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„Was hast du schon zu erzählen?!“, fragte er mich verwundert. Eine Geschichte. Wie jeder andere Mensch auch. Die einen hören zu, die anderen laufen weg. Weit weg. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Mittendrin sind wir. Dabei erwachsen zu werden, ohne es manchmal wirklich zu wollen. Wir werden es trotzdem – älter. Und dabei stellen wir Fragen. Mit dem Risiko, dass diese nicht beantwortet werden können.
Wir alle sind auf der Reise. Auf der Reise bis zum Meer und zurück kann man sich verlieren. Aber auch wiederfinden. Es ist ein Suchen und Finden. Komm, wir suchen den Himmel auf Erden gemeinsam. Vielleicht finden wir ihn ja. Vielleicht reicht uns das Vielleicht.
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Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhalt
Vorwort
Über das Gestern
Ausgesperrt
Ein Weinglas wirft Schatten
Für immer und jetzt
Wir sein
Immer
Bleiben
Ein kleiner großer Kleinstadtmensch
Der Anfang vom Ende
Über das Heute
Liebes Meer
Mädchentraube
Oberkante-Unterlippe
Wortgewaltig
Muttertag
Polaroid
Vielleicht
Wenn du springst
Es werde Licht
Vergessen
Goldener Herbst
Versteck
Über die Zwischenzeit
Warten
Zwischenzeit
Meine Hommage an Borkum
Selbstverständlichkeiten
Der Sturm vor der Ruhe
Die große Freiheit
Pflege
Die verschlossene Tür
Für Anna
Aufwachen
Nicht Teil von hier
Das Glück der anderen (Pünktlich)
Am Meer
Route
Traumfänger
Über das Morgen
Danke
Herausgeber
© 2024 Dichterwettstreit deluxe, Villingen-Schwenningen
www.dichterwettstreit-deluxe.de/impressum
Satz & Lektorat: Annika Siewert & Elias Raatz
Illustrationen: Lisa Blecher-Abu Elnaser
Design: T-Sign Werbeagentur
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
ISBN Druckausgabe: 978-3-98809-017-1
ISBN E-Book: 978-3-98809-018-8
www.dichterwettstreit-deluxe.de
Über die Autorin
Alina Pfeifer (*2000) lebt irgendwo zwischen Hessen und Meerweh. Sie träumt oft und denkt viel. Manchmal zu viel. Wenn Kopf und Herz voll sind, schreibt sie das alles schließlich auf, meist mit dem Stift in der einen und einer Tasse Kaffee in der anderen Hand. Damit fing die studierte Gesundheits- und Krankenpflegerin 2016 an und hat bis heute nicht damit aufgehört. 2020 erschien ihr erstes Buch „Himmel trifft Erde – Über Gott und meine Welt“. In ihrem zweiten Herzensprojekt rückt der Himmel beim Dichterwettstreit deluxe Verlag noch näher an die Erde, die sich auch dann noch weiterdreht, wenn man es nicht glauben kann.Wann immer sie die Zeit findet, reist Alina liebend gerne. Eine Reise ist wohl auch diese Textsammlung. Eine Reise bis zum Meer und zurück.
Mehr unter: @autorin_alina_pfeifer auf Instagram
Für uns.
Da liegt Dankbarkeit in der Vergangenheit.
Da ist Schönheit im Hier und Jetzt.
&
Da ist Himmel in unseren Herzen.
Vorwort
Hey du!
Das hier könnte eine Art Bedienungsanleitung sein.
Ein Kompass.
Ein Wegweiser.
Eine Karte für unsere gemeinsame Reise.
Eine Reise bis zum Meer und zurück.
Eine Reise auf Umwegen.
Naja, nennen wir es Lebenswege.
Eine Reise durch Höhen und Tiefen, über Liebe und Freundschaft, mit Glauben und Zweifel, für Glücksmomente und Hoffnungsschimmer bis zum Meer und zurück.
Das hier könnte eine Vorschrift sein, die besagt, dass du Text für Text und Kapitel für Kapitel lesen sollst, ohne etwas zu überspringen, weil wir auch im wahren Leben keine Seiten überspringen können.
Das hier könnte so viel sein.
Und doch ist es nur ein Vorwort.
Und ein „Schön, dass es dich gibt!“
Das hier, das ist erst der Anfang.
Komm, wir verreisen zusammen.
Ans Meer.
Danke, dass du Teil der Reise bist.
Viel Freude dabei.
Alles Liebe,
Alina
Über das Gestern
Losgelassen und losgegangen
Ausgesperrt
Hast du gewusst, wann es das letzte Mal war? Das letzte Mal Kaffeetrinken mit deiner besten Freundin, das letzte Mal Fitnessstudio, das letzte Mal Schule, das letzte Mal Urlaub? Wusstest du, wann das letzte Mal für eine lange Zeit sein wird? Nein, ich habe es bloß geahnt. Aber eigentlich wusste ich es genauso wenig, wie damals, als ich mich das letzte Mal mit meiner damaligen besten Freundin traf.
Lockdown. Shutdown. Ausgangssperre. Eingesperrt. Aber ich war gleichzeitig ausgesperrt. Wie im Treppenhaus des Hauses, außerhalb der Wohnung. Im Haus, die Haustür zu, eingesperrt. Den Wohnungsschlüssel aber nicht dabei. Ausgesperrt im Hausflur. Ein- und ausgesperrt. Zuhause eingesperrt und ausgesperrt im Herzen.
Ich konnte nicht mehr. Aber das Leben nahm darauf keine Rücksicht, es ging weiter. Die Welt drehte sich weiter, auch wenn es sich anders anfühlte als bisher. Das war unfair. Ich wollte das Leben an so manchem Tag gegen die Wand klatschen, anschreien, bis mir einfiel, dass es lebenswert ist, auch wenn nicht immer wunderschön.
Und ja, das Leben ging weiter. Zog seine Kreise und sog mich auf wie ein schwarzes Loch. Mich und alles, was ich glaubte zu brauchen. Weg. In dem Moment, in dem ich mich in dem Türrahmen das letzte Mal umdrehte, ohne zu wissen, dass es das letzte Mal war, zerbrach alles in und vor mir in tausend Scherben. Mein perfekt durchgeplanter Plan mal wieder am Ende. Mein Herz kaputt. Ein Scherbenhaufen vor mir.
Was bleibt, wenn alles geht? Was bringt es mir, dass Corona Krone heißt? Was hatte das mit Ostern zu tun? Und was ist jetzt mit meinen Plänen? Ach, und Gott, wo warst du eigentlich schon wieder, als meine Welt den Bach runterging und ich mich an den unzähligen Scherben schnitt? Wo du warst, frage ich dich jetzt! Eingesperrt, ausgesperrt, alles kaputt, Hoffnung weg, Liebe weg, und der Glaube, wo ist er und wo bist du? Warum gibst du, Gott, mir überhaupt einen freien Willen, wenn meine Pläne doch sowieso gegen die Wand geworfen werden? Mach doch alles allein, aber ohne mich. Brauchen, mich? Nein, du brauchst mich nicht.
Aber vielleicht brauche ich dich. Und die Frage, was bleibt, wenn alles geht, heißt eigentlich: Wer bleibt, wenn alles geht? Wer bleibt bestehen? Ich glaube, dass du es bist. Du setzt mir einfach so die Krone auf. Auch in Zeiten von Krisen, Katastrophen und Krankheiten. Wenn ich keine Hoffnung mehr habe, lässt du mich zurückblicken. Aufblicken. Aufschauen.
Woher wird meine Hilfe kommen?
Karfreitag. Die Hoffnung begraben. Alles leere Luft, volles Grab, leere Herzen, volle Taschentücher.
Karsamstag. Tot. Alles vorbei. Wie kann es ein Morgen geben, wenn die Hoffnung gestern gestorben ist? Die Sonne gegangen, die Pläne begraben, der Vorhang zerrissen, aber was heißt das? Alles vorbei, alles aus?
Ostern. Leeres Grab. Angst. Raub. Wo ist die Bedeutung von so viel Unverständnis? Nicht mal eine Erinnerung an die Hoffnung ist jetzt noch da.
Der Weg nach Emmaus. Hängende Köpfe. Leere Herzen. Lautes Schweigen.
Eine Erscheinung. Ein ungebildeter Mensch. Keine Ahnung von dem, was passiert ist. Wo kommt er her? Von hinter dem Mond?
In welcher Welt lebt er, dass er noch Hoffnung hat? Und warum läuft er neben uns her?
Zu spät. Zu spät fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Kann das sein? Hoffnungsschimmer, Licht? War es doch so, wie er es versprochen hat? Habe ich zu wenig geglaubt, zu wenig vertraut? Er mitten unter uns und ich habe es erst zu spät, rückblickend verstanden. Dabei hat er es doch vorausgesagt.
Wenn du dich jetzt wunderst, wie die Jünger das nicht merken konnten, dann schau auf dich. Auf mich. Ich bin keinen Funken besser, eher noch schlimmer, noch schwerer von Begriff. Manchmal habe ich das Gefühl, mein Glaube ist kleiner noch als das berühmte Senfkorn. Ich könnte, selbst wenn ich es wollen würde, niemals zum Berg sagen, er soll ins Wasser gehen, denn immer, immer wieder würde mein menschlicher Verstand mir im Wege stehen. Ich würde alles erklären wollen. Es allein versuchen. Glauben, dass mein Verstand alles erklären können und ich alles verstehen muss.
Wie oft habe ich den Vers gelesen: „Was kann ein Mensch mir anhaben?“, und immer nur gedacht, cool, stimmt, Gott ist ja da? Ja, das ist er. Aber trotzdem kann ein Mensch mir viel anhaben. Viel antun. Enttäuschen, belügen, betrügen, Vertrauen brechen, Herzen brechen, Leben zerstören, Tränen verursachen, einem alles nehmen, was man glaubte zu brauchen.
Und ich kann nicht mehr. Die Welt dreht durch. Mein Leben, meine Pläne, ein Scherbenhaufen. „Liebe so, als wärst du niemals verletzt worden“, sagt man. Witzig. Wie soll das gehen? Und warum ist eigentlich scheinbar alles schlecht? Was soll das? Wofür kämpfen, wenn alles vergänglich ist? Die Hoffnung, so unsichtbar wie die Luft zum Atmen. Und ich bin immer noch keinen Deut besser als die Männer auf dem Weg nach Emmaus.
Aber soll ich dir mal was sagen? Gott hat das Meer geteilt, sodass die Israeliten trockenen Fußes hindurchgehen konnten. Manchmal frage ich mich, wie trocken die Füße tatsächlich waren. Staubtrocken? Oder doch matschig vom Grund? Denn ich stelle mir vor, wie Gott die Wellen und das Meer zurückhält und ich Regentropfen abbekomme. Nur Regentropfen. Vielleicht fühlt es sich an wie ein Hagelregen. Aber es sind doch eigentlich nur Tropfen. Vielleicht werde ich nass, vielleicht ist der Regen einfach nur widerlich. Aber schau mal nach links, nach rechts, was da an Wassermassen zurückgehalten werden. Von Gott. Weil er immer da ist.
Das heißt nicht, dass wir uns immer sagen sollten: „Es könnte schlimmer sein.“ Denn wenn ich das sage, finde ich auch keine Hoffnung. Aber vielleicht ist es das Bewusstmachen, dass Gott da ist. Neben uns her läuft und all die Wassermassen von uns fernhält. Ja, wir können nicht tiefer als in Gottes Hände fallen. Aber wir können fallen. Falsche Entscheidungen, ungünstige Pläne…
Aber ich bin ein Stehaufmännchen. Nicht, weil ich es kann, sondern weil Gott es kann. Er hebt mich auf in den dunkelsten Stunden, vom dreckigsten Boden. Er rückt meine Krone zurecht und stellt mich wieder auf die Beine. Er macht die Herzen neu. In meinen dunkelsten Momenten, in denen ich nichts wusste. Nicht wusste, wie es weitergeht, wo es weitergeht, wo oben, unten, hinten und vorne ist. Nicht wusste, was mit mir los ist, da wurde mir gesagt, dass ich mein Herz zugemacht habe. Das haben Menschen gemerkt. Da war der Tiefpunkt erreicht.
Aber selbst aus dieser Scheiße hat Gott Gold gemacht. Denn irgendwann – auch wenn es ein langer Weg war, auf dem ich immer noch unterwegs bin – irgendwann hat jemand zu mir gesagt, dass sie durch mich wieder Freude in ihr Leben gelassen hat. Ich habe keine Ahnung, wie ich das gemacht habe, denn das war nicht ich. Das war der, der alle Fäden meines Lebens in der Hand hält. Ich, ein Scherbenhaufen. Eine gebrochene Porzellanschale. Doch er klebt mich zusammen. Ja, da sind Sprünge in der Schüssel. Ich habe einen Sprung, sogar ziemlich viele Sprünge in der Schüssel. Aber sie werden mit Gold gefüllt. Wie, wenn Sonne durch den dichten Wald auf den dunklen Boden scheint. Die Sonne kommt durch. Durch die Sprünge in der Schale kann die Freude zu anderen kommen.
Ich habe keine Kraft und keine Lust mehr zu planen. Aber soll ich dir was sagen? Da, wo unsere Pläne aufhören, fangen Gottes Pläne erst an. Und was für Pläne das sind. Ich habe vor Kurzem gehört, dass das mit Gott wie mit einem Vertrag ist. Unser Vertrag ist schneeweiß und wir sind aufgefordert, jeden Tag aufs Neue unsere Unterschrift auf ein blankes Blatt Papier zu setzen. Den Rest macht Gott: „Do your best, God will do the rest!“
Aber das macht mir Angst. Was hat Gott vor? Was macht er aus dem weißen Blatt Papier? Wie geht das mit dem Vertrauen? Einen Vertrag unterschreiben, ohne ihn gelesen zu haben, spricht gegen die Logik. Aber die Logik ist von uns gemacht. Gott ergibt keinen Sinn. „Wenn es Sinn ergibt, ist es nicht Gott“, heißt es.
Ich will, dass die Achterbahnfahrt irgendwann zur Himmelfahrt wird. Steil nach oben. Mir wurde gesagt, dass ich erst tief nach unten fallen muss, um hochzusteigen. Erst das Tal bestreiten, um am Gipfel die Aussicht zu genießen. Ich stehe unten am Berg und sehe, wie die anderen oben auf dem Berg die letzten Sonnenstrahlen einfangen und im goldenen Licht baden. Dabei frage ich mich, wann sich die Wolken über meiner Krone verziehen und das Sonnenlicht das Gold wieder glänzen lässt. Was für ein Quatsch. Bestätigt durch meine sinnlosen Gedanken und die unzähligen, unaufhaltbaren Selbstzweifel.
Gott kennt mich und er liebt mich. Gott kennt mich und liebt mich trotzdem. Und wenn Gott mich kennt, wie kann die Last, die ich tragen muss, dann zu schwer sein? Das geht nicht.
Gott macht keine Fehler. Er muss das nicht mal berechnen, nicht nachzählen. Er weiß es einfach.
Er kennt dich, liebt dich und hält dich. Er macht dir die Tür auf, ruft voller Freude „Herzlich willkommen“ und plötzlich bist du weder aus- noch eingesperrt. Der Weg ist nicht mehr versperrt. Ich habe zwar keine Ahnung, wie er aussieht, der Weg, aber ich werde schon dort ankommen, wo ich hingehöre. Irgendwann. Irgendwo. Obwohl ich hin- und hergerissen bin zwischen Zweifeln und Glauben, Leben lieben und Leben lassen, hassen lassen und Hass leben, zwischen Trauern und Trösten, weinen und lachen, Vertrauen und Misstrauen, weiß ich doch irgendwie ganz genau im Herzen drin, dass ich nicht allein bin.
Geliebt und erwählt. Wir sind Königskinder. Wir alle haben die Krone auf. Corona? Krone? Was soll das? Ich weiß es nicht. Ich verstehe es nicht. Ich verstehe alles nicht. Ich verstehe nicht alles. Und muss es nicht.
Doch eins, das vergiss niemals: Du bist geliebt.
Ein Weinglas wirft Schatten
Ich ließ los.
Hatte beide Hände frei.
Das Herz war bereit.
Die Seele zufrieden.
Der Kopf voller Pläne.
Das Ich voller Tatendrang.
Die Unbeschwertheit im Zentrum.
Die Füße tanzten für mich.
Ganz allein.
Sie schubste mich in deine Arme.
Und ich war verloren.
In dir.
Sie versuchte dich in meinen Kopf zu bekommen.
Heute bekommt sie dich da nicht mehr raus.
Dazwischen liegt unsere Geschichte.
Das kurze Wir.
Das Uns, das meine Ewigkeit gewesen schien.
Nicht gesucht und doch gefunden.
Heute suche ich dich und finde nicht.
Den Grund.
Nie hätte ich für möglich gehalten,
für wie unmöglich mich Leute halten.
Sie verstehen nicht.
Sie verstehen mich nicht.
Das volle Weinglas wirft Schatten
auf das leere Blatt Papier hier bei mir.
Dabei sollte es ein Brief werden.
Für dich. Von mir. Über uns.
Und das, was da mal war.
Die Geschichte ist geschrieben,
aber der Punkt ist noch nicht gesetzt.
Denn sehe ich dich, höre ich auf loszulassen
und halte wieder fest, was ich nicht sehe.
Bis ich in einer Stunde wieder gehe.
Durch die gleiche Tür, durch die ich Monate zuvor doch das letzte Mal gehen wollte.
Halte mich oder lass mich ziehen.
Probiere es noch einmal oder nie wieder.
Sag: „Weil ich dich liebe“ oder „Obwohl ich dich liebe“.
Nenn mir den Grund oder sag, dass es keinen gibt.
Du sagst, es geht nicht für immer so weiter.
Aber es wird immer so bleiben.