Heimatlos. Die Geschichte meines Vaters. - Claudia T. - E-Book

Heimatlos. Die Geschichte meines Vaters. E-Book

Claudia T.

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Beschreibung

Eine Geschichte voller Verrat, Hass und Liebe. Träume, die verwirklicht, Familien, die zerstört wurden. Ein über mehrere Generationen verschachteltes Epos über einen Mann, der stets mit sich haderte, für seine Träume kämpfte und schlussendlich an der Vergangenheit zerbrach.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

März 1941

Dezember 1942

Am 21.12.1942 begann mein Leben

Tagebuch Juliane T., Dezember 1948

24. Dezember 1949

Tagebuch Juliane T., Dezember 1952

Juni 1954

Juli 1959

Sommer 1963

März 1965

Jänner 1966

März 1966

Tagebuch Juliane T., 1968

Juli 1968

September 1968

Februar 1969

Jänner 1970

Brief Juliane T., Juli 1970

Juli 1971

September 1971

Juni 1971

Brief Juliane T., Jänner 1972

September 1974

August 1977

November 1978

Tagebuch Juliane T., 1979

Feber 1979

Juli 1979

August 1979

September 1980

Krankenhaus Zell am See

Februar 1981

März 1981

Oktober 1984

Letzter Eintrag Tagebuch, Juliane T

31.07.2017

Nachwort und Danksagung

Vorwort

Dieses Buch handelt von meinem Vater, seiner Kindheit, seinem Leben, seinen Erfahrungen und Schicksalsschlägen.

Die Geschichte basiert auf persönlichen Erzählungen meines Vaters an mich, Fotodokumentationen, Niederschriften meiner Großmutter sowie unzähligen Briefen und notariellen Schreiben.

Zum Andenken an meinen lieben Papa, damit er nie in Vergessenheit gerät.

Warum bist du heute hier, liebe Claudia?

Wenn ich ehrlich bin, ich weiß es nicht mehr wirklich, aber das wirst du wahrscheinlich schon des Öfteren bei der ersten Sitzung gehört haben.

Ja, das kann schon einmal vorkommen.

Ich habe das Gefühl, dass ich Menschen, sogar meinen engsten Vertrauten, nicht trauen kann, obwohl ich jeden Grund habe, zu vertrauen.

Und woher kommt dieses Gefühl?

Hm ich weiß auch nicht, vielleicht konnte ich meinem Vater auch nie vertrauen.

Ok, warum das?

Mein Vater ist schon gestorben. Er hatte sein Leben lang viele Kämpfe mit sich selbst, mit seiner Vergangenheit, seiner Kindheit. Das war nicht immer einfach. Auch für mich nicht.

Aja, das dachte ich mir ehrlich gesagt schon, dass da so eine Geschichte im Hintergrund sein muss.

Ach ja?

Ja.

Dein Vater war wahrscheinlich der warmherzigste und liebenswerteste Mensch?

Ja, das war er.

Ich hatte grundsätzlich auch eine schöne Kindheit.

Aber er hat dich oft im Stich gelassen? Zu wichtigen Ereignissen? Geburtstagen und ähnliches?

Ja.

Verstehst du den Zusammenhang?

Ich denke schon.

Gut, dass du da bist Claudia, ich denke, es steht uns eine kleine Reise bevor.

März 1941

Warum kommst du erst jetzt nach Hause? Warst du bei ihr?

Nein, ich war beim Auwirt Karten spielen.

Bist du wieder betrunken Maria? Wo sind die Kinder?

Lass mich in Ruhe, ich kann trinken, wann immer ich möchte.

Die Kinder schlafen tief und fest, dafür habe ich schon gesorgt.

Hast du etwas zum Essen zubereitet?

Bin ich deine Dienerin? Behandle mich nicht so!

Ich habe ja nur gefragt.

Etwas Brot und Speck ist noch da, aber nimm dir nicht zu viel, wir brauchen morgen noch was. Es ist Winter und unsere Vorräte sind bald aufgebraucht.

War Vater da?

Ja, er ist vor einer Stunde gegangen. Er kümmert sich wenigstens gut um mich.

Ich kann das alles nicht mehr Maria.

Ich werde zu Juli zurückgehen, wir lieben uns.

Sag einmal ist das dein Ernst??

Ich wusste es!!

Du elendiges Schwein!

Sieh dich doch an, wer will so eine Frau, die ab 10 Uhr vormittags sternhagelvoll ist.

Ich werde für dich sorgen, nur kann ich nicht mehr mit dir unter einem Dach leben.

Morgen werde ich meine Sachen packen und gehen.

Verlass mich nicht!!!

Doch, das muss ich.

Vielleicht verstehst du dann einiges.

Otto, ich kann nicht glauben, dass du wirklich gegangen bist.

Doch meine Juli, ich bin nun bei dir.

Ich habe einmal den Fehler gemacht, dich zu verlassen, nie wieder werde ich das tun.

Ich liebe dich Otto.

Ich liebe dich auch.

Was ist mit Maria?

Sie ist außer sich, verständlicherweise, aber es wird schon funktionieren.

Wissen es die Zwillinge schon?

Nein, ich werde es ihnen in den nächsten Tagen sagen.

Das wird wohl das härteste Stück werden.

Keine Angst Juli, wir bekommen das alles schon hin.

Ich hoffe.

Ich weiß es.

Lass uns schlafen gehen

Ist gut.

Dezember 1942

Hans-Peter sollst du heißen, mein schöner Knabe.

Wie schön du bist, mein kleiner Hansi.

Alles werde ich dir geben, alles.

Meine Liebe, meine Aufopferung, mein Leben.

Ich verspreche dir, du wirst es besser haben, als dein Bruder.

Am 21.12.1942 begann mein Leben.

Meine Mutter und mein Vater gaben mir den Namen Hans-Peter, doch meistens nennen sie mich Hansi.

Geboren wurde ich im schönen Saalbach-Hinterglemm. Doch meine Tante Albina und mein Onkel Rudi wollten mich lieber haben. Sie wohnen in Innsbruck.

Meine Tante ist nett zu mir, mein Onkel sehr streng. Tante Albina ist Hausfrau, mein Onkel Rudi arbeitet beim Stadtmagistrat. Was er dort wirklich macht, weiß ich eigentlich nicht. Wir wohnen in einer kleinen Wohnung in Pradl. Ein eigenes Zimmer habe ich keines. Meistens schlafe ich in der Küche auf der Küchenbank. Ein Zimmer wäre schön, doch Onkel sagt, ich solle schätzen, was ich habe.

Wir wohnen in einer Südtiroler Siedlung, sagt Albina. Die heißt so, weil hier nach dem Krieg viele Südtiroler leben. Onkel Rudi hat hier eine Wohnung von der Stadt bekommen, die sehr günstig ist. Es ist sehr komisch hier. Da wir die einzigen Tiroler sind, werden wir oft ausgegrenzt, ich habe das Gefühl, nicht wirklich erwünscht zu sein. Niemand grüßt uns. Manche Kinder in den Wohnhäusern sind nett, manchen wird verboten, mit mir zu sprechen.

Ansonsten ist es meistens ganz in Ordnung hier, doch ich vermisse mein Heimatdorf. Ich weiß auch nicht, warum ich dort nicht bleiben durfte. Mama sagt, die ärztliche Versorgung ist in Innsbruck sehr gut und meine Tante wünscht sich schon so lange ein Baby.

Mama sagte mir, ich hätte eine Art Behinderung an den Beinen, woher dass kommt, weiß niemand. Bis zu meinem sechsten Lebensjahr wurde ich bereits fünfzehn Mal operiert.

Meine Schwestern meinten, ich bin Gottes Fluch, ein Bastard, deshalb wollte er nicht, dass ich gescheit laufen kann.

Ich verstehe sie oft nicht, sie sind ziemlich gemein zu mir. Sie hänseln mich, wenn ich in den Sommerferien zu ihnen darf, schupfen mich in den Graben samt meinen Krücken, nehmen mir mein Essen weg oder sperren mich einfach stundenlang in den Keller.

Sie sagen, sie sind die richtigen Kinder von Vater, ich nicht, deshalb dürfen sie das.

Vater schimpft sie zwar, doch sie nehmen ihn glaube ich nicht so ernst.

Bei Mama weine ich mich meistens aus. Mama hat ein gutes Herz.

Wenn ich wieder heimfahre, weint sie sehr viel.

Warum ich nicht bei ihr bleiben darf, verstehe ich deshalb nicht ganz.

Meine Schwestern machen jedes Mal Freudensprünge, wenn ich wieder weg bin.

Frida und Christl, 16 Jahre älter als ich, eineiige Zwillingsschwestern, verbunden von Geburt an, machen immer alles zusammen.

Christl ist irgendwie die Anführerin, Frida macht mit und ist ihr gehörig. Ich denke, dass Christl auch etwas schlauer ist als Frida.

Wenn ihnen einmal etwas nicht passt, toben sie herum, bis sie das bekommen was sie möchten.

Vater ist oft hilflos, aber er möchte seine Ruhe haben.

Meine Schwestern haben eine andere Mutter. Sie ist älter als meine Mama und nicht so nett wie meine Mama.

Onkel Rudi, Tante Albina und ich

Mama besucht mich

Manchmal vermisse ich meinen Bruder, ich kenne ihn praktisch nur von Fotos. Franz. Er ist im Krieg gefallen, an der polnischen Grenze zu Deutschland. Siebzehn Jahre alt war er gerade mal, der Krieg war praktisch zu Ende, aber er kam nie wieder nach Hause. Christl sagt, das ist Gottes Plan, Menschen in den Tod zu schicken, die nicht in die Welt passen. So wie mich. Frida und Christl haben mich einmal in Eiseskälte als Säugling ins Freie gelegt, in der Hoffnung, dass ich erfriere. Ich war zwar noch sehr klein, aber ich kann mich irgendwie noch daran erinnern. An diese kalte Nacht, die Dunkelheit. Ich schrie wie am Spieß, doch niemand hörte mich. Bereits blau angelaufen vor Kälte fand mich Mama weinend und wickelte mich in ihren Mantel. Von da an hatte sie immer große Angst, wenn ich alleine bei meinen Schwestern war.

Mein Bruder Franz

Dann gibt es noch Großvater. Er ist ein furchtbar kalter und starrsinniger Mensch. Auf beiden Augen ist er fast blind. Wenn ich zu Besuch bin, beachtet er mich meistens gar nicht. Frida vergöttert er. Sie bedient ihn gerne und muss in seinem Zimmer oft stundenlang mit ihm drinbleiben. Was sie dort machen, weiß ich gar nicht.

In den Sommerferien bin ich oft bei meiner Tante Maria in Landeck. Dort ist es immer schön. Sie ist eine sehr nette Frau und lustig. Wenn ich zu Besuch komme, backt sie mir gedeckten Apfelkuchen. Dann riecht es im