Gereimtes und Ungereimtes aus Dänischenhagen Teil 2 - Bärbel Carstens - E-Book

Gereimtes und Ungereimtes aus Dänischenhagen Teil 2 E-Book

Bärbel Carstens

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Beschreibung

Kaum neigt sich das Jahr dem Ende zu, schon erscheint ein neues Buch mit dem Titel "Gereimtes und Ungereimtes aus Dänischenhagen", der Logik folgend Teil 2. Wie bei dem Teil 1 wechseln sich Lyrik und Prosa ab. Zwar spielen fast alle Texte in Schleswig-Holstein, aber nicht zwangsläufig nur in Dänischenhagen. Alles was in diesem Buch steht wurde in Dänischenhagen geschrieben, aber z.B. mit dem Bungsberg bewegen wir uns über den Tellerrand des Dänischen Wohldes hinaus. Wir wünschen entspanntes Lesevergnügen und möglicherweise enormen Wissensgewinn aus der Rubrik "Heimat, süße Heimat".

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Inhalt

Prolog

Es gibt immer weniger Äpfel

De Leev

Am Brunnen vor dem Tore

Der Hasardeur

Der Adamsapfel

Hohe Tannen... (interaktiv)

Een Päckchen ut Amerika

Tee drinken!!

Julebot

Der Verein

Wetter

Dänischenhagen – un village est port mondial

Der Mond

Franz-Peter Tebartz-van Elst

Die Fahrt ins Blaue

Bungsberg – Schicksalsberg

Der Rücktritt

Ein Löwendrama

Eisblumen

Der Kachelofen

Für Ferdinand Tönnies

Die Zeit oder Tempus fugit

Wühlmäuse

Trump

Herr von Ribbeck auf Ribbeck

Bares für Rares

Das Wichtigste in Kürze

Der Tiger

Die Dohle

Die Rückkehr – das Fernweh

Für Maike

Epilog

Prolog1

Das Interview

Nach dem Buch ist vor dem Buch. Was haben unsere Autoren nach dem ersten und vor dem zweiten Buch zu erzählen. Brigitte Schneidereit von der Zeitschrift "Schatten über dem Wohld" hat im Vorfeld der zweiten Veröffentlichung mit den Autoren gesprochen. Hier nun das ungekürzte Interview.

Schneidereit (S): Sie haben das kleine Büchlein "Gereimtes und Ungereimtes aus Dänischenhagen" 2016 auf den schon überladenen Büchertisch gelegt, um einmal metaphorisch ein Bild zu entwickeln. Wie war die Reaktion der Leserinnen und Leser?

Uwe Carstens (UC) Bärbel Carstens (BC) im Chor: Was heißt "metaphorisch"?

S:  Jaa, äh, also zum Beispiel ist ein Wüstenschiff ein Kamel – also als Metapher.

UC: ?? / BC: ??

S:  (betont langsam) Ich wollte damit sagen, also eher bildlich!

UC / BC im Chor: Aha!

S:  Also?

UC:  Die erste Auflage war schon nach einer Woche vergriffen!

S:  Donnerwetter! Wie hoch war die erste Auflage?

BC:  Fünf Bücher!

S:  Ja, also, ich meine – das sind doch immerhin 100%!

UC / BC im Chor: Und ob!

S:  Gab es noch eine zweite Auflage?

BC: Doch, das haben wir gewagt – obwohl, na ja, es ist schließlich ein finanzielles Risiko!

UC: Das kann man wohl sagen! (Sorgenfalten erscheinen auf der sonst so schönen Stirn).

BC:  Wir haben uns gesagt: Jetzt haben wir solange daran gearbeitet, "soll denn alle Mühe immer nur im Verborgenen blühen".

(Ein wunderbarer Satz. UC macht sich sofort Notizen).

BC:  Jawohl, wir haben es gewagt und "Wer wagt gewinnt".

(Auch dieser Satz verschwindet in der unendlichen Tiefe von UC’s Oktavheftchen).

S:  Und dann haben sie wohl so richtig zugeschlagen?

UC / BC in Chor: Jawolll!

S:  Und?

BC:  Zehn, gleich Zehn haben wir beim Drucker bestellt.

S:    (zunehmend fassungslos) Jaa – waren Sie denn damit schon in der Gewinnzone?

UC / BC im Chor: Wo?

S:    Ich meine, (jedes Wort betonend) waren die Auslagen, die sie doch zweifelsfrei hatten, schon wieder reingeholt?

BC  (die offensichtlich die Hüterin der Geldbörse ist) Nein, nein, aber die Verlagskorrespondenz, also die Briefmarken, konnten wir locker bezahlen.

UC:  Ham wir das nicht alles per Mail gemacht?

BC:  (ihren Gatten streng ansehend) Ich bin nicht bereit, hier über Interna zu sprechen!

S:    Wenn der Verkauf so schleppend war, warum haben Sie nun ein neues Buch vorgelegt?

BC:  Man darf die Hoffnung nie aufgeben. Außerdem "Qualität setzt sich immer durch".

(Der Stift huscht erneut über die Seiten des Merkheftchens).

S:    Ich habe ihr Buch bereits lesen dürfen und bin über einiges geradezu entsetzt.

UC:  (schalkhaft) Das ist ja geradezu wunderbar. Das war ja geradezu beabsichtigt.

S:  Können sie denn die Geschichten über Dänischenhagen und über den Bungsberg beweisen, gibt es da – (fährt nach kurzem Zögern um so entschlossener fort) äh, also gibt es da sowas wie BEWEISE?

UC: (gespielt empört) Hören sie, ich bin Wissenschaftler! Also, es gibt mehr als genug BEWEISE, aber davon wird unser drittes Buch handeln. Es wird heißen: "Erlebt – Erzählt – Bewiesen". Und im Untertitel: "Siehste!"

BC:  (schaut irritiert) Bist du sicher?

UC:  (kleinlaut) Nöö.

S:    Wie dem auch sei – Sie haben im Wohld ihren Schatten hinterlassen (Frau S. pflegt ihre Interviews in Anspielung an den Namen ihrer Zeitschrift immer so zu beenden), ich wünsche Ihnen viel Glück und mehr Einnahmen, als nur das Porto!

UC / BC im Chor: Wir danken Ihnen für dies und das.

Und schließlich:

BC:  Könnten wir das Presse-Exemplar wiederhaben?

1 Gibt es auch beim Radrennfahren

Es gibt immer weniger Äpfel

Wenn ganz früher, als es sowas noch gab, ein Pferdegespann durch unseren Ort fuhr, dann lauerten viele Leute darauf, dass die Pferde "etwas machten", also, etwas fallen ließen – der Fachmann spricht vom "äpfeln" – dann eilten sie mit dem längst bereitstehenden Eimer zur Straße, um die noch dampfende Hinterlassenschaft einzusammeln. Ganz Clevere folgten sogar dem Gespann, um einen taktischen Vorteil zu haben. Diesen Vorgang würde man heute eine "Win-Win Situation" nennen: die Straße wurde wieder sauber und der Sammler hatte das Objekt seiner Sammelwut. Aus heutiger Sicht ist es gerechtfertigt zu fragen, was denn das Ziel dieser Sammelwut war (die Leute von damals hätten es natürlich gewusst). Nun, es waren überwiegend Gartenbesitzer, die dieser für uns heutige etwas anrüchigen Leidenschaft anhingen. Der Pferdekot (vulgo Pferdeappel) diente natürlich dem gleichen Zweck, den der Bauer "düngen" nennt und ihn dazu veranlasst, den Kuhmist auf das Feld zu drapieren. Spatzen sind übrigens die Fachleute für Pferdeäpfel. Sie picken eifrig die unverdauten Bestandteile heraus und die Qualität der in der Regel gelb bis grün anzuschauenden Rundlinge bemisst sich nach der Anzahl der pickenden Spatzen pro Apfel. Übrigens hätte eine aufgrund von Pferdehinterlassenschaften eingeführte "Pferdesteuer", wie jüngst diskutiert, ein völliges Unverständnis unser Altvorderen hervorgerufen. Ein aus dieser Zeit weit verbreiteter Scherz lässt sich auch heute noch glaubwürdig erzählen: Wurde mein Großvater gefragt, was er denn auf die Erdbeeren tun würde, so war die lapidare Antwort: "Na, Pferdeäppel." Die für diesen Scherz zielführende Pointe lautet natürlich: "Komisch, wir nehmen immer Schlagsahne!"

De Leev

He sä vun Leev mi elk een Dag, he nömte sick Hein Kohrs, He sä vun Leev mi, doch ick reep: "Hein Kohrs, du büst een Mors!"

He bröcht mi Blomen elk een Dag, de weern sachs temli düer,He bröcht mi Blomen elk een Dag, doch ick smeet se in’t Füer.

He schreev mi Breve elk een Dag, un ok mol een Gedicht,

He schreev mi Breve elk een Dag, ick drohte mit Gericht.

He speelte Leder elk een Dag, un sung för mine Dör,

He speelte Leder elk een Dag, wi siecht mi davon wör.

He weente bi mi elk een Dag, weer allns för de Katt,

He weente bi mi elk een Dag, ick reep "mock hier nix natt!"

He bröcht Pralinen elk een Dag, un töfte denn op Dank,

He bröcht Pralinen elk een Dag, ick wor davon blots krank.

He bröcht mi Ringe elk een Dag, ut Silver un ut Gold,

He bröcht mi Ringe elk een Dag, ick tuschte se för Smold.

Dat is nu dörtich Johr all her, uns Görn sünd lang al groot,

Doch elk een Dag rop ick em blot, Hein Kohrs du büst een Mors.

Moral:

De Johre loopen so dahin, uns geit dat wi Hein Kohrs,

Noch eh wi uns so recht besinn, denn sünd wi ok in Mors.

Am Brunnen vor dem Tore

(Alternativ für Soziologen: Angestellte im 19. Jh.)

Am Brunnen vor dem Tore,

Da steht ein Kavalier,

Und neben ihm die Lore,

Der Stubenmädchen Zier.

"Warum, so spricht er kläglich,

Du meiner Augen Licht,

Darf ich zu dir denn täglich,

Und nur am Sonntag nicht,

Und nur am Sonntag nicht."

Und fromm gibt sie zu Antwort,

"Ich tät es ja so gern,

Doch weißt du, Fritz, der Sonntag,

Das ist der Tag des Herrn,

Das ist der Tag des Herrn."

Der Hasardeur

So mancher Mensch will hier auf Erden,

So richtig rausgefordert werden.

Denn Alltags im Büro zu sein,

Das Abenteuer ist ehr klein.

Was dieser will, wird alsbald klar,

Statt Arbeitsstress sucht er Gefahr.

Er klettert auf die höchsten Hügel,

Entbietet Muskelprotzen Prügel.

Springt nur an einem Seil befestigt,

Selbst Krokodile sind nur lästig.

In Wacken will er Metals zwingen,

Mit ihm ein Weihnachtslied zu singen.

Er ist zu allem gleich bereit,

Sogar mit Rentnern sucht er Streit.

Dabei könnt er’s sofort beweisen,

Er bräuchte nicht Mal weit zu reisen.

Sie grenzt beinah schon an Selbstmord,

Die Dorfstraße in unserm Ort.

Wer sie schon einmal überquert,

Dem war sein Leben nichts mehr Wert.

Und darum zündet jedermann,

Wenn er’s geschafft ein Kerzlein an.

Bei uns da kannst du dich beweisen,

Als Supermann wird man dich preisen.

Doch brauchst du Nerven hart wie Stahl,

Der zweite Platz wär echt fatal.

Der Adamsapfel

Als Adam einst am Apfel naschte

und Gott der Herr ihn überraschte,

da blieb dem armen Kerl vor Schrecken,

der Apfel in der Kehle stecken.

Als Mahnmal trägt nun Adams Stamm,

den Adamsapfel – Pomm da damm.