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Spirituell-praktische Texte der fünf Autoren James Allen, Arnold Bennett, Neville Goddard, Henry Thomas Hamblin und Walter C. Lanyon. James Allen zeigt auf, dass innerer Friede bei uns beginnt, und dann unweigerlich nach außen ausstrahlt. Er greift auf Einsichten aus dem Christentum, Buddhismus und Hinduismus zurück. Dieser Text ist eine wertvolle Weisheitsquelle für jeden Menschen, der an Lebensfreude, Kreativität, einem ausgeglichenen Leben und einer friedlichen Umwelt Interesse hat. Im Beitrag "Wie man mit 24 Stunden pro Tag auskommt" richtet sich Arnold Bennett vor allem an Büroarbeiter, die seit der Industriellen Revolution immer häufiger wurden. Er ging davon aus, dass der typische Angestellte 40 Stunden pro Woche mit einer Arbeit verbringe, die ihm keinen Spaß mache oder die er sogar verabscheue. Der Angestellte mogle sich mit möglichst wenig Einsatz durch und sei abends dennoch zu erschöpft, um etwas Sinnvolles zu tun. Der Mystiker Neville Goddard zeigt in seinen Vortrag aus dem Jahre 1964 mehrere Fallbeispiele für die Anwendung der Vorstellungskraft zum Erreichen von Zielen auf "Die Macht der Gedanken" (1929) von Henry Thomas Hamblin ist der vierte Text in diesem Buch. Hamblins Texte drehten sich hauptsächlich um die Allgegenwart und Allmächtigkeit Gottes, wobei die Metapher "Gott" immer eine innere Instanz im Menschen meint. Der letzte Beitrag - "Ein königliches Diadem" (1921) stammt von Walter C. Lanyon. Es handelt sich um zehn kürzere Texte. Es geht bei allen Texten immer darum, das wahre Selbst zu finden. Vor jedem Haupttext befindet sich eine Kurzbiografie des Autors.
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Seitenzahl: 249
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„… Es ging ein Sämann aus.Indem er säte, fiel etliches an den Weg;da kamen die Vögel und fraßen es auf.
Etliches fiel auf steinigen Boden, der nicht viel Erde hatte.Es ging bald auf, aber als die Sonne aufging, verwelkte es.
Da es keine Wurzeln hatte, verdorrte es.
Etliches fiel unter die Dornen.Die Dornen wuchsen und erstickten es.
Doch etliches fiel auf gutes Landund trug gute Früchte;etliches hundertfach,etliches sechzigfach,etliches dreißigfach.
Wer Ohren hat zu hören, der hörel“
Gute anken+ Gute Gefühle=Gute Früchte
Unkonfessionelle Wege für Wahrheitssucher
Autoren, Originaltitel und Ersterscheinungsjahr des Originals:
James Allen
(The Way of Peace - 1907)
Arnold Bennett
(How to live on 24 Hours a Day - 1910)
Neville Goddard
(Our Real Belief - 1964)
Henry Thomas Hamblin
(The Power of Thought - 1929)
Walter C. Lanyon
(A Royal Diadem - 1921)
Übersetzung und Bearbeitung:
Benno Schmid-Wilhelm
Herausgeber:
I-Bux.Com
Druck und Verlag:
tredition GmbHHalenreie 40-44D-22359 Hamburg
ISBN:
Paperback: 978-3-347-14752-2Hardcover: 978-3-347-14753-9E-Book: 978-3-347-14754-6
Inhalt
The Way of Peace - 1907
Autor: James Allen
Der Weg zum Seelenfrieden
Kapitel 1: Die Macht der Meditation
Kapitel 2: Selbst und Wahrheit im Widerstreit
Kapitel 3: Spirituelle Macht erlangen
Kapitel 4: Selbstlose Liebe vorleben
Kapitel 5: Das Unendliche betreten
Kapitel 6: Heilige und Weise. Das Gesetz des Dienens
Kapitel 7: Innere Ausgeglichenheit erlangen
How to live on 24 Hours a Day - 1910
Autor: Arnold Bennett
Wie man mit 24 Stunden am Tag auskommt
Kapitel 1: Das tägliche Wunder
Kapitel 2: Der Wunsch, sein Pensum zu überziehen
Kapitel 3: Vorkehrungen vor dem Anfangen
Kapitel 4: Die Krux
Kapitel 5: Tennis und die unsterbliche Seele
Kapitel 6: Man bedenke die menschliche Natur
Kapitel 7: Gedankenkontrolle
Kapitel 8: Nachdenklichkeit und Innenschau
Kapitel 9: Interesse an Kunst
Kapitel 10: Von wegen eintönig
Kapitel 11: Anspruchsvolle Lektüre
Kapitel 12: Zu umschiffende Klippen
Our Real Belief - 1964
Autor: Neville Lancelot Goddard
Was wir wirklich glauben
Krankenschwester gewinnt Ägyptenreise Drehbuchautor bekommt Honoraraufbesserung Auftragnehmer wirkt imaginativ auf Auftraggeber ein Mann visualisiert Lieferung eines Gerätes
The Power of Thought - 1929
Autor: Henry Thomas Hamblin
Die Macht der Gedanken
Zum Geleit
Kapitel 1: Gedanken, die Ursache unseres Tuns
Kapitel 2: Opfer der Unwissenheit
Kapitel 3: Opfer der Suggestion
Kapitel 4: Das Geheimnis der Überwindung
Kapitel 5: Schöpfer unseres eigenen Ungemachs?
Kapitel 6: Rechtes Denken. Die Grundlage für Erfolg
Kapitel 7: Auswirkungen des Denkens auf die Gesundheit
Kapitel 8: Die Anziehungskraft von Gedanken
Kapitel 9: Gedankenkontrolle und spirituelle Verwirklichung
Kapitel 10: Überwindung der Angst
Kapitel 11: Keine Forderung, sondern Gehorsam
Kapitel 12: Erste Schritte
A Royal Diadem - 1921
Autor: Walter C. Lanyon
Ein königliches Diadem
Sie haben den Brief doch abgeschickt, nicht wahr?
Verwirklichung
Ihr Talent
Ich bin so, wie ich gerne wäre Camilla
Bevor der Sandmann kommt
Mein Becher läuft über
Der andere Typ
Ein geteiltes Reich
Es werde Licht!
Weitere Bücher, die Ihr Leben gestalten
James Allen
James Allen wurde am 28. November 1864 in der englischen Stadt Leicester in eine Arbeiterfamilie (Textilindustrie) geboren. Großbritannien war damals das globale Machtzentrum, und im weltumspannenden Britischen Weltreich ging die Sonne buchstäblich nie unter.
Als James Allen geboren wurde, war das Fabrikensystem bereits gut etabliert, und die meisten Werktätigen verrichteten untergeordnete Tätigkeiten; Kinderarbeit war durch ein 1864 erlassenes Gesetz ausdrücklich gestattet.
Die meisten Briten gehörten formell der anglikanischen Kirche an, andere protestantische Glaubensrichtungen, darunter die Baptisten und diverse kalvinistische Sekten, bekamen im 19. Jahrhundert jedoch vermehrt Zulauf. Ob James Allen einer institutionellen Kirche angehörte, ist nicht überliefert.
Dass James Allen des Schreibens kundig war, war für die damalige Zeit keineswegs selbstverständlich. Er hatte jedoch mindestens sechs ältere Geschwister (und auch einige jüngere – insgesamt waren es mindestens zehn Kinder), die eventuell mit zum Schulgeld beigetragen hatten. Allerdings verlor er seinen Vater bereits als Fünfzehnjähriger und James musste auch zum Unterhalt der Familie mit beitragen.
Als James etwa zwanzig Jahre alt war, kamen auch Telegraf und Telefon als neue Kommunikationsmittel auf. Die Arbeitszeiten wurden kürzer und die Menschen hatten etwas mehr Freizeit.
Um 1890 nahm er in London eine Stelle in einer Schreibstube an. Er hatte nun mehr Zeit zum Lesen, und später dann zum Schreiben. Es ist bekannt, dass er ein eifriger Leser war, und bereits als Siebzehnjähriger Shakespeare las.
Er studierte die Bibel, die Schriften Buddhas und Laotses.
Als Vierundzwanzigjähriger entdeckte er „Die Leuchte Asiens“ von Sir Edwin Arnold – ein Buch über den Buddhismus – und wurde mit Sicherheit nachhaltig davon beeinflusst. (Im vorliegenden Buch zitiert er daraus).
Spätestens ab 1901 lebte James Allen mit seiner irischstämmigen Frau Lily und der gemeinsamen Tochter Nora in Bath im Südwesten Englands. Ein junger Schotte namens George Bain wohnte ebenfalls bei ihnen. Der Mädchenname seiner Frau war Lily Louisa Oram; die Eheschließung fand im Mai 1895 statt. Um diese Zeit arbeitete James Allen als Privatsekretär.
Offenbar wechselte James im Jahre 1902, nachdem er eine Zeitschrift mit dem Titel „The Light of Reason“ gegründet hatte, in die selbstständige schriftstellerische Tätigkeit über.
Sein erklärtes Ziel war es, Menschen bei der Überwindung emotioneller und psychologischer Schwierigkeiten zu helfen, indem er ihnen die Macht der Innenschau, der Selbstverwirklichung und des Glaubens aufzeigte. Es ging ihm um eine reine Lebensführung, Selbstbeherrschung und Abkehr von der Sünde und auch um eine Versöhnung zwischen Religion und Wissenschaft (Darwins 1859 erschienenes Werk „Über die Entstehung der Arten“ hatte für viel Aufruhr gesorgt).
James Allens Werke sind keine theologischen Abhandlungen; vielmehr praktische Ratschläge, die dem Menschen die innere Wahrheit erschließen und ihm aufzeigen, wie sein Innenleben im Äußern widergespiegelt wird.
Seine ziemlich auflagenstarke und sogar in Nordamerika, Neuseeland und Indien bekannte Zeitschrift enthielt zunächst Artikel von ihm, seiner Frau und anderen Gleichgesinnten. Er ging auch auf Vortragstouren.
Insgesamt verfasste James Allen neunzehn Bücher.
Von I-Bux.Com herausgegebene Texte von James Allen:
„Wie der Mensch denkt, so ist er“
(dreisprachig: englisch, deutsch, spanisch), erschienen beim Verlag tredition GmbH (ISBN: 978-3-7439-2124-5)
Hierzu gibt es ein kostenloses Arbeitsheft (http://goo.gl/8i6PFH)
sowie eine Nacherzählung, die so geschrieben ist, als würde James den Inhalt seiner Frau Lily erklären. (http://goo.gl/1ZzJTB)
„Der Weg zum Wohlstand“
(„The Path To Prosperity“)
Taschenbuch:
http://goo.gl/hFWsvh
Kindle:
http://goo.gl/s7H98z
PDF:
http://goo.gl/BtsLCf
Hörprobe:
http://b.link/derwegzumwohlstand
„Das Schicksal meistern“.
(„The Mastery Of Destiny“)
Taschenbuch:
http://goo.gl/g6tIzV
Kindle:
http://goo.gl/zwFDYp
PDF:
http://goo.gl/Qh4Ruy
Das Original von „Wie der Mensch denkt, so ist er“ („As A Man Thinketh, So Is He“) erschien 1902. James veröffentlichte es erst auf Drängen seiner Frau. Vierzehn Jahre später, 1916, erschien es bereits in seiner elften Auflage.
Sein Lebensstil war spartanisch und diszipliniert.
Er begann den Tag mit einem Spaziergang über die Klippen, wo er eine Stunde lang meditierte. Danach widmete er sich dem Schreiben und der Gärtnerei.
James Allen verstarb am 24. Januar 1912 nach kurzer Krankheit. Die Nachfolgezeitschrift von „The Light of Reason“ wurde mit dem mittlerweile geänderten Titel „The Epoch“ von seiner Frau weitergeführt. Lily gab auch ein Buch mit Haushaltstipps heraus („The Bryngoleu Cookbook“).
Lily fasste das Werk ihres Mannes wie folgt zusammen:
„Er schrieb nie über Theorien oder nur um des Schreibens willen, sondern immer nur dann, wenn er eine Botschaft zu vermitteln hatte.
Als Botschaft war das Geschriebene nur tauglich, wenn er es selbst erlebt hatte und kannte. Deshalb schrieb er über bewährte Fakten.“
Sein Nachlass wurde 1912 mit 142 Pfund Sterling bewertet.
Wenngleich er materiell nie reich war, kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass der Nachlass für die Menschheit Reichtümer der Inspiration enthält.
Der Weg zum Seelenfrieden
(Originaltitel: „The Way Of Peace“)
von
James Allen
Auch als Hörbuch erhältlich
(Audana-Verlag)
Hörprobe:
Hörprobe:
http://b.link/Derwegzumseelenfrieden
Kapitel 1 - Die Macht der Meditation
Die spirituelle Meditation ist der Weg zum Göttlichen. Sie ist die mystische Leiter, welche von der Erde zum Himmel, vom Irrtum zur Wahrheit, von Leid zu Seelenfrieden führt.
Jeder Heilige hat sie erklommen; jeder Sünder muss früher oder später zu ihr gelangen, und jeder müde Pilger, der seinem Selbst und der Welt den Rücken kehrt und seinen Blick entschlossen auf das Haus seines Vaters richtet, muss auf ihrem Boden wandeln.
Nur mit ihrer Hilfe ist es möglich, in den göttlichen Zustand hineinzuwachsen; ohne ihre Unterstützung bleiben Ihnen göttlicher Friede, die nicht verblassende Herrlichkeit und die ungetrübten Freuden der Wahrheit verborgen.
Die Meditation ist das intensive gedankliche Verweilen bei einem geistigen Vorstellungsbild oder einem Thema, mit dem Ziel, es umfassend zu begreifen. Alles, worüber Sie regelmäßig meditieren, wird sich nicht nur Ihrem Verständnis erschließen, sondern immer stärker verwirklichen, da es in Ihr Wesen eingepflanzt und Teil Ihrer selbst wird.
Solange Sie sich selbstsüchtigen und entwürdigenden Gedanken hingeben, werden Selbstsucht und Würdelosigkeit zunehmen; falls Sie andererseits unablässig an Reines und Selbstloses denken, werden Sie mit Sicherheit immer reiner und uneigennütziger werden.
Verraten Sie mir, worüber Sie die meiste Zeit über intensiv nachdenken, und womit Sie sich in Ihren stillen Stunden ganz natürlich beschäftigen, und ich sage Ihnen, ob Sie auf dem Pfade des Leidens oder des inneren Friedens wandeln.
Ich sage Ihnen auch, ob Sie erhabener oder entmenschlichter werden.
Es gibt eine unleugbare Tendenz, buchstäblich zu dem zu werden, worüber man die meiste Zeit nachdenkt.
Richten Sie Ihre Meditation deshalb nach oben und nicht nach unten aus, damit Sie jedes Mal, wenn Sie sich geistig mit diesen Vorstellungen beschäftigen, höher steigen.
Achten Sie darauf, dass Ihre Gedanken rein und frei von selbstsüchtigen Elementen sind, damit Ihr Herz geläutert und näher an die Wahrheit herangeführt werde, statt verunreinigt und immer tiefer in den Sumpf der Irrtümer hineingezogen zu werden.
Die Meditation ist - in der spirituellen Bedeutung, in der ich dieses Wort hier gebrauche - das Geheimnis aller Zunahme der Spiritualität und des Wissens. Jeder Prophet, Weise und Erlöser wurde über die Meditation zu einem solchen.
Buddha meditierte so lange über die Wahrheit, bis er sagen konnte: „Ich bin die Wahrheit“.
Jesus brütete so lange über das göttliche Wesen, bis er erklären konnte: „Ich und der Vater sind eins“.
Die auf universelle Realitäten ausgerichtete Meditation ist das ureigene Wesensmerkmal des Gebets. Sie ist das stille Zugehen der Seele auf das Ewige.
» Auf das Erbetteln beschränktes Beten, das nicht in eine Meditation eingebettet ist, gleicht einem seelenlosen Körper. Es ist nicht imstande, Geist und Herz über die Sündhaftigkeit und das Elend zu erheben.
Falls Sie täglich um mehr Weisheit, mehr Seelenfrieden und eine bessere Erkenntnis der Wahrheit beten, und dennoch davon noch weit entfernt sind, belegt dies, dass Sie zwar um das Eine beten, aber in Gedanken und in der Tat gleichzeitig das Andere leben.
Sobald Sie von einer solchen Inkonsequenz ablassen und Ihr Denken von den Dingen abziehen, woran die Selbstsüchtigen ihr Herz hängen, und sobald Sie aufhören, von Gott etwas zu erflehen, was Sie nicht verdient haben, und keine Liebe und Anteilnahme mehr erbetteln, welche Sie selbst Ihren Mitmenschen verwehren, sondern anfangen, im Geiste der Wahrheit zu denken und zu handeln, werden Sie von Tag zu Tag mehr in diese neuen Realitäten hineinwachsen und letztendlich eins mit ihnen werden.
Wer sich irdische Vorteile verschaffen will, muss bereit sein, energisch dafür zu arbeiten, und man würde ihn sicherlich für einen Narren halten, wenn er nur passiv abwarten und sich mit dem Erflehen begnügen würde.
Was veranlasst dann manche Leute zu der Annahme, dass sie himmlische Gaben ohne eigenes Zutun erhalten könnten?
Nur dann, wenn Sie anfangen, im Reich der Wahrheit ernsthaft Ihren Beitrag zu leisten, wird Ihnen das Brot des Lebens gereicht werden, und sobald Sie sich durch geduldiges und konsequentes Mittun den spirituellen Lohn für das Erbetene verdient haben, wird er Ihnen nicht vorenthalten werden.
Erst nachdem Sie wirklich auf der Suche nach der Wahrheit sind, und nicht nur eine private Befriedigung anstreben, und diese Wahrheit über alle weltlichen Vergnügungen und Vorteile und sogar über das persönliche Glück stellen, werden Sie bereit sein, die Mühen auf sich zu nehmen, denen Sie sich auf dem Weg zu ihrer Erkenntnis unterziehen müssen.
Falls Sie frei von Sünde und Sorgen sein wollen; falls Sie diese makellose Reinheit, um die Sie beten und nach der Sie trachten, erleben wollen und falls Sie Weisheit und Wissen erlangen wollen und einen tiefen und wohltuenden Seelenfrieden erfahren wollen, steht Ihnen der Weg der Meditation offen.
Das höchste Ziel Ihrer Meditation sollte die Wahrheit sein. Mit ziellosen Träumereien hat die Meditation nichts gemein!
Die Meditation hat nichts Träumerisches oder Unpraktisches an sich. Sie ist vielmehr ein Prozess des Suchens und kompromisslosen Denkens, bei dem nichts außer der reinen Wahrheit übrig bleiben darf!
Beim Meditieren lassen Sie Ihre vorgefassten Auffassungen beiseite. Sie vergessen sich selbst und richten sich nur auf die Wahrheitssuche aus. Auf diese Weise beseitigen Sie eine Fehlauffassung nach der anderen, welche Sie sich im Laufe der Zeit angeeignet haben, und warten geduldig auf die Offenbarung der Wahrheit, die sich Ihnen dann präsentieren wird, nachdem Ihre Fehlauffassungen beseitigt sind.
In dieser stillen Bescheidenheit werden Sie die folgenden Zeilen des Dichters Robert Browning1 nachempfinden können:
„Im tiefsten Innern eines jeden Menschen gibt es einen Kern,
in dem die Wahrheit in Ihrer Fülle wohnt;
darum herum wird sie von Wand zu Wand
von grobem Fleische eingehüllt,
diese vollkommene, reine Wahrheit.
Ein wirres und seltsames fleischliches Geflecht legt sie in Ketten,
führt zu allen Verfehlungen.
Nun geht es viel mehr um die Erkenntnis, eine Bahn nach außen zu öffnen,
durch welche die eingepferchte Herrlichkeit entweichen kann,
als darum, eine Zutrittspforte für das im Außen vermutete Licht zu bauen.“
Entscheiden Sie sich für einen festen Meditationszeitpunkt während des Tages, und halten Sie diese Zeit heilig.
Am besten ist hierfür der frühe Morgen geeignet, wenn die Atmosphäre der Ruhe auf allem liegt. Um diese Zeit verhalten sich alle natürlichen Bedingungen zu Ihren Gunsten; die Leidenschaften sind nach dem langen körperlichen nächtlichen Fasten beruhigt, die Aufregungen und Sorgen des Vortages haben sich abgekühlt, und das starke, aber ruhige Unterbewusstsein ist für spirituelle Anweisungen empfangsbereit. Dazu kommt, dass Sie Lethargie und Abgeschlagenheit abgeschüttelt haben, da Sie sich Ihren Tagesaufgaben andernfalls nicht stellen könnten.
Spirituell wach zu sein, bedeutet auch, geistig und körperlich wach zu sein. Dem Faulenzer und Zügellosen kann sich die Wahrheit nicht erschließen. Ein gesunder und kräftiger Mensch, der die ruhigen und wertvollen Stunden der Morgenstille mit schläfrigem Herumtrödeln vergeudet, ist unfähig, himmlische Höhen zu erklimmen.
Wer sich hingegen seiner großen Möglichkeiten bewusst geworden ist; wer die Dunkelheit der Unwissenheit, in welche die Welt eingehüllt ist, abgestreift hat, erhebt sich, bevor die Sterne ihre Nachtwache beendet haben, stellt sich der Finsternis in seiner Seele, und strebte auf das Licht der Wahrheit zu, während die schlaftrunkene Welt noch vor sich hinschlummert.
„Die Höhen,
welche außergewöhnliche Menschen erklommen, gelangen ihnen nicht in einem kurzen Satz, doch während ihre Zeitgenossen noch im Schlaf benommen, verdienten sie sich ihren Platz“.2
Falls Sie Ihr Tagwerk in den frühen Morgenstunden erledigen müssen, und Ihnen die Durchführung einer systematischen Meditation um diese Tageszeit deshalb ungelegen kommt, können Sie Ihre Übung auch auf die Abendstunden verlagern.
Sollte Ihnen dies aufgrund der Dauer und Anforderungen Ihrer beruflichen Arbeit nicht möglich sein, können Sie Ihre Gedanken während der Pausenzeiten meditativ nach oben richten oder müßige Minuten nutzen, die Sie ansonsten ziellos vergeuden würden.
Sollte Ihre Arbeit routinemäßig erledigt werden können und keinen konzentrierten Gedankeneinsatz erfordern, können Sie durchaus auch während einer solchen Arbeit meditieren. Jakob Böhme3 erwarb sich sein großes Wissen über universelle Zusammenhänge, während er viele Stunden als Schuhmacher arbeitete.
In jedem Leben gibt es Zeit zum Nachdenken, und auch der Geschäftigste kann sich nicht mit Zeitmangel herausreden.
Spirituelle Meditation und Selbstdisziplin gehen Hand in Hand. Aus diesem Grunde sollten Sie damit beginnen, über sich selbst nachzudenken, und versuchen, sich selbst besser zu verstehen, denn das große Ziel ist die völlige Beseitigung all Ihrer Fehlannahmen und Fehler, um die Wahrheit erkennen zu können.
Hinterfragen Sie Ihre Beweggründe, Ihre Gedanken und Verhaltensweisen, und vergleichen Sie sie mit Ihrem Ideal. Bemühen Sie sich darum, diese Aspekte ruhig und neutral zu sehen.
Auf diese Weise wird eine wesentliche Voraussetzung, ohne die der Mensch wie ein hilfloser Strohhalm im Ozean treibt, nämlich Ihr mentales und spirituelles Gleichgewicht, immer mehr zunehmen.
Falls Sie zu Hass- oder Wutgedanken neigen, sollten Sie über Güte und Vergebung nachdenken und diese Werte in das Zentrum Ihrer Meditation bringen. So werden Sie sich Ihres unbeherrschten und törichten Verhaltens bewusster.
Sie werden dann immer mehr in Gedanken der Liebe, der Sanftmut und der großzügigen Vergebung hineinwachsen und in dem Maße, in dem Sie die niederen Ebenen durch die höheren überwinden, wird sich in Ihrem Herzen ein Wissen um das göttliche Gesetz der Liebe ausbreiten, das sich verständnisvoll über die Verworrenheit des Lebens und der Verhaltensweisen legt.
Indem Sie dieses innere Wissen jedem Ihrer Gedanken, Worte und Handlungen zugrunde legen, werden Sie immer sanftmütiger, liebender und einfühlsamer. Auf diese Weise werden Sie jedes Fehlverhalten, jeden eigennützigen Wunsch, jede menschliche Schwäche auf dem Wege der Innenschau überwinden, und im Zuge der Auslöschung jeder Sünde, jedes Fehlers, wird Ihre Seele durch ein immer heller werdendes Licht der Wahrheit erleuchtet werden.
Die Meditation oder, was dasselbe ist, die Innenschau, wird Sie deshalb gegen Ihren wahren Feind, Ihr selbstsüchtiges und vergängliches Selbst, wappnen, und Sie immer tiefer im göttlichen und unvergänglichen Selbst, welches von der Wahrheit nicht abgetrennt werden kann, verankern.
Das unmittelbare Ergebnis Ihrer Meditationen wird eine gelassene, spirituelle Stärke sein, welche im Leben Ihr Standplatz und Ausgangspunkt sein wird. Die bewältigende Macht hehrer Gedanken und das in Stunden schweigsamer Meditation gewonnene Wissen sind groß und in Zeiten der Zerrissenheit, Sorgen oder Versuchungen wird Ihre Seele davon zehren können.
Je mehr Sie durch die Macht der Meditation an Weisheit gewinnen, umso mehr werden Ihre eigennützigen und kurzzeitigen Wünsche, welche ohnedies nur Sorgen und Leid produzieren, von Ihnen abfallen, und Sie werden aus einer inneren Ruhe heraus zuversichtlich den unwandelbaren Prinzipien vertrauen.
Die Einübung der Meditation bringt Ihnen das Wissen um ewige Prinzipien, und die aus der Meditation erwachsende Macht ist die Fähigkeit, sich zu diesen Prinzipien zu bekennen und auf sie zu bauen, um auf diese Weise eins mit dem Ewigen zu werden.
Deshalb öffnet die Meditation eine direkte Schleuse zur Wahrheit, und offenbart universellen und tiefen Seelenfrieden.
Lassen Sie Ihre Meditationen aus dem ethischen Unterbau entstehen, der jetzt Ihr Fundament darstellt. Bedenken Sie, dass Sie durch Beharrlichkeit in die Wahrheit hineinwachsen!
Ihr Vorbild sollten jedoch nicht jene scheinbar Rechtgläubigen sein, die sich weigern, über das Gesetz der Wahrheit nachzudenken und die die von ihrem Meister überlieferten Gebote selbst missachten: religiöse Eiferer, die sich mit der formellen Gottesverehrung begnügen und ihre jeweiligen Dogmen verfechten, dabei gleichzeitig weiterhin in Sünde und Verfehlungen leben.
Trachten Sie danach, sich durch die Macht der Meditation von selbstsüchtigem Festklammern an Halbwahrheiten und parteiischen Göttern fernzuhalten; meiden Sie inhaltsleere Äußerlichkeiten und floskelhafte Lippenbekenntnisse.
Richten Sie Ihr Leben auf die makellose Wahrheit aus; dann kann nichts und niemand Sie davon abhalten, die Wahrheit zu erkennen.
Wer eine ernsthafte Innenschau betreibt, wird zunächst eine scheinbar weit entfernte Wahrheit ausmachen, und diese dann im Zuge seiner täglichen Übungen immer deutlicher erkennen. Die beharrliche Praxis ist die Voraussetzung, um die Wahrheit durch reines Denken erkennen zu können.
Buddha, sagte: „Wer sich der Eitelkeit hingibt und die Meditation vernachlässigt, verkennt das wirkliche Ziel des Lebens und grabscht nach dem Vergnügen. Er wird eines Tages den beneiden, der sich der Meditation gewidmet hat.“
Er unterwies seine Jünger in den „fünf großen Meditationen“:
» „Die erste Meditation ist die Meditation über die Liebe, bei der Ihr Euer Herz auf das Wohl aller Lebewesen ausrichtet. Dies beinhaltet auch das Wohlergehen Eurer Feinde.“
» „Die zweite Meditation ist die Meditation über dasMitgefühl, bei der Ihr an alle Not leidenden Wesen denkt und in Eurer Vorstellung an ihren Sorgen und Ängsten Anteil nehmt, um so in Eurer Seele ein Mitgefühl zu erwecken.“
» „Die dritte Meditation ist die Meditation über die Freude, bei der Ihr an den Wohlstand Eurer Mitmenschen denkt, und Euch mit ihnen an ihren Erfolgen erfreut“.
» „Die vierte Meditation ist die Meditation über die Unreinheit, bei der Ihr die schändlichen Folgen von Korruption, Sünde und Krankheit bedenkt. Oftmals ist das kurzzeitige Vergnügen des Augenblicks seicht, die Folgen aber sind verheerend.“
» „Die fünfte Meditation ist die Meditation über die Gelassenheit, bei der Ihr Euch über Liebe und Hass, Tyrannei und Unterdrückung, Reichtum und Begierde, erhebt, und Euer eigenes Schicksal mit neutraler Gelassenheit und innerer Ruhe betrachtet.“
Über diese Meditationen gelangten Buddhas Schüler zu Erkenntnissen über die Wahrheit.
Ob Sie sich nach diesen Meditationen richten oder nicht, ist jedoch nicht das Entscheidende; vielmehr geht es darum, die Wahrheit als Ihr Ziel festzulegen.
Solange Sie in Ihrem Herzen nach dieser Rechtschaffenheit und nach einem untadeligen Leben hungern und dürsten, befinden Sie sich auf den richtigen Weg.
Erfüllen Sie deshalb bei Ihren Meditationen Ihr Herz mit einer immer umfassenderen Liebe, bis Sie von allem Hass, aller Verurteilung, aller Missgunst befreit sind und diese Liebe das gesamte Universum in ihre Zärtlichkeit einhüllt!
So wie die Blume ihre Blätter öffnet, um das Morgenlicht aufzunehmen, öffnen auch Sie Ihre Seele immer weiter, um das herrliche Licht der Wahrheit hereinzulassen. Schwingen Sie sich auf den Flügeln des Strebens nach oben; seien Sie furchtlos und glauben Sie an die höchsten Möglichkeiten!
Glauben Sie daran, dass ein Leben in absoluter Sanftmut möglich ist, und glauben Sie auch an makellose Reinheit. Gehen Sie davon aus, dass die Verwirklichung der höchsten Wahrheit möglich ist.
Wer dies zu glauben vermag, erklimmt die himmlischen Hügel zügig, während andere, die diesen Glauben nicht aufbringen können, weiterhin in der Dunkelheit umhertappen und sich im Nebel verirren.
Diese Glaubenshaltung, dieses Streben, diese Art des Meditierens wird Ihre spirituellen Erfahrungen verschönern und Ihre inneren Offenbarungen verzücken.
Sobald Sie die göttliche Liebe, die göttliche Gerechtigkeit, die göttliche Reinheit, das vollkommene Gesetz des Guten erkennen, wird Ihnen ein großes Glück zuteil und Sie werden einen tiefen Seelenfrieden verspüren.
Alte Dinge fallen von Ihnen ab und alle Dinge werden neu werden. Der für das Auge des Irrtums so dichte und undurchdringliche, für das Auge der Wahrheit jedoch so dünne und durchscheinende Schleier des materiellen Universums, wird gelüftet, und das spirituelle Universum wird sich Ihnen offenbaren.
Die Zeit wird zu existieren aufhören, und Sie leben in der Ewigkeit.
Veränderungen und Sterblichkeit bereiten Ihnen keine Angst mehr, denn nun ruhen Sie im Unveränderlichen, im Herzen der Unsterblichkeit.
1 Robert Browning (1812 – 1889)Englischer Dichter und Dramatiker
2 Henry Wadsworth Longfellow(1807 – 1882)US-amerikanischer Schriftsteller
3 Jakob Böhme(1575 – 1624)Deutscher Mystiker, Philosoph und Theosoph
Kapitel 2Selbst und Wahrheit im Widerstreit
Auf dem Schlachtfeld der menschlichen Seele streiten zwei Herren ständig um die Krone der Vorherrschaft, um die Beherrschung der Seele:
- der Gebieter des Selbst, auch „Fürst dieser Welt“ genannt
- und der Meister der Wahrheit, auch „Gottvater“ genannt.
Der Gebieter des Selbst ist jener rebellische Herr, dessen Waffenkoffer Zorn, Stolz, Gier, Eitelkeit, Eigensinn und Gerätschaften der Finsternis enthält.
Der Gebieter der Wahrheit ist der Sanfte und Demütige, dessen Waffen Güte, Geduld, Reinheit, Opfer, Bescheidenheit, Liebe und Licht heißen.
Dieser Wettkampf findet in jeder Seele statt, und der Soldat kann nicht in zwei sich gegenüberstehenden Armeen gleichzeitig dienen. Deshalb steht jedes Herz entweder aufseiten des Selbst oder aufseiten der Wahrheit. Halbe Sachen gibt es hier nicht.
„Es gibt das Selbst und es gibt die Wahrheit. Wo das Selbst ist, ist die Wahrheit fern; wo die Wahrheit ist, ist das Selbst fern“. So sprach Buddha.
Und Jesus, der manifestierte Christus, erklärte: „Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon gleichzeitig dienen.“
Die Wahrheit ist so einfach, so absolut unbeirrbar und kompromisslos, dass sie keine Unübersichtlichkeit zulässt. Modifizierungen oder Abstriche sind nicht möglich.
Das Selbst ist erfindungsreich, es windet sich, und wird von subtilen und hinterhältigen Wünschen regiert, es ist verbiegbar und trickreich, und der verblendete Anbeter des Selbst glaubt, dass er sich jeden beliebigen irdischen Wunsch erfüllen und gleichzeitig in Besitz der Wahrheit gelangen könne.
Doch der Wahrheitsliebende verehrt die Wahrheit unter Aufgabe des Selbst und schottet sich gegen die Weltlichkeit und den Eigennutz ab.
Wollen Sie die Wahrheit erkennen? Dann müssen Sie bis ins Extrem opfer- und verzichtbereit sein, denn die Wahrheit in all ihrer Herrlichkeit kann nur dann wahrgenommen und erkannt werden, wenn das letzte Überbleibsel des Selbst verschwunden ist.
Der ewige Christus erklärte: „Wer mir nachfolgen will, verleugne sich täglich selbst!“
Sind Sie bereit, sich zu verleugnen, auf Ihre Gelüste zu verzichten, Ihre Vorurteile abzustreifen, Ihre vorgefassten Meinungen aufzugeben?
Falls ja, können Sie den schmalen Pfad der Wahrheit betreten und werden einen Seelenfrieden erfahren, wie er der Welt verwehrt wird.
Die absolute Ablehnung, die völlige Auslöschung des Selbst, ist der vollkommene Zustand der Wahrheit; auf dem Weg zu diesem Ziel sind sämtliche Religionen und Philosophien lediglich Hilfsmittel.
Das Selbst ist die Ablehnung der Wahrheit. Die Wahrheit ist die Ablehnung des Selbst.
Wenn Sie das Selbst sterben lassen, werden Sie in der Wahrheit wiedergeboren. Am Selbst festzuhalten, heißt, die Wahrheit fernzuhalten.
Solange Sie am Selbst festhalten, wird Ihr Lebensweg mit Schwierigkeiten gepflastert sein; wiederholte schmerzliche und leidvolle Erfahrungen, Enttäuschungen und Sorgen werden Ihr Los sein.
Auf dem Pfade der Wahrheit gibt es keine Schwierigkeiten; wer zur Wahrheit kommt, wird Sorgen und Enttäuschungen nicht mehr kennen.
Die Wahrheit ist weder unsichtbar noch verbirgt sie sich in der Dunkelheit. Sie wird immer geoffenbart und ist eindeutig erkennbar. Doch die Blinden und die auf Irrwegen Umherstreifenden können sie nicht sehen. Das Tageslicht verbirgt sich nur dem Blinden, und das Licht der Wahrheit verheimlicht sich nur dem, der vom Selbst geblendet wird.
Die Wahrheit ist die einzige Realität im Universum, die innere Harmonie, die völlige Gerechtigkeit, die ewige Liebe. Ihr kann nichts hinzugefügt werden, und von ihr kann nichts weggenommen werden. Sie hängt nicht von einem bestimmten Menschen ab, aber alle Menschen hängen von ihr ab.
Solange man durch die Brille des Selbst blickt, kann man die Schönheit der Wahrheit nicht erkennen. Wer eitel ist, wird alles durch die Brille seiner Eitelkeit sehen; wer lüstern ist, wird alles durch die Verzerrgläser seiner Leidenschaften sehen. Wer hochmütig und eingebildet ist, wird auf der Welt nur seine eigene Meinung gelten lassen.
Es gibt eine herausragende Eigenschaft, welche den Menschen der Wahrheit vom Menschen des Selbst unterscheidet: die Bescheidenheit. Wahre Bescheidenheit und Demut sind mehr als nur das Freisein von Eitelkeit, Engstirnigkeit und Egoismus; ein solcher Mensch misst seinen eigenen Meinungen keinerlei Wert bei.
Wer sich jedoch in das Selbst versenkt hat, hält seine Meinungen für die Wahrheit und die Anschauungen seiner Mitmenschen für Irrtümer.
Der bescheidene Wahrheitssucher, der zwischen Meinung und Wahrheit zu unterscheiden gelernt hat, blickt mit Nächstenliebe und Barmherzigkeit auf jeden Menschen und hat es nicht nötig, seine eigene Meinung gegen diejenigen der anderen zu verteidigen; es macht ihm nichts aus, seine Meinungen zu opfern, und den Geist der Wahrheit sogar noch mehr zu leben, denn die Wahrheit ist unaussprechlich und kann nur gelebt werden. Der größte Menschenfreund ist der Wahrheit am nächsten.
Menschen liefern sich erhitzte Streitgespräche und gehen irrtümlicherweise davon aus, dass sie die Wahrheit verteidigen würden, während sie in Wirklichkeit doch nur ihre kleingeistigen Interessen und vergänglichen Meinungen verfechten.
Der im Selbst gefangene Mensch fährt seine Geschütze gegen andere Menschen auf. Der Wahrheitssucher schützt sich vor bloßen Meinungen. Da die Wahrheit unwandelbar und ewig ist, steht sie über Ihren oder meinen Auffassungen. Zwar können wir sie erfassen oder auch nicht, doch sowohl unsere Verteidigung als auch unsere Angriffe gegen sie sind überflüssig und tun der Wahrheit keinen Abbruch.
In ihrem Hochmut und ihrer Überheblichkeit halten vom Selbst versklavte Menschen ihre jeweilige Religion für die Wahrheit und alle übrigen Religionen für Irrlehren und gehen mit großem missionarischen Eifer vor.
Es gibt nur eine Religion, die Religion der Wahrheit!
Es gibt nur eine Irrlehre, die Irrlehre des Selbst.