Healed – Eine Liebe zwischen Licht und Dunkelheit - Jennifer L. Armentrout - E-Book

Healed – Eine Liebe zwischen Licht und Dunkelheit E-Book

Jennifer L. Armentrout

0,0
10,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nachdem sie den Kuss des legendären Sommerkönigs Caden erhalten hat, ist Brighton Jussier kein Mensch mehr. Sie ist allerdings auch keine Fae. Doch was genau sie nun eigentlich ist, ist im Augenblick noch Brightons geringstes Problem, denn Caden will sie nicht in die Welt der Menschen zurückkehren lassen, selbst wenn ihn das den Thron kosten sollte. Als die versiegelte Pforte zwischen der Menschenwelt und dem Reich der Fae durchbrochen wird, müssen Caden und Brighton über sich hinauswachsen, um ihre beiden Welten vor dem Bösen zu retten, das sie bedroht …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 257

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



DASBUCH

Nachdem sie den Kuss des legendären Sommerkönigs Caden erhalten hat, ist Brighton Jussier kein Mensch mehr. Sie ist allerdings auch keine Fae. Doch was genau sie nun eigentlich ist, ist im Augenblick noch Brightons geringstes Problem, denn Caden will sie nicht in die Welt der Menschen zurückkehren lassen, selbst wenn ihn das den Thron kosten sollte.

Dann stellt Brighton fest, dass sie schwanger ist. Von Caden. Ihr Kind wäre damit ein Halbling, und da gibt es immer noch diese Prophezeiung, dass ein Halbling einst die Pforte zwischen den Welten öffnen wird. Tod und Zerstörung wären die Folge. Für Brighton ist klar, dass sie dem Sommerhof den Rücken kehren wird. Denn nichts ist es wert, das Ende der Welt zu riskieren. Nicht einmal die Liebe.

Mit Healed, dem letzten Kurzroman aus dem Wicked-Universum, bringt Jennifer L. Armentrout die berührende Liebesgeschichte zwischen Brighton und Caden zu einem krönenden Abschluss.

DIEAUTORIN

Jennifer L. Armentrout ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt. Immer wieder stürmt sie mit ihren Romanen – fantastische, realistische und romantische Geschichten für Erwachsene und Jugendliche – die Bestsellerlisten. Ihre Zeit verbringt sie mit Schreiben, Sport und Zombie-Filmen. In Deutschland hat sie sich mit ihrer Obsidian-Reihe und der Wicked-Saga eine riesige Fangemeinde erobert. Crown and Bones, der dritte Band der Blood and Ash-Reihe, stand auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in West Virginia.

JENNIFER L. ARMENTROUT

Healed

EINE LIEBE ZWISCHEN LICHT UND DUNKELHEIT

Ein Kurzroman aus der Welt von Wicked

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Sonja Rebernik-Heidegger

WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN

Titel der amerikanischen Originalausgabe THEQUEEN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Deutsche Erstausgabe 08/2023

Redaktion: Catherine Beck

Copyright © 2020 by Jennifer L. Armentrout

Copyright © 2023 der deutschsprachigen Ausgabe

und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: DASILLUSTRAT, München,

unter Verwendung eines Motivs von Shutterstock (Val_Iva)

Satz: Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-30523-9V001

www.heyne.de

1

Schwanger.

In der achten Woche oder sogar darüber.

Die in einem solchen Fall gebräuchlichste Antwort seit Frauengedenken lag mir auf der Zunge und hätte mich sofort als Idiotin entlarvt.

Das ist unmöglich.

Ich starrte die Fae-Ärztin mit der silbernen Haut an, während die Stimme der Logik und Vernunft in meinem Kopf mir leise zuflüsterte, dass es sehr wohl möglich war. So etwas passiert nun mal, wenn man ungeschützten Sex hat, Brighton Jussier.

Die Stimme klang verdächtig nach meiner Mutter, wenn sie ausnahmsweise einmal sie selbst gewesen war und nicht die verwirrte, verlorene Hülle, die nach dem Angriff der Winterfae übrig geblieben war.

»Ist alles okay?«, fragte Luce, doch dann zog sie die Nase kraus. »Blöde Frage. Ich schätze, das waren nicht gerade die Neuigkeiten, die du erwartet hast, oder?«

Mir entfuhr ein ersticktes Lachen. Es war nicht mal ansatzweise das, was ich erwartet hatte. Mein Kopf schwirrte, als ich mich auf die weiche Couch in meiner Luxussuite im Hotel zum guten Fae sinken ließ. Versteckt unter einem Glamourzauber sah es für menschliche Augen aus wie ein abgewirtschaftetes, verlassenes Kraftwerk an der St. Peters Street, dabei war das Hotel ein gewaltiger, atemberaubender Komplex, der allen Sommerfae eine Heimat bot, die sich weigerten, sich an nichts ahnenden Menschen zu nähren.

Im Moment kam es mir allerdings eher vor, als säße ich in einem Kartenhaus, das jeden Moment zusammenstürzen konnte.

»Wie?«, flüsterte ich. »Wie ist das möglich?«

Die blonde Fae, die nebenbei in einem menschlichen Krankenhaus arbeitete, weil sie – wie sie behauptete – von Menschen genauso fasziniert war wie Zoologen von wilden Tieren, runzelte die Stirn. »Na ja, ich könnte mir vorstellen, dass du Sex hattest und …«

»Ja, schon klar«, unterbrach ich sie. »Aber wie kann es sein, dass ich immer noch schwanger bin … nach allem, was passiert ist?« Ich konnte nicht begreifen, wie ein … wie die Schwangerschaft die Zeit in Arics Gefangenschaft überstehen konnte. Der psychopathische Fae, der vor zwei Jahren meine Mutter umgebracht und mich sterbend zurückgelassen hatte, hatte mich wochenlang gefoltert. Monatelang. Und von drei vollwertigen Mahlzeiten am Tag war nicht ansatzweise die Rede gewesen.

»Dein Körper hat sehr viel durchgemacht«, wiederholte Luce sanft. »Selbst bei einer Fae wäre es ein Wunder, wenn eine Schwangerschaft unter diesen Umständen aufrechterhalten werden kann, aber bei einem Menschen? Es wäre mehr oder weniger unmöglich …«

»Aber du bist dir trotzdem sicher?«

»Mir fällt kein anderer Grund ein, warum der entsprechende Hormonwert so hoch ist. Ich würde gern weitere Tests durchführen. Einen Ultraschall zum Beispiel. Und zusätzliche Blutuntersuchungen.«

»Ich … ich bin schwanger.«

Sie nickte knapp.

»Schwanger«, wiederholte ich, während sich das Bewusstsein langsam in mir ausbreitete. Ein Kind wuchs in mir heran. Jetzt gerade. Ich würde … ich würde bald Mutter werden. Mein Herz setzte aus. Konnte ich das überhaupt? Ich war einigermaßen strukturiert und verantwortungsvoll. Ich war klug, und ich musste mich schon in sehr jungen Jahren um meine Mutter kümmern, aber es war etwas anderes, die Verantwortung für ein winziges menschliches Wesen zu tragen. Ich hatte keine Ahnung, was die Zukunft brachte.

Mein Herz klopfte immer schneller. Aric hatte … er hatte sich wiederholt an mir genährt, genauso, wie die Fae sich vor all den Jahren an meiner Mutter genährt hatten. Das dadurch entstandene Trauma hatte dazu geführt, dass sie von einem Moment auf den anderen den Bezug zur Realität verloren hatte. Auch mir war es bereits einige Male passiert, dass ich in eine Welt katapultiert worden war, die offenbar nur in meinem Kopf existierte. Es konnte sein, dass ich am Morgen aufwachte und einen ganzen Tag in einer Abfolge von grauenhaften Erinnerungen und quälenden Halluzinationen verbrachte. Womöglich fand ich einige Tage lang nicht zurück. Bei Mom hatte dieser Zustand manchmal mehrere Wochen angedauert, und ich … ich wollte einem Kind so etwas auf keinen Fall zumuten. Ich wusste genau, wie es war, dabei zuzusehen, wie jemand, den du liebst und der sich eigentlich um dich kümmern sollte, in einer fremden Welt gefangen und unerreichbar ist. Ich war nicht verbittert und bereute es auch nicht, für meine Mom da gewesen zu sein. Nicht im Geringsten. Aber in ihren klaren Momenten hatte sie das Wissen, dass sie ständige Betreuung brauchte, beinahe umgebracht.

Ich wollte nicht, dass sich die Geschichte wiederholte.

Mein Gott, das wollte ich auf keinen Fall.

Luces blassblaue Augen drangen in meine. »Es wäre hilfreich zu wissen, wer der Vater ist. Das würde vielleicht erklären, wie so etwas möglich sein kann.«

Ich riss mich aus der Abwärtsspirale, die wohl in eine kopflose Panik gemündet hätte, und nahm einen verkrampften, flachen Atemzug.

Luce drückte die Schultern durch, als müsste sie sich wappnen. »Es ist … offensichtlich, dass der König sehr viel für dich empfindet. Als du verschwunden warst, hat er auf der Suche nach dir beinahe ganz New Orleans auseinandergenommen. Er ist dir kaum von der Seite gewichen, seit er dich gefunden hat, und er schläft nur noch da und dort ein paar Stunden.«

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, und ich schloss die Augen. Es war so viel passiert, seit ich aufgewacht war, nicht länger angekettet in dieser Gruft, von der ich glaubte, sie würde zu meinem Grab werden. Mir war gerade eingefallen, was Aric angedeutet hatte. Dass eine Sommerfae ihm geholfen hatte. Ich musste Caden davon erzählen. Aber da war noch mehr. Ich hatte immer noch nicht verarbeitet, was mit Aric passiert war – und was davor und danach gekommen war. Vor einer Stunde hatte ich zum ersten Mal, seit Aric mich entführt hatte, so etwas wie Hoffnung verspürt. Das Gefühl hatte mir beinahe den Atem geraubt.

Caden liebte mich. Er hatte meinetwegen seine arrangierte Verlobung gelöst, aber das wahre Wunder war, dass ich trotz der Zeit in Arics Gefangenschaft immer noch die Anziehungskraft und Liebe zwischen uns spüren konnte. Der Schmerz, die Demütigung und diese gottverdammte Angst hatten mir nicht die Fähigkeit genommen, Sehnsucht, Verlangen und Liebe zu empfinden. Es war eine lebensverändernde Erkenntnis gewesen. Ich war mir sicher gewesen, dass ich darüber hinwegkommen würde, was Aric mir angetan hatte, auch wenn es Tage, Wochen oder Jahre dauerte. Und ich war mir sicher gewesen, dass Caden auf mich warten würde, ganz egal, wie lange ich brauchte.

Doch kurz darauf hatte Tatiana, die ehemalige zukünftige Königin des Sommerhofes, diese Hoffnung auf spektakuläre Art zerschlagen. Sie hatte auf demselben Platz gesessen wie Luce und mir erklärt, was passieren würde, wenn Caden keine Fae aus dem Sommerhof heiratete.

Der König musste eine Königin auserwählen, um mit ihr die nächste Generation hervorzubringen. Tat er das nicht, schwächte er damit den gesamten Sommerhof und auch sich selbst. Caden würde entthront und geächtet werden und jeglichen Schutz verlieren. Er wäre nicht mehr der König, doch er würde immer noch königliches Blut in sich tragen, das vom Winterhof benutzt werden konnte, um unvorstellbares Grauen zu verbreiten. Und damit nicht genug. Wenn Tatiana die Wahrheit gesagt hatte, würde daraufhin die Fruchtbarkeit des gesamten Hofs zurückgehen und die Sommerfae eines Tages aussterben.

Caden musste all das gewusst haben, als er die Verlobung mit Tatiana gelöst hatte. Und obwohl das auf eine Art überwältigend war, mit der ich noch sehr wenig Erfahrungen hatte, war es auch Furcht einflößend.

Denn ohne die Sommerfae, die sich den Winterfae entgegenstellten, wäre die Menschheit dem Untergang geweiht. Der Orden, für den ich arbeitete, würde nicht fähig sein, sie zurückzuschlagen.

Es hing also nicht nur die Zukunft des Sommerhofes davon ab, dass der König sich eine Königin suchte, sondern die Zukunft der ganzen Welt.

Ich hatte immer von dieser Art Liebe geträumt, bei der der eine bereit war, alles für den anderen zu riskieren. Nie hätte ich gedacht, dass ich es einmal erleben würde, aber es gefiel mir, und ich wollte es nicht verlieren.

Aber war diese Liebe all diese Opfer wert? Den Untergang des Sommerhofes? Und der Menschheit? Ich erschauderte, und meine Kehle brannte. Ich hätte gern lautstark herausgeschrien, dass sie das tatsächlich wert war, aber konnte ich wirklich damit leben – glücklich und bis zum Ende meiner Tage, wie lange auch immer Caden und ich bis dahin hatten – während die Welt um uns zugrunde ging? Bis der Winterhof kam, um Caden zu holen, und er nicht fähig war, sich gegen sie zu wehren? Konnte Caden damit leben?

Im Moment war er vielleicht dieser Meinung, aber in ein paar Monaten und Jahren? Vermutlich nicht mehr.

Ich wusste, dass ich es nicht konnte.

Und jetzt, da ich erfahren hatte, dass ich … ein Kind in eine Welt setzen würde, die in einem solchen Fall definitiv ein Ablaufdatum hatte, konnte ich es erst recht nicht.

Als ich die tränenfeuchten Augen öffnete, hatte sich Luce nach vorne gebeugt. »Brighton, wäre es möglich, dass der König der Vater ist? Oder kommt ein anderer infrage?«

»Aric … er hat mich nicht vergewaltigt.«

»Du meintest, du könntest dich an nichts dergleichen erinnern«, stellte sie sanft klar. »Es ist unwahrscheinlich, dass er der Vater ist, wenn man bedenkt, in welcher Woche du bist. Aber wenn es zu Beginn deiner Gefangenschaft passiert wäre, wäre es nicht gänzlich auszuschließen.«

Ich war mir ziemlich sicher, dass Aric sich nicht an mir vergangen hatte. Er schien angeekelt von sämtlichen Menschen und vor allem von mir. Aber gegen Ende hatte er begonnen, mich auf abartige Art zu respektieren. Ich hatte das schreckliche Gefühl, dass dieses Gespräch anders verlaufen wäre, hätte ich ihn nicht rechtzeitig getötet.

Ich schüttelte den Kopf. »Es ist nicht von ihm.«

Luce sah mich an. »Dann ist der König der Vater. Oder gab es noch jemanden?«

Ich stieß die Luft aus, als hätte mir jemand einen Schlag versetzt. »Es gab niemanden sonst. Er muss es sein. Wir hatten … also, wir waren zusammen und haben nichts verwendet. Ich dachte, es bestünde kein Grund zur Sorge.«

Luce war einige Augenblicke wie erstarrt. Ich war mir nicht mal sicher, ob sie noch atmete, doch dann schluckte sie und richtete sich auf. »Es ist extrem selten, dass ein Mensch von einem Fae schwanger wird, aber es kommt vor.«

Das wusste ich bereits. Ein Kind aus einer solchen Verbindung wurde Halbling genannt. Ivy Owens war ein gutes Beispiel dafür …

»Die Prophezeiung«, keuchte ich, und mein Herz schlug mir bis zum Hals. »Die Person, die die Tore in die Anderwelt für immer öffnet …«

»Du bist kein Halbling«, unterbrach mich Luce ruhig. »Und auch dein Kind wird höchstwahrscheinlich keiner sein.«

Ja, sie hatte recht. Die Prophezeiung, dass die Tore zwischen den Welten niedergerissen werden und die verrückte Königin Morgana befreit werden würde, verlangte nach einem Prinzen oder einer Prinzessin, einem König oder einer Königin, der oder die mit einem Halbling ein Kind zeugte. Ein Kind, das niemals existieren durfte. Das wusste ich. Ich war kein Halbling, aber auch nicht mehr einhundertprozentig menschlich, nicht wahr? Der König hatte mir den Sommerkuss gewährt, was allerdings niemand wusste. Zumindest niemand, der noch am Leben war. Aric hatte es herausgefunden, aber …

»Moment.« Mein Gehirn hatte endlich alles verarbeitet, was sie bisher gesagt hatte. »M-mein Kind wird kein Halbling sein? Wird es ein Mensch sein?«

»Nein.« Luce beugte sich erneut nach vorne und legte die Fingerspitzen aneinander. »Das Kind wird vermutlich zu einhundert Prozent Fae sein.«

Ich öffnete den Mund, schloss ihn und versuchte es noch einmal. »Aber wie ist das möglich? Ich bin ein Mensch.« Im Großen und Ganzen. »Und er ist ein Fae. Seine Gene können meine doch nicht auslöschen.«

»Tatsächlich tun die Gene eines Königs oder eines uralten Fae genau das.«

Ich starrte sie an. »Ist euch die Wissenschaft eigentlich vollkommen schnuppe?«

Sie lächelte kaum merklich. »Sie ist für uns nur bis zu einem gewissen Grad von Belang, Brighton. Wir sind keine Menschen, und wir sind nicht an die menschliche Wissenschaft, Biologie oder Genetik gebunden. Wir sind viel höher entwickelt.« Sie hielt inne. »Nichts für ungut.«

Ich sah sie blinzelnd an.

»Das könnte erklären, warum die Schwangerschaft trotz des Traumas, das dein Körper erlebt hat, immer noch besteht«, fuhr Luce fort und musterte mich interessiert. »Das Kind eines Königs wäre unglaublich stark, selbst in diesem Stadium und im Inneren eines menschlichen Brutkastens.«

»Eines menschlichen Brutkastens?«, wiederholte ich. »Könntest du mich bitte nie wieder so nennen?«

»Entschuldige.« Sie senkte den Blick. »Ich weiß, dass du mehr bist. Manchmal funktionieren meine Gedanken zu kalt und emotionslos, was bei meinem Gegenüber Unwohlsein hervorruft.«

»Tatsächlich?«, fragte ich trocken.

Sie schien meinen sarkastischen Unterton nicht zu bemerken und nickte. »Die Tatsache, dass der König der Vater ist, mindert außerdem meine Sorge darüber, welchen Risiken du gegenüberstehen wirst. Ich würde mich sogar zu der Behauptung hinreißen lassen, dass die Schwangerschaft bestehen bleiben kann.«

Bestehen bleiben.

Langsam hasste ich den Ausdruck. Ich sah an mir hinunter und erkannte, dass ich immer noch den flauschigen weißen Bademantel trug. »Was …? Ich meine, inwiefern wird sich meine Schwangerschaft von einer normalen unterscheiden?«

Luce dachte einige Augenblicke nach. »Das ist schwierig zu sagen. Bisher gab es kaum uralte Fae, die ein Kind mit einer Sterblichen gezeugt haben. Aber ich kann dir erzählen, wie eine normale Schwangerschaft bei uns Fae abläuft.«

Ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich wissen wollte, aber ich nickte trotzdem.

»Der Zeitrahmen ist in etwa derselbe wie bei euch. Neun Monate. Es gibt kaum Fae, die vor dem errechneten Geburtstermin geboren werden, es sei denn, es gibt einen körperlichen Grund, wie etwa eine Verletzung«, erklärte sie. »Schwangerschaftsübelkeit tritt meist nur in den ersten zwei Monaten auf.«

Die ständig wiederkehrende Übelkeit erschien nun in einem neuen Licht. Ich hatte gedacht, es wären der Schock und die Tatsache gewesen, dass mein Magen sich erst langsam wieder an das Essen gewöhnte.

»Die Gefahr einer Fehlgeburt besteht normalerweise ebenfalls nur in den ersten zwei oder drei Monaten«, fuhr sie fort. »Wir können uns im Vergleich zu menschlichen Frauen in dieser Hinsicht extrem glücklich schätzen.«

Ja, das konnten sie.

»Die Entwicklung des Fötus gleicht jener bei euch Menschen.« Luce faltete die Hände. »Wenn ich es mir recht überlege, verlaufen unsere Schwangerschaften im Vergleich zu euch Menschen ziemlich ereignislos. Ich schätze, das wird bei dir genauso sein.«

Mir fiel erst jetzt auf, dass ich eine Hand auf meinen Bauch gelegt hatte. Er war flach – flacher als je zuvor.

Luce musterte mich wie ein seltsames, unbekanntes Wesen. »Du scheinst die Neuigkeiten ganz gut aufzunehmen.«

»Meinst du?« Ich lachte rau. »Wahrscheinlich, weil es total surreal ist. Und nach allem, was ich durchgemacht habe … ich weiß auch nicht … ich kann das alles im Moment nicht richtig verarbeiten.« Mein Blick huschte zur Tür. »Außerdem kann ich ohnehin nichts daran ändern.«

»Es gibt sehr wohl Möglichkeiten, Brighton.«

Mein Kopf fuhr zu ihr herum.

»Dieselben, die auch menschlichen Frauen offenstehen«, fügte sie leise hinzu.

Ich war schockiert. Nicht wegen dem, was sie mir vorgeschlagen hatte. Ich war erleichtert, dass auch Fae-Frauen eine Wahl hatten, aber es erstaunte mich, dass sie es überhaupt zur Sprache brachte, wenn man bedachte, wer der Vater war.

Doch dann fiel mir ein, wie blass ihr Gesicht geworden war, als sie vorhin gefragt hatte, ob womöglich der König der Vater war. »Was passiert, wenn der König keine Königin auserwählt?«

Die einzige sichtbare Reaktion waren Luces aufeinandergepresste Lippen. »Er würde entthront, und nachdem er den Thron bereits bestiegen hat, kann sein Bruder ihm nicht nachfolgen. Wir wären ohne König.«

»Der Hof würde zerbrechen – und die Winterfae hätten leichtes Spiel«, fuhr ich fort.

Luce zog scharf die Luft ein, dann nickte sie. »Es wäre eine Katastrophe.«

Tatiana hatte also nicht gelogen.

Nicht dass ich das angenommen hatte.

»Erklärst du mir deshalb, dass es gewisse Möglichkeiten gibt?«, fragte ich. Luce hatte meines Wissens nach keine Ahnung, dass Caden die Verlobung mit Tatiana bereits gelöst hatte. »Weil das Kind und ich Caden vielleicht davon abbringen könnten, eine Fae zu heiraten?«

Ihre Augen wurden groß. »Ich weise dich auf die Möglichkeiten hin, weil es meine Pflicht als Heilerin ist. Mein persönliches Empfinden hat keinen Einfluss auf deine letztendliche Entscheidung.«

Ich glaubte ihr. Luce war – wie sie selbst gesagt hatte – zu distanziert, um sich einzumischen. »Aber du glaubst, dass es so sein könnte?«

»Was ich denke, hat hier nichts verloren, Brighton.«

»Was gerade passiert, hat auch Auswirkungen auf deine Zukunft«, beharrte ich.

Sie wandte den Blick ab und presste erneut die Lippen aufeinander. Sie schwieg so lange, dass ich schon glaubte, keine Antwort zu bekommen. »Ich glaube, unser König weiß, wie wichtig es für den Hof ist. Er wird uns nicht im Stich lassen.«

Mein Herz machte seltsame Dinge. Zuerst schwoll es an, weil sich der König für mich entschieden hatte, obwohl er wusste, wie wichtig es war. Dann sank es bis zu den Knien, weil er bereits beschlossen hatte, seinen Hof im Stich zu lassen.

Luce sah mich erneut an. »Tatiana war vorhin hier. Ich schätze, sie weiß mittlerweile, was der König für dich empfindet. Ich glaube nicht, dass er mehr als ein paar Minuten mit ihr verbracht hat. Und ich könnte mir vorstellen, dass sie es war, die dir erklärt hat, was passiert, wenn der König keine Königin auserwählt.«

Es hatte keinen Sinn, sie anzulügen, also nickte ich.

»Hat sie dir auch gesagt, dass es zwar Fae gibt, die monogam leben, wir aber auch Beziehungen akzeptieren, die sich nicht auf zwei Personen beschränken? Vor allem bei Leuten wie unserem König, dessen Pflichten womöglich nicht mit seinem Herzen übereinstimmen?«

»Ja. Aber …« Es fiel mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. »Schlägst du vor, dass Caden eine Fae heiratet und gleichzeitig mich und … unser Kind behält?«

»Ja. Allerdings muss er auch für einen Erben sorgen«, fügte sie hinzu. Bevor ich diesen Punkt infrage stellen konnte, fuhr sie fort: »Ich bin mir sicher, dass euer Kind eine Fae wird, aber nur das Kind eines Königs und einer Königin wird als Prinz oder Prinzessin anerkannt.«

»Was ist denn das für ein mittelalterlicher Schwachsinn?«, fragte ich.

Hilflos hob sie die Hände. »Es ist, wie es ist. Käme diese Lösung denn für dich infrage?«

»Du meinst, die Rolle der Geliebten mit einem Kind, das nicht anerkannt wird …?«

»Dein Kind würde mit offenen Armen empfangen. Wir würden es lieben und es beschützen«, erklärte sie. »So mittelalterlich sind wir auch wieder nicht.«

Ich hätte nie gedacht, dass mir jemals jemand eine solche Frage stellen würde. »Nein«, antwortete ich schließlich, und es kam mir richtig vor. »Nicht, weil ich unorthodoxe Beziehungen verurteile. Das ist mir komplett egal. Aber ich persönlich könnte es nicht. Ich könnte es nicht mal versuchen.«

Luce öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Mehrere Augenblicke vergingen. »Du musst dich nicht gleich entscheiden.«

»Doch.« Ich schloss die Augen. »Ich meine, ich habe mich bereits entschieden. Ich werde das B-Baby behalten.« Ich erhob mich ruckartig, auch wenn meine Knie weich waren, und Luce versteifte sich argwöhnisch. »Ich bin dafür, dass jeder seine eigenen Entscheidungen treffen soll und solche Dinge niemanden sonst etwas angehen. Aber ich kann das nicht.«

Nein, das konnte ich tatsächlich nicht.

Ich sah an dem flauschigen Bademantel hinunter, und die Wucht meiner Gefühle raubte mir den Atem. Ich war schwanger. Das war mein Kind. Und Cadens. Unser Kind. Es würde das Einzige sein, was mir von Caden blieb. Ein kleiner, wundervoller Teil von ihm. Der Beweis, dass unsere Liebe zueinander real war, auch wenn wir keine Chance bekommen hatten, sie zu leben.

Denn ich konnte nicht die ganze Welt aufs Spiel setzen.

Nicht einmal für die Liebe.

2

Luce sah mich an, als könnte ich jeden Moment zusammenbrechen, was durchaus möglich war. Als ich begann, vor der Couch auf und ab zu wandern, fühlte sich jeder Schritt an, als wäre ich ein Kind, das gerade Laufen lernt.

Was ich meinem Kind später ebenfalls beibringen musste.

Oh Gott.

Ich musste ihm beibringen, wie man aß, sich die Zähne putzte, sich aufsetzte und …

»Und was hast du dann vor?«, fragte Luce.

Das war eine gute Frage. Was hatte ich vor? Mit wem konnte ich darüber sprechen? Ich hatte sehr wenige Freunde, und keiner hatte Erfahrung mit Babys. Ich wusste nur, dass ich nicht bleiben konnte. Es würde schwer werden, von hier fortzugehen. Ich war noch nie anderswo gewesen, aber jetzt blieb mir keine andere Wahl. Wohin? Keine Ahnung. Ich war mir sicher, dass der Orden einer Versetzung zustimmen würde, vor allem nach den jüngsten Ereignissen. Und dann? Dann wäre ich eine alleinerziehende Mutter einer Fae?

Eine alleinerziehende Mutter, die vielleicht den Verstand verlieren würde?

Das würde schwierig werden.

Ich rieb mir die Stirn und wanderte weiter auf und ab. »Keine Ahnung. Aber ich … ich kann auf keinen Fall hierbleiben.«

Sie hob die Augenbrauen. »Während der Schwangerschaft, meinst du? Ich schätze, der König wird wollen, dass du bei ihm bleibst.«

»Caden darf es nicht erfahren.« Ich hielt inne und senkte die Hand.

Luce blinzelte. »Du willst es ihm nicht sagen?«

Mein Herz pochte. »Nein.«

»Meinst du, er würde sich nicht freuen? Ich kenne ihn nicht besonders gut, aber …«

»Nein, das ist es nicht.« Ich hatte ehrlich keine Ahnung, ob er sich freuen würde. Wir hatten bisher nie Gelegenheit gehabt, über solche Dinge zu reden.

Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß, es sind schockierende Neuigkeiten – vor allem nach den jüngsten Ereignissen. Du bist sicher vollkommen durch den Wind.«

Das war ich definitiv, aber in dieser Sache war ich mir sicher. Caden durfte es nicht erfahren. »Was das betrifft, nicht. Caden hat mir erklärt, dass du an dieselbe Schweigepflicht gebunden bist wie menschliche Ärzte. Du darfst es ihm nicht sagen.«

»Ich würde nie das Vertrauen einer Patientin missbrauchen, aber genauso wenig werde ich meinen König belügen«, erklärte sie, und meine Brust zog sich zusammen. »Willst du wirklich, dass ich ihm seine bevorstehende Vaterschaft verheimliche?«

Es war deutlich zu hören, was sie davon hielt.

»Du hast doch vorhin gesagt, dass deine Gefühle hier nicht von Belang sind«, erinnerte ich sie. »Aber gerade jetzt dringen sie doch durch.«

»Du hast recht.« Luce erhob sich anmutig wie eine Tänzerin. »Aber wenn du vorhast, dieses Kind zu gebären, dann kannst du nicht von mir erwarten, dass ich es vor dem König geheim halte.«

»Eine Abtreibung aber sehr wohl?«, fragte ich herausfordernd.

»Das habe ich nie gesagt.«

Mein Mund klappte auf. »Du hast echt keine Ahnung, was Schweigepflicht bedeutet, was?«

»Und du hast keine Ahnung, was es bedeutet, einem König zu dienen.«

Nein, die hatte ich nicht. Aber das spielte keine Rolle. Ich musste sie davon überzeugen, den Mund zu halten, und das war nicht einfach, denn immerhin hatte ich noch keine Ahnung, was ich tun sollte. »Lass mir nur einen Moment Zeit, um nachzudenken, okay?«

»Dafür brauchst du sicher mehr als einen Moment, Brighton.«

Ich massierte mir die Nasenwurzel, während meine Gedanken rasten und ich nach dem richtigen Ausweg suchte, wie ich es früher für die Ordensmitglieder getan hatte. »Ich habe nicht vor, das Kind für immer von ihm fernzuhalten. Das würde ich nie tun«, beschloss ich, und es stimmte. »Das wäre Caden und dem Kind gegenüber nicht fair.«

»Schön, das zu hören.« Sie verschränkte die Arme. »Aber gerade vorhin hast du noch gesagt, dass er nichts von der Schwangerschaft erfahren darf.«

»Er darf jetzt noch nichts davon erfahren.«

»Brighton …«

»Du verstehst das nicht, Luce. Er darf einfach nicht, okay? Ich werde es ihm sagen, aber nicht jetzt.«

»Wann dann?«

»Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«

Luce sah mich lange an, dann senkte sie den Blick und nickte. »Gut.«

Mein Instinkt sagte mir, dass sie log. Er schrie es mir entgegen. Sie würde vielleicht nicht sofort zu Caden gehen, aber sie würde ihm alles erzählen, sobald die Zeit abgelaufen war, die sie mir geben würde, um es selbst zu erledigen. Es machte mich wütend, dass Vertraulichkeiten hier nicht von Belang waren, aber mir war auch klar, dass ich tatsächlich keine Ahnung hatte, wie es war, eine Fae zu sein und einem König zu dienen. Menschliche Maßstäbe zählten hier nicht. Trotzdem musste ich Luce aufhalten, und mir fiel nur ein Weg ein.

»Er hat die Verlobung bereits gelöst«, erklärte ich ihr.

»Was?« Sie sah mich scharf an.

»Er ist nicht mehr mit Tatiana verlobt.« Plötzlich war ich unendlich müde. Ich setzte mich. »Er hat sich für mich entschieden. Nur für mich.« Meine Stimme brach, und ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht. »Er hat seine Wahl getroffen.«

Luce taumelte zurück und plumpste in ihren Stuhl. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich gelacht, dass sich eine Fae so ungraziös verhielt, aber hier gab es nichts zu lachen. Sie hatte begriffen, was ich gerade gesagt hatte.

»Tatiana hat es mir erzählt. Deshalb war sie hier. Nicht, weil sie eifersüchtig ist. Zumindest kam es mir nicht so vor. Sie hat sogar vorgeschlagen, dass ich weiter ein Teil seines Lebens bleiben kann, solange er eine Fae heiratet.« In meinen Augen standen Tränen. »Niemand sonst weiß davon. Caden will es nach Tatianas Abreise verkünden.«

Sie öffnete den Mund.

»Ich wusste sofort, dass ich das nicht zulassen kann. Ich liebe ihn.« Ich atmete tief ein, und meine Kehle brannte. »Ich will ihn. Ich will seine Auserwählte sein. Aber ich kann nicht zulassen, dass die Welt deshalb zu Grunde geht.«

Luce schwieg.

»Nachdem ich begriffen hatte, was Tatianas Worte bedeuteten, wusste ich, dass ich … keine Ahnung … dass ich ihm begreiflich machen muss, dass ich ihn nicht will oder so. Ich wusste, dass ich verschwinden muss.« Ich wischte mir eine dicke Träne von der Wange. »Die Tatsache, dass ich sein Kind bekomme, darf daran nichts ändern, Luce. Das darf es einfach nicht. Aber wenn er erfährt, dass er Vater wird, führt das definitiv in die falsche Richtung.«

Sie schwieg noch immer.

Ich nahm einen weiteren Atemzug. »Sobald er seine Königin auserwählt hat und die beiden verheiratet sind, werde ich ihm von dem Kind erzählen. Das schwöre ich. Alles andere wäre wie gesagt unfair ihm und dem Kind gegenüber.« Mein Herz brach in tausend Stücke. »Ich wollte es dir nicht sagen, aber du musst verstehen, warum er im Moment nichts davon erfahren darf. Bitte sag mir, dass du es verstehst.«

Luce starrte mich an.

Die Sekunden vergingen, und ich fing an, mir Sorgen zu machen. Ich lehnte mich zurück. »Ist alles okay bei dir?«

Endlich bewegte sie sich – nun, eigentlich blinzelte sie bloß, aber das war definitiv besser, als nur dazusitzen und mich anzustarren. Als sie sprach, war es kaum mehr als ein Flüstern. »Du bist sein Mortuus.«

Mein Herz machte einen Satz. Ich war Cadens Mortuus. Sein Herz, sein Ein und Alles. Und seine größte Schwäche. Über mich konnte ihm Unheil angetan werden. Aric hatte es erst herausgefunden, nachdem ihm klar geworden war, dass Caden mir den Sommerkuss gewährt hatte. »Warum sagst du das?«

»Das ist die einzige Erklärung, warum er bereit ist, die Zukunft des gesamten Hofes aufs Spiel zu setzen.« Luce hob zitternd die Hand, um sich die Haare glatt zu streichen, die bereits schnurgerade waren. »Das geht über jede Liebe hinaus. Über alles, was die meisten von uns auch nur erahnen können.« Ehrfurcht machte sich in ihren blassen Augen breit. »Es ist eine Verbindung zwischen zwei Seelen und zwei Herzen. Es kommt selten vor, dass eine Fae ihren Mortuus findet, und dann auch noch in einem Menschen? Ich …« Sie verstummte und schüttelte sich. Gleich darauf hatte sie sich wieder unter Kontrolle. »Es darf niemals jemand davon erfahren, hörst du? Diese Information ist viel zu gefährlich. Hier bist du in Sicherheit, aber wenn es jemals herauskommt …«

»Ich weiß.« Aric hatte womöglich Neal davon erzählt, der immer noch dort draußen war. Und wenn ihm tatsächlich jemand aus dem Sommerhof geholfen hatte, dann hatte er es demjenigen vielleicht auch verraten. Vielleicht hatte er es mir sogar erzählt, und ich erinnerte mich nur nicht mehr daran. Das Nähren …

Ich zwang mich selbst in die Gegenwart zurück.

Luce starrte mich mittlerweile unumwunden an, als wäre ich eine bisher unentdeckte Kreatur. »Das Schicksal kann manchmal sehr grausam sein.«

»Was du nicht sagst«, flüsterte ich.

Schweigend senkte sie den Blick.

»Irre ich mich etwa?«, fragte ich ehrlich neugierig. »Ist es falsch, ihn zu verlassen? Alles geheim zu halten, bis er verheiratet ist?«

»Nein, du tust das Richtige.« Sie erhob sich und setzte sich neben mich. Als sie meine Hand nahm, zuckte ich überrascht zusammen. »Du bist bewundernswert, Brighton. Bewundernswerter, als die meisten Fae jemals sein werden. Du hast Dinge erlebt, denen viele erlegen sind – zu viele, um sie zu zählen. Und du stellst mein Volk über deine eigenen Bedürfnisse und opferst deine Gefühle für den König für Leute, die niemals erfahren werden, was du aufgeben wolltest. Du bist stark wie eine Kriegerin, wenn nicht sogar noch stärker.«