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Wir alle kennen und lieben die magischen Märchen der Gebr. Grimm oder die morgenländischen Geschichten aus 1000 und eine Nacht. Doch wie würde das Leben und Handeln der Protagonisten im Hier und Heute verlaufen? Welchen Herausforderungen müssten sie sich in verzauberten Zeiten wie diesen stellen? Eine wahrhaft unmärchenhafte Vorstellung, die zum Nachdenken auffordern soll.
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Seitenzahl: 39
Wir alle kennen und lieben die magischen Märchen
der Gebrüder Grimm oder
die morgenländischen Geschichten aus
1000 und eine Nacht.
Doch wie würde das Leben und Handeln
der Protagonisten im Hier und Heute verlaufen?
Welchen Herausforderungen müssten sie
sich in entzauberten Zeiten wie diesen stellen?
Eine wahrhaft märchenhafte Vorstellung …
Kapitel I:
Grimmige Märchen
Märchenland
Das Aschenblödel
Rapurzel
Der gestiefelte Pater
Die bequemen Stadtmusikanten
Schneewitwe und die sieben Särge
Kapitel II:
Die Geschichte von Menschchen klein
Akt 1 Menschchen kleins Unschuld
Akt 2 Menschchen kleins Schuld
Akt 3 Menschchen kleins Einsicht
Kapitel III:
Geschichten aus 1000 und KEINER lacht
Aladdin und die Wunderwampe
Die drei Greisen aus dem Morgenland
Eine letzte Geschichte
Spieglein, Spieglein an der Wand,
Was ist bloß geworden aus diesem Land?!
Ach, wie gut, dass niemand weiß,
Wir bilden erstmal einen Stuhlkreis.
Der Wind, der Wind, weht hierher so viele Kind,
Die uns nicht alle wohlgesonnen sind.
Lassen uns gängeln von elitärer Bande,
Setzen dabei das Land in den Sande.
Verlieren uns in Wohlstandsfragen,
Liegen bald wie Geisslein in Wolfes Magen.
Knusper, Knusper Knäuschen,
Wacht endlich auf in Euren gedämmten Häuschen.
Bäumchen rüttel dich und schüttel dich,
Was muss man noch ergehen lassen über sich.
Die anderen lächeln schon übers satte Pack,
Da hilft oft nur noch „Knüppel aus dem Sack“.
Wie ein gallisch Dorf, nur ohne Zaubertrank,
Überlassen uns träg und arglos fremder Hand.
Stecken den feisten Kopf in den besagten Sand,
Da sieht uns bestimmt kein Spieglein an der Wand.
Es war einmal das Aschenblödel.
Sie war eines von drei Mädchen einer
alleinerziehenden Mutter in Berlin.
Die Mutter, Schantalle, erst 33 Jahre jung,
frönte ein wenig dem Alkohol und lebte
vom Zubrot, das ihr regelmäßig von den
lieben Mitbürgern der Stadt geschenkt wurde.
Die junge Mutter lebte mit ihren drei
Töchtern in einer kleinen, beschaulichen Bleibe
im neunten Stock eines Hochhauses, aber mit allen
unterhaltenden Annehmlichkeiten,
die das mediale Herz begehrt.
Ihre beiden älteren Zwillingsmädchen,
Kim und Nancy, waren fast erwachsen und gingen aus
einer kurzweiligen Liebelei mit ihrem damaligen
Verehrer Justin hervor. Dieser verließ die
Mutter jedoch wegen einer Jüngeren.
Aschenblödel war die jüngste Tochter.
Gerade einmal süße fünfzehn Jahre jung.
Ihren Vater hatte sie nie kennengelernt.
Die älteren Halbschwestern versuchten sich
vergeblich an einer Friseurinnenlehre
und einem Praktikum im Tattoo Studio
„Stecher“ unweit ihrer Bleibe.
Ihr Ehrgeiz allerdings hielt sich in Grenzen
und so brachen sie zuvor bereits die Schule erfolglos ab.
Kim und Nancy verbrachten die meiste Zeit zuhause
oder mit anderen Gleichgesinnten
im nahegelegenen Park.
Hier sehnten sich die Mädchen nach dem großen Glück
und einem Prinzen,
der sie auf einem weißen Pferd
in ein prächtiges Schloss entführen sollte.
Doch Prince war erst zwanzig Jahre alt
und fuhr ein weißes Mofa,
das er vor Wochen herrenlos
am Straßenrand fand und
liebevoll bei sich aufnahm.
Er versorgte die Gruppe mit kleinen Leckereien,
die zum Träumen einluden.
Von Kopf bis Fuß tätowiert,
seine Rüstung entsprach eher einem
farbenfrohen Sportdress aus feinster Ballonseide,
der an Pracht nur noch von seinem
helmartigen Basecap übertroffen wurde.
Auffällig gepierct, mit viel glitzerndem Tand behangen
und stets knusprig gebräunt,
war Prince der Platzhirsch unter den
Helden des Parks.
Er mochte die beiden Halbschwestern und wechselte gerne,
einer Hummel gleichend von Knospe zu Knospe.
Und die kleinen, leuchtenden Blümchen
luden ihn freimütig dazu ein.
Doch das blutjunge Aschenblödel war
die Schönste im ganzen Viertel.
Sie war die Einzige in der Familie,
die einem geregelten Berufsleben nachging.
In einem Schuhlädchen machte die Maid eine Ausbildung.
Jeden Morgen fuhr sie artig mit der Straßenbahn
sage und schreibe über eine Stunde bis zum Lädchen.
Freilich musste sie ihren spärlichen Lohn zuhause abgeben,
um ihre Mutter und Halbschwestern durchzufüttern.
Prince machte kein Geheimnis daraus,
dass er Aschenblödel spätestens zu ihrem
sechzehnten Geburtstag eine ganz große Überraschung
bereiten würde.
Und auch Aschenblödel vergötterte insgeheim
ihren „Prince vom Park“.
Doch sie war noch jung
und wollte eigentlich mehr vom Leben.
Als Beeinflusserin die Welt erobern,
das war ihr Traum.
Machte Fotos von sich in allerlei Posen,
meistens mit Schmollmund, kokett und offenherzig.
So ergab es sich, dass sie derweil ein großes, digitales
Gefolge hinter sich vereinte.
Und sie war stolz darauf.
Die Halbschwestern jedoch neideten ihren Erfolg
und insbesondere ihre Schönheit.
So schmiedeten die beiden einen listigen Plan,
wie sie Aschenblödel erzürnen könnten,
sodass sie sich von ihrem heimlich
geliebten Prince abwenden würde.
Eines Tages im Park, die Sonne neigte sich allmählich
hinter den hohen Fassaden des sozialen Prunkviertels,
entwendete Nancy heimlich Princens