Geschichtenbuch der Ewigkeit - Christiane Schweitzer - E-Book

Geschichtenbuch der Ewigkeit E-Book

Christiane Schweitzer

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Beschreibung

Ein Königssohn aus einer anderen Welt. Ein Prophet in den Weiten des Alls. Zwei Liebende, die sich Briefe schreiben. Eine Radiodiskussion. Und noch mehr Geschichten. Wie das alles zusammenpasst? Es verbindet sie ein altes Buch, ein Buch der Wahrheit, ein Buch der Liebe. Aus alten Geschichten wurden neue Stories, in denen der zeitlose Kern weiterlebt. Geschichten zum Schmunzeln, Träumen, Finden und Hoffen.

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Seitenzahl: 117

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Für

mit

zu

dem Königssohn

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Der böse Verwalter und der Königssohn

Der Prophet Jonas

Liebesbriefe von Taube und Herzenshirte

Allein

Böses Spiel mit Hobi

Wasser zu Wein – eine Radiodiskussion

Das Buch aus der Ewigkeit

Prolog

Meine Lieben, als ich alles erschuf und der Weltenlauf voranging ließ ich auch ein Buch nebenher schreiben. Es vergingen mehrere tausend Jahre bis das Buch vollkommen war.

Alles passt darin zusammen, es gibt spannende Geschichten, Weisheiten, Gedichte. Es ist perfekt, auf allen Ebenen.

Aber viele von euch sagen, die Geschichten seien langweilig, die Weisheiten überholt, wer will so einen alten Schmöker noch lesen.

Das finde ich schade, denn das Buch ist ein Weg zu mir, der einzige, und die Alternative ist, nun sagen wir: »unangenehm«. So ist es, aber es steht euch frei darüber zu denken was ihr wollt.

Ich erzähle es hier mal anders: mit Märchen und Science-Fiction, mit Liebesbriefen und mehr, erschaffen aus Geschichten meines Buches.

Mögen eure sensiblen Buch-Geschmacksnerven entzückt sein.

Ich liebe euch – wer mich sucht, wird mich immer finden.

Der böse Verwalter und der Königssohn

Es war einmal ein hartes, staubiges Land in einer harten, kaltherzigen Zeit. Das war damals, kurz nachdem man die Einhörner vergessen hatte, der Phönix verbrannte, aber nicht mehr auferstand und der letzte Drache sich in einem kleinen See in Schottland versteckte für viele, viele Jahre.

Seit dem letzten schrecklichen Krieg war ich auf Wanderschaft, nun schon seit 7 Jahren. Ich liebte es unterwegs zu sein und verkaufte bunte, selbstgenähte Röcke und Blusen für Träumer und Tänzer und dicke, warme Strickpullover denen, die es zu kalt hatten. Eine Kombination von Rock und Pulli hatte ich auch selbst an.

Grade hatte ich die kleine Stadt Traumlos am Fluss der vergessenen Wünsche verlassen. Ein paar Kleidungsstücke hatte ich dort verkauft und mir vom Gewinn eine kleine Mahlzeit im Gasthaus gegönnt und meinen Reiseproviant wieder aufgefüllt.

Mit einem kleinen Lied auf den Lippen zog ich also kurz nach Mittag weiter Richtung nächster Stadt, in der ich seltsamerweise noch nie gewesen war. Der Weg dorthin würde vollkommen neu für mich sein und ich freute mich darauf, Unbekanntes zu entdecken. Übernachten wollte ich irgendwo dazwischen, im Freien, aber verborgen. Ich war immer schön vorsichtig, als Frau musste man das.

Nach einer dreistündigen, gemütlichen Wanderung kam ich in einen kleinen, scheinbar verwunschenen Wald. Das Licht der Sonne tanzte zwischen den grünen Blättern der Laubbäume, Vögel zwitscherten. Etwas entfernt vom Weg hörte ich Wasser plätschern, offenbar ein Bach. Dort wollte ich hin und mein Nachtlager aufschlagen. Ich verließ also den Hauptweg und folgte dem Plätschern bis ich den Bach fand. Ich schaute mich um, um einen guten Lagerplatz zu finden, da sah ich unter einem alten Baum einen Mann sitzen, so um die 30 Jahre alt vielleicht. Sehr gut aussehend, trotz des einfachen, braunen Umhangs, der ihn kleidete. Kurz erschrak ich und griff automatisch an den Gürtel über meinem Rock, wo ich ein kleines Messer unsichtbar eingesteckt hatte. Für alle Fälle. Er lächelte mich freundlich an und sagte: »Sei gegrüßt Frau. Wohin des Weges? Komm, setz dich zu mir, hier ist es schattig und kühl. Und nimm die Hand von dem Messer, ich füge dir keinen Schaden zu!« Er streckte mir offen seine linke Hand hin, eine einladende Geste.

Ertappt nahm ich die Hand runter und schaute ihn an. Hatte er geraten? Hatte er mich in der Stadt gesehen, als ich es kaufte und war vor mir losgegangen? Woher wusste er von dem Messer? So stand ich also etwas unschlüssig was ich tun sollte eine halbe Minute nur da und sah ihn an. »Hat es dir die Sprache verschlagen? Geht es dir nicht gut?« Er sah mich besorgt an. Ich raffte mich zusammen und antwortete endlich. »Einen schönen Tag gewünscht, der Herr. Nein es geht mir gut. Ich war nur überrascht, wie du von meinem Messer wissen konntest. Hast du mich in der Stadt Traumlos gesehen?« Langsam ging ich auf ihn zu, fasste Vertrauen wegen seiner Art und dem was er ausstrahlte und setzte mich neben ihn. Er lächelte warm und sanft. Das freundlichste Lächeln, das ich je gesehen hatte, schoss es mir durch den Kopf und wendete kurz meinen Blick von ihm ab, nun selbst lächelnd.

Doch ich bekam keine Antwort auf meine Frage, nur einen tiefen Blick, als schaute er mir direkt ins Herz, als ich ihn wieder ansah.

Nervös strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute ihn unsicher an.

Er schaute zum Himmel und begann mit der Hand, die Wolken nachzuzeichnen. Veränderten sie etwa ihre Form? Nein, das bildete ich mir wohl nur ein. Unvermittelt begann er zu sprechen: »Wolken und Wünsche wandern zwischen den Welten von Wahrheit und Wirklichkeit. Ich wünschte, die Wirklichkeit meines Vaters wäre wahr in dieser Welt, sein Königreich vollkommen errichtet hier und für alle sichtbar.«

»Das Königreich deines Vaters? Du bist ein Königssohn?«, fragte ich ein wenig zweifelnd. Seine Erscheinung war wahrlich nicht königlich, eher einfach, wie ein Knecht oder ein Hirte womöglich.

Er lachte leise in sich hinein und schaute weiter zum Himmel, der sich schon zu verdunkeln schien.

»Lass mich dir eine Geschichte erzählen, dann urteile selbst.«, begann er leise und kräftig zugleich, wie immer er das auch anstellte, es hörte sich vertraut und machtvoll in einem an.

»Ein König, von vielen geliebt und nur der gute König genannt, mächtig und wunderbar war er, hatte um sein Königsschloss herum viele Ländereien und zur Verwaltung dieser vier seiner besten Freunde eingesetzt. Sie bewohnten mit ihren Leuten die ihrem Haus angehörten auf ihrem jeweiligen Stück Land eine große Burg. Jeder dieser Verwalter hatte eine bestimmte Gabe, eine Art Berufung. Der erste und stärkste unter ihnen hatte den Verstand und die Macht eines Generals. Er war dem König bis in die tiefste Tiefe seiner Seele treu ergeben und liebte Recht und Ordnung. Der zweite war vertrauenswürdig, der König konnte ihm alles anvertrauen, ihn mit Aufgaben betrauen, und sandte ihn manchmal mit Botschaften in fremde Länder. Er erfüllte sie absolut verlässlich. Zudem war er weise und kannte sich auch mit Träumen und ihren Bedeutungen aus. Der dritte Verwalter hatte die Macht zu heilen und wiederherzustellen. Er liebte alles Grüne, das Lebendige. Der Vierte liebte die schönen Dinge, Kunst, Musik, Theater. Er erfand Geschichten und war kreativ.

Viele Jahre waren alle glücklich mit dem was sie waren und wo sie waren und alles war eins und im Königreich herrschte Ordnung und Harmonie. Alles war Licht und Liebe. Es gab keine Dunkelheit, nicht mal einen Schatten.

Eines Tages erfand der vierte Verwalter ein spezielles Glas, mit dem er sich selbst sehen konnte. Er nannte es Spiegel. Er begriff, dass er wunderschön war, er konnte seinen Blick gar nicht mehr von sich selbst abwenden. Schöner als alle anderen fand er sich, sogar schöner als der König selbst. Und wenn er schon schöner war, dann war er bestimmt auch mächtiger. Eigentlich sollte das alles, das gesamte Königreich, nicht nur sein Verwaltungsteil, doch ihm gehören, nicht dem König.

So kamen Eitelkeit, Arroganz und Habsucht in sein Herz und somit auch in das bis dahin unschuldige Königreich. Am vormals immer klaren, blauen Himmel des Königreiches fanden sich nun zarte Wolkengebilde. Zumindest in den wilderen Außenbereichen, weiter weg vom Königsschloss.

Er zeigte den anderen drei Verwaltern seinen Spiegel, denn er wollte sie auf seine Seite bringen. Sie waren kurz erstaunt, wandten sich aber bald ab vom Spiegel und sahen sich nicht weiter selbst an, sondern sprachen wieder mit den anderen. Sie liebten die Gemeinschaft miteinander und dass jeder den anderen sah genügte ihnen.

Als die drei anderen Verwalter erkannten, was der Spiegel aus ihrem Bruder, denn das war er für sie, gemacht hatte, wollten sie ihm den Spiegel wegnehmen, damit er wieder ihr alter Freund der schönen Dinge werden würde. Aber dieser schnappte sich den Spiegel und floh aus seinem Verwaltungsgebiet in die Außenbereiche des Königreiches. Im Geheimen sammelte er dort Anhänger, die wie er dem Spiegel verfallen waren und ihn bei seiner Revolte unterstützen wollten um in seinem Reich eine mächtige Position zu bekommen. So versprach er es ihnen, düster lächelnd, doch es war eine Lüge. Er würde seine Macht nie teilen.

Im Königreich war es immer Tag, immer schien Licht, ein Überraschungsangriff bei Nacht war also nicht möglich. Als der vierte Verwalter mit seinen Anhängern vor dem Schloss des Königs ankam, waren die anderen drei Verwalter schon zur Stelle um ihren geliebten Herrn, den guten König, auf Leben und Tod zu verteidigen. Sie bildeten mit den Leuten ihrer Häuser einen Schutzwall. Ganz vorne am Eingang zum Schlosspark hin, stand der General und versperrte dem Vierten mit gezücktem, feurigem Schwert den Weg. »Freund, Bruder!«, rief er, »komm zur Besinnung, gib deinen Plan auf und gelobe dem guten König wieder die Treue. Noch kannst du es, noch waren es nur Gedanken und nicht vollendete Taten. Der König vergibt dir und deinen Leuten wenn du ihn wahrhaft bittest. Tust du es nicht ist unsere brüderliche Freundschaft zerbrochen und du wirst aus dem Königreich verbannt werden und musst es zu einer festgelegten Zeit für immer verlassen. Dann erwartet dich ewige Strafe, dich und deine Anhänger, die dir folgen, sei es hier oder in anderen Ländern, wo immer sie sind!«.

Der vierte Verwalter lachte nur spöttisch und zog ebenfalls ein Schwert. Es war schwarz und hatte einen großen, roten Stein unten am Griff. Nach hartem Kampf musste er sich dem General ergeben, konnte durch eine List aber vom Hauptland des Königs in die Außenbezirke fliehen mit seinen Anhängern.

Er hatte einen anderen, ebenso bösen Plan. Er musste nur warten.

Der König hatte einen Sohn, den er über alles liebte, ein Teil seines eigenen Herzens war er. Dieser sollte bald in ferne Länder aufbrechen, im Süden des Königtums gelegen, um neue Bewohner für das Königreich zu gewinnen, denn der König liebte Gesellschaft. Treue Leute sollten es sein, dem guten König und seinem gerechten Recht ergeben. Durch den Sohn sollten sie die Wahrheit, das Licht und das Leben erkennen und in sein Reich aufgenommen werden wollen. Dort sollten sie jeder eine Wohnung bekommen und allen Annehmlichkeiten des Königreiches anteilig werden. Das waren wirklich viele, wunderbare Dinge, auf die man sich nur freuen konnte. Würde ich sie hier benennen, so würden sie wie fremde Farben erscheinen, die man in diesem Land nicht sehen kann.

Dass die Menschen der fernen Länder dieses Angebot annahmen wollte der vierte Verwalter verhindern. Er ging selbst in die fernen Länder um die Menschen abzuhalten, dem Sohn zuzuhören oder ihm zu folgen. Dazu verdrehte er die Dinge, die ihm anvertraut waren, machte aus schöner Kunst Bilder von Angst und Gewalt, die die Herzen der Menschen mutlos machten. Aus harmonischer Musik wurde ohrenbetäubender Lärm, der das Blut in Wallung, zur Gewalt hin brachte und aus seinen Geschichten, die immer eine gute Botschaft gehabt hatten wurden jetzt Lügen und es gab Täuschungen statt Theater. Alles war von gut zu böse geworden. Er fühlte sich aber immer noch im Recht, wollte König sein anstelle des Königs und es wurde immer schlimmer und schlimmer mit ihm. Auch seine Anhänger kamen in die fernen Länder und flüsterten den Menschen böse Dinge ins Herz oder machten sie krank.

Der Sohn kam nun also in die fernen Länder, lebte ganz normal als einer der ihren, zog ihre Gewänder an und ließ seinen Siegelring und alles, was ihn zum Königssohn machte zurück bei seinem Vater, damit er ein wirklicher Bewohner der fernen Länder selbst wurde. Er wuchs dort auf, lernte und arbeitete, reiste, aß und trank, schlief und träumte. Und manchmal, wenn er alleine war, schaute er zum Himmel und sprach zu seinem Vater, dem König, der ihn immer hörte.

Er erzählte den Bewohnern in Geschichten von Liebe und Weisheit, vertrieb die Flüsterer von den Herzen der Menschen und heilte Kranke. Das Angebot seines Vaters machte er bekannt: Wer immer auch dem Sohn glaubte und aus wahrem, liebenden Herzen in das Reich des Vaters kommen wollte, dem sollte es erlaubt sein, wenn er von da an auf die Anweisungen des Sohnes hörte, den König und die anderen, die dem Sohn folgten, liebte und sich von den verräterischen Lügen des vierten Verwalters fernhielt.

Der Sohn fand Freunde, die ihn begleiteten. Sie behielten alles, was sie mit dem Sohn erlebten und seine Geschichten im Herzen und manche schrieben sie auch auf, damit man ihn nie vergessen würde. Die späteren Menschen glaubten dem Buch, in dem diese Geschichten standen. Es war ihr Wegweiser und sie konnten das Angebot des Sohnes wahrhaftig annehmen mit seiner Hilfe.

Das Angebot des Königs sollte für alle Zeiten ausgerufen sein und jedem gelten, der es annehmen wollte und dem Sohn glaubte. Liebe war der Schlüssel bei alledem, Liebe in reinster, unschuldigster Form.

Der Sohn wusste aber, dass der vierte Verwalter die Herzen von mächtigen Menschen leicht verführen konnte und sie gegen ihn, den Sohn, aufbringen würde. Sie würden ihn bis zum Tod hin verfolgen. Er war bereit sein Leben zu geben, als Preis für viele andere Leben, um das liebevolle Angebot des Vaters wirken zu lassen.

Doch er wusste auch, er würde nicht im Tod bleiben, sondern als wahrer Königssohn aus dem Tode wieder ins Leben kommen und seinen Platz am Hof seines Vaters erneut einnehmen.«

Ich war so gefangen von der Geschichte, hing an seine Lippen, doch plötzlich war er stumm und sah wieder zum Himmel auf.

»Und dann?« , fragte ich neugierig. »Was ist aus dem Sohn geworden? Hat der König seinen Sohn denn nicht gerettet irgendwie, mit seinen Verwaltern und deren Leuten vielleicht? Was ist passiert mit ihm?« Die letzte Frage stellte ich besorgt, denn ich hatte den Sohn aus der Geschichte liebgewonnen.

Er sah mich wieder an, aber diesmal mit einem sehr liebevollen Blick.

»Ich bin der Sohn!«

Ich starrte ihn an. Dann fragte er mich. »Willst du denn in das Land des Königs kommen, in dem Liebe, Gerechtigkeit, Freiheit und Schönheit herrscht? Kommst du mit mir mit? Siehe, ich bin wahrhaftig der Sohn.«