Gott braucht auch Sturköpfe - Sandra Müller - E-Book

Gott braucht auch Sturköpfe E-Book

Sandra Müller

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Beschreibung

Gott braucht auch Sturköpfe - bist du es auch gewöhnt, deinen eigenen Willen durchzusetzen, weil du ihn für den besten hältst? Aber was, wenn Gott dir sagt, du sollst einen anderen Weg nehmen? Stell dir vor, du sitzt im Gottesdienst, und merkst, dass Gott zu dir spricht: die Predigt geht nur über dich, als wäre kein anderer Zuhörer dort. Du merkst, du bist bisher deine eigenen Wege gegangen, nicht Gottes Wege. Du fühlst dich unwürdig, am Abendmahl teilzunehmen, bis du schließlich merkst: ich darf zu Gott umkehren! Ich darf ihm meine Sünden bekennen, und er vergibt mir durch Jesus. Aber - dann muss sich ja etwas ändern in meinem Leben! Dann kann ich nicht mehr nach meinem Willen weiterleben! Nun stellen sich dir drei Fragen: - Was ist Gottes Wille für mich? - Wie finde ich ihn mit Sicherheit heraus? - Was mache ich, wenn er mir gegen den Strich geht? Finde heraus, wie es mir ergangen ist, als mich diese drei Fragen bewegten, und wie Gott mein Leben lenkte, als ich es ganz ihm überließ.

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Inhaltsverzeichnis

Kindheit: Meine Berührung mit dem Glauben

Kindheit: mein Sturkopf

Jugendzeit: meine Suche nach einer Gemeinde

Berufswahl: ich, mein, mir, mich…

Partnerwahl: mein Wille geschehe, hoffentlich passt Gott sich meinem an

Gott benutzt auch unser Versagen, unsere Störrigkeit – zu unserem Besten

Mit 21: die Wende

Brücken zum alten Leben abreißen und Altlasten abarbeiten

Stur in punkto Kleidung

Gelegenheitsarbeiten und kleine Stellen

Göttliches und Menschliches

Geänderte Berufstätigkeit

Von Chefs, Mitarbeitern und Arbeitssuche

Wenn der Beruf zu wichtig wird

„Zerbrich mich, Herr!“

Wenn das Heiraten zu wichtig wird

Das Leben unten auf der Talsohle

Zwei Arbeitsstellen: entweder wird er den einen lieben...

So sorgt euch nun nicht um den morgigen Tag.

Er weidet mich auf einer grünen Aue

Reisegnade

Wiederholungslektion

Der Versuch eigene Wege zu gehen – wieder eine Rechnung ohne den Wirt

Alle Wege verbaut?

„HERR! Wenn das mein neuer Platz sein soll, ...“

Ein ganz besonderer Umzug

Gemeinde top, Arbeit flop

ER weidet mich auf einer grünen Aue – nochmal

Schwere Jahre

Nie alles Schwere auf einmal

Das gelobte Land

Fortsetzung Prüfungszeit

Aufbruch zu neuen Ufern

Der Beruf, den ich nicht gewollt hatte

Das unerklärliche Ziehen zurück in die Heimat

Gerade noch rechtzeitig

Der nächste Grund, warum ich zurückmusste

Die Berge werden sich freuen

Ein Weg voller Hindernisse zu einem wunderschönen, lohnenswerten Ziel

In allem sollen eure Anliegen mit Danksagung vor Gott kund werden...

Danksagung

Anmerkung: Die Namen der meisten erwähnten Personen sind aus Datenschutzgründen geändert.

Kindheit: Meine Berührung mit dem Glauben

In meiner frühen Kindheit verheimlichte meine Mutter vor mir und meinen Geschwistern etwas; sie nahm uns nämlich ab und an in die Kirche mit, doch wir ahnten nicht, dass sie zunächst noch Atheistin war. Ihr Weg zu Gott würde ein spannendes Buch abgeben.

Mit Faszination las ich als Kind die Büchlein mit den Jesus-Geschichten; zu meinen Lieblingsgeschichten gehörte die Stillung des Sturmes, und die Geburt Jesu, mit einer Seite voller strahlender Engel. Religion wurde in der Grundschule mein Lieblings-fach, und ich konnte der Lehrerin die meisten Fragen beantworten, weil ich die biblischen Geschichten schon kannte.

Besonderen Eindruck machten auf mich Bibelfreizeiten, auf die unsere Mutter meine zwei Schwestern und mich mitnahm; ein paarmal wenige Stunden von uns entfernt, ein paarmal im Ausland, als Zeltfreizeit mit tausenden von Leuten. Da war eine besondere Atmosphäre. Das spürten auch meine Schwestern: in diesem Kreis herrschte so eine Liebe der Beteiligten zueinander. Es lag solch ein Friede auf den Versammlungen. Und es weckte in mir ein – ich würde es nennen, ein Heimweh nach Gott.

Auf einer dieser Freizeiten kam meine Mutter zum lebendigen Glauben: einem Seelsorger beichtete sie vier handgeschriebene Seiten mit den Sünden ihres Lebens. Sie entschied sich für Jesus und für ein Leben nach der Bibel.

Sie wollte so gerne, dass wir auch gleich einen Neuanfang mit Jesus machen sollten. Für uns drei (zumindest für mich hatte sie das stellvertretend getan) schrieb sie unsere Sünden auf einen Zettel und überreichte ihn dem Seelsorger. Ich hatte ein Einzelgespräch mit ihm. Er fragte mich, ob ich das getan hätte, was auf dem Zettel draufstand. Verlegen bestätigte ich dies. Er betete für mich zu Gott um Vergebung meiner Sünden. Danach schaute er mich an, zerriss den Zettel und sagte: „Jetzt hat dir Jesus deine Sünden vergeben.“

Leider war es noch nicht meine Herzensentscheidung gewesen, aber meine Mutter erklärte, das sei meine Hinwendung zu Jesus gewesen. War es aber nicht, wie ich Jahre später feststellen musste.

Mit 10 Jahren bekam ich meine erste Bibel geschenkt. Meine beiden Schwestern auch. Ich wollte sie gerne als erste durchgelesen haben. So beeilte ich mich – und schummelte ein bisschen, indem ich einige der kleinen Propheten wegließ. So erschlich ich mir den ersten Platz bei diesem Konkurrenzkampf.

Die Anzahl der Kapitel der Bibel zählte ich zusammen, teilte sie durch 365 und fand heraus, dass man etwa 4 Kapitel am Tag lesen muss, wenn man einmal im Jahr durchkommen will. Das zog ich die nächsten zehn Jahre durch. Und es war ein Segen!

Unsere Mutter legte Wert auf das Wörtlichtun von Bibelversen.

Einmal machte ich damit eine erstaunliche Erfahrung: in einer Zeit, wo ich Mobbingopfer war, wurde ich auf dem Weg zum Klassenzimmer von einer der schlimmsten Quälerinnen geschlagen: ich bekam eine Ohrfeige oder, treffender, baden-württembergisch: einen „Baggewatsch“ (ein Schlag auf die Wange)! Da fiel mir der Bibelvers ein: „Wenn dich jemand auf die eine Backe schlägt, dem halte auch die andere hin“ – und spontan setzte ich dies um, indem ich dem Mädchen meine andere Gesichtshälfte zuwandte und bat: „Schlag mich hier bitte auch noch.“ Die Mob-berin wusste nicht, wie ihr geschah. Sie war völlig verdattert, führte aber meine Aufforderung nicht aus. Stattdessen berichtete sie der Gruppe von Klassenkameraden, zu denen wir kamen: „Die Sandra ist so blöd... Ich habe sie auf die eine Backe geschlagen, und sie sagt: ‚Schlag mich auch noch auf die andere.‘“

Überhaupt machten wir ergreifende Erfahrungen beim Wört-lichtun von Bibelversen1. Meine Mutter erlebte das zum Beispiel, als sie beschlossen hatte, ihrem eigenen Vater, der ein Schläger und Frauenhasser war, alles zu vergeben. Nicht nur, dass ihr Vater auf ihren Brief hin ihr und ihren zwei Schwestern daraufhin eine erstaunliche Summe Geld überwies. Auch sonst prasselten nach diesem Akt der Vergebung die Zufälle auf sie herab. Meine Mutter hat zeitlebens bereut, in dieser Zeit kein Tagebuch geführt zu haben. Sie war der Einschätzung, dass die Nacht nicht ausreichen würde, um alle Erlebnisse und „Zufälle“ schriftlich festzuhalten.

Einmal erlebten meine Eltern ein Wunder, das gegen die Naturgesetze ging. Zu einer Zeit, als meine Eltern wegen Abzahlung des Hauses sehr knapp bei Kasse waren, beobachteten meine Mutter und mein Vater, wie bei der Beifahrertür des Autos der Rost um sich fraß. Als die Rostfläche irgendwann zu groß geworden war, bat meine Mutter meinen Vater schweren Herzens, es doch mal in der Werkstatt reparieren zu lassen. Nach kurzer Zeit schaute sie aus der Tür: da stand das Auto wieder, und mein Vater dabei, und zwar kreidebleich, und kopfschüttelnd. Mehrfach umrundete er das Auto, starrte es fassungslos an und schüttelte wieder den Kopf. „Was ist denn los? Warum bist Du so schnell wieder da?“ fragte meine Mutter, als sie zu ihm gegangen war. Blass und unter Stottern brachte er mühsam hervor: „D... die... haben mich wieder heimgeschickt. Da… da ist doch kein Rost. Das hätte ich mir eingebildet...“ Weder mein Vater noch meine Mutter konnten den Rost noch finden.

Mehrfach hatten wir Erlebnisse gegen die Wahrscheinlichkeit. Und wir erlebten Wunder im zwischenmenschlichen Bereich, gerade nach der praktischen Anwendung von „Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen; wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln, und der HERR wir dir vergelten.“

An der Schule war ich für meinen christlichen Hintergrund bekannt. Wenn es eine Frage zur Bibel gab, wandten sich die Lehrer an mich. Leider konnte ich nicht immer die gewünschte Auskunft geben. Zum Beispiel war mir die Bergpredigt, nach deren Inhalten ein gottloser Lehrer mich fragte, nicht unter diesem Namen bekannt – sonst hätte ich etwas von ihrem Inhalt wiedergeben können.

Wir lasen zu Hause in der Bibel: morgens die Herrnhuter Losungen und mittags oder abends fortlaufend ein Stück im Alten und ein Stück im Neuen Testament. Zusätzlich las ich morgens im Bett selbst in der Bibel. Manche Verse und Sprüche waren einprägsam, auch wenn ich sie nicht gezielt auswendig lernte. Von diesem Schatz konnte ich noch Jahre später zehren und manches im passenden Moment zitieren.

1 Hierbei gingen wir wie folgt vor: im Buch der Sprüche in der Mitte der Bibel sind ab Kapitel 10 Einzelanweisungen für den Alltag. Wir lasen so weit, bis wir dachten, zu diesem Vers könnte sich heute eine Situation ergeben. Wenn wir die Situation erkannt hatten und den Vers anwandten, erlebten wir Erstaunliches! Die Zeit des Austausches darüber beim Abendessen hätte fast nicht ausgereicht.

Wir stellten fest: die Bibel ist wie eine Gebrauchsanweisung für unser Leben. Wenn wir uns danach richten, verläuft unser Leben besser, weil Gott Seinen Segen darauf legt. Die Bibel ist nicht irgendein Buch. Gott hat sie niederschreiben lassen von verschiedenen Menschen. Und Gott antwortet, wenn wir nach Ihm fragen und uns nach Ihm richten („Trachtet zuerst nach Gottes Reich und Seiner Gerechtigkeit – so wird euch solches alles hinzugefügt werden.“ – Matthäus 6,33).

Kindheit: mein Sturkopf

Meine Eltern liebten mich sehr. Sie erfüllten mir viele Wünsche, aber nicht alle. Mit Letzterem kam ich nicht so gut klar. Zwei konkrete Beispiele stehen mir vor Augen: einmal bat ich meine Mutter, sie möge mir „etwas zu trinken in so einem Schächtelchen“ geben. Du kennst bestimmt diese kleinen Tetrapacks, in die man einen beigefügten kleinen Strohhalm stecken kann. So etwas hatte ich mir in den Kopf gesetzt, so etwas wollte ich jetzt. Da ich es nicht gleich bekam, fragte ich mehrfach danach. Bis meine Mutter genervt reagierte. Offensichtlich hatte ich nicht gelernt, ein „Nein!“ oder „Geht jetzt nicht“ zu akzeptieren.

Die andere Situation war, als wir mit einer befreundeten Familie gemeinsam in deren Auto fuhren. Es war ein Kleinbus mit mehreren Reihen von Sitzen. Meine Mutter und ich saßen in der Reihe hinter dem Fahrer. Die hintere Bank belegten die anderen Kinder. Wie gerne wollte ich auch mit ihnen zusammensitzen! So sagte ich meiner Mutter: „Ich will auch hinten sitzen.“ Dort waren wohl alle Plätze besetzt; außerdem waren wir am Fahren. Auf meine Bitte hin trat meine Mutter nicht in Aktion. So wiederholte ich meine Bitte mehrfach – ohne gewünschtes Ergebnis. Doch ein Resultat bekam ich: meine Mutter reagierte nach einer Weile genervt: „Ich hab‘ es gehört.“ ‚Schon‘, dachte ich, ‚aber warum tust du es dann nicht?‘

Daran kann man ersehen, wie schwer es mir von Kindheit an fiel, meinen Willen nicht zu bekommen. Ob es besser gewesen wäre, wenn ich mich von Klein auf daran gewöhnt hätte, nicht jeden Wunsch und jede Bitte erfüllt zu bekommen?

Jugendzeit: meine Suche nach einer Gemeinde

Wie oben erwähnt, hatten mir als Kind die Bibelfreizeiten gut gefallen und gutgetan. Irgendwie reichte mir das Bibellesen allein und innerhalb der Familie nicht aus. Ab 16 hatte ich den Wunsch, eine Gemeinde zu finden.

Ab circa 17 ging ich auf die Suche. Gott half mit.

Es ging noch durch einige Stationen, bevor ich fündig wurde.

Einer aus dem Freundeskreis einer Schulkameradin hörte von meiner Netzhautablösung und der darauffolgenden Augen-OP. Er war sehr von Mitgefühl angeregt. Er wollte mir etwas Gutes tun und lud mich zu seiner Gemeinde ein.

Dort wurde ich herzlich aufgenommen, besuchte manchmal die Jugendstunde oder den Gottesdienst. Ich schätzte die Gemeinschaft mit diesen jungen Leuten sehr. Eines Tages musste ich jedoch feststellen: egal mit wem von der Gemeinde ich sprach, sie sagten alle, es gebe keine Hölle, man könne doch nicht ewig brennen. ‚Aber warum hat dann Jesus so oft davor gewarnt‘, dachte ich – und nahm nach einer Weile betrübt von ihnen Abschied.

Dann lernte ich eine andere Gemeinde kennen. Zu ihr bekam ich ebenfalls den Kontakt über meine Augen-OP. Dort im Krankenhaus war ein älterer Mann, der in eine Gemeinde ging. Und so suchte ich diese auch mal auf. Besonders angetan war ich von dem „Hauskreis junger Erwachsener“. Die Leute der Gemeinde hatten mir zur Auswahl gegeben, ob ich mich diesem Hauskreis anschließen wolle oder der Jugend (16-18-Jährige), die eben nicht nur Bibellesen, sondern auch Spiele und Freizeitvergnügungen auf dem Programm hatten. ‚Tischtennis etc. kann ich auch sonst wann spielen; in Verbindung mit der Gemeinde will ich Gottes Wort hören‘, entschied ich. Mein Hunger nach der Bibel war groß. So wurde ich mit meinen achtzehn Jahren im „Hauskreis junger Erwachsener“ die jüngste Teilnehmerin. Wir trafen uns reihum bei verschiedenen Teilnehmern. Wir sangen, lasen in der Bibel und tauschten uns darüber aus, und wir beteten. Wahrscheinlich aßen und tranken wir auch was nebenher oder hinterher, aber das ist mir nicht im Gedächtnis geblieben. Eine Begebenheit dagegen hat sich mir tief eingeprägt: zu meiner Freude sangen wir sonntags im Gottesdienst dieser Gemeinde schöne alte Glaubenslieder mit Tiefgang. Zu meiner Enttäuschung aber sangen wir im dazugehörigen Hauskreis moderne, inhaltsarme christliche Lieder. Da wagte ich es einmal und fragte den ältesten Teilnehmer: „Im Gottesdienst sonntags singen wir so schöne Lieder – könnten wir solche nicht auch im Hauskreis singen?“ Die Antwort des doppelt so Alten wie ich war: „Das sind halt die Jugendlieder.“

Ein andermal saß ich bei dieser Gemeinde im Gottesdienst, und wir waren ergriffen von einer Predigt über den Himmel. Während wir das Gesagte an uns nachwirken ließen, kam am Ende des Gottesdienstes der Hausmeister nach vorne und erklärte: „Jetzt haben wir gehört, wie schön es im Himmel sein wird. – Es gibt aber auf der Erde auch schon Freuden, und deshalb werden wir im Anschluss an den Gottesdienst die Live-Übertragung der Fußballweltmeisterschaft hier im Gottesdienstraum haben.“

Ich war entsetzt!!! Für mich passte das überhaupt nicht zusammen. Bald verließ ich auch diese Gemeinde.

Berufswahl: ich, mein, mir, mich…

Lange konnte ich mich nicht entscheiden, was ich beruflich machen sollte. Leider ließ ich mich von „ich, mein, mir, mich“-Über-legungen leiten. Ich weiß nicht mehr, ob mir bis dahin jemals in den Sinn gekommen war, Gott zu fragen, was ER denn will, was ich werden soll.

So fing ich etwas Naturwissenschaftliches an, was mir am meisten zusagte; die Zeit mit den lustigen und etwas schrägen Mitstudenten war gesellig und schön. Doch bezüglich der Inhalte, die sehr oft trocken und schwer zu verstehen waren, und bezüglich der Berufsmöglichkeiten hinterher hatte ich doch häufig meine Zweifel, ob ich gerade das Richtige tue. Nach circa anderthalb Jahren wechselte ich nochmal die Fachrichtung. Glücklich wurde ich damit in der Tiefe meines Herzens auch nicht.

Ein Praktikum hatte ich schon gebucht: auf einer Insel weit weg (La Réunion), und freute mich sehr darauf.

Partnerwahl: mein Wille geschehe, hoffentlich passt Gott sich meinem an

Wie ich beruflich nicht auf die Idee gekommen war, Gott um Seinen Willen zu bitten, so tat ich es auch nicht in Bezug auf die Partnerwahl.

Bei einem jungen Mann sagte mir mein Gewissen: „Sandra, lass die Finger von dem, der ist nicht für dich!“ – ‚Na ja‘, dachte ich, ‚so stark verliebt bin ich noch nicht; ich habe meine Gefühle noch unter Kontrolle.‘

Tja – und irgendwann war der „point of no return”, der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab, überschritten. Folge: starkes Her-zeleid, tiefer Liebeskummer...

Wie gnädig, dass Gott es nicht zugelassen hatte, dass der junge Mann sich auch in mich verliebt hatte. Wie gut, dass daraus keine Ehe wurde! Wie katastrophal wäre die geworden?!

Der Liebeskummer um dieses jungen Mannes willen dauerte (ich weiß nicht, wie lange das bei anderen dauert) bei mir – ganze vier Jahre! Das hätte ich mir sparen können. Gott jedenfalls wollte ihn mir ersparen.

Gott benutzt auch unser Versagen, unsere Störrigkeit – zu unserem Besten

Mit diesem jungen Mann und seinem besten Freund machte ich – vor meinem großen Kummer – mal eine Urlaubsreise. An einem Abend, als ich meinen Verliebtheitsgefühlen besonders nachhing, säbelte ich mir beim Salatschneiden ein Stücklein meiner Fingerkuppe ab. Das war mir erstmal ein schmerzhafter Denkzettel (die Narbe davon habe ich heute noch)!

Die nächsten Tage hielt ich meine Gefühle besser in Schach.

Im Zuge dieser Reise lernte ich ein Mädchen kennen: Anke war 30-jährig, sah aber viel jünger aus. Sie hatte einen langen Rock, lange Haare, und einen... seligen Gesichtsausdruck. ‚Das muss eine Christin sein‘, sagte mir meine Erfahrung. Traute mich aber nicht nachzufragen, da ich noch nicht so viel auf Norwegisch reden konnte. Als ich sie später aber Deutsch reden hörte, sprach ich sie doch an. Meine Vermutung bestätigte sich.

Wir kannten uns kaum 5 Minuten, und da lud sie mich schon ein, sie zu besuchen. Tatsächlich hatte ich nach meiner Rundreise mit den zwei Jungs noch einige Tage Zeit. Die verbrachte ich bei ihr und ihrer Gemeinde.

Dort trugen die Mädchen lange, weite Kleider, hatten lange Haare, meist im Zopf zusammengebunden. Obwohl ich zum Zeitpunkt der Reise in Hosen daherkam, fühlte ich mich dort in der Gemeinde herzlich aufgenommen; es war wie Nach-Hause-Kommen, ja, eigentlich noch besser.

Nach ein paar Tagen war ich auf einer sogenannten „christlichen Freizeit“, eine gute Autostunde von dieser Gemeinde entfernt. Doch was war daran christlich?! Das Pärchen, das sie leitete, teilte das Zelt bzw. das Zimmer; es wurde beschlossen, vor dem Essen kein Tischgebet zu sprechen (es könnten ja ungläubige Teilnehmer daran Anstoß nehmen). Es wurden Witze erzählt, … Ich war sehr enttäuscht!!!

Ich sehnte mich nach dem Ende dieser Freizeit und begann, die Tage rückwärtszuzählen. ‚Hoppla‘, dachte ich, ‚so sollte es doch im Urlaub nicht sein!‘

So machte diese Reisegruppe mal einen Ausflug. Von dort aus schnappte ich mir eine Telefonzelle und versuchte Anke zu erreichen. Doch immer war besetzt. Endlich kam ich durch. Als ich ihr nur Weniges von der „christlichen“ Freizeit erzählt hatte, schlug sie mir vor mich gleich abzuholen. Gesagt, getan.

So verbrachte ich das Wochenende in der Mitte meiner „christlichen Freizeit“ wieder bei Anke. Als ich ihr erzählte, was dort so ablief, fragte sie: „Bist du sicher, dass du wieder dahin zurück willst?“ „Ja“, erwiderte ich, denn ich hatte ja dafür bezahlt. Doch merkte ich, dass es meiner Seele in dieser Gemeinde besser ging als bei der Reisegesellschaft. Und so entschied ich mich nach dem Wochenende, mich zur „christlichen Freizeit“ fahren zu lassen, um von dort mein Gepäck abzuholen. Einige der Teilnehmer hatten Tränen in den Augen, als ich ihnen die Gründe für meine Abreise erklärte: „Auf meinem Regalbrett habe ich mehrere Bibeln in verschiedenen Sprachen stehen – und ihr erzählt euch gegenseitig schmutzige Witze; wie passt das zusammen?“ Den Rest meines Urlaubs verbrachte ich also in Ankes Gemeinde, und es tat mir gut.

Diese Gemeinde, besonders drei der Mädchen, waren mir ein wertvoller christlicher Kontakt. Eben dieser Kontakt zu Ankes Gemeinde sollte mir später zum Wendepunkt meines Lebens werden.

Und diese Gemeinde lernte ich auf gerade der Reise kennen, die ich nach Gottes Willen nicht hätte machen sollen.

Gott kann auf krummen Linien gerade schreiben – siehe in der Bibel die Hure Rahab, die sich bekehrte und in Jesu Stammbaum eingehen durfte! Oder Bathseba…

Doch diese Gnade Gottes, dass Er unsere Fehler, wenn wir sie bereuen, zu etwas Gutem verwenden kann, sollte uns nicht dazu veranlassen, Sünde in unserem Leben zuzulassen!!!

Mit 21: die Wende

Nach meinem Urlaub in dieser christlichen Gemeinde kehrte ich mit neuen Vorsätzen zurück: „Ab jetzt trage ich lange Röcke, und ich gehe nebenher Putzen (für die Demut).“ Doch es waren nach dem Fleisch gefasste Vorsätze. So schmolzen sie auch innerhalb der nächsten zwei Wochen dahin, wie ein Schneemann in der Sonne.

Beruflich hatte ich immer weniger Freude an dem, was ich machte, und auch mein Liebeskummer wurde immer größer. Letzteres verstärkte Ersteres noch.

Ich sehnte mich nach Erholung und Abschalten.

So entschied ich mich, diese Gemeinde nochmal zu besuchen. Obwohl ich vor Semesterende noch mindestens eine Prüfung vor mir hatte.

Eine Woche abschalten. So flog ich dorthin, mit dem Billigflieger. Zwei Mädchen aus der Gemeinde holten mich ab. Dann wurde ich erst mal krank. Wenn ich an meine Probleme zu Hause dachte, war es, wie wenn ich einen zusätzlichen Dolchstoß in den Magen bekäme.

Ob ich nicht gleich hier bleiben wolle?, fragte mich Anke, das Mädchen, das ich auf dem Campingplatz kennengelernt hatte. Sie sähe lauter Gründe dafür. Ich überlegte und grübelte und entschloss mich, doch nach Hause zurückzukehren. Am Abreisetag, als Anke mich zum Flughafenbus bringen sollte, setzte sie sich nochmal lang und breit in der Küche hin und legte mir all die Gründe dar, warum es für mich besser sei dazubleiben. Ich wunderte mich, dass sie so die Ruhe weg hatte. ‚Na ja, sie weiß, wie lange man zum Bus fährt, sie kennt sich hier aus‘, dachte ich… Irgendwann hielt ich meine innere Unruhe nicht mehr aus und fragte sie: „Sag mal, müssen wir jetzt nicht irgendwann mal los?“ Ein überraschter Blick. „Ach so“, erwiderte sie, „du willst also doch fahren?“ – Hatte ich das nicht klar genug rübergebracht?

„OK, dann fahren wir jetzt los“, sagte sie, „aber ich kann nicht beliebig schnell fahren, die Straßen hier sind sehr kurvenreich.“

Wir fuhren los. Angespannt saß ich im Auto und betete im Stillen: „Herr, wenn DU willst, dass ich in diesem Land bleiben soll, dann lass uns jetzt den Bus verpassen.“ Komisches Gebet, oder?

Wir kamen zur Bushaltestelle, und tatsächlich: sie war leer. Anke ging extra für mich fragen, ob denn der Bus schon dagewesen sei. „Ja, schon abgefahren“, hieß es.

Aufpassen – Gott nimmt es genau mit unseren Gebeten!

Anke hatte noch Erledigungen in der Stadt, und so nahm sie mich mit.

Fremde Architektur, fremde Sprache, komische Aufschriften auf den Geschäften (z.B. OPTIKK mit zwei k, das sah ja sehr gewöhnungsbedürftig aus) – unbekannte Zukunft in einem fremden Land? Und das alles wegen einem verpassten Bus – diese Lebensentscheidung? ‚Nein, das kann es nicht sein‘, entschied ich, ‚ich kaufe mir nochmal ein Flugticket.‘

Aber ich war ja noch dort, und so fuhr ich nachmittags mit auf einen Geburtstag von jemandem aus der Gemeinde. Da saß ich, nicht in Feierstimmung, sondern mit Tränen in den Augen, und hoffte, dass die anderen Geburtstagsgäste es nicht merken würden.

Wegen dem verpassten Flughafenbus kam es, dass ich sonntags also wieder dort mit im Gottesdienst war. Doch was war denn das? – Der Mann, der predigte, sprach über mich und mein Leben! Woher wusste er das alles?

Eigentlich sprach er über den Vater mit zwei Söhnen, der zu jedem sagt: Mein Sohn, geh hin, arbeite heute in meinem Weinberg! Der eine sagt: „Ja“, geht aber nicht; der andere sagt: „Nein“, geht aber später doch. Wer von ihnen hat den Willen des Vaters getan?

Ich verstand: Ich bin so wie der, der „ja“ gesagt hat und doch nicht den Willen des Vaters getan hat. Ich wähnte mich gläubig, weil ich einmal im Jahr die Bibel durchlas, und morgens und abends bete. Aber diese Predigt zeigte mir, dass mein Leben ein „Mein Wille geschehe“ war und nicht „Dein Wille geschehe“. Siehe meine Berufsentscheidung; meine Partnerwahl, auch meine Freizeitgestaltung…

Nun sollte auch noch das Abendmahl stattfinden. Der Prediger sprach ernst: „Bitte nur teilnehmen, wer sich für Jesus entschieden hat und nur, wer Gottes Willen praktisch in seinem Leben getan hat.“

Ersteres hielt ich bis dato für zutreffend – aber bei Punkt zwei spätestens würde ich rausfallen – das sagte mein Gewissen mir nach dieser Predigt ganz klar.

Also nicht teilnehmen... Dann schauen die anderen komisch auf mich; aber egal! Es ist ja eine Sache zwischen Gott und mir! Doch Moment mal... dann gehöre ich ja gar nicht zu Jesus, wenn ich nicht am Abendmahl teilnehmen kann! Aber ich will doch zu Jesus gehören! Sonst habe ich keine Sündenvergebung! Ohne Sündenvergebung kein Himmel, sondern ewige Verdammnis!!! Das will ich doch auf keinen Fall!!! Teilnehmen – geht nicht, weil ich unwürdig bin. Nicht teilnehmen – geht auch nicht, sonst habe ich keine Sündenvergebung und komme später in die Hölle... Was tun??

Da verstand ich auf einmal, dass es noch eine dritte Möglichkeit gibt: →→ Gott meine Sünden bekennen und mit Jesus einen Neuanfang machen! Jesus hat ja schon für meine Sünden am Kreuz bezahlt! Ich kann Gott meine Sünden bringen. ER wird mir vergeben, wenn ich Ihn darum bitte. Aber dann muss sich auch mein Leben ändern! Ich kann ja nicht sagen: „Danke, Herr Jesus, für die Vergebung meiner Sünden“ und sündige dann weiter: Das passt nicht zusammen! Also, wenn ich mich für Jesus entscheide, dann ganz!!! Dann muss mein Leben „Dein Wille geschehe“ werden! Aber was, wenn Gott etwas ganz anderes für mich will als ich selbst? Will ich das denn auch? Mache ich das dann auch?

Wieder ein Zwiespalt in mir: Ich habe die Möglichkeit, meine Sünden durch Jesus vergeben zu lassen. Aber dann ist die logische Konsequenz, dass mein Leben Jesus gehört, und ich so lebe, wie Gott es will.

Und was, wenn Gott tatsächlich durch meine Wünsche und Pläne einen fetten Strich durchzieht? Kann ich dann auch „Ja!“ dazu sagen? Aber ich möchte doch zu Jesus gehören!

Hin und her, ja oder nein, wenn und aber…

Schließlich, dank Gottes Gnade, half ER mir, innerlich „Ja“ zu Jesus zu sagen und in meinem Herzen um Vergebung meiner Sünden zu bitten.

Dann nahm ich am Abendmahl teil. Nach meiner späteren Erkenntnis einen halben Tag zu früh, wie ich in der darauffolgenden Nacht bemerken sollte.

Im Anschluss an das Abendmahl sangen wir ein Lied, das meinen inneren Zustand widerspiegelte:

Vor meines Herzens König Und ist’s auch arm und wenig, Es ist mein eig’ner Wille, auf dass mich ganz erfülle

leg eine Gab‘ ich hin. ich weiß, es freut doch Ihn: den geb‘ ich in den Tod, Dein Wille, HERR, mein Gott.

Ich brauche nicht zu zagen Nein, freudig will ich’s wagen, Der für mich gab Sein Leben, wird Der nicht alles geben,

in banger Ahnung Schmerz. zu fallen an Sein Herz. mich wusch in Seinem Blut: was heilsam ist und gut?

Ich weiß, dass Sein Erbarmen dass Er den ärmsten Armen Ich weiß, Sein Liebeswille drum will ich halten stille

ganz unaussprechlich ist, in Liebe fest umschließt. ist meine Heil’gung nur; und folgen Seiner Spur.

Will auch nicht ängstlich flehen: O nein, was ER ersehen, Ist auch der Weg verborgen, Bin dennoch ohne Sorgen: den

„HERR, gib mir dies und das!“ das ich mir auch erlas. der heim mich führen soll: Führer (=Jesus) kenn' ich wohl.

Jawohl, ER blickt hernieder Zu IHM schau ich auch wiederIch lege meine Hände und weiß: ER führt am Ende

aufmich, sein schwaches Kind. und Kraft und Frieden find‘. in Seine starke Hand, mich heim ins Vaterland.

Nach dem Gottesdienst fuhr ich mit meiner Gastgeberin zurück.

Und jetzt? Jetzt hatte ich „Ja“ zu Jesus gesagt. Was ist denn jetzt Gottes Wille? Muss ich tatsächlich dort in Norwegen bleiben? Aber das will ich ja gar nicht! Ich will doch zurück nach Deutschland, zu meinen eigenen Plänen. Aber wenn ich nach Gottes Willen doch nicht soll?

Drei Fragen stellten sich mir:

1) Was ist Gottes Wille?

2) Wie finde ich ihn ganz sicher heraus?

3) Was mache ich, wenn er mir nicht in den Kram passt?

Diese drei Fragen ließen mir keine Ruhe. Ich grübelte nachmittags darüber. Ich grübelte abends. Ich grübelte nachts im Bett.

Gegen 22 Uhr hatte ich mich schlafen gelegt. Gegen Mitternacht war ich immer noch wach. Da warf ich schließlich – es war für mich ein Sprung ins Ungewisse – mein Leben in Jesu Hände, indem ich in meinem Herzen betete:

„Herr Jesus Christus! Ich möchte mit DIR durch dieses Leben gehen

und bei DIR ankommen,

aber den Weg über diese Erde darfst ab heute DU für mich aussuchen!“

Was nach diesem Gebet passierte, war unbeschreiblich:

1) Ein Strom von Frieden durchflutete mich von oben.

2) Eine überirdische Freude erfüllte mein Herz so, dass es zu zerspringen drohte.

3) Ich hatte die Gewissheit, dass Gott mir um Jesu willen alle meine Sünden vergeben hat.

4) Ich wusste, dass ich jetzt ein Kind Gottes geworden bin und, dass Jesus in mein Herz eingezogen ist.

5) Für mich war es in meinem Herzen sonnenklar, dass ich erstmal dort im Ausland bleiben sollte. Ich wusste nicht, für wie lange, und ich wusste nicht, was ich dort machen sollte; aber eines wusste ich: Jesus sucht den Weg für mich aus, und Er geht mir voran. ER wird es schon recht machen!

Nachdem die akute Freude soweit abgeebbt war, schlief ich bald und schnell ein. Und ich schlief, wohl zum ersten Mal seit längerem, wunderbar!

Am nächsten Morgen – ich war ja in Jesu Sinn neugeboren – las ich gemeinsam mit meiner Gastgeberin in der Bibel, Markus 2, ab Vers1: die Heilung eines Gelähmten. Wie oft hatte ich diese Geschichte gehört und gelesen, aber jetzt, mit meinem neuen Herzen, taten sich neue Schätze und Reichtümer für mich auf, aus diesem mir so vertrauten Text!

Diese Feststellung machte ich in der darauffolgenden Zeit immer wieder: es gab so viel Neues zu entdecken, in dem mir von Kind auf so vertrauten Wort Gottes. Während ich vorher einmal im Jahr die Bibel durchgelesen hatte, also vier Kapitel am Tag, reichten mir jetzt einige Verse, und meine Seele hatte genug himmlische Nahrung aufgenommen.

Was änderte sich noch? Ich hatte solch einen Hunger nach dem Wort und nach Gemeinschaft mit anderen Gläubigen, dass mir die Zeit von Sonntagmittag bis Mittwochabend zu lange werden wollte. Sonntagvormittag war der Gottesdienst. Dort bekam ich Nahrung für die Seele; Gott sprach zu mir. Montags spielten wir mit der Jugend Volleyball. Es war schön, machte Spaß, und ich freute mich, die anderen Gläubigen wiederzusehen. Aber dieses sportliche Treffen stillte nicht den Hunger in meiner Seele.

Die nächste geistliche Veranstaltung, die den Durst in meiner Seele stillte, war mittwochabends, die Gebetsstunde. Die Uhr schlug acht, und einer der Brüder las eine kurze Andacht vor. Danach wurden Gebetsanliegen gesammelt, und dann einfach gebetet, bis die Uhr neun schlug (oder kurz darüber hinaus, bei Bedarf). Vor meiner Zeit hatten sie auf Knien gebetet; doch dies erlebte ich nicht mehr mit; es war beschlossen worden, um einer schwerhörigen Schwester willen, die darauf angewiesen war, von den Lippen abzulesen, im Sitzen zu beten. – Jedesmal bekamen wir die Stunde gefüllt. Manchmal kam mir der Gedanke, für ein bestimmtes Anliegen zu beten; doch dann dachte ich: ‚Für dieses Anliegen habe ich in dieser Runde noch nicht gebetet; vielleicht ist es komisch, wenn gerade ich es mache‘ – und schon betete jemand anderer genau für dieses Anliegen. Das erlebte ich wiederholt (lernte ich daraus? Bedauerlicherweise wohl nicht). Es lag so ein Friede Gottes über unserer Versammlung! Das merkte ich besonders hinterher; und ich hatte den Eindruck, dass es den anderen auch so ging, und dass man nicht so gerne der erste sein wollte, der wieder zu reden anfing und damit diese Stille, diesen Frieden unterbrach.

Also, mein Hunger nach dem Wort Gottes und nach Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern war so groß, dass mir die Zeit zwischen Sonntagsgottesdienst und Mittwochsgebetsstunde zu lang werden wollte.

Außerdem hatten wir freitags alle zwei Wochen Bibelstunde. Als ich zur Gemeinde dazukam, waren sie gerade dabei die Offenbarung des Johannes zu lesen. Hui – da stehen krasse Sachen drin! Bitte unbedingt lesen, falls Du es noch nicht getan hast: auf das ab Kapitel 13 Beschriebene gibt es schon diverse Patente, auch schon von Microsoft!2; in Schweden und anderen Ländern lassen es sich Leute schon freiwillig geben3! Niemals mitmachen!!!

Wir lasen abschnittweise und stiegen tief in die Materie ein. In diesen Bibelstunden über die Offenbarung fühlte ich mich dem Himmel und dem Reich Gottes so nah, wie sonst selten!

Und samstags hatten wir die Jugendstunde abends. Die war ebenfalls einer der Höhepunkte der Woche.

Zwei Inhalte sind mir haften geblieben: einmal sprach der jüngere Jugendleiter über ein Buch: „Nicht ich“. Er sagte, wenn wir alles über diese Jugendstunde vergessen würden, sollten wir uns bitte dieses Buch im Gedächtnis behalten: „Nicht ich“ (m. W. von Johannes Lohmann).

Ein anderes Mal wurde über ein Thema gesprochen, wo meiner leidseligen Erfahrung nach der wichtigste Punkt fehlte; es ging um den Vers „Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist; denn alles, was in der Welt ist, die Lust der Augen, die Lust des Fleisches und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“ (1.Johannesbrief 2,1517). „Lust des Fleisches“ – da wurde über den Wunsch nach Karriere gesprochen (dazu meinerseits siehe nächstes Kapitel) und vielleicht über Hobbys. Aber geschwiegen wurde über den meiner Einschätzung nach wichtigsten Punkt. Eine Schwester, ledig, Mitte 30, aus der Welt kommend, ergänzte ihn freimütig: dass man sich doch als Mädchen einen Freund wünscht. Wir waren alle ganz Ohr, als sie ausführlich vor den damit verbundenen Gefahren warnte. Doch darüber mehr im nächsten Kapitel.

2 Es sollte einen aufhorchen lassen, dass ein Patent mit der Nummer 2020060606 in den derzeit gängigen Genspritzen enthalten ist: es ist ein Patent auf die Hydrogel-Luciferase (!), Daten von Geimpften über 5G in einer Cloud speichern und abrufen zu können; die Ärztin Dr. Carry Madej und viele andere warnen davor!!

3 In Schweden gab es z.B. „beer-and-chips-partys“: für ein Freibier ließen sich die Leute einen Mikrochip unter die Haut der Hand einpflanzen!!!! – Einige Jahre später ließen sich hierzulande Leute für eine Bratwurst impfen. – Was tat Esau um eines Linsengerichtes willen?

Brücken zum alten Leben abreißen und Altlasten abarbeiten

Am Sonntag, in der Nacht zum Montag, hatte ich Jesus in mein Herz aufgenommen und Ihm mein Leben übergeben.

Daraufhin änderte sich zunächst das Berufliche bei mir. Zu meiner letzten Prüfung im Semester erschien ich nicht. Und ich sagte mein lang ersehntes Praktikum ab. Es fiel mir gar nicht so schwer. Ich hatte mich zwar sehr darauf gefreut – aber ich wusste, für wen ich es tat. Jesus war es absolut wert!