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Nach »Heinrich Heines Romanzero nebst Lieblingsballaden von Goethe, Schiller und anderen« (ORSYTA 152018), »Heinrich Heines Versepen, Erzählprosa und Memoiren. Ausgewählte Werke I: Atta Troll; Deutschland. Ein Wintermärchen; Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski, Florentinische Nächte, Der Rabbi von Bacherach, Geständnisse, Memoiren« (ORSYTA 102019) und »Heinrich Heines Reisebilder. Ausgewählte Werke II: Briefe aus Berlin, Über Polen, Reisebilder I-IV« (ORSYTA 112019) versammelt der vorliegende Band (Ausgewählte Werke III; ORSYTA 122019) Heinrich Heines Gedichte (freilich ohne die Balladen des bereits erschienenen »Romanzero«). Der Dichter erweist sich, wie auch in seinem sonstigen Werk als (Ver-)Mittler vergangener und zukünftiger Epochen, einerseits Traditionen vergangener Jahrhunderte verpflichtet und pflegend, andererseits als bahnbrechender Wegbereiter der Moderne nicht nur des 19., sondern darüber hinaus des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Legendär zerrissen, überraschend vielseitig, zugleich letzter Romantiker, Moderner und Postmoderner, überaus aktuell. [Joerg K. Sommermeyer]
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Seitenzahl: 342
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Nach »Heinrich Heines Romanzero nebst Lieblingsballaden von Goethe, Schiller und anderen« (ORSYTA 152018), »Heinrich Heines Versepen, Erzählprosa und Memoiren. Ausgewählte Werke I: Atta Troll; Deutschland. Ein Wintermärchen; Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski, Florentinische Nächte, Der Rabbi von Bacherach, Geständnisse, Memoiren« (ORSYTA 102019) und »Heinrich Heines Reisebilder. Ausgewählte Werke II: Briefe aus Berlin, Über Polen, Reisebilder I-IV« (ORSYTA 112019) versammelt der vorliegende Band (Ausgewählte Werke III; ORSYTA 122019) Heinrich Heines Gedichte (freilich ohne die Balladen des bereits erschienenen »Romanzero«).
Der Dichter erweist sich, wie auch in seinem sonstigen Werk als (Ver-)Mittler vergangener und zukünftiger Epochen, einerseits Traditionen vergangener Jahrhunderte verpflichtet und pflegend, andererseits als bahnbrechender Wegbereiter der Moderne nicht nur des 19., sondern darüber hinaus des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Legendär zerrissen, überraschend vielseitig, zugleich letzter Romantiker, Moderner und Postmoderner, überaus aktuell. Hinter seiner Vielschichtigkeit darf freilich die Einheit des Gesamtwerks nicht übersehen werden, wie Heine selbst ausdrücklich betont hat: »Bemerken muss ich jedoch, dass meine poetischen, ebenso gut wie meine politischen, theologischen und philosophischen Schriften, einem und demselben Gedanken entsprossen sind und dass man die einen nicht verdammen darf, ohne den anderen allen Beifall zu entziehen.« (S. →)
Wechselhaft geprägt von Spätaufklärung, französischer Revolution und ihren Wirkungen, französischer Herrschaft und Liberalität, Restauration, preußischer und klerikaler Enge und Strenge, Zensur, Verboten, Deutschtümelei, antisemitischer Zurückweisung, Julirevolution 1830 und Februarrevolution 1848, ihren Vor- und Nachspielen sowie schließlich dem Siechtum, Leiden und Todgeweihtsein seiner letzten acht Jahre, ist der Dichter in dieser Übergangszeit, der die ethischen und metaphysischen Bindungen des Idealismus schwinden, der bedeutendste deutsche Lyriker zwischen Romantik und Realismus, der romantische Schwermut, Weltschmerz, Sentimentalität geistreich spöttisch amalgamiert. Kunstvoll geschaffene Gemütslagen werden vorbedacht ironisch zerstört, desillusionierende Erhebung über die eigene Perspektive und Position. Zeitkritische und politische Gedichte unverhohlener Satire. (vgl. Joerg K. Sommermeyer, Heinrich Heines Versepen, Erzählprosa und Memoiren. Ausgewählte Werke I, ORSYTA 102019; Nachwort, S. → ff.)
Christian Johann Heinrich (Harry) Heine, geboren am 13. Dezember 1797, Düsseldorf/Herzogtum Berg - gestorben am 17. Februar 1856, Paris. Kritischer, politisch engagierter Journalist, Essayist, Satiriker. Gilt als „letzter Dichter der Romantik" und als deren Überwinder. Machte mit Leichtigkeit, Grazie und Eleganz Alltagssprache lyrikfähig, Feuilleton und Reisebericht zur Kunstform. Vielfach übersetzt und vertont. Die Polemiken des Außenseiters bewundert und gefürchtet. Von Antisemiten und Nationalisten wegen seiner jüdischen Abstammung und politischen Haltung lange über seinen Tod hinaus heftigst angefeindet. Publikationsverbote. Von 1831 bis an sein Ende im Pariser Exil.
[siehe Joerg K. Sommermeyer, Biographischer Abriss Heinrich Heines, S. → f.]
Joerg K. Sommermeyer (JS), * 14.10.1947 in Brackenheim, Sohn des Physikers Kurt Hans Sommermeyer. Kindheit in Freiburg. Studierte Jura, Philosophie, Germanistik, Geschichte und Musikwissenschaft. Klassische Gitarre bei Viktor v. Hasselmann und Anton Stingl. Unterrichtete in den späten Sechzigern Gitarre am Kindergärtnerinnen-/Jugendleiterinnenseminar und in den Achtzigern Rechtsanwaltsgehilfinnen in spe an der Max-Weber-Schule in Freiburg. 1976 bis 2004 Rechtsanwalt in Freiburg. Setzte sich für eine Verstärkung des Rechtsschutzes bei Grundrechtseingriffen ein (Unterbringungsrecht, Untersuchungshaft, Durchsuchungsrecht). Veröffentlichungen in juristischen Fachzeitschriften sowie Artikel in Musikblättern. Songs, Liedtexte, Arrangements, Instrumentalmusik. 7 CDs, u. a.: Total Overdrive, Those Rocks & Lieders, Nel Cuore Romanzo Rock, Ergo, 7 Celebrities. Prosa: Anton Unbekannt, Pathoaphysischer Antiroman, Tragigroteskenfragment, 2008/2009; Vernimm mein Schreien, 2017/2018. Lieblingsmärchen, 2017/2018. Zahlreiche Editionen.
Orlando Syrg, Berlin, 6. Juni 2019
Über dieses Buch
Der Autor
Der Herausgeber
Impressum
Buch der Lieder
Vorrede zur zweiten Auflage
Vorrede zur dritten Auflage
Junge Leiden
Traumbilder
[Mir träumte einst von wildem Liebesglühn]
[Ein Traum, gar seltsam schauerlich]
[Im nächt'gen Traum hab ich mich selbst geschaut]
[Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig]
[Was treibt und tobt mein tolles Blut?]
[Im süßen Traum, bei stiller Nacht]
[Nun hast du das Kaufgeld, nun zögerst du doch?]
[Ich kam von meiner Herrin Haus]
[Ich lag und schlief, und schlief recht mild]
10 [Da hab ich viel blasse Leichen]
Lieder
[Morgens steh ich auf und frage]
[Es treibt mich hin, es treibt mich her!]
[Ich wandelte unter den Bäumen]
[Lieb Liebchen, leg's Händchen aufs Herze mein]
[Schöne Wiege meiner Leiden]
[Warte, warte, wilder Schiffsmann]
[Berg' und Burgen schaun herunter]
[Anfangs wollt ich fast verzagen]
[Mit Rosen, Zypressen und Flittergold]
Romanzen
Der Traurige
Die Bergstimme
Zwei Brüder
Der arme Peter
[Der Hans und die Grete tanzen herum]
[In meiner Brust, da sitzt ein Weh]
[Der arme Peter wankt vorbei]
Lied des Gefangenen
Die Grenadiere
Die Botschaft
Die Heimführung
Don Ramiro
Belsazar
Die Minnesänger
Die Fensterschau
Der wunde Ritter
Wasserfahrt
Das Liedchen von der Reue
An eine Sängerin
Das Lied von den Dukaten
Gespräch auf der Paderborner Heide
Lebensgruß
Wahrhaftig
Sonette
An A.W. v. Schlegel
An meine Mutter B. Heine, geborene v. Geldern
[Ich bin's gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen]
[Im tollen Wahn hatt ich dich einst verlassen]
An H. S.
Fresko-Sonette an Christian S.
[Ich tanz nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen]
[Gib her die Larv', ich will mich jetzt maskieren]
[Ich lache ob den abgeschmackten Laffen]
[Im Hirn spukt mir ein Märchen wunderfein]
[In stiller, wehmutweicher Abendstunde]
[»Als ich vor einem Jahr dich wiederblickte]
[Hüt dich, mein Freund, vor grimmen Teufelsfratzen]
[Du sahst mich oft im Kampf mit jenen Schlingeln]
[Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht]
Lyrisches Intermezzo
Prolog
[Im wunderschönen Monat Mai]
[Aus meinen Tränen sprießen]
[Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne]
[Wenn ich in deine Augen seh]
[Dein Angesicht so lieb und schön]
[Lehn deine Wang' an meine Wang']
[Ich will meine Seele tauchen]
[Es stehen unbeweglich]
[Auf Flügeln des Gesanges]
[Die Lotosblume ängstigt]
[Im Rhein, im schönen Strome]
[Du liebst mich nicht, du liebst mich nicht]
[O schwöre nicht und küsse nur]
[Auf meiner Herzliebsten Äugelein]
[Die Welt ist dumm, die Welt ist blind]
[Liebste, sollst mir heute sagen]
[Wie die Wellenschaumgeborene]
[Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht]
[Ja, du bist elend, und ich grolle nicht]
[Das ist ein Flöten und Geigen]
[So hast du ganz und gar vergessen]
[Und wüssten's die Blumen, die kleinen]
[Warum sind denn die Rosen so blass]
[Sie haben dir viel erzählet]
[Die Linde blühte, die Nachtigall sang]
[Wir haben viel füreinander gefühlt]
[Du bliebest mir treu am längsten]
[Die Erde war so lange geizig]
[Und als ich so lange, so lange gesäumt]
[Die blauen Veilchen der Äugelein]
[Die Welt ist so schön und der Himmel so blau]
[Mein süßes Lieb, wenn du im Grab]
[Ein Fichtenbaum steht einsam]
[Der Kopf spricht]
[Seit die Liebste war entfernt]
[Aus meinen großen Schmerzen]
[Philister in Sonntagsröcklein]
[Manch Bild vergessener Zeiten]
[Ein Jüngling liebt ein Mädchen]
[Hör ich das Liedchen klingen]
[Mir träumte von einem Königskind]
[Mein Liebchen, wir saßen beisammen]
[Aus alten Märchen winkt es]
[Ich hab dich geliebet und liebe dich noch!]
[Am leuchtenden Sommermorgen]
[Es leuchtet meine Liebe]
[Sie haben mich gequälet]
[Es liegt der heiße Sommer]
[Wenn zwei voneinander scheiden]
[Sie saßen und tranken am Teetisch]
[Vergiftet sind meine Lieder]
[Mir träumte wieder der alte Traum]
[Ich steh auf des Berges Spitze]
[Mein Wagen rollet langsam]
[Ich hab im Traum geweinet]
[Allnächtlich im Traume seh ich dich]
[Das ist ein Brausen und Heulen]
[Der Herbstwind rüttelt die Bäume]
[Es fällt ein Stern herunter]
[Der Traumgott bracht mich in ein Riesenschloss]
[Die Mitternacht war kalt und stumm]
[Am Kreuzweg wird begraben]
[Wo ich bin, mich rings umdunkelt]
[Nacht lag auf meinen Augen]
[Die alten, bösen Lieder]
Die Heimkehr
[In mein gar zu dunkles Leben]
[Ich weiß nicht, was soll es bedeuten]
[Mein Herz, mein Herz ist traurig]
[Im Walde wandl' ich und weine]
[Die Nacht ist feucht und stürmisch]
[Als ich, auf der Reise, zufällig]
[Wir saßen am Fischerhause]
[Du schönes Fischermädchen]
[Der Mond ist aufgegangen]
[Der Wind zieht seine Hosen an]
[Der Sturm spielt auf zum Tanze]
[Der Abend kommt gezogen]
[Wenn ich an deinem Hause]
[Das Meer erglänzte weit hinaus]
[Da droben auf jenem Berge]
[Am fernen Horizonte]
[ Sei mir gegrüßt, du große]
[So wandl' ich wieder den alten Weg]
[Ich trat in jene Hallen]
[Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen]
[Wie kannst du ruhig schlafen]
[Die Jungfrau schläft in der Kammer]
[Ich stand in dunkeln Träumen]
[Ich unglücksel'ger Atlas! eine Welt]
[Die Jahre kommen und gehen]
[Mir träumte: Traurig schaute der Mond]
[Was will die einsame Träne?]
[Der bleiche, herbstliche Halbmond]
[Das ist ein schlechtes Wetter]
[Man glaubt, dass ich mich gräme]
[Deine weißen Lilienfinger]
[Hat sie sich denn nie geäußert]
[Sie liebten sich beide, doch keiner]
[Und als ich euch meine Schmerzen geklagt]
[Ich rief den Teufel, und er kam]
[Mensch, verspotte nicht den Teufel]
[Die Heil'gen Drei Könige aus Morgenland]
[Mein Kind, wir waren Kinder]
[Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich]
[Wie der Mond sich leuchtend dränget]
[Im Traum sah ich die Geliebte]
[Teurer Freund! Was soll es nützen]
[Werdet nur nicht ungeduldig]
[Nun ist es Zeit, dass ich mit Verstand]
[Den König Wiswamitra]
[Herz, mein Herz, sei nicht beklommen]
[Du bist wie eine Blume]
[Kind! Es wäre dein Verderben]
[Wenn ich auf dem Lager liege]
[Mädchen mit dem roten Mündchen]
[Mag da draußen Schnee sich türmen]
[Andre beten zur Madonne]
[Verriet mein blasses Angesicht]
[Teurer Freund, du bist verliebt]
[Ich wollte bei dir weilen]
[Saphire sind die Augen dein]
[Habe mich mit Liebesreden]
[Zu fragmentarisch ist Welt und Leben!]
[Ich hab mir lang den Kopf zerbrochen]
[Sie haben heut abend Gesellschaft]
[Ich wollt, meine Schmerzen ergössen]
[Du hast Diamanten und Perlen]
[Wer zum ersten Male liebt]
[Gaben mir Rat und gute Lehren]
[Diesen liebenswürd'gen Jüngling]
[Mir träumt': Ich bin der liebe Gott]
[Ich hab euch im besten Juli verlassen]
[Von schönen Lippen fortgedrängt, getrieben]
[Wir fuhren allein im dunkeln]
[Das weiß Gott, wo sich die tolle]
[Wie dunkle Träume stehen]
[Und bist du erst mein eh'lich Weib]
[An deine schneeweiße Schulter]
[Es blasen die blauen Husaren]
[Habe auch, in jungen Jahren]
[Bist du wirklich mir so feindlich]
[Ach, die Augen sind es wieder]
[Selten habt ihr mich verstanden]
[Doch die Kastraten klagten]
[Auf den Wällen Salamancas]
[Neben mir wohnt Don Henriquez]
[Kaum sahen wir uns, und an Augen und Stimme]
[Über die Berge steigt schon die Sonne]
[Zu Halle auf dem Markt]
[Dämmernd liegt der Sommerabend]
[Nacht liegt auf den fremden Wegen]
[Der Tod, das ist die kühle Nacht]
[Sag, wo ist dein schönes Liebchen]
Götterdämmerung
Ratcliff
Doña Clara
Almansor
[In dem Dome zu Corduva]
[Hastig schritt er aus dem Dome]
[In dem Schloss zu Alkolea]
Die Wallfahrt nach Kevlaar
[Am Fenster stand die Mutter]
[Die Muttergottes zu Kevlaar]
[Der kranke Sohn und die Mutter]
Aus der Harzreise
Prolog
Bergidylle
[Auf dem Berge steht die Hütte]
[Tannenbaum, mit grünen Fingern]
[Still versteckt der Mond sich draußen]
Der Hirtenknabe
Auf dem Brocken
Die Ilse
Die Nordsee
Erster Zyklus
Krönung
Abenddämmerung
Sonnenuntergang
Die Nacht am Strande
Poseidon
Erklärung
Nachts in der Kajüte
Sturm
Meeresstille
Seegespenst
Reinigung
Frieden
Zweiter Zyklus
Meergruß
Gewitter
Der Schiffbrüchige
Untergang der Sonne
Der Gesang der Okeaniden
Die Götter Griechenlands
Fragen
Der Phönix
Im Hafen
Epilog
Neue Gedichte
Neuer Frühling
Prolog
[Unterm weißen Baume sitzend]
[In dem Walde sprießt und grünt es]
[Die schönen Augen der Frühlingsnacht]
[Ich lieb eine Blume, doch weiß ich nicht welche]
[Gekommen ist der Maie]
[Leise zieht durch mein Gemüt]
[Der Schmetterling ist in die Rose verliebt]
[Es erklingen alle Bäume]
[Im Anfang war die Nachtigall]
[Es hat die warme Frühlingsnacht]
[Es drängt die Not, es läuten die Glocken]
[Ach, ich sehne mich nach Tränen]
[Die blauen Frühlingsaugen]
[Wenn du mir vorüberwandelst]
[Die schlanke Wasserlilie]
[Wenn du gute Augen hast]
[Was treibt dich umher in der Frühlingsnacht?]
[Mit deinen blauen Augen]
[Wieder ist das Herz bezwungen]
[Die Rose duftet – doch ob sie empfindet]
[Weil ich dich liebe, muss ich fliehend]
[Ich wandle unter Blumen]
[Wie des Mondes Abbild zittert]
[Es haben unsre Herzen]
[Sag mir, wer einst die Uhren erfund]
[Wie die Nelken duftig atmen!]
[Hab ich nicht dieselben Träume]
[Küsse, die man stiehlt im Dunkeln]
[Es war ein alter König]
[In meiner Erinnrung erblühen]
[Mondscheintrunkne Lindenblüten]
[Durch den Wald, im Mondenscheine]
[Morgens send ich dir die Veilchen]
[Der Brief, den du geschrieben]
[Sorge nie, dass ich verrate]
[Wie die Tage macht der Frühling]
[Sterne mit den goldnen Füßchen]
[Ernst ist der Frühling, seine Träume]
[Schon wieder bin ich fortgerissen]
[Die holden Wünsche blühen]
[Wie ein Greisenantlitz droben]
[Verdrossnen Sinn im kalten Herzen hegend]
[Spätherbstnebel, kalte Träume]
[Himmel grau und wochentäglich!]
Verschiedene
Seraphine
[Wandl' ich in dem Wald des Abends]
[An dem stillen Meeresstrande]
[Das ist eine weiße Möwe]
[Dass du mich liebst, das wusst ich]
[Wie neubegierig die Möwe]
[Sie floh vor mir wie 'n Reh so scheu]
[Auf diesem Felsen bauen wir]
[Graue Nacht liegt auf dem Meere]
[Schattenküsse, Schattenliebe]
[Das Fräulein stand am Meere]
[Mit schwarzen Segeln segelt mein Schiff]
[Wie schändlich du gehandelt]
[Es ziehen die brausenden Wellen]
[Es ragt ins Meer der Runenstein]
[Das Meer erstrahlt im Sonnenschein]
Angelique
[Nun der Gott mir günstig nicket]
[Wie rasch du auch vorüberschrittest]
[Nimmer glaub ich, junge Schöne]
[Ich halte ihr die Augen zu]
[Wenn ich, beseligt von schönen Küssen]
[Während ich nach andrer Leute]
[Ja freilich, du bist mein Ideal]
[Schaff mich nicht ab, wenn auch den Durst]
[Dieser Liebe toller Fasching]
Diana
[Diese schönen Gliedermaßen]
[Am Golfe von Biskaya]]
[Manchmal, wenn ich bei Euch bin]
Hortense
[Eh'mals glaubt ich, alle Küsse]
[Wir standen an der Straßeneck']
[In meinen Tagesträumen]
[Sie spricht]
[Neue Melodien spiel ich]
[Nicht lange täuschte mich das Glück]
Clarisse
[Meinen schönsten Liebesantrag]
[Überall, wo du auch wandelst]
[Hol' der Teufel deine Mutter]
[Geh nicht durch die böse Straße]
[Es kommt zu spät, was du mir lächelst]
Yolante und Marie
[Diese Damen, sie verstehen]
[In welche soll ich mich verlieben]
[Die Flaschen sind leer, das Frühstück ist gut]
[Jugend, die mir täglich schwindet]
Emma
[Er steht so starr wie ein Baumstamm]
[Vierundzwanzig Stunden soll ich]
[Nicht mal einen einz'gen Kuss]
[Emma, sage mir die Wahrheit]
[Bin ich bei dir, Zank und Not!]
[Schon mit ihren schlimmsten Schatten]
Der Tannhäuser
[Ihr guten Christen, lasst euch nicht]
[Zu Rom, zu Rom, in der heiligen Stadt]
[Der Ritter Tannhäuser, er wandelt so rasch]
Schöpfungslieder
[Im Beginn schuf Gott die Sonne]
[Und der Gott sprach zu dem Teufel]
[Ich hab mir zu Ruhm und Preis erschaffen]
[Kaum hab ich die Welt zu schaffen begonnen]
[Sprach der Herr am sechsten Tage]
[Der Stoff, das Material des Gedichts]
[Warum ich eigentlich erschuf]
Friedrike
[Verlass Berlin, mit seinem dicken Sande]
[Der Ganges rauscht, mit klugen Augen schauen]
[Der Ganges rauscht, der große Ganges schwillt]
Katharina
[Ein schöner Stern geht auf in meiner Nacht]
[Wollen Sie ihr nicht vorgestellt sein?]
[Wie Merlin, der eitle Weise]
[Du liegst mir so gern im Arme]
[Ich liebe solche weiße Glieder]
[Der Frühling schien schon an dem Tor]
[Jüngstens träumte mir: spazieren]
[Ein jeder hat zu diesem Feste]
[Gesanglos war ich und beklommen]
In der Fremde
[Es treibt dich fort von Ort zu Ort]
[Du bist ja heut so grambefangen]
[Ich hatte einst ein schönes Vaterland]
Tragödie
[Entflieh mit mir und sei mein Weib]
[Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht]
[Auf ihrem Grab, da steht eine Linde]
Romanzen
Ein Weib
Frühlingsfeier
Childe Harold
Die Beschwörung
Aus einem Briefe
Unstern
Anno 1829
Anno 1839
In der Frühe
Ritter Olaf
[Vor dem Dome stehn zwei Männer]
[Herr Olaf sitzt beim Hochzeitschmaus]
[Herr Olaf, es ist Mitternacht]
Die Nixen
Bertrand de Born
Frühling
Ali Bey
Psyche
Die Unbekannte
Wechsel
Fortuna
Klagelied eines altdeutschen Jünglings
Lass ab!
Frau Mette
Begegnung
König Harald Harfagar
Unterwelt
[Blieb' ich doch ein Junggeselle!]
[Auf goldenem Stuhl, im Reiche der Schatten]
[Während solcherlei Beschwerde]
[Meine Schwiegermutter Ceres!]
[Zuweilen dünkt es mich, als trübe]
Zur Ollea
Maultiertum
Symbolik des Unsinns
Hoffart
Wandere!
Winter
Altes Kaminstück
Sehnsüchtelei
Helena
Kluge Sterne
Die Engel
Zeitgedichte
Doktrin
Adam der Erste
Warnung
An einen ehemaligen Goetheaner
Geheimnis
Bei des Nachtwächters Ankunft zu Paris
Der Tambourmajor
Entartung
Heinrich
Lebensfahrt
Das neue israelitische Hospital zu Hamburg
Georg Herwegh
Die Tendenz
Das Kind
Verheißung
Der Wechselbalg
Der Kaiser von China
Kirchenrat Prometheus
An den Nachtwächter
Zur Beruhigung
Verkehrte Welt
Erleuchtung
Wartet nur
Nachtgedanken
Aus den Jahren 1853 und 1854
Ruhelechzend
Im Mai
Leib und Seele
Rote Pantoffeln
Babylonische Sorgen
Das Sklavenschiff
[Der Superkargo Mynheer van Koek]
[Hoch aus dem blauen Himmelszelt]
Affrontenburg
Zum Lazarus
[Lass die heil'gen Parabolen]
[Es hatte mein Haupt die schwarze Frau]
[Wie langsam kriechet sie dahin]
[Einst sah ich viele Blumen blühen]
[Ich sah sie lachen, sah sie lächeln]
[Du warst ein blondes Jungfräulein, so artig]
[Vom Schöppenstuhle der Vernunft]
[Ein Wetterstrahl, beleuchtend plötzlich]
[Die Gestalt der wahren Sphinx]
[Es sitzen am Kreuzweg drei Frauen]
[Mich locken nicht die Himmelsauen]
Die Libelle
Himmelfahrt
Die Wahlverlobten
Der Philanthrop
Die Launen der Verliebten
Mimi
Guter Rat
Erinnerung an Hammonia
Schnapphahn und Schnapphenne
Jung-Katerverein für Poesiemusik
Hans ohne Land
Erinnerung aus Krähwinkels Schreckenstagen
Die Audienz
Kobes I.
Epilog
Sonstiges / Posthum
Ahnung(1822)
Traum und Leben (1822)
Du sollst mich liebend umschließen ( 1822)
Deutschland. Ein Traum (Erstdruck 1822)
Blamier mich nicht, mein schönes Kind ( 1824)
In den Küssen welche Lüge (1824)
Deutschland (1842)
Lobgesänge auf König Ludwig ( 1844)
Die schlesischen Weber (1844)
Unsere Marine (1846)
Der neue Alexander (1846)
Michel nach dem März (1851)
Das Hohelied (1854)
König Ludwig an den König von Preußen (1855)
Die Wahlesel (1857)
Ganz entsetzlich ungesund (1857)
Die Söhne des Glückes beneid ich nicht (1857)
Rationalistische Exegese (1858)
Welsche Sage (1863)
Diesseits und jenseits des Rheins (1863)
Morphine (1863)
Lebewohl (1863)
Einem Abtrünnigen (1869)
An einen politischen Dichter (1869)
An Georg Herwegh (1869)
Hymnus (1869)
Simplicissimus I (1869)
König Langohr I. (1869)
Die Menge tut es (1869)
1649–1793–???? (1869)
Die Wanderratten (1869)
Stoßseufzer (1869)
Wo? (1869)
Orpheisch (1869)
Der Scheidende (1869)
Testament (1869)
Biographischer Abriss Heinrich Heines
[Joerg K. Sommermeyer]
[Hoffmann und Campe, Hamburg 1827]
Diese neue Ausgabe des »Buchs der Lieder« kann ich dem überrheinischen Publikum nicht zuschicken, ohne sie mit freundlichen Grüßen in ehrlichster Prosa zu begleiten. Ich weiß nicht, welches wunderliche Gefühl mich davon abhält, dergleichen Vorworte, wie es bei Gedichtsammlungen üblich ist, in schönen Rhythmen zu versifizieren. Seit einiger Zeit sträubt sich etwas in mir gegen alle gebundene Rede, und wie ich höre, regt sich bei manchen Zeitgenossen eine ähnliche Abneigung. Es will mich bedünken, als sei in schönen Versen allzu viel gelogen worden und die Wahrheit scheue sich, in metrischen Gewändern zu erscheinen.
Nicht ohne Befangenheit übergebe ich der Lesewelt den erneuten Abdruck dieses Buches. Es hat mir die größte Überwindung gekostet, ich habe fast ein ganzes Jahr gezaudert, ehe ich mich zur flüchtigen Durchsicht desselben entschließen konnte. Bei seinem Anblick erwachte in mir all jenes Unbehagen, das mir einst vor zehn Jahren, bei der ersten Publikation, die Seele beklemmte. Verstehen wird diese Empfindung nur der Dichter oder Dichterling, der seine ersten Gedichte gedruckt sah. Erste Gedichte! Sie müssen auf nachlässigen, verblichenen Blättern geschrieben sein, dazwischen, hie und da, müssen welke Blumen liegen, oder eine blonde Locke, oder ein verfärbtes Stückchen Band, und an mancher Stelle muss noch die Spur einer Träne sichtbar sein ... Erste Gedichte aber, die gedruckt sind, grell schwarz gedruckt auf entsetzlich glattem Papier, diese haben ihren süßesten, jungfräulichsten Reiz verloren und erregen bei dem Verfasser einen schauerlichen Missmut. Ja, es sind nun zehn Jahre, seitdem diese Gedichte zuerst erschienen, und ich gebe sie wie damals in chronologischer Folge, und ganz voran ziehen wieder Lieder, die in jenen früheren Jahren gedichtet worden, als die ersten Küsse der deutschen Muse in meiner Seele brannten. Ach! die Küsse dieser guten Dirne verloren seitdem sehr viel von ihrer Glut und Frische! Bei so langjährigem Verhältnis musste die Inbrunst der Flitterwochen allmählich verrauchen; aber die Zärtlichkeit wurde manchmal um so herzlicher, besonders in schlechten Tagen, und da bewährte sie mir ihre ganze Liebe und Treue, die deutsche Muse! Sie tröstete mich in heimischen Drangsalen, folgte mir ins Exil, erheiterte mich in bösen Stunden des Verzagens, ließ mich nie im Stich, sogar in Geldnot wusste sie mir zu helfen, die deutsche Muse, die gute Dirne!
Ebenso wenig wie an der Zeitfolge, änderte ich an den Gedichten selbst. Nur hie und da, in der ersten Abteilung, wurden einige Verse verbessert. Der Raumersparnis wegen habe ich die Dedikationen der ersten Auflage weggelassen. Doch kann ich nicht umhin, zu erwähnen, dass das »Lyrische Intermezzo« einem Buch entlehnt ist, welches unter dem Titel »Tragödien« im Jahr 1823 erschien und meinem Oheim Salomon Heine zugeeignet worden. Die hohe Achtung, die ich diesem großartigen Manne zollte, sowie auch meine Dankbarkeit für die Liebe, die er mir bewiesen, wollte ich durch jene Widmung beurkunden. »Die Heimkehr«, welche zuerst in den »Reisebildern« erschien, ist der seligen Friederike Varnhagen von Ense gewidmet, und ich darf mich rühmen, der Erste gewesen zu sein, der diese große Frau mit öffentlicher Huldigung verehrte. Es war eine große Tat von August Varnhagen, dass er, alles kleinliche Bedenken abweisend, jene Briefe veröffentlichte, worin sich Rahel mit ihrer ganzen Persönlichkeit offenbart. Dieses Buch kam zur rechten Zeit, wo es eben am besten wirken, stärken und trösten konnte. Das Buch kam zur trostbedürftig rechten Zeit. Es ist, als ob die Rahel wusste, welche posthume Sendung ihr beschieden war. Sie glaubte freilich, es würde besser werden, und wartete; doch als des Wartens kein Ende nahm, schüttelte sie ungeduldig den Kopf, sah Varnhagen an und starb schnell – um desto schneller auferstehen zu können. Sie mahnt mich an die Sage jener anderen Rahel, die aus dem Grabe hervorstieg und an der Landstraße stand und weinte, als ihre Kinder in die Gefangenschaft zogen.
Ich kann ihrer nicht ohne Wehmut gedenken, der liebreichen Freundin, die mir immer die unermüdlichste Teilnahme widmete und sich oft nicht wenig für mich ängstigte, in jener Zeit meiner jugendlichen Übermüten, in jener Zeit, als die Flamme der Wahrheit mich mehr erhitzte als erleuchtete ...
Diese Zeit ist vorbei! Ich bin jetzt mehr erleuchtet als erhitzt. Solche kühle Erleuchtung kommt aber immer zu spät bei den Menschen. Ich sehe jetzt im klarsten Lichte die Steine, über welche ich gestolpert. Ich hätte ihnen so leicht ausweichen können, ohne darum einen unrechten Weg zu wandeln. Jetzt weiß ich auch, dass man in der Welt sich mit allem befassen kann, wenn man nur die dazu nötigen Handschuhe anzieht. Und dann sollten wir nur das tun, was tunlich ist und wozu wir am meisten Geschick haben, im Leben wie in der Kunst. Ach! zu den unseligsten Missgriffen des Menschen gehört, dass er den Wert der Geschenke, die ihm die Natur am bequemsten entgegenträgt, kindisch verkennt und dagegen die Güter, die ihm am schwersten zugänglich sind, für die kostbarsten ansieht. Den Edelstein, der im Schoße der Erde festgewachsen, die Perle, die in den Untiefen des Meeres verborgen, hält der Mensch für die besten Schätze; er würde sie geringachten, wenn die Natur sie gleich Kieseln und Muscheln zu seinen Füßen legte. Gegen unsere Vorzüge sind wir gleichgültig; über unsere Gebrechen suchen wir uns so lange zu täuschen, bis wir sie endlich für Vortrefflichkeiten halten. Als ich einst, nach einem Konzerte von Paganini, diesem Meister mit leidenschaftlichen Lobsprüchen über sein Violinspiel entgegentrat, unterbrach er mich mit den Worten: »Aber wie gefielen Ihnen heute meine Komplimente, meine Verbeugungen?«
Bescheidenen Sinnes und um Nachsicht bittend, übergebe ich dem Publikum das »Buch der Lieder«; für die Schwäche dieser Gedichte mögen vielleicht meine politischen, theologischen und philosophischen Schriften einigen Ersatz bieten.
Bemerken muss ich jedoch, dass meine poetischen, ebenso gut wie meine politischen, theologischen und philosophischen Schriften, einem und demselben Gedanken entsprossen sind und dass man die einen nicht verdammen darf, ohne den anderen allen Beifall zu entziehen. Zugleich erlaube ich mir auch die Bemerkung, dass das Gerücht, als hätte jener Gedanke eine bedenkliche Umwandlung in meiner Seele erlitten, auf Angaben beruht, die ich ebenso verachten wie bedauern muss. Nur gewissen bornierten Geistern konnte die Milderung meiner Rede, oder gar mein erzwungenes Schweigen, als ein Abfall von mir selber erscheinen. Sie missdeuteten meine Mäßigung, und das war um so liebloser, da ich doch nie ihre Überwut missdeutet habe. Höchstens dürfte man mich einer Ermüdung beschuldigen. Aber ich habe ein Recht, müde zu sein ... Und dann muss jeder dem Gesetz der Zeit gehorchen, er mag wollen oder nicht ...
»Und scheint die Sonne noch so schön, Am Ende muss sie untergehn!«
Die Melodie dieser Verse summt mir schon den ganzen Morgen im Kopfe und klingt vielleicht wider aus allem, was ich soeben geschrieben. In einem Stück von Raimund, dem wackeren Komiker, der sich unlängst aus Melancholie totgeschossen, erschienen Jugend und Alter als allegorische Personen, und das Lied, welches die Jugend singt, wenn sie von dem Helden Abschied nimmt, beginnt mit den erwähnten Versen. Vor vielen Jahren, in München, sah ich dieses Stück, ich glaube, es heißt »Der Bauer als Millionär«. Sobald die Jugend abgeht, sieht man, wie die Person des Helden, der allein auf der Szene zurückbleibt, eine sonderbare Veränderung erleidet. Sein braunes Haar wird allmählich grau und endlich schneeweiß; sein Rücken krümmt sich, seine Knie schlottern; an die Stelle des vorigen Ungestüms tritt eine weinerliche Weichheit... das Alter erscheint.
Naht diese winterliche Gestalt auch schon dem Verfasser dieser Blätter? Gewahrst du schon, teurer Leser, eine ähnliche Umwandlung an dem Schriftsteller, der immer jugendlich, fast allzu jugendlich in der Literatur sich bewegte? Es ist ein betrübender Anblick, wenn ein Schriftsteller vor unseren Augen, angesichts des ganzen Publikums, allmählich alt wird. Wir haben's gesehen, nicht bei Wolfgang Goethe, dem ewigen Jüngling, aber bei August Wilhelm von Schlegel, dem bejahrten Gecken; wir haben's gesehen, nicht bei Adelbert Chamisso, der mit jedem Jahr sich blütenreicher verjüngt, aber wir sahen es bei Herrn Ludwig Tieck, dem ehemaligen romantischen Strohmian, der jetzt ein alter räudiger Muntsche geworden ... Oh, ihr Götter! ich bitte euch nicht, mir die Jugend zu lassen, aber lasst mir die Tugenden der Jugend, den uneigennützigen Groll, die uneigennützige Träne! Lasst mich nicht ein alter Polterer werden, der aus Neid die jüngeren Geister ankläfft, oder ein matter Jammermensch, der über die gute alte Zeit beständig flennt ... Lasst mich ein Greis werden, der die Jugend liebt und trotz der Alterschwäche noch immer teilnimmt an ihren Spielen und Gefahren! Mag immerhin meine Stimme zittern und beben, wenn nur der Sinn meiner Worte unerschrocken und frisch bleibt!
Sie lächelte gestern so sonderbar, halb mitleidig, halb boshaft, die schöne Freundin, als sie mit ihren rosigen Fingern meine Locken glättete ... Nicht wahr, du hast auf meinem Haupte einige weiße Haare bemerkt?
»Und scheint die Sonne noch so schön,
Am Ende muss sie untergehn.«
Geschrieben zu Paris im Frühjahr 1837
Das ist der alte Märchenwald!
Es duftet die Lindenblüte!
Der wunderbare Morgenglanz
Bezaubert mein Gemüte.
Ich ging fürbass, und wie ich ging,
Erklang es in der Höhe.
Das ist die Nachtigall, sie singt
Von Lieb' und Liebeswehe.
Sie singt von Lieb' und Liebesweh,
Von Tränen und von Lachen,
Sie jubelt so traurig, sie schluchzet so froh,
Vergessene Träume erwachen. –
Ich ging fürbass, und wie ich ging,
Da sah ich vor mir liegen
Auf freiem Platz ein großes Schloss,
Die Giebel hoch aufstiegen.
Verschlossene Fenster, überall
Ein Schweigen und ein Trauern;
Es schien, als wohne der stille Tod
In diesen öden Mauern.
Dort vor dem Tor lag eine Sphinx,
Ein Zwitter von Schrecken und Lüsten,
Der Leib und die Tatzen wie ein Löw',
Ein Weib an Haupt und Brüsten.
Ein schönes Weib! Der weiße Blick,
Er sprach von wildem Begehren;
Die stummen Lippen wölbten sich
Und lächelten stilles Gewähren.
Die Nachtigall, sie sang so süß –
Ich konnt nicht widerstehen –
Und als ich küsste das holde Gesicht,
Da war's um mich geschehen.
Lebendig ward das Marmorbild,
Der Stein begann zu ächzen –
Sie trank meiner Küsse lodernde Glut
Mit Dürsten und mit Lechzen.
Sie trank mir fast den Odem aus –
Und endlich, wollustheischend,
Umschlang sie mich, meinen armen Leib
Mit den Löwentatzen zerfleischend.
Entzückende Marter und wonniges Weh!
Der Schmerz wie die Lust unermesslich!
Derweilen des Mundes Kuss mich beglückt,
Verwunden die Tatzen mich grässlich.
Die Nachtigall sang: »O schöne Sphinx!
O Liebe! was soll es bedeuten,
Dass du vermischest mit Todesqual
All deine Seligkeiten?
O schöne Sphinx! O löse mir
Das Rätsel, das wunderbare!
Ich hab darüber nachgedacht
Schon manche tausend Jahre.«
Das hätte ich alles sehr gut in guter Prosa sagen können ... Wenn man aber die alten Gedichte wieder durchliest, um ihnen, behufs eines erneuten Abdrucks, einige Nachfeile zu erteilen, dann überschleicht einen unversehens die klingelnde Gewohnheit des Reims und Silbenfalls, und siehe! es sind Verse, womit ich die dritte Auflage des »Buchs der Lieder« eröffne. O Phöbus Apollo! sind diese Verse schlecht, so wirst du mir gern verzeihen ... Denn du bist ein allwissender Gott, und du weißt sehr gut, warum ich mich seit so vielen Jahren nicht mehr vorzugsweise mit Maß und Gleichklang der Wörter beschäftigen konnte ... Du weißt, warum die Flamme, die einst in brillanten Feuerwerkspielen die Welt ergötzte, plötzlich zu weit ernsteren Bränden verwendet werden musste ... Du weißt, warum sie jetzt in schweigender Glut mein Herz verzehrt ... Du verstehst mich, großer schöner Gott, der du ebenfalls die goldene Leier zuweilen vertauschtest mit dem starken Bogen und den tödlichen Pfeilen ... Erinnerst du dich auch noch des Marsyas, den du lebendig geschunden? Es ist schon lange her, und ein ähnliches Beispiel tät wieder Not... Du lächelst, o mein ewiger Vater!
Geschrieben zu Paris, den 20. Februar 1839
1817-1821
Mir träumte einst von wildem Liebesglühn,
Von hübschen Locken, Myrten und Resede,
Von süßen Lippen und von bittrer Rede,
Von düstrer Lieder düstern Melodien.
Verblichen und verweht sind längst die Träume,
Verweht ist gar mein liebstes Traumgebild'!
Geblieben ist mir nur, was glutenwild
Ich einst gegossen hab in weiche Reime.
Du bliebst, verwaistes Lied! Verweh jetzt auch,
Und such das Traumbild, das mir längst entschwunden,
Und grüß es mir, wenn du es aufgefunden –
Dem luft'gen Schatten send ich luft'gen Hauch.
Ein Traum, gar seltsam schauerlich,
Ergötzte und erschreckte mich.
Noch schwebt mir vor manch grausig Bild,
Und in dem Herzen wogt es wild.
Das war ein Garten, wunderschön,
Da wollt ich lustig mich ergehn;
Viel schöne Blumen sahn mich an,
Ich hatte meine Freude dran.
Es zwitscherten die Vögelein
Viel muntre Liebesmelodei'n;
Die Sonne rot, von Gold umstrahlt,
Die Blumen lustig bunt bemalt.
Viel Balsamduft aus Kräutern rinnt,
Die Lüfte wehen lieb und lind;
Und alles schimmert, alles lacht,
Und zeigt mir freundlich seine Pracht.
Inmitten in dem Blumenland
Ein klarer Marmorbrunnen stand;
Da schaut ich eine schöne Maid,
Die emsig wusch ein weißes Kleid.
Die Wänglein süß, die Äuglein mild,
Ein blondgelocktes Heil'genbild;
Und wie ich schau, die Maid ich fand
So fremd und doch so wohlbekannt.
Die schöne Maid, die sputet sich,
Sie summt ein Lied gar wunderlich:
»Rinne, rinne Wässerlein,
Wasche mir das Linnen rein!«
Ich ging und nahete mich ihr,
Und flüsterte: »O sage mir,
Du wunderschöne, süße Maid,
Für wen ist dieses weiße Kleid?«
Da sprach sie schnell: »Sei bald bereit,
Ich wasche dir dein Totenkleid!«
Und als sie dies gesprochen kaum,
Zerfloss das ganze Bild, wie Schaum. –
Und fortgezaubert stand ich bald
In einem düstern, wilden Wald.
Die Bäume ragten himmelan;
Ich stand erstaunt und sann und sann.
Und horch! welch dumpfer Widerhall!
Wie ferner Äxtenschläge Schall;
Ich eil durch Busch und Wildnis fort,
Und komm an einen freien Ort.
Inmitten in dem grünen Raum,
Da stand ein großer Eichenbaum;
Und sieh! mein Mägdlein wundersam
Haut mit dem Beil den Eichenstamm.
Und Schlag auf Schlag, und sonder Weil',
Summt sie ein Lied und schwingt das Beil:
»Eisen blink, Eisen blank,
Zimmre hurtig Eichenschrank!«
Ich ging und nahete mich ihr,
Und flüsterte: »O sage mir,
Du wundersüßes Mägdelein,
Wem zimmerst du den Eichenschrein?«
Da sprach sie schnell: »Die Zeit ist karg,
Ich zimmre deinen Totensarg!«
Und als sie dies gesprochen kaum,
Zerfloss das ganze Bild, wie Schaum. –
Es lag so bleich, es lag so weit
Ringsum nur kahle, kahle Heid';
Ich wusste nicht, wie mir geschah,
Und heimlich schaudernd stand ich da.
Und nun ich eben fürder schweif,
Gewahr ich einen weißen Streif;
Ich eilt drauf zu, und eilt und stand,
Und sieh! die schöne Maid ich fand.
Auf weiter Heid' stand weiße Maid,
Grub tief die Erd' mit Grabescheit.
Kaum wagt ich noch sie anzuschaun,
Sie war so schön und doch ein Grau'n.
Die schöne Maid, die sputet sich,
Sie summt ein Lied gar wunderlich:
»Spaten, Spaten, scharf und breit,
Schaufle Grube tief und weit!«
Ich ging und nahete mich ihr,
Und flüsterte: »O sage mir,
Du wunderschöne, süße Maid,
Was diese Grube hier bedeut't?«
Da sprach sie schnell: »Sei still, ich hab
Geschaufelt dir ein kühles Grab.«
Und als so sprach die schöne Maid,
Da öffnet sich die Grube weit;
Und als ich in die Grube schaut,
Ein kalter Schauer mich durchgraut;
Und in die dunkle Grabesnacht
Stürzt ich hinein – und bin erwacht.
Im nächt'gen Traum hab ich mich selbst geschaut,
In schwarzem Galafrack und seidner Weste,
Manschetten an der Hand, als ging's zum Feste,
Und vor mir stand mein Liebchen, süß und traut.
Ich beugte mich und sagte: »Sind Sie Braut?
Ei! ei! so gratulier ich, meine Beste!«
Doch fast die Kehle mir zusammenpresste
Der langgezogne, vornehm kalte Laut.
Und bittre Tränen plötzlich sich ergossen
Aus Liebchens Augen, und in Tränenwogen
Ist mir das holde Bildnis fast zerflossen.
O süße Augen, fromme Liebessterne,
Obschon ihr mir im Wachen oft gelogen,
Und auch im Traum, glaub ich euch dennoch gerne!
Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig,
Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit,
Trug weiße Wäsche und ein feines Kleid,
Inwendig aber war es grob und schmutzig.
Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig,
Jedoch von außen voller Würdigkeit;
Von der Courage sprach es lang und breit,
Und tat sogar recht trutzig und recht stutzig.
»Und weißt du, wer das ist? Komm her und schau!«
So sprach der Traumgott, und er zeigt' mir schlau
Die Bilderflut in eines Spiegels Rahmen.
Vor einem Altar stand das Männchen da,
Mein Lieb daneben, beide sprachen: »Ja!«
Und tausend Teufel riefen lachend: »Amen!«
Was treibt und tobt mein tolles Blut?
Was flammt mein Herz in wilder Glut?
Es kocht mein Blut und schäumt und gärt,
Und grimme Glut mein Herz verzehrt.
Das Blut ist toll und gärt und schäumt,
Weil ich den bösen Traum geträumt;
Es kam der finstre Sohn der Nacht,
Und hat mich keuchend fortgebracht.
Er bracht mich in ein helles Haus,
Wo Harfenklang und Saus und Braus,
Und Fackelglanz und Kerzenschein;
Ich kam zum Saal, ich trat hinein.
Das war ein lustig Hochzeitfest;
Zu Tafel saßen froh die Gäst'.
Und wie ich nach dem Brautpaar schaut –
O weh! mein Liebchen war die Braut.
Das war mein Liebchen wunnesam,
Ein fremder Mann war Bräutigam;
Dicht hinterm Ehrenstuhl der Braut,
Da blieb ich stehn, gab keinen Laut.
Es rauscht Musik – gar still stand ich;
Der Freudenlärm betrübte mich.
Die Braut, sie blickt so hochbeglückt,
Der Bräut'gam ihre Hände drückt.
Der Bräut'gam füllt den Becher sein,
Und trinkt daraus, und reicht gar fein
Der Braut ihn hin; sie lächelt Dank –
O weh! mein rotes Blut sie trank.
Die Braut ein hübsches Äpflein nahm,
Und reicht es hin dem Bräutigam.
Der nahm sein Messer, schnitt hinein –
O weh! das war das Herze mein.
Sie äugeln süß, sie äugeln lang,
Der Bräut'gam kühn die Braut umschlang,
Und küsst sie auf die Wangen rot –
O weh! mich küsst der kalte Tod.
Wie Blei lag meine Zung' im Mund,
Dass ich kein Wörtlein sprechen kunnt.
Da rauscht es auf, der Tanz begann;
Das schmucke Brautpaar tanzt voran.
Und wie ich stand so leichenstumm,
Die Tänzer schweben flink herum; –
Ein leises Wort der Bräut'gam spricht,
Die Braut wird rot, doch zürnt sie nicht. – –
Im süßen Traum, bei stiller Nacht,
Da kam zu mir, mit Zaubermacht,
Mit Zaubermacht, die Liebste mein,
Sie kam zu mir ins Kämmerlein.
Ich schau sie an, das holde Bild!
Ich schau sie an, sie lächelt mild,
Und lächelt, bis das Herz mir schwoll,
Und stürmisch kühn das Wort entquoll:
»Nimm hin, nimm alles, was ich hab,
Mein Liebstes tret ich gern dir ab,
Dürft ich dafür dein Buhle sein,
Von Mitternacht bis Hahnenschrein.«
Da staunt' mich an gar seltsamlich,
So lieb, so weh und inniglich,
Und sprach zu mir die schöne Maid:
»Oh, gib mir deine Seligkeit!«
»Mein Leben süß, mein junges Blut,
Gäb ich, mit Freud' und wohlgemut,
Für dich, o Mädchen, engelgleich –
Doch nimmermehr das Himmelreich.«
Wohl braust hervor mein rasches Wort,
Doch blühet schöner immerfort,
Und immer spricht die schöne Maid:
»Oh, gib mir deine Seligkeit!«
Dumpf dröhnt dies Wort mir ins Gehör,
Und schleudert mir ein Glutenmeer
Wohl in der Seele tiefsten Raum;
Ich atme schwer, ich atme kaum. –
Das waren weiße Engelein,
Umglänzt von goldnem Glorienschein;
Nun aber stürmte wild herauf
Ein gräulich schwarzer Koboldhauf'.
Die rangen mit den Engelein,
Und drängten fort die Engelein;
Und endlich auch die schwarze Schar
In Nebelduft zerronnen war. –
Ich aber wollt in Lust vergehn,
Ich hielt im Arm mein Liebchen schön;
Sie schmiegt sich an mich wie ein Reh,
Doch weint sie auch mit bitterm Weh.
Feins Liebchen weint; ich weiß warum,
Und küss ihr Rosenmündlein stumm. –
»O still, feins Lieb, die Tränenflut,
Ergib dich meiner Liebesglut!
Ergib dich meiner Liebesglut –«
Da plötzlich starrt zu Eis mein Blut;
Laut bebet auf der Erde Grund,
Und öffnet gähnend sich ein Schlund.
Und aus dem schwarzen Schlunde steigt
Die schwarze Schar; – feins Lieb erbleicht!
Aus meinen Armen schwand feins Lieb;
Ich ganz alleine stehenblieb.
Da tanzt im Kreise wunderbar,
Um mich herum, die schwarze Schar,
Und drängt heran, erfasst mich bald,
und gellend Hohngelächter schallt.
Und immer enger wird der Kreis,
Und immer summt die Schauerweis':
»Du gabest hin die Seligkeit,
Gehörst uns nun in Ewigkeit!«
Nun hast du das Kaufgeld, nun zögerst du doch?
Blutfinstrer Gesell, was zögerst du noch?