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Zwei heiße Romane von Cherry Adair, die an die Grenzen des Erlaubten gehen … Sein letztes Tabu: Gleich wird Luke die junge Frau in seinem Bett haben, wird sie spüren und spüren lassen. Eine flüchtige Bekannte, aber willig … Doch ihn erwartet eine Überraschung: Sein Bett ist bereits belegt! Von der hinreißend schönen Cat, die Luke immer wollte und niemals haben kann. Weil sie das einzige Tabu ist, an das er wirklich glaubt. Gesetz der Lust: Atemberaubend, dieses Prickeln - so was kennt Tory sonst nicht. Aber seit sie mit dem Agenten Marc Savin in geheimer Mission unterwegs ist, herrschen sowieso andere Gesetze. Gefahr, Erregung, Begierde: Aufregende Gefühle, die ihren Höhepunkt finden, als Tory und Marc sich in einer Grotte verstecken müssen. Wie geschaffen für Stunden voller Lust …
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Seitenzahl: 420
Hautnah und näher
Cherry Adair
Hautnah und näher: Sein letztes Tabu
Aus dem Amerikanischen von Roswitha Enright
___________________
Cherry Adair
Gesetz der Lust
Aus dem Amerikanischen von Elke Iheukumere
MIRA® TASCHENBUCH
MIRA® TASCHENBÜCHER
erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
Geschäftsführer: Thomas Beckmann
Copyright dieser Ausgabe © 2014 by MIRA Taschenbuch
in der Harlequin Enterprises GmbH
Titel der nordamerikanischen Originalausgaben:
Seducing Mr. Right
Copyright © 2001 by Cherry Wilkinson
The Mercenary
Copyright © 1994 by Cherry Wilkinson
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with
HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln
Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln
Redaktion: Maja Gause
Titelabbildung: Getty Images, München
ISBN eBook 978-3-95576-344-2
www.mira-taschenbuch.de
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eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder
auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich
der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Cherry Adair
Hautnah und näher: Sein letztes Tabu
Aus dem Amerikanischen von Roswitha Enright
Als Catherine Harris abrupt aus ihrem tiefen Schlaf erwachte, wurde ihr mit einem Schlag Folgendes bewusst: Erstens, sie lag vollkommen nackt in Luke Van Burens Bett.
Zweitens, Luke war gerade im Begriff, sein Schlafzimmer zu betreten.
Drittens, er war nicht allein. Das Lachen einer Frau mischte sich in Lukes tiefen Bariton.
Eigentlich sollte er doch erst in ein paar Tagen aus San Francisco zurückkommen. Cat versuchte, nicht in Panik zu geraten. Jahrelang hatte sie das Ganze geplant, und nun war alles umsonst?
Sie stützte sich auf einem Ellbogen auf und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Hatte sie nicht vor dem Einschlafen ihren BH über den Wecker geworfen, weil die grellroten Zahlen sie störten? Cat ließ sich seufzend wieder ins Kissen fallen. Sie war noch ganz benommen, und alle Lösungen, die ihr einfielen, waren absolut unsinnig. Sollte sie sich etwa unter dem Bett verstecken und dann vielleicht miterleben müssen, wie Luke sich zehn Zentimeter über ihr vergnügte? Niemals. Oder sollte sie aus dem Fenster steigen und sich von der Feuerwehr von dem schmalen Sims im 22. Stockwerk retten lassen? Auch das war keine gute Idee.
Sie hörte einen leisen Aufprall. Ein Schuh? Der eigene Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren, trotzdem hörte sie das Rascheln von Stoff. Dann stöhnte jemand ungeduldig und schien die Lippen auf nackte Haut zu pressen. In der Türöffnung war Luke in einem weißen Hemd zu sehen, das gerade von zwei schlanken Frauenhänden abgestreift wurde. Cat sah, wie es zu Boden flatterte. Dann machte es klick.
Du liebe Zeit, war das seine Gürtelschnalle? Ein Reißverschluss wurde aufgezogen, und ein leidenschaftlicher Kuss folgte.
“O Luke!” Die Frau lachte leise. Dann raschelte es wieder, es wurde heftig geflüstert und schwer geatmet. Cats Wangen glühten, und das Blut rauschte ihr in den Ohren. Bei dem Gedanken daran, was als Nächstes folgen würde, konnte sie nur mit Mühe ein hysterisches Lachen unterdrücken.
“Oh, ja, Luke, komm zu mir. So ist es richtig, ja, so musst du mich berühren. Es ist himmlisch, oh, ja, bitte.”
Nein, um Himmels willen! Cat versuchte auszuweichen, als die Frau auf das Bett fiel. Zu spät.
Das Gewicht von zwei ausgewachsenen Menschen presste Cat die Luft aus den Lungen. Sie keuchte und versuchte, die beiden wegzuschieben.
Die Frau rollte zur Seite, kam wieder auf die Füße und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Fluchend landete Luke auf dem Fußboden. “Was verdammt noch mal ist hier los?”
“Jemand ist in deinem Bett!”, kreischte die Frau.
Cat hörte, wie Luke aufstand und nach dem Schalter der Nachttischlampe suchte.
Jetzt wurde es ernst.
Sie setzte sich auf, klemmte sich die Bettdecke unter die Achseln und versuchte, eine möglichst gelassene Miene aufzusetzen. Allerdings sah sie wahrscheinlich aus wie ein wild gewordener Handfeger. Sie hatte sich das Haar nicht geflochten, bevor sie sich hinlegte, und so fiel ihr die üppige Mähne auf die nackten Schultern. Das Licht ging an, gerade als Cat sich eine besonders widerspenstige Strähne aus der Stirn blies. Sie blinzelte in dem hellen Licht. Luke sah sie mit seinen graugrünen Augen durchdringend an.
“Cat!” Er zog schnell den Reißverschluss wieder hoch und fuhr sich durch das dunkle, ungekämmte Haar. Er stöhnte auf, und Cat starrte auf seinen breiten Oberkörper.
Nur zögernd wandte sie den Blick ab. Sie senkte die Augen und wartete auf das Donnerwetter. Luke war fast einen Meter neunzig, aber jetzt schien er doppelt so groß zu sein. Und drei Mal so wütend wie damals, als sie mit seinem neuen Sportwagen rückwärts gegen den Briefkasten gefahren war.
“Ich hätte mir so was denken sollen”, sagte er und hob den BH hoch. “Deiner?” Ihr schwarzer Sport-BH lag wie ein Stück Lakritze in seiner Hand.
Cat lehnte sich vor, griff nach dem BH und hielt gleichzeitig ängstlich die Bettdecke vor der Brust zusammen. “Danke.” Als sie seine Hand berührte, durchfuhr es sie wie ein elektrischer Schock. Sie räusperte sich und sah ihn unter halb geschlossenen Augenlidern an. “Heißt das, dass ich mich jetzt anziehen muss, Liebling?”
Dann lächelte sie die andere Frau strahlend an, die verbissen die Lippen zusammenpresste, aber trotzdem sehr sexy aussah in einem sehr kurzen kleinen Schwarzen, das nicht viel mehr bedeckte als ein breiter Gürtel. Sie hatte lange Beine und einen üppigen Busen, der durch das enge Kleid noch besonders betont wurde. Das goldblonde Haar war sorgfältig frisiert, wahrscheinlich von einem sehr teuren Friseur, und fiel ihr in weichen Wellen über eine Schulter. Cat seufzte leise. Wieder so ein Venus-Verschnitt. Absolut humorlos.
Die Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt. Cat strahlte wieder. “Haben Sie heute Geburtstag?”
“Was redet sie denn da?” Die Blonde sah Luke stirnrunzelnd an, dann wandte sie ihm den Rücken zu, damit er den Reißverschluss ihres Kleides wieder zuziehen konnte. Wenn du nicht aufpasst und weiterhin so grimmig dreinblickst, dachte Cat, dann siehst du in ein paar Jahren faltig aus wie Dörrobst. Die Frau hatte einen leichten Überbiss und erinnerte Cat irgendwie an den Hamster, den sie früher besessen hatte. Scamper hatte auch immer so bösartig ausgesehen, bevor er einen in den Finger biss.
Luke kniff die Augen leicht zusammen und fixierte Cat. “Was bezweckst du damit?”
Cat riss die Augen weit auf. “Wieso? Hast du sie nicht zum Spielen mitgebracht, mein Süßer?”
“Cat ...”, sagte er warnend.
Sie lächelte ihn leicht verlegen an und versuchte, möglichst glaubwürdig auszusehen. “Ich dachte, du seist nicht in der Stadt”, sagte sie jetzt mit normaler Stimme. “Du musst es mir glauben, ich wäre doch sonst nicht hier ...”
“Wer ist das denn, zum Donnerwetter?”, fragte die Blonde wütend und schlüpfte in Pumps mit Stilettoabsätzen. Sie wirkte plötzlich nicht mehr sehr attraktiv.
Luke zog sich vorsichtig zu der Kommode an der gegenüberliegenden Wand zurück. “Cat Harris. Elizabeth Wyrech.” Dann zog er hastig eine Schublade auf, nahm einen grünen Baumwollpullover heraus und streifte ihn über. Die Farbe passte fantastisch zu seinen Augen.
”Hallo.” Cat streckte die Hand nicht aus, aus Angst, die Bettdecke zu verlieren. “Bitte, bleiben Sie doch. Sie kann doch ruhig hierbleiben, Luke, oder?”
Luke hatte Mühe, sich zu beherrschen. “Los, Cat, sag Elizabeth, wer du bist, und dann halt den Mund.”
Cat starrte ihn an. “Ist das dein Ernst? Soll ich ihr wirklich alles sagen? Weiß sie denn nicht, dass es dir leicht langweilig wird mit nur einer Frau?”
“Ein Dreier? Das ist ja pervers!” Elizabeth griff nach ihrer Tasche und hielt sie wie einen Schild vor sich. “Ich nehme mir eine Taxe.”
“Aber sie ist meine Schwester, verdammt noch mal!”
“Ach, wirklich?” Elizabeth lachte kurz auf und sah Cat aus zusammengekniffenen Augen an. Cat gab ihren Blick zurück. “Ihr habt doch unterschiedliche Nachnamen.”
“Wir haben unterschiedliche Mütter”, sagte Luke.
“Väter”, korrigierte Cat schnell.
“Sie ist meine Stiefschwester.” Luke trat schnell an das Bett heran und packte Cat beim Nacken. “Wir sind Geschwister, nicht, Cat?”
“Ja.” Cat nickte und tat so, als hätten seine Worte sie nicht verletzt. “Ich bin seine Schwester.”
“Das ist ja noch perverser”, sagte Elizabeth kalt und stürzte aus dem Schlafzimmer.
Cat zog die Decke höher und schluckte. Sie konnte den Blick nicht von Luke wenden, und ihre Wangen glühten. Seine Schwester.
Seit sie sechs war, hatte sie davon geträumt, dass er sie endlich als Teil der Familie betrachten würde. Dieser Wunsch war ihr erfüllt worden. Aber dann kam der Zeitpunkt, wo sie nicht mehr die Schwester für ihn sein wollte.
Normalerweise handelte Cat überlegt und pragmatisch, und sie hatte sich sehr überwinden müssen, Luke aufzusuchen. Bisher war das Ganze nicht sehr vielversprechend gelaufen.
“Ich bringe Liz nach Hause und bin in zwanzig Minuten wieder zurück.”
“Ich bin hier.” Sofern sie sich inzwischen nicht aus Verzweiflung vom Balkon gestürzt hatte.
Er ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. “Schlaf nicht ein. Wir müssen uns wohl mal über einiges unterhalten. Und zwar noch heute Abend.”
Musste das sein? Sie sah ihm zögernd in die Augen. Er schien entschlossen zu sein.
“Ich möchte, dass du angezogen bist, wenn ich zurückkomme.”
“Aye, aye, Käpt’n.” Cat salutierte, und die seidene Decke entglitt ihr und entblößte eine Brust.
Sie erstarrte und sah Luke aus weit aufgerissenen Augen an. Er presste die Lippen zusammen und griff nach dem Türknauf. Eine Sekunde später knallte er die Tür von außen zu.
Das ist eine fatale Situation, dachte Luke, als er nach einer Stunde ziellosen Herumfahrens wieder vor seinem Apartment hielt. Wie sollte er jemals den Anblick von Cats nackter Brust vergessen können? Seine Finger packten das Steuerrad fester. O Himmel!
Vor neunzehn Jahren hatte sein Vater Cats Mutter geheiratet. Cat und er waren also zum Glück nicht blutsverwandt. Aber Luke konnte einfach nicht vergessen, wie ekelhaft er Cat jahrelang behandelt hatte. Erst nach vielen Jahren hatte er begriffen, wie sehr sie unter ihm gelitten hatte, und um sie dafür zu entschädigen, hatte er sich geschworen, sie immer zu lieben und zu beschützen.
Das, was er jetzt für sie fühlte, stand diesem Versprechen auch nicht entgegen.
Aber kurz bevor sein Vater starb, hatte er ihm versprochen, sich um Cat zu kümmern. Und er hatte Cat hoch und heilig versichert, dass er immer der große Bruder für sie sein würde. Er würde immer für sie da sein und dafür sorgen, dass ihr nichts passierte. Cat würde sich in jeder Beziehung auf ihn verlassen können. Und alle diese Versprechen betrachtete Luke auch heute noch als unabänderlich und unwiderruflich.
Leider waren seine Gefühle nicht ganz so moralisch wie diese Absichten. Tief in Gedanken versunken fuhr er den Jaguar in die Tiefgarage des Apartmenthauses. Auch wenn sich seine Gefühle Cat gegenüber geändert hatten, brauchte er ihr Vertrauen ja nicht zu enttäuschen. Er musste sich nur immer wieder sagen, dass er für Cat der große Bruder war, auf den sie sich in jeder Lebenslage verlassen konnte. Das war alles.
Sowie Luke das Zimmer verlassen hatte, sprang Cat aus dem Bett und zog sich in Windeseile an. Immer noch glühten ihre Wangen. In Beaverton, wo sie zu Hause war, hatte sie sich alles so einfach vorgestellt. Sie hatte Luke dahin bringen wollen, sie endlich als begehrenswerte Frau wahrzunehmen. Aber natürlich hatte sie nicht geplant, dass er sie nackt in seinem Bett vorfinden würde. Zumindest jetzt noch nicht.
Cat tappte barfuß in das Wohnzimmer und warf sich in den weichen schwarzen Ledersessel, den sie Luke geschenkt hatte. Damals, als er mit ihrem gemeinsamen Freund Nick zum Architekturstudium in New York war, hatte sie jeden Cent gespart, um ihn damit zu überraschen.
Der Sessel roch nach Luke, und Cat schmiegte sich an das weiche Leder und schloss die Augen. Seit Jahren dachte sie an kaum etwas anderes als an Luke. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass er sie halb nackt gesehen, also schon mal einen kleinen Vorgeschmack bekommen hatte.
Als Luke nach Hause kam, fand er Cat zusammengerollt in dem großen schwarzen Ledersessel vor. Sie hatte sich ihre Jeans und eins seiner alten Sweatshirts übergezogen und schien zu schlafen.
Glücklicherweise ist sie angezogen, dachte er, und immerhin hat sie ihr Haar im Nacken zusammengebunden. Cat Anne Harris hatte kräftiges rotes Haar, und Luke war immer versucht, hineinzugreifen.
Er hatte fast einen Herzanfall bekommen, als er sie da nackt in seinem Bett liegen sah, das rote Haar offen über das Kopfkissen gebreitet. Sie trug es sonst immer zu einem festen Zopf geflochten. Die dünne Satindecke hatte ihre Formen eher noch betont, als dass sie sie verborgen hätte. Und als dann eine ihrer runden festen Brüste sichtbar wurde ... Luke steckte die Hände tief in die Hosentaschen und betrat das Wohnzimmer.
“Hallo!” Cat richtete sich auf und rieb sich die müden Augen. Ihre Wangen waren gerötet, was trotz der Sommersprossen gut zu sehen war. Sie zog die Beine etwas dichter an den Körper und legte die Arme um die Knie. Selbst ihre schmalen Zehen hatten Sommersprossen.
Nach einem kurzen ungemütlichen Schweigen sah Cat Luke an. “Sie scheint nett zu sein.” Sie lächelte etwas verlegen, und Luke konnte den Blick nur schwer von ihren vollen weichen Lippen lösen.
Er schüttelte den Kopf. “Nicht besonders.” Er setzte sich auf die Ecke des Couchtischs. Zum Glück hatte Cat keine Ahnung, wie viel Überwindung es ihn kostete, sich nicht auf sie zu stürzen.
Cat runzelte die Stirn. “Das verstehe ich nicht. Wenn du sie nicht magst, warum schläfst du dann mit ihr?”
”Erstens habe ich nicht mit ihr geschlafen, zweitens mag ich sie schon irgendwie, und drittens solltest du nicht das Thema wechseln. Natürlich freue ich mich immer über deinen Besuch, aber warum bist du eigentlich gekommen?”
“Ich dachte, du wärst diese Woche in New York.” Sie stützte sich mit dem Kinn auf den Knien ab. “Was hast du ihr denn gesagt?”
“Ich habe ihr erzählt, du hättest einen ausgeprägten Sinn für peinliche Situationen, aber im Großen und Ganzen seist du harmlos.” So harmlos wie ein Nacktfoto aus dem Playboy in einem Männergefängnis, setzte er im Stillen hinzu.
“Es war eine schreckliche Situation, so unangenehm für uns alle. Und ich fürchte, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen, war keine sehr gute Idee. Es tut mir so leid, dass ich dich in diese Situation gebracht habe, Luke. Meinst du, dass ich sie anrufen sollte?”
“Das ist nicht nötig, Cat, vergiss es.” Elizabeth war so sensibel wie eine Schildkröte. Jeder andere hätte gesehen, wie verlegen Cat gewesen war. “Ich bin früher aus New York zurückgekommen.”
Cat trug keinen BH, das konnte er genau sehen, als sie jetzt ihre Haltung veränderte. Er zog die Augenbrauen zusammen. “Versuch nicht, mich abzulenken. Beantworte meine Frage. Warum bist du gekommen?”
Cat gähnte, dann rieb sie sich die Nasenspitze. “Oregon ging mir schrecklich auf die Nerven. Ich musste da unbedingt mal raus.”
“Aber du wirst doch weiterhin deine Börsengeschäfte erledigen?”, fragte Luke beunruhigt. Cat hatte ein ausgesprochen gutes Gespür in Bezug auf Aktien. Obwohl sie keinerlei Ausbildung in diesem Punkt besaß, arbeitete sie sehr erfolgreich im Tagesgeschäft. Sie kaufte und verkaufte Aktien noch am selben Tag und hatte so ihren Einsatz häufig vervielfacht. Da sie das von zu Hause aus erledigen konnte, hatte sie auch für den Vater sorgen können. Wenn sie außerdem nicht auch mit Lukes Geld so erfolgreich spekuliert hätte, dann besäßen er und Nick noch längst nicht ihr eigenes Architekturbüro.
Cat hatte einen scharfen Verstand und eine glückliche Hand. Auch den alten Freunden seines Vaters hatte sie schon zu kleinen Vermögen verholfen.
“Keine Sorge. Ich habe meinen Computer mitgebracht. Dein Geld ist bei mir immer noch gut aufgehoben.”
“Sehr gut. Vielleicht möchtest du dich ja neben dem Architekturbüro Van Buren & Stratton einmieten. Soviel ich weiß, steht im zweiten Stock noch ein Büro leer.” Die Vorstellung, Cat vierundzwanzig Stunden am Tag in seiner Nähe zu wissen, behagte ihm jedoch gar nicht.
Cat lachte. “Nein, nein, keine Angst, das hätte keinen Sinn. Wir kennen uns alle zu gut, würden uns ständig ablenken und nichts auf die Reihe kriegen. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich lieber vorübergehend hier arbeiten.”
“In Ordnung.” Cat würde jeden Abend hier sein, wenn er nach Hause kam. Ein Segen und ein Fluch zugleich.
“Habe ich jetzt eine wundervolle Beziehung zerstört?”, fragte sie plötzlich.
Sie war hartnäckig, aber das kannte er. “Nein, wahrscheinlich nicht.”
“Wirst du sie wiedersehen?”
“Das ist gut möglich.”
“Ein bisschen mehr Sinn für Humor hätte ihr nicht geschadet.” Cat seufzte. “Na ja, wie auch immer, es war dumm von mir, und es tut mir wirklich sehr leid.”
“Es ist doch nichts passiert. Mach dir keine Gedanken.”
“Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich hier bei dir bleiben würde, bis ich eine Wohnung gefunden habe?”
Allerdings, dachte er. Er räusperte sich. “Nein, natürlich nicht. Sonst hätte ich dir doch keinen Schlüssel gegeben. Du kannst kommen und gehen, wann du willst.” Er überraschte sich dabei, wie er ihr immer wieder auf den Pullover starrte und hob schnell den Kopf. “Nach der Beerdigung habe ich dir doch gesagt, dass du immer willkommen bist. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du dich in Beaverton nicht mehr wohlfühlst?”
Cat seufzte leise. “Luke, wie alt bin ich?”
“Hm ... dreiundzwanzig?”
“Wie wär’s mit sechsundzwanzig? Ich war immer sieben Jahre jünger als du. Das scheinst du einfach nicht behalten zu können.” Sie lehnte sich zurück und senkte den Blick. “Das Leben ist einfach so an mir vorbeigegangen. Es wird Zeit, dass ich mir mal den Wind um die Nase wehen lasse.”
“Ja, du hast recht.” Luke legte ihr die Hand auf den Arm. Cat hatte fünf Jahre lang für seinen Vater gesorgt, der vor acht Monaten gestorben war. Luke hatte beide oft um ihre enge Beziehung beneidet, und nun war er der Einzige, der ihr von der Familie geblieben war. Denn auf ihre exaltierte Mutter konnte Cat sich nicht verlassen.
Sie errötete und nahm den Arm weg. “Du weißt, ich habe es gern getan. Wir waren wie Vater und Tochter, und ich liebte ihn. Du brauchst also gar nicht den großen Bruder zu spielen. Aber seine Angelegenheiten zu ordnen hat dann doch länger gedauert, als ich dachte. Ich habe jetzt das Haus einem Makler übergeben.” Sie hob die Hand, weil sie wusste, was Luke sagen würde. “Nein, Luke, ich werde das Haus nicht behalten. Außerdem ist meine Mutter, ich meine, Faith, mal wieder geschieden und hat sehr deutlich gemacht, dass sie gern ‘nach Hause’ kommen würde, um sich ‘auszuruhen’.”
“Sie hat wahrscheinlich kein Geld mehr.” Das war Luke vollkommen klar. Immer, wenn sie nicht gerade fest liiert war, hatte Faith Geldprobleme.
Cat lächelte traurig. “Ja, das könnte sein.”
“Du solltest dir von dem Geld, das mein Vater dir hinterlassen hat, eine schöne Eigentumswohnung kaufen.” Das hätte er nicht sagen sollen.
“Das Geld habe ich angelegt. Aber wenn du mich hier nicht haben willst, brauchst du es nur zu sagen. Dann werde ich zu Nick ziehen.”
Nick. Ihr gemeinsamer Freund, sein Partner und ein Mann, der ausgesprochen attraktiv auf Frauen wirkte. Das kam gar nicht infrage. “Hast du schon mit Nick gesprochen?”
“Noch nicht.”
Immerhin war Cat zuerst zu ihm gekommen.
Er und Nick kannten sich schon aus der Sandkiste. Als sein Vater sich scheiden ließ und Cats Mutter heiratete, hatten auch Nick und Cat sich angefreundet. Luke war zwar nicht eifersüchtig auf ihr enges Verhältnis, aber er war doch froh, dass Cat nicht gleich zu Nick gegangen war.
“Aber, Cat, so meine ich das doch nicht. Natürlich kannst du gern so lange bleiben, wie du willst. Außerdem wirst du Schwierigkeiten haben, in San Francisco eine Wohnung zu finden. Aber das macht nichts, ich wollte das Apartment sowieso nicht aufgeben, auch wenn mein Haus fertig ist. Denn oft wird es abends doch sehr spät. Und wenn ich in ein paar Monaten in das Haus außerhalb der Stadt ziehe, dann kannst du hier bleiben. Wir müssen uns nur absprechen, wer im Bett und wer auf dem Sofa schläft.”
“Macht es dir wirklich nichts aus?”
“Ganz bestimmt nicht. Allerdings habe ich eine Bedingung. Dieses Mal musst du deine Sachen auspacken. Das letzte Mal hast du vierzehn Tage nur aus dem Koffer gelebt. Wenn du hier lebst, sollst du es dir auch gemütlich machen und dich richtig zu Hause fühlen.”
Cat entspannte sich sichtlich. “Vielen Dank, Luke. Und dein Haus, das wird tatsächlich bald fertig sein?”
“Ja, es wird sehr schön. Du kannst gern morgen mit mir kommen und mir helfen.” Er musste lachen, als sie versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. “Da du sowieso schon das Bett besetzt hattest, solltest du auch den Rest der Nacht darin verbringen. Ich nehme das Sofa. Wir können morgen alles Weitere besprechen.”
“Ich bin nicht müde. Wie wäre es mit einer heißen Schokolade?”
“So etwas habe ich nicht.”
“O doch. Ich habe noch eingekauft, bevor ich herkam.” Sie streckte ihre langen Beine und stand auf. Auch Luke erhob sich, und sie standen sich dicht gegenüber.
Er hatte ganz vergessen, wie groß sie war. Ihr Mund war beinahe auf einer Höhe mit seinem.
Wenn er ein bisschen in die Knie ging, und wenn Cat sich auf die Zehenspitzen stellte ...
Wenn nicht Cat, sondern irgendeine andere begehrenswerte Frau jetzt vor ihm stehen würde, hätte er ihr ohne Zögern die Arme um die schlanke Taille gelegt, sie an sich gezogen und geküsst, bis sie beide keine Luft mehr bekommen hätten. Er schüttelte leicht den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben.
Luke folgte ihr in die Küche und starrte währenddessen auf Cats kleinen straffen Po. Ihr Gang war lässig und aufregend zugleich, und im Vergleich zu ihr bewegten sich alle Models wie Aufziehpuppen.
Luke setzte sich an einen kleinen Tisch, der unter dem Fenster stand, während Cat die Milch für die Schokolade erhitzte. Sie kannte sich in seiner Küche gut aus, denn sie hatte sie selbst eingerichtet, als er vor zwei Jahren hier eingezogen war.
“Danke.” Luke nahm den Becher mit dem dampfenden Kakao entgegen und wartete, bis Cat sich auf den Stuhl ihm gegenüber gesetzt hatte. Dann sah er sie ernst an. “Die ganzen Jahre warst du durch Dad an das Haus gefesselt, Cat. Ich verstehe gut, dass du endlich mal etwas erleben willst. Und San Francisco ist dazu auch sicher gut geeignet. Aber meinst du nicht, dass das für dich eine große Umstellung sein wird?”
Cat setzte den Becher ab und fuhr mit der Zungenspitze über ihre Lippen. Luke beobachtete sie unablässig. Wenn sie so weitermacht, dachte er, werde ich mit dreiunddreißig meinen ersten Herzanfall bekommen.
Sie sah kurz zur Seite, blickte ihm dann aber wieder direkt in die Augen.
“Okay, Cat, nun sag schon. Was hast du vor?”
“Ich?” Sie sah ihn aus weit geöffneten Augen an. “Gar nichts.”
“Das erste Mal hast du mich so angesehen, als du behauptetest, du wolltest gar nicht mit dem Zirkus auf und davon. Obgleich wir dich dort ganz in der Nähe aufgegriffen hatten.”
Cat lachte. “Ich schwöre, ich will nicht zum Zirkus.”
Wieder nahm sie einen Schluck Kakao, und er betrachtete ihre schlanken Hände mit den kurzen unlackierten Nägeln. Wie sie sich wohl auf seiner Haut anfühlen würden?
Er blickte ihr ins Gesicht. Im Gegensatz zu ihrer Mutter war Cat immer vernünftig gewesen und irgendwie erfrischend unschuldig. Sie war das, was man ein gutes Mädchen nannte, eine wahrscheinlich aussterbende Spezies. Trotz ihres wohlproportionierten verführerischen Körpers wirkte sie natürlich.
Cat wurde ernst. “Ich bin zu dir gekommen, weil ich keinen anderen Mann kenne, dem ich vertrauen kann. Ich habe nämlich ein Problem.”
Er sah sie bestürzt an. “Möchtest du, dass er dich heiratet, oder soll ich ihn zusammenschlagen?”
Sie hob überrascht den Kopf. “Heiraten? Zusammenschlagen? Wen denn?”
“Den Mann, von dem du schwanger bist!”
Cat fragte sich, ob Luke den Verstand verloren hatte. “Aber ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen, Luke.”
“Was?” Er starrte sie an wie eine Erscheinung. Dann strich er sich das Haar zurück. “Entschuldige, Cat, da habe ich wohl etwas missverstanden.”
“Allerdings.” Sie lächelte kurz. Luke fragte sich, warum er das Gefühl nicht loswurde, dass sie ihm etwas sagen wollte, das er im Grunde nicht hören wollte.
Er hatte mit dem Schlimmsten gerechnet und sich lächerlich gemacht. “Wobei kann ich dir dann helfen? Wo liegt das Problem? Suchst du einen Job? Wir finden bestimmt etwas.”
Sie sah ihn ernst an. “Ich brauche keine Hilfe bei der Jobsuche. Ich möchte, dass du mir hilfst, einen Mann zu finden.”
“Nun sag doch schon irgendwas!” Cat drehte nervös den Becher in den Händen, während Luke sie fassungslos ansah.
Schon zu Hause hatte sie sich diesen Plan zurechtgelegt und gehofft, nichts weiter erklären zu müssen. Wenn sie Luke um seine Hilfe bitten würde, musste er dann nicht sofort vor ihr auf die Knie fallen und ihr seine Liebe gestehen? Aber was war, wenn er es nicht tat?
Darüber hatte sie noch nicht genau nachgedacht. Sie hatte nur alle Brücken hinter sich abgebrochen und sich darauf verlassen, dass Luke sie nicht zurückweisen würde. Nicht wieder.
Zehn Jahre waren seit damals vergangen, und sie beide waren zehn Jahre älter geworden. Cat war nicht mehr der impulsive Teenager von damals, und sie kannte Luke jetzt besser. Sie wusste, dass ihr Plan nur funktionieren konnte, wenn die Verführung von ihm ausgehen würde. Bisher starrte er sie allerdings immer noch mit offenem Mund an.
“Also?”, fragte sie leise. “Was sagst du dazu?”
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