon häufiger benutzt, doch daran gewöhnen konnte er sich nicht. Die Tatsache, dass es sich um das wahrscheinlich Verrückteste handelte, was sie jemals versucht hatten und jemals versuchen würden, machte es nicht unbedingt einfacher. Seine Augen sagten ihm, dass er gerade mit drei vollkommen Fremden zusammensaß, um etwas ganz Dummes zu tun. Sein Gehirn wiederum versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass es tatsächlich seine Partner und Freunde waren, die ihm gerade zunickten.

»Also, gehen wir raus. Macht einfach, was sie sagen und blast euer Ego nicht auf.« Damit nahm Theodore seinen Plastikhut vom Armaturenbrett und öffnete seine Tür, um sich in den typischen Regen L.A.s zu begeben. Die dicken Tropfen schepperten leicht auf seinem versiegelten Regenmantel, als trommelten sie auf eine überspannte Zeltplane.

»Teddy?«, fragte einer der beiden Bewaffneten schnarrend.

»Jo.«

»Dann kommt mal rüber.«

Er tat es und winkte den anderen zu, damit sie ihm folgten. Als sie direkt vor den beiden standen, die ihre Gewehre ein wenig senkten, schälte sich eine bislang unsichtbare Silhouette zwischen zwei zerquetschten Autos hervor, die Teil der Schrottmauer waren. Sie, er schätzte, dass es aufgrund der Statur eine Frau war, zückte einen länglichen Gegenstand und umrundete Juris Aurora.

Nach einer Weile streckte sie einen Daumen hoch und die beiden Kerle mit ihren Sturmgewehren entspannten sich noch etwas mehr.

»Habt doch nicht gedacht, dass wir euch verarschen, oder?«, fragte Theodore beinahe enttäuscht.

»Nee«, machte der Linke. »Aber du weißt ja, was aktuell für ein Chaos herrscht in diesem Scheißhaufen namens Los Angeles. Die Konzerne drehen komplett durch und wir sind nur ein Fingerschnippen von einem offenen Krieg entfernt.«

»Da hast du leider recht.« Theodore seufzte. »Wo ist Rooster?«

»Drinnen.« Der andere deutete mit einem Daumen lässig hinter sich.

»Leider müssen wir euch diese hier überziehen, Befehl vom Chef.« Er zückte vier schwarze Säcke und einen fünften, in dem es klimperte.

Nacheinander holten erst Theodore, dann Ludwig, Yuna Saki und die murrende Jack die Säcke ab und stülpten sie sich über ihre Köpfe.

Er sah absolut gar nichts mehr, so gut war der Stoff abgedichtet und er hasste dieses Gefühl des Ausgeliefertseins.

»Leider müssen wir euch jetzt auch Augmentblocker anlegen, sorry«, ertönte die Stimme des Ersten. Sie klang gedämpft, als stünde er weit weg. Also musste der Stoff auch Geräusche bis zu einem gewissen Grad aussperren.

Na toll.

Einen Herzschlag später spürte er den Griff kalten Metalls in seinem Nacken, dann durchzuckte ihn ein kaum wahrnehmbarer Blitz, der sich in Zehen- und Fingerspitzen als unangenehmes Kribbeln sammelte. Theodore spürte sofort, wie die Kraft in seinem Augmentarm nachließ, fühlte sich geradezu niedergeschlagen ohne den Vitastoffinjektor, der seine Vitamin-, Mineralien- und Spurenelement-Levels immer konstant hochhielt. Auch seine Reflexleitungen würden jetzt nicht mehr funktionieren und ihn zu einer Schnecke machen, also einem der über achtzig Prozent Menschen, die sich keine offensiven, geschweige denn militärischen Augmente leisten konnten.

»Wir bringen euch jetzt zu Rooster und dann geht es los.«

»Das hoffe ich. Unsere Schicht wartet«, brummte er und meinte rechts von sich ein Schnauben zu hören. Jack?

Jemand nahm ihn an der Hand und führte ihn sachte nach vorne. Theodore fühlte sich wie ein Kleinkind, das kaum geradeausgehen konnte. Er setzte einen Fuß vor den anderen auf den aufgeweichten Boden, stieß einige Male gegen kleinere metallische Gegenstände und stellte sich vor, wie er für andere aussehen musste. Ein dahinstolpernder alter Kerl.

Vielleicht bin ich genau das auch geworden, dachte er und unterdrückte ein deprimiertes Seufzen. Neben den Selbstvorwürfen, die er sich wegen Miris Schicksal machte, belastete ihn am meisten, dass er sich richtungslos fühlte. Nichts von alledem was er tat, machte für ihn noch einen tieferen Sinn. Dabei hielt er genau das für einen der wichtigsten Punkte, wenn man ein Merc sein wollte. Es ging um Bedeutung. Ohne Bedeutung ist jede Tätigkeit redundant, überflüssig, nicht erfüllend und in seinem Berufszweig sogar moralisch verwerflich. Er konnte sich so oft einreden, wie er wollte, dass die Konzerne bekamen, was sie verdienten, aber er hing an ihrem finanziellen Nabel wie jeder andere auch. Nur weil er im Rahmen ihrer Aufträge eine ganze Menge von ihren bewaffneten Handlangern erschossen hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie gesichtslose Monster gewesen waren. Sie hatten Familien, Kinder gehabt, ganz sicher. Und er hatte sie getötet. Insgesamt achtundsiebzig Menschen. Damit galt er offiziell bestimmt als Serienkiller und das war kein Prädikat, auf das er stolz war. Bisher war es ihm leicht gefallen, weil er jeden Schuss und jeden Stich mit seinem Messer als rechtschaffen angesehen hatte. Miri brauchte seine Hilfe und das ließ ihm keine Wahl. Zudem hatte er mehr als einmal die Gräueltaten ansehen müssen, die Konzerngardisten regelmäßig begingen.

Ich bin kein guter Mann. Diese Feststellung war eine Selbstoffenbarung, die er viel zu lange vor sich hergeschoben hatte. Miri. Alles in seinem Kopf hatte sich nur auf Miri konzentriert. Dann kam Yuna Saki dazu und auch auf sie hatte er in gewisser Weise Miri projiziert. Er hatte ihr Schicksal vorhergesehen und mit Miris verglichen und sie darum beschützt. Jetzt lebte Yuna Saki, er brachte sie jedoch in Lebensgefahr, während Miri tot war. Tot, weil er seinen Widersacher, Kruger, unterschätzt hatte.

Es blieb nur noch zu hoffen, dass Kruger auch ihn unterschätzte. Einen besseren Ort als den Cerberus gab es dafür schließlich nicht: Niemand war so bescheuert und griff den zweitgrößten Mammutkomplex von Rhein Ruhr Industries an. In Deutschland hatte ein dortiges Team einmal versucht, am Rande des Hauptsitzes in Pullach ein Fahrzeug zu stehlen. Sie hatten es nicht einmal vier Meter auf den Arkologieboden geschafft, ehe sie erschossen worden waren. Und dieses Team galt damals als eines der besten.

»Teddy, da seid ihr ja endlich«, hörte er eine kratzbürstige Stimme, die nur Rooster gehören konnte. Jemand zog ihm den schwarzen Sack vom Kopf und tatsächlich blickte er in das grinsende Kuchengesicht der rothaarigen Schwedin.

»Schick eingerichtet«, stellte er fest, als er sich die grob in den Felsen gehauenen Tunnelwände anschaute. Hinter ihm stand sein Team, das nun ebenfalls von den Säcken befreit wurde und sich umsah. Dahinter wiederum warteten die zwei Männer mit den Sturmgewehren.

»Kommt auf die inneren Werte an.« Rooster klopfte lächelnd auf einen modern aussehenden Elektroschlitten, der wie ein zu kurz geratener Jeep auf einer Schmalspurschiene saß.

»Das ist unser Taxi, hm?«

»So sieht es aus«, dröhnte Rooster und ihre wuchtige Gestalt in dem schwarzen Duster begann zu wackeln, als sie lachte. »Aber ihr müsst es euch in den Transportboxen bequem machen. Die Cyberwareblocker bleiben an, bis ihr durch die Scanner seid.«

»Aber die erkennen mit jedem Scanner doch ohnehin, dass Menschen drin liegen.«

»Ja«, war alles, was sie dazu sagte und sah ihn gleichmütig an.

Theodore sah zu dem Elektroschlitten und dann dämmerte es ihm. »Meine Güte, Rooster. Du verkaufst ihnen Komapatienten für ihre verdammten Experimente?«

Er hatte gewusst, dass die meisten Teams moralisch sehr flexibel waren und harte Dollars mehr schätzten als Geschwätz über Ethik. Doch Rooster hatte er immer für eine von der alten Schule gehalten, die sich an gewisse Regeln und Grenzen hielt.

Offenbar hatte er sich geirrt.

»Ist nicht mehr so leicht, heute an die wirklich gut bezahlten Aufträge zu kommen«, rechtfertigte sie sich. Es klang, als reibe jemand mit einem Stein über eine schraffierte Eisenplatte. »Ihr kriegt immer die großen Dinger von Hatimari und braucht nur zwei, drei Jobs pro Jahr erledigen. So gut geht es eben nicht allen.«

»Hmpf.« Er wusste nicht so recht, was er darauf sagen sollte und deutete statt einer Antwort auf den Schlitten. »Sollen wir loslegen?«

»Jau.« Rooster drückte einen Knopf an dem seitlichen externen Controlpanel und an der Rückseite des Elektrowagens öffnete sich eine Doppeltür. Dahinter sah Theodore vier fein säuberlich aufgereihte und übereinandergestapelte militärische Transportboxen.

»Wir stecken euch mit Atemmasken in wasserdichte Säcke und legen euch hinein. Im Inneren befindet sich extrem heruntergekühltes Eis, das wird also unangenehm. Aber nur so kommt ihr an den Sensoren vorbei und werdet als die bestellte Tiefkühlware akzeptiert«, erklärte Rooster und grinste schelmisch. »Ihr seid ja harte Knochen, das bekommt ihr schon hin.«

Theodore zuckte lakonisch mit den Mundwinkeln. »Bringen wir es einfach hinter uns.«

Roosters Team zögerte nicht lange. Sie mussten sich Atemmasken aufsetzen lassen, welche mit winzigen Sauerstoffbehältern verbunden waren, die sie vor die Brust geschnallt bekamen. Der Vorrat reichte für etwa dreißig Minuten und als wäre das nicht schon beunruhigend genug, wurden zuerst Ludwig, dann Yuna Saki und schließlich Jack in schwarze Säcke aus schwerem Plastik gesteckt, die über ihnen geschlossen wurden wie Leichensäcke. Als sie jeweils in einem der Transportsärge steckten, war er selbst an der Reihe.

»Einfach gut durchatmen«, schlug Rooster hämisch grinsend vor und hielt noch einmal inne, bevor sie den Reißverschluss über seinem Gesicht zuzog.

»Hör mal, Teddy«, sagte sie ruhiger und in ihrer Miene war keine Spur von Humor oder Häme mehr erkennbar. »Das ist wirklich die krankeste Scheiße, in die ihr euch freiwillig reinreiten konntet. Ich danke dir für die einhunderttausend, aber bitte sei vorsichtig. Wir waren noch nie auf der anderen Seite, wissen rein gar nichts. Vielleicht werdet ihr einfach in einen Lagerraum geschoben, bis euch jemand auftaut. Dann dürftet ihr in unter einer Stunde tot sein. Ich wünsche dir und deinem Team viel Glück. Was auch immer ihr vorhabt: Zeigt es diesen Konzernärschen.«

Bevor Theodore noch etwas erwidern konnte, erklang das ratternde Geräusch des Reißverschlusses, der sich über ihm schloss.

Dann wurde es stockdunkel. Es wackelte und ruckelte noch einige Male, als er in den Schlitten geschoben wurde, doch dann war es plötzlich ebenso still, wie es dunkel war.

Er versuchte zwanghaft, nicht darüber nachzudenken, dass er gerade auf engstem, unterkühltem Raum mit dreißigminütigem Sauerstoffvorrat eingesperrt war. Es gab weder genügend Freiraum, um seine Arme auch nur leicht anzuheben, noch seine Füße hin und her zu bewegen. Er hatte noch nie besonders an Klaustrophobie gelitten, aber das hier war selbst für ihn am Rande des Aushaltbaren.

Nach einer Weile begann es wieder ganz leicht zu ruckeln – wie lange konnte er nicht sagen. Dann wurde es wieder ruhig. An einem Punkt meinte er gar, Stimmen zu hören, die jedoch schnell wieder verklangen, falls es welche gewesen sein sollten. Mechanisches Klicken und das Zischen irgendwelcher Dämpfer beendeten schließlich wieder jeden Lärm und die Stille kehrte zurück.

Er wollte sich in Geduld üben und einfach tief durchatmen, doch im selben Moment merkte er, dass der Sauerstoff knapp wurde. Ein seltsames Gefühl kündigte sich an, als müsse er über ein Hindernis hinwegatmen und dieser Eindruck wurde immer stärker.

Verdammt, die legen uns hier wirklich auf Eis.

»Keine Panik, Theodore«, ermahnte er sich selbst und überprüfte, wie weit er seine Hände bewegen konnte.

Nicht sehr weit. Er fühlte den Reißverschluss nicht. Stattdessen führte er seine rechte Hand zu seinem Nacken, wofür er kaum Platz brauchte, da er nur an seinem Hals entlangfahren musste. Dort bekam er den Augmentblocker zu fassen, der wie ein dicker Haarreifen um sein Genick lag und mit langen Stacheln in sein Fleisch schnitt.

Falls der Schlitten gerade in einem Scanner steht, bist du im Eimer, dachte er, während er den Ring so behutsam und doch fest genug packte, wie er es vermochte. Aber wenn ich nichts tue, ersticke ich gleich.

Die Entscheidung war gefallen. Er riss den Augmentblocker mit einem kurzen Zug seiner Hände heraus und knurrte gegen den stechenden Schmerz an, den das mit sich brachte. Sofort kehrten seine Reflexe zurück und das Gefühl der Unbesiegbarkeit in seinen Augmentarm.

Mittlerweile fiel ihm das Atmen so schwer, dass er das Gefühl hatte, eingegraben zu sein, und lediglich über den dünnsten Strohhalm der Welt atmen zu können.

Knurrend schlug er mit seinem Augmentarm und zerfetzte dabei sowohl den Leichensack als auch die Transportkiste. Eiskaltes Gel strömte ins Innere des Sacks und zwang ihn zu einem erschrockenen Aufschrei.

»Verdammt ist das kalt!«

Jetzt hatte er nicht mehr viel Zeit, sonst würde er ertrinken oder erfrieren, anstatt zu ersticken. Was davon der angenehmere Abgang wäre, wollte er hier und heute lieber nicht herausfinden.

Also schlug er so stark, wie er konnte weiter auf den Deckel der Kiste ein und zerriss mit der anderen Hand, so gut es ging den Transportsack aus dichten Polymeren. Es war nicht leicht, da sein Augmentarm zwar um ein Vielfaches stärker war als der eines jeden echten Bodybuilders, sein normaler Arm aber weit entfernt von einem strammen Bizeps daherkam.

Immer mehr des eisigen Gels strömte auf ihn ein und sein ansteigender Puls zwang ihn dazu, zu japsen wie ein Fisch. Endlich schob er seinen Kopf durch das Loch aus der Kiste und machte zwei lange Atemzüge, bevor er erneut hinabtauchte und nun mit reißenden Bewegungen das Loch vergrößerte. Kurz bevor er erstickt wäre, zog er seinen Kopf durch und atmete laut auf. Mit vorsichtigen Bewegungen seiner zitternden Glieder hievte er sich komplett hinaus und stieß sich hart den Kopf – wahrscheinlich am Dach der Kabine. Er konnte sich geradeso flach auf die Kiste legen, ohne sich zu stoßen. Von einer der anderen Kisten hörte er lautes Pochen.

»Verdammt, ich muss mich beeilen!«, grollte er und tastete nach der hinteren Tür.

»Komm schon, komm schon!« Theodore bekam die Fuge zu fassen, wo die beiden Türen zusammenfielen, und ließ die kleine Monofilamentklinge aus seinem Handballen schnellen. Den ultra-dünnen Sporn rammte er hinein und zog ihn dann ruckartig nach oben und unten. Er glitt wie durch Butter. Er schubste die Türen auf, sprang zitternd auf den kalten Boden und sah sich kurz um. Er stand in einem kaum beleuchteten Abstellraum von der Größe einer kleinen Imbissbude. Schienen führten unter einer geschlossenen Tür hindurch. Ansonsten gab es hier nichts.

Ohne weitere Zeit zu verschwenden, riss er die anderen Transportboxen heraus, die dabei hart auf ihre hinteren Teile krachten. Er hoffte, dass niemand das hören konnte und es hier keine Kameras gab. Doch all diese Überlegungen waren zweitrangig.

Theodore riss nacheinander die Deckel hoch und sah Jack und Yuna Saki keuchend aufspringen. Ihre Säcke hatten sie offenbar schon zerrissen, waren aber nicht durch den Deckel der Transportkiste gekommen.

»Alles okay?«, fragte er besorgt. Yuna Saki übergab sich geräuschvoll, Jack hielt einen Daumen in die Höhe, krümmte sich jedoch schwer atmend nach vorn, um so viel Luft in ihre ausgewrungenen Lungen zu ziehen, wie möglich.

Einzig bei Ludwig regte sich nichts.

Die Stirn in Sorgenfalten gelegt ging Theodore zu ihm und öffnete den Reißverschluss seines Transportsacks. Er wurde direkt von Ludwigs Gesicht, beziehungsweise dem des Rettungsassistenten McDoneigh angeschaut. Seine Augen schienen munter und blickten ruhig drein.

»Alles okay, Kumpel?«, fragte Theodore und half dem Hünen aus seinem Sack.

»Ja. Ist die halbe Stunde schon um?«, fragte Ludwig erstaunt und zuckte mit den mächtigen Schultern, als Theodore nickte.

»Wir sind beinahe erstickt!«

»Wieso?«, fragte Ludwig.

»Du machst mich echt manchmal fertig.« Theodore schüttelte den Kopf und seufzte.

Zehn Minuten später hatten sie sich, so gut es ging, abgetrocknet und zogen die schwarze Sporttasche hervor, die hinter die Transportboxen gefallen war. Daraus kramte er ihre Originaluniformen heraus: Einen weißen Kittel und weiße Hosen für ihn, weiße Hosen und rote Jacken mit Reflektoren für die anderen drei.

»Also gut«, sagte er, als sie umgekleidet nebeneinanderstanden. »Wir sind jetzt drin. Wir machen den Schlitten hier wieder zu, nachdem wir alles reingestopft haben. Früher oder später wird jemand nachsehen und Alarm auslösen, oder Teams ausschicken um Rooster zu killen, weil sie denken, beschissen worden zu sein.«

»Was ja auch der Fall ist«, schnaubte Jack.

»Ja.« Theodore machte eine knappe Geste, um sie am Weitersprechen zu hindern. »Jack hat ihre Keramikpistole im Boden des Arztkoffers verstaut, für Notfälle. Ansonsten hoffe ich, dass ihr euch daran gehalten habt und keine weiteren Waffen mit euch führt. Wir müssen uns als allererstes vergewissern, wo genau wir sind. Überlasst mir das Sprechen. Wir bleiben als Team zusammen und versuchen, so schnell wie möglich in unseren Aufenthaltsbereich zu gelangen. Falls wir getrennt werden: Merkt euch Ebene drei, Westquadrant, vierte Sektion. Medizinische Versorgung. Alles klar?«

»Alles klar, Boss«, bestätigte Jack als Erste und salutierte nachlässig. »Sehen wir zu, dass wir unauffällig hier verschwinden. Ich habe keine Lust, diese ätzend juckende Maske umsonst aufgesetzt zu haben.«

»Da bist du nicht allein«, brummte Yuna Saki und krallte ihre Hände vor dem Hals zusammen, als wollte sie sich den Adamsapfel herausreißen.

»Ludwig?«

»Ja.«

»Du sagst einfach gar nichts, okay?«, bat Theodore und seufzte erleichtert, als der Hüne ungerührt nickte.

»Also gut. Dann wollen wir mal sehen, wo wir überhaupt gelandet sind ...«

2

RACHEL

GANYMED, SOL SYSTEM, 2058

Der Start des Landers erfolgte erstaunlich problemlos. Sie schlossen die innere Luftschleusentür, aktivierten die Sprengbolzen zur Notfallöffnung der Außenschotts, um sie vorher loszuwerden, und starteten, sobald sie sich festgeschnallt hatten.

Inmitten des massiven Geruckels, als die Booster zündeten, versuchte Rachel sich auf die Teleskopbilder zu konzentrieren, die sie direkt von dem Satelliten geschickt bekam. Sie legten sich über die AR-Schnittstelle direkt in ihr Sichtfeld.

Der Anblick des Roboters, der noch immer in exakt derselben Pose verharrte wie zuvor, die schaurige Silhouette seines zerstörten Zwillings direkt daneben und der weiße Ring – all das sah so unspektakulär aus, dass sie am liebsten durchgedreht wäre. Dort unten war Maria gestorben, zusammen mit Michael Kohlhammer und vier von Boyds Leuten, deren Namen sie nicht einmal kannte. Nach all den Monaten unterwegs konnte sie sich trotzdem nicht an ihre Namen erinnern, obwohl sie bei dem Versuch gestorben waren, sie vor dem Monster zu beschützen.

Die Tatsache, dass Landezone und die umliegenden Bereiche so friedlich und geradezu langweilig aussahen, machte Rachel wütend. Sie hasste es, dass alles so normal war, obwohl sie dort unten so gute Leute verloren hatten. Und eine Freundin.

In ihren Gedanken wäre es angemessen gewesen, wenn alles gebrannt hätte, von Kratern übersät wäre und ...

»Rachel?« Es war Boyds Stimme, die sie aus ihren düsteren Grübeleien riss. Sie sah zur Seite und ihre Blicke trafen sich. Sie saßen wieder nebeneinander, konnten sich mit den Händen beinahe berühren.

»Hm?«

»Sie sind nicht umsonst gestorben«, sagte er mit fester Stimme und streckte ihr seine Hand entgegen. Sie wackelte unter den Vibrationen der brüllenden Raketentriebwerke und Rachel musste sich in ihre Gurte drücken, um sie zu fassen zu bekommen. Als sich ihre Finger umschlossen, fühlte es sich gut an. Eine Welle der Geborgenheit, die von dieser simplen Geste der Zuneigung, diesem nonverbalen »ich bin hier«, ausging, durchfuhr sie und ließ dicke Tränen von ihren Wangen rollen. Es waren Tränen, die sowohl Schmerz, als auch Dankbarkeit ausdrückten und sie stärker aufwühlten, als sie es für möglich gehalten hätte.

»Sie sind nicht umsonst gestorben«, wiederholte sie flüsternd. Dann wandte sie ihren Kopf nach rechts und sah zu Julie und Migeot, die sich ebenfalls an den Händen hielten. Als sich ihre Blicke trafen, streckte die Französin ihre andere Hand nach Rachel aus und kurze Zeit später hatten sie eine kleine Kette der Hoffnung und Geborgenheit gebildet, die sich dem wilden Rütteln ihres Raumfahrzeugs widersetzte.

Der harte Ritt auf den Raketentriebwerken dauerte nur wenige Minuten, bis sich der Lander stark genug von Ganymeds Griff abgestoßen hatte, um mit seiner Restgeschwindigkeit die Explorer zu erreichen. Die Bordcomputer übernahmen das Docking und Rachel schloss für einen Moment die Augen. Das Brennen der Tränen wurde dadurch kurz intensiver, ließ dann jedoch spürbar nach.

Sie erinnerte sich an die eine Vorlesung von Professor Miguel, in ihrem ersten Semester an der Universidade de Lisboa, in der ihr späterer Doktorvater sie und ihre Kommilitonen auf die Biochemie eingeschworen hatte. Dazu hatte er eine kleine Fliege in ein Plastikröhrchen gesperrt und vor die Kameras des Hörsaals gestellt. Danach hatte Miguel ihnen die herzergreifende Geschichte seiner Frau erzählt, die fünf Jahre zuvor an einer unheilbaren Form Speiseröhrenkrebs erkrankt war. Ihr Professor hatte sich daraufhin aus Solidarität eine Glatze rasieren lassen, nachdem seine Frau in die Chemotherapie gegangen war und bitterlich angefangen zu weinen, als er davon erzählte. Zuerst war Rachel unangenehm berührt gewesen, hin- und hergerissen zwischen Mitgefühl und dem Wunsch, aus dem Hörsaal zu fliehen, doch dann hatte Professor Miguel einmal geschnieft und war wieder die Ruhe in Person. Er hatte eine Pipette genommen, sich eine Träne aus dem Augenwinkel gesogen und sie auf die eingesperrte Fliege tropfen lassen.

Während sie und ihre Kommilitonen rätselten, was dieses Schauspiel sollte und ob das normale Vorgänge an einer renommierten Universität waren, hatte Miguel eine halbe Stunde über Tränen doziert. Es ging darum, wie wertvoll sie für das System Mensch waren, wie sie auf chemische Art und Weise den Körper und den Geist von schmerzhaften Gefühlen befreiten. Er hatte betont, für wie schädlich und traurig er es halte, dass man sich für solch eine normale und höchst intelligente Art des Körpers schämen müsse, sich von negativen Gemütsregungen zu befreien. Am Ende seiner kurzen Abhandlung deutete er auf die Fliege, die mittlerweile gestorben war. Sie war nicht etwa ertrunken, sondern von den konzentrierten Toxinen in der einen Träne getötet worden. Eine einzige menschliche Träne befreite nicht bloß von emotionalem Schmerz, sondern diente auch der Ausscheidung von Giftstoffen aus dem Körper.

Seither war Rachel davon überzeugt, dass Lebewesen einem solch ultra-intelligenten Design entsprangen, dass es geradezu sträflich war, zu glauben, man wisse überhaupt irgendetwas. Dieser Gedanke konnte genau zwei Abzweigungen nehmen: Die eine hatte sie genommen, als sie von Ganymed geflohen war und das hatte sie in eine tiefe Sinnkrise gestürzt. Sie hatte ihr Gehirn bloß als ein komplexes biochemisches Gebilde betrachtet, das sie mit einer Substanz, Lorazepam, gefügig gemacht hatte. Keine Tablette: tiefstes seelisches Leid. Eine Tablette: dumpfe Zufriedenheit, taube Egalstimmung. Doch seit einiger Zeit kam ihr die andere Abzweigung immer attraktiver vor: Wenn sie tatsächlich nichts mit letzter Konsequenz wusste, dann konnte sie auch niemals wissen, wofür ein Ereignis gut sein konnte. Warum war Maria gestorben? Was war der tiefere Sinn dahinter? Musste etwas überhaupt einen tieferen Sinn haben? Gab es so etwas überhaupt? Natürlich wusste sie es nicht. Doch sie wusste, dass ihre eigene Trauer echt war, fühlbar war und dass das intelligente Design der Maschine namens Körper, die sie bewohnte, eine Lösung dafür bereithielt: Sie hieß Trauer und ihr Katalysator waren Tränen. Nie wieder würde sie sich dafür schämen.

»Stutzen in Andocktrichter verankert«, meldete Boyd, als im selben Moment ein heftiger Ruck durch den Lander ging.

Sie hatten bereits angedockt!

»Andockklammern verriegelt, Luftschleuse auf Grün«, fuhr der Captain fort. Seine Funksprüche waren natürlich überflüssig, weil die Bordsysteme jeden über ihre AR-Visiere über alles informierte, was vor sich ging, doch offenbar half es ihm. Jeder besaß seine eigene Strategie, um mit Erfahrungen wie den ihren umzugehen.

»Hier Control«, ertönte Patricks gepresst klingende Stimme in ihrem Ohr. »Docking erfolgreich. Willkommen zuhause.«

Zuhause, dachte Rachel, während sie sich abschnallte und sich von ihrem Sitz abstieß, um nach oben zur Luftschleuse zu gleiten. »Sind eure Anzüge verriegelt? Checkt noch einmal die Anzeigen.«

Nacheinander bestätigten erst Boyd, dann Migeot und Julie. Rachel befahl dem Bordsystem, die Atmosphäre auszuleiten, und begann erst mit der Öffnung der Luftschleuse, als das Vakuum alles gierig abgesaugt hatte und sie schließlich umgab.

»Ein Wunder, dass der Stutzen noch funktioniert hat«, meinte Julie, die neben ihr erschien und ihr dabei half, die manuelle Verriegelung zu lösen.

»Man kann nicht nur Pech haben«, war alles, was Rachel erwiderte. Dann war die Schleuse offen und sie zog sie langsam nach innen.

Rachel wartete an der Seite, hielt sich mit einer Hand am Griff des Schotts fest und schwebte reglos im Vakuum, während die anderen an ihr vorbeiglitten wie Fische im Wasser. Sie blickte nach unten, fühlte sich einen Moment desorientiert, als ihr Gehirn die Einordnung von oben, unten, rechts und links nicht geregelt bekam und atmete tief durch. Der gesamte Kabinenboden war blutverschmiert, von Spritzern überzogen und mit zerfetzten Sitz- und Verkleidungsteilen übersät, die sich nun in die Schwerelosigkeit erhoben. Sie schwebten wie in Zeitlupe davon und erfüllten den Lander.

»Rachel, kommst du?« Die Stimme gehörte Boyd. Sie schüttelte den Kopf und sah nach oben. Der Soldat hockte in seinem BioSuit in der zerstörten Luftschleuse und streckte ihr eine Hand entgegen. Dankbar nahm sie sie an und ließ sich von ihm nach oben ziehen.

* * *

Eine halbe Stunde später saßen sie mit allen Kollegen im Konferenzraum des Wohnmoduls beisammen. Rachel trug genau wie die anderen vom Bodenteam noch immer ihre vollkommen durchgeschwitzte Funktionskleidung. Nachdem sie ihren mündlichen Bericht beendet hatte, war es still geworden.

»Also ...« Rachel räusperte sich und versuchte, nicht auf die leeren Stühle am Tisch zu blicken. Es waren so viele. »Wir haben eine ganze Menge Daten von dem Roboter erhalten, die wir auswerten müssen. Julie wird als Kryptografin diesen Teil leiten.«

Ordnung. Sie musste Ordnung in die Mannschaft bringen – nicht etwa, weil offenes Chaos herrschen würde, sondern weil sie an den Mienen ihrer Kameraden sehen konnte, dass diese innerlich zum Zerreißen angespannt waren. Angst lag in der Luft, füllte jede noch so kleine Ritze aus und lag auf ihnen wie eine drückende Gewitterfront. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die ersten Blitze entladen würden.

»Bin ich die Einzige, die findet, dass wir hier schleunigst einpacken und wieder abhauen sollten?«, fragte Wayne. Die Raketenwissenschaftlerin sah sich mit schmalen Lippen in ihrer dezimierten und niedergeschlagenen Runde um.

»Wir können nicht gehen«, gab Rachel bestimmt zurück, bevor irgendjemand sich Waynes Meinung anschließen konnte.

»Ach nein? Und warum nicht?«

»Weil wir hier einen Job zu erledigen haben.«

»Einen Job?«, spottete die Chinesin und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Unser Job war es, das Schweigen Ganymeds zu untersuchen. Das haben wir getan. Ein mordender Cyborg von der Erde und ein ebenso tödlicher Alien-Roboter standen nicht auf dem Plan. Dafür sind wir weder ausgerüstet noch vorbereitet worden.«

»Bei allem Respekt, Chai«, zischte Boyd, der in der Nähe des Fensters stand und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. »Wir sind sehr wohl dafür ausgerüstet. Der Roboter besteht aus den Überresten der Ganymed Station von Rhein Ruhr und nicht aus irgendeinem magischen Alienmaterial, wenn ich Sie daran erinnern darf.«

»Ach«, spottete Wayne und sah zu dem Offizier hinüber. »Dann haben Sie einfach nur einen schlechten Tag gehabt und mies gezielt, oder warum läuft der Cyborg immer noch da draußen rum, obwohl Sie auf ihn geschossen haben?«

»Sie waren nicht dabei«, knurrte er zurück und inmitten seines Impulses, einen Schritt nach vorne zu machen, ging Rachel dazwischen.

»Hör auf zu lamentieren, Wayne. Jeder von uns macht seinen Job, so gut er kann, und dazu gehört auch, dass wir nicht vorschnell reagieren. Wir werden auf keinen Fall den Orbit verlassen, bevor wir nicht wissen, was genau der Roboter uns an Daten übersandt hat.«

»Rachel?«, hörte sie plötzlich Patricks Stimme in ihrem linken Ohr und wandte ihr Gesicht leicht ab. Ihr Freund hatte Dienst auf der Brücke. Sie hätte ihn sich als Verstärkung an ihrer Seite gewünscht, doch hätte sie jetzt in den Arbeitsplan eingegriffen, hätte das nur den Unmut der anderen auf sie gezogen. Außerdem hätten sie dann gewusst, wie schwer es ihr selbst fiel, die Mission fortzusetzen.

»Ich höre, Patrick!«

»Du solltest auf die Brücke kommen. Jetzt.«

»Kannst du nicht ...«

»Nein. Bring Boyd mit. Patrick Ende.«

»Ich muss auf die Brücke«, verkündete sie laut und nickte Boyd zu, der seine Arme aus ihrer Verschränkung löste und in Richtung der Leiter aufbrach.

Rachel stützte sich auf der Tischplatte ab und sah in die niedergeschlagenen Gesichter ihrer Kollegen.

»Wir dürfen uns die Möglichkeit nicht entgehen lassen, mehr über dieses außerirdische Material, die Roboter und einfach alles zu erfahren, was da unten vor sich geht. Es ist unsere Pflicht als Wissenschaftler, aber auch als Bewohner dieses Sonnensystems. Julie!«

»Ja?«

»Bitte gib noch einmal deinen eigenen mündlichen Bericht ab und briefe die anderen in Bezug auf das Datenpaket, das du von dem Roboter empfangen hast. Ich will, dass wirklich alle Synapsen auf diesem Schiff auf die Entschlüsselung fokussiert sind«, bat sie ihre Kameradin, die daraufhin nickte. Sie wirkte müde, aber entschlossen und würde den anderen hoffentlich ein gutes Vorbild sein.

Nach einem letzten Blick in die Runde folgte Rachel schließlich Boyd durch die Speiche nach oben in Richtung Zentralachse. Dort angekommen wartete der Captain auf sie, half ihr durch die Öffnung und schaute ihr direkt in die Augen.

»Was ist?«, fragte sie und legte die Stirn in Falten.

»Wir haben ein Problem.«

»Was du nicht sagst«, schnaubte sie und verdrehte die Augen.

»Ich meine es ernst, Rachel!« Boyd sah sich um, bevor er mit etwas gesenkter Stimme fortfuhr: »Ich kenne diese Situationen aus dem Schneekrieg und wir tanzen gerade auf Messers Schneide. Du wirst Wayne Chai gerade vielleicht noch in ihre Schranken verwiesen haben, aber sie wird stille Fürsprecher in der Mannschaft gefunden haben und deren innere Monologe kannst du nicht stumm schalten. Ihre Furcht wird sich ausbreiten wie ein Krebsgeschwür. Zuerst werden sie weniger effektiv arbeiten, dadurch werden die Ergebnisse schlechter und das wiederum werden sie darauf schieben, dass sich alles gegen uns verschworen habe, wir nicht qualifiziert genug seien, nicht die richtigen Ressourcen zur Verfügung hätten und so weiter ....«

»Und?«, ging sie dazwischen und funkelte ihn an. »Was schlägst du vor?«

»Ich ...«

»Hast du eine Lösung? Hm?«

»Nicht direkt«, gab er zu und seufzte. »Ich will dich nur unterstützen, weil ich weiß, dass ...«

»Hör mal«, sagte sie und bemühte sich um einen versöhnlichen Tonfall, während sie ihn an der Schulter fasste und leicht drückte. »Es tut mir leid, wenn ich etwas angespannt bin. Aber ich mache mir ohnehin schon Sorgen um die Mission, die Erde, diesen Roboter, die Möglichkeit, dass sich hier irgendwo Aliens befinden, und dass gerade unsere Kameraden und meine Freundin abgeschlachtet worden sind. Wir müssen uns auf das konzentrieren, was direkt vor uns liegt. Überleben bedeutet immer, das drängendste Problem anzugehen und danach das nächste und so weiter. Das ist nicht nur das Sinnvollste, sondern auch das Einzige, was man tun kann und jetzt gerade hat uns Patrick auf die Brücke gerufen. Er klang ziemlich angespannt und hat nicht gesagt, worum es geht, darum denke ich, dass wir dort das drängendste Problem finden werden. Solange Wayne und die anderen mit den Daten beschäftigt sind, die der Roboter uns offenbar gesendet hat, wird ihre Neugier sie still halten lassen. Bis dahin sorgen wir dafür, dass wir die wichtigeren Probleme aus dem Weg geräumt haben, um uns um sie und die Crew kümmern zu können.«

Sie versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln, das weit davon entfernt war, authentisch zu sein, da sie eine verdammte Angst verspürte, doch als Kommandantin war Authentizität in gewissen Bereichen ein Luxus, den sie sich nicht mehr leisten konnte. »Einverstanden?«

Boyd nickte. »Einverstanden.«

»Gut. Also beeilen wir uns und sehen nach, was Patrick so nervös gemacht hat«, schlug sie vor und wartete seine Antwort nicht ab, sondern stieß sich mit den Füßen an einem der Haltegriffe ab und schwebte in Richtung Brücke am Ende des Korridors.

Es ging durch drei verschiedene Sicherheitsschotts, die offenstanden, vorbei an den sechs nicht rotierenden Null-G-Modulen, in denen Arbeiten und Experimente in der Schwerelosigkeit durchgeführt wurden. Die Luke zur Brücke stand offen und sie sah bereits Patrick und Smix in zwei der vier Kontursesseln sitzen, vor denen sich die unzähligen Bildschirme und Schalttafeln aufreihten. Sie schienen wild zu diskutieren und zu gestikulieren. Vereinzelte Wortfetzen, die sie nicht verstehen konnte, die aber trotzdem lauter als normal wirkten, drangen an ihr Ohr.

»Was ist los?«, fragte sie und bremste ihren Flug ab, indem sie sich an einem Haltegriff über sich festhielt, sich dabei drehte und mit den Füßen gegen die beiden Sitze ihrer Kollegen stieß.

Patrick und Smix drehten sich gleichzeitig in ihren Sitzen zu ihr herum und wären beinahe mit den Köpfen zusammengestoßen.

»Rachel wir bekommen Besuch!«, sagte Patrick aufgeregt. Sein Gesicht war rot angelaufen und von seiner Stirn lösten sich winzige Schweißkügelchen.

Besuch? Aliens? Rachel wurde noch unruhiger – ein Umstand, den sie nicht für möglich gehalten hätte, da Unruhe mittlerweile zu ihrem Normalzustand geworden war.

Sie schluckte schwer, bevor sie antwortete: »Aus welcher Richtung?«

»Aus Richtung Erde«, antwortete Smix, drehte sich wieder nach vorn und deutete auf den zwei Quadratmeter großen Hauptschirm in der Mitte. Sonne, Erde, Mars, Jupiter und Ganymed erschienen als bunte Animationen. Dann folgten Flugbahnvektoren, einmal von der Ganymed Explorer, die um den galiläischen Trabanten kreiste und einmal von einem nicht identifizierten Objekt, das sich nach der von Sam berechneten Route von der Erde aus auf sie zu bewegte.

»Die kommen direkt auf uns zu?«, fragte sie angespannt und zog sich ein wenig weiter nach vorne, obwohl sie bereits genug erkennen konnte.

»Nein. Aktuell befindet sich Ganymed noch zwischen uns. Wir haben die Annäherungswarnung von unseren Satelliten empfangen, kurz bevor er abgeschossen wurde«, erklärte Patrick mit gepresster Stimme.

»Abgeschossen?

---ENDE DER LESEPROBE---