Hot Office Secrets - Mariah Greene - E-Book
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Hot Office Secrets E-Book

Mariah Greene

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Beschreibung

Drei verführerische Romane, die zum Genießen einladen: Der prickelnde Sammelband »Hot Office Secrets« von Mariah Greene jetzt eBook bei venusbooks. Drei Frauen, die für ihre Karriere brennen – und die Männer, die alles tun, um diese feurige Leidenschaft ganz für sich zu gewinnen ... Andrea King ist als beste Werbemanagerin von London berühmt-berüchtigt. Doch um den nächsten spektakulären Auftrag an Land zu ziehen, braucht sie die Hilfe ihres höllisch attraktiven Kollegen Tim, der sie gleichermaßen provoziert und dahinschmelzen lässt ... Die Wall-Street-Millionärin Emma Fox will noch einmal ganz von vorne anfangen und startet inkognito als Praktikantin in der Firma ihrer Freundin. Aber warum muss ihr erster Kunde ausgerechnet der teuflisch charmante Matthew sein, bei dessen aufregenden Blicken ihr die Knie weich werden? Karen dagegen hat das große Ziel, im altehrwürdigen Londoner Kaufhaus Hamiltons eine ganze Abteilung voller sündiger Dessous für Frauen einzurichten. Der schlechteste Zeitpunkt also, sich von ihrem charmanten Kollegen Richard ablenken zu lassen, der sie in ein prickelndes Spiel verwickelt ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Hot-Romance-Sammelband »Hot Office Secrets« von Mariah Greene enthält die Romane »The Agency – Verbotene Küsse«, »The Office – Brennende Leidenschaft« und »The Garden – Gefährliches Verlangen« und wird Fans von Vi Keeland begeistern. Lesen ist sexy: venusbooks – der erotische eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 940

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Über dieses Buch:

Drei Frauen, die für ihre Karriere brennen – und die Männer, die alles tun, um diese feurige Leidenschaft ganz für sich zu gewinnen ... Andrea King ist als beste Werbemanagerin von London berühmt-berüchtigt. Doch um den nächsten spektakulären Auftrag an Land zu ziehen, braucht sie die Hilfe ihres höllisch attraktiven Kollegen Tim, der sie gleichermaßen provoziert und dahinschmelzen lässt ... Die Wall-Street-Millionärin Emma Fox will noch einmal ganz von vorne anfangen und startet inkognito als Praktikantin in der Firma ihrer Freundin. Aber warum muss ihr erster Kunde ausgerechnet der teuflisch charmante Matthew sein, bei dessen aufregenden Blicken ihr die Knie weich werden? Karen dagegen hat das große Ziel, im altehrwürdigen Londoner Kaufhaus Hamiltons eine ganze Abteilung voller sündiger Dessous für Frauen einzurichten. Der schlechteste Zeitpunkt also, sich von ihrem charmanten Kollegen Richard ablenken zu lassen, der sie in ein prickelndes Spiel verwickelt ...

Über die Autorin:

Mariah Greene ist das Pseudonym einer bekannten britischen Autorin, die eigentlich für ihre Spannungsromane berühmt ist – und es genießt, in ihren Hot-Romance-Romanen eine ganz andere Seite ihrer Kreativität auszuleben.

Mariah Greene veröffentlichte bei venusbooks bereits ihre prickelnden Lese-Highlights »The Agency – Verbotene Küsse«, »The Office – Brennende Leidenschaft« und »The Garden – Gefährliches Verlangen«, die in diesem Sammelband zusammengefasst sind.

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Sammelband-Neuausgabe Februar 2024

Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2024 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Die englische Originalausgabe von »The Agency – Verbotene Küsse« erschien erstmals 1995 unter dem Originaltitel »Back in Charge« bei X-Libris, a division of Little, Brown and Company (UK), London; Copyright © 1995 by Mariah Greene. In Deutschland erschien dieses Buch seit 2003 unter den Titeln »Küsse, Kerle und Karriere«, »Das schlaue Biest« und »Mein heißes Herz« im Knaur Taschenbuch Verlag; Copyright © der deutschen Erstausgabe 2003, 2009 Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München; Copyright © der Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Die englische Originalausgabe von »The Office – Brennende Leidenschaft« erschien erstmals 1996 unter dem Originaltitel »Sleeping Partners« bei X-Libris, a division of Little, Brown and Company (UK), London; Copyright © 1996 by Mariah Greene. Die deutsche Erstausgabe erschien 2010 unter dem Titel »Stadt der Lüste« im Knaur Taschenbuch Verlag; Copyright © 2010 by Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co.KG, München; Copyright © der aktualisierten Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Die englische Originalausgabe von »The Garden – Gefährliches Verlangen« erschien erstmals 1995 unter dem Originaltitel »Shopping Around« bei X-Libris, a division of Little, Brown and Company, London; Copyright © 1995 by Mariah Greene. Die deutsche Erstausgabe erschien (2004 unter dem Titel »Karens Männer« im Knaur Taschenbuch; Copyright © der deutschsprachigen Erstausgabe 2004 bei Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München; Copyright © der Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive

von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ae)

ISBN 978-3-96898-279-3

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des venusbooks-Verlags

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Mariah Greene

Hot Office Secrets

Drei Romane in einem eBook

venusbooks

The Agency – Verbotene Küsse

Aus dem Englischen von Michaela Deutzmann

Sie ist mit allen Wassern gewaschen – aber in seiner Nähe wird sie schwach …

Bescheiden, brav und schüchtern? Das ist Andrea King ganz sicher nicht! Selbstbewusst verführt sie jeden Mann, den sie für ein paar Stunden genießen will, und ist als beste Werbemanagerin von London berühmt und berüchtigt – bis plötzlich eine Rivalin in der Agentur auftaucht, die nicht mit fairen Mitteln kämpft. Was Andrea nun braucht, ist ein neuer, spektakulärer Auftrag. Sie weiß sogar, wie sie diesen an Land ziehen kann … doch dazu braucht sie die Hilfe ihres Kollegen Tim. Und der ist nicht nur durchtrainiert und sexy, sondern auch eine echte Gefahr für den Schutzwall, den Andrea vor langer Zeit um ihr Herz gezogen hat. Darf sie sich wirklich auf seine prickelnden Küsse einlassen – oder droht sie dadurch alles zu verlieren, was ihr bisher wichtig war?

Kapitel 1

Andrea King lehnte im Türrahmen von Martin Cox' Büro und dachte darüber nach, wie die Geschichte so weit hatte kommen können.

Auf dem Weg durch das Großraumbüro hatte sie einige Blicke in ihrem Rücken gespürt. Andrea war aus dem Aufzug getreten, mit schnellen Schritten um die Ecke gebogen und dermaßen zielstrebig zu Martins Büro geeilt, dass der Luftzug den Schoß ihrer Kostümjacke flattern ließ. Sie hätte sich gar nicht so zu hetzen brauchen, denn bei dem anstehenden Meeting kam es nicht auf Pünktlichkeit an.

Andrea war groß und schlank und wusste genau, dass ihre Kollegen bei DRA ihr nachstarrten, wenn sie durch die Büros ging. Der heutige Tag bildete da keine Ausnahme. Ihre gute Figur wurde von dem eleganten Schnitt eines Liz-Claiborne-Kostüms unterstrichen. Andrea trug in der einen Hand eine kalbslederne Aktenmappe und strich sich mit der anderen ihr hellbraunes Haar aus dem Gesicht. Mandelförmige braune Augen beherrschten ihre ausgeprägten, aber keineswegs kantigen Züge, und ihre hohen Wangenknochen betonten die hübsche, gerade Nase. Ab und zu flog ein bezauberndes und warmherziges Lächeln über ihre weichen Lippen.

Andrea fiel den meisten Männern sofort auf, sodass diese unwillkürlich einen zweiten, eingehenderen Blick riskierten. Und nach jenem zweiten Blick waren sie in der Regel verloren.

Andrea King strahlte Souveränität und zugleich eine gewisse Unbefangenheit aus. Gleichgültig, welche Kleidung sie gerade trug: Sie wirkte stets gelassen und selbstsicher. Und das war noch nicht alles, denn zu ihrem attraktiven Äußeren gesellte sich ein scharfer Verstand. Andreas Instinkt für das Business sowie ihre Fähigkeit, ein Geschäft zügig unter Dach und Fach zu bringen, waren die Motoren, die ihren Erfolg in der Werbebranche antrieben.

Carl Anderson, der unberechenbare Chef der Agentur, das »A« in dem Firmennamen, hatte sein Büro bereits verlassen. Deakin und Richards, ehemals das »D« und das »R«, waren schon lange aus dem Rennen. Sie hatten Carl Anderson ihre Anteile verkauft und nur ihre Initialen zurückgelassen.

Andrea war neunundzwanzig und hatte bereits eine beeindruckende Karriere vorzuweisen. Vor ihrem Einstieg als Kundenbetreuerin bei DRA hatte sie in verschiedenen anderen Agenturen gearbeitet. Martin Cox hatte sie von ihrem letzten Arbeitgeber abgeworben. Dank ihres Einsatzes, ihrer Entschlusskraft und einer gehörigen Portion Glück war sie in der Hierarchie von DRA ungewöhnlich schnell aufgestiegen und hatte inzwischen zwei Angestellte unter sich. Außerdem betreute sie einige wichtige Kunden, die DRA – und ihr selbst – gutes Geld einbrachten.

Nun würden sich die Dinge allerdings ändern.

Andrea lehnte im Türrahmen von Martin Cox' Büro und dachte darüber nach, was sie hierher geführt hatte. Wodurch war diese Kette von Ereignissen ausgelöst worden? Gab es einen bestimmten Moment, mit dem alles begonnen hatte? Etwas, womit sich die Situation erklären ließ? Es war ähnlich einer Achterbahnfahrt verlaufen, bei der man sich langsam dem Scheitelpunkt nähert und dann mit rasender Geschwindigkeit nach unten donnert. Plötzlich lichteten sich Andreas Gedanken, und ihr fiel ein, wie alles angefangen hatte. Und womit es endete.

Sex – das war der Anfang und das Ende.

»Andrea!«, stöhnte Martin Cox zum ungefähr fünfzigsten Mal in ihr Ohr, während er sich auf ihr abrackerte. Sie schliefen zum ersten Mal miteinander. Andrea packte seine Hinterbacken, zog ihn noch näher an sich heran und spürte die Kraft seines Schwanzes in sich. Dann grub sie ihre Fingernägel in seinen Rücken und hielt mit den Oberschenkeln seine Hüfte umklammert. Martin hatte seine Hände unter ihre Schultern geschoben, stützte sich auf die Ellbogen und barg sein Gesicht an ihrem Schlüsselbein.

Eine knappe Stunde zuvor hatten sie noch in einer Bar in Soho gesessen und sich nach einem erfolgreichen Geschäftsessen mit einem Drink belohnt, während sich ihre Kunden schon längst auf die Suche nach willigem Fleisch gemacht hatten. Das hatten Martin und Andrea nicht nötig. Irgendwann war ihre Unterhaltung in eine gewisse Richtung abgedriftet, und Andrea hatte eine gemeinsame Nacht in Erwägung gezogen. Martin hatte mit ihr vor nunmehr fast vier Jahren das Bewerbungsgespräch bei DRA geführt, und Andrea hatte bereits bei dieser ersten Begegnung registriert, dass er sich für sie interessierte. Damals hatte sie einen Entschluss gefasst. Ihre zukünftige Stellung bei DRA und ihr Erfolg würden bestimmt nicht daraus resultieren, dass sie mit Martin ins Bett ging.

Doch an diesem Abend verspürte sie eine gewisse Neugier und war außerdem in genau der richtigen Stimmung. Also waren Martin und sie beinah wortlos in ein Taxi gestiegen und zu ihrer Wohnung gefahren.

»Andrea!«, stieß er erneut hervor.

Sie ließ eine Hand zu seinem Hinterkopf gleiten und zog ihn sanft an den Haaren nach hinten, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Es war gerötet und mit Schweiß bedeckt. Strähnen seines schwarzen, ein wenig zu langen Haars klebten an seiner dunklen Haut. Er hielt die Augen geschlossen und öffnete sie erst, nachdem sie noch einmal an den Haaren gezogen hatte. Andrea küsste ihn auf den Mund und drückte seinen Kopf dann wieder an ihre Schulter. Sie spürte, dass ihr Orgasmus kurz bevorstand, und fragte sich, ob es wohl unhöflich war, vor ihrem Chef zu kommen. Sollte sie überhaupt ...? – Natürlich, dachte sie bei sich. Martin hielt das bestimmt für wichtig. Und davon einmal abgesehen, legte sie selbst großen Wert darauf. Vielleicht würde sie bei ihrem Orgasmus sogar lauter stöhnen als gewöhnlich.

Martin hatte die Taxifahrt dazu genutzt, ihr zu gestehen, wie sehr er sie schon immer bewundert habe – und zwar in jeglicher Hinsicht. Dass sie die schönste Frau sei, mit der er jemals zusammengearbeitet habe (oder hatte er gesagt: eine der schönsten?). Und er hatte schon mit vielen Frauen zusammengearbeitet. Dann hatte er vorsichtig ihre Hand genommen. Als Andrea ihrem Verlangen später freien Lauf gelassen und ihn sich einfach geschnappt hatte, war er überrascht gewesen, als hätte er wirklich angenommen, sie würden nur einen Kaffee zusammen trinken. Andrea hätte nichts dagegen gehabt, die Initiative ihm zu überlassen, doch das schien nicht seine Art zu sein. Wenn sie nicht den ersten Schritt gemacht hätte, wären sie mittlerweile wahrscheinlich bei der zehnten Tasse Kaffee.

»Andrea!«

Er rief ihren Namen derart heiser, dass es trotz der einundfünfzigsten Wiederholung anders klang. Sie vermutete, dass er kurz vor dem Höhepunkt war. Seine Stöße wurden ungleichmäßiger, wilder. Sein Körper, der sich schweißgebadet an ihrem rieb, sein Stöhnen und das Gefühl, das er ihr durch seine Stöße verschaffte, waren wie eine Hand, die Andrea sanft in den Abgrund stieß.

Es konnte sich nur um Anfängerglück handeln, dass sie gleichzeitig kamen. Andrea spürte, wie sich ihr Inneres um seinen Schwanz zusammenzog, während er sein Sperma in sie hineinpumpte. Wogen von Lust überspülten ihren Körper. Die Intensität des Orgasmus drang in all ihre Sinne, bevor sie nachließ und einem friedvollen Gefühl Platz machte.

***

»Andrea!«

Zweieinhalb Monate später konnte sie nicht sagen, wie oft sie ihn schon ihren Namen hatte stöhnen hören.

Sie drückte seine Schultern mit den Händen auf die Matratze, ließ die Hüften kreisen und erzitterte, während sie ihn mit ihrer Vagina stimulierte. Martin seufzte und kniff die Augen zusammen. Die übliche Röte überzog sein Gesicht. Andrea ritt auf ihm, bis sein heißer Samen sich stoßweise in sie ergoss.

Sie blieb noch einen Moment lang auf seinem ausgestreckten Körper sitzen. Martin öffnete die Augen und suchte ihren Blick.

»Und was ist mit dir?«, wollte er wissen.

»Oh, ich bin fertig«, erwiderte sie und fragte sich, ob er wohl ahnte, was sie wirklich damit meinte.

***

»Andrea!«

»Schrei nicht so laut, Martin, sonst lege ich sofort auf. Langsam wird es peinlich.« Andrea spielte mit ihrem Kugelschreiber und unterstrich dann einen Eintrag in ihrem Terminplaner, den sie noch mit Tim besprechen wollte.

»Ich schreie doch gar nicht, Andie«, entgegnete er.

»Martin, nenn mich bitte nicht Andie! Ich bin nicht dazu da, deine Fickfantasien über Hollywood-Schauspielerinnen zu befriedigen. Ich habe ein wichtiges Telefonat zu führen, und außerdem müssen wir beide gleich los, wenn wir nicht zu spät zum MKK kommen wollen. Jetzt ist also wirklich nicht der passende Zeitpunkt für ein solches Gespräch.«

Tim Matthews, einer ihrer Mitarbeiter, schlenderte an der Glastrennwand ihres Büros vorbei und warf ihr durch die halb geöffnete Jalousie einen Blick zu. Andrea bedeutete ihm, hereinzukommen und kritzelte etwas auf einen Zettel. Als er an ihren Schreibtisch trat, reichte sie ihm das Stück Papier und verdrehte die Augen gen Himmel. Tim lächelte ihr zu und ging wieder hinaus. Während sie ihm nachblickte, vergaß sie Martin am anderen Ende der Leitung für einen Moment.

»... und mir dann einfach sagen, es wäre vorbei.« Sie hörte zwar nur noch den zweiten Teil seines Satzes, konnte sich den Rest jedoch ohne Mühe zusammenreimen.

»Martin ... Mir hat es Spaß gemacht. Dir hat es Spaß gemacht. Wir hatten Spaß zusammen.« Sie wählte kurze, klischeehafte Sätze und hoffte, dass sie sich damit klar genug ausdrückte und dass er die Botschaft verstand. Ihre Liaison war vorüber. »Aber jetzt geht jeder von uns wieder seiner eigenen Wege. Das muss nicht zum Problem werden.«

»Andrea, ich ...«

»Ich bekomme gerade einen Anruf auf der anderen Leitung«, log sie. »Lass uns später im Hotel reden, in Ordnung?«

MKK stand für Management-Kommunikationskurs, ein Seminar, das bei DRA sämtliche Mitarbeiter mit einer bestimmten Position über sich ergehen lassen mussten. Es bestand aus drei Kurseinheiten, die über neun bis zwölf Wochen verteilt waren und jeweils zwei Tage dauerten. Carl Anderson behauptete zwar beharrlich, das Seminar sei eine bereichernde Erfahrung für alle Beteiligten, Andrea war jedoch davon überzeugt, dass es nur dazu diente, unbequeme Mitarbeiter auszusondern und herauszufinden, wer das Zeug zur Führungskraft besaß. Andrea hatte dem großen Karrierezirkus bei DRA stets zuversichtlich und voller Selbstvertrauen gegenübergestanden. Sie leistete hervorragende Arbeit, und ihre Kunden waren allesamt begeistert von ihr. Sie war kurz davor, die nächste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen. Häufig frustrierte es sie, wenn sie sah, was um sie herum in der Agentur vor sich ging. Es gab so viele Dinge, die man besser machen konnte, die sowohl für die Firma als auch für die Kunden effizienter zu gestalten waren. Andrea hatte nicht nur einen Blick für große Zusammenhänge, sondern auch für Details. Sie durchschaute die Werbewelt mit ihrer Paranoia, ihren Profilneurotikern und zerbrechlichen Egos und begriff, worauf es in diesem Geschäft ankam. Ihre gegenwärtige Stellung war allerdings fest umrissen und verlief in geordneten Bahnen, wie es bei DRA üblich war. Carl Anderson hielt sehr viel von klar abgegrenzten Tätigkeitsfeldern. In den vergangenen Monaten hatte es Andrea zwar häufig in den Fingern gejuckt, aber sie hatte beschlossen, der Firma noch sechs Monate zu geben, bevor sie die Beförderungsfrage von sich aus zur Sprache brachte. Sie wusste genau, dass sie ohnehin die aussichtsreichste Kandidatin war.

Doch dann war Gillian Kay auf der Bildfläche erschienen – oder besser gesagt: wieder aufgetaucht. Andrea kannte sie von früher, aus ihren ersten Tagen in der Branche. Sie hatten gemeinsam in jener Agentur gearbeitet, in der Andrea fünf Jahre zuvor ihren ersten festen Job bekommen hatte. Damals war Andrea jung und leicht zu beeindrucken gewesen und hatte sich von Gillians aalglattem Gerede einlullen lassen. Wenn Gillian wollte, konnte sie äußerst einnehmend sein. Andrea verdankte ihr einen ungewollten Crashkurs in Sachen Taktik und Intrigen innerhalb einer Werbeagentur, denn Gillian hatte Andreas Arbeitseifer schamlos ausgenutzt und Andreas Ideen als ihre eigenen präsentiert. Trotz ihrer Unerfahrenheit war Andrea allerdings schon damals klar gewesen, dass es keinen Sinn machte, die Geschichte an die große Glocke zu hängen. Es war besser, den rechten Augenblick abzupassen und es Gillian dann heimzuzahlen. Als Gillian zu DRA stieß, wurde Andrea bewusst, dass sie diese offene Rechnung im Laufe ihres eigenen raschen Aufstiegs keineswegs vergessen hatte. Und inzwischen war Andrea bestens dafür gerüstet, sie zu begleichen.

Gillian war in jeglicher Hinsicht anders als die meisten Menschen – ihre Persönlichkeit eine Spur zu dominant, ihre Gesichtszüge ein wenig zu grob, ihr Bekleidungsstil nie vollkommen angemessen. Doch trotz alledem (oder vielleicht gerade deswegen) war sie ein Mensch, der anderen Respekt einflößte. DRA hatte sie vor sechs Monaten angeworben, und in der Agentur kursierten jede Menge Gerüchte darüber, wie groß die Ablösesumme für die andere Firma gewesen war, zu welchen Konditionen sie arbeitete und was sie mit Carl Anderson angestellt hatte, um den Job zu ergattern. Der übliche Klatsch und Tratsch.

Für Andrea ging es allerdings um mehr als um bloßes Geschwätz unter Kollegen. Martin hatte ihr damals mitgeteilt, dass Gillian Kay in derselben Position arbeiten würde wie sie, ja, dass sie möglicherweise sogar gemeinsam Projekte durchführen würden. In einer klischeebeladenen kleinen Rede hatte er ihr weiszumachen versucht, dass die Reibung zwischen ihr und Gillian mit Sicherheit kreative Funken sprühen lassen würde. Darauf hatte Andrea ungerührt erwidert, Gillian Kay sei ein intrigantes Miststück, dem sie nicht über den Weg traue. Und auch er, Martin, solle ihr besser nicht vertrauen.

Im Rückblick fragte sich Andrea, ob sie nicht vielleicht nur deswegen eine Affäre mit Martin begonnen hatte, um die Bedrohung durch Gillian Kay zu kompensieren. Denn mit zweiunddreißig war Gillian drei Jahre älter als sie und damit die nahe liegende Kandidatin für eine leitende Position. Andrea nahm an, dass Gillian auch aufgrund dieser Bestrebung den Arbeitgeber gewechselt hatte. Eins wusste Andrea jedoch genau: Es war ein grober Fehler ihrerseits gewesen, zehn Wochen lang regelmäßig mit Martin ins Bett zu gehen. Es würde nun einige Probleme nach sich ziehen, ihn abzuservieren, aber auf lange Sicht betrachtet war ein klarer Schnitt immer das Beste.

»Soll ich Ihnen die Marktanalysen ins Hotel faxen?«

Andrea blickte auf. Tim stand vor ihrem Schreibtisch – neunzehn, hochgewachsen, mit einem frechen Kurzhaarschnitt und voller Arbeitseifer. Er brannte darauf, weiterzukommen und gab sich die größte Mühe, sie zufrieden zu stellen. Andrea hatte jene Art von Begeisterung, diese Zielstrebigkeit schon bei vielen Menschen erlebt, einschließlich bei sich selbst. Und sie hatte auch gesehen, was geschah, wenn ihr ein Dämpfer verpasst wurde. Sie hoffte, dass Tim dies erspart bliebe.

»Das wäre ganz toll. Ich bin heute ab ungefähr halb neun im Hotel, dann kann ich mir die Zahlen im Laufe des Abends ansehen und morgen zurückrufen – falls wir bei diesem. Kurs zwischendurch mal Pause machen dürfen. Es könnte ja sein, dass sie uns Schlaf und Essen entziehen und uns keine Ruhe lassen.«

»Vielleicht macht ihr eine Fallstudie über Gillian Kay«, entgegnete er lächelnd. Andrea wusste, dass Tim in ihrer Gegenwart gern verbale Seitenhiebe gegen Gillian austeilte. »Dafür würden wir weit mehr als zwei Tage brauchen, Tim. Aber es ist bestimmt interessant zu beobachten, wie Miss Kay mit den Übeln der Selbsterforschung fertig wird.«

Der Management-Kommunikationskurs hatte bei DRA den Status einer Legende und wurde von vielen Mitarbeitern als Indoktrinationsprozedur betrachtet. Eine von Andreas früheren Vorgesetzten hatte sich in den ersten Wochen danach wie eine Wanderpredigerin aufgeführt, bevor sie langsam wieder zur Normalität zurückgekehrt war.

»Wie läuft ein solcher Kurs eigentlich ab?«, erkundigte sich Tim.

»Schwer zu sagen. Die Kursleiter lassen einen vorher gern im Dunkeln tappen und verraten nicht viel. Aber ich habe früher schon ein paar ähnliche Kurse mitgemacht, daher weiß ich wenigstens ungefähr, was ich zu erwarten habe.« Tim stand noch immer vor ihrem Schreibtisch. Gelegentlich, wenn Andrea Lust und Zeit zu einer längeren Unterhaltung hatte, bedeutete sie ihm, sich zu setzen. Er hatte inzwischen gelernt, dass man nicht ungefragt Platz nahm. Gerade jetzt hätte sie mit Vergnügen weiter mit ihm geplaudert, aber das ließ ihr Zeitplan nicht zu. Sie gab Tim durch freundliches Schweigen zu verstehen, dass das Gespräch beendet war.

»Gut, dann faxe ich die Analyse also heute Abend ins Hotel«, sagte er und verließ das Büro.

Kapitel 2

»Gießen Sie ruhig etwas mehr ein!«, forderte Andrea den Barkeeper auf und lächelte, obwohl sie sich überhaupt nicht danach fühlte.

Ihr schwirrte immer noch der Vortrag durch den Kopf, den Martin im Rahmen des Management-Kommunikationskurses vor knapp neun Stunden gehalten hatte. Es war eine der langweiligsten Erfahrungen ihres Lebens gewesen, und sie wollte die Erinnerung daran nun schnellstmöglich abschütteln. Ihr schauderte bei dem Gedanken, dass sie tatsächlich einmal freiwillig mit Martin ausgegangen war und sich sein monotones Geschwafel angehört hatte. Schlimmer noch, sie hatte mit ihm gevögelt – wobei ihn sein nackter Hintern allerdings auch nicht interessanter gemacht hatte.

Gedankenverloren ließ sie ihre Augen über die Theke und den Barkeeper schweifen, der gerade ihren Gin in ein hohes, schlichtes Glas schenkte. Der Mann war gut gebaut, mit breiten Schultern und schmalen Hüften, die zum Zugreifen geradewegs einluden. Wenn Andrea seine Chefin wäre, hätte sie sein langes Haar allerdings nicht geduldet. Er schien Ende zwanzig zu sein, vielleicht sogar Anfang dreißig. Ein bisschen zu alt, um in einer Hotelbar hinter der Theke zu stehen. Andrea rutschte rastlos auf dem Barhocker hin und her. Sie verspürte ein kribbeliges Gefühl zwischen den Beinen.

Sie war vollkommen gerädert. Noch zwei Kurseinheiten standen ihr bevor. Das Seminar hatte ihr bisher keine großen Überraschungen beschert. Es bot das Übliche – Managementphilosophie, Rollenspiele, Übungen zur Selbst- und Fremdeinschätzung. Also nichts, was sie nicht schon einmal durchexerziert hätte. Bei der Vorstellungsrunde hatte Gillian Kay nervös gewirkt. Sie alle waren angewiesen worden, sich der Gruppe vorzustellen, ohne ihre jeweilige Position oder ihren beruflichen Werdegang zur Sprache zu bringen. Vermutlich sollten sie einander dadurch auf rein menschlicher Ebene näher kommen und zudem zeigen, dass es für sie auch noch ein Leben außerhalb der Arbeit gab. Andrea hatte mit Vergnügen festgestellt, dass dies für Gillian offensichtlich nicht zutraf, und es sich nicht nehmen lassen, ihr süffisant zu ihrer knappen Vorstellungsrede zu gratulieren.

Obwohl Andrea wusste, dass sie die Situation bei DRA im Griff hatte, konnte sie nicht aufhören, zu grübeln – über Martin, den Kurs und Gillian Kay. Sie war sich von Anfang an darüber im Klaren gewesen, welche potenziellen Probleme Gillians Einstieg bei der Agentur mit sich bringen konnte. Sie würde auf der Hut sein müssen. Doch dann sagte sie sich, dass Gillian Kay zwar eine Gefahr darstellte, sie selbst aber ebenfalls verdammt unangenehm werden konnte, wenn es erforderlich war.

»Ihr Wodka Martini!«

Der Barkeeper bedachte sie nicht zum ersten Mal mit einem anerkennenden Blick, während er einen Papieruntersetzer vor sie auf die Theke legte und ihren Drink darauf platzierte. Andrea musterte ihn, las sein Namensschild und lächelte. Er sah sie fragend an und wirkte dabei wie ein kleiner Junge, dem man fälschlicherweise unterstellt, etwas ausgefressen zu haben.

»Ich dachte zuerst, da stünde Martin und nicht Michael«, erklärte sie. »Entschuldigen Sie.«

»Die meisten Leute nennen mich Mike, aber Spitznamen sind auf den Schildern unerwünscht.« Er blickte ihr direkt in die Augen.

»Was ist Ihnen denn lieber – Michael oder Mike?«

»Das ist mir ehrlich gesagt egal.« Sein Akzent hatte sich durch die Arbeit in der Nähe von London zwar abgeschliffen, verriet aber noch immer, dass er aus den Midlands stammte. »Sie sind schon einmal hier gewesen, nicht wahr?«

»Die Firma, für die ich arbeite, bucht dieses Hotel regelmäßig für Seminare und Konferenzen.«

Einen Augenblick lang herrschte einvernehmliches Schweigen zwischen ihnen, und es schien, als würde Michael hastig einige Handlungsmöglichkeiten überschlagen. Andrea musste nicht lange darüber nachdenken, wie diese wohl aussehen mochten, denn sie konnte sich gut vorstellen, was in seinem Kopf vor sich ging. Sie rutschte auf dem Barhocker nach vorn, öffnete ihre Beine einige Zentimeter weit und beugte sich über die Theke.

»Hat die Bar die ganze Nacht lang geöffnet?«, wollte sie wissen.

»Nein. Wir müssen um Mitternacht schließen«, erwiderte Mike und begann ein Glas zu polieren. »Der Nachtportier kontrolliert das. Aber die Piano-Bar bleibt länger offen.« Andrea holte kurz Luft. »Das klingt jetzt womöglich ein bisschen forsch, aber vielleicht möchten Sie ja noch auf einen Drink zu mir kommen, wenn Sie hier fertig sind. Zimmernummer 316.«

In Mikes Blick lag Überraschung. Er versuchte, Coolness vorzutäuschen, doch sie bemerkte, dass er das Glas in seiner Hand auf einmal viel hektischer polierte. Seine Lippen verzogen sich für einen Moment zu einem Schmollmund, dann entspannten sie sich wieder.

»Übrigens – ich heiße Andrea«, sagte sie, erhob sich und marschierte aus der Bar hinaus, ohne ihren Drink auch nur angerührt zu haben.

Oben in ihrem Zimmer stopfte Andrea einen herumliegenden Schlüpfer und eine Bluse in ihre Reisetasche und verstaute jene dann im Kleiderschrank. Das Zimmermädchen hatte das Doppelbett bereits aufgeschlagen. Während Andrea das Täfelchen Pfefferminzschokolade lutschte, das auf dem Kopfkissen gelegen hatte, räumte sie sämtliche Decken und Kissen beiseite. Das Bett war nun bereit. Nur noch das weiße Laken, rechteckig und glatt, lag darauf, nichts, was im Wege liegen oder Mike dazu veranlassen konnte, die ganze Nacht lang zu bleiben. Andrea schaltete den Fernseher ein, wählte den Pornokanal und ließ die nackten Körper bei niedriger Lautstärke in verschiedenen Stellungen über den Bildschirm flimmern.

Dann ging sie ins Badezimmer, putzte sich die Zähne und warf einen Blick in den Spiegel. Nachdem sie ein paar Sekunden lang nachgedacht hatte, zog sie kichernd den Rock hoch und streifte ihren Slip ab.

An der Zimmertür klopfte es. Andrea sah auf ihre Armbanduhr. Sieben Minuten nach zwölf. Nicht schlecht, dachte sie lächelnd. Sie wollte den Slip eigentlich in ihrer Schminktasche verschwinden lassen, überlegte es sich dann jedoch anders und behielt ihn in der Hand, während sie auf ein zweites Klopfen wartete. Als sie es vernahm, schlenderte sie in aller Ruhe zur Tür.

»Hallo«, gurrte sie und sah Mike einladend an, durchströmt von einer Welle hitzigen Verlangens. Der enge Rock rieb über ihre nackte Scheide, und sie musste an sich halten, um nicht mit der Hand nachzuhelfen. Sie zwang sich, sich zu beherrschen.

»Komm doch herein!« Sie trat zur Seite.

»Ich habe etwas zu trinken ...« – er stockte mitten im Satz, als sein Blick auf das Bett und den Fernseher fiel – »... aus der Bar mitgebracht.« Mike schwenkte eine Flasche Rotwein. Dann sah er sich um und schien nicht zu wissen, wo er sich hinsetzen sollte. Andrea ließ sich auf der Bettkante nieder.

»Hast du einen Korkenzieher?«, fragte sie ihn, untermalt vom Stöhnen des Paares, das es auf dem Pornokanal gerade in der Hundestellung miteinander trieb.

Mike zog eine Kette mit Kellnerutensilien aus der Tasche seiner schwarzen Uniformhose und wirkte dabei so selbstzufrieden, als hätte er gerade ein weißes Kaninchen aus einem Hut gezaubert. Nachdem er die Flasche entkorkt hatte, ging er ins Badezimmer, um die Zahnputzgläser zu holen.

Andrea blickte ihm nach. Sein Oberkörper war kräftig, und man konnte erkennen, dass er auch muskulöse Beine hatte. Sie stellte sich ihn zuerst in Unterwäsche vor, dann völlig nackt. Ihre Augen wanderten zur Mattscheibe – ein Mann lag keuchend und Grimassen schneidend auf einer Frau und täuschte lustvollen Sex vor. Rastlosigkeit überkam sie. Der Stoff ihres Rockes fühlte sich auf der nackten Haut ihres Pos ungewohnt an.

Mike kam zurück, stellte die Gläser auf der Frisierkommode ab und schenkte ein.

»Lass den Wein stehen und komm erst einmal her«, forderte Andrea ihn auf.

Sie griff ihm in die Hosentasche, holte die Kette mit dem Korkenzieher heraus und zog leicht daran. Mike grinste und starrte den Slip an, den sie noch immer in der Hand hielt. Sie ließ ihn vor seinen Augen hin- und herbaumeln.

»Ich dachte mir, dass ich den sowieso nicht brauchen werde.«

Andrea musterte die Wölbung, die sich durch den Stoff seiner Hose abzeichnete. Die Frau auf dem Fernsehschirm kam gerade keuchend zum Orgasmus.

Andrea stand auf, schlang ihre Hände um Mikes Nacken und begann ihn heftig zu küssen. Er reagierte sofort, presste sie an sich und ließ seine Hände ihren Rücken hinunter und über ihr Gesäß wandern. Während sie ihm das Hemd aus der Hose zog, glitten ihre Finger über seine schmalen Hüften. Sie knöpfte sein Hemd auf, und er ihre Bluse. Sie öffnete seine Hose, während er sich am Reißverschluss ihres Rocks zu schaffen machte. Als seien sie Spiegelbilder, entkleideten sie sich gegenseitig, bis Mike nur noch eine enge blaue Unterhose trug und Andrea vollkommen nackt war.

Sein Körper war fest und hatte ebenmäßige Konturen. Im Licht der Deckenlampe glänzten die blonden Haare auf seiner Brust wie Gold. Andrea sah ihm ins Gesicht und sagte: »Mach es mir mit der Zunge.«

Mike ging vor ihr auf die Knie und hielt sie weit oben an den Schenkeln fest. Die Daumen zeigten nach innen, als wolle er Andrea schälen. Sie beobachtete, wie seine Augen aufleuchteten und sich seine Nasenspitze ihrem Venushügel näherte. Als sie sich in ihre Schamhaare wühlte, explodierte Andrea beinahe. Sie wollte von ihm geöffnet werden, er sollte sie völlig entblößen. Das würde ein wenig von dem Druck ablassen, der sich in ihr aufgebaut hatte.

Sie umfasste Mikes Kopf mit den Händen und zog ihn noch enger an sich heran. Dann spürte sie seine Zunge, die über die Außenseite ihrer feuchten Schamlippen fuhr wie über den Rand eines Glases. Andrea stellte ihre Füße auf dem Teppich noch einen Schritt weiter auseinander.

Mit seinen Daumen spreizte Mike behutsam ihre Schamlippen. Andrea war so heiß, dass sie in dem Augenblick den Eindruck hatte, sie müsse im nächsten Moment explodieren. Sie spürte Mikes Atem an ihrer Scheidenöffnung. Er presste seinen Mund darauf, und sie keuchte und warf den Kopf zurück. Dann blickte sie auf ihn nieder, konnte jedoch lediglich seinen Scheitel sehen, als wäre er ein Teil von ihr, fest mit ihr verbunden. Aber sie fühlte ihn. Seine Zunge leckte ihre Scheide, stieß ab und zu direkt in ihr Loch und bearbeitete ihre Klitoris mit kleinen, peitschenartigen Bewegungen.

Sie war jetzt nicht mehr nur feucht und klebrig, sondern ein stetiger Strom an Säften sprudelte aus ihr hervor, in denen Mike scheinbar bereitwillig versank.

Jedes Mal, wenn er über ihre Klitoris züngelte, durchzuckte es sie wie ein Stromstoß, der ihre Wirbelsäule empor durch ihren gesamten Körper lief, sie bis zur Schmerzgrenze mit Lust auflud und ihr beinah die Sinne raubte. Ihre mit Blut gefüllte, geschwollene Knospe wurde zum Mittelpunkt ihres Fühlens, auf den allein sich ihr Verlangen konzentrierte. Sie hatte das Bedürfnis, ihre Leidenschaft sofort zu befriedigen, verspürte zugleich jedoch auch das Begehren, Mike in sich zu spüren.

Mike liebkoste sie weiterhin hartnäckig mit seiner Zunge. Andrea drängte sich an ihn und fuhr ihm mit den Händen durch das Haar. Ihre Beine zitterten, ihre hinteren Oberschenkelmuskeln verkrampften sich. Sie ließ den Kopf nach vorn sinken, atmete tief aus und hörte irgendwo in ihrem Innern einen Orgasmus flüstern. Sie war bereit, aus diesem Flüstern einen Schrei zu machen. Ihr wurde schwindelig, und während die Lustwelle über ihr zusammenschlug, musste sie sich auf Mikes Schultern stützen. Nur noch Sekunden, dann würde sie direkt in seinem Gesicht kommen. Andrea schrie auf und grub ihre Fingernägel in Mikes Nacken. Dann schloss sie die Augen, entspannte ihre Halsmuskeln und ließ sich von der Welle davontragen. Ihre Scheidenwände zogen sich immer wieder ruckartig zusammen, und diese Bewegung setzte sich in ihrem ganzen Körper fort. Ein heftiger, langer Orgasmus raste durch sie hindurch.

Nach einigen Sekunden fühlte sie ihn verebben und atmete wieder ruhiger. Mike keuchte, ließ sich nach hinten sinken und legte die Hände auf seine Knie. Andrea trank einen Schluck Wein und setzte sich dann ans Fußende des Bettes. Sie beugte sich hinab und küsste ihn. Dabei strich sie mit den Fingern über seinen Brustkorb. Seine Brustmuskeln wölbten sich leicht hervor. Das letzte Echo ihres Orgasmus schien in weiter Entfernung zu verhallen.

»Steh auf, Mike!«, befahl sie und sprach dabei zum ersten Mal seinen Namen aus. Als er vor ihr stand, zog sie ihm die blaue Unterhose hinunter und legte seinen wohlgeformten, harten Penis frei. Sie nahm ihn locker in die Hand und fühlte sowohl seine ungeheure Hitze als auch seine Größe. Vorsichtig schob sie die Vorhaut zurück, bis die Eichel zum Vorschein kam – purpurrot und geschwollen.

Sie führte die Spitze seines Gliedes über ihre rechte Brustwarze. Dann hielt sie ihre Brust mit der freien Hand so, dass die Warze die Unterseite seines Schwanzes nahe der Spitze rieb. Andrea konnte die Wärme spüren, die von Mikes gesamter Lendengegend ausging und ein unmissverständliches Zeichen dafür war, dass er mit ihr schlafen wollte. Sie wollte es auch. Aber er sollte noch heißer und härter werden, bevor sie es so weit kommen ließ.

Andrea drückte ihren Rücken durch, damit ihre Brüste deutlicher hervorstanden. Als Mike begann, die Hügel mit seinen großen Händen zu massieren, wurde sie in seinem Griff fügsam und folgte jeder seiner Bewegungen. Dann zog sie seinen Schwanz in die Spalte zwischen ihren Brüsten und presste sie mit ihren eigenen Händen zusammen, bis eine feste Scheide für sein Schwert entstand. Sie bewegte sich auf und ab und schob dabei die Vorhaut vor und zurück. Sie war sicher, dass sie Mikes Herzschlag in seinem Schwanz spüren konnte – oder war es ihr eigenes Herz, das ihm in dieser Position so nah war?

Einen Augenblick später wurden Mikes Bewegungen bereits merklich hektischer, er balancierte auf den Zehenspitzen und versuchte, das Tempo vorzugeben. Doch Andrea wollte noch ein wenig warten. Zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort hätte sie die Vorstellung reizvoll gefunden, dass Mike zwischen ihren Brüsten kam. Sie hätte beobachtet, wie ihre Hügel ihn zum Orgasmus brachten, und sich seinen Gesichtsausdruck eingeprägt, während sich sein Samen über ihr weiches Fleisch ergoss. Sie hätte den Saft rings um ihre Brustwarzen verteilt. Aber hier und jetzt wollte sie ihn in sich spüren. Einige wenige Minuten noch, das würde genügen.

Andrea lehnte sich zurück, bis sie lang ausgestreckt auf dem Bett lag, und zog Mike mit sich. Er kniete nun mit gespreizten Beinen über ihr, und seine Augen blickten flehend.

»Gleich«, sagte sie. »Gleich. Aber erst noch ein bisschen davon.«

Sie betrachtete seine angespannten Bauchmuskeln und die Bewegung seiner Schultern, während er wieder vorsichtig zwischen ihre festen Brüste stieß. Sein Schwanz war voll erigiert, und die Reibung erzeugte ein prickelndes Gefühl in ihren Brüsten. Andrea genoss außerdem den Druck seiner Beine an ihren Seiten. Mike stützte die Hände oberhalb ihres Kopfes auf das Bett, das Haar war ihm ins Gesicht gefallen, und seine Züge verrieten äußerste Konzentration. Sie presste ihre Brüste noch für ein paar Sekunden zusammen und ließ sie dann los. Mike hielt inne.

Andrea richtete sich auf und rollte Mike dabei auf den Rücken. Ihre Brüste und ihre Vagina brannten vor Erregung, ihre Klitoris fühlte sich an wie eine Fackel. Mikes Glied war bis zum Bersten angeschwollen. Nun kniete sie über ihm. Sie setzte sich auf seinen Bauch, beugte sich vor und küsste ihn, öffnete mit ihren Lippen die seinen und ging mit der Zunge auf Entdeckungsreise. Dann wurde sie sich auf einmal des Fernsehers bewusst. Sie warf einen Blick über ihre Schulter und sah auf dem Bildschirm eine Frau, die von einem Mann, der mit dem Rücken zur Kamera stand, gegen eine Wand gedrückt wurde. Offenbar drang er gerade in sie ein, und sie hielt dabei die Augen wie in Ekstase geschlossen.

Andrea setzte sich so weit auf, dass sie Mike beinahe gar nicht mehr berührte. Sie betrachtete von oben seinen gestählten, nackten Körper, bereit, sich von ihm lieben zu lassen und für kurze Zeit eins mit ihm zu werden. Sie ließ ihren Hintern nach unten über seinen Körper gleiten, bis sein Schwanz zwischen ihren Beinen hervorkam. Als ihre Scheide genau über der Unterseite seines Schaftes schwebte, hielt sie inne. Dann zog sie ihre Schamlippen über seinen Schwanz und wieder zurück und musterte die Spur, die sie auf ihm hinterließen. Schon bald war er eingeölt wie ein Bodybuilder.

Andrea hielt Mikes Penis aufrecht und positionierte sich genau über ihm. Sie führte die Eichel zwischen ihre Schamlippen und noch ein kleines Stückchen tiefer. Anschließend warf sie einen Blick auf Mike, dann auf seinen Schwanz und überlegte, wie weit sie nun, da sie in der Luft über der Spitze seines Penis schwebte, von seinem Körper entfernt war. Sie dachte an die Reise, die sie vor sich hatte, daran, wie das Glied in sie eindringen würde, bevor sich ihre Körper wieder berührten. Sie wollte ihn in sich spüren, bis zum Anschlag, sie sehnte sich danach, von ihm gedehnt und ausgefüllt werden.

Die ersten zwei, drei Zentimeter eines fremden Schwanzes waren Andrea immer die liebsten, und sie wollte auf keinen Fall etwas überstürzen. Sie machte ihre Beine so breit wie möglich, um ihre Scheide zu weiten, und führte dann die Schwanzspitze ein. Nach einem Zentimeter hielt sie seufzend inne und kostete das Gefühl der Freude aus – Freude über das, was sie gerade empfand, und Vorfreude auf das, was noch kommen würde. Es war, als könne sie in dieser Stellung vorhersagen, welche Art von Fick dies werden würde, auf welche Weise sein Schwanz langsam in sie hineinkriechen, in ihr pochen und hämmern und sich schließlich in ihr ergießen würde.

Während Andrea ihren Körper behutsam und wie in Zeitlupe senkte, drang Mike Zentimeter für Zentimeter in sie ein. Ihre Schamlippen rieben gegen den Schaft, ihre Scheidenwände dehnten sich wohlig aus. Als sie seine Hoden an ihrem Po spürte, griff sie mit einer Hand hinter sich und betastete sie. Sie waren klein und hart, wie zwei Steine. Mike stöhnte unter der Berührung auf. Er blickte zu Andrea empor und streckte die Hände nach ihren Brüsten aus. Sie streichelte seine Wange und zeichnete mit den Fingern den Schwung seines Kiefers nach. Dann bog sie ihre Wirbelsäule durch und lehnte sich zurück in Richtung Fußende. Und während sie mit den Händen über Mikes Knie glitt, spürte sie, wie sich ihre vorderen Oberschenkelmuskeln dehnten. Sie ließ sich noch weiter nach hinten sinken, bis ihre Hände Mikes Knöchel fanden und fest umschlossen. Er stöhnte.

Sie konnte seinen Schwanz in einem ungewöhnlichen Winkel in sich fühlen und fragte sich, ob er den Anblick genoss – ihr gespreizter Schoß, in der sein Schwert steckte. Vorsichtig bewegte sie sich einen Zentimeter nach oben und ließ sich dann wieder nieder. Der Druck seines Schwanzes war im oberen Bereich ihrer Scheide am größten. Sie genoss dieses Gefühl eine Weile lang und löste sich dann. Und noch einmal. Als Andrea bemerkte, dass Mike unruhig wurde, setzte sie sich wieder aufrecht hin und nahm seinen Schwanz so tief wie möglich in sich auf. Ihre Körper waren nun eng aneinander gepresst.

Andrea ergriff Mikes Schultern und begann. Sie ritt fast genau im Rhythmus ihrer eigenen Atmung auf ihm. Mikes Arme lagen rechts und links neben seinem Kopf, die Augen hielt er geschlossen. Geduldig hielt Andrea ihr Verlangen in Schach und genoss es, ihn in sich zu spüren. Die Reibung in ihrem Innern war wunderbar, und sie ließ der Leidenschaft ihrer eigenen Bewegungen freien Lauf.

Das Keuchen und Stöhnen aus dem Fernseher wurde langsam von den Geräuschen übertönt, die Andrea und Mike erzeugten. Zuerst waren es die Laute ihrer Körper, die aneinander stießen, zwischen sich lediglich Schweiß und der Saft ihrer Lust. Doch als Andreas Bewegungen heftiger wurden, begann das Bett zu knarren und zu quietschen. Andrea atmete hörbar schwerer und stieß jedes Mal einen leisen Schrei aus, wenn Mikes Schwanz in ihrem Innern anstieß. Mikes Stöhnen begleitete sie dabei in unregelmäßigen Abständen.

Andrea ritt ihn mittlerweile im Galopp und ließ seinen Schwanz beinahe vollständig aus sich herausgleiten, bevor sie ihn wieder in sich versenkte. Währenddessen strich er stimulierend über ihre Klitoris. Es war, als würde er sich eine Sekunde lang in Luft auflösen und in der nächsten bereits wieder auftauchen, um ihre Tiefen auszuloten. Schweiß bedeckte ihre Körper, und das Laken rings um Mike wurde feucht. In ihrem Innern spürte Andrea etwas heranrollen wie entfernten Donner. Mike stöhnte laut auf, und sie vermutete, dass er kurz vor dem Orgasmus stand. »Warte, Mike. Nur noch einen Augenblick! Einen Moment ...«

Um sie herum existierte nichts mehr – bis auf den Rhythmus. Das war es. Die Intensität und Tiefe ließen sie ihre beiden Körper auf eine einzige Frequenz einstellen – den gleichen Rhythmus. Andreas gesamtes Wesen bündelte sich zwischen ihren Beinen, als würde all ihre körperliche Energie und jeder Gedanke ihres Gehirns dorthin fließen. Jeden Augenblick würde sie nun jene Pforte durchbrechen und dabei explodieren. Sie würde für ein paar Sekunden ausgelöscht werden und sich an einem anderen Ort wiederfinden, einem Ort, den sie nicht beschreiben konnte, der ihr jedoch äußerst vertraut war. Sie wusste, wie sie dorthin gelangte und wie sie den Weg so lustvoll wie möglich gestalten konnte. Am Ende dieses Weges gab es nur noch ihren eigenen Takt, der in einigen kurzen Sekunden der Leidenschaft mündete.

Sie bearbeitete Mikes Glied nun schneller und spürte, wie sich der Orgasmus in ihr regte und seine Reise durch ihren Körper antrat. Vergangenheit und Gegenwart vermischten sich und gipfelten in einem Zustand, der mächtiger war als jeder andere.

Ein winziger Laut entrang sich ihr, fast wie ein Wimmern, und dann kam sie. Sie erreichte einen so umfassenden, vollkommenen Höhepunkt, dass sie an einem Ort landete, für den es keinen Namen gab. Ein Orgasmus war stets reinigend, er fegte wie ein Sturm über sie hinweg und erlöste sie. All ihre Sinne strömten in dieselbe Richtung, und ihre Emotionen bemächtigten sich ihres Geistes.

Andrea wurde von regelrechten Lustkrämpfen geschüttelt und verlor scheinbar einen Augenblick lang das Bewusstsein, sodass sie den Körper unter und in sich gar nicht mehr wahrnahm. Sie zog sich in ihre eigene Welt zurück und genoss die absolute Vertrautheit ihrer Empfindungen.

Dann besann sie sich wieder auf Mikes Anwesenheit, und sie bemerkte, dass auch er kam. Sein Schwanz pulsierte in ihr, seine Nasenflügel blähten sich, und er knirschte mit den Zähnen. Sie spürte, wie er seinen heißen Samen stoßweise in sie ergoss. Sie wand sich auf ihm hin und her und drängte ihn durch ihre Bewegungen förmlich zum Orgasmus.

Danach blieben sie lange auf dem Bett liegen, während der Pornofilm weiterlief. Andrea fühlte Mikes Samen in sich und seufzte. Dann ließ sie ihre Hand über seinen Bauch wandern und schmiegte sich enger an ihn. Sie genoss es, ihren Kopf noch für eine Weile auf seiner Brust ruhen zu lassen. Er streichelte sie und fuhr mit den Fingerspitzen über ihre Haut. Sie erschauerte wohlig. Ihr Geist war rein und erfrischt, ihr Körper jedoch erschöpft. Sie begann einzudämmern.

Da schoss ihr plötzlich wie aus dem Nichts ein Gedanke durch den Kopf. Etwas, das sie und ihre Freundinnen schon lange nicht mehr getan hatten. Es würde Spaß machen. Und es half ihr vielleicht sogar dabei, gegenüber Gillian Kay an Boden zu gewinnen. Möglicherweise auch nicht – aber auf jeden Fall würde es sehr lustig werden.

Hellwach setzte sie sich auf. Während Mike sie fragend ansah, murmelte sie: »Ein Frauenabend!«

Kapitel 3

Es ging doch nichts über Sex im Hotel!

Andrea saß im Büro an ihrem Schreibtisch und ließ ihre Begegnung mit Mike noch einmal Revue passieren. Nach Martins vergeblichen erotischen Bemühungen während der letzten Zuckungen ihrer zunächst leidenschaftlichen Affäre hatte der heftige One-Night-Stand mit Mike ihr endlich die ersehnte Erleichterung verschafft. Er hatte sie wieder auf den richtigen Weg gebracht. Ihr war einmal mehr bewusst geworden, was genau sie an Sex so sehr faszinierte, dass sie ständig nach mehr und nach neuen Spielarten Ausschau hielt.

Es war kurz vor sechs Uhr abends. Andrea wandte sich wieder dem Exposé einer neuen Kampagne zu, das vor ihr lag. Während ihre Augen über die Buchstaben flogen, versuchte sie, die Wörter in ihrem Gedächtnis zu verankern. Aber es gelang ihr nicht. Sie war mit den Gedanken überall, nur nicht bei der Sache. Andrea blickte auf und sah Tim Matthews mit einem Karton an ihrem Büro vorübergehen. Er war dazu verdonnert worden, Akten ins Archiv zu bringen. Andrea fragte sich, weshalb eine Werbeagentur überhaupt ein Archiv benötigte. Es erschien ihr eigentlich wie eine Ansammlung von Beweismaterial. Trotzdem wurden auch bei DRA sämtliche Unterlagen in Aktenordnern abgeheftet, die Ordner in Kartons gestellt und die Kartons im Keller aufbewahrt, bis sie schließlich irgendwann ausgelagert wurden. Was den Angestellten wiederum ermöglichte, auf Anfragen zu entgegnen: »Es tut uns Leid, aber diese Unterlagen sind ausgelagert worden.«

Der Firmensitz von DRA befand sich in jenem Teil von London, der von der City in das West End übergeht. Bürogebäude, Lagerhäuser und Wohnblöcke wetteiferten miteinander in dem Versuch, die an sich hässlichen Fassaden ein wenig schöner zu gestalten. Das DRA-Gebäude entsprach sowohl von außen als auch von innen den Vorstellungen, die man sich im Allgemeinen von einer Werbeagentur machte. Genau das erwarteten die Kunden, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Rauchglas, verstellbare Jalousien und Topfpflanzen. Offen angelegte Arbeitsbereiche, gesäumt von Büros, die durch Glaswände abgetrennt waren.

Die aufschlussreichste architektonische Finesse des Gebäudes bestand jedoch darin, dass es keinen Sitzungssaal gab. Es verfügte über Konferenzräume, in denen den Kunden die Entwürfe für Kampagnen präsentiert und interne Versammlungen durchgeführt wurden, aber es hielt keinen Sitzungssaal für den Vorstand bereit. Kein Allerheiligstes, in dem die Zukunft von DRA diskutiert wurde. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil es gar keinen Vorstand gab. In der Agentur waren scheinbar nach dem Zufallsprinzip vier Gruppen entstanden, die für die Branche typisch waren: Kundenbetreuer, Planer, Kreative und die Media-Abteilung. In dieser Hinsicht war die Struktur von DRA nicht ungewöhnlich. Die Verantwortungsträger der Gruppen trafen sich regelmäßig mit Carl Anderson, um ihn auf dem Laufenden zu halten, aber keiner von ihnen besaß Mitbestimmungsrecht oder einen nennenswerten Anteil von Firmenaktien. DRA ließ sich also gut und gern als die größte private Werbeagentur der Branche bezeichnen.

Die beiden Menschen, denen Andrea in der Firma am meisten vertraute, waren Frauen. Das überraschte sie nicht weiter, obwohl sie schon viele Theorien über Frauen in der Berufswelt gehört hatte, vor allem natürlich von Männern. Zum Beispiel die These, dass Frauen einfach nicht zusammenarbeiten können, dass sie sich mit völlig anderen Dingen beschäftigen als Männer oder dass sich ihre Menstruationszyklen zu einem wahren PMS-Zyklon vereinigen. Andrea war schon lange genug dabei um zu wissen, dass in jedem dieser Klischees ein Körnchen Wahrheit steckte. Das musste man akzeptieren, aber es war wichtig, sich davon nicht beeinflussen zu lassen. Mit wem auch immer sie sonst bei DRA auf gutem Fuß stand – es waren und blieben Deanna Clarke und Carol Page, an die sie sich stets zuerst wandte, wenn sie ein Problem hatte, und umgekehrt galt das genauso.

Innerhalb der Agentur arbeiteten die beiden in anderen Bereichen als Andrea, waren jedoch nicht weniger wichtig für DRA. Carol Page leitete die Media-Abteilung und kümmerte sich dort sowohl um die Media-Einkäufer als auch um die Media-Planer, wobei sie von Haus aus fest im ersten Bereich verwurzelt war. Sie besaß den beweglichsten, schärfsten Verstand, den Andrea je bei einem Menschen erlebt hatte, was sich in einer noch schärferen Zunge äußerte. Carol hielt ihre Mitarbeiter mit einer Mischung aus Schlagfertigkeit, Witz und gelegentlichen Standpauken auf Trab. In der Agentur hieß es, dass man Carol Page zum Narren halten konnte – und zwar genau einmal.

Deanna Clarke war Sekretärin, was bei DRA durchaus einer Machtposition gleichkam. Sie arbeitete für Mike Mitchell, der sich wiederum um die Artdirectors, Texter und verschiedenen freien Mitarbeiter kümmerte, die unter dem Begriff »Kreativgruppe« zusammengefasst wurden. Da es bei DRA offiziell niemanden gab, der die Kreativabteilung leitete – abgesehen von Carl Anderson selbst –, war Mitchells Stellung ein wenig undurchsichtig. Deanna hatte Zugang zu wichtigen Informationen und war außerdem Carl Andersons Liebling. Sie verstand es, sämtliche losen Fäden in Mitchells Aufgabenbereich sinnvoll miteinander zu verknüpfen – ein Kunststück, das Mitchell selbst nicht oft gelang.

Von Zeit zu Zeit trafen sich Andrea, Deanna und Carol und gingen zusammen aus. Andrea freute sich diesmal besonders, denn der letzte Frauenabend war ihrer Meinung nach schon viel zu lange her. Sie hatten sich für halb sieben verabredet, wie üblich im Granes,einer Weinbar nicht weit vom Leicester Square. Dieser Weinkeller war ein Geheimtipp und wurde weder von Touristen noch – was weitaus schlimmer gewesen wäre – von Werbeleuten frequentiert. Die Eigentümerin erinnerte Andrea an Joan Collins – sie hätte ohne weiteres in einer amerikanischen Seifenoper mitspielen können. Ihre Ausstrahlung war eine Mischung aus dem Glamour der Fünfziger und der Abgeklärtheit der Neunziger. Carol hatte einmal gesagt, sie würde im Cranes ständig damit rechnen, dass die Besitzerin von ihren jungen Kellnern auf die Schultern genommen und durch die Bar getragen würde, während sie »Diamonds Are A Girl's Best Friend« sang.

Dutzende großformatige Fotografien berühmter Persönlichkeiten schmückten die Wände der Bar. Die meisten dieser Berühmtheiten hatten allerdings noch nie einen Fuß in das Cranes gesetzt. Wahrscheinlich waren manche von ihnen noch nicht einmal in England gewesen. Doch das war unwichtig, denn was zählte, war die Wirkung, die die Porträts erzielten.

Andrea, Carol und Deanna würden jedenfalls den Abend damit verbringen, über ihre Kollegen bei DRA,ihr Liebesleben und die Leute im Cranes zu plaudern.

Als Andrea das Exposé durchgearbeitet hatte, war sie bereits spät dran. Sie rief in Deannas Büro an, aber ihre Freundin war offenbar schon gegangen. Carol hatte einen Besprechungstermin außer Haus und wollte von dort aus direkt in die Bar kommen. Andrea packte ihre Sachen zusammen, stopfte einige Papiere in ihre Tasche, schaltete die Schreibtischlampe aus und ging zur Tür.

»'n Abend.«

Es war Tim Matthews. Andrea blieb im Türrahmen stehen. »Sie sind immer noch hier und schleppen Aktenkartons durch die Gegend?«

»Ja, aber ich bin bald fertig.«

»Das glaube ich erst, wenn Sie morgen ein anderes Hemd tragen. Bis dann!«

»Bis dann!«, erwiderte er im nahezu selben Tonfall und setzte sich wieder in Bewegung. Andrea blickte ihm nach. Er trug enge, cremefarbene Jeans, ein blaues Hemd und darüber eine braune Weste. Wider Erwarten passte das Ensemble zusammen und sah sogar richtig gut aus.

Kurz darauf verließ Andrea das Gebäude und winkte ein Taxi heran.

***

Während Andrea die Treppe zum Eingang der Bar hinunterging, betrachtete sie die zahlreichen Fotos, auf denen unter anderem Shirley Bassey, Laurence Olivier, Michael Caine und Anthony Hopkins zu sehen waren. »Guten Abend«, begrüßte einer der Kellner sie lächelnd.

»Hallo«, entgegnete sie.

»Ihre Freundin ist bereits hier«, erklärte er.

»Danke.« Andrea schaute sich um und entdeckte Deanna an einem Tisch in der Nähe des Flügels, der niemals benutzt wurde. Vor ihr standen eine Flasche Wein und drei Gläser.

»Entschuldige die Verspätung«, sagte Andrea und ließ sich auf einen der gepolsterten Stühle fallen. »Schön, dass du dich schon um den Wein gekümmert hast!«

»Ist doch selbstverständlich«, erwiderte Deanna und schenkte ihr ein.

Der Kellner lungerte vor der Theke herum und starrte in ihre Richtung.

»Ich habe fürs Erste genug von Barkeepern«, verkündete Andrea. Sie ließ den Satz unkommentiert im Raum stehen und wartete, bis die versteckte Information bei Deanna angekommen war.

»Was meinst du damit, And?«, fragte diese schließlich. Andrea mochte es, wie Deanna ihren Namen abkürzte. Vor allem am Ende eines Satzes klang dieses ›And‹ hervorragend, irgendwie erwartungsvoll, als würde noch etwas folgen.

»Drücken wir es mal so aus: Ich habe mich letztens im Hotel auf ein kleines Gerangel mit dem Barkeeper eingelassen.«

»Und was ist mit Martin?«, erkundigte sich Deanna.

»Aus und vorbei.«

Deanna sah Andrea durchdringend an. Sie hatte ungewöhnlich ausgeprägte Gesichtszüge – einen eckigen Kiefer und sehr hohe Wangenknochen. Das Haar fiel ihr locker ins Gesicht. Deanna war drei Jahre jünger als Andrea.

»Seit wann?«

»Seit Montag. Ich hätte es dir ja schon eher erzählt, aber du weißt ja, wie das ist ...«

»Und wie hat er es aufgenommen?«

»Anfangs war er ziemlich geschockt. Er hat es wohl als eine Art Affront gegen seine Männlichkeit betrachtet. Aber mittlerweile scheint es ihm wieder besser zu gehen. Du weißt ja, wie furchtbar anständig er im Grunde ist.«

Deanna nickte und trank einen Schluck Wein.

»Lieber Gott, erlöse mich von den Besprechungen mit Media-Vertretern!« Mit diesen Worten platzte Carol herein. Sie war Anfang vierzig, extrem dünn und trug eine Brille mit schwerer Fassung. Ihre pechschwarzen Haare glänzten. »Das Einzige, was noch schlimmer ist als ein Media-Vertreter, ist ein nüchterner Media-Vertreter.«

»Hallo!«, riefen Andrea und Deanna einstimmig.

»Habe ich etwas verpasst?«, erkundigte sich Carol.

»Nicht viel. Andrea hat während dieses Management-Kommunikationskurses einen Barkeeper vernascht«, erzählte Deanna.

»Warum auch nicht?«, erwiderte Carol. »Das gehört doch quasi zum Kurs dazu. Wo steckt denn unsere liebe Joan heute Abend?«

»Ich weiß nicht, ich bin gerade erst gekommen«, antwortete Andrea.

»Joan selbst ist noch nicht durch den Raum geschwebt«, sagte Deanna. »Bisher habe ich nur ihre Jungs gesehen.«

»Ihren persönlichen Harem, meinst du. Wie nett! Ratet mal, wer mich gestern Abend angerufen hat«, sagte Carol.

Die beiden anderen schwiegen und sahen sie mit gespannter Erwartung an.

»Gerry!«

Normalerweise genügte es, den Namen ihres Exmannes auszusprechen, um bei Carol einen Wutanfall auszulösen. Daher war es eine Überraschung, dass sie ihn nun selbst erwähnte.

»Was wollte er?«, fragte Deanna.

»Er hat eine neue Freundin. Das Mädchen ist dreiundzwanzig! Die beiden wollen in unserem Haus auf Antigua Urlaub machen, und er hat mich gefragt, ob ich etwas dagegen habe. Anscheinend hatte er Angst, dass ich es sowieso erfahren würde.«

»Dreiundzwanzig!«, stieß Andrea hervor.

»Genau«, erwiderte Carol. »Midlife-Crisis, wenn ihr mich fragt. Ich habe ihm vorgeschlagen, Jenny mitzunehmen. Die beiden haben bestimmt eine Menge gemeinsam. Sie könnten über Boygroups reden oder sich gegenseitig die Haare machen.«

Jenny war Carols und Gerrys Tochter und gerade siebzehn geworden.

»Wann fliegst du eigentlich nach Rom, And?«

»Nächste Woche. Philip hat eine Konferenz mit den Leuten von Lazzo arrangiert. Wir sollen eine auf Großbritannien zugeschnittene Kampagne für ihr neues Aftershave entwickeln.«

»Stopp!«, rief Carol. »Ihr wisst doch, dass wir in der Öffentlichkeit nicht über die Arbeit reden dürfen. Über Philip allerdings schon ...«

»Hör mal, Carol, hat Andrea dir denn schon erzählt, dass sie Martin abserviert hat?«, warf Deanna ein.

»Nein. Gut so! Mir ist schon aufgefallen, dass er ein wenig deprimiert wirkt. Aber sei froh, dass du ihn los bist!«

»Bin ich auch«, entgegnete Andrea. »Danke.«

»Wie war es denn mit ihm?«, wollte Deanna wissen.

»Eigentlich nur langweilig. Das ist ja das Schlimme. Es war noch nicht einmal schlechter Sex, sondern einfach nur sterbenslangweiliger Sex. Man wusste immer schon im Voraus, was man zu erwarten hatte. Also kam irgendwann der Punkt, an dem es mir nicht mehr der Mühe wert schien.«

»Hat er auch die Nummer mit Andersons Wagen gebracht?«

»Woher weißt du denn davon?«

»Ich würde gern behaupten, dass mir jemand davon erzählt hat, aber leider spreche ich aus eigener Erfahrung«, gab Carol zu.

Deanna blickte ihre Freundinnen fragend an.

»Das war das einzige Mal, bei dem es auch nur im Entferntesten aufregend zuging«, erklärte Andrea. »Eines Nachmittags sind wir in die Tiefgarage gegangen, und ich habe ihm auf der Motorhaube von Andersons Auto einen geblasen.«

»Ja, und wenn ich mich recht erinnere, war Martin schneller von O auf 100 als der Porsche«, fügte Carol hinzu.

»Das ist ja nun Gott sei Dank vorbei«, sagte Andrea.

»Ich glaube, dass du in der Agentur noch einen Bewunderer hast«, wandte sich Deanna an Andrea.

»Und wer soll das sein?«

»Tim Matthews. Er hat mich heute über dich ausgefragt. Wie lange du schon bei DRA seist und solche Dinge.«

»Der ist doch praktisch noch ein kleiner Junge«, erklärte Andrea. »Wenn ich mit ihm was anfinge, wäre ich ja nicht besser als Gerry.«

»Moment mal«, warf Carol ein, »das ist etwas ganz anderes. In Tims Alter befinden sich Männer auf dem Höhepunkt ihrer sexuellen Leistungsfähigkeit. Kann es einen besseren Zeitpunkt geben? Wenn du nicht interessiert bist, würde ich es sogar selbst einmal bei ihm versuchen.«

»Ich habe nicht gesagt, dass ich kein Interesse habe«, räumte Andrea ein. »Ich brauche nur ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken.«

»Wie viel Zeit? Fünf Sekunden?«, drängte Carol.

»Übrigens hat Gillian Kay ihn heute tüchtig runtergeputzt. Es ging um irgendwelche Zahlen, die sie angefordert, aber nicht bekommen hatte«, erzählte Deanna.

»Was ist bloß los mit dieser Frau?«, fragte Carol.

»Willst du eine Liste haben?«, erwiderte Andrea. »Kurz gesagt: Sie ist ein ausgemachtes Miststück. Ich kann immer noch nicht glauben, dass DRA sie eingestellt hat.«

»Warum habt ihr beide eigentlich solche Probleme miteinander?«, wollte Deanna von Andrea wissen.

»Das ist eine sehr lange Geschichte, das kannst du mir glauben«, warf Carol ein.

Andrea holte tief Luft und dachte daran, was sich vor über fünf Jahren ereignet hatte. Daran, wie sie sich gefühlt hatte, als Gillian ihre Idee für eine Kampagne als ihre eigene ausgegeben hatte. In gewisser Weise kam ihr die ganze Sache inzwischen sogar lustig vor. Es war ausgerechnet um ein Shampoo gegangen.

»Gillian ist eine Lügnerin«, erklärte Andrea ihrer Freundin. »Als ich damals in der Branche anfing, habe ich ihr vertraut. Aber sie hat mich hereingelegt, in jeglicher Hinsicht. Diese gemeine Ziege!«

Da Deanna noch immer ziemlich verständnislos dreinblickte, ergänzte Carol: »Die beiden haben früher schon mal in derselben Agentur gearbeitet. Gillian hat damals einige von Andreas Ideen gemopst. Nicht nur abgekupfert, wie wir alle das manchmal machen, sondern wirklich geklaut.«

»Hast du denn nichts dagegen unternommen?«, erkundigte sich Deanna.

»Bisher nicht«, erwiderte Andrea, während Carol einem der Kellner winkte. Sie bestellten eine weitere Flasche Wein. »Mach dir doch nicht ständig Gedanken über Gillian Kay, Andrea«, empfahl ihr Carol. »Sie ist nichts weiter als eine aufgeblasene Pute. Viel heiße Luft, aber nichts dahinter, und das wird sich eines Tages zeigen.«

»Sie hat sich heute in ihrem Büro Selbsthilfe-Kassetten angehört«, wusste Deanna zu berichten.

»Was für Kassetten?«, fragte Carol.

»Ich glaube, es ging um die Steigerung des Selbstwertgefühls.«

»Es gibt sogar Kassetten zur natürlichen Brustvergrößerung«, bemerkte Carol.

»Also darüber, wie frau in der Werbebranche vorankommt«, sagte Andrea.

»Wie frau es den männlichen Kollegen kommen lässt, meinst du wohl«, verbesserte Deanna.

»Ich höre mir diese Kassetten jetzt seit drei Monaten an«, klagte Carol und schob die Hände unter ihre Brüste. »Ich will mein Geld zurück!«

Wie so oft war Andrea auch diesmal nicht sicher, ob Carol es ernst meinte oder einfach nur herumflachste.

»Gillian saß wirklich mit einem Walkman im Büro und hat sich diesen Mist angehört«, beteuerte Deanna.

»Vielleicht sollte sie mal die Kassette wechseln«, sagte Carol. »Wenn sie ein paar ordentliche Titten hätte, würde sich das bestimmt positiv auf ihr Selbstwertgefühl auswirken. Sie ist doch ein Skelett mit Haaren. Wahrscheinlich guckt sie sogar auf den Mineralwasserflaschen immer zuerst auf die Kalorienangaben.«

»Wenn sie so mies ist, warum hat DRA sie dann von Goldman abgeworben?«, fragte Deanna.

»In unserer Branche herrscht nun mal ständige Fluktuation. Und seit wann kommt es darauf an, ob jemand gut ist? Die Agenturen tauschen eben gern ab und zu ihre Mitarbeiter aus. Das hält die Leute auf Zack«, entgegnete Carol.

»Ich kenne niemanden, der etwas Positives über Gillian Kay zu sagen hat«, stellte Deanna fest, griff nach der Weinflasche und schenkte allen nach. Im Gegensatz zu ihrem eigenen und Andreas Glas war Carols schon längst leer.

»Außer vielleicht Carl Anderson«, warf Andrea ein. »Den Gerüchten nach hatte er bei ihrer Einstellung persönlich die Hand im Spiel.«

Carol stellte ihr Glas auf den Tisch und schüttelte entschieden den Kopf. »Hatte er nicht! Das weiß ich mit hundertprozentiger Sicherheit. Es war ganz allein Martin, der sie rekrutiert hat. Das hat er dir doch bestimmt erzählt, oder?«

»Das ist nicht mein Stil, Carol. Über solche Dinge habe ich nie mit Martin gesprochen. Ich wollte nicht, dass einer von uns sich kompromittiert. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass es einen guten Grund für Gillians Einstieg gibt. Das sagt mir mein Bauch, mein Instinkt. Ach, ich weiß auch nicht ...« Andrea seufzte.

»Meinst du nicht, dass du überreagierst? Entspann dich! Mir ist noch nichts Ungewöhnliches zu Ohren gekommen. Übrigens ist Joan gerade eingetroffen«, sagte Carol und blickte über Deannas Schulter.

Die Geschäftsführerin schwebte geradezu durch die Bar – am Arm eines gut aussehenden, offenbar wesentlich jüngeren Mannes. Als Erstes fielen Andrea ihre flammend rot lackierten Fingernägel auf. Und wahrscheinlich hatte die beiläufige Eleganz ihrer Frisur Stunden in Anspruch genommen. Die Geschäftsführerin war perfekt geschminkt, bemalt wie eine Leinwand, die man mit feinem Pinselstrich bearbeitet hatte, bis ein Gemälde von vollendeter Raffinesse entstanden war.

»Hoffentlich sehe ich auch noch so gut aus, wenn ich mal in ihrem Alter bin«, sinnierte Deanna.