Geküsst von einem Scheich - Lynn Raye Harris - E-Book

Geküsst von einem Scheich E-Book

Lynn Raye Harris

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Beschreibung

"Du hast versprochen, meine Frau zu werden!" Verwirrt schaut Bella in die Augen von Scheich Adan – sie kennt ihn nicht! Hat sie wirklich durch den Unfall vergessen, dass sie ihn heiraten wollte? Bella glaubt es kaum. Doch warum sehnt sie sich so sehr nach den Küssen des Fremden?

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IMPRESSUM

Geküsst von einem Scheich erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2011 by Lynn Raye Harris Originaltitel: „Strangers in the Desert“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 339 Übersetzung: Bettina Röhricht

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A., Roman Kulinskiy / GettyImages, dwph / shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2022

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751513951

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„… besteht die Möglichkeit, dass sie noch lebt.“

Adan blickte von den Papieren auf, die man ihm zum Unterzeichnen vorgelegt hatte. Er hatte nur mit halbem Ohr zugehört. Denn seit dem Tod seines Onkels vor einer Woche war im Hinblick auf Adans Krönung derart viel zu tun, dass er häufig so viele Dinge wie möglich gleichzeitig erledigte.

„Sagen Sie das noch mal.“ Plötzlich schien sein ganzer Körper in Alarmbereitschaft zu sein.

Der Mann zitterte leicht, als Adan ihn durchdringend ansah. Dann senkte er den Kopf und antwortete: „Verzeihen Sie mir, Hoheit. Ich sagte, dass wir zur Vorbereitung auf Ihre anstehende Vermählung mit Jasmin Shadi alle Berichte prüfen müssen, die uns in Bezug auf Ihre verstorbene Ehegattin erreichen. Denn ihre Leiche wurde ja nie gefunden.“

„Weil sie in die Wüste gegangen ist, Hakim“, erwiderte Adan nachsichtig, insgeheim jedoch leicht verärgert. „Isabella liegt tief unter dem Wüstensand begraben.“

Mit Isabella war zwar seine Ehefrau verschwunden, doch ihre Ehe war eine arrangierte Vernunftehe gewesen. Und so schmerzte Adan vor allem der Gedanke an seinen Sohn Rafik, der seine Mutter verloren hatte.

Isabella Maro war wunderschön gewesen, in jeder anderen Hinsicht aber nicht sonderlich bemerkenswert. Eine stille, liebe Frau, die die ihr auferlegten Pflichten tadellos erfüllt hatte und sicher eine sehr gute Königin geworden wäre – wenn auch, wie gesagt, eine unscheinbare. Isabella war zwar halb Amerikanerin gewesen, aber nach jahfarischen Traditionen und Werten aufgezogen werden. Als Adan sie kurz vor der Hochzeit kennengelernt und gefragt hatte, was sie sich im Leben am meisten wünsche, hatte ihre Antwort gelautet: „Was immer du dir wünschst.“

„Uns ist berichtet worden, dass sie gesehen wurde, Hoheit.“

Adan verkrampfte die Finger um den Federhalter, mit dem er die Papiere unterzeichnet hatte. Die andere Hand presste er flach auf den Tisch. Er hatte das Gefühl, sich an etwas Stabilem festhalten zu müssen. Denn um die Thronfolge anzutreten, brauchte er eine Ehefrau – und das würde Jasmin Shadi sein, die er in zwei Wochen heiraten sollte. Für ein Phantom war jetzt wirklich kein Platz in seinem Leben.

„Sie wurde gesehen?“

Hakim schluckte. Seine Haut glänzte leicht, obwohl die Klimaanlage im Palast ausgezeichnet funktionierte.

„Sharif Al Omar, ein geschäftlicher Konkurrent von Hassan Maro, ist kürzlich von einer Reise auf die Insel Maui zurückgekehrt und berichtete von einer Sängerin, die er dort in einer Bar gesehen hat. Sie hieß Bella Tyler und ähnelte Ihrer verstorbenen Frau, Hoheit.“

„Eine Sängerin in einer Bar?“ Adan sah Hakim ungläubig an, dann lachte er schallend. Isabella war also in die Wüste hinein- und dann wieder hinausspaziert und sang jetzt in einer Bar auf einer hawaiianischen Insel? Das war einfach absurd! Der Wüste von Jahfar war noch niemand lebend entkommen, der sich nicht gut auf sie vorbereitet hatte. Und Isabella war einfach so hineingegangen, mitten in der Nacht. Ein Sandsturm am folgenden Tag hatte jegliche Spuren verwischt, und so hatten sie mehrere Wochen vergeblich nach ihr gesucht.

„Mr. Al Omar sollte dringend einen Arzt aufsuchen“, erwiderte Adan deshalb. „Offenbar brennt die Sonne auf Hawaii noch unbarmherziger als in Jahfar.“

„Er hat ein Foto gemacht, Sir.“ Hakim reichte dem Sekretär Mahmud eine Mappe, die dieser Adan vorlegte.

Adan zögerte einen Moment, dann schlug er die Mappe auf – und betrachtete das Foto so lang, bis es vor seinen Augen zu verschwimmen schien. Die Frau auf dem Bild konnte nicht Isabella sein, und doch …

„Sagen Sie meine sämtlichen Termine der nächsten drei Tage ab“, brachte er schließlich heraus. „Und geben Sie am Flughafen Bescheid, dass mein Flugzeug startklar gemacht werden soll.“

An diesem Abend war in der Bar ziemlich viel los. Touristen und Einheimische drängten sich im Innern und hinaus auf den Strand. Als Isabella auf die Bühne trat, begann die Sonne gerade unterzugehen und verlieh dem Himmel einen intensiven Goldton. Schon kurze Zeit später war sie im Meer versunken, der Himmel glühte rosa, und hoch oben über dem Wasser sah man einige lila angehauchte Wolken.

Es war ein wunderschöner Anblick, der Isabellas Herz wie immer schmerzlich berührte. Sie hatte sich an diese Melancholie gewöhnt, deren Ursprung sie nicht kannte. Oft war es, als würde ein Teil von ihr fehlen – doch welcher Teil das war, konnte sie nicht sagen. Diese Leere konnte sie, zumindest vorübergehend, mit Singen füllen.

Isabella ließ den Blick über die wachsende Anzahl Menschen schweifen, die ihretwegen hier waren. Sie schloss die Augen, begann zu singen und gab sich ganz der Musik hin. Auf der Bühne war sie Bella Tyler, die selbst über sich und ihr Leben bestimmte. Im Gegensatz zu Isabella Maro.

Während sie von einem Lied zum nächsten glitt, schmiegte sich ihre Stimme liebevoll an die gesungenen Worte. Unter dem Scheinwerferlicht wurde ihr heiß, doch Isabella war Hitze gewöhnt. Sie trug einen Bikini und darüber einen Sarong. Ihre Augenlider fühlten sich unter der Schicht Make-up, das sie wegen der grellen Scheinwerfer immer dick auftrug, schwer an. Um den Hals hatte Isabella sich eine Kette aus weißen Puka-Muscheln gelegt, dazu trug sie ein passendes Fußkettchen.

Ihr Haar war länger geworden, von der Sonne gebleicht und wirkte durch Wind und Salzwasser wilder und ungebändigter. Isabellas Vater wäre entsetzt, und auch ihr freizügiges Outfit fände er absolut inakzeptabel. Bei diesem Gedanken musste Isabella lächeln. Ein Mann, der nahe bei der Bühne stand, deutete dies falsch und erwiderte das Lächeln. Ihr machte das nichts aus – so etwas gehörte zu der Figur Bella Tyler.

Doch Bella würde nicht mit diesem Mann nach Hause gehen und auch mit keinem anderen. Aus irgendeinem Grund kam ihr das falsch vor, seit sie in den USA angekommen war. Sie war jetzt zwar frei von den Erwartungen und dem Pflichtbewusstsein, die Teil der Erziehung durch ihren Vater gewesen waren. Dennoch konnte Isabella den Gedanken nicht abschütteln, dass sie sich für jemanden bewahren musste.

„Ladys and Gentleman, Bella Tyler!“, verkündete der Gitarrist nach dem letzten Lied, und sofort brachen die Anwesenden in Applaus aus.

„Mahalo“, sagte Isabella und schob sich eine feuchte Strähne hinters Ohr. „Wir machen jetzt eine kleine Pause. In einer Viertelstunde geht es weiter.“

Beim Verlassen der Bühne nahm sie das Glas Wasser, das Grant ihr reichte, der Manager der Bar. Eine richtige Garderobe hatte sie nicht, doch immerhin konnte sie sich in dem kleinen Zimmer, in dem sie ihre Sachen aufbewahrte und sich abends schminkte, eine Weile ausruhen. Isabella sank auf einen Stuhl und legte die Füße auf eine Rattantruhe, die als Couchtisch diente.

Vom Strand drangen durch die dünnen Wände Stimmen und Gelächter zu ihr. Bald würden auch die anderen aus der Band zu ihr stoßen, falls sie nicht lieber draußen eine Zigarette rauchten.

Isabella schloss die Augen, legte den Kopf zurück und berührte mit dem eiskalten Glas die erhitzte Haut an ihrem Schlüsselbein, was sie erschauern ließ, aber auch eine willkommene Abkühlung darstellte.

Eine Weile später hörte sie, wie jemand den Raum betrat. Weil hier ein ständiges Kommen und Gehen herrschte, öffnete sie jedoch nicht die Augen, um zu sehen, wer da gekommen war. Aber als der Neuankömmling nichts sagte und sich nicht rührte, wurde ihr klar, dass es sich weder um ein Bandmitglied noch um eine Kellnerin handeln konnte.

Isabella machte die Augen auf. Im Türrahmen stand ein großer, imposant wirkender Mann, der eine dunkle, machtvolle Ausstrahlung hatte. Als sie ihn genauer betrachtete, stellte sie fest, dass er aus Jahfar stammen musste: dunkles Haar, durchdringend blickende dunkle Augen und ein Teint, den die unbarmherzige Wüstensonne gebrannt hatte. Ein Schauder lief ihr über den Rücken.

Der Mann trug zwar ein dunkelblaues Hemd und eine Kakihose statt der traditionellen Dischdascha, doch er strahlte die Aura der Wüste aus, die Intensität eines Menschen, der am Rande der Zivilisation lebte. Isabella wurde von einer unerklärlichen Angst erfüllt, die sie lähmte, sodass sie sich nicht von der Stelle rühren konnte.

„Du wirst mir jetzt sagen, warum“, befahl der Mann.

„Warum?“, wiederholte Isabella verwirrt. Irgendwie gelang es ihr aufzustehen. Der Fremde war so groß, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Als sie merkte, wie wütend er war, begann ihr Herz heftig zu schlagen.

Er ließ den Blick über sie gleiten und sagte dann angewidert: „Du siehst ja wie eine Prostituierte aus!“

In die kalte Angst, die Isabella erfüllte, mischte sich Wut. Das Verhalten des Fremden war einfach typisch für die Männer aus Jahfar: Er glaubte, sie kritisieren zu dürfen, nur weil sie eine Frau war und er ihre Entscheidungen nicht verstand.

Isabella richtete sich gerade auf, hob das Kinn und stützte die Hände in die Hüften. Dann ließ sie ebenso abschätzig den Blick über ihn wandern, wie er es bei ihr getan hatte.

„Keine Ahnung, für wen Sie sich halten, aber von mir aus können Sie gerne aus meiner Garderobe verschwinden – mitsamt Ihrer Meinung über mich!“

Der Mann musterte sie kalt. „Treib keine Spielchen mit mir, Isabella.“

Mit heftig schlagendem Herzen wich Isabella einen Schritt zurück. Er wusste, wie sie hieß! Wahrscheinlich kennt er einfach meinen Vater, versuchte sie sich zu beruhigen. Vielleicht bin ich ihm mal bei einem geschäftlichen Essen meines Vaters begegnet.

Sie erkannte ihn nicht wieder. Und ganz sicher hätte sie einen Mann wie ihn niemals vergessen. Dafür war seine Erscheinung zu imposant und er selbst zu sehr von sich eingenommen.

„Warum sollte ich Spielchen mit Ihnen treiben?“, fragte sie. „Ich kenne Sie ja nicht einmal!“

Der Fremde kniff die Augen zusammen. „Du sagst mir jetzt sofort, wie du hergekommen bist.“

Sein Ton machte Isabella noch wütender. „Sie sind doch ein intelligenter Mann“, entgegnete sie. „Bestimmt werden Sie das selbst herausfinden.“

Als er einen Schritt in den kleinen Raum hinein machte, schien er das ganze Zimmer auszufüllen. Isabella wäre gern ausgewichen, doch sie wusste nicht, wohin. Und auf gar keinen Fall würde sie sich angstvoll vor dem unverschämten Fremden ducken.

„Du hast das sicher nicht allein geschafft. Wer hat dir geholfen?“

Isabella schluckte. „Ich …“

„Ist alles in Ordnung, Bella?“

Plötzlich stand Grant im Türrahmen, die Hände zu Fäusten geballt. Durchdringend sah er den Fremden an, offenbar mit der Absicht, ihn zu verunsichern. Dieser erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Isabella hoffte inständig, es werde nicht zu einer Auseinandersetzung kommen. Denn mit Sicherheit würde Grant sie verteidigen, und mit noch größerer Sicherheit würde er bei einem Kampf dem Fremden unterliegen. Dieser strahlte etwas sehr Kaltes, Unnachgiebiges aus, etwas Wildes, Ungezähmtes.

„Ja, alles in Ordnung, Grant“, versicherte sie deshalb. „Mr. … ähm, der Gentleman wollte gerade gehen.“

„Nein, das wollte ich nicht“, widersprach der Fremde im geschliffenen Englisch der vornehmen Familien, die ihre Kinder auf britische Internate schickten.

„Sie sollten jetzt besser gehen“, sagte Grant. „Bella muss sich ausruhen, bevor sie weitersingt.“

„Mag sein.“ Als der Mann sich zu ihr umwandte, schien sein kalter Blick bis in ihr Herz vorzudringen. „Aber auf die Bühne geht sie nicht mehr zurück. Isabella wird nämlich mit mir kommen.“

„Ich werde nicht …“, begann sie aufgebracht, doch da umfasste er ihren Arm mit eisernem Griff.

Die Berührung ließ Isabella erschauern – doch sie fühlte sich weder abgestoßen, noch war sie verängstigt. Nein, es war Vertrautheit, die sie erbeben ließ, Wärme und Sehnsucht. Und darunter verborgen eine so tiefe Traurigkeit, dass Isabella fast aufgeschluchzt hätte. Aber warum? Isabella war verwirrt.

„Lassen Sie Bella los!“, protestierte Grant.

Sie sah den Fremden an und fragte: „Wer sind Sie?“

Ein Schatten schien über sein Gesicht zu gleiten. „Willst du mir wirklich weismachen, das wüsstest du nicht?“

Isabella wurde von Wut und Verzweiflung erfüllt. Der Fremde hasste sie, und sie hatte keine Ahnung, warum. Irgendwie brachte sie genug Kraft auf, um sich von ihm zu lösen. Denn sie konnte den Ärger und die Traurigkeit, die sie durchströmten, keinen Moment länger ertragen – und auch nicht die innere Hitze und die Verwirrung.

Grant war verschwunden, vermutlich um einen der Türsteher zu holen. Er würde jeden Moment wiederkommen und diesen arroganten Kerl hinausbefördern. Isabella freute sich schon darauf. „Natürlich weiß ich es nicht!“, fuhr sie ihn jetzt an.

„Mitnichten. Du kennst mich sogar sehr gut“, widersprach der Mann leise, und seine dunklen Augen funkelten bedrohlich. „Du bist schließlich meine Frau.“

2. KAPITEL

Sie sah ihn so fassungslos an, dass Adan fast geglaubt hätte, sie sei tatsächlich erschüttert. Wer hätte gedacht, dass die kleine Isabella Maro eine so begnadete Schauspielerin war? Ganz offensichtlich hat sie uns alle hinters Licht geführt, dachte er. Und ich werde herausfinden, warum sie das getan hat.

Ganz sicher hatte sie die Sache nicht allein eingefädelt. Hatte ihr vielleicht ein Liebhaber dabei geholfen? Bei diesem Gedanken hatte Adan das Gefühl, ein eiskalter Dolch würde ihn durchbohren.

Isabella war grausam und gefühllos. Denn wie sonst hätte sie ihren kleinen Sohn einfach zurücklassen können, der damals noch ein Baby gewesen war? Rafik schien ihr nicht wichtig zu sein. Das erfüllte Adan mit kalter Wut.

Wieder ließ er den Blick über ihren fast nackten Körper gleiten. Isabella trug einen roten Bikini und hatte sich einen bedruckten Sarong um die Hüften geschlungen. Ihre Brustwarzen zeichneten sich unter dem dünnen Stoff so deutlich ab, dass er gegen seinen Willen daran denken musste, wie wunderschön ihre Brüste ausgesehen hatten, mit der zarten Haut und den rosigen Knospen in der Mitte.

Als Isabella und er sich das erste Mal geliebt hatten, war sie sehr zurückhaltend gewesen, hatte ihre Scheu jedoch schnell abgelegt, sich auf ihn eingestellt und ihn einen leidenschaftlichen Monat lang jede Nacht in ihrem Bett willkommen geheißen. Dann war sie schwanger geworden und so krank, dass Adan nicht mehr bei ihr geschlafen hatte.

„Ich soll Ihre Frau sein?“ Energisch schüttelte sie den Kopf. „Da irren Sie sich.“

Adan hörte Schritte hinter sich. Dann war der Mann wieder da, den sie mit „Grant“ angesprochen hatte. Und er wurde von einem kräftigen Samoaner begleitet.

„Ich fordere Sie nochmals auf zu gehen“, sagte Grant. „Makuna wird Sie hinausbegleiten.“

Adan sah ihn durchdringend an. Draußen wartete ein sechsköpfiges Sicherheitsteam auf ihn. Nicht weil er mit Ärger gerechnet hatte, sondern weil er nun einmal das Staatsoberhaupt war. Auf sein Zeichen hin würden sie die Bar mit gezogenen Pistolen stürmen. Das wollte Adan zwar nicht unbedingt, aber andererseits würde er die Bar auf keinen Fall ohne Isabella verlassen, seine Frau.

„Ist schon in Ordnung, Grant“, hörte er sie jetzt sagen. „Ich werde noch ein paar Minuten mit ihm sprechen.“

Grant wirkte verwirrt, doch dann nickte er und ging mit Makuna hinaus, sodass Adan wieder mit Isabella allein war.

„Kluge Entscheidung“, stellte er fest.

Sie sank wieder auf den Stuhl, auf dem sie anfangs gesessen hatte. Mit zitternden Händen schob sie sich die dunkelblonde, golden glänzende Mähne aus dem Gesicht und sah ihn mit ihren stark geschminkten Augen verwirrt an.

„Warum behaupten Sie, ich sei Ihre Frau? Ich bin nie verheiratet gewesen!“

Adan spürte, wie ihn erneut kalte Wut erfüllte. „Du kannst es ruhig abstreiten, aber das ändert nichts an den Tatsachen.“

Sie zog die Augenbrauen zusammen und blickte ihn starr an. „Ich bin Ihnen nie begegnet und weiß nicht einmal, wie Sie heißen.“

Er glaubte ihr kein Wort, hatte jedoch keine Lust, sich lange herumzustreiten. „Adan“, erwiderte er deshalb.

„Adan“, wiederholte sie. „Ich bin vor langer Zeit aus Jahfar weggegangen, aber an einen Ehemann würde ich mich sicher erinnern.“

„Meinst du wirklich, ich würde glauben, dass du dich nicht erinnern kannst? Für wie dumm hältst du mich?“

Sie runzelte die Stirn. „Ich habe nicht gesagt, dass ich Sie für dumm halte. Ich glaube eher, dass Sie mich mit jemandem verwechseln. Außerdem ist es in dieser Branche nicht ungewöhnlich, dass Männer versuchen, sich mir zu nähern. Sie glauben, ich sei leicht zu haben. Das bin ich aber nicht. Alles klar?“

Am liebsten hätte Adan sie geschüttelt. „Du bist Isabella Maro, die Tochter von Hassan Maro und einer Amerikanerin, Beth Tyler. Wir haben vor fast drei Jahren geheiratet. Ein Jahr später bist du allein in die Wüste gegangen und wurdest nie wieder gesehen.“ Er brachte es nicht über sich, Rafik zu erwähnen.

Sie blinzelte, dann wurde ihr Gesicht ausdruckslos, und sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich …“

„Was?“, fragte Adan nach, als sie verstummte.

Sie schluckte. „Ich hatte einen Unfall, das stimmt. Aber ich habe mich wieder erholt.“ Als sie sich kurz die Finger auf den Mund presste, stellte er fest, dass diese zitterten.

„Einige Erinnerungen sind ein wenig verschwommen, aber …“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Nein, irgendjemand hätte mir doch davon erzählt.“

Adan war wie vor den Kopf geschlagen. „Irgendjemand? Wer hätte es dir erzählen sollen, Isabella? Wer weiß, dass du hier bist?“

Sie sah ihm in die Augen. „Meine Eltern natürlich. Mein Vater hat mich zur Genesung zu meiner Mutter geschickt, weil der Arzt gesagt hatte, in Jahfar sei es zu heiß und zu anstrengend für mich.“

Aufgebracht und ungläubig blickte Adan sie an. Ihre Eltern wussten, dass sie noch am Leben war? Das konnte nicht sein!

Andererseits hatte er Hassan Maro seit Isabellas Verschwinden kaum gesehen. Der Mann war noch häufiger außer Landes als er selbst. Adan hatte immer geglaubt, das hätte mit seinen Geschäften und der Trauer um seine einzige Tochter zu tun, aber vielleicht hatte Maro ja einfach etwas zu verbergen gehabt. Doch ob der Mann wirklich seiner Tochter zur Flucht verhelfen würde, nachdem er von der Heirat doch so begeistert gewesen war?

Adan schüttelte den Kopf. Isabella log und stritt die Wahrheit ab. „Von selektivem Gedächtnisverlust habe ich noch nie etwas gehört, Isabella“, sagte er kalt. „Wie kommt es, dass du dich an deine Eltern und an Jahfar erinnerst, aber nicht an mich?“

„Ich habe überhaupt nicht von Gedächtnisverlust gesprochen!“, rief sie. „Das waren Sie!“

„Als was würdest du es denn bezeichnen? Du weißt, wer du bist und woher du kommst, aber an den Ehemann, den du verlassen hast, kannst du dich nicht erinnern!“

„Wir sind nicht verheiratet“, beharrte sie, doch ihre Unterlippe zitterte leicht – ein erster feiner Sprung in ihrem Schutzpanzer, als sei ihr klar, dass man sie ertappt hatte.

Adan war entschlossener als je zuvor, sie nicht davonkommen zu lassen, bis er mit ihr fertig wäre. Als Isabella die Hände vor ihrem Oberkörper ineinander verkrampfte, wurden ihre Brüste zusammengeschoben und ihre weiblichen Rundungen betont. Er spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief.

Nein, ermahnte er sich streng und unterdrückte mit aller Macht das erwachende Verlangen. War er wirklich so oberflächlich, dass ihn der Anblick einer halb nackten Frau erregen konnte, die so verlogen war? Eigentlich sollte er sie verachten.

Isabella biss sich kurz auf die Unterlippe. „Nehmen wir an, Sie hätten recht und wir wären tatsächlich verheiratet – warum sind Sie dann nicht eher hergekommen, um mich zu holen?“

„Weil ich geglaubt habe, du wärst tot, wie du sehr wohl weißt“, erwiderte Adan mühsam beherrscht.

„Tot?“ Unter der Sonnenbräune wurde sie aschfahl.

Adan hatte genug von dieser Farce. Er hatte auf der Reise hierher mehrere Zeitzonen durchquert und kaum geschlafen, so sehr war er mit der Frage beschäftigt gewesen, ob die Frau auf dem Foto, die hinter dem Mikrofon in die Kamera lächelte, als würde sie ihren Liebhaber ansehen, tatsächlich seine vermisste Ehefrau war. Immer wieder hatte er sich gesagt, das sei unmöglich. Sie konnte nicht überlebt haben. Doch dann hatte er die Bar betreten und sie gesehen: So vertraut und fremd zugleich.

„Du bist allein in die Wüste