Heiß ersehnt, heiß begehrt - Wendy Etherington - E-Book

Heiß ersehnt, heiß begehrt E-Book

Wendy Etherington

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Beschreibung

Jeder in der Kleinstadt Baxter kennt die attraktive Innenarchitektin Monica O'Malley: Immer topmodisch und äußerst sexy zieht sie alle Männerblicke auf sich. Dass sie sich ganz im Geheimen aber nach nur einem sehnt, weiß keiner, denn ausgerechnet dieser Mann macht einen großen Bogen um sie. Als sie allerdings den Auftrag erhält, die Feuerwache neu zu gestalten, kommt endlich die ersehnte Chance. Jetzt oder nie! Heiß beginnt Monica mit dem konservativen Chef der Feuerwache Ben Kimball zu flirten. Mit Erfolg! Sie spürt, dass auch in ihm lustvolle Gefühle erwachen, die sie täglich mehr anheizen. Eines Abends scheint ihr Traum wahr zu werden: Ben nimmt sie in seine Arme und streichelt sie zärtlich...

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Seitenzahl: 199

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IMPRESSUM

Heiß ersehnt, heiß begehrt erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2003 by Wendy Etherington Originaltitel: „Hunka Hunka Burnin’ Love“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANYBand 1065 - 2003 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Christiane Bowien-Böll

Umschlagsmotive: Artem_Furman_GettyImages

Veröffentlicht im ePub Format in 09/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733727659

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Nachdem Monica O’Malley sich die Tasche mit dem Laptop über die Schulter gehängt hatte, strich sie sich den Rock ihres roten Kostüms glatt und untersuchte ihre Pumps mit Leopardenmuster auf etwaige Schlammspritzer. Dolce and Gabbana, passender Lippenstift und dazu ein Lächeln … damit kann eine junge Frau alles erreichen, dachte sie, während sie beschwingten Schrittes auf den Eingang der Feuerwehrstation zuging.

Dieser Termin war aber auch wirklich wichtig für „Designs by Monica“. Jahrelang hatte sie von einem Haus am See geträumt, und nun, wo sie endlich ein Grundstück gekauft und eine Baufirma beauftragt hatte, stand sie natürlich unter einem besonders hohen Leistungsdruck. Sie brauchte jetzt ein regelmäßiges Einkommen, denn obwohl sie fleißig gespart hatte, reichte das Geld bei weitem nicht. Aber sie war fest entschlossen, sesshaft zu werden. Nichts in ihrem Leben schien bisher von Dauer gewesen zu sein – weder ihre Apartments noch ihre Autos noch ihre Lieblingsfarben für Lippenstifte, geschweige denn ihre Männer. Männer schon gar nicht.

Apropos Männer, im Rathaus von Baxter hatte man ihr gesagt, dass es Chief Benjamin Kimball sei, der allein über die Vergabe dieses Auftrags über die Renovierung der Feuerwache zu entscheiden habe.

Hm, vielleicht hätte sie seinen Bruder letzten Sommer nicht mit Handschellen ans Bett fesseln, ihm ihre eigenen Dessous anziehen und dann die Feuerwehr rufen sollen.

Ach was, dachte sie und öffnete beherzt die Eingangstür. Wes hatte es verdient, dieser treulose Kleinstadtcasanova.

„Guten Tag“, sagte sie in den Raum hinein, in dem sich mehrere Feuerwehrmänner auf verschlissenen Sofas und Liegen lümmelten. Du lieber Himmel, war dieses Sofa dort tatsächlich mit Vinyl bezogen? Igitt! Die Männer brauchten wirklich ihre Hilfe.

Wie auf Kommando sprangen sie alle hoch. Ihre Blicke streiften Monicas Gesicht nur flüchtig, um sich dann auf ihren Körper zu konzentrieren, besonders auf die Beine. Die Beine waren das Beste an ihr und Augenblicke wie dieser hielten sie bei der Stange, drei Mal die Woche zum Kickboxen zu gehen.

„Ma’am“, sagten sie im Chor und nickten höflich.

Die Männer hier im Süden waren einfach süß. Da sie in Kalifornien geboren und aufgewachsen war, war der typische Charme der Südstaatler immer noch etwas Besonderes für sie. Nun ja, genau solche charmanten Männer hatten ihr Selbstvertrauen erschüttert, indem sie sie schon fast finanziell in den Ruin getrieben, ihr Auto zu Schrott gefahren oder sie mit einer zehn Jahre jüngeren Kellnerin betrogen hatten.

Aber das alles lag hinter ihr. Nicht alle Männer waren faul oder verrückt oder treulos. Das würde sie sich und der Welt beweisen, und wenn sie dafür ganz Georgia absuchen müsste. Was sie brauchte, war ein Mann, der sowohl sympathisch als auch solide war. Und sexy. Und der beim ersten Anblick von ihr hingerissen wäre. Im Handumdrehen hätte sie ihr Selbstvertrauen wieder.

„Ich bin Monica O’Malley. Ich habe einen Termin bei Chief Kimball“, sagte sie und lächelte gewinnend. Falls sie den Auftrag bekäme, würde sie täglich mit diesen Männern zu tun haben. Deshalb wollte sie von Anfang an für einen professionell freundlichen Ton sorgen.

„Ja, Ma’am, ich weiß Bescheid“, meldete sich ein untersetzter blonder Mann. „Ich bringe Sie hin.“

Ehe Monica ihm nach draußen auf den Flur folgte, sah sie sich noch kurz um. Ihr fiel auf, dass der Tresen, der den Aufenthaltsraum von der Küche trennte, abgenutzt und voller Flecken war. Die Küchenschränke waren mit dunklem Resopal beschichtet. Die altmodischen Armaturen über der Spüle wirkten ziemlich abgegriffen. Alles sah aus, als habe man seit der Errichtung der Feuerwache im Jahre 1970 nichts mehr daran verändert. Fast hätte Monica sich vor Vorfreude die Hände gerieben.

Sie blickte auf das Namensschild auf der Brust ihres Führers, während sie einen Flur entlanggingen, dessen Auslegeware nicht weniger abgenutzt war als die übrige Einrichtung. „Wie lange arbeiten Sie schon bei der Feuerwehr, Ted?“, fragte sie.

„Seit drei Jahren Ma’am.“

„Und wie denken Sie über den Vorschlag, hier die Innenausstattung zu erneuern?“

Er blieb vor einer Tür stehen und legte die Hand auf die abgegriffene Klinke. Fast schüchtern erwiderte er ihren Blick. „Nun ja, Ma’am, die anderen und ich … wir hoffen, dass wir vielleicht eine neue Playstation bekommen.“

Monica legte den Kopf schief. „Sie meinen Computerspiele?“

Ted blickte erst in die eine, dann in die andere Richtung, ehe er mit leiser Stimme erwiderte. „Ja, Ma’am. Es wird hier manchmal verdammt langweilig. Der Chief lässt uns meistens aufräumen und sauber machen, aber trotzdem hat man öfter einfach nichts zu tun.“

Monica sah auf die geschlossene Tür. „Und was meint Ihr Boss dazu?“

Ted trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Er ist nicht gerade begeistert. Kennen Sie ihn übrigens?“

Ganz unbekannt war er ihr nicht. Ihre beste Freundin Skyler war seine Schwester, deshalb waren sie sich schon das eine oder andere Mal begegnet. Doch wirklich kennengelernt hatte sie ihn nie, denn er schien sich irgendwie immer ein bisschen abseits zu halten. Vage erinnerte sie sich an einen hochgewachsenen, dunkelhaarigen, recht schweigsamen Mann. „Nicht besonders gut“, entgegnete sie.

„Er ist sehr … ernst.“

Ernst. Das passte zu dem, was Skyler ihr über ihn erzählt hatte. Sie hatte ihre Freundin natürlich ein wenig ausgefragt, in der Hoffnung, etwas darüber zu erfahren, wie sie ihn beeindrucken könnte. Skyler hatte ihr erzählt, dass Ben durch den Verlust ihres Vaters schon mit fünfzehn in die Rolle des Familienoberhauptes gezwungen worden war. Und dass er immer bestrebt gewesen war – ebenso wie die beiden anderen Brüder Wesley und Steve – seinem heldenhaften Vater nachzueifern.

Er hatte sich abgerackert, um Chief zu werden. Respekt und beruflicher Erfolg bedeuteten ihm alles.

„Aber wenn ein Unbeteiligter sagen würde, fehlende Entspannungsmöglichkeiten senken die Arbeitsmoral?“

Ted wirkte erleichtert. „Ein Steuerzahler, Ma’am. Vergessen Sie nicht, Sie sind auch Steuerzahler.“

Sie lächelte. Dieses kurze Gespräch war wirklich sehr informativ. „Ich werde mein Bestes tun.“

Ted klopfte an die Tür, und nachdem von drinnen jemand kurz „Herein!“ gerufen hatte, öffnete er sie. „Chief, Miss O’Malley ist da.“

Chief Benjamin Kimball blickte von seinem Schreibtisch auf.

Monica spürte, wie ihr Herz schneller schlug.

Automatisch griff sie nach dem Schulterriemen ihrer Laptoptasche. Natürlich kannte sie sein Gesicht, aber merkwürdig, sie hatte das Gefühl, als sähe sie ihn zum ersten Mal.

Warum war ihr nie zuvor aufgefallen, dass sein Haar noch dunkler war als das von Wes? Und dass ihm sogar eine schwarze Locke in die Stirn fiel, so als sei sie schwer zu bändigen? Waren seine Augen schon immer so strahlend blau gewesen? Dass er einen sehr ernsten Gesichtsausdruck hatte, daran erinnerte sie sich, nicht aber an dieses energische Kinn. Damit wirkte er fast ein wenig gefährlich.

Aber vor allen Dingen wirkte er sympathisch. Und solide. Außerdem hatte er eine starke männliche Ausstrahlung. Wir sind hier im Dienst, ermahnte sie sich und konnte es dennoch nicht verhindern, dass sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen fuhr.

Sie trat näher und streckte die Hand aus. „Chief Kimball.“

Er stand auf – und fiel beinahe auf seinen Schreibtisch.

Du lieber Himmel, sie hatte ihn nicht im wörtlichen Sinn umhauen wollen.

„Verdammt, Edwin!“ Chief Kimball richtete sich wieder auf. Ein kleiner Mann mit hochrotem Gesicht und verrutschter Brille kam hinter dem Schreibtisch hervor.

„Tut mir leid, Chief“, sagte er.

Ben Kimball seufzte. „Warum reparierst du die Schublade nicht später?“

„Okay, Chief.“ Edwin schnappte sich einen riesigen Werkzeugkasten – erstaunlich, dass er ihn überhaupt tragen konnte –, und marschierte damit zur Tür. „Ma’am“, sagte er höflich im Vorbeigehen.

Als sie ihn anlächelte, verharrte er mitten im Schritt und starrte sie mit offenem Mund an.

„Edwin …“, sagte der Chief warnend.

„Bin schon weg, Sir.“ Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.

Immer noch lächelnd, wandte Monica sich wieder dem Chief zu und reichte ihm erneut die Hand. „Sollen wir es noch mal versuchen?“

Er erwiderte ihr Lächeln nicht, sah ihr jedoch offen ins Gesicht, als er ihre Hand ergriff und sie schüttelte. „Miss O’Malley, bitte nehmen Sie Platz.“

Ein wenig befangen setzte sie sich auf den einzigen Stuhl im Zimmer und stellte ihre Tasche auf dem Boden ab. Eigentlich sollte es sie nicht überraschen, dass sie so heftig auf Ben reagierte. Seit ihrer Enttäuschung mit Wes hatte sie die Männer nach Möglichkeit gemieden. Sie konnte sich kaum erinnern, wann sie das letzte Mal mit einem Mann geflirtet, geschweige denn intimeren Kontakt gehabt hatte.

Jetzt saß sie hier und kämpfte um Professionalität, während sie sich doch am liebsten auf den Schreibtisch geworfen und Ben an seiner schwarzen Krawatte zu sich heruntergezogen hätte, um ihm das perfekt gestärkte und gebügelte weiße Hemd aufzureißen.

Oder lag es an den ersten Frühlingsdüften des März? Oder vielleicht daran, dass dieser Mann eine Uniform trug?

Der Chief rückte einen Stapel Akten zurecht. „Sie sind also an dem Renovierungsauftrag interessiert, Miss O’Malley?“

Monica widerstand der Versuchung, zu salutieren und „Yes, Sir!“ zu sagen. Der Mann erzielte einfach diese Wirkung. „Richtig.“

„Und was qualifiziert Sie Ihrer Meinung nach dazu?“

Bevor sie antworten konnte, klopfte es an der Tür. Einer der Feuerwehrleute kam herein und reichte dem Chief eine Mappe, wobei es ihm gelang, gleichzeitig Monica anzustarren. „Sie sagten, Sie wollten diese Stundenzettel sofort haben, Sir.“

Der Chief wedelte mit der Mappe. „Ich bin hier, Andy.“

Andys Kopf fuhr herum. „Sir. Ja, Sir.“

„Die Stundenzettel hätten auch warten können bis nach dieser Besprechung“, sagte der Chief und legte die Mappe auf den Aktenstapel.

Andy blickte über die Schulter nach Monica. „Ja, Sir.“

„Abtreten!“

Andy machte auf dem Absatz kehrt und stapfte hinaus. Chief Kimball blickte ihm entnervt nach, während Monica sich ein Lächeln verbiss. Frauen waren hier offenbar eine Seltenheit.

„Sie wollten mir etwas über Ihre Qualifikationen erzählen.“ Der Chief lehnte sich abwartend in seinem Sessel zurück.

Sie holte tief Luft. „Ich habe an der University of California Kunst und Design studiert, danach arbeitete ich sechs Jahre bei einer internationalen Designfirma in Atlanta. Vor drei Jahren habe ich mich selbstständig gemacht.“

„Und sind nach Baxter gezogen?“

Sein überraschter Ton war nichts Neues für sie. Warum die Großstadt und eine prosperierende Firma verlassen, um in einem verschlafenen Nest wie Baxter sein Glück zu versuchen? Sie selbst hatte sich diese Frage viele Male gestellt – besonders, weil sie so oft nach Atlanta fahren musste, um ihr Geschäft am Laufen zu halten. Doch als sie das erste Mal nach Baxter gekommen war, hatte sie das Gefühl gehabt, zu Hause zu sein. Die familiäre Atmosphäre des Ortes, die gemütliche Gangart des Lebens hier und der historische Hintergrund hatten es ihr angetan.

„Ich wickle den größten Teil meiner Geschäfte in Atlanta ab, aber Baxter ist mein Zuhause. Als ich davon hörte, dass die Feuerwache renoviert werden soll, war es für mich selbstverständlich, meine Dienste anzubieten.“

„Haben Sie Erfahrung? Mit der Innenausstattung von Feuerwachen, meine ich.“

Wieder wurden sie von einem Klopfen unterbrochen. Wieder kam einer der Feuerwehrleute herein. Er drehte sich bei jedem zweiten Schritt nach Monica um, bis er schließlich neben dem Schreibtisch des Chiefs stand. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass wir gleich mit dem Mittagessen anfangen.“ Seine runden Wangen röteten sich, während er Monica zulächelte. „Werden wir dabei Gesellschaft haben?“

„Nein, Phil, das werden wir nicht“, sagte der Chief mit strenger Miene. „Und jetzt verschwinde.“

„Sind Sie sicher, dass wir …“

„Schon gut, Phil. Und sag den anderen da draußen, dass der Nächste, der uns unterbricht, die Fenster putzen muss“

Phil sah zu, dass er hinauskam.

„Sie scheinen auf meine Männer ja ganz schön Eindruck zu machen“, bemerkte der Chief missmutig.

Monica zog die Brauen zusammen. Es gefiel ihr, wenn sie Eindruck machte. Sie hatte auch noch nie ein Problem damit gehabt. Aber Ben Kimball wirkte alles andere als von ihr beeindruckt. Was machte sie falsch?

„Sie sind wahrscheinlich neugierig darauf, wer hier die Renovierung vornehmen wird“, sagte sie diplomatisch. „Und um auf Ihre Frage zurückzukommen – ja, ich habe durchaus Erfahrung mit Feuerwachen.“ Sie nahm ihre Präsentationsmappe aus ihrer Tasche und reichte sie ihm.

Welch ein Zufall! Ihr erster Auftrag überhaupt war die Innenausstattung einer Feuerwache in Palm Beach, Kalifornien, gewesen. Und mit der Einrichtung anderer öffentlicher Gebäude in Atlanta hatte sie sich bereits einen Namen gemacht. Sie hatte alles, vor allem Erfolg. Ihr einziges Problem war, einen respektablen Mann zu finden. Ben Kimball war perfekt, aber er war auch ein potenzieller Kunde. Und er hatte bis jetzt nicht einen Funken von Interesse an ihr gezeigt. Ja, was machte sie falsch?

Sie wurde immer nervöser, während er schweigend ihre Mappe mit den vielen Fotos und Entwürfen durchblätterte. Um sich abzulenken, besah sie sich ihre Fingernägel und entdeckte prompt eine Unebenheit in ihrem Nagellack. Wie ärgerlich.

„Haben Sie ein Problem, Miss O’Malley?“

Monica blickte auf. Der Chief hielt immer noch den Kopf über die Papiere gebeugt. Was für schöne Hände er hatte. Kräftig, aber mit langen Fingern. „Äh, nein.“

„Sie sind nervös.“

Wie tief seine Stimme war. Und wie kontrolliert seine Sprache. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was er gesagt hatte. Er hatte bemerkt, dass sie nervös war. Was bedeutete, er hatte sie bemerkt. Na, wenn das nicht ein Silberstreif am Horizont war.

Sie rückte mit ihrem Stuhl näher an den Schreibtisch heran und beugte sich vor – weit genug, wie sie hoffte, damit er einen Hauch ihres Parfums abbekam. „Es ist nur ein bisschen unbequem hier. Dieser Stuhl …“, sagte sie, schlug das linke Bein über das rechte und stellte zufrieden fest, dass er die Bewegung mit seinem Blick verfolgte, „… ist etwas hart.“ Jetzt schlug sie das rechte Bein über das linke und wartete ab, bis sein Blick wieder auf ihr Gesicht gerichtet war, ehe sie hinzufügte: „Das können wir leicht ändern. Ein Mann in Ihrer Position sollte nur das Beste haben.“

„Und das sind Sie“, bemerkte er ironisch.

Sie strahlte ihn an. „Absolut.“

„Hm.“ Er stand auf, ging um den Schreibtisch herum und lehnte sich dagegen. „Nun, was das betrifft – Ihre Qualifikation, meine ich –, woran waren Ihre Auftraggeber mehr interessiert? An Ihrem Universitätsabschluss oder an Ihren Beinen?“

Er unterstellte ihr also, dass sie sich durch die Betten ihrer Kunden geschlafen hatte!

Wütend sprang sie auf. Mit ihren Zehn-Zentimeter-Absätzen stand sie ihm jetzt fast Auge in Auge gegenüber. „Seien Sie versichert, Chief Kimball, weder das eine noch das andere hat jemals einen meiner Kunden beeinflusst.“ Sie hob spöttisch eine Braue. „Etwa Sie?“

Sein Blick wurde eisig. „Das hier ist eine Feuerwache, keine Begleitagentur.“

„Wie können Sie es wagen? Sie kennen mich nicht einmal.“

„Ich weiß, wer Sie sind.“

Aha, es ging um jenen Vorfall mit seinem Bruder. Wie viel wusste er davon? Da Skyler damals der Feuerwehr zuvorgekommen war und die schlimmsten Spuren beseitigen konnte, wussten nur sehr wenige, was wirklich passiert war. Die Gerüchteküche von Baxter hatte ziemlich schnell in Umlauf gebracht, dass sie Wes mit Handschellen an sein Bett gefesselt und dann die Feuerwehr gerufen hatte, aber von der Geschichte mit den Dessous und dem Make-up war nie die Rede gewesen. „Von Wes?“

Er nickte. „Sie haben meinem Bruder ziemlich übel mitgespielt. Das war nicht gerade die feine Art.“

„Glauben Sie mir, mein Lieber, das trifft genauso auf Ihren Bruder zu.“

Sie stießen fast mit den Nasen aneinander. Monica hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt, Ben hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Einer wirklich imposanten Brust. Und was für ein After Shave benutzte er? Es roch so frisch und würzig. Welch eine Persönlichkeit verbarg sich unter diesem dreifach gestärkten Hemd? Verflixt, sie wollte es wissen.

Sein Blick heftete sich auf ihre Lippen. Fast hätte sie gestöhnt. Ihre Knie wurden weich. Krampfhaft rief sie sich ins Gedächtnis, dass sie ja wütend auf ihn war.

Sie holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, in der Hoffnung, ihren Puls auf ein normales Tempo zu reduzieren, aber prompt fiel Bens Blick jetzt auf ihre Brust. Plötzlich schien der ganze Raum unter Hochspannung zu stehen. Verzweifelt suchte sie nach einer Fluchtmöglichkeit, aber noch war sie nicht bereit, als Erste zu weichen.

Zum Glück brauchte sie das auch nicht.

Die Tür öffnete sich erneut, aber bevor der Chief lospoltern konnte, sah Monica den Eindringling.

Es war ein Bernhardiner. Ein wirklich stattliches Exemplar.

Er kam auf sie zugetrottet, ließ sich genau vor ihren Füßen nieder und blickte mit treuherzigen braunen Augen zu ihr auf. Impulsiv bückte sie sich und tätschelte seinen riesigen Kopf.

„Du lieber Himmel“, sagte der Chief nur.

„Was für ein goldiger Bursche.“ Sie sah hoch und lächelte den Chief an, erleichtert, dass es ihr gelungen war, die Atmosphäre ein wenig zu entspannen. „Ihrer?“

„Zum Teufel, nein.“

„Wau!“

Monica zuckte zusammen. Sie hätte schwören können, dass die Wände vibrierten.

„Nun ja, gewissermaßen schon“, korrigierte sich der Chief. „Bernie gehört zur Feuerwehr.“

„Dann ist das der Hund von dem Festivalbrand?“ Monica kraulte ihn am Hals. Dabei streifte ihre Hand die Medaille, die ihm der Bürgermeister verliehen hatte, weil er im letzten Juli mehrere Tiere bei einem Brand gerettet hatte. „Was für ein gutes Kerlchen du bist.“ Dabei fiel ihr noch etwas anderes ein. „Der Gleiche, der Sie zu Fall gebracht hat?“

Der Chief rieb sich den Hinterkopf, als ob er sich nur allzu gut an die Verletzung erinnerte. „Er hat es ja nicht absichtlich getan.“

Monica fragte sich, wen er damit überzeugen wollte. Sie, Bernie oder sich selbst?

Er sah den Hund streng an und deutete zur Tür. „Jetzt geh schon, Bernie.“

Der Hund legte nur den Kopf schief.

Monica richtete sich wieder auf, trat einen Schritt zurück und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust. Sie war gespannt, wie der allmächtige Chief Kimball es schaffen würde, das an die hundert Pfund schwere Tier zum Aufstehen zu bewegen.

„Hau ab, Bernie!“

Der Hund streckte alle viere von sich und blickte Monica mit seinen traurigen Hundeaugen an.

Um es nicht zu einer Machtprobe zwischen den beiden kommen zu lassen, tat sie die Sache mit einer Handbewegung ab. „Lassen Sie doch den Hund. Wo waren wir übrigens stehen geblieben? Ach ja, ich finde Ihre Anspielung in Bezug auf mein Privatleben unangemessen.“

Er schwieg. Schließlich nickte er. „Einverstanden. Ich habe mich im Ton vergriffen.“

„Kann ich mit meiner Präsentation fortfahren?“

Er setzte sich auf die Schreibtischkante. „Ich bin ganz Ohr.“

Irgendwie hörte sich das so an, als sei er auf keinen Fall bereit, ihr den Auftrag zu erteilen. Monica fragte sich, ob das tatsächlich an ihrer Affäre mit seinem Bruder lag. Nichtsdestotrotz nahm sie ihren Laptop aus der Tasche. „Ich habe ein Programm, mit dem man den neu zu gestaltenden Raum visualisieren kann“, erklärte sie, während sie den Laptop auf den Schreibtisch stellte und aufklappte. „Man gibt die Maße des Raumes ein und kann dann entsprechend Tapeten, Farben, Bodenbeläge, sogar Accessoires einscannen.“

„Virtuelle Renovierung“, sagte er und drehte sich zu ihr um. Zum ersten Mal hatte sie seine Aufmerksamkeit, natürlich nur für das Computerprogramm, nicht für sich selbst. Super.

„Sozusagen“, erwiderte sie, startete das Programm und rief die Datei auf, die sie bereits für den Aufenthaltsraum der Feuerwehrleute erarbeitet hatte. Sie musste zugeben, dass es hilfreich war, wenn man sich auf die Informationen von Insidern verlassen konnte. Sie hatte Skylers Mann Jack, der ebenfalls Feuerwehrmann war, um die Raummaße gebeten. „Auf diese Weise kann der Kunde im Voraus das endgültige Produkt betrachten“, fügte sie hinzu.

Staunend blickte der Chief auf den Bildschirm. Monica hatte den Raum in einen in einen modernen Medienraum des einundzwanzigsten Jahrhunderts verwandelt: verstellbare Sessel mit Lederbezug, Sofas mit ausklappbaren Tischen und Glashaltern, Surround-Stereoanlage, Fernseher und DVD-Player, moderne Beleuchtung und stahlgrauer Teppichboden.

Der Chief beugte sich noch weiter vor. „Erstaunlich.“ Dann schüttelte er den Kopf. „Wir könnten uns das nie leisten.“

„Es ist nur ein Beispiel. Ich werde mich natürlich an Ihr Budget halten. Sie werden sehen, vieles von dem hier wird machbar sein.“

„Die Männer arbeiten hart“, bemerkte er nachdenklich. „Sie verbringen sehr viel Zeit von ihren Familien getrennt. Sie leben hier, schlafen hier, essen hier. Sie haben einen ordentlichen Aufenthaltsraum verdient.“

Monica drückte eine Taste, so dass man den Raum von oben sah. „Vielleicht auch eine Playstation?“

Überrascht schaute er sie an. „Sie haben mit ihnen geredet.“

„Ein wenig. Es geht schließlich um ihre Feuerwache.“ Sie hoffte, er verstand den Wink: Wenn sie mit seinen Männern auskam, warum dann nicht auch mit ihm?

„Es gibt zu viel Arbeit. Videospiele lassen sich nicht rechtfertigen.“

„Sie haben aber Pausen, oder?“, erwiderte sie. „Es gibt ja auch Fernsehen.“

„Natürlich. Aber mit diesen idiotischen Videospielen werden immer Turniere veranstaltet. Das lenkt die Männer so ab, dass ich befürchte, ich muss sie mit Gewalt davon wegzerren, wenn es einen Feueralarm gibt.“

„Vielleicht sind diese Spiele aber auch eine Möglichkeit, ihre Reflexe zu schulen.“

„Wie das?“

Sie lächelte. „Sie kennen sich damit nicht so aus, stimmt’s?“

Einen Moment lang konnte sie an seinem verblüfften Gesicht sehen, dass sie ins Schwarze getroffen hatte, doch gleich darauf wurde seine Miene wieder undurchdringlich. „Auf jeden Fall lenkt es zu sehr ab.“

Monica ließ es erst einmal dabei bewenden, schließlich war er derjenige, der zu entscheiden hatte. Allerdings würde sie nicht aufgeben. Hatte er ein Problem damit, einfach Spaß zu haben? Aber auch als solider, geachteter Mann, sozusagen als Respektsperson, konnte man Spaß haben, oder? Ihre früheren Beziehungen hatten zwar immer schlimm geendet, aber sie waren wenigstens nie langweilig gewesen. Skyler hatte erwähnt, dass ihr Bruder dazu neige, sich zu viel Verantwortung aufzubürden. Ob er wohl auch einmal loslassen und sich entspannen konnte?

„Ihre Präsentation ist wirklich beeindruckend“, sagte er und riss sie damit aus ihren Gedanken.

„Danke.“

„Aber ich bin mir nicht sicher, ob es mit der Zusammenarbeit klappen wird.“

„Wegen Ihres Bruders.“ Sie versuchte, nicht enttäuscht zu klingen. Zum Teufel mit Wesley! Ob es nun vernünftig war oder nicht, sie hatte sich stets wenig darum gekümmert, was andere von ihr dachten, abgesehen von ein paar engen Freunden. Doch seit jenem Vorfall musste sie nicht nur damit leben, dass man hinter vorgehaltener Hand über sie sprach, sondern auch, dass sie von Selbstzweifeln geplagt wurde. Was stimmte nicht mit ihr, dass Wes sie nicht gewollt hatte? Warum hatte er mit einer anderen geschlafen, wo er doch sie hätte haben können? Was machte sie falsch?

Ben hob die Brauen. „Wir wollen doch bei dieser Sache Persönliches heraushalten, oder?“

Sie nickte erleichtert. Wenn er sich nicht gerade so benahm, als ob sogar seine Unterwäsche gestärkt wäre, dann konnte Ben Kimball richtig charmant sein.

„Es ist wegen meiner Männer“, erklärte er. „Ich befürchte, sie werden nicht mehr arbeiten können, wenn Sie sich hier aufhalten.“

Ihr wurde plötzlich heiß, und sie verspürte ein Prickeln am ganzen Körper. Verlangen nahm von ihr Besitz. Verlangen nach ihm. Er faszinierte sie. Sie liebte nun einmal die Herausforderung. „Und Sie, Chief Kimball? Könnten Sie arbeiten, wenn ich mich hier aufhielte?“

„Ich kann unter allen Umständen arbeiten.“ Seine Wangen färbten sich einen Ton dunkler. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, Hosen zu tragen?“

Auf dem Weg zum Bürgermeister dachte Ben ununterbrochen an Monica O’Malley.