Ich bin dann mal Jakobsmuscheln essen - Thomas Meinen - E-Book

Ich bin dann mal Jakobsmuscheln essen E-Book

Thomas Meinen

0,0

Beschreibung

Den Jakobsweg zu gehen ist für viele der Höhepunkt in ihrem Leben - auf der Suche nach sich selbst oder nach Anerkennung. Wohin aber führt der Weg, wenn es möglicherweise am Ende weder die Grabstätte noch Jakobus selbst gegeben hat? Vielleicht ist der Jakobsweg einfach eine clevere Marketing-Idee? Die unterschiedlichen Interessengruppen legen zumindest den Verdacht nahe.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 43

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Thomas Meinen

Ich bin dann mal Jakobsmuscheln essen

Der Jakobsweg - nur eine Marketing-Idee?

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Ich bin dann mal Jakobsmuscheln essen

Impressum neobooks

Ich bin dann mal Jakobsmuscheln essen

Buen Camino!

Egal ob Sie den Jakobsweg bereits gegangen sind oder nicht, vielleicht haben Sie schon einmal den typischen Pilgergruß gehört: “Ultreia”.

Der Gruß “Ultreia”, den die mittelalterlichen Pilger auf dem Jakobsweg benutzten, besteht aus dem lateinischen “ultra-”, was “mehr” bedeutet, und “-eia”, was als “weiter” übersetzt werden kann. Zusammen etwa so viel wie “Lass uns weitergehen” oder “Lass und vorwärtsgehen“. Darauf wurde erwidert: Et suseia: Das wiederum besteht aus “sus-”, was “höher” bedeutet, und “-eia”, das sich wie “Ultreia” auf “weiter” bezieht.

Bei Letzterem versteht man den Gruß als ein Zeichen der Aufmunterung zwischen zwei Pilgern, die sich auf dem Jakobsweg treffen. Einer grüßt mit den Worten “lass uns weitergehen” und der andere antwortet mit “lass uns höher gehen”.

Heute sagt man einfach: buen camino. Dieser Gruß bedeutet aber sehr viel mehr als “Guten Tag”. Wenn ein Pilger Sie mit “Buen Camino!” grüßt, dann wünscht er Ihnen ein gutes Leben.

Der Jakobsweg. Von diesem Begriff scheint seit ewigen Zeiten ein gewisse Magie auszugehen. Sagt heute jemand, er sei den Jakobsweg gegangen, erstarren viele vor Ehrfurcht. Und das, ich unterstelle es einfach mal, erwartet der Pilger wahrscheinlich auch. Ein gewisser Stolz schwingt jedenfalls mit, wenn die Sprache darauf kommt. Dabei spielt es offensichtlich keine Rolle, ein winziges Stückchen oder eine längere Strecke des Weges gegangen zu sein. Die Hauptsache ist, dass es etwas mit dem Apostel Jakobus zu tun hat. In Spanien und Frankreich beispielsweise wird die Urkunde „La Compostela“ zunehmend in Bewerbungsunterlagen verwendet. Die Bewerber wollen damit zeigen, dass sie nicht nur über eine Fachkompetenz verfügen, sondern auch in sozialem und spirituellem Verhalten geübt sind.

Wer war eigentlich dieser Jakobus, nach dem der Weg benannt ist, der eine solche Anziehungskraft ausgeübt hat bzw. wieder ausübt? In der evangelischen und katholischen Kirche ist sein Gedenktag der 25. Juli, an dem im Mittelalter in vielen Gegenden Europas Erntefeste oder Kirmes gefeiert wurde, in der orthodoxen Kirche ist es der 30. April, in der koptischen Kirche der 12. April und in der äthiopischen Kirche der 28. Dezember. Jakobus ist nicht nur Schutzpatron von Spanien, natürlich auch der Pilger, der Apotheker und Drogisten, der Hutmacher, Wachszieher und Kettenschmiede, der Krieger und Schröter, der Arbeiter, sogar für Äpfel und Feldfrüchte und für das Wetter.

Am Jakobstag brachten in Mitteleuropa früher die Bauern die ersten reifen Äpfel zur Segnung, oft war dies ein Markttag. Als "billigen Jakob" bezeichnet man einen Händler, der an solchen Märkten seine Waren günstig verkauft. Das Sprichwort "das ist nicht der wahre Jakob" drückt bis heute die verbreiteten Zweifel an der Echtheit der Reliquien und der mit ihnen verbundenen Überlieferung aus. In Österreich und Südtirol tragen elf Orte seinen Namen. Reliquien liegen angeblich auch in Toulouse.

Zusammen mit seinem Bruder Johannes gehört Jakobus neben Andreas und Simon Petrus zu den erstberufenen Jüngern. Der Name Jakobus ist eine latinisierte Form des Namens des Erzvaters Jakob. Die erstberufenen Jünger nehmen im Neuen Testament eine besondere Stellung im Kreis der Jünger ein, weil Jesus sie an bedeutenden Ereignissen seines Lebens teilnehmen lässt. Jakobus ist zusammen mit Petrus und Johannes auf dem Berg der Verklärung, als Jesus mit Elija und Mose spricht, und im Garten Gethsemane wird er Zeuge der Verzweiflung Jesu angesichts seines bevorstehenden Leidensweges.

Jakobus und die Christianisierung Spaniens

Um Jakobus ranken sich besonders in Spanien zahlreiche Legenden. So soll er der Apostel gewesen sein, der nach der Himmelfahrt Jesu auf der Iberischen Halbinsel predigte. Er soll Jünger mit der Prophezeiung geworben haben, dass er nach seinem Tod Unzählige bekehren werde. Während der Reise hatte er jedoch so wenig Erfolg, dass er eines Tages mutlos und verzweifelt im Gebiet des heutigen Saragossa am Ufer des Ebros gesessen hat. Nach seinem Entschluss, die Mission abzubrechen, soll ihm die Jungfrau Maria auf einer Säule erschienen sein und ihm ihre Unterstützung zugesagt haben. Gott sei Dank, könnte man sagen.

Nach einer anderen Legende hatte Jakobus die Aufgabe, die Iberische Halbinsel zu christianisieren. Nachdem dieser Versuch scheiterte, kehrte er nach Jerusalem zurück und wurde im Jahre 44 n. Chr. im Auftrag Herodes Agrippa I. enthauptet. Jakobus Kopf und Rumpf wurden aufs freie Feld geworfen, damit die Teile von wilden Tieren gefressen werden konnten. Doch zwei seiner Jünger, Athanasius und Theodorus, brachten die sterblichen Überreste zu einem Schiff ohne Besatzung, das angeblich von Engeln geleitet, nach sieben Tagen in Galicien anlandete. Von der Landungsstelle in Padrón brachten die Jünger den Leichnam nach Compostela, bauten dort ein Grab und eine Kapelle und starben später selbst dort. Dann geriet das Grab in Vergessenheit. Nach der Wiederentdeckung im 9. Jahrhundert wurde darüber eine Kapelle, später eine Kirche und schließlich die Kathedrale errichtet, um die herum sich der Pilgerort Santiago de Compostela entwickelte und zu der die Jakobswege führen.