Golden Horses (Band 1) - Ein Seelenpferd für immer - Lauren Brooke - E-Book

Golden Horses (Band 1) - Ein Seelenpferd für immer E-Book

Lauren Brooke

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Beschreibung

Vertrau auf dein Herz! An der Küste Kaliforniens liegt die Golden Horse Ranch, wo Träume wahr werden und verletzte Seelen heilen. Dieser Sommer wird einzigartig! Am Strand entlanggaloppieren, den Wind in den Haaren spüren und Zeit mit den Pferden verbringen – Belle kann es kaum erwarten. Aber ihre Pläne werden durchkreuzt, als Clark auf der Golden Horse Ranch eintrifft. Eine Therapie mit Pferden soll ihm dabei helfen, sich selbst zu vertrauen. Da entdeckt Belle ein Geheimnis, das diesen Sommer völlig verändern wird … Eine traumhafte Pferdereihe zum Wohlfühlen! Neben dem Setting an der kalifornischen Küste besticht diese realistische Pferdegeschichte für Kinder ab 10 Jahren durch die Schilderung der pferdegestützten Therapien für Kinder und Jugendliche. Wichtige Themen wie Mental Health und der Umgang mit Verantwortung werden einfühlsam erzählt. Spannende Reitturniere, erste Schwärmereien und große Gefühle lassen Herzen auf dem traumhaften Reiterhof höherschlagen. Für Pferdefans von Wolkenherz und Elena. Der Titel ist bei Antolin gelistet.

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Seitenzahl: 203

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Inhalt

Kapitel 1 – »Ruhig, Süße«, flüsterte …

Kapitel 2 – »Seid ihr sicher?«, …

Kapitel 3 – »Psst!«, brachte Belle …

Kapitel 4 – Auf dem Rückweg …

Kapitel 5 – Nach dem Mittagessen …

Kapitel 6 – Am nächsten Morgen …

Kapitel 7 – Der Wallach senkte …

Kapitel 8 – In den wilderen …

Kapitel 9 – Als sie sich …

Kapitel 10 – Belle war ein …

Kapitel 11 – Belles Glücksgefühle fanden …

Kapitel 12 – »Weg?«, wiederholte ihre …

Kapitel 13 – Wie versteinert starrte …

Kapitel 14 – Nach dem Abendessen …

Kapitel 15 – Nach dem Frühstück …

Kapitel 16 – Belle lugte gespannt …

Kapitel 17 – »Bereit, Isabelle?«, rief …

Mit besonderem Dank an Catherine Hapka

Danke auch an Dean Dibble,

Trainer und Experte für therapeutisches Reiten

»Ruhig, Süße«, flüsterte Belle.

Fiesta, ihre elegante Fuchsstute mit heller Mähne, schnaubte und galoppierte vorwärts. Ihre Hufe trommelten auf den Sand. Sie spitzte die Ohren und richtete sie nach vorn auf das Hindernis in der Mitte des Abreiteplatzes. Belle hielt die Hände ruhig, während Fiesta ihre Schrittlänge anpasste. Drei, zwei, eins … Die Stute sprang ab und Belle lehnte sich nach vorn. Einen Moment lang fühlte es sich an, als würden sie fliegen. Fiesta überwand das Hindernis mühelos und ihre Hufe hatten sogar noch ausreichend Abstand zur Stange.

»Vorsicht am blauen Hindernis!«, rief jemand in der Nähe.

Belle warf einen Blick über ihre Schulter. Ein entschlossen aussehendes Mädchen auf einem auffällig gemusterten Appaloosa galoppierte auf das blau-weiß gestreifte Hindernis zu. Belle zügelte Fiesta zu einem leichten Trab und reihte sich zwischen den anderen Reiterinnen und Reitern ein.

Zwischen zwei Hindernissen auf dem Abreiteplatz stand ein Trainer, der in der Gegend sehr bekannt war, und sprach mit einem Jungen im Teenageralter auf einem großen braunen Wallach. Es war ein strahlend heller Sommernachmittag und das Turniergelände wimmelte von Menschen und Pferden, die alle zur abschließenden Qualifikation für die Meisterschaften angereist waren.

Unwillkürlich krallte Belle ihre Finger um die Zügel. Würden Fiesta und sie es schaffen, sich zu qualifizieren? Im vergangenen Jahr waren sie nah dran gewesen. Am Ende hatten sie ein paar Strafpunkte zu viel die Teilnahme gekostet. Die hatten sie sich eingehandelt, weil Fiesta beim Geländeritt vor einer hohen Steinmauer mit einem dicken Holzbalken obendrauf verweigert hatte. Belle hatte die Nervosität ihrer Stute gespürt, es aber nicht geschafft, sie gerade und entschlossen auf das Hindernis zuzureiten. In letzter Sekunde war Fiesta nach links ausgewichen und hätte Belle dabei um ein Haar abgeworfen. Im zweiten Anlauf hatten sie die Mauer problemlos überwunden, auch weil Belle diesmal konzentrierter bei der Sache war, doch der Fehler hatte ihnen zwanzig Strafpunkte eingebracht. Das hatte sie ihrer eigenen Nachlässigkeit zuzuschreiben – wenn ein Pferd verweigerte, lag das immer am Reiter. Das wusste Belle, seit sie mit fünf an ihrem ersten Geländeritt teilgenommen hatte, und nun mit fünfzehn wusste sie es noch besser. Dieser unnötige Fehler hatte sie nur noch mehr darin bestärkt, dieses Jahr alles richtig zu machen.

Belle lenkte Fiesta auf eine engere Bahn, um einem nervös wirkenden Kind auf einem gescheckten Pony aus dem Weg zu gehen. Dann ließ sie ihre Stute in den Schritt wechseln und hielt mit ihr auf den Rand des Abreiteplatzes zu. »Gut gemacht«, lobte Belle und rieb ihr anerkennend den Hals. Fiesta zuckte mit den Ohren. Bei dem Anblick wurde Belle ganz warm ums Herz. Wie lieb sie dieses mutige Pferd hatte!

»Sie springt heute ausgezeichnet, Liebes«, rief Belles Mutter ihr von der anderen Seite des Zauns zu. Ihr britischer Akzent hob sich deutlich von dem der anderen Zuschauer ab. Kate Beaumont stammte aus der Nähe von London, war jedoch vor fast zwanzig Jahren ins kalifornische San Luis Obispo County gezogen, um Belles Vater zu heiraten und mit ihm die Ranch zu übernehmen, die seine Familie dort seit Generationen betrieb. Belle konnte sich nicht vorstellen, wie es war, irgendwo anders aufzuwachsen als in der weitläufigen, auf ihre schroffe Art wunderschönen Landschaft rings um die Golden Horse Ranch – ihrem Zuhause.

»Danke, Mom.« Belle brachte Fiesta neben dem Zaun zum Stehen. »Beim letzten Hindernis war ich aber nervös.«

Ihre Mutter zuckte mit den Schultern. »Ja, vielleicht ein bisschen.« Wie immer nahm sie gegenüber ihrer ältesten Tochter kein Blatt vor den Mund.

Belles zehnjährige Schwester Elodie kam angelaufen und stellte sich neben ihre Mutter an den Zaun. »Patrick ist mit dem Springen fertig«, berichtete sie außer Atem. Sie fuhr sich mit den Fingern durch das lange kastanienbraune Haar, das der kräftige Nachmittagswind zerzaust hatte. »Darcy und er sind ohne Abwurf geblieben.«

Ehe Belle etwas darauf erwidern konnte, erwachte die Lautsprecheranlage plötzlich krächzend zum Leben. »Das war Patrick Lewers auf Funtime Darcy mit einem fehlerfreien Durchgang«, verkündete der Ansager, dessen Stimme blechern über das Gelände schallte. »Nach einem ebenfalls fehlerfreien Geländeritt bleiben sie damit bei ihrem Punktestand von 34,8 aus der Dressur und liegen weiterhin in Führung.«

Belle presste die Lippen zusammen und dachte an ihre eigene Dressurprüfung vom Vormittag zurück. Bei dem Programmteil, der eine Reihe komplizierter Bewegungen und Schrittfolgen erforderte, war ihre temperamentvolle Stute immer ein wenig steif und angespannt. Diesmal hatten sie ihre Aufgabe jedoch erstaunlich gut über die Bühne gebracht und waren mit einem vollen Punkt Vorsprung vor Patrick gelandet. Den schnellen, herausfordernden Geländeritt hatten beide Reiter ohne einen Fehler absolviert, sodass das abschließende Springreiten über den Sieg entscheiden würde. Und nun hatte Patrick auch das locker und ohne einen einzigen Strafpunkt geschafft …

Wenn wir ihn schlagen wollen, dürfen wir uns keinen Fehler erlauben, ermahnte sich Belle. Wir können uns keinen einzigen Abwurf leisten.

Ihr Blick wanderte zum Eingang des Abreiteplatzes, wo ein gut aussehender blonder Junge gerade mit seiner bildschönen Schimmelstute anhielt. Patrick Lewers war im gleichen Alter wie Belle und sie kannten sich, seit sie als Kinder an den Anfängerturnieren teilgenommen hatten. Abseits der Reitwettbewerbe hatte sie nichts mit ihm zu tun, aber wenn sie einander begegneten, fand Belle ihn ganz nett. Patrick war die meiste Zeit von einer glamourösen Clique wohlhabender junger Reiter und Reiterinnen umringt, die mit luxuriösen Hängern anreisten und deren Pferde und Ausrüstung von einer ganzen Schar an Betreuern auf Vordermann gebracht wurden. Neben ihnen kam sich Belle immer ein bisschen schäbig vor. Der Hänger ihrer Familie war ein altes Standardmodell, das schon weitaus bessere Tage gesehen hatte, und anstelle von professionellen Pferdepflegern packten ihre kleinen Schwestern mit an.

Patrick bemerkte, dass sie in seine Richtung sah, und grinste. »Viel Glück, Belle!«, rief er. »Scheint, als hätten wir es euch ziemlich schwer gemacht. Ich würde ja sagen, tut mir leid, aber das wäre glatt gelogen.« Er beugte sich vor und klopfte Darcy auf den Hals.

Belle verdrehte die Augen. »Bisschen eingebildet, was?«, murmelte sie.

»Kann er ja auch sein!«, rief Elodie. Sie klimperte theatralisch mit den Wimpern. »Ich meine, schau ihn dir doch nur mal an! Er ist mit Abstand der bestaussehende Reiter hier!«

Belle schnaubte. Seit wann machte sich ihre kleine Schwester was aus Jungs?

»Pass bloß auf, dass er dich nicht hört«, riet sie Elodie, obwohl Patrick zu weit weg war, um irgendetwas davon mitzubekommen. »Er hält sich auch so schon für was ganz Besonderes.«

»Sei nicht so gehässig, Isabelle«, wies ihre Mutter sie zurecht. »Oh, guck mal«, ergänzte sie. »Da kommt Grace mit deinem Wasser.«

Die mittlere der drei Schwestern bahnte sich einen Weg durch die Menge, wobei sie sorgfältig darauf achtete, mit niemandem zusammenzustoßen oder Augenkontakt herzustellen. Belles Herz quoll vor Liebe förmlich über. Für Grace waren solche Menschenansammlungen eine echte Herausforderung. Kurz vor ihrem neunten Geburtstag war bei ihr eine Angststörung diagnostiziert worden und der viele Lärm und Trubel bedeuteten eine schier übermenschliche Belastung für sie.

Erst als sie den Zaun erreichte, hob sie den Kopf und auf ihrem blassen Gesicht erschien ein strahlendes Lächeln, als sie Belle und Fiesta erblickte. Belle beugte sich runter und nahm die Wasserflasche entgegen.

»Danke, Gracie«, sagte sie. »Du bist eine wahre Lebensretterin.« Ihr Gesicht war schweißnass und in den hohen schwarzen Reitstiefeln fühlten sich ihre Füße an, als würden sie schmelzen. Sie nahm ein paar große Schlucke und ließ sich auch etwas Wasser in den Nacken rinnen.

Grace streckte die Hand über den Zaun und tätschelte Fiestas weiche Nüstern. Kate Beaumont drehte den Kopf zur Lautsprecheranlage, als diese erneut zum Leben erwachte. »Ich schätze, du bist dran«, sagte sie zu Belle.

Tatsächlich wurde gleich darauf Belles Name aufgerufen. Ein nervöses Kribbeln lief durch ihren Körper, während sie die Zügel fester packte. »Los geht’s, Süße«, flüsterte sie ihrer Stute zu, die aufmerksam die Ohren spitzte, als wüsste sie genau, dass sie nun an der Reihe waren.

»Holt euch das Ding!«, rief Elodie.

»Viel Glück«, wünschte Grace leise.

»Gib einfach dein Bestes«, sagte ihre Mutter. »Du kannst das.«

Belle war zu aufgeregt, um etwas zu erwidern. Sie nickte ihrer Familie zu, dann lenkte sie Fiesta mit sanftem Schenkeldruck in Richtung Arena, an deren Eingang bereits ein Steward auf sie wartete.

Als sie auf den Reitplatz einbogen, verstummte der Lärm der Zuschauer. Belle nahm nur noch das Trommeln von Fiestas Hufen auf dem Sand und das leise Knarren des Sattels wahr. Sie holte tief Luft und ließ Fiesta den Parcours in leichtem Galopp umrunden, um sich zu vergewissern, dass sie sich die Abfolge richtig eingeprägt hatte. Die leuchtend bunten Hindernisse sahen spektakulär aus, doch Belle ließ sich davon nicht einschüchtern. Fiesta und sie hatten schon genügend andere Parcours in dieser Größenordnung bezwungen.

Allerdings ging es dabei nicht um die Teilnahme an den Meisterschaften, dachte sie.

Sie schüttelte den Kopf. Sie würden es schaffen. Eine Niederlage kam nicht infrage.

Die Glocke ertönte und signalisierte ihnen, dass sie loslegen konnten. Belle konzentrierte sich ganz auf Fiesta und die Aufgabe, die vor ihnen lag. Sie stieß ihrer Stute die Fersen in die Flanken und trieb sie auf das erste Hindernis zu. Fiesta wurde schneller, doch ihre Bewegungen fühlten sich plötzlich hektisch und unrund an. Die kleine Stute war angespannt, bereit, kräftig loszugaloppieren, so wie zuvor beim Geländeritt.

Aber das hier war eine andere Hausnummer. Beim Geländeritt war es egal, wenn ein Pferd die stabilen Hindernisse streifte. Hauptsache, sie schafften es heil hinüber. Beim Springreiten reichte bereits eine leichte Berührung und die Stangen fielen aus ihren Halterungen. Während es bei der Dressur um Gehorsam und Präzision ging, wurden beim Geländeritt Geschwindigkeit, Ausdauer und Mut getestet. Beim dritten Teil des Wettbewerbs kam es auf einen gleichmäßigen, ausgewogenen und sorgfältig bemessenen Lauf an.

»Ruhig, Süße«, murmelte Belle. Sie lehnte sich zurück und straffte die Zügel, um Fiestas Übermut zu bremsen. Gleichzeitig übte sie mit den Schenkeln sanften Druck aus, damit die Stute ihr Gewicht stärker auf die Hinterhand verlagerte und in einen kürzeren Galopp fiel.

Sie blieb vollkommen ruhig, als sie auf das erste Hindernis zuhielten, einen hohen, aber unkomplizierten Steilsprung. Nahezu mühelos flogen sie darüber hinweg, sodass sie nach der Landung ohne jede Korrektur das zweite Hindernis ansteuern konnten.

Vor dem Wettbewerb war Belle den Parcours mit den anderen Teilnehmern abgeschritten und hatte sich vor allem die leuchtend rote Mauer und die schwierige Wende vor dem vorletzten Hindernis genau angesehen. Ich darf keinen dieser Sprünge auf die leichte Schulter nehmen, rief sie sich ins Gedächtnis, als sie spürte, wie Fiesta beim Anlauf vor dem dritten Hindernis, das mit stacheligen Topfpflanzen dekoriert war, zögerte. Belle gab etwas mehr Schenkeldruck, die Stute reagierte und hatte sogar noch Luft zur Stange, als sie darüber hinwegsprang. Belle streckte die Hand aus und klopfte ihr anerkennend auf den Hals.

Die nächsten beiden Sprünge verliefen genauso reibungslos. Belles tapfere kleine Stute ließ sich von der roten Mauer nicht im Geringsten beeindrucken, obwohl mehrere Pferde vor ihr davor zurückgeschreckt waren oder sogar verweigert hatten, was ihren Reitern ordentlich Strafpunkte eingebracht hatte. Schließlich stand die schwierige Wende an – doch Belle war darauf vorbereitet. Mit einer geschickten Bewegung zügelte sie ihre Stute, sodass sie beim Anlauf auf das vorletzte Hindernis nicht zu weit aus der Bahn getragen wurde.

Braves Mädchen!, dachte Belle triumphierend, als sie landeten. So gut wie geschafft …

Zu spät bemerkte sie, wie Fiesta unter ihr vorwärtspreschte. Sie reagierte blitzschnell, korrigierte dabei jedoch etwas zu stark, wodurch der Abstand vor dem letzten Hindernis eine Winzigkeit zu groß wurde. Die Stange wackelte, als die Stute sie mit der Hinterhand streifte.

Mit angehaltenem Atem riskierte Belle einen Blick zurück, während sie durch die Zeitschranke am Ende des Parcours galoppierten. Ein Aufstöhnen ging durchs Publikum und Belle sah bestürzt, wie die Stange aus den Halterungen fiel und auf dem Boden aufschlug.

Vier Strafpunkte, dachte sie finster. Sie wusste genau, was das bedeutete: Platz zwei. An jedem anderen Tag ein grandioses Ergebnis, aber nicht heute. Nicht, wenn es um die Qualifikation für die Meisterschaften ging.

Sie ließ Fiesta Schritt gehen, doch die Stute tänzelte unruhig. Offenbar spürte sie, wie aufgewühlt ihre Reiterin war. Belle schluckte den dicken, bitteren Kloß der Enttäuschung runter und klopfte Fiesta auf den Hals. Die kleine Stute hatte ihr Bestes gegeben. Wenn jemand schuld war, dann Belle, weil sie im entscheidenden Moment nicht aufgepasst hatte. Sie hatte den letzten Sprung auf die leichte Schulter genommen, obwohl sie sich genau davor noch selbst gewarnt hatte …

»Dann eben nächstes Mal, Süße«, flüsterte sie, während sie Fiestas schweißnassen Hals tätschelte.

Auf der Tribüne winkte ihre Freundin Nicole Marshall mit beiden Armen. »Gut gemacht, Belle!«, schrie sie.

Belle rang sich ein Lächeln ab und winkte zurück. Dann ritt sie aus der Arena, zurück zu der Stelle, wo ihre Mutter mit ihren Schwestern wartete.

»Super Ritt!«, rief Elodie und rannte auf sie zu, um Fiesta ein Stück Karotte anzubieten.

Belle verzog das Gesicht. »So würde ich das nicht gerade nennen«, brummte sie. Typisch, dass die dauerfröhliche Elodie den einen Fehler einfach überging, der Belle und Fiesta die Teilnahme an den Meisterschaften gekostet hatte.

Ihre Mutter gab ihr einen aufmunternden Klaps aufs Bein. »Nimm’s nicht so schwer«, sagte sie. »Jeder macht mal Fehler. Sogar du – ab und zu.«

Elodie lachte und Grace lächelte. Belle fand den Kommentar ihrer Mutter gar nicht lustig.

»Jetzt lasst mich mal einen Moment lang sauer sein, okay?«, fauchte sie. Dann seufzte sie. »Entschuldigt. Ich kann einfach nur nicht fassen, dass ich es vermasselt hab …«

Elodie sah sie überrascht an. »Echt jetzt, Belle«, sagte sie. »Ein Abwurf ist doch keine große Sache. Wieso machst du dich deswegen so fertig?«

Belle verdrehte die Augen. Wie sollte Elodie das auch verstehen? Ihr war jeglicher Wettbewerbsgedanke vollkommen fremd.

Sie ließ die Zügel sinken und die Schultern hängen. »Ich wünschte, wir wären fehlerfrei durchgekommen. Ich wäre so gern zu den Meisterschaften gefahren.«

Elodie riss ihre grünen Augen weit auf. »Aber das kannst du doch!«, sagte sie.

»Was kann ich?« Belle war in Gedanken immer noch bei dem nicht geglückten letzten Sprung.

»Sie hat recht, Liebes«, warf ihre Mutter ein. Sie versuchte, ihr rotes Haar zu bändigen, das ihr ein plötzlicher Windstoß ins Gesicht blies. »Du bist qualifiziert.«

Belle blinzelte. Hatte sie richtig gehört? »Aber wir sind doch bloß Zweite geworden«, sagte sie. »Patrick und Darcy waren besser.«

»Stimmt«, erwiderte Elodie. »Aber die beiden haben sich schon beim letzten Turnier qualifiziert. Also reicht heute der zweite Platz!«

»Seid ihr sicher?«, fragte Belle atemlos.

In diesem Moment kam Patrick mit Darcy am Führstrick auf sie zu. Er hatte seine Stute bereits abgesattelt und sie mit dem Schlauch abgespritzt. Ihr helles Fell glänzte feucht. »Glückwunsch, Belle!«, rief er. »Ich schätze, dann treffen wir uns wohl bei den Meisterschaften, was?«

Es stimmt!, dachte Belle. Ihr Herz schlug vor Glück einen Purzelbaum. Fiesta und sie hatten sich soeben wirklich qualifiziert!

»Scheint so«, erwiderte sie betont lässig. »Aber verlass dich nicht drauf, dass ihr uns noch mal besiegt.«

»Wir werden sehen.« Patrick lachte und seine blauen Augen funkelten verschmitzt.

»Wie wär’s, wenn der Verlierer dem Gewinner ein Eis bei Sam ausgibt?«, schlug Elodie vor. Sams Diner war das beliebteste Lokal in Hope Falls.

Belle verdrehte die Augen. Versuchte Elodie etwa, sie mit Patrick zu verkuppeln? Zum Glück schmunzelte er bloß belustigt.

»Klingt, als hätte jemand Hunger«, scherzte er. Wie auf Kommando stupste Darcy ihn mit ihrem feuchten Maul an und tropfte sein Turnierjackett voll. »Hoppla. Ich bring sie mal lieber zurück zum Hänger. Man sieht sich!«

Belle bekam von seiner Verabschiedung kaum etwas mit. In Gedanken plante sie bereits die bevorstehenden zwei Wochen und überlegte, was sie alles tun musste, um sicherzustellen, dass Fiesta und sie für den entscheidenden Wettbewerb topfit waren.

Unterdessen zog ihre Mutter ihr Handy aus der Tasche. »Ich sollte wohl besser euren Vater anrufen und ihm die guten Neuigkeiten mitteilen.«

Während der Rest der Familie zum Turnier gefahren war, war Belles Dad auf der Golden Horse Ranch geblieben. Er hatte alle Hände voll damit zu tun, die mehrere Hektar große Ranch mit ihren zwei Dutzend Pferden und der kleinen Rinderherde zu versorgen und gleichzeitig darauf zu achten, dass seine verschiedenen Projekte zur Gewinnung erneuerbarer Energien alle ordnungsgemäß liefen. Entsprechend selten konnte er sich einen ganzen Tag freinehmen.

»Sag ihm, er soll Jorge ausrichten, dass er die Ranch am Tag der Meisterschaften übernehmen muss«, bat Belle ihre Mutter mit einem Lächeln. »Wäre schade, wenn Dad Fiesta und mir nicht zugucken könnte!«

Sie trieb ihre Stute sanft an und ritt zu dem Feld, wo die Teilnehmer ihre Hänger und Autos geparkt hatten. Ihre Mutter war in ihr Telefonat vertieft und folgte ihnen mit etwas Abstand. Elodie blieb dicht bei Fiesta und überschüttete sie mit Lob, während Grace wortlos vorauseilte und in der Menge aus Reitern, Betreuern und Zuschauern verschwand.

Als Belle am Hänger ankam, erwartete ihre Schwester sie bereits mit einem Wassereimer und einem großen Schwamm. Belle stieg ab und nahm Fiesta den Sattel und die dazugehörige Decke vom Rücken. Grace machte sich umgehend an die Arbeit und wusch Fiesta den Schweiß aus dem rötlich braunen Fell.

»Danke«, sagte Belle lächelnd. Grace sah kurz auf, erwiderte ihr Lächeln und wandte sich dann wieder der Stute zu.

Belle nahm Fiestas Kopf zwischen die Hände und schmiegte ihre Wange an das warme Fell der Stute. Aus der Nähe sah Fiestas braunes Auge wie ein großer, tiefer Teich aus. Belle lächelte, als die Stute blinzelte und sie mit ihren langen Wimpern kitzelte. »Du warst fantastisch«, sagte sie. »Danke.«

Sie machte einen Schritt zurück, als Elodie neben sie trat und sich Fiestas Halfter und einen Führstrick aus dem Hänger schnappte. »Dann nehmen wir ihr mal das Zaumzeug ab«, sagte sie.

Während die Schwestern Fiesta das Halfter anlegten, kam auch ihre Mutter am Hänger an. Sie telefonierte noch immer und Belle bemerkte ihre gerunzelte Stirn.

»Jaja«, sagte sie gerade. »Richte ihr aus, das geht in Ordnung. Ich rufe Callie an, wenn wir unterwegs sind, um die Einzelheiten zu klären.« Sie lauschte kurz. »Nein, wenn es so dringend ist, kriegen wir das schon irgendwie hin. Ja, alles klar, danke. Bis nachher.«

»Klingt, als würden wir einen neuen Mitbewohner kriegen«, meinte Elodie. »Aber keinen, der eine Box braucht.«

»Oder einen Wassereimer«, ergänzte Belle.

»Oder ein Heunetz«, vollendete Grace leise.

Belle warf ihrer Mutter einen Blick zu. »Das heißt, Tante Callie kommt später vorbei?«

»Sieht so aus.« Ihre Mutter steckte das Handy weg. »Seid ihr so weit? Dann laden wir Fiesta mal ein.«

Belle seufzte genervt. Sie hatte vorgehabt, Nicole zu suchen und noch eine Weile auf dem Gelände abzuhängen, sich vielleicht irgendwo eine Limo zu kaufen und ihren großen Tag zu genießen. Patrick Lewers war garantiert beim Catering zu finden, wo er sich inmitten seiner schwärmenden Fans feiern ließ. Er wurde nicht sofort weitergeschleift, weil seine Eltern es sich nicht erlauben konnten, mal einen Tag freizunehmen …

Sie schob den Gedanken jedoch gleich wieder beiseite. Dafür war sie viel zu stolz auf die Arbeit ihrer Mutter, auch wenn diese der ganzen Familie viel Flexibilität abverlangte. Kate Beaumont arbeitete als Therapeutin, für ihre Patienten und Kolleginnen war sie Dr.Kate. Sie hatte sich auf pferdegestützte Therapie, sogenanntes therapeutisches Reiten, spezialisiert, mit einem Schwerpunkt auf der Behandlung von Kindern und Jugendlichen. Die Pferde auf der Ranch halfen ihr, zu ihren Patienten durchzudringen, wenn andere Methoden nicht wirkten. Wenn ein junger Mensch von den Leuten, die für ihn hätten sorgen sollen, im Stich gelassen worden war, gaben die Pferde ihm eine Möglichkeit, lange unterdrückte Gefühle zuzulassen und einen Weg zu finden, damit umzugehen. Dieser Ansatz war relativ neu, aber er zeigte bereits großartige Ergebnisse, und Belle freute sich, dass sie endlich alt genug war, um bei den Therapien auf dem Reitplatz zu helfen.

Während Elodie und ihre Mutter Sattel, Zaumzeug und Ausrüstung auf der Ladefläche ihres Pick-ups verstauten, hielt Bella Fiestas Führstrick mit der einen Hand und strich ihr mit der anderen geschickt das Wasser aus dem Fell. Dann führte sie die Stute über die Rampe in den Hänger. Fiesta lief vollkommen entspannt neben ihr her, was Belle ein leises Lächeln auf die Lippen zauberte. Sie war immer wieder erstaunt darüber, wie bereitwillig sich die Tiere in diese lärmenden, wackeligen Gefährte verladen ließen. Wäre sie ein Pferd, würde sie sich nicht mal in die Nähe wagen! Sie hoffte, es war ein Zeichen dafür, dass Fiesta den Hänger mit spannenden Ortswechseln und anregenden Erlebnissen verknüpfte.

Belle hatte Fiesta gerade am Metallring im Inneren des Hängers festgebunden, als sie Nicoles Stimme hörte, die ihren Namen rief.

»Hier drin«, erwiderte Belle und lugte aus dem kleinen Fenster. Ihr entfuhr ein leiser Aufschrei, als sie die große rote Schleife in der Hand ihrer Freundin sah. »Oh! Bin gleich da …«

Als sie aus dem Hänger trat, stürmte Nicole auf sie zu und umarmte sie. Ihre braunen Wangen waren vor Hitze und Aufregung gerötet und sie grinste von einem Ohr zum anderen. »Ein Glück, dass ich dich noch erwische!«, verkündete sie außer Atem und strich sich über ihren Afro. »Ich dachte schon, du hättest vergessen, deine Auszeichnung abzuholen!«

»Hab ich tatsächlich«, gestand Belle. Nicole kannte sie so gut! Die beiden waren seit dem ersten Tag im Kindergarten befreundet. Das hatten sie den identischen violetten T-Shirts zu verdanken, die eine nahezu magische Anziehungskraft aufeinander ausgeübt hatten. Nicole waren Pferde anfangs ein wenig unheimlich gewesen, doch durch Belles Zuspruch hatte sie sich irgendwann getraut, sich auf Spartacus, das sanfteste und verlässlichste Pferd der Ranch, zu setzen, und war seitdem auf den Geschmack gekommen. Sie war bei Weitem nicht so mutig oder talentiert wie Belle, aber mit ihrem gutmütigen Quarter-Horse-Wallach Braveheart nahm auch sie an Wettbewerben teil, wenngleich auf niedrigerem Niveau.

Nicole überreichte Belle die Schleife. »Tut mir leid, dass es nicht die blaue für den ersten Platz geworden ist«, sagte sie grinsend. »Auf die wirst du wohl noch bis zu den Meisterschaften warten müssen!«

Belle lachte. »Ganz ehrlich? Für mich ist Dabeisein dort schon alles. Danke, dass du sie mir gebracht hast, sie ist wirklich schön. Und die Farbe passt toll zu Fiestas Fell!«

»Fiesta stehen alle Schleifen«, meinte Nicole. »Ihr wart echt super heute.«

»Danke«, sagte Belle. »Ich hab echt Glück. Fiesta ist ein Superstar.«

Belles Mutter half Grace, die Heckklappe des Hängers zu schließen und sicher zu verriegeln. »Können wir?«, fragte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr.

»Tut mir leid, muss los.« Belle umarmte Nicole zum Abschied. »Ich schreib dir nachher, okay?«

»Das will ich doch hoffen!« Nicole gab ihr einen freundschaftlichen Schubs. »Dann ab mit dir, zukünftige Bezirksmeisterin!«

Einige Minuten später waren die Beaumonts auf der Rückfahrt zur Ranch. Belle starrte gedankenverloren durch die Windschutzscheibe, während sie sich die Liste der Dinge durch den Kopf gehen ließ, die sie erledigen musste, um fit für den großen Wettbewerb zu sein. Sie würde ein neues Dressurprogramm einüben müssen, wahrscheinlich sogar mit ein paar anspruchsvolleren Übungen wie dem starken Trab oder fliegenden Galoppwechseln. Außerdem waren die Hindernisse bei den Meisterschaften höher, sie musste also noch mehr darauf achten, mit Fiesta jedes Mal den idealen Absprungpunkt zu treffen. Ihre Stute würde im Wettkampf eines der kleinsten Pferde sein und sich demnach auf Abstände einstellen müssen, die für längere Beine bemessen waren.

Eher beiläufig nahm sie wahr, dass ihre Mutter schon wieder telefonierte, diesmal über die Freisprechanlage ihres Handys, doch sie achtete nicht weiter darauf.

»Okay, Mädels«, verkündete ihre Mutter, nachdem sie das Gespräch beendet hatte. »Wie ihr euch vermutlich schon zusammengereimt habt, kommt heute Nachmittag ein neuer Besucher zu uns auf die Ranch.«

Belle nickte. Im Rückspiegel sah sie, wie ihre Schwestern einen Blick wechselten. »Darfst du uns irgendwas Genaueres verraten?«, fragte Elodie. »Junge oder Mädchen?«