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Georg Bruckmann

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Beschreibung

Hexagon der Finsternis Wenn die Stern´im Fünfeck stehn             Manchmal kann ein Waldspaziergang länger dauern. Eliza            Manchmal sind die schönsten Frauen am verzweifeltsten. Pizza Diavola            Manchmal haben auch Autoren schlechte Laune. Camcorder            Manche lernen, dass man nicht mit Geistern spielt. Die Nachtwalder            Manchmal sollten Menschen ihre Worte achten. Karma            Manchmal wird man eingeholt.

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Georg Bruckmann

Hexagon der Finsternis

Sechs Creepy-Pastas für den kleinen Grusel zwischendurch

Dank gebührt: Jane Breslin, die mir sagt, wenn ich Mist schreibe. Sebastian Casper, der mir unwissentlich ein Bild ins Hirn gepflanzt hat. Jana Oltersdorff, die einfach großartige Arbeit leistet. Meinem großen Bruder, der mir schon in jungen Jahren Rockmusik und Bücher nahe gebracht hat. BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Intro

 

BLOODWORD.COM

 

 

Andere Bücher:

 

NACHWELT 2018

(Hartes Endzeit-Abenteuer)

Loopgod / Doomdog

(Horror / Hardcore)

Isiis Lied

(Dark Fantasy)

Der Monsterfresser

(Western-Horror / Dark Fantasy)

Strähnchen und der Killer

(Thriller / Crime-Serie)

Amsel

Drossel

 

 

AUDIBLE - YOUTUBE - BANDCAMP

Wenn die Stern´ im Fünfeck steh´n

Wenn die Stern´ im Fünfeck steh´n

 

Vor einigen Jahren trieb es mich eines Nachts hinaus, weg aus der Enge der Wohnung, weg von allem, was mir auf die Nerven ging. Ich trug mich mit dem Gedanken, mich von meiner damaligen Freundin zu trennen und musste dringend den Kopf frei bekommen.

Ich durchquerte die kleine Stadt, in der ich lebte, ohne darauf zu achten, wohin meine Füße mich trugen und dachte über den zurückliegenden Streit nach, einen aus einer Reihe von Streits, die zwar immer nach demselben Muster abliefen, sich aber stetig verschlimmerten.

Die Schultern hochgezogen und die Hände in den Taschen lief ich einfach immer weiter. Es war Herbst, und es nieselte leicht.

Bald erreichte ich die Felder und Obstwiesen, die die kleinen Städte und Dörfer der Gegend von einander abgrenzten. Dort gab es keine Laternen mehr, nur Dunkelheit, und das war genau das, was ich in dieser Verfassung brauchte. Keinen Reiz außer meinen eigenen Gedanken und der ruhigen, nein, beruhigenden Berührung der Regentropfen auf meinem Gesicht.

Ich lief noch zwei oder drei Kilometer auf das nächste Dorf zu, solange, bis ich das erste Licht der dortigen Straßenbeleuchtung erkennen konnte.

Eine Minute lang blieb ich unschlüssig stehen. Ich wollte nicht dorthin, nicht ins Licht, aber hier stehen bleiben? Nein, das ging auch nicht.

Mein von der Bewegung aufgeheizter Körper würde schnell abkühlen, und ich würde frieren.

Ich drehte mich im Kreis. Vor und hinter mir die kleinen Ortschaften, zu meiner Linken in einiger Entfernung die Bundesstraße, auf der um diese Uhrzeit nur vereinzelte Fahrzeuge fuhren, und zu meiner Rechten die ersten bewaldeten Hügel des Waldes.

Die Entscheidung fiel mir nicht schwer. Der Wald sollte es sein. Ich kannte die meisten der Wanderwege dort von früheren Spaziergängen bei Tageslicht und machte mir keine Sorgen.

Ich weiß nicht genau, wie lange oder wie weit ich in den Wald hineinlief, verschwendete gar keinen Gedanken an das, was ich da tat.

Ich lief einfach immer nur weiter und dachte nach und versuchte, das verworrene Knäuel aus Problemen, aus dem mein Gehirn zu dieser Zeit bestand, zu entwirren.

Es war zwar dunkel um mich herum, doch das Licht der Sterne und des Mondes, das diffus, aber überraschend hell durch die aufreißende Wolkendecke drang, sorgte dafür, dass ich nicht völlig blind war.

Meine Augen schienen sich überraschend gut an die Dunkelheit gewöhnt zu haben.

In meinen Gedanken bewegte ich mich im Kreis. Ihr konstantes Bedürfnis nach Liebesbekundungen, ihr Wunsch, mich mit einem Kind an sich zu fesseln, die Enge der Zweisamkeit, ihre Eifersucht, der von diesen Problem belastete so gewohnte, unspektakuläre, aber immerhin halbwegs regelmäßige Sex, alle ihre und all meine kleinen Macken, die sich so schlecht miteinander vertrugen.

Ich hatte doch noch so viel mehr vor, das Leben musste einfach mehr zu bieten haben als diese zähe, graue Gleichförmigkeit.

Und das Leben hatte mehr zu bieten. Viel mehr.

Es fing mit einem Rascheln an, links neben mir, im Dickicht. Mein Kopf fuhr wie von selbst herum, mit meinen Blicken versuchte ich, das Geäst zu durchdringen. War da Bewegung? Die Geräusche des nächtlichen Waldes hatten mich schon die ganze Zeit begleitet, ohne dass sie meine Aufmerksamkeit erregt hätten, aber das hier – das war anders.

Ein wenig wie ein Flügelschlagen, ein wenig wie das Picken von Schnäbeln auf Knochen, wie das Hüpfen großer Vögel über den Boden.

Ich konnte nichts erkennen, und nach einem Moment der Unsicherheit setzte ich meinen Weg fort.

Als ich den ersten Schritt gemacht hatte, ertönte das Rascheln von neuem. Ich blieb stehen, und das Rascheln brach ab. Ich wartete zwei Sekunden. Wieder wollte ich einfach weitergehen, aber sobald ich mich bewegte, war auch das Rascheln wieder zu hören.

Ich wusste, dass es hier Wildschweine gab, und spätestens als mir das in den Sinn kam, hatte ich meine Beziehungsprobleme vergessen und war wach und angespannt im Hier und Jetzt.

Aber wäre ein angriffslustiges Wildschwein nicht längst auf mich zugestürmt?

Ich sah Schatten und Umrisse von Ästen, Bäumen, aufgehäufte Verwehungen von Herbstlaub, Unterholz – aber kein Tier, kein Wildschwein und auch kein anderes.

Der Schweiß brach mir aus, und es kostete mich eine unglaubliche Willensanstrengung, trotz des Raschelns einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Einen, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben vom Geraschel begleitete Schritte tat ich, und beim achten, das spürte ich mehr, als dass ich es hörte, brach etwas aus dem Unterholz heraus und huschte in meinem Rücken über den Waldweg.

Eine urtümliche Furcht erfüllte mich mit einem Mal, das Wissen um etwas Böses, das Wissen um etwas Altes und Hungriges, das mich mit gierigen Augen belauerte. So etwas wie diese Furcht hatte ich noch niemals zuvor gefühlt. Ich konnte kaum noch atmen, meine Gedanken rasten, versuchten, meine irrationalen Gefühle niederzukämpfen, aber das Gefühl von Angst und Bedrohung war so allumfassend, so dermaßen machtvoll und bleischwer, dass mich ich mich erst aus meiner Starre lösen konnte, als ein Luftzug, hauchzart, aber eiskalt, mein Gesicht abzutasten schien und ich wieder das Bild von Vogelschwingen vor Augen hatte, die mich umflatterten und die Luft um mich herum bewegten.

Immer wieder sagte ich mir, dass das Böse an sich nicht existierte, dass es für alles eine rationale Erklärung gab. Doch es half nicht.

Diese Angst kam tief und urgewaltig aus meinem Inneren, mehr ein Instinkt denn ein Gefühl, ein archaischer Schutzreflex, chemisch-elektrische Reaktionen, die in meinem Körper abliefen und denen weder mein Wille, noch mein Verstand etwas entgegenzusetzen hatten.

Etwas griff nach mir. Etwas – oder jemand – griff nach meiner Seele, streckte uralte, messerscharfe Klauen nach meinem Geist aus.

Ich rannte jetzt, und das Geraschel verfolgte mich, wurde lauter und vielschichtiger, brach nun auf meiner rechten Seite durchs Unterholz. Eines war mir völlig klar: Würde ich jetzt, da die Jagd eröffnet war, stehenbleiben, würde das Rascheln nicht mehr aufhören. Es würde näher kommen, auf mich zurasen, mich einschließen und dann …

Ich hatte Seitenstechen, war schweißgebadet und am Ende meiner Kräfte. Zu dem anschwellenden Rascheln und Krachen hatte sich in den Minuten, die ich durch die Nacht gehetzt worden war, ein merkwürdiges Flüstern gesellt, fremdartige Gedanken, die direkt in meinem Kopf zu entstehen schienen, aber doch nicht mir gehörten und die sich mantra-artig wiederholten.

 

Wenn die Stern´ im Fünfeck steh´n,

Menschlein wirst Du seh´n,

wie die sieben Raben jagen,

wie gern sie dich doch haben.

 

Woher kannte ich diese Worte? Kannte ich sie überhaupt? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Reim noch nicht vollständig war, als müsste da noch mehr kommen, aber ich konnte die Worte nicht greifen.

Ein Ast riss mir die Wange auf, mein eigenes Keuchen übertönte jetzt das Geraschel und das krächzende Geflüster. Irgendwo am Rande meiner Wahrnehmung bemerkte ich, dass ich den Waldweg verlassen hatte und durchs Unterholz direkt in den Forst hinein rannte.

Die Bäume griffen nach mir, wollten mich festhalten, aber ich kämpfte mich durch, zog mir noch mehr Kratzer zu, die bösartig brannten, rannte weiter, konnte es im Licht des Mondes oftmals nur in letzter Sekunde vermeiden, gegen einen Baumstamm zu prallen.

Wo war ich denn? In welcher Richtung lag die Stadt? Wo waren die Straßenlaternen, wo war die Zivilisation, die meiner Panik Einhalt gebieten konnte?

Ich brauchte Licht, ich brauchte Straßen und Autos und das Flimmern der Fernseher in den Fenstern der Häuser, brauchte die Gewissheit, von anderen Menschen umgeben zu sein. Irgendwie musste es mir doch wieder gelingen, mich in der Realität zu verankern und dem Irrsinn meiner Ängste Einhalt zu gebieten.

Aber ich hatte mich verloren, und der Wald schien endlos zu sein. Stamm um Stamm flog schemenhaft an mir vorbei, und es wollte einfach kein Ende nehmen.

Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust, dann, plötzlich, schlang sich eine Wurzel um meinen Fuß, und ich stürzte.Untermalt von schallendem Gelächter aus der Tiefe meines Hirns, ging ich zu Boden.

Schlagartig hörte das Geraschel auf, und das Geflüster brach endlich ab. Die plötzliche Stille traf mich wie ein Schlag, ich roch den Waldboden und schmeckte Erde.

Als ich nach Minuten des panischen Lauschens und unzähliger, beinahe vergeblicher Versuche, meine Atmung zu normalisieren, endlich wieder in der Lage war, Luft in meine Lungen zu saugen und mich aufzusetzen, sah ich mich um.

Ich befand mich auf einer Lichtung, in deren Mitte ein kleines, verfallenes Gebäude stand. Die schwarzen Löcher, dort wo einmal Fenster und Türen gewesen waren, schienen mich anzustarren. Ich stand auf, am ganzen Leibe bebend, und als ich einen Schritt zurück tat, weg von den schwarzen Augen des Hauses, erklang ein hölzernes Knistern und Knarzen von überall um mich herum. Die Bäume – sie rückten zusammen, ihre Äste wuchsen aufeinander zu, verbanden sich zu feindseligen Knoten, zu einem hölzernen Stacheldrahtzaun, so schien es mir.

Wurzeln und Ranken brachen aus der Erde am Rand der Lichtung hervor und gesellten sich hinzu, verdichteten das Netz, das sich, von einem alten Willen beseelt, immer enger um mich schloss.

Der Wald sperrte mich auf dieser Lichtung ein – und er zog die Grenzen immer enger, nahm mir Meter um Meter. Er trieb mich auf das Haus zu!

Ich schrie und schrie und schrie, und je mehr ich schrie, desto lauter wurden die fremden Gedanken in meinem Kopf, und wieder hallte der Reim in meinem Hirn wieder.

 

Wenn die Stern´ im Fünfeck steh´n,

Menschlein wirst Du seh´n,

wie die sieben Raben jagen,

wie gern sie dich doch haben.

 

Sieben Mal der Pilz gekommen,

sieben Mal die Fliegen summen.

 

Er ging also tatsächlich weiter, dieses seltsame Gedicht. Wieder war ich sicher, dass das noch nicht alles war, dass noch ein wichtiger Teil fehlte. Was waren das für Worte?

Die Pflanzen schoben mich jetzt unaufhaltsam auf den Eingang des Hauses zu, ein schwarzes Maul, das darauf wartete, mich zu verschlingen. Spitze Äste stachen mir in den Rücken, trieben mich voran, und irgendwann gab ich das Schreien und meinen Widerstand auf, fügte mich, gab mich selbst auf. Ich konnte einfach nicht mehr.

Sobald der Wald spürte, dass ich nicht weiter gegen seinen Willen ankämpfen würde, kam Ruhe in diese stachelige, organische Phalanx.

Das verfallene Haus schien jetzt auf mich zuzurasen, kam immer schneller näher, und dann hatte es mich verschlungen, und alles wurde schwarz.

 

***

 

Als ich wieder zu mir kam, beschien helles Sonnenlicht die Lichtung. Es regnete nicht mehr, der Himmel, den ich durch die Blätter der Bäume ringsum sehen konnte, war klar und blau.

Ich fühlte mich, als hätte ich eine Ewigkeit geschlafen, von wilden und dämonischen Alpträumen geplagt. Ich war nicht erholt, sondern stand seltsam neben mir, irgendwie … ausgehöhlt – man hatte mir etwas genommen, etwas fehlte.

Die Wunde, die der Ast in meine Wange gerissen hatte, war vernarbt, und das Haus war nicht mehr da. Einfach weg.

Ungläubig stolperte ich über die Lichtung, doch – nichts! Nichts! Ich konnte nichts finden!

Es musste Stunden gedauert haben, bis ich so weit über all die Unerklärlichkeiten hinweg gekommen war, dass ich mich ängstlich und verwirrt wieder in Richtung Stadt aufmachen konnte.

Ich wurde bald etwas ruhiger, schon hatte ich befürchtet, dass die ganze Stadt ebenfalls verschwunden sein würde, aber sie war noch da.

Ein wenig fremd kam sie mir vor. Viele neue Autos, manche Schlaglöcher, über die ich mich oft geärgert hatte, waren ausgebessert worden. Der Tante-Emma-Laden an der Ecke war geschlossen und vernagelt. Ich lief durch die Straßen wie ein Schlafwandler.

Ein alter Mann starrte mich an und ging dann weiter, sagte dabei kopfschüttelnd etwas zu sich selbst.

Als ich an unserer gemeinsamen Wohnung ankam, stellte ich fest, dass mein Schlüssel nicht mehr passte. Für eine Sekunde verschwamm alles vor meinen Augen, ich musste mich an der Wand abstützen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

Hatte sie so schnell die Schlösser ausgewechselt, wegen diesem kleinen, dummen Streit? Mein Gott, es war doch nur ein wenig verfrühte Midlife-Crisis gewesen.

Ich klingelte.

Die Tür öffnete sich.

Sie hatte zugenommen, und ihr Haar war anders, war viel länger, und während sie mich mit Tränen in den Augen, hysterisch, wütend und verletzt zugleich, fragte, wo zum Teufel, ja, zum Teufel, ich denn herkäme, jetzt, nach all der Zeit, kam mir auf einmal wieder dieser Reim in den Sinn.

Ich musste plötzlich lächeln, denn jetzt konnte ich auf einmal auch den Rest der Worte in meinem Kopf hören, so, als wären die Worte eigens für mich gemacht, den Teil, den ich gestern Nacht – in jener Nacht – nie so richtig verstanden hatte:

 

Wenn die Stern´ im Fünfeck steh´n,

Menschlein wirst Du seh´n,

wie die sieben Raben jagen,

wie gern sie Dich doch haben.

 

Sieben Mal der Pilz gekommen,

sieben Mal die Fliegen summen.

 

Sieben Sommer nimmt der Meister Dir,

sieben Sommer stillen seine Gier.

 

Sieben Mal den Bock geküsst,

sieben Mal den Rock vermisst.

 

Willst Deine Sieben Du zurück,

brich der Metze das Genick!

 

Sieben.

Sieben Jahre?

Ja, anders konnte es nicht sein! Und ja, ich wollte sie zurück! Oh ja, das wollte ich, und ich würde sie mir holen.

Langsam breitete ich meine Arme aus, lächelte und ging auf sie zu.

Eliza

 Eliza

 

Sie hatte ihm gesagt, ihr Name sei Eliza, und er konnte sein Glück kaum fassen, als sie, diese alabasterfarbene Schönheit in dem aufregenden, roten Abendkleid, auf seinen schüchternen Vorstoß hin, überraschend schnell eingewilligt hatte, ihn mit auf ihr Zimmer zu nehmen.

Jetzt, als sie erst in ihrer schwarzen Lederhandtasche nach dem Schlüssel suchte und dann einige Zeit brauchte, bis sie die alte Tür des Hotelzimmers aufgeschlossen hatte, war er schon etwas mutiger.

Mit beiden Händen umfasste er von hinten ihre Hüften und presste seine Erektion an ihren göttlichen Hintern.

Sie lachte kehlig, als er in ihr Ohr flüsterte, wie sehr er sich auf das freute, was in den nächsten Stunden folgen sollte, und erfreut stellte er fest, dass ihr Körper unter seinen Berührungen erbebte und sie ihre Pobacken gegen seinen Schritt rieb. Sie war genauso ausgehungert wie er.

Wie lange war es her, dass er so etwas erlebt hatte? Er, und sie ebenfalls, hatten ihre Sturm-und-Drang-Tage schon ein Weilchen hinter sich gelassen. Aber während er sich die meiste Zeit verbraucht und gestresst fühlte, war sie immer noch atemberaubend. Die roten Lippen und das Kleid, die beinahe weiße, makellose Haut … Gott … sie war so schön und kühl wie ein Filmstar aus vergangenen Zeiten.

Schon beim Betreten der Bar des alten Hotels hatte er die Energie dieses Ortes gespürt. Es lag etwas ungreifbar Sinnliches in der Luft. Zuerst hatte er es auf den Umstand geschoben, dass er auf Geschäftsreisen immer ein wenig geiler war als sonst, aber nachdem er seinen ersten Drink gekippt hatte, war er sich sicher, dass es mehr war als das.

Die anderen Gäste schienen genauso aufgeheizt zu sein, wie er sich fühlte. Die Band spielte sich die Finger wund, es wurde eng getanzt und viel getrunken, und in den Ecken rieben sich Pärchen in schamloser Leidenschaft aneinander.

Endlich einmal fühlte er sich wieder lebendig, atmete zusammen mit dem Rauch, in dem mehr als nur der Duft von exotischem Tabak lag, das pure Leben ein.

Sein Blick fiel auf ein Pärchen links neben der Swing-Kapelle. Immer wieder entzog sich die junge Frau dem forschen Griff ihres Liebhabers, hielt dann in ihrer gespielten Flucht inne, winkte ihn heran, nur um seinen Vorstößen ein weiteres Mal auszuweichen.

Er sah ihnen zu, wie sie sich auf diese Weise, an der kleinen Bühne vorbei, durch die heißen Leiber der Tanzenden hindurch bewegten, bis die Frau endlich mit dem Rücken gegen die gegenüberliegende Wand stieß. Das Fangenspielen war beendet, und sie öffnete die Arme, um ihren Jäger, ihre Beute zu empfangen.

Als sie in einer heißen, pulsierenden Umarmung versanken, wandte er den Blick wieder ab.

Eliza hatte sich neben ihn auf einen freien Barhocker an den Tresen gesetzt, als er gerade seinen dritten Drink geordert hatte. An den Wortlaut des Gespräches konnte er sich jetzt, wo er ihren Körper durch den dünnen Stoff ihres Kleides fühlte, ihre festen Brüste von hinten mit den Händen umschloss und die Brustwarzen rieb, nicht mehr erinnern.

Wie seine Lust jetzt in ihm brannte, als sie endlich die Tür aufgeschlossen hatte, sich von ihm löste und ihn hinter sich herzog!

Mit Schwung schlug er die Tür hinter sich zu, als er ihrem Ziehen folgte, und ließ sich bereitwillig zu dem großen, auf alt getrimmten Himmelbett ziehen.

Als sie davor standen, ergriff er wieder die Initiative, riss sie an sich und küsste ihren kühlen, nach Wermut schmeckenden Mund mit all seiner Leidenschaft. Er keuchte auf, als ihre Zungen sich berührten, genoss den elektrischen Impuls, der unaufhaltsam durch seinen Körper raste und ließ den lustvollen Schmerz zu, als sie verspielt in seine Unterlippe biss.

Er löste sich bald wieder von ihr, es fiel ihm schwer. Als er sie rücklings auf das Bett stieß, nahm er den hochwirbelnden Staub nicht wahr.

Fasziniert von ihrer überirdischen Schönheit, fiebernd und über alle Maßen geil, schob er ihr Kleid bis zur Hüfte hoch und nahm mit atemlosem Entzücken wahr, dass sie nichts darunter trug.

Er kam beinahe, als er, nachdem er das weiße, feste Fleisch ihrer Schenkel mit seinem Mund liebkost hatte, endlich den erdigen, alten Geschmack ihrer Lust auf der Zunge schmeckte. Sie war so nass, und als sie den Kopf nach hinten warf und ihre Hände in sein Haar krallte, um seine Zunge tiefer in sich hinein zu drücken, machten ihn ihr kehliges Stöhnen und ihr ureigener Geruch beinahe wahnsinnig.

Er nahm seine Finger zu Hilfe, saugte an ihrer geschwollenen Klitoris, stieß erst mit einem, dann mit Zweien und schließlich mit drei Fingern tief in Eliza hinein. Ihr Fleisch passte sich den Stößen bereitwillig an, fast widerstandslos nahm sie in sich auf, was er zu geben hatte und hob ihr Becken an, als er seine andere Hand unter ihren Hintern schob und mit dem Daumen ihre andere Öffnung zu reiben begann.

Bald fühlte er ihre rasende Erregung wie seine eigene, eine sexuelle Vereinigung auf empathischer Ebene, die man nicht oft im Leben erlebte.

Er konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war. Irgendwann wusste er einfach, dass es an der Zeit war, und so leckte und stieß er sie in einem gleichmäßigen, beinahe maschinellen Takt.

Ihr Atem wurde immer schneller, immer fester krallten sich ihre Klauen in seine Kopfhaut. Es tat weh, sehr sogar, aber er wollte nicht aufhören, konnte es auch gar nicht. Sie kam schließlich mit einem tierischen Kreischen, und der Orgasmus ließ ihren verwesenden Körper erbeben. Nachdem sie ihn endlich wieder freigegeben hatte, sah er Büschel seines eigenen Haars auf dem Bett und auf dem Boden liegen.

Aber kaum hatte ihr Leib etwas zur Ruhe gefunden, befreite sie ihre faltigen Brüste aus dem mottenzerfressenen Kleid, drückte mit hornigen, blutigen Fingernägeln die roten Warzen, spreizte die welken Schenkel weiter, als er es für möglich gehalten hatte, und winkte ihn einladend heran.

Er riss sich die Kleider vom Leib und folgte ihrer Einladung. Er explodierte, ergoss sich in sie, unmittelbar nachdem er in ihr kaltes Fleisch eingedrungen war. Er spürte, wie sein Samen die Kälte aus ihrem Leib vertrieb, aber nur für wenige Sekunden. Aber irgendetwas war anders als sonst. Der Druck, den ihr Geschlecht auf seinen Schwanz ausübte, nahm nicht ab, er erschlaffte nicht.

Er konnte spüren, wie sie sich um ihn zusammenzog, ihn mit gezielten Kontraktionen rieb, und dann – die perfekte Verbindung zweier Geister – überfiel ihn ihr überwältigender Wille, ihn zu besitzen, ihn immer weiter zu treiben.

Ihre Krallen gruben sich tief in die Muskeln seines Rückens, wanderten, blutige Spuren hinterlassend, zu seinem Gesäß, und er stieß willenlos und rasend immer weiter in sie hinein, konnte einfach nicht aufhören, nicht den Rhythmus verlangsamen.

Sie stöhnte und schrie unter ihm, hielt ihn unbarmherzig umklammert, trieb ihn zu immer härteren Stößen, er kam noch einmal, und wieder wurde er nicht weich, ja, sein Schwanz schien im Gegenteil noch härter anzuschwellen als zuvor, und langsam aber sicher begann der Schmerz seine Lust zu vertreiben. Er war jetzt allgegenwärtig. Wo seine Haut die ihre berührte, brannte es, er wollte sich losreißen, doch er konnte nicht.