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Hinz und Binz sind Brüder, aber während Binz sich in seinem Heimatort Binz wie ein kleiner König fühlt - schließlich trägt die Stadt seinen Namen -, bleibt Hinz immer im Schatten. Er sehnt sich nach einem Ort, der nur ihm gehört. Gemeinsam mit seinem Bruder erschafft er "Hinz", eine geheime Fantasiestadt im Garten, die bald zu ihrem Zufluchtsort und Abenteuerspielplatz wird. Hier ist Hinz endlich "Hinz von Hinz", der stolze Bürgermeister seines eigenen Ortes. Doch als "Hinz" immer größer wird und die Brüder immer mehr darin aufgehen, nimmt der Traum eine dunkle Wendung. In einem Moment des Überschwangs und Vertrauens verlangt "Hinz" plötzlich einen Preis, den niemand je hätte erwarten können. Eine Geschichte über den Wunsch nach Zugehörigkeit, die Macht der Fantasie - und die Gefahren, wenn aus einem Traum bittere Realität wird.
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Seitenzahl: 50
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Vorwort
Kapitel 1: Binz ist Binz
Kapitel 2: Der große Traum von Hinz
Kapitel 3: Die große Lüge
Kapitel 4: Der Plan
Kapitel 5: Die geheime Stadt
Kapitel 6: Die Einwohner von Hinz
Kapitel 7: Der große Gemeindetag
Kapitel 8: Ein kleiner Zwischenfall
Kapitel 9: Der Sturm über Hinz
Kapitel 10: Der letzte Tag in Hinz
Es gibt Orte, die wir in unseren Herzen tragen, Orte, die uns Kraft geben und in denen wir uns vollständig fühlen. Manchmal sind diese Orte echte Städte auf der Landkarte, und manchmal existieren sie nur in unserer Fantasie. Doch was passiert, wenn ein solcher Ort so real wird, dass er das Leben derer, die ihn erschaffen haben, für immer verändert?
Dies ist die Geschichte zweier Brüder, Hinz und Binz, die in einem kleinen Küstenort lebten und sich gemeinsam aufmachten, einen Ort nur für sich zu erschaffen. Einen Ort, an dem Freundschaft, Abenteuer und der Traum von Zusammenhalt lebendig wurden. „Hinz“ nannten sie ihre kleine Stadt, und sie bauten sie Stein für Stein mit Herz und Hingabe auf. Doch wie jeder Ort, den wir lieben, trug auch „Hinz“ Geheimnisse und Gefahren in sich, die niemand ahnte.
Diese Geschichte ist ein Weg durch Kindheitsträume, die Macht der Fantasie und die Herausforderungen, die das Leben manchmal unverhofft bereithält. Sie erinnert uns daran, dass jeder Traum, den wir bauen, ebenso kostbar wie fragil ist – und dass das wahre Abenteuer nicht nur darin besteht, einen Ort zu erschaffen, sondern auch darin, die Verantwortung dafür zu tragen.
Hinz und Binz lebten auf der wunderschönen Insel Rügen, genauer gesagt in Binz, einem Städtchen wie aus einem Bilderbuch. Dort gab es endlose Sandstrände, die kühle Ostsee und eine alte, lange Seebrücke, auf der die beiden Brüder oft bis zur Spitze liefen, um die weite See zu bestaunen. Die Seeluft duftete nach Salz und Algen, und die Möwen zogen über ihnen ihre Kreise, immer auf der Suche nach einer Gelegenheit, ein Stück Brot zu stibitzen.
Für Hinz und Binz war das Städtchen ein einziger großer Abenteuerspielplatz. Sie kannten jeden Winkel und jedes kleine Gässchen, jede Bank und jedes Versteck. Sie wussten, wo die besten Muscheln zu finden waren, wo das Wasser am klarsten und der Sand am feinsten war. Die beiden waren oft wie Pech und Schwefel und kamen meistens gut miteinander aus – außer, wenn es um die Frage des Namens ging.
Denn während Binz sich in „seinem“ Binz ganz selbstverständlich fühlte, verspürte Hinz in letzter Zeit eine immer größere Unzufriedenheit. Egal, wo sie hingingen – in die Eisdiele, zur Bäckerei oder einfach auf den Marktplatz –, irgendjemand sprach Binz an und sagte mit einem Lächeln: „Na, kleiner Binz von Binz, wie geht’s? Du bist wohl hier der kleine Herr der Stadt!“
Binz freute sich über diese Worte und grinste stolz zurück, als hätte er selbst die Seebrücke und das ganze Städtchen erschaffen. „Ja, das bin ich!“
antwortete er oft und schaute dabei zu Hinz herüber, der danebenstand und in solchen Momenten fast unsichtbar wirkte. Während die Erwachsenen lächelnd mit Binz sprachen, schien Hinz einfach übersehen zu werden. Niemand sagte „Hallo“ oder „Na, Hinz, wie läuft’s?“
Mit der Zeit begann Hinz sich zu fragen, warum er nicht genauso wichtig war. Warum bekam nur Binz diese Aufmerksamkeit? Er stand oft daneben und fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen, als würde er gar nicht dazugehören. „Binz“ – das stand auf den Straßenschildern, an den Hauswänden und sogar auf den Schiffen, die am Strand vor Anker lagen. Überall war „Binz“ zu lesen, und immer wurde sein Bruder auf dieses große, schöne Städtchen angesprochen, während er selbst immer nur „der kleine Hinz“ blieb.
Nach einigen Wochen, in denen Hinz immer stiller wurde, platzte ihm eines Tages der Kragen. Es geschah, als sie wieder einmal am Strand waren und ein alter Fischer an ihnen vorbeiging. Der Mann, mit einem wettergegerbten Gesicht und einem breiten Grinsen, schüttelte Binz’ Hand und sagte lachend: „Na, du bist wohl der Binz von Binz! Pass nur auf, dass dir die Stadt nicht noch geklaut wird!“
Binz lachte und nickte stolz. „Keine Sorge, ich bleibe hier! Ich bin Binz von Binz!“
Das war zu viel für Hinz. „Wieso gibt es keinen Ort, der so heißt wie ich?“ fragte er laut und stampfte mit dem Fuß in den Sand. Binz schaute ihn überrascht an, denn er hatte gar nicht bemerkt, wie sehr das Hinz störte.
„Ich meine, es ist doch unfair! Du bist überall der kleine Star, nur weil dein Name auf jedem Schild hier steht! Und ich? Ich bin nur Hinz, und niemand kümmert sich darum!“
Binz zuckte mit den Schultern. „Ach komm schon, das ist doch nicht so schlimm. Du wohnst doch auch hier, oder nicht? Das reicht doch.“
Doch für Hinz reichte das nicht. Er wollte mehr. Er wollte nicht nur „der andere Bruder“ sein, der einfach nur da war. Er wollte genau wie Binz ein kleiner Held sein, eine Stadtgestalt, jemand, der stolz sagen konnte: „Ja, ich wohne in Hinz!“ Aber der Gedanke, dass es nirgendwo auf der Welt einen Ort namens Hinz gab, machte ihn immer trauriger.
Je öfter die Leute Binz ansprachen und je öfter Hinz danebenstand und sich wie ein unsichtbarer Schatten fühlte, desto stärker wurde sein Verlangen nach einem eigenen Ort. Er fing an, darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn er wirklich einen eigenen Ort hätte, ein kleines Städtchen nur für sich, irgendwo ganz geheim, vielleicht sogar auf einer anderen Insel, weit weg von Rügen.
Bald begann er in seiner Fantasie, sich auszumalen, wie dieses „Hinz“ aussehen würde.
Es wäre viel schöner und besonderer als Binz. Dort gäbe es einen großen Turm mit einer Fahne, die den Namen „Hinz“ in großen Buchstaben trug.
Der Strand wäre voll von Sandburgen, die nur er bauen durfte, und in seiner Vorstellung gab es einen großen Marktplatz, auf dem die Leute ihn freundlich grüßten und sagten: „Guten Morgen, Herr Hinz! Wie geht es unserem kleinen Bürgermeister von Hinz?“