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Launige Betrachtungen rund um Hund und Halter, erhellende Schwenks über Gott und die Welt. Heiter verspielt, ernsthaft sinnierend, frisch zupackend, lustig kommentierend, von profunder Kenntnis des Menschlich- Allzumenschlichen, ironisch selbstironisch, mit herzhaftem Biss in alltägliche Absurditäten. Mit einem Wort: das etwas andere Hundebuch - beste Unterhaltung! Ein Muss für jeden Hundefreund.
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Seitenzahl: 146
Veröffentlichungsjahr: 2014
Meiner Familie
Stephen Wirth
Herr Roxinger singt
Impressum
© 2014 Autor: Dr. Stephen Wirth
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN:
978-3-7323-0505-6 (Paperback)
978-3-7323-0506-3 (Hardcover)
978-3-7323-0507-0 (e-Book)
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
In dem der Sinn und Zweck des vorliegenden Büchleins nebst einigen Seitenerwägungen vorgestellt und den Lesern die große Variationsbreite von Titeln näher gebracht wird. Dies in der Hoffnung, sie mögen den Titel unseres Büchleins - wenigstens nach der Lektüre - treffend finden.
1. Kapitel
Das das sittliche Problem von Gesinnungs- und Verantwortungsethik am Beispiel eines Caniden aufgreift, Belege dafür beibringt, die Bezeichnung „Homo sapiens“ könne für uns selbst ein wenig schöngefärbt sein, und schließlich erläutert, wie umständlich Herr Roxinger zu seinem Namen kam.
2. Kapitel
In dem die merkwürdige Parallelität des hündischen wie menschlichen Eingewöhnungsprozesses nebst seiner ritualisierten Verhaltensweisen Gegenstand der Betrachtung wird. Und wie Herr Roxinger sich hiervon unterscheidet.
3. Kapitel
In dem sich Herr Roxinger zum Gassigehen rüstet. Nachdem zuvor ein paar allgemeine Gedanken zum Zweck dieser Übung angestellt wurden.
4. Kapitel
In dem Herr Roxinger sich nun wirklich zum Gassigehen rüstet. Was aber nicht bedeutet, dass sich nicht wieder ein paar Seitenbemerkungen einschleichen könnten.
5. Kapitel
In dem Herr Roxinger auf die eine oder andere Weise buchstäblich im Walde steht. Und wie Herrchen lernt, dass auch bei einem jungen Hund die Erfahrung beim Lernerfolg nicht durch bloße Anweisung zu ersetzen ist.
6. Kapitel
In dem Herr Roxinger lernt, dass selbst Schleppleinen ihre Vorzüge haben und die Konsequenzen aus dieser Einsicht zieht.
7. Kapitel
In dem Herrn Roxingers Erziehung rasch Früchte trägt. Und der geneigte Leser nebenbei etwas über den Unterschied des Genitivus subjektivus vom Genitivus objektivus erfährt.
8. Kapitel
In dem erwogen wird, ob Hunde so etwas wie Anmut und Würde haben, und wir Belege für Schillers berühmte These anführen, dass der Hund nur da ganz Hund ist, wo er spielt.
9. Kapitel
In dem es im Gegensatz zum vorigen Kapitel deutlich spielerischer zugeht und Herr Roxinger ganz in seinem Element ist.
10. Kapitel
In dem wir einige Überlegungen zu Anthropozentrismus und Utilitarismus im Verhältnis zwischen Mensch und Hund anstellen, in die sich leise Moll-Töne in die von einem fröhlicheren Dur getragenen Tonfolgen voran gegangener Kapitel mischen.
11. Kapitel
In dem Herr Roxinger – selbst noch im Schlafe – weitere klare Beweise seines tätigen Geistes ablegt.
12. Kapitel
In dem zu erfahren ist, was es mit einer freundlichen Begrüßung auf sich hat.
13. Kapitel
Das ein wenig dem rätselhaften Phänomen der Leinenführigkeit nachsinniert.
14. Kapitel
Das den Lesern neben weiteren kynologischen Schilderungen auch einige nützliche botanische und etymologische Kenntnisse vermittelt, die im Umkreis unseres Themas nicht unbedingt zu erwarten stehen.
15. Kapitel
In dem weitere Schrecken aufgeführt werden.
16. Kapitel
In dem nachvollziehbare Gründe angeführt werden, warum auch ein Hund entgegen seiner Einsicht mal zum Onkel Doktor muss. Und was er dagegen unternimmt.
17. Kapitel
Das sich des noch immer ungelösten Rätsels annimmt, warum manche Hunde gerne Auto fahren, andere hingegen nicht. Und wie es Herr Roxinger hiermit hält.
18. Kapitel
Das einige Unterschiede zwischen der menschlichen und der hündischen Körperpflege aufgreift und an diesem Punkt tief greifende Diskrepanzen über den Begriff der Hygiene zwischen Mensch und Hund aufbrechen.
19. Kapitel
Das erörtert, ob Hunde ein modisches Bewusstsein haben, und Belege dafür anführt, dass viele Zweibeiner von dieser Hypothese überzeugt sind. Wovon mancher arme Hund ein Lied singen kann. Oder den „letzten Schrei“ einfach nur zum Schreien findet.
20. Kapitel
Das noch ein paar Worte über die Liebe verliert, bevor unser Büchlein zum Ende kommt.
Nachwort
Vorwort
In dem der Sinn und Zweck des vorliegenden Büchleins nebst einigen Seitenerwägungen vorgestellt und den Lesern die große Variationsbreite von Titeln näher gebracht wird. Dies in der Hoffnung, sie mögen den Titel unseres Büchleins - wenigstens nach der Lektüre - treffend finden.
Liebe Leser: Wir werden nun ein wenig Zeit einem Thema widmen, das ich, wenngleich es mir am Herzen liegt, nicht unbedingt dem Ernst des Lebens zurechne. Aus diesem Grund würde ich mich freuen, wenn dies heiter und gelöst vor sich ginge. Gewissermaßen mit einem Augenzwinkern. Ich würde mich daher freuen, Sie, liebe Leser, als Freunde ansprechen zu dürfen. Denn es kommt mir ein wenig steif vor, in einem Text, der – cum grano salis - der Unterhaltung dient, eine Distanz zwischen Leser und Verfasser walten zu lassen, wie sie sich üblicher Weise ziemt.
Zudem pflegen wir vermutlich eine gemeinsame Liebhaberei, die Menschen in der Regel sehr rasch einander nahe bringt. Wenngleich wir uns also nicht persönlich kennen, so verbindet uns dieses Interesse in jedem Fall. Denn ansonsten wäre dieses Büchlein gar nicht erst in eure Hände gelangt. Es verfolgt keinen anderen Zweck, als den negativen Schlagzeilen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt ein wenig Heiterkeit unterzumischen. Zu viele düstere Nachrichtsendungen machen depressiv. Dagegen muss man etwas unternehmen. Schließlich hat das Leben auch seine lichten Seiten. Und da sich Heiterkeit der maßregelnden Form nun einmal neckend verweigert, nehme ich mir die Freiheit heraus, meinen Gegenstand nicht streng systematisch abzuhandeln. Zum einen ist die Welt schon allzu voll von gelehrten Abhandlungen, die uns ein staubiges Gemüt und eine trockene Kehle verursachen. Und zum anderen bietet das Thema nur allzu viel Gelegenheit zu kleinen Ausflügen in seelische Feuchtbiotope, zu launigen Randbemerkungen, ironischen Kommentaren, erhellenden Schlaglichtern sowie allen Arten möglicher und unmöglicher Vergleiche und Analogieschlüsse, welcher ich mich partout nicht enthalten mochte. Auch wenn ich Beweise für ihre Allgemeingültigkeit sowie den stringenten sachlichen Zusammenhang mit unserem Thema durchweg schuldig bleibe. Oder mich auch des einen oder anderen Gedankensprungs schuldig mache. Doch an ein wenig episodenhafte Unterhaltung muss man nicht die gleichen Maßstäbe anlegen wie an eine stringente Erzählung. Wie dem auch sei: Es mag ein jeder damit anfangen, was er für richtig hält. Ich bin mit allem zufrieden.
Da von einem Autor heutzutage auch strikte Geschlechtsneutralität in der Anrede seiner Leserschaft gefordert wird - und mag dies sprachlich noch so aufgesetzt und sperrig wirken -, so sei ausdrücklich erwähnt, dass die hier gewählte Anrede unserer Leser als „Freunde“ jederzeit politisch korrekt gemeint ist. Sie umfasst also immer gleichermaßen Menschinnen wie Menschen.
Für all jene, die trotz dieser etwas umständlichen Vorüberlegungen bleiben, unterstellen wir einmal, dass sie sich nicht daran stören, wenn im Folgenden lustig drauflos erzählt wird. Wer im allerschlimmsten Fall den Unterhaltungs- und Informationswert unseres Büchleins im Rückblick für gar zu gering befindet, kann sich ja immer noch mit seinem Heizwert trösten. Es sei denn, er liest es als E-Book. Dann hat er einfach Pech gehabt und darf sich – nach Eingabe des Löschbefehls – lediglich über etwas mehr Platz auf seinem Speichermedium freuen. Den er aber für einen herzerwärmenden Liebesroman freimachen könnte, sodass von hierher auch der Heizwert wieder gegeben wäre. Damit sollte auch dieser Punkt möglicher Kritik hinreichend entkräftet worden sein.
Noch eine kleine Anmerkung zum Titel. Es gibt eine ganze Reihe von Büchern mit recht merkwürdigen Titeln. Mal kommen sie bedeutungsschwanger und tiefsinnig daher. Mal nichtssagend. Mal anbiedernd. Mal blumig. Mal Mauerblümchenhaft. Mal langatmig. Mal kurzatmig. Mal trocken und beschreibend. Auch schlicht unverständliche sind darunter. Die Reihe ließe sich fast ins Endlose fortführen.
Wirklich sprechende Titel finden sich hingegen nicht so oft. Titel also, die uns etwas Wesentliches über das Buch sagen. Und zwar so, dass man es auch lesen möchte. Diesen Anspruch unterstellt, stand ich vor einem nicht geringen Problem. Denn die Hauptperson unseres Büchleins kann leider nicht sprechen. Wenigstens nicht so wie wir. Sie kann aber vortrefflich singen. Daher habe ich mich nach sorgfältiger Abwägung für diesen Titel entschieden. Und ich hoffe sehr, dass Sie, liebe Leser, ihn nach der Lektüre gleichfalls sprechend, und wenn nicht, dann wenigstens singend findet.
Die Begebenheiten, die hier berichtet werden, sind praktisch zu 100 Prozent wahr. Der kleine Anteil an diesen 100 Prozent, der nicht wahr ist, ist aber deshalb nicht einfach erdichtet. Sagen wir mal so: Die fünf Prozent, die sich nicht so abgespielt haben wie berichtet, sind im Dienste, der aus ihnen abgeleiteten höheren Erkenntnisse dennoch wahr. Mitunter sogar wahrer als der größere Anteil, der sich exakt so abgespielt hat. Die rechnerisch unerklärlichen übrigen zehn Prozent schreiben wir großzügig den spontanen Eingebungen der Fantasie sowie den Resten des natürlichen Spieltriebs zu, den uns das Leben noch immer nicht vollständig ausgetrieben hat.
In diesem Sinne wünsche ich all unseren Lesern viel Vergnügen mit Herrn Roxinger. Herr Roxinger ist ein Hund.
1. Kapitel
Das das sittliche Problem von Gesinnungs- und Verantwortungsethik am Beispiel eines Caniden aufgreift, Belege dafür beibringt, die Bezeichnung „Homo sapiens“ für uns selbst könne ein wenig schöngefärbt sein, und das schließlich erläutert, wie umständlich Herr Roxinger zu seinem Namen kam.
Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass ich im Vorwort einen Hund „Person“ genannt habe. Persönlichkeit, so könnte man einwenden, setzt aber Einsichtsfähigkeit, Freiheit der Entscheidung, moralisches Empfinden, Selbstbewusstsein, Sprache oder gar Vernunft voraus. Darauf entgegne ich: eben! Und ich hoffe, eine Reihe von Belegen für diese Behauptung anführen zu können.
Darüber hinaus ist diesem naheliegenden Einwand auch mit dem Hinweis darauf zu begegnen, wer von unseren vielen menschlichen Zeitgenossen sich bei genauer Prüfung unter solchen Prämissen vollumfänglich als Person bezeichnen dürfe? Es bevölkern heute nämlich dermaßen viele Vertreter unserer Gattung die schöne Erde, die zwar mit der biologischen Bezeichnung „homo erectus“ als eines aufrecht gehenden Lebewesens noch hinreichend korrekt schrieben sein mögen. Zugleich aber sind die weitaus meisten von ihnen vollkommen außerstande, sich zudem noch den Ehrentitel des „Homo sapiens“ verdienen zu können – mithin eines Lebewesens, das sich neben eines aufrechten Gangs auch noch einer aufrechten, humanen Gesinnung befleißigt. Dennoch hegen sie nicht die geringste Scheu, sich diesen Titel zuzuerkennen, der sie – zumindest verbal - über die physische Vertikale hinaus auch in die ethische hinein erhebt.
Herr Roxinger, als Vierbeiner, muss es nun naturgemäß an Ersterem fehlen lassen – lassen wir seine gelegentlichen drolligen Spaziergänge auf den Hinterbeinen einmal außer Acht. Es fehlt ihm aber keineswegs an Letzterem. Denn an seiner aufrechten Gesinnung in jeder Lebenslage besteht nicht der geringste Zweifel. Ihm daneben auch noch die Dimension der Verantwortung aufbürden zu wollen, welche dem geistigen Horizont eines „weise“ genannten Lebewesens entspricht, hieße sein genetisches Potenzial unbillig zu überfordern. Behelfen wir uns also mit der Tatsache, dass man auch die menschlichen Vertreter einseitiger Gesinnungs- oder Verantwortungsethik alle beide unter die Personen reiht. Daher muss auch Herr Roxinger als klarer Vertreter der Gesinnungsinnung nach prüfendem Vergleich hier nicht hinten anstehen und darf zu Recht „Person“ genannt werden.
Wer aber ist nun dieser Herr Roxinger? Und wie kam er zu seinem merkwürdigen Namen?
Herr Roxinger ist, wie bereits gesagt, ein Hund. Zugleich ist er ein Zypriot, das heißt, er kommt von der Insel Zypern. Man käme angesichts seines Verhaltens leicht auf den Gedanken, dass er dieser mediterranen Umgebung auch sein sonniges Gemüt verdankt. Der Konjunktiv „käme“ deshalb, weil er aus einem Tierasyl stammt. Also einem Ort, der in südlichen Gefilden Europas sonnige Gemüter der Gattung Hund nicht eben begünstigt. Nun, er hatte Glück, und bekam es dort mit Menschen zu tun, die sich alle erdenkliche Mühe gaben und noch immer geben, das dortige Leid zu mindern. So gelangte er auf Umwegen zu uns. Und zwar indem er mit seinem lustigen Schnauzbart und seinem pfiffigen Blick ein wenig zu tief in die Pupille meiner Frau geblickt hatte, die im Internet Kontaktanzeigen bindungswilliger und -fähiger Pudel-Mischlingshunde durchforstete.1 Also einer Hundespezies, die – mit einer gewissen rhinologischen Rücksicht ausgestattet – auch dem hundeliebenden, aber leider von einer Tierhaar-Allergie geplagten Ehemann zupasskommen sollte.
Durch einen tierlieben Hamburger Geschäftsmann kurzfristig zum Flughund geworden und nach weiteren 500 km Autofahrt, die er trotz des Sturms neuer Eindrücke in souveräner Ruhe absolvierte, kam Herr Roxinger schließlich bei uns zu Hause an. Und von da an wurde alles ein wenig anders.
Die Lautfolge seines Namens im Hundeausweis, Xerox, hat für eine deutsche Zunge gewisse Schwierigkeiten. Zum einen geht sie uns nicht leicht über die Lippen, und zum anderen muss man dauernd an Kopierer US-amerikanischer Herkunft denken, wenn man diesen Namen hört. Was, nebenbei bemerkt, auch stimmt, weil das griechische Wort „xerox“ „trocken“ bedeutet, und es sich folglich bei der Xerokopie um ein Trockenkopierverfahren handelt. Da es nun in Zypern reichlich trocken ist, wäre der Name unseres neuen Freundes auch von hierher annehmbar gewesen. Aber nun war er ja bei uns angekommen. Hier herrscht kein Wassermangel, er hatte kein trockenes Wesen – ganz im Gegenteil – und präsentierte sich durchaus als Original und gerade nicht als Kopie. Wozu also sollten wir den Kampf mit der sperrigen Lautfolge aufnehmen?
Ich möchte Ihnen, liebe Freunde, längere Ausführungen zu unseren alternativen Namengebungsversuchen ersparen. Zunächst waren wir allzu sehr im Lautmalerischen verfangen, jedoch ohne die hierzu notwendige lyrische Überzeugungskraft. Dann verfielen wir auf übertragene Bedeutungen. Doch auch diese waren in den ersten Anläufen – sagen wir milde – ein wenig weit hergeholt. So etwa wie „Cosma Shiva Hagen“. Mal ehrlich: Kann ein Kind etwas für einen solchen Namen? Zeugen solche Namen nicht eher vom verbogenen Wesen der Namensgeber als dem des Kindes? Nein: Unser Bestreben war, diesem armen Hund einen ehrlichen Namen zu verpassen, dessen er sich beim Gassigehen unter seinen Artgenossen nicht schämen muss. Nun, Cosma Shiva hat dies alles zum Glück nicht daran gehindert, eine respektable Schauspielerin zu werden. Aber unser Hund sollte nicht schauspielern müssen, um schließlich doch noch über die Spötter seines Namens triumphieren zu können.
Xerox löste das Problem schließlich selbst. Er kam mit einem Rebknorzen um die Ecke, den er wie ein Pfeifchen im Winkel seines Mauls hielt. Dies, seine Haltung, sein Schnauzbart und sein belustigter Blick hinter den buschigen Brauen heraus, ließ uns sofort an die karierte Schirmmütze eines englischen Landjunkers denken. Wir spielten ein wenig mit diesem Eindruck, variierten die Lautfolge seines Namens und heraus kam „Herr Roxinger“, kurz „Roxinger“ oder in Koseform auch „Rox“ oder „Roxelchen“, zuweilen auch „Roxel“, je nach dem Stand der pädagogischen Bemühungen im Laufe seiner Eingewöhnung.
Der Prozess seiner Namensgebung war also durchaus assoziativ und sprunghaft. Jedenfalls ging er um ein paar Ecken vonstatten. Dies wird wenigstens jenen einleuchten, die einem „Xerox“ einen neuen Namen geben und ihn nicht gerade „Rex“ oder „Waldi“ nennen möchten, zumal ein zypriotischer Pudelmischling nun einmal kein schneidiger Deutscher Schäferhund oder dickköpfiger bajuwarischer Rauhaardackel ist. Allen anderen vermutlich leider nicht. Doch lassen wir dieses verwickelte Problem einfach am Rande unserer Geschichte liegen. Hauptsache, der Hund hatte seinen Namen.
Nun weiß man aber, dass Hunde es im allgemeinen nicht bevorzugen, im Alltag mit rund einhundert Variationen ihres Namens in ihrer eigenen Familie konfrontiert zu werden. Das bringt sie nämlich gewöhnlich in Identitätsschwierigkeiten. Nicht hingegen Herrn Roxinger. Er erbarmte sich unserer babylonischen Silbenverdrehungen und ließ hinfort großmütig alle gelten, die wir ihm zudachten. Ich sage „gelten“, weil er auf alle richtig reagierte, indem er sie auf sich bezog. Dies setzt bei der Unkenntnis der unterschiedlichen deutschen Bedeutungsschattierungen – denn er war ja bislang nur mit zypriotisch eingefärbtem Griechisch mit türkischen Einsprengseln vertraut - ein semantisches Verständnis voraus, das wiederum als Erweis seiner Geisteskraft und Persönlichkeit gelten darf.
Wir vermuten stark, dass er aus praktischen Gründen auf die Entschlüsselung der einzelnen Bedeutungen verzichtet und sich lediglich auf die charakteristische Silbe „ox“, die in den weitaus meisten unserer Ruf- und Kosenamen erhalten geblieben ist, zu seiner eigenen Identifizierung beschränkt hat. Hunde sind nämlich sehr praktisch veranlagt. Sie wollen nicht über der Grübelei, ob nun gerade sie gemeint sind, wenn der Fressnapf ruft, verhungern oder verdursten. Darüber hinaus macht gerade auch bei Hunden der Ton die Musik. Und da sie viel schärfer hören können als wir, wissen sie eben auch, welche Musik ihnen aufspielt. Was aber noch nicht bedeutet, dass sie auch sogleich hiernach tanzen – ein weiterer Beleg für ihre selbstständige Denkungsart sowie emotionale und intellektuelle Differenzierungsfähigkeit. Zudem sind Hunde Meister in der Kunst, unsere Körpersprache zu verstehen. Vermutlich stehen sie deshalb so oft im Gehorsamskonflikt, weil wir auf dieser Ebene widersprüchliche oder unauthentische Signale aussenden.
Aber beenden wir hier vorläufig unsere hundephilosophischen Deduktionen, da sicher ist, dass sie den Forderungen strenger Logik ebenso wenig genügen werden wie verhaltensbiologischen Versuchsanordnungen. Wenngleich die intimen Kenner verhaltensbiologischer Versuchsanordnungen immer mehr zu der Erkenntnis gelangen, dass dieselben mitunter mehr über die Verhaltensbiologen selbst aussagen als über ihre armen Probanden. Außerdem ist es evident, dass der Maßstab strenger Logik niemals hinlänglich sein wird, um das rundum liebenswürdige Wesen eines vierbeinigen Hausgenossen wie unseres Herrn Roxinger auch nur ansatzweise verstehen zu können. Hieraus erhellt im Umkehrschluss, dass Logik alleine höchstens ein vertrocknetes Mathematikergemüt glücklich macht. Was wiederum nicht heißt, dass Mathematiker automatisch vertrocknet oder gar unglücklich sein müssen. Wenigstens dann nicht, wenn sie einen freundlichen Hund haben. Logisch, oder?
1 Ich darf hier in Vertretung vieler weiterer dankbarer Zypernhundefreunde anmerken, dass niemand einen Fehler macht, wenn er seinen neuen Hausgenossen bei www.zypernhunde.de auswählt. Die Gefahr, dass die neue Familie für den Hund unverträglich ist, ist ungleich höher als umgekehrt.
2. Kapitel
In dem die merkwürdige Parallelität des hündischen wie menschlichen Eingewöhnungsprozesses nebst seiner ritualisierten Verhaltensweisen Gegenstand der Betrachtung wird. Und wie Herr Roxinger sich hiervon unterscheidet.
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