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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Franziska kam in die Küche der Berghütte. »Hast du deine Sachen schon alle ausgepackt und eingeräumt?«, fragte Anna. »Ich hatte nicht viel. Zuerst habe ich alles aus den Schränken geräumt, was weg kann. Was soll ich damit machen?« Anna überlegte kurz. »Wir lagern sie am besten bei den Baumberger Großeltern auf dem Dachboden. Dort ist noch viel Platz. Du kannst dann später entscheiden, was du damit machen willst. Hast du die Sachen schon verpackt?« »Nein«, sagte Franziska. »Ich habe sie in eine Ecke geräumt.« Anna holte einige große Säcke. »Da kannst du alles hineinstopfen. Nach und nach kann Toni sie mitnehmen, wenn er etwas im Tal zu erledigen hat.« Franziska nickte und ging in ihr Zimmer. Dass sie wortkarg war, wunderte niemand. Franziska war entsetzt, dass sie die Kammer auf Wendys Alm räumen musste.
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Seitenzahl: 131
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Franziska kam in die Küche der Berghütte.
»Hast du deine Sachen schon alle ausgepackt und eingeräumt?«, fragte Anna.
»Ich hatte nicht viel. Zuerst habe ich alles aus den Schränken geräumt, was weg kann. Was soll ich damit machen?«
Anna überlegte kurz.
»Wir lagern sie am besten bei den Baumberger Großeltern auf dem Dachboden. Dort ist noch viel Platz. Du kannst dann später entscheiden, was du damit machen willst. Hast du die Sachen schon verpackt?«
»Nein«, sagte Franziska. »Ich habe sie in eine Ecke geräumt.«
Anna holte einige große Säcke.
»Da kannst du alles hineinstopfen. Nach und nach kann Toni sie mitnehmen, wenn er etwas im Tal zu erledigen hat.«
Franziska nickte und ging in ihr Zimmer.
Dass sie wortkarg war, wunderte niemand. Franziska war entsetzt, dass sie die Kammer auf Wendys Alm räumen musste. Der Umzug in ihr Kinderzimmer auf der Berghütte hatte ihr nicht behagt. Aber sie hatte geschwiegen. Im Stillen tröstete sie sich, dass sie ohnehin nicht lange bleiben würde. ›Wenn ich die Lehrstelle wechsele, gehe ich von Waldkogel fort und habe dann dort ein Zimmer‹, dachte sie. Außerdem hatte sie die Hoffnung, Sebastian noch umstimmen zu können, noch nicht aufgegeben. Sie benötigte die Zustimmung ihres älteren Bruders, als fünfzigprozentigem Miteigentümer des geerbten elterlichen Bichler Hofs, um den Meiningers vorzeitig den Pachtvertrag zu kündigen. Sebastian hatte es abgelehnt. Aber Franziska gab ihren Traum nicht so schnell auf, möglichst bald dort Bäuerin zu sein und in ihrem Elternhaus zu leben. Dort hatten Franziska und Sebastian ihre ersten Lebensjahre verbracht, bis zum Unfalltod ihrer Eltern. Toni und Anna hatten sie adoptiert.
Anna kam, sie riss Franziska aus ihren Gedanken.
»Du hast noch nicht zu Abend gegessen. Was willst du?«
»Es ist mir gleich … nein, warte. Ist noch Eintopf da?«
»Ja! Kommst du zu mir in die Küche?«
Franziska überlegte kurz.
»Ich fülle noch den einen Sack und stelle ihn zu den anderen in den Flur. Dann mache ich mich frisch. Ich habe genug für heute. Morgen ist auch noch ein Tag. Außerdem ist es mein freier Tag. Ich habe am letzten Wochenende gearbeitet. Ich komme gleich und nehme mir vom Eintopf.«
Anna nickte und ging zurück in die Küche.
Toni, der am Tresen Gläser spülte, trocknete sich die Hände ab.
»Ist unser Madl noch immer so still?«, fragte er leise.
»Ja, es ist mir unheimlich«, antwortete Anna flüsternd. »Was wohl in ihrem Kopf vorgeht? Hoffentlich kommt sie nicht auf weitere dumme Gedanken. Toni, mir wäre es lieber, sie wäre ärgerlich darüber, weil wir darauf bestanden, dass sie die Kammer auf Wendys Alm räumt. Sie könnte wenigstens wütend auf Lukas und diese Hella sein. Würde sie doch nur laut schimpfen! Aber sie sagt kein Wort. Sie ist stumm wie ein Fisch. Mir gefällt das nicht. Es erinnert mich an die Ruhe vor dem Sturm. Weißt du, auf dem Meer habe ich sie oft erlebt, diese eigenartige Stille. Sie war voller Spannung. Das zehrt an den Nerven. Und dann bricht plötzlich ein Orkan los.«
Toni schlang die Arme um Anna und zog sie an sich.
»Anna, wir können Schwimmwesten anlegen«, schmunzelte er und hauchte ihr einen Kuss auf ihr blondes Haar. »Wir müssen Geduld haben. Vielleicht sieht in einigen Tagen alles ganz anders aus. Außerdem kommt Sebastian bald.«
»Wäre er nur schon hier, Toni!«, seufzte Anna.
»Er kommt und bleibt einige Tage.«
»Ich bin beunruhigt über Franziskas Pläne. Wird sie die Lehrstelle wechseln? Wird sie den Pachtvertrag kündigen? Das geht mir den ganzen Tag im Kopf herum. Ich kann mich kaum noch auf etwas anderes konzentrieren, Toni.«
Er küsste sie erneut. »Anna, ich fühle mit dir. Aber wir haben uns darauf geeinigt. Wir warten, bis sie etwas sagt.«
Einen Augenblick legte Anna den Kopf an Tonis Schulter. Sie seufzte.
Dann hörte sie die Tür gehen, die vom privaten Wohnteil der Familie Baumberger in den Wirtsraum führte.
Franziska kam herein. Sie nahm eine große Suppenschale und füllte sie mit Eintopf, der hinten auf der Küchenhexe warmgehalten wurde. Dann schnitt sie sich eine dicke Kante Brot ab.
»Ich setze mich draußen auf die Terrasse.«
»Franziska geht uns aus dem Weg«, flüsterte Anna, als Franziska außer Hörweite war.
»Ja, so sieht es aus. Lass sie! Sie wird sich wieder fangen.«
Toni ging zum Tresen und spülte die restlichen Gläser.
Die Hüttengäste zogen sich, nach und nach, auf den Hüttenboden und in die Kammern zurück. Im Vorbeigehen sagten sie gute Nacht und Toni wünschte ihnen einen erholsamen Schlaf. Sie gehörten fast alle zu einer Reisegruppe, die für den nächsten Tag eine Hochgebirgstour geplant hatte. Sie wollten noch in der Dunkelheit aufbrechen. Das bedeutete, dass Toni und Anna sehr früh, früher als sonst, aufstehen mussten.
»Das wird eine sehr kurze Nacht«, bemerkte Anna.
»Deshalb machen wir nicht mehr so lange. Wir richten noch für das Frühstück vor, dann gehen wir schlafen. Alois ist noch auf. Es ist Vollmond, da findet er wenig Ruhe.«
So geschah es. Anna und Toni wünschten Franziska, die noch auf der Terrasse saß, eine gute Nacht. Sie nickte nur.
Der alte Alois hatte es gesehen. Er blinzelte Toni und Anna zu und folgte ihnen ins Wohnzimmer.
»Macht euch keine Gedanken!«, sagte er. »Ich bin noch eine Weile auf. Vielleicht gelingt es mir, mit Franziska zu sprechen.«
»Alois, ich halte die Spannung kam noch aus«, klagte Anna.
Der alte Alois legte ihr liebevoll und beruhigend die Hand auf die Schulter. »Das wird schon, Anna. Jetzt gehst du schlafen. Am besten trinkst du noch einen großen Obstler, von meinem Selbstgebrannten. Dann schlummerst du selig«, schmunzelte er.
Alois wünschte eine gute Nacht und ging hinaus.
Eine Viertelstunde später stand Alois an der Küchenhexe und wartete, bis die Milch heiß war.
Franziska kam herein. Sie wusch ihr Geschirr ab und stellte es in den Schrank.
»Ich mache mir gerade einen Vollmondschlaftrunk. Trinkst du einen Becher mit?«, fragte Alois.
»Vollmondschlaftrunk, was ist das? Milch mit Honig?« Franziska sah Alois neugierig an.
»Milch und Honig sind auch drin. Dazu kommt Pulver aus dieser Dose. Es besteht aus getrockneten Wurzeln und Kräutern. Ella Waldner macht daraus ein Pulver. Das Rezept ist von ihr. Darauf schläft man sehr gut.«
Franziska seufzte. »Ja, ich nehme auch einen Becher. Schaden kann es nicht. Ich bin müde, aber gleichzeitig hellwach.«
»Oh, Franziska, so ein Zustand ist mir wohlbekannt. Es gab viele Nächte in meinem Leben, in denen ich körperlich sehr müde war, aber mein Geist mich wach hielt.«
»Das hast du treffend beschrieben, Alois.«
Alois schickte Franziska an den Kamin. Sie legte Holz in die Glut, während er den Schlaftrunk zubereitete.
Alois reichte ihr einen großen Becher, mit einer hellbraunen Flüssigkeit.
Franziska roch daran. »Alois, hast du da Obstler reingeschüttet?«
»Natürlich habe ich einen Schuss Obstler hineingegossen«, lachte der alte Alois.
»Das verfälscht Ellas Rezept.«
»Im Gegenteil, Franziska. Das ist keine Verfälschung, es ist eine Verfeinerung.«
Seine Erklärung brachte Franziska zum Lachen.
»Alois, was du nicht sagst? Du bist raffiniert. Am Ende verfeinerst du deine Eintöpfe auch mit Obstler?«
Alois grinste. »Das ist eine Idee. Das probiere ich gleich morgen aus. Warum sollte es nicht schmecken? Schließlich kocht man Zwiebelsuppe mit Wein. Mei, das ist wirklich eine Idee. Du darfst als Erste kosten. Ich ernenne dich zu meiner Cheftesterin.«
Franziska lachte laut.
»Schön, dass du lachst, Franziska. Du warst den ganzen Tag so ernst. Du, das gefällt mir nicht. Naa, das gefällt mir ganz und gar nicht. Und es passt nicht zu dir! Du bist kein trübsinniger Mensch.«
Franziska errötete. Sie nippte an dem Getränk.
»Und wie schmeckt es dir?«, fragte Alois.
»Es ist sehr ungewöhnlich, aber gut. Frag mich morgen Früh noch einmal! Wenn ich darauf schlafen konnte, ist mir alles recht, Alois.«
»Ella sagt, man kann die Mischung eindicken zu einer Art Sirup. Ich probiere es mal die Tage. Dann gebe ich aber noch mehr Obstler hinzu.«
»Du hast vielleicht Ideen, Alois. Aber mir soll es recht sein, wenn nur nicht die Küche in die Luft fliegt.«
Franziska lachte und Alois lachte mit. Sie erinnerten sich beide an Alois’ ersten Brennversuch. Er war gründlich danebengegangen. Die Küche musste danach vollständig renoviert werden.
»Ich werde aufpassen«, versprach Alois. »Du wirst die Erste sein, die probieren darf.«
»Ich fühle mich geehrt.«
Alois lächelte Franziska an. »Ach, Madl, ich freu mich sehr, dass du wieder hier bist. Ich habe dich vermisst, alle haben dich vermisst. Aber es war eben einfacher für dich, auf dem Bichler Hof zu übernachten oder bei Wendy.«
Franziska nippte schnell an dem Getränk. Sie vermied, Alois anzusehen. Sie fühlte, wie sein Blick auf ihr ruhte.
»Du könntest dir jeden Morgen den Fußweg hinunter auf die Alm sparen, wenn du auf dem Bichler Hof, bei den Meiningers, übernachten würdest.«
»Ach, der Fußweg macht mir nichts aus. Ich bin ihn während meiner ganzen Schulzeit gelaufen.«
Alois nickte. »Das stimmt, aber ich verstehe nicht, warum du nimmer auf dem Bichler Hof wohnst. Es war doch ganz praktisch. Wohlgefühlt hast dich dort auch, in deinem alten Kinderzimmer.«
»Jetzt bin ich lieber bei Wendy oder hier auf der Berghütte«, sagte Franziska leise. Immer noch mied sie den Blickkontakt.
Alois saß ihr auf der anderen Seite des Tischs gegenüber. Er stand auf und legte einen Scheit Holz ins Feuer. Dann setzte er sich auf den Schaukelstuhl neben Franziska.
Alois nahm ihre Hand und hielt sie fest.
»So, Madl, jetzt wirst’ dir alles von der Seele reden. Toni und Anna schlafen. Niemand stört uns. Weißt du, ich kann dir ansehen, dass etwas nicht stimmt. Ich habe viele Jahre auf dem Buckel. Jeder einzelne Tag hat mir geholfen, die Menschen besser zu verstehen. Ich kann es jemand an der Nasenspitze ansehen, wenn etwas nicht stimmt, wenn eine Last auf seiner Seele liegt. Du hast Kummer, Franziska. Da machst du mir nix vor. Erinnerst du dich noch, was du damals gemacht hast, als du noch ein kleines Madl warst? Wenn ich hinter der Hütte das Holz aufgeschichtet habe, das Toni gehackt hatte, dann bist zu mir gekommen und hast mir geholfen. Und irgendwann hast du angefangen zu reden. Zuerst hast du Fragen gestellt und dann mir einen Blick in dein Kinderherz gewährt, das voller Kummer war.«
Franziska erinnerte sich. Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihren Mund. Sie seufze leise.
»Ja, Alois, und du hast immer gesagt: ›Geteilte Freude ist doppelte Freude und geteiltes Leid ist halbes Leid‹. Daran muss ich oft denken. Aber jetzt bin ich erwachsen. Jetzt muss ich mit der Freude und auch dem Kummer allein klar kommen.«
»Schmarrn! Mei, Franziska, was redest du da für einen Schmarrn? Wer hat dir diesen Unsinn eingeredet? Also, ich bin es nicht gewesen. Der Mensch lebt in einer Gemeinschaft. Da ist die Familie und da sind die Freunde. Alle sind füreinander da. Dich muss ein mächtiger Felsbrocken niederdrücken, Franziska. Ich helfe dir gern, ihn zu tragen. Weißt du, mit schweren Felsbrocken kenne ich mich aus. Ich bin Experte, was schwere Hinkelsteine betrifft.«
Franziska lehnte einen Augenblick den Kopf an seine Schulter. »Hinkelsteine, das hast du früher auch immer gesagt, ich erinnere mich.«
Alois lächelte. »Siehst du! Madl, so war das und so ist es immer noch. Und jetzt sagst du mir, wo der Schuh drückt.«
Franziska schluckte. »Alois, es ist so schlimm.«
»Es wird nicht besser, wenn du deine Sorgen für dich behältst.«
»Also gut. Du tust mich aber nicht verraten? Versprich es!«
»Du hast mein Wort drauf. Habe ich es jemals gebrochen?«
»Nein, das hast du nicht.«
Franziska seufzte erneut.
»Gut, also Alois, ich bin sehr unglücklich bei den Meiningers.«
»So etwas habe ich mir schon gedacht, weil du dich lieber hier auf der Berghütte einquartiert hast, als auf dem Bichler Hof. Woher kommt das? Du bist doch jetzt bald mit deiner Lehre fertig. Der Meininger Bauer war doch immer sehr zufrieden mit dir.«
»Gegen den Simon habe ich nix, im Gegenteil. Es ist auch nicht wegen ihm.«
»Oh, dann kann es nur an Lukas liegen.«
Franziska errötete. »Lukas hat ein Madl mitgebracht, aus München. Es studiert mit ihm. Warte, ich zeige dir etwas!«
Franziska holte ihr Handy aus der Westentasche und zeigte Alois die Fotos, die ihr Ronja geschickt hatte. Alois betrachte sie genau.
»Und deshalb regst du dich auf?«, fragte er.
»Lukas küsst sie«, empörte sich Franziska. Dabei schaute sie Alois trotzig und gleichzeitig erstaunt an.
Er schmunzelte.
»Franziska, ja die busserln ein bisserl. Was ist schon dabei? Außerdem sieht es für mich so aus, als würde das Madl den Lukas abbusseln. Das bedeutet nix, gar nix. Und schau, dahinten auf dem Tisch, da stehen die Flaschen. Die waren wohl alle ziemlich angeheitert.«
»Ja, das war auf einer spontanen Feier, bei Lukas’ Tante Erika. Lukas und Hella hatten an einem studentischen Wettbewerb teilgenommen und über seine Schweinezucht einen Vortrag gehalten. Sie haben als Beste abgeschnitten.«
»Dann ist dein Lukas ein ganz heller Kopf.«
»Er ist nicht mein Lukas«, empörte sich Franziska. »Klug ist er, das gebe ich zu. Er hat Hella sehr geholfen. Sie steckte in Schwierigkeiten – irgendwas mit dem Studium. Aber Genaues weiß ich nicht. Ronja hat etwas erzählt, aus dem ich es mir zusammenreime.«
»Das ist ein feiner Zug von Lukas. Man soll sich immer gegenseitig helfen. Wenn jemand in Schwierigkeiten steckt, in Not ist, dann würdest du doch auch helfen oder?«
Franziska schwieg erst einmal, dann brach es aus ihr heraus.
»Diese Hella ist ein Biest und sie … Alois, die Fotos sagen doch alles, oder? Außerdem ist sie ein ganz reiches Madl und fesch wie ein Star aus einem Film.«
»Naa, so sehe ich das nicht. Hör mal, Franziska, ich will dir nicht ausreden, dass diese Hella ein Biest ist. Ich kenne das Madl net. Aber dass da etwas sein soll, zwischen dem Lukas und dem Madl? Naa, da ist nix!«, betonte Alois und schüttelte den Kopf.
»Wir kommst du zu diesem Schluss?«
»Mei, weil es immer mal zum Busserln kommt zwischen einem Madl und einem Burschen. Das geschieht aus Übermut. Ein Glas Bier zu viel, schon schlägt der Frohsinn Purzelbäume.«
Franziska schaute ihn mit großen Augen an.
Er schmunzelte. »Madl, denk doch mal nach! Erinnere dich! Was hast du nicht schon alles gesehen, auf unseren Hüttenabenden oder auf der Kirmes. Da wird viel gebusserlt. Und je später der Abend, und je mehr Bier die Kehlen hinuntergelaufen ist und je mehr getanzt wurde, desto mehr wurde gebusserlt. Niemand misst dem am nächsten Tag eine Bedeutung zu. Franziska, ich bin auch mal jung gewesen. Die Madln sind hinter mir her gewesen. Ich war ein fescher Bursche. Die Madln hörten damit auch nicht auf, als ich mit meiner Hedwig ging, selbst als wir verlobt waren net. Verlobt ist nicht verheiratet. Und die Hedwig war auch ein fesches Madl. Hinter ihr waren die Burschen her. Glaubst du denn, sie hätte einen Tanz abgelehnt? Denkst du, da wurde net mal gebusserlt? Mei, da hat sich niemand aufgeregt. Meine Hedwig ist nicht eifersüchtig geworden und ich auch nicht. Am nächsten Tag sagte ich ihr und sie mir, dass unsere Küsse die besten sind. Das war auch so. Damit war alles gesagt, wir hatten uns lieb.«
Franziska lehnte sich auf dem Schaukelstuhl zurück. Sie umklammerte den Becher mit beiden Händen.
»Glaubst du mir nicht? Du bist in den Lukas verliebt. Du bist krank vor Eifersucht. Ist es so?«
»Ja«, seufzte Franziska tief.
»Und deshalb bist du nimmer glücklich bei den Meiningers?«
»Mmm«, brummte Franziska.
Sie erzählte, dass vom ersten Augenblick an, als Hella kam, alles anders wurde. Sie gestand, dass sie nur noch die vorgeschriebenen Arbeitszeiten einhalte, sich nicht mehr um Lukas’ Schweine kümmere, dass sie sich nicht mehr mit den Meiningers an einen Tisch setze und nicht mehr bei ihnen übernachte.
»Ich bin jeden Abend in die Disco gegangen, nach Kirchwalden oder nach München. Ich dachte, ich treffe einen Burschen und kann dann Lukas leichter vergessen.«