Geschenkte Tage - Lynard Beier - E-Book

Geschenkte Tage E-Book

Lynard Beier

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Beschreibung

"Das Leben ist eine Reise." ...vielleicht sogar eine mit dem Motorrad. Eine Reise unternehmen wir meist im Urlaub. Daraus ergibt sich zwangsläufig der Satz: "Das Leben ist Urlaub." Aber in erster Linie ist das Leben ein Geschenk. Ein Geschenk der Natur. Auch wenn der Mensch an sich vielleicht nur ein misslungenes Projekt der Bakterien ist, bleibt sein Leben trotzdem ein Geschenk. Bei guter Pflege und wenn nichts dazwischenkommt, hält dieses Geschenk heute im Schnitt so um die achtzig Jahre oder ca. 30.000 "Geschenkte Tage". ...ein Buch, das so schnell in keine Schublade passt.

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„Ich habe mich oft gefragt, ob nicht gerade die Tage, die wir gezwungen sind, müßig zu sein, diejenigen sind, die wir in tiefster Tätigkeit verbringen.“

RAINER MARIA RILKE

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Geschenkte Tage

Entschleunigung mit 300 PS

Lernerfolge

Abreise

Moselrentner

Billard ist nicht gleich Billard

Der Morgen danach

Fünf-Sterne-Mafia-Geldwäsche-Hotel

Die böse Nacht

Essen wie Gott in Frankreich

Einfach mal die Klappe halten

Wird sie durchkommen?

Le Corsaire

Naturbreit

Die Applauskurve

Rückflug

Sonntagsrunde

Montagmorgen mal anders

Der scharfe Wegweiser

Ein Plan ist gut

Einstein und die Ordnungsbehörde

Leidenschaft, die Leiden schafft

Bis zur letzten Minute

Fazit

Letztes Kapitel

Einfach mal

„Profil zeigen“

ENTSCHLEUNIGUNG MIT 300 PS

„Geschenkte Tage“

„Vorwort“

Es sind viele Wörter geworden, daher ist es genauer gesagt

„Die Vorgeschichte“

Viele Menschen haben schon einmal den Satz gehört: „Das Leben ist eine Reise“. Aber was soll er bedeuten und wie kann man diesen Satz wirklich verstehen und verinnerlichen? In der Wissenschaft führt oft ein Umkehrschluss zu weiteren Erkenntnissen. Ich habe mir überlegt, dass der Umkehrschluss dieses Satzes vielleicht auch hier zu weiteren Erkenntnissen führen kann. „Eine Reise ist das Leben.“ Zugegeben, das ist eine gewagte Behauptung.

In diesem Buch dem Motorrad an sich und einer Motorradreise im Speziellen solch eine Bedeutung zuzuschreiben, das ist schon durchaus gewagt. In welchem Maß mir die Beweisführung gelingt, mag jeder Leser am Ende dieses Buches für sich selbst entscheiden. Ich kann Menschen verstehen, die diesen Ansatz nicht sofort unterschreiben würden, denn als Heilpraktiker für Psychotherapie, Autor und Schamane bin ich ja von Berufs wegen schon ein Menschenversteher. Rein privat bin ich dagegen eher begeisterter Moppedfahrer und Frauenversteher mit häufig wechselnden Liebesbeziehungen. Diese allerdings eher zu Motorrädern als zu Frauen. Ich verliebe mich halt sehr schnell in eine hübsche Maschine und im Gegensatz zu Frauen kann ich mir diese Liebe ohne große moralische Zweifel auch einfach kaufen und kein Motorrad der Welt nimmt es mir übel, wenn ich nur mal eben kurz drübersteige. Frauen tun das schon.

Wie schon erwähnt, ich verstehe besonders die Frauen, auch wenn daran hier und da manchmal noch erhebliche Zweifel in mir auftauchen. Ähnliche Zweifel hatte ich anfangs bei dem Gedanken dieses Buch zu schreiben.

Ich hatte im Urlaub einfach mal angefangen ein Tagebuch zu schreiben -auf meinem Handy... mit der Notizen-App-. Eigentlich nur um die gefahrene Strecke, ein paar Eindrücke und Erinnerungen festzuhalten, um genau die Bilder im Kopf festzuhalten, die man nicht fotografieren kann. Weil das Telefon heutzutage ja sowieso immer dabei ist und mein Reisekumpel Thomas damit sehr viel beschäftigt ist und mich das total nervt, habe ich mir die Zeit damit vertrieben meine Gedanken aufzuschreiben. Oder besser gesagt sie ins Telefon zu tippen... in den Pausen, beim Essen, abends im Hotelbett oder vorher an der Bar. Eben jedes Mal, wenn Thomas mal wieder geschäftliche Termine managt oder irgendwie anders Menschen glücklich macht. Weil mich das Telefon schon im Grundsatz total nervt, habe ich auf der Suche nach dem Guten im Schlechten kurzerhand ein ganzes Buch auf diesem kleinen Scheißding geschrieben. Damit sich beim Lesen dieses Buches die volle Wucht eines Kinofilms im eigenen Kopf entwickeln kann, braucht es noch ein paar Hintergrundinformationen. Sozusagen die Ergebnisse meiner persönlichen Grundlagenforschung zum Thema:

„Männer und Motorradurlaub“

Der Beginn meiner persönlichen Grundlagenforschung liegt jetzt gut zwanzig Jahre zurück. Und weil in der Forschung wie im Leben Entscheidungen getroffen werden, die als Ergebnis nicht immer vorhersehbar sind, ist es spannend das Ergebnis zu betrachten.

Heute ist mir das Zusammenwirken verschiedener Lebensentscheidungen und deren Zeitpunkt bewusst, so dass ich nachdem ich nun die Ergebnisse zusammengetragen habe, diese erschreckende Aussage treffen muss:

„In jedem Mann steckt ein kleiner Junge mit Bonanza-Fahrrad.“

Damals, vor zwanzig Jahren, war ich noch Autoschlosser und LKW-Fahrer, verheiratet und im Begriff ein eigenes Haus zu bauen. Der Rohbau war gerade fertiggestellt, da kündigte sich das erste Kind an und ich stand vor einer schweren Entscheidung: „Soll ich das Motorrad verkaufen oder nicht?“. Motorradfahren wirkte damals wie pure Unvernunft auf zwei Rädern. Zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu viel Verantwortung. Und....kein Platz in der Garage. Es wurden also Entscheidungen getroffen. Ich kündigte meinen Job und wurde Hausmann. Das Motorrad blieb in der Garage und ich bei den Kindern. Nicht als Strafe, sondern aus freien Stücken. Zwanzig Jahre ist das jetzt her. Zwanzig Jahre Vollzeithausmann mit zwei Kindern, einem Hausbau und immer mit einem Motorrad. Damals stand noch eine XT 600 in der Garage. Die neue TDM 850 war gerade bestellt als das Leben eigentlich nach Schubkarre und Kinderwagen rief. Als ich die TDM dann endlich bekam war die Garage immer noch voll, das Wohnzimmer dagegen mangels Kohle für Möbel leer, also kam kurzerhand die TDM ins Wohnzimmer. Problem gelöst. Weihnachten noch ein paar Christbaumkugeln dran, Geschenke drunter, fertig.

Unvernunft kann so schön sein!

Ich war damals Mitte dreißig und hatte schon seit über zwanzig Jahren immer ununterbrochen ein motorisiertes Zweirad an meiner Seite. Der Einstieg in die motorisierte Welt begann Weihnachten 1975. Da stand mein erstes Mofa im

Wohnzimmer unter dem Weihnachtsbaum. Eine Peugeot 103. Mit umgebauter Riemenscheibe und ausgeräumtem Auspuff lief sie eine kurze Zeit später satte 45 km/h. Am Heiligen Abend selbst, es lag reichlich Schnee, musste damals allerdings eine fünf Minuten Standgas-Hörprobe im Wohnzimmer reichen. Danach schmeckte an den Feiertagen das Essen nur noch nach Peugeot 103. Weil man ja im Leben bestenfalls etwas dazulernt, blieb zwanzig Jahre später an Weihnachten die TDM im Wohnzimmer aus.

Aber, ...die glitzernden Christbaumkugeln vor dem herrlichen Blau des Tanks, dazu das eingeschaltete Standlicht, der klickende Takt der Blinker und ab und an ein leiser Ton des Signalhorns... ach, da waren sie wieder zurück, die leuchtenden Kinderaugen, bei Papa und dem eigenen Nachwuchs. Die Frau ertrug es mit Fassung. Jingle Bells und Merry Christmas für Verrückte nannten es die Schwiegereltern.

Doch egal wie es benannt wird, ob es das bisschen verrückt sein ist, oder ob es die oft negativ bewertete Unvernunft ist. Beides kann auch Heilkräfte freisetzen. Nicht nur, um an den Feiertagen froh gelaunt den Weihnachtsstress zu ertragen, nein, auch um den ganz realen Heilungsprozess im realen Leben zu beschleunigen, kann ein bisschen Unvernunft und ein bisschen verrückt sein helfen.

Lange vor dem Hausbau und den Kindern lag ich als junger Erwachsener mit einem Bandscheibenvorfall im Krankenhaus. Ich war Mitte zwanzig und hatte Lähmungs- und Ausfallerscheinungen im rechten Bein und zu einer Operation gab es keine Alternative.

Ich ließ mir damals, noch vor der Operation, Prospekte von der neuen Honda FT 500 ins Krankenhaus bringen. Ich hatte damals entschieden, sobald ich wieder laufen kann, gibt es vom Krankengeld ein neues Motorrad.

Ein halbes Jahr später stand eine neue FT 500 bei mir vor der Tür. Ein paar Freunde fanden sie noch hässlicher als jeden Krankenfahrstuhl, aber mir war die FT dennoch lieber. Ich bin überzeugt, dass mir damals der Wunsch nach einem neuen Motorrad wieder auf die Beine geholfen hat.

Honda FT 500, mit 27 PS. Die Gute hatte 1983 am Markt

leider nicht den Hauch einer Chance gegen die legendäre

Yamaha SR 500…

...aber ich war mal wieder schwer verliebt

„Die hässliche Krankenschwester“

Verrückt hin oder her. Den Alltag gab es ja neben Hausbau und Kindern auch noch und die Zeit zum Motorrad fahren wurde echt eng. Es musste mal wieder eine Entscheidung getroffen werden, denn wenn ich noch weniger fahre brauche ich neue Reifen... wegen der Standplatten.

Also gab ich mir selbst den Auftrag jedes Jahr mindestens eine Woche Motorrad-Urlaub zu machen. Alleine. Nur das Motorrad und ich. Hausmann ade. Keinen Brei kochen, keine Windeln wechseln, keine Krabbelgruppe und keine Tutti-Tutti-Gute-Nacht-Geschichte. Einfach nur das Nötigste in den Tankrucksack und weg.

Wenn ich jetzt unterwegs mit einem bekleckerten T-Shirt rumlaufe, dann war ich das wenigstens selbst und kann das T-Shirt mit männlichem Stolz und breiter Brust noch mindestens drei weitere Tage tragen. Meistens sind es ja eh nur tote Fliegen, Marmelade und Kettenfett, was sich da so ansammelt. Ich verstehe sowieso nicht wie das immer dorthin gelangt. Also, gut sichtbar, mitten auf die Brust. Wenn es dann doch mal zu schlimm ist, wird das T-Shirt eben ein paar Tage auf links getragen. Ich bin ja schließlich immer noch Mann! Oder?!

Na ja, zumindest diese eine Woche im Jahr. Der Alltag sieht sonst anders aus. So ein kompletter Rollentausch macht eben nicht nur aus einer „Karrierefrau“ eine „Rabenmutter“. Nein, so ein Rollentausch macht auch aus einem gestandenen Mann einen „Schnorrer“, der seine „Alte“ arbeiten schickt.

So jedenfalls die Meinung einiger „Blöd-Männer“, die zu Hause wahrscheinlich erst recht nichts zu sagen haben. Aber das ist Stoff für ein anderes Buch. Das Motorrad zu behalten und die jährliche Mopped-Woche waren, bei aller Unvernunft, das Vernünftigste, was ich je entschieden habe. Eine weitere Vernunftsentscheidung war es, meine Motorräder bisher mit Ganzjahres- Zulassung zu betreiben.

Ein Ganzjahreskennzeichen ist weit mehr als nur reine Vernunft, nicht weil ein Saisonkennzeichen etwas für Weicheier und Erbsenzähler ist, nein, weil das Motorrad für mich mehr ist als ein Freizeitgerät, eher ein guter Freund, der zu jeder Zeit bereit ist mich sonst wohin zu tragen.

Bestätigt wurde meine These im November 2007. Ich hatte ein Fortbildungsseminar im Odenwald gebucht. Zwei Tage vor Seminarbeginn streckte unser Bürgerkäfig und Kindertransporter die Flügel. Wie gut, dass die treue TDM noch auf die Straße durfte. Also kurzerhand das Seminargepäck motorradtauglich zusammengestrichen und ab.

Mitte November bei Schneegestöber und Dauerregen mit dem Motorrad unterwegs in den Odenwald. Angezogen wie ein Lagerarbeiter von „bofrost“ und dennoch durchgefroren wie ein in der Arktis verschollen gegangener Forscher, traf ich bei dem Therapeuten-Selbsterfahrungs-Seminar ein. Großartig vorstellen brauchte ich mich danach damals nicht mehr. Ich war der harte Hund mit der Vollmeise. „Die Menschen glauben eben, was sie glauben wollen“. So lautete meine erste Erkenntnis der Fortbildung bevor sie überhaupt los ging.

So kam in den Jahren eins zum anderen. Aus der Yamaha TDM wurde nach zehn Jahren eine Yamaha MT 01 und aus dem „alleine Reisen“ wurde eine jährliche „Männer-Woche“ mit meinem Kumpel Tom. ...und das eigentlich nur durch Zufall.