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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Der Tag wollte einfach nicht zu Ende gehen. Dabei sehnte sich Gesine Felgner nach einem warmen Bad, um sich hinterher, in den flauschigen Bademantel gekuschelt, aufs Sofa zu legen und einen romantischen Film im Fernsehen anzuschauen. Doch es war noch nicht einmal halb fünf, und vor achtzehn Uhr würde das Café, in dem die junge Studentin jobbte, nicht schließen. Schon gar nicht bei dem guten Wetter! Insgesamt vier Bedienungen kümmerten sich um die vielen Gäste, die innen und auf der Terrasse saßen und Eisbecher löffelten und Unmengen von Sahnestücken und Apfelkuchen verdrückten. Und es hätten noch mehr Angestellte sein können, denn im »Café Landau« herrschte an jedem Samstag und Sonntag Hochbetrieb. Es war aber auch sehr schön gelegen, am Ufer der Donau, inmitten des historischen Fischerviertels in Ulm. Hinzu kam, dass Bäckermeister Landau ein Könner seines Faches war. Er stellte nicht nur die leckersten Kuchen und Torten her, seine hausgemachte Eiscreme konnte es locker mit den Spezialitäten der italienischen Konkurrenz aufnehmen. »Was machst' denn morgen?«, erkundigte sich Kathrin Landau bei Gesine. »Hättest' Zeit, wieder auszuhelfen?« Die Tochter des Caféinhabers war im selben Alter wie Gesine. Sie hatte eine Lehre hier im Betrieb gemacht und bereitete sich darauf vor, die Meisterprüfung als Konditorin anzugehen. In gut zwei Jahren wollte sie sie ablegen. Gesine nickte. Morgen war Sonntag, da war zwar der Besuch mit ihrer Mutter bei Tante Lore vorgesehen, aber wenn sie konnte, dann würde sie lieber hier arbeiten und ein wenig Geld verdienen. Das Studium war teuer genug! Freilich steuerte ihre Mutter auch was dazu, aber Gesine wollte ihr nicht so sehr auf der Tasche liegen.
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Seitenzahl: 118
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Der Tag wollte einfach nicht zu Ende gehen. Dabei sehnte sich Gesine Felgner nach einem warmen Bad, um sich hinterher, in den flauschigen Bademantel gekuschelt, aufs Sofa zu legen und einen romantischen Film im Fernsehen anzuschauen.
Doch es war noch nicht einmal halb fünf, und vor achtzehn Uhr würde das Café, in dem die junge Studentin jobbte, nicht schließen.
Schon gar nicht bei dem guten Wetter!
Insgesamt vier Bedienungen kümmerten sich um die vielen Gäste, die innen und auf der Terrasse saßen und Eisbecher löffelten und Unmengen von Sahnestücken und Apfelkuchen verdrückten.
Und es hätten noch mehr Angestellte sein können, denn im »Café Landau« herrschte an jedem Samstag und Sonntag Hochbetrieb. Es war aber auch sehr schön gelegen, am Ufer der Donau, inmitten des historischen Fischerviertels in Ulm. Hinzu kam, dass Bäckermeister Landau ein Könner seines Faches war. Er stellte nicht nur die leckersten Kuchen und Torten her, seine hausgemachte Eiscreme konnte es locker mit den Spezialitäten der italienischen Konkurrenz aufnehmen.
»Was machst’ denn morgen?«, erkundigte sich Kathrin Landau bei Gesine. »Hättest’ Zeit, wieder auszuhelfen?«
Die Tochter des Caféinhabers war im selben Alter wie Gesine.
Sie hatte eine Lehre hier im Betrieb gemacht und bereitete sich darauf vor, die Meisterprüfung als Konditorin anzugehen. In gut zwei Jahren wollte sie sie ablegen.
Gesine nickte. Morgen war Sonntag, da war zwar der Besuch mit ihrer Mutter bei Tante Lore vorgesehen, aber wenn sie konnte, dann würde sie lieber hier arbeiten und ein wenig Geld verdienen.
Das Studium war teuer genug!
Freilich steuerte ihre Mutter auch was dazu, aber Gesine wollte ihr nicht so sehr auf der Tasche liegen. Marianne Felgner hatte es ohnehin schon schwer genug gehabt, nach dem frühen Tod des Mannes, sich und die Tochter durchzubringen.
Nein, Tante Lore – nicht wirklich ihre Tante, sondern Taufpatin und eine alte Freundin der Mutter – würde dafür Verständnis haben, wenn ihr Patenkind lieber daheim blieb und nicht nach Senden fuhr.
»Ja, ich komm’ gern’«, antwortete sie deshalb der Tochter ihrer Chefin und gab einer älteren Dame, die ungeduldig winkte und zeigte, dass sie die Rechnung haben wollte, ein Zeichen.
»Prima«, freute sich die junge Konditorin. »Kriegst’ auch ein Stück von meiner neuen Kreation zu kosten. Nougatmousse und Champagnercreme auf einem zarten Schokoladenbiskuit.«
»Himmel, hör’ bloß auf!«, lachte Gesine. »Da wird man ja schon vom Zuhören dick.«
Endlich waren dann auch die letzten Gäste gegangen. Gesine und ihre Kolleginnen räumten auf und rechneten ab. Die Studentin freute sich über einen ansehnlichen Betrag, den sie als Trinkgeld einstreichen konnte. Wenn der Tag morgen genauso gut wurde, und alles sprach dafür, dann hatte sich die Mühe doch noch gelohnt.
Gesine fuhr mit dem Fahrrad nach Hause. Sie war eine leidenschaftliche Radfahrerin, obgleich sie, seit sie achtzehn geworden war, einen Führerschein besaß. Das Auto indes blieb meistens stehen. Nur wenn sie nach Senden fuhr nahm sie es, weil ihre Mutter dann dankbar war, mit der Tochter einen Ausflug ins Grüne machen zu können.
Die Studentin bewohnte ein möbliertes Zimmer in der Ulmer Altstadt, ganz in der Nähe des Münsters. Ihre Vermieterin war die Witwe eines ehemaligen Opernsängers, eine stets elegant gekleidete Frau, die irgendwie immer noch dem Glanz längst vergangener Zeiten anhing. Sie vermietete an noch zwei andere Studentinnen Zimmer, die repräsentative Wohnung wäre für sie alleine viel zu groß gewesen.
Gesines Zimmer war geräumig. Es hatte eine hohe, mit Stuck verzierte Decke, und einen Holzfußboden, der beim Gehen hin und wieder knarrte. Anfangs hatte Gesine sich daran gestört, doch jetzt hörte sie es schon gar nicht mehr. Das Zimmer war zweigeteilt. Am Fenster war der Wohn- und Arbeitsbereich, hinten, an der Tür, hatte das Bett seinen Platz. Ein Kleiderschrank, dessen Rückseite mit einem Spiegel versehen war, trennte die beiden Bereiche optisch ab.
Daheim angekommen, setzte Gesine ihr Vorhaben in die Tat um und nahm ein Bad. Später saß sie am Fenster und rief ihre Mutter an.
»Ich hab’s fast befürchtet, dass du net kommst«, seufzte ihre Mutter. »Aber ich versteh’ natürlich auch, dass du Geld verdienen musst.«
Sie plauderten noch eine Weile. Dann schaltete Gesine den Fernseher ein und machte es sich auf dem Sofa bequem.
Als sie wieder aufwachte, war der Film, den sie hatte sehen wollen, seit zwei Stunden zu Ende …
*
»Also, dann bis morgen. Ich bin gegen zwölf in Ulm und warte im ›Jägerstübel‹ auf dich«, hatte Tante Lore gestern am Telefon gesagt.
Wieder war eine Woche vergangen, angefüllt mit Vorlesungen, zwei Klausuren und drei Nachmittagen, die Gesine im Café gearbeitet hatte. Nun ging die Studentin durch die Ulmer Innenstadt zu dem Restaurant, in dem Tante Lore wartete.
»Da bist du ja!«
Lore Gärtner hatte sich einen Tisch am Fenster ausgesucht. Durch die Scheibe hatte man einen freien Blick auf die Fußgängerzone. Auf der anderen Seite stand das Münster, ringsherum gingen Touristen, Reisegruppen zumeist, die Europas höchste Kirche besichtigen wollten, oder den Fremdenführern folgten, die ihnen die anderen Sehenswürdigkeiten zeigten.
Gesines Tante war eine flotte Mittvierzigerin, schlank und jugendlich gekleidet. Lore hatte nie geheiratet, aber so manches Männerherz gebrochen, wie sie immer schmunzelnd erzählte. Gesine war so etwas wie die eigene Tochter für sie, die sie nie gehabt hatte. Sie verwöhnte ihr Patenkind nach Strich und Faden.
»Was ist das?«, fragte die Studentin, als Lore ihr nach dem Essen einen Umschlag über den Tisch schob.
Die Patentante nickte aufmunternd.
»Mach’ schon auf!«
Gesine öffnete den Umschlag und nahm den Inhalt heraus.
Gutschein stand auf der oberen Hälfte eines Papierbogens, für eine Woche Urlaub in der Pension Stubler, in St. Johann, Oberbayern.
»Das …, das kann ich nicht annehmen!« Gesine schüttelte den Kopf, nachdem ihr klar geworden war, dass Lore ihr einen Urlaub schenken wollte.
»Aber sicher kannst du!«, widersprach die Patentante energisch. Sie fuhr sich dabei durch die blonden, kurz geschnittenen Haare, die ihre jugendliche Art unterstrichen. »Schau’ dich doch mal an, Kind.
Du arbeitest in der Uni und im Café, wo bleibt denn da der Spaß? In vierzehn Tagen sind Semesterferien, und wie ich dich kenne, wolltest du die mit Arbeit verbringen. So geht das nicht! Du musst auch einmal an dich denken. Deine Mutter hat mir übrigens von Björn erzählt …«
Gesine verzog den Mund.
Björn Gierke, ja, das war ein Kapitel für sich!
Fast ein Jahr waren sie zusammen, bis sie dahinterkam, dass er sie mit einer anderen betrog.
»Du hast ja nie Zeit!«, verteidigte er sich, als sie ihn zur Rede stellte. »Da hat sich das eben so ergeben.«
Irgendwie hatte er ja Recht. Immer, wenn Björn etwas mit ihr unternehmen wollte, musste Gesine entweder für die Uni büffeln oder sie jobbte im Café. Das konnte auf die Dauer keine Beziehung aushalten.
»Du hättest ja wenigstens mit mir darüber sprechen können«, entgegnete sie – und machte Schluss mit ihm.
»Also«, fuhr Lore Gärtner fort, »die Pension ist fest gebucht, das lässt sich ohne Kosten nicht so einfach wieder rückgängig machen. Außerdem hast du ja in einem Monat Geburtstag, nimm’s also als verfrühtes Geschenk.«
Gesine schüttelte immer noch ungläubig den Kopf.
»Das da«, setzte ihre Patentante hinzu und deutete auf die Prospekte, die sich ebenfalls im Umschlag befunden hatten, »sind ein paar Informationen über St. Johann. Lies sie gut durch, damit du weißt, wohin du fährst. Ich war übrigens schon zweimal dort. Wenn du da bist, dann grüße mir auf jeden Fall die Wirtin. Ria Stubler ist eine Seele von Mensch, und ihr Frühstück ist das Beste, was mir jemals in einem Hotel oder einer Pension vorgesetzt worden ist. Ach ja, und schau’ dir unbedingt die Kirche an. Aber das steht ja alles da drinnen.«
Sie hatte so viel gesprochen, dass ihr Mund ganz trocken geworden war. Hastig trank sie einen Schluck und hob die Hand.
»Bevor ich’s vergess, du musst natürlich auch den Bergpfarrer von mir grüßen!«, schickte sie noch hinterher.
Gesine runzelte die Stirn.
»Den Bergpfarrer«, wiederholte sie. »Wer ist das denn?«
Lore Gärtner lächelte, und ihre Augen bekamen einen besonderen Glanz.
»Trenker heißt er, wie der berühmte Bergsteiger, Schauspieler und Regisseur. Und genauso sieht er auch aus! Wie ein Schauspieler, meine ich … Also, Sebastian Trenker ist Pfarrer in St. Johann, und die Leute nennen ihn den Bergpfarrer, weil sich niemand sonst so gut in den Bergen auskennt wie er. Seit seiner Jugend unternimmt er Touren und früher hat er sich als Bergführer das Studium finanziert.«
»Muss ja ein interessanter Mann sein«, bemerkte die Studentin.
Ihre Patentante nickte nachdrücklich.
»Das ist er, in der Tat«, rief sie aufgekratzt, und ihre Augen schienen vor Begeisterung förmlich zu sprühen. »Jammerschade, dass er Pfarrer ist …«
»Also, Lore!«
Gesine schmunzelte. Sie hatte noch nie gehört, dass Lore Gärtner so von einem Mann geschwärmt hatte. Und der, von dem sie es nun tat, war doch mit der Kirche verheiratet …
Die ältere Frau schmunzelte.
»Ja, der hat schon was«, bekräftigte sie. »Also, grüße ihn bitte, wenn du ihn triffst. Frag’ ihn ruhig, ob er dich auf eine Bergtour mitnimmt. Das macht er gern’, wenn es von der Zeit her passt.«
Gesine zuckte die Schultern.
»Eine Bergtour? Da muss man doch entsprechend ausgerüstet sein«, meinte sie.
»Auch dafür sorgt Pfarrer Trenker. Bei ihm lagert soviel Ausrüstung, die reicht für zehn Leute und mehr. Aber bevor ich es noch vergesse …«
Lore griff in ihre Handtasche und zog einen weiteren, kleineren Briefumschlag hervor.
»… das gehört noch dazu. Ein bisschen Urlaubsgeld. Nein, keine Widerrede!«
Gesine gab sich geschlagen. Sie kannte die Freundin ihrer Mutter gut genug, um zu wissen, dass Lore darauf bestehen blieb, dass sie ihrem Patenkind dieses großzügige Geschenk machte.
»Tausend Dank«, sagte sie, mit feuchten Augen. »Das wird bestimmt ein schöner Urlaub.«
»Darauf wollen wir anstoßen«, nickte Lore Gärtner und bestellte zwei Gläser Prosecco.
*
»Servus und grüß Gott«, lächelte Ria Stubler, als sie die Haustür geöffnet hatte. »Sie sind bestimmt die Frau Felgner aus Ulm, net wahr?«
Die Studentin nickte.
»Ja«, antwortete sie, »aber sagen Sie doch bitte einfach Gesine zu mir. Frau Felgner – so heißt meine Mama.«
Die beiden Frauen lachten, und die Wirtin bat Gesine herein.
»Ich bin die Ria, und die Lore hat mir schon gesagt, dass Sie so ein nettes unkompliziertes Madel sind«, bemerkte Ria, während sie die Treppe hinaufgingen.
»Von der soll ich Sie herzlich grüßen!«
»Dank’ schön. Wir haben ja zusammen telefoniert, als die Lore das Zimmer für Sie gebucht hat.«
Die Wirtin schloss auf. Gesine betrat das Zimmer und sah sich um.
»Ich hoff’, es gefällt Ihnen?«
»Aber ja«, nickte die Studentin. »Es ist herrlich! Ganz bestimmt werde ich mich hier wohlfühlen.«
»Schön, dann packen S’ erst mal in aller Ruhe aus und nachher kommen S’ auf einen Kaffee nach unten.«
Gesine stellte ihre Reisetasche auf die Kofferbank, neben dem Schrank, und packte aus.
Die zwei Wochen bis zum Urlaub waren viel schneller herumgegangen, als sie gedacht hatte. Am Wochenende hatte sie im Café abgesagt und war zu ihrer Mutter nach Senden gefahren, einem kleinen Städtchen in der Nähe von Neu-Ulm. Dort war sie am Morgen aufgebrochen und hatte knapp vier Stunden gebraucht, um nach St. Johann zu kommen. Gesine war gemächlich gefahren, meist auf der Bundesstraße und weniger auf der Autobahn, und hatte sich Zeit dabei gelassen. An ein paar Stellen, die ihr gefielen, hatte sie angehalten und Rast gemacht. Natürlich hatte die Mutter ihr so viel zu essen eingepackt, dass es immer noch nicht alles aufgegessen war. Aber
so sparte die Studentin immerhin das Geld für das heutige Abendessen.
Nachdem die Tasche ausgepackt war, öffnete sie die Balkontür und trat nach draußen. An die Brüstung gelehnt, schaute Gesine zu den Bergen hinüber, die zum Greifen nahe schienen. »Himmelspitz« und »Wintermaid« hießen die beiden schneebedeckten Gipfel, hatte Tante Lore ihr erzählt, als sie am Samstagabend telefonierten. Gesine hatte die Namen allerdings auch schon in den Prospekten entdeckt, die in dem Umschlag gewesen waren.
Sie atmete die frische, würzige Luft ein und dankte stumm ihrer Patentante, für dieses schöne und großzügige Geschenk.
Ria Stubler wartete auf der Terrasse mit Kaffee und Kuchen. Während sie am Tisch saßen, erklärte die Wirtin, zu welchen Zeiten das Frühstück serviert wurde, und dass der Zimmerschlüssel auch zur Haustür passe.
»Wenn S’ irgendwas wissen wollen, was man unternehmen kann, welche Ausflüge sich lohnen, dann fragen S’ ruhig«, sagte die ältere Frau.
»Vielen Dank«, lächelte Gesine. »Heute will ich mich erst mal hier im Ort umsehen und mit allem vertraut machen. Aber Sie können mich ruhig duzen.«
»Dann sagst’ aber auch du zu mir«, nickte die Wirtin. »Vor allem wirst’ in der Nacht ganz besonders gut schlafen, nach der langen Autofahrt. Außerdem trägt unsre Bergluft auch zu einem guten und gesunden Schlaf bei.«
Gesine trank ihren Kaffee aus und half beim Abräumen.
»Bis später«, verabschiedete sie sich und drückte die Klinke der Haustür herunter, die im selben Moment von außen aufgedrückt wurde.
»Hoppla!«
Ein junger Bursche wäre beinahe mit ihr zusammengestoßen. Er lächelte entschuldigend.
»Tut mir leid«, meinte er. »Ich bin sonst gar nicht so stürmisch.«
Sie schauten sich an und lachten, und Gesines Herz schlug ungewöhnlich schnell …
»Ist ja nichts passiert«, erwiderte sie.
»Da bin ich aber froh. Ich würde mir ja sonst ewig Vorwürfe machen!«
Gesine lachte wieder. »Ich glaube, jetzt übertreibst du aber.«
Sie duzte ihn einfach. Schließlich war er kaum älter als sie selbst.
Der junge Mann deutete eine Verbeugung an.
»Ich heiße übrigens Lars«, stellte er sich vor. »Lars Winkler.«
Sie musterte ihn rasch. Er war einen guten Kopf größer als sie, schlank und hatte ein offenes, freundliches Gesicht. Die kurzen blonden Haare passten zu den strahlend blauen Augen. Seine Stimme war angenehm.
»Gesine Felgner. Wohnst du auch hier?«
Er nickte.
»Heute Morgen angekommen. Und du?«
»Grad erst. Vor einer halben Stunde.«
»Und jetzt willst du erst mal das Dorf erkunden, was? Habe ich auch grad gemacht …«
Ria Stubler kam in den Flur und sah die beiden in der offenen Tür stehen.
»Na, habt ihr euch schon bekannt gemacht?«
Gesine und Lars nickten.
»Tja, ich geh’ dann mal«, meinte die Studentin und winkte den beiden zu.
Komisch, dass einem das Herz so klopfen kann … Das hatte sie bisher bei keinem Mann erlebt.
*