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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Toni und Anna machten ihre gewohnte Vormittagspause. Die meisten Hüttengäste waren zu Wanderungen und Hochgebirgstouren aufgebrochen. Die Morgenarbeit nach dem Servieren des Frühstücks war getan. Toni schenkte zwei Becher Kaffee ein.»Lass uns hinausgehen, Anna!«, sagte er.Anna legte das Küchenhandtuch zur Seite, griff nach dem Kaffeebecher und ging hinaus auf die Terrasse der Berghütte.Der alte Alois saß an einem der Tische, vor sich den Stapel Zeitungen, den Toni ihm am Morgen von der Oberländer Alm mit heraufgebracht hatte. Alois las nicht.Toni und Anna setzten sich zu ihm.»Hast du schon alles ausgelesen? Stand nix Interessantes drin?«, fragte Toni.»Ich habe noch gar net reingeschaut.»So, das wundert mich jetzt aber. Warum? Du bist doch sonst ganz erpicht darauf, zu erfahren, was es Neues auf der Welt gibt.»Ja schon, aber ich habe schlecht geschlafen. Außerdem muss ich über etwas nachdenken«, brummte Alois.»Jetzt verstehe ich.
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Seitenzahl: 129
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Toni und Anna machten ihre gewohnte Vormittagspause. Die meisten Hüttengäste waren zu Wanderungen und Hochgebirgstouren aufgebrochen. Die Morgenarbeit nach dem Servieren des Frühstücks war getan. Toni schenkte zwei Becher Kaffee ein.
»Lass uns hinausgehen, Anna!«, sagte er.
Anna legte das Küchenhandtuch zur Seite, griff nach dem Kaffeebecher und ging hinaus auf die Terrasse der Berghütte.
Der alte Alois saß an einem der Tische, vor sich den Stapel Zeitungen, den Toni ihm am Morgen von der Oberländer Alm mit heraufgebracht hatte. Alois las nicht.
Toni und Anna setzten sich zu ihm.
»Hast du schon alles ausgelesen? Stand nix Interessantes drin?«, fragte Toni.
»Ich habe noch gar net reingeschaut.«
»So, das wundert mich jetzt aber. Warum? Du bist doch sonst ganz erpicht darauf, zu erfahren, was es Neues auf der Welt gibt.«
»Ja schon, aber ich habe schlecht geschlafen. Außerdem muss ich über etwas nachdenken«, brummte Alois.
»Jetzt verstehe ich. Du bist schon den ganzen Morgen etwas grantig.«
»Red keinen Schmarrn, Toni! Ich bin net grantig, ich mache mir Sorgen. Das ist es.«
Toni und Anna schauten sich überrascht an.
»Du machst dir Sorgen?«, wunderte sich Toni. »Und warum redest du nicht mit uns? Du weißt doch, ›Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude‹, oder hast du des vergessen?«
»Hör mit deinen schlauen Sprüchen auf, Toni! Ich bin wirklich net gut drauf.«
»Spürst du wieder das Reißen in den Knochen?«
»Himmelsakrament!«, brauste der alte Alois auf. »Das bei alten Leuten immer alles gleich auf die Gesundheit geschoben wird! Des ist deppert. Darf ich nicht einmal einen schlechten Tag haben? Ich habe dir doch gesagt, dass ich wenig geschlafen habe.«
»Dann leg dich hin und mach noch ein Nickerchen«, sagte Anna und lächelte den alten Alois an.
»Ich bin sicher, dass des auch nix bringt. Es ist besser, ich bleibe hier sitzen, als mich drinnen aufs Bett zu legen. Dann grüble ich noch mehr.«
»Herrje, Alois«, schimpfte Toni. »Was bist du heute schwierig. Jetzt sag endlich, was los ist. Vielleicht können wir dir helfen.«
»Sicher net!«
Anna und Toni warfen sich Blicke zu.
»Liegt es an uns? Hast du dich über uns geärgert?«, fragte Anna.
»Rede keinen Unsinn, Anna. Na, mit euch hat des nix zu tun.«
»Sondern?«, hakte Anna nach. »Hast du kein Vertrauen zu uns, Alois? Wir sind doch eine Familie, auch wenn wir net blutsverwandt sind.«
»Ja, wir sind eine Familie«, sagte der Alois. »Aber was mir im Kopf herumgeht, das können auch Hirngespinste sein.«
»Erzähl uns davon, dann sagen wir dir, ob du dir unnötig Sorgen machst«, ermunterte ihn Anna.
Alois stand auf und ging in die Küche und holte sich einen weiteren Becher Kaffee.
Langsam trank er Schluck um Schluck und schaute dabei über das Tal von Waldkogel.
»Heute Nacht bin ich plötzlich aus dem Tiefschlaf aufgewacht und konnte nimmer einschlafen. Vielleicht liegt es auch am Vollmond, obwohl Vollmond mir nie etwas ausgemacht hat. Jedenfalls musste ich plötzlich an die Ella Waldner denken. Sie war schon lange nimmer hier. Sonst ist sie regelmäßig heraufgekommen. Aber seit Wochen hat sie uns nimmer besucht.«
Toni und Anna schauten sich überrascht an.
»Stimmt!«, sagte Toni. »Jetzt, wo du das sagst, fällt es mir auch auf.«
»Siehst du, Toni, und des muss einen Grund haben«, sagte der alte Alois. »Sie bringt immer Waldbeeren herauf für meinen guten Obstler.«
»Willst du wieder Obstler brennen?«
»Na, Toni, es sind noch genug Flaschen da. Ich wundere mich nur. Mei, die Ella ist auch nimmer die Jüngste und ich bin eben in Sorge.«
»Du meinst, sie könnte krank sein?«, fragte Anna.
»Irgendetwas muss sein«, beharrte der alte Alois. »Hast du etwas gehört, Toni?«
»Na, ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter etwas gesagt hat.«
»Dann frage sie! Frag die Meta, wann sie die Ella das letzte Mal gesehen hat.«
Toni nickte. Er schaute den alten Alois an.
»Du machst dir wirklich Sorgen.«
»Ja, die mache ich mir. Die Ella wohnt ganz allein in ihrer Kate im Wald. Wenn sie – zum Beispiel – gestürzt ist, wer hilft ihr dann?«
»Alois, du steigerst dich da in etwas hinein.«
»Na, des tue ich net. Mein inneres Gefühl sagt mir, dass etwas net stimmt. Auf mein Bauchgefühl konnte ich mich immer verlassen.«
Toni versuchte, den alten Alois zu beruhigen, was wirklich mühsam war. Erst als er ihm versprach, bei seiner Mutter nachzufragen und sich in Waldkogel umzuhören, war der alte Alois etwas beruhigt.
»Aber schieb es net auf die lange Bank! Den Martin, Pfarrer Zandler und Bürgermeister Fellbacher kannst du auch fragen, Toni.«
»Das werde ich, ich verspreche es. Wenn ich heute Mittag hinunterfahre, um Franzi und Basti im Forsthaus abzuholen, dann frage ich auch den Hofer. Er als Förster sieht die Ella öfter als sonst ein Mensch in Waldkogel.«
»Des ist eine gute Idee! Ella trifft den Hofer und die Waldarbeiter sehr oft, wenn sie Beeren im Wald sammelt. Frag sie alle, wann sie die Ella das letzte Mal gesehen haben.«
»Das mache ich. Ich verspreche es dir.«
»Gut!«, sagte der alte Alois.
Er griff nach den Zeitungen und fing an zu lesen.
Toni und Anna warfen sich Blicke zu. Sie tranken schnell ihren Kaffee aus und gingen in die Berghütte.
Als sie außer Alois Hörweite waren, sagte Toni:
»Der Alois hat Angst, es könnte ihr etwas passiert sein. Ausgeschlossen ist es nicht, Anna. Es ist schon beschämend, dass uns nicht aufgefallen ist, wie lange ihr letzter Besuch zurückliegt.«
»Toni, wir haben Hochsaison. Es ist wirklich viel zu tun. Die Tage rauschen nur so vorbei. Da denkt man nicht an alles.«
»Das stimmt, Anna. Ich werde mich um die Sache kümmern. Hofer hat sie bestimmt mal im Wald gesehen. Es ist Beerenzeit und Ella wird sammeln. Sie wird aufbrechen, kaum dass es hell wird, und bis am späten Vormittag Beeren pflücken. Außerdem ist sie nicht mehr die Jüngste. Ich vermute, dass sie ab und zu ein Nickerchen macht. Dann müssen die Beeren noch aufbereitet werden. Das ist nicht wenig Arbeit. Sie macht ihre Tinkturen, den Balsam, kocht Marmelade und Gelee und legt sie ein für den Winter. Sie wird voll beschäftigt sein.«
»Kann sein, Toni!«
»Anna, ich vermute, dass der alte Alois einfach gern mal wieder Besuch aus dem Tal hätte. Er sitzt doch gern mit Ella zusammen. Mit wem kann er sich sonst so gut über die alten Zeiten unterhalten?«
»Vielleicht solltest du ihn einmal mit hinunternehmen, damit er ein paar Leute aus seinem Jahrgang besuchen kann.«
»Das ist eine gute Idee. Ich werde ihn darauf ansprechen, aber nicht heute.«
Anna verstand, was er damit meinte.
»Toni, je weniger wir davon reden, desto besser ist es. Sicher kann mal etwas mit Ella sein. Ich bin in Sorge, wie es Alois aufnehmen würde. Also, je weniger wir sagen, desto besser ist es. Außerdem müssen wir verhindern, dass er sich da hineinsteigert. Ich werde ihm später eine Aufgabe geben. Wenn er beschäftigt ist, grübelt er nicht so viel.«
»Das ist eine gute Idee, Anna!«
Sie waren sich einig.
»Dann machen wir weiter. Soll ich den Generator anwerfen, Anna?«
»Ja, das wäre gut. Dann könnte ich die Wäsche waschen.«
Toni nickte und ging in den Schuppen. Nach der Hochzeit hatte Toni einen Dieselgenerator angeschafft, damit Anna eine Waschmaschine betreiben konnte. Gelegentlich stellte er den Generator auch an, damit Hüttengäste ihr Handy oder ihr Notebook aufladen konnten.
Auf dem Weg in den Schuppen beobachte er den alten Alois. Er blätterte in den Zeitungen, sah aber immer wieder länger auf und schaute über das Tal.
*
Anna legte frische buntkarierte Tischdecken auf die Tische der Terrasse.
Ein Wanderer kam auf die Berghütte zu.
»Grüß Gott«, sagte der Mann freundlich, als er die Terrasse betrat und lächelte Anna an.
Sie grüßte zurück.
Der hochgewachsene, sportliche Mann ließ seinen Rucksack von der Schulter gleiten und sah sich um.
»Bedienen Sie hier?«, fragte er.
Anna lachte.
»Das auch, ich bediene, bin Köchin, Hausdame, Putzfrau, alles, was so gebraucht wird.«
»Das ist gut, dass der alte Alois so eine tüchtige Hilfe hat. Ist er drinnen?«
»Der alte Alois ist in der Küche und schält Kartoffeln.«
Der Wanderer ging in die Berghütte und stellte den Rucksack auf einen Stuhl im Wirtsraum. Dann trat er an den Tresen, stützte sich auf und sah durch die offene Küchentür in die Küche der Berghütte.
»Grüß Gott, Alois, kennst mich noch?«, rief er.
Der alte Alois sah auf. Als er den Wanderer erkannte, grinste er. Schnell legte er das Messer und die halbgeschälte Kartoffel zur Seite. Er wischte sich die Hände an der dunkelblauen Schürze ab, die er bei der Hausarbeit trug.
Dann kam er aus der Küche, blieb hinter dem Tresen stehen und sah dem jungen Mann in die Augen.
»Grüß Gott, Louis, du hast dich net viel verändert«, sagte Alois.
»Mei, dass du dich noch an mich erinnerst!«
»Dich vergesse ich net. Ich gehe auch jede Wette ein, dass sich fast alle in Waldkogel an dich erinnern, nach der Geschichte damals.«
»Das ist lange her, Alois. Reden wir nicht darüber!«
»Des sagst du so einfach. Des war ein richtiges Drama damals. Eure Sachen waren noch alle hier, bis auf die Papiere, aber ihr seid auf einmal fort gewesen. Was habt ihr euch nur dabei gedacht?«
»Mei, Alois, hör auf, auf den alten Geschichten herumzureiten. Das ist zehn Jahre her. Damals war ich ein junger Bursche.«
»Heute bist du auch noch jung. Wie alt du bist jetzt?«
»Dreißig!«
»Und wie geht es Jessika?«
Louis zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung! Ich habe sie seit dem Polterabend nicht mehr gesehen.«
Anna kam von der Terrasse herein.
»Du hast eine tüchtige Hilfe, Alois, und fesch schaut s’ auch aus, des Madl.«
Anna grinste. Der alte Alois lachte.
»Des ist keine Hilfe. Des ist die Anna Baumberger. Erinnerst dich noch an den Toni?«
»Sicher, seine Eltern haben in Waldkogel das Wirtshaus und die Pension.«
»Genau, die Anna und der Toni sind die neuen Wirte hier. Ich habe ihnen die Berghütte übergeben. Ich gehöre zum Inventar und bin den ganzen Sommer hier oben. Die Berghütte ist mein Sommer-Altenteil«, lachte Alois.
Anna trat neben den alten Alois und legte ihm den Arm um die Schultern.
»Was redest du da, Alois? Du bist doch noch fit. Ohne dich hätten wir das nie so geschafft. Du bist doch kein Inventar, kein Stuhl und kein Tisch. Du bist die Seele der Berghütte und gehörst wie ein Großvater zur Familie.«
Der alte Alois grinste. Seine Augen leuchteten. Er streichelte Anna die Wange.
»Du bist ein gutes Madl, Anna. Ich sage dir das viel zu selten. Für einen Großvater bin ich zu alt, aber Urgroßvater, das könnte hinkommen.«
»Oh, das wusste ich nicht. Verzeihen Sie bitte! Ich hatte Sie für die Bedienung gehalten.«
Anna streckte ihm die Hand hin.
»Ich bin die Anna«, sagte sie. »Willkommen auf der Berghütte!«
»Louis!« Er lächelte Anna an. »Wo ist Toni?«
»Toni wird bald kommen. Er ist mit Bello bei der Tierärztin. Es war wieder Zeit für die Impfung.«
»Dem Namen nach ist ›Bello‹ ein Hund«, bemerkte Louis. »Lass mich raten! Es ist ein Husky, richtig? Toni schwärmte schon immer von Huskys.«
»Falsch, es ist ein junger Neufundländerrüde«, sagte Anna.
»So? Das sind doch diese riesig großen Hunde, mit dem dichten Fell.«
»Richtig, Louis! Darf ich dich zu einem Bier einladen? Oder magst du lieber Kaffee und eine Brotzeit?«, fragte Anna.
»Danke, einen Becher Kaffee, den nehme ich gerne, so wie ihn Alois immer gemacht hat, mit viel Milch und Zucker.«
»Geht ihr beide schon mal raus, ich bringe den Kaffee«, sagte Anna.
Bald saßen die drei am Tisch und tranken Kaffee. Es dauerte nicht lange, dann kam Toni. Die beiden Männer begrüßten sich herzlich. Toni holte sich einen Becher Kaffee und setzte sich dazu. Bello legte sich neben den Tisch.
»So, dann erzähle mal«, forderte Toni Louis auf. »Wie geht es Jessika?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe sie seit damals nicht mehr gesehen. Wir haben uns am Morgen unseres Hochzeitstermins getrennt. Ich hoffe, es geht ihr gut.«
»Dann stimmt also, was man sich einige Wochen nach eurem Verschwinden erzählt hat. Ihr seid nicht zusammen abgehauen. Erst dachte man, dass euch der Trubel zu viel war. Deine und Jessikas Eltern hatten eine sehr große Hochzeit vorbereitet. Der Polterabend war schon gigantisch, mit dem Feuerwerk und dem Unterhaltungskünstler, der moderierte. So etwas hatte es in Waldkogel noch nie gegeben. Wenn ihr nicht die feste Absicht gehabt hättet, zu heiraten, dann hätte es nicht eine solche Feier gegeben. Ich konnte mir nur vorstellen, dass es euch zu viel war und ihr zusammen getürmt seid, um irgendwo romantisch zu heiraten. Es war also nicht so.«
»Nein, so war es nicht, Toni. Bitte erinnere mich nicht daran! Außerdem ist das Schnee von gestern«, Louis lachte, »Schnee von vorgestern. Wir waren beide viel zu jung. Ich für meinen Teil kann sagen, dass mein Leben anders verlaufen wäre, hätten Jessika und ich damals geheiratet. Stattdessen bin ich viel in der Welt herumgekommen. Das war nicht schlecht. Vielleicht musste alles so sein?«
»So, wo bist du gewesen?«
»Zuerst war ich in der Schweiz. Dort hatte ich gute Kontakte und bekam sofort Arbeit. Nach einem halben Jahr ging es nach Amerika, in die Vereinigten Staaten und später nach Kanada, an die Westküste. Dort organisierte ich Treckingtouren durch British Columbia und die Rocky Mountains. Mein Weg führte mich später für eine Weile nach Japan. Von dort ging es wieder zurück in die Schweiz. Ich bin Eventmanager bei einer großen internationalen Eventagentur. Wir veranstalten Reisen für Firmen, zum Beispiel Segeltörns, Wüstensafaris oder Extremwanderungen. Diese Tätigkeit hat mich auch zu euch geführt. Eine große japanische Firma will ihre Manager für zehn Tage in die Alpen schicken. Aber es muss ursprünglich sein. Da habe ich gleich an Alois und seine Berghütte gedacht. Was ich sehe, gefällt mir. Du hast alles so belassen, wie es war.«
»Ja, es ist alles weitgehend unverändert. Wir haben nur hinten angebaut, zwei Kinderzimmer und einen Flur. Es gibt einen Generator, damit Anna die Waschmaschine anstellen kann und die Hüttengäste ihr Handy aufladen können. Ich gestehe aber, das geschieht eher selten. Die meisten unserer Gäste sind froh, wenn sie der Technik entfliehen können. Die Typen, die im Urlaub Handy, Computer und Internet brauchen, die kommen nicht zu uns. Diese speziellen Touristen quartieren sich auf den Berghütten ein, die eher schon Hotels zu nennen sind. Die bieten Internetanschluss in jedem Zimmer.«
Louis nickte.
»Du sagtest, ihr habt Kinderzimmer angebaut? Habt ihr Kinder?«
»Ja, wir haben einen Buben und ein Madl. Wir haben sie adoptiert.« Toni und Anna lachten. »Besser gesagt, sie wollten von uns adoptiert werden. Uns war das recht. Wir hatten die beiden vom ersten Augenblick an in unser Herz geschlossen. Oft vergessen wir, dass sie nicht unsere leiblichen Kinder sind. Sie machen uns viel Freude. Sie sind Waisen, nach dem Unfalltod ihrer Eltern, wussten sie zuerst nicht wohin auf der Welt. Die ganze Geschichte erzähle ich dir ein anderes Mal. Jetzt sind sie in der Schule. Louis, eine Bitte: Sprich sie nicht auf die Adoption an. Das mögen sie nicht. Sie legen größten Wert darauf, als unsere Kinder zu gelten.«
Anna ergriff das Wort.
»Das führt manchmal zu lustigen Situationen. Oft werden Anspielungen gemacht, dass wir schon so große Kinder haben. Sebastian wird bald dreizehn und Franziska ist zehn geworden. Doch damit können wir leben. Wir sind alle sehr glücklich. Die Kinder sind ein Geschenk des Himmels, Louis. Sie sind unsere Herzenskinder.«