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Besonderer Service durch E-Book-Kauf: Für die Buchung einer exklusiven Diskussionsrunde bzw. Lesung mit dem Herausgeber, Fragen, Wünschen oder Anmerkungen schreiben Sie eine E-Mail an books.gabrielarch [at] t-online.de. Im Werk Peregrina's Sommerabende von Irene Forbes-Mosse sind ihre schönsten Gedichte versammelt, welche sich mit Themen wie Leben & Tod, Liebe, Glaube, Mythen & Sagen, Natur & Jahreszeiten beschäftigen. Unter anderem sind folgende Gedichte enthalten: An den Mond Psyche vor dem Thore Beichte Heimweh Die Dohlen Der Tod und der Ritter Frühlingsrauschen Die Wellen Der Kranke Die Braut Trennung Meinem Pathchen einen Pathenbrief Gespenster Stille der Seele Dem unbekannten Gott
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Seitenzahl: 92
Verfasserin: Irene Forbes-Mosse
Herausgeber: Gabriel Arch
In diesem Garten muss ich ewig gehn, Und jeder Weg lockt tiefer einzudringen Ins Zaubernetz der dämmernden Allee'n In dessen Maschen Götter sich verfingen.
In Schlummer summte sie die Zaub'rin ein, Nun stehn sie still und hülflos, moosumsponnen, Klopft noch ein Herz in ihrem alten Stein Den sie im heissen Kuss des Mittags sonnen?
Schon hat das Abendroth die Welt umsäumt, Und immer noch kann ich den Weg nicht finden Zur Mitte wo die Zauberspinne träumt . . . . . Die Zeit? die Phantasie? werd ich's ergründen?
Gesegnet war der Tag an dem Dein Stern erwacht, Gesegnet sei Dir heut die liederfüllte Nacht, Die Wiege wo zuerst Du in das Licht geschaut, Das Rosenlager heut wo Deiner harrt die Braut.
Die Wolke leuchtet stolz aus der der Tag entquillt, Mit seinem goldnen Speer, mit seinem reinen Schild; Die Andre schwimmt daher in sanfter Abendfluth, Erröthend öffnet sie die Arme seiner Gluth.
Einst hob die Mutter Dich, da sie am Fenster stand, Und zeigte Dir Dein Reich, das goldne Frühlingsland . . . Nach ihrer Krone Glanz, nach ihrem Rosenstrauss Hell lachend strecktest Du die kleinen Hände aus.
Die Krone und den Strauss, o trag sie rein und kühn, Lass Hass und Misstrau'n fern wie finstre Raben zieh'n, Lass Neid und Eitelkeit und wandle Du im Licht, Das Herz, das singt und liebt, kennt jene Schatten nicht.
Gesegnet sei der Wein, Oktobersonnenstrahl, Der kleine Waldgott sitzt und lacht in den Pokal, Sein schlanker Leib geneigt – als Griff für deine Hand, Dein Vater brachte ihn aus liederfrohem Land.
Auf allen Hügeln blüht der freudenvolle Wein, Gott schenk' uns allen Thau und heissen Sonnenschein, Dass einst wie dieser Trunk so feurig und so mild Der Bruderliebe Gold aus jeder Kelter quillt.
Doch leise, unser Sang, es stirbt der Kerzen Glanz, Und durch die Gärten schlingt verschwindend sich der Tanz . . . Nun Zephyr müdgespielt sich gern zur Ruhe legt . . . . Der Vorhang hebt sich Dir, von Liebeshauch bewegt.
Ich weiss geheime Stelle Dort gehen Götter um, Des Lebens laute Welle Wird in der Wildniss stumm.
Ein tiefer Brunnen flüstert Von schwerem Stein bedeckt Zur Herme grün umdüstert, In Schlingkraut halbversteckt.
Die Sonnenlichter haschen Sich neckend durch's Geäst, Wie goldne Zaubermaschen Hält mich ihr Netzwerk fest.
Der Waldgott schmiegt sich nieder Vom Abendwind gekühlt, Und über seine Glieder Des Weinlaubs Schatten spielt.
Und wie die wilden Ranken Den Ulmenbaum umziehn, So spinn' ich die Gedanken Um seine Schönheit hin.
Das Goldbraun seiner Wangen, Der Rhythmus der Gestalt Hält meinen Blick gefangen Mit schmeichelnder Gewalt.
Er flötet seine Weise, So kinderlieben Laut, Wie eine junge Meise Die aus dem Nestchen schaut.
Die Waldesthierlein lauschen Dem freundlichen Getön, Der Quell hört auf zu rauschen, Der Wind hält an zu wehn!
Nun bläst er andre Töne In seiner guten Ruh, Es spielen Heldensöhne, Allvater lacht dazu.
Diana kommt gegangen Die ihre Hirsche tränkt, Und ihre goldnen Spangen Dem schönen Schläfer schenkt.
Uralte Liebeslieder Von Sehnsucht noch erfüllt, Wie ewig auf und nieder Der Saft im Baume quillt.
So geht der Tag zu Grabe, Ich nehm' es kaum in Acht . . . . Gleich goldner Honigwabe Träuft Süsse mir die Nacht.
Doch kehrt die Sonne wieder Da ist der Gott entflohn, Legt sich zum Schlafen nieder Im Korn und rothen Mohn.
Kleiner Faun hat tief geschlafen Seit der frohen Götterzeit, Als ihn Sonnenstrahlen trafen In der Höhle Dunkelheit.
Kann die Erde nicht erkennen, Schlöte steigen schwarz empor, Glattgefegt wie blanke Tennen Ist der Sümpfe Zauberflor.
Waldesthierlein, seine Brüder, Die mit ihm so froh gespielt, Sind entflohn . . . . da blickt er nieder, Hat den ersten Schmerz gefühlt.
Ach, wo sind die schönen Zeiten, Sonder Denken, Angst und Gram? Rehe gingen ihm zur Seiten, Füchslein ihm entgegenkam.
Thränen ihm im Auge funkeln – Regentropfen in dem See – Wo die letzten Wälder dunkeln, Schleicht er hin in tiefem Weh.
Dort am Waldrand steht ein Bildniss, Wie in einem Taubenhaus, Freundlich streckt es in die Wildniss Die zerbrochnen Händlein aus.
Heil'ge Mutter mit dem Knaben, Anmuth, die in Trümmer fiel . . . . Und er bietet ihnen Gaben, Blumenkranz und Flötenspiel. . . . . . . . . . . . . . .
Kannst dem harten Licht nicht wehren, Ander Wissen, ander Glück . . . . Und die lieben Götter kehren In der Dichtung Land zurück.
Ich sah den Sämann durch die Furchen schreiten, Mit breitem Schwung warf er die Körner aus, Dann wandt' er sich und liess die Blicke gleiten Zum Feigenbaum am kleinen weissen Haus.
Sein Weib sass dort im Schatten an der Mauer, Um ihren Nacken schmeichelte der Wind Und weckte ihr so kühle Wonneschauer Wie Kinderlippen wenn sie durstig sind.
Und rascher streute er den goldnen Samen, – Schon glomm des Westens fernes Rosenthor – Die dunkle Furche athmete ihr Amen, Verheissend quoll ihr frischer Dunst empor.
Nun sich die arbeitsmüden Hände finden Steigt fern die Sichel auf im Himmelsfeld, Wo sel'ge Geister Erntegarben binden, So märchenschön wie Keine dieser Welt!
Sie gingen stumm durch ährenreiche Lande, Doch keine Aehre reifte ihnen Brot, Der Maulbeerbaum im rauschenden Gewande Sah fremd herab auf ihre bittre Noth.
Im Reisfeld, wo die bösen Geister leben, Begann der Dünste gift'ger Fiebertanz, Die Jungen fühlten ihre Glieder beben, In ihren Augen glühte fremder Glanz.
Fern lag die Stadt im Schein von tausend Lichtern, Der wie ein Nebel in den Umkreis fiel, Auf ihren fieberblassen Angesichtern Begann der Sehnsucht quälend Wellenspiel.
Die Alten aber, die das Leben kannten, Die gingen fest und blickten zum Zenith, Zum goldnen Wagen, Sternbild der Verbannten, Mit ihrem Schicksal einig und im Schritt.
Ritter der Erde, Ihr gingt, es hallen die dröhnenden Schritte Leis nur wie Echo im Wald aus der Vergangenheit her. Rost frass die Waffen mit Gier, das kunstreich geschmiedete Rüstzeug, Das einst die Brust seines Herrn trotzig und treulich bewacht.
Lanze, Dich wählte die Hand, das zierliche Bäumchen zu stützen, Das, noch zu schwächlich, die Last goldner Orangen beschwert, Und um den Kreuzgriff des Schwerts rankt auf sich die ernsthafte Blume, Die uns im Kelche des Herrn bitteres Leiden enthüllt.
Manchmal auch sah ich die Frau mit den bräunlich schimmernden Wangen Fallobst sammeln im Helm, der einst so herrisch geblitzt . . . . Kühner noch blitzten hervor die Augen des Condottiere Wenn er die Seinen geführt spähend auf nebligem Pfad . . . . . .
Aber nun schlummert der Stahl und fand ein beschauliches Dasein, Leise, den Finger am Mund, zeigt ihn die Mutter dem Kind: Hoch an der Wand, wo das Licht die dämmernden Balken vergoldet, Siehe! ein Täubchen, versteckt, brütet im rostigen Helm!
Als Galathea einst, von ros'gem Licht umspült, Das Locken ihres Bluts zum erstenmal gefühlt, Da stieg sie süssverwirrt, mit fragedunklem Blick Von ihrem Thron herab und folgte dem Geschick.
Kein Weiser kündet uns, ob nicht nach kurzem Gram Sie traurig und verwirrt zum leeren Sockel kam: »O nimm mich wieder auf, Du guter kühler Stein, Und vor der Menschen Hand schliess mich auf ewig ein!«
Silberner Herold, Friedensbote, Wie zwischen ruhig schlummernden Zelten Wandelst Du durch die Wolken dahin, Unter Dir rollen die schweigenden Welten, Ferne im Westen, der jüngst noch lohte, Fielen die Gluthen in Asche zusammen . . . . . Streitendes Glück brachten uns die Flammen, Ziele den Herzen und Preise den Kühnen, Küsse und Wunden und bohrende Gluth.