Imperial Five - Dimitra D.P. - E-Book

Imperial Five E-Book

Dimitra D.P.

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Beschreibung

Verliebe dich nie nur in die Hülle des Menschen, wenn du die Nacktheit darunter nicht gesehen hast. Gemma erhält die einmalige Chance, mit den Imperial Five auf Welttournee zu gehen. Als Fashion Stylistin ist das die Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Allerdings hat sie nicht mit den unerwünschten Gefühlen gerechnet, die Sireno in ihr auslöst. Der Sänger schafft es, hinter ihre taffe Fassade zu blicken und weckt dunkle Erinnerungen, die sie zu verdrängen versucht. Kann sie ihm vertrauen, obwohl er selbst etwas zu verbergen hat?

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Für alle, die an ihren Träumen festhalten

Dies ist ein fiktiver Roman. Orte, Events, Markennamen, Prominente und Organisationen werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Alle Handlungen und Personen sind frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Epilog

1

»Stronzo! Hast du keine Augen im Kopf oder bist du beim Fahren erblindet? Du bist doch stupido, wenn du nicht einmal das Blinken beherrscht. Dir sollte man den Führerschein entziehen, ich glaube es nicht«, brülle ich den Fahrer vor mir an, der von meiner Schimpftirade sowieso nichts mitkriegt.

Dennoch tut es gut, meiner Wut freien Lauf zu lassen, indem ich mein gesamtes Vokabular an Beleidigungen ausschöpfe. Hätte ich nicht frühzeitig reagiert, wäre er in mich reingefahren und ich hätte ihn wohl oder übel eiskalt auf offener Straße erschießen müssen. Mein Auto ist mir heilig und das nicht nur aufgrund des Neuwagengeruchs oder den überteuren Felgen, die erst eine Woche alt sind. Einen Mercedes fährt man nicht zu Schrott, vor allem nicht wenn es meiner ist.

Vor einer Ampel hält der dämliche Sack an, also fahre ich auf die linke Spur und bleibe neben ihm stehen. Er schaut die ganze Zeit über nach vorn, wartet auf das grüne Signal zum Losfahren, aber er bemerkt mein durchdringendes Starren, denn das kann ich verdammt gut. Irritation spiegelt sich in seinem Gesicht, als er mich erblickt und ich ihm den Mittelfinger zeige. Seine Brauen schießen in die Höhe.

Ich hätte ihm noch gern das ein oder andere italienische Schimpfwort an den Kopf geworfen, aber der Wagen vor mir setzt sich kurzerhand in Bewegung, sodass ich gezwungen bin diesen idiota hinter mir zu lassen. Da hat er aber Glück gehabt.

Grimmig richte ich meinen Blick auf den roten Kombi, der es ebenso darauf anlegt, meine Wut auf sich zu ziehen. Die Fahrerin weiß wahrscheinlich nicht, wozu ein Gaspedal gut ist, sonst hätte ich längst mein Ziel erreicht.

Um nicht noch einmal einen Schwall Flüche auszustoßen, schaue ich kurz zum Binnenalster, der das Sonnenlicht auffängt, sodass die Wasseroberfläche wie eine blaue Matte mit kleinen Diamanten bestückt funkelt. Die Alsterfontäne, die das Wasser mehr als fünfzig Meter in die Höhe schießt, springt mir dabei sofort ins Auge, wobei die Geschäftsgebäude, die um den See liegen, ein ebenso faszinierender Blickfang sind. Die weißen Fassaden und die kupfergedeckten Dächer bieten ein wunderbares Panorama, für das viele Touristen extra nach Hamburg kommen, um sich daran sattzusehen.

Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass sich der Kombi verlangsamt, also konzentriere ich mich wieder auf die Straße und trommele ungeduldig mit den Fingern auf das Lenkrad. Der stockende Verkehr zehrt an meiner Geduld. Ich habe keine Lust, mich noch länger den schrecklichen Fahrstilen anderer zu stellen, aber das lässt sich leider nicht vermeiden. Öffentliche Verkehrsmittel sind nämlich schlimmer, weshalb ich mich lieber in ein Auto setze, das ich selbst fahre.

Als mein Handy in der rechten Jackentasche zu vibrieren beginnt, nähere ich mich bereits meinem Zielort. Die Europa Passage. Ich liebe große Kaufhäuser, in denen man sich grenzenlos austoben kann und dieser Ort ist die richtige Adresse für Fashion Stylistinnen wie mich. Erst letztens habe ich jedes einzelne Stockwerk mit den zahllosen Shops erkundet, meinen Bauch in einem italienischen Eckchen vollgeschlagen und meine Arme mit mehr als zehn Einkaufstaschen beladen. Muskelkater? Nicht mehr. Meine Arme haben sich daran gewöhnt, stundenlang Kleidung und Schuhe zu tragen und heute werden sie wieder beansprucht.

Auch ohne einen Blick auf das Display zu werfen, weiß ich, dass es Lucia ist, da wir uns für elf Uhr verabredet haben. Sie braucht Hilfe bei der Wahl eines hübschen Kleides, das sie zum Geburtstag ihres Freundes Georg anziehen will. Ich würde liebend gern zur Party erscheinen, allerdings werde ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr in Hamburg sein. Mein voller Stundenplan lässt das einfach nicht zu.

Ich fahre in die Tiefgarage und hoffe einen Platz in der Nähe des Aufzugs zu finden, damit ich es nicht so weit habe. Ein Pärchen läuft mir fast vors Auto, als ich um die Ecke biege, doch sie sind zu sehr mit Lachen und Küsschen beschäftigt, um die Todesblicke zu bemerken, die ich ihnen verärgert zuwerfe. Überall nur unachtsame Menschen, die frühzeitig die Lebenden verlassen wollen. Ich verdrehe die Augen.

Glücklicherweise finde ich einen freien Parkplatz nahe des Aufzuges, den ich mit meinem schicken Wagen besetze. Der Motor verstummt, ich ziehe die Handbremse und greife anschließend in meine Jackentasche, um nachzusehen, wie oft meine kleine Schwester angerufen hat. Ganze vier Mal. Da ich hier unten keinen guten Empfang habe, rufe ich sie nicht zurück. Sie wird sich bis zu meiner Ankunft gedulden müssen. Maximal zehn Minuten, mehr sind nicht nötig.

Nach dem Aussteigen, ziehe ich meine Jeansjacke aus und werfe sie auf den Fahrersitz. Ich richte den sandfarbenen, dezent transparenten Poncho, unter dem ich ein weißes Top trage und vergewissere mich, dass alles perfekt sitzt. Der Rundhalsausschnitt und der spitz zulaufende Saum, die das Kleidungsstück zu einem Must-Have für die Casual-Garderobe machen, passen hervorragend zur enganliegenden Jeans sowie den weißen Sneakers. Es ist mir sehr wichtig, immer und überall top gestylt aufzutreten, da das eben zu meinem Beruf dazugehört. Man weiß nie, wen man in der Stadt antrifft und weil ich keinesfalls in Jogginghosen einem Kunden begegnen möchte, lasse ich die lässigen Klamotten daheim.

Mit meinem Blick auf die goldene, fingerbreite Armbanduhr gerichtet, betrete ich wenig später den Aufzug, der mich direkt ins Erdgeschoss fährt. Ich habe zwei Stunden Zeit für die bevorstehende Shoppingtour und danach werde ich wieder nach Hause gehen müssen, um die Aufträge abzuarbeiten, die seit gestern Abend meinen Posteingang befüllen. Somit wird das ein sehr anstrengender Tag, wobei ich schon schlimmere erlebt habe.

Als die Aufzugtüren aufgleiten, begebe ich mich zielstrebig zum Eingang Ballindamm/Jungfernstieg. Dort finde ich meine Schwester vor, die ungeduldig auf ihr Handy starrt. Als ich sie erreiche, hebt sie den Kopf und atmet erleichtert aus.

»Ich habe schon befürchtet, du könntest im Stau stehen. Schön, dass du es noch rechtzeitig geschafft hast, sorella«, begrüßt sie mich lächelnd und umarmt mich herzlich.

»Naja, einige Fahrer haben es darauf angelegt, mit meiner Laune zu spielen, aber jetzt bin ich hier. Wo sollen wir mit der Suche anfangen?«

»Ich weiß nicht, die Auswahl ist groß. Vielleicht Desigual?«, schlägt Lucia nachdenklich vor und zieht die perfekt geschwungenen Augenbrauen zusammen. Sie beißt sich auf die Unterlippe.

»Klingt nach einem guten Start. Mal sehen, was es dort für Kleider gibt. Soweit ich weiß, haben sie dieses Frühjahr eine echt schöne Kollektion zu bieten. Bestimmt finden wir etwas Passendes.«

»Das hoffe ich. Immerhin möchte ich Georg umhauen.«

Darüber muss ich lachen. »Dein ununterbrochenes Geplapper reicht da völlig aus«, necke ich sie und ernte einen gespielt bösen Blick.

Wir gehen schnurstracks in den von uns anvisierten Bekleidungsladen, in dem sich um diese Uhrzeit relativ viele Menschen befinden, die zwischen den Kleiderständen umherwandern und ein Kleidungsstück nach dem anderen in die Höhe heben, um es näher in Augenschein zu nehmen. Wie immer scanne ich meine Umgebung, erfasse die Angebotsschildchen, die zum Spontankauf anregen und bahne mir einen Weg an den Regalreihen vorbei, bis ich eine Abteilung erreiche, in der Kleider zu finden sind. Mit meinem geschulten Auge schließe ich bereits im Vorbeigehen einige Modelle aus, während Lucia stehenbleibt und die Stoffe prüfend befühlt. Für mich ist nicht nur das Design wichtig, sondern auch die verwendeten Textilien, da diese zur Qualität beitragen.

Ich greife nach einem kurzärmligen Kleid in zweifarbigem Design mit einem schwarzen Spitzenbesatz an Brust- und Taillenpartie sowie einem kurzen, rückseitigen Gehschlitz. Das Gesamtbild wird durch einen schwarz glänzenden, schmalen Gürtel ergänzt, zu dem gleichfarbige Lackpumps passen. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie wunderbar meine Schwester darin aussehen wird, wenn sie es erst einmal anprobiert. Außerdem ist das Material aus Polyester und Viskose zusammengesetzt, das perfekte elastische Gewebe zum Betonen der Figur.

»Zieh das hier an. Ich bin mir sicher, dass es dir ausgezeichnet steht«, wende ich mich an Lucia, die ein dunkelblaues, trägerloses Kleid zurückhängt und sich zu mir dreht. Ihr Blick bleibt an dem Modell in meiner Hand hängen. Sie mustert es eine Weile lang und nimmt es dann entgegen.

»Na gut, ich probiere es an.« Ein weiterer prüfender Blick. »Mir gefällt die Spitze.«

»Ich weiß. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass es dir noch besser gefallen wird, wenn du es trägst«, erwidere ich mit in die Hüften gestemmten Händen. »Lass uns zu den Umkleidekabinen gehen. Vielleicht haben wir Glück und sie sind nicht besetzt.«

Die Kabinen befinden sich im hinteren Teil des Ladens und sind tatsächlich größtenteils leer. Prompt verschwindet Lucia schnell hinter einem schweren Vorhang, um das Kleid anzuprobieren. Ich höre das vertraute Rascheln von Stoff, als sie ihre Hose und ihr Oberteil auszieht. Sie summt leise vor sich hin, ein Lied, das ich letztens im Radio gehört habe. Mir will nur nicht der Titel des Songs einfallen. Crazy Girl? Sugar? No, Gone Girl. Stimmt, so lautet der Titel.

»Also ich muss sagen… Es sieht verdammt gut aus. Georg wird mich auf Händen tragen, wenn er das sieht«, höre ich meine Schwester erfreut sagen, die im selben Moment den Vorhang zur Seite zieht und sich mir im Kreis drehend präsentiert. Meine Augen wandern von oben nach unten, analysieren jede Stelle ihres Körpers, suchen nach den kleinsten Makeln und stellen keine fest. Das Kleid ist nämlich perfekt. Es betont ihren schlanken Körper, verlängert ihre Beine und das Dekolleté lädt zum Starren ein.

Ich grinse zufrieden. »Er wird dich nicht nur auf Händen tragen, er wird sogar alle geladenen Gäste verscheuchen, damit sie dich nicht sehen.«

»Allein dafür liebe ich ihn«, seufzt Lucia verträumt und mein Blick wird weich. Wenn meine kleine Schwester diesen zärtlichen Ton anschlägt, wird mir ganz warm ums Herz, sodass ich all die Pflichten des heutigen Tages im Nu vergesse.

»Willst du das jetzt kaufen oder sollen wir nach weiteren Kleidern Ausschau halten?«, frage ich mit hochgezogener Augenbraue.

Lucia nickt. »Schauen wir uns noch ein wenig um. Ich will nicht wenig später ein tolles Kleid im Schaufenster entdecken und das hier dann bereuen. Es gibt genug Läden, in denen ich etwas finden kann.«

»Bene, dann setzen wir unsere Tour fort«, willige ich ein.

Bevor wir jedoch den Laden verlassen, übergeben wir unseren Fund der Verkäuferin, damit sie es für die nächsten zwei Stunden reservieren kann. Bis dahin werden Lucia und ich die wichtigsten Läden abklappern, um das beste Stück zu finden, wobei ich glaube, dass das hier nicht zu toppen ist. Das sagt mir mein Shopping-Instinkt.

Zuerst nehmen wir uns die Läden im Erdgeschoss vor, werden jedoch nicht fündig, weshalb wir in die erste Etage gehen und dort unsere Suche fortsetzen. Sowohl in den Fluren als auch in den Shops herrscht reges Treiben, doch das stört mich nicht, auch wenn es mich oftmals nervt, wenn manche Leute mitten im Weg stehenbleiben. Ich schiebe mich an zwei jungen Frauen vorbei, die sich freudig umarmen und keine Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen. Sie glauben wohl der Mittelpunkt des Geschehens zu sein. Ich kann mir gerade noch einen bissigen Kommentar verkneifen.

Meine Schwester lacht leise. »Könntest du mit Blicken töten, wäre halb Hamburg ein Leichenfeld«, merkt sie grinsend an, als wir das gefühlt zwanzigste Kleidungsgeschäft betreten. Ich rümpfe die Nase, weil hier jemand mit zu stark aufgetragenem Parfüm herumläuft und muss auf ihre Aussage hin zustimmend nicken.

»Manchmal wünsche ich mir diese Fähigkeit. So viel Dummheit auf einmal anzutreffen, ist auf keinen Fall gesund.«

»Du bist echt ein Biest, Gemma.«

»Grazie«, bedanke ich mich schmunzelnd.

Mein Blick fällt auf ein himmelblaues Cocktailkleid, das äußerst hübsch ist, aber leider nicht zu meiner Schwester passt. Der Schnitt und das gesamte Design entsprechen nicht ihrem Typ, also wende ich das Gesicht ab und nähere mich einer Schaufensterpuppe, die ein ebenso schönes Kleid trägt. Nachdenklich runzle ich die Stirn, schürze die Lippen.

»Gefällt dir das?«, frage ich Lucia, die neben mich getreten ist und entschlossen den Kopf schüttelt. Ihr ist das zu verspielt, zu langweilig. Anscheinend hat sie in all den Jahren von mir gelernt, auf was sie bei der Kleiderwahl achten muss. Stolz durchflutet mich, denn es freut mich aus ihr eine kleine Fashionista gemacht zu haben.

»Weißt du was? Lass uns drei weitere Läden durchstöbern und wenn wir wieder nichts finden, kaufe ich mir das Kleid von Desigual. Und danach können wir uns irgendwo hinsetzen und einen Kaffee trinken. Einverstanden?« Lucia sieht mich aus ihren blaugrauen Augen erwartungsvoll an.

Früher habe ich sie um ihre Augenfarbe beneidet. Meine schokobraunen Augen waren meiner Meinung nach nichts Besonderes, bloß eine dominierende Farbe der menschlichen Evolution. Doch als ich meine Leidenschaft für Mode entdeckte, war mir schnell klargeworden, dass alles an mir zu meinem temperamentvollen Charakter passt. Und das habe ich meiner Mutter zu verdanken, denn es ist nicht nur die Augenfarbe, die uns beide verbindet, sondern auch das voluminöse dunkelbraune, fast schwarz wirkende Haar, das mir weit über die Mitte meines Rückens reicht.

»Klingt gut, bin dabei.«

Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu den Rolltreppen, während wir uns über die bevorstehende Geburtstagsparty unterhalten, auf die sich Lucia mehr freut als ihr Freund Georg. Sie hat alles von vorne bis hinten geplant: die Ankunftszeit der Gäste, die Kosten für das zu bestellende Essen, die Partyspiele, der Zeitpunkt zum Auspacken der Geschenke und vieles mehr. Das ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, dass sie Eventmanagement studiert. Sie liebt es zu planen, die Kontrolle über das Geschehen zu haben und mit vielen Menschen in Kontakt zu treten. Es liegt in ihrer Natur, so wie die Mode meine Welt ist.

Mehrmals ertappe ich mich selbst dabei, wie ich die Kleidung der an uns vorbeigehenden Menschen eingehend mustere, während ich im Kopf eine Liste mit Dingen erstelle, die mir sowohl negativ als auch positiv auffallen. Das ist ein unheilbarer Tick von mir.

»Oddio, hast du die Frau mit der gestreiften Leggings gesehen? In Kombination mit diesem abscheulichen Oberteil macht sie einen wirklich bemitleidenden Eindruck«, sage ich leise und Empörung schwingt in meiner Stimme mit. Manche Leute wissen schlichtweg nicht, was gut für die Augen ist. Haben sie denn keinen Spiegel daheim, in dem sie ihr gesamtes Erscheinungsbild betrachten können? Haben sie eine verzerrte Wahrnehmung? Das ist beinahe schlimmer als die Fahrkunst des Typen, der meinen Mercedes beinahe zu Schrott verwandelt hat.

»Hör auf ständig zu kritisieren, das ist schlecht für dein Karma.«

»Dieser Anblick ist schlecht für mein Karma«, kontere ich schnaubend und folge meiner Schwester in den nächsten Bekleidungsladen. Hier tummeln sich weniger Menschen als in den anderen Läden, was sicherlich an den hohen Preisen liegt. Ein schlichtes Top kostet mehr als zwanzig Euro, ein Preis, für den nicht alle zu zahlen bereit sind. Die Marke allein ist hierfür verantwortlich, denn die darin enthaltenen Textilien sind alles andere als unbezahlbar, weshalb ich missbilligend das Gesicht verziehe. Nur die Kleider werden ihrem Preis gerecht, aber das rückt diese Marke dennoch nicht ins bessere Licht.

»Gehen wir lieber in einen anderen Laden, mir gefällt es hier nicht«, sage ich an meine Schwester gewandt, die wissend lächelt. Sie kennt mich gut genug, um erahnen zu können, warum ich den Ort wechseln möchte. Daher kann ich mir eine Erklärung sparen.

Kommentarlos hängt sie ein Etuikleid zurück und folgt mir anschließend nach draußen, wo wir uns dem letzten Geschäft nähern. Von außen macht es einen ganz netten Eindruck, also gehe ich mit einem guten Gefühl hinein.

Eine Viertelstunde später und um eine hautenge, hellblaue Jeans reicher, beschließt Lucia doch das Kleid zu kaufen, das wir zurückgelegt haben. Demnach müssen wir wieder ins Erdgeschoss fahren und da mir die Rolltreppen zu lästig sind, nehmen wir den Aufzug.

»Oh, mir fällt ein, dass ich dir etwas Tolles mitteilen muss«, verkündet meine Schwester gut gelaunt. »Wenn wir uns nachher hinsetzen, verrate ich dir, worum es geht. Bis dahin musst du dich gedulden.« Lucias Lächeln wird breiter, als sie meine zusammengezogenen Augenbrauen bemerkt, denn sie weiß, dass ich nicht der geduldigste Mensch bin. Und trotzdem spannt sie mich auf die Folter.

»Ein Tipp?«, hake ich dennoch nach, ernte allerdings ein entschiedenes Kopfschütteln.

Grummelnd halte ich meine Neugier zurück, als wir uns in das Desigual-Geschäft begeben, wo sie sich ihr zurückgelegtes Kleid holt und es sogleich kauft. Ihr Strahlen, als sie die Tüte entgegennimmt, erfreut mich zutiefst. Sie hat die richtige Entscheidung getroffen, so wie ich mit meiner neuen Jeans, die ich bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit anziehen werde. Neue Errungenschaften lasse ich nicht ewig im Schrank versauern, sondern ziehe sie regelmäßig an.

Sobald wir den Laden verlassen und der bunten Welt der Stoffe den Rücken kehren, werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr. Es ist bereits eine Stunde vergangen. Die Zeit verfliegt verdammt schnell. Ein nicht untypisches Phänomen, wenn ich auf einem Shoppingtrip bin - insbesondere in Begleitung vertrauter Menschen.

»Sollen wir ins Ciao Bella und dort etwas essen?«, schlägt Lucia vor.

Als ich bejahe, schnappt sie sich grinsend meine freie Hand und zerrt mich zu den Rolltreppen, da sich das kleine Restaurant im Untergeschoss befindet. Der Gedanke an das italienische Essen macht mir das leere Gefühl in meinem Magen überdeutlich bewusst. Ich hätte nichts gegen ein Stück Pizza oder einer leckeren Pasta einzuwenden. Geschmolzener Käse und schon läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

»Jetzt gib mir endlich einen Tipp! Was hast du mir zu sagen? Ich halte das nicht länger aus, vor allem nicht mit leerem Magen.«

Lucia rollt mit den Augen. »Du bist unmöglich, weißt du das?« Bedeutungsvoll Pause. »Es geht um die Imperial Five.«

Diese Boygroup, von der ich in letzter Zeit viel zu viel im Radio höre, die zahllose Zeitschriftencover zieren, Mädchen dazu bringen, ihr scheußliches Parfüm aufzutragen und die angeblich demnächst auf Tour gehen werden? Ich wüsste nicht, warum mich ihr Leben interessieren sollte, aber Lucia wird wohl ihre Gründe haben.

Nun bin ich erst recht neugierig.

2

Als ich einen Blick in die Menükarte werfe, höre ich mich selbst aufseufzen. Was soll ich aus all diesen leckeren Angeboten wählen? Pizza oder Pasta? Mit Meeresfrüchten oder nicht? Eine verflucht schwere Entscheidung, ganz besonders mit hungrigem Magen, der dazu bereit wäre, mehr als bloß eine Portion zu vertilgen.

Mit geschürzten Lippen bleibe ich an den verschiedenen Pastagerichten und schaue kurz zu meiner Schwester, die ebenso Entscheidungsschwierigkeiten zu haben scheint. Ihre in Falten gelegte Stirn spricht Bände.

Leider bleibt uns nicht genug Zeit zum Nachdenken, denn ein dunkelhaariger Mitarbeiter nähert sich unserem Tisch, um unsere Bestellung aufzunehmen. Er lächelt uns beide freundlich an und begrüßt uns auf Italienisch, ehe er gewohnheitsmäßig ins Deutsche wechselt.

Ich erwidere seine Begrüßung mit einem simplen Ciao und wähle spontan die Spaghetti alla Carbonara, weil ich plötzlich große Lust auf eine geballte Ladung Kalorien habe.

»Ich nehme dasselbe und ein Glas Wasser«, wählt Lucia letztendlich.

Der Mitarbeiter notiert sich die Bestellung und lässt uns beide wieder allein.

»Jetzt erzähl mir endlich, was los ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich irgendetwas interessiert, was mit der Gruppe zu tun hat. Es sei denn, es ist etwas zwischen Evanthia und Leander vorgefallen.« Bevor Lucia zu einer Antwort ansetzen kann, füge ich schnell hinzu: »Ich muss ihn doch nicht unter die Erde bringen, weil er ihr das Herz gebrochen hat, oder?«

Evanthia habe ich erst durch Lucia kennengelernt und sie sofort ins Herz geschlossen. Sie ist ein überaus süßes Mädchen, das sich nicht bewusst ist, wie hübsch es in Wahrheit ist. Allein ihr Kleidungsstil zeigte mir, welch geringes Selbstwertgefühl sie besitzt, aber aufgrund der Ereignisse, die sich letztes Jahr zugetragen haben sowie ihrer innigen Beziehung zu Leander, ist sie viel offener und selbstbewusster geworden. Manchmal erhalte ich Mails von ihr, in denen sie mich um Rat bittet, wenn sie mit einem Outfit unsicher ist, aber größtenteils erkundigt sie sich nach meinem Befinden und meiner Arbeit als Stylistin. Sie ist ein liebevoller Mensch.

Ich hoffe, dass Leander sie gut behandelt, wobei ich mir schwer etwas Gegenteiliges vorstellen kann. Ich weiß, dass die beiden als beste Freunde aufgewachsen sind und laut einigen Studien sind die daraus resultierenden Beziehungen standhaft und stabil - wie bei meiner Schwester und ihrem Georg.

»Na gut, na gut, ich verrate dir die guten Neuigkeiten. Ich will nicht, dass du mich in aller Öffentlichkeit erwürgst«, sagt Lucia breit grinsend und steigert damit meine Neugier ins Unermessliche. »Aber sei gewarnt, es wird dich umhauen.«

Es existieren nicht viele Dinge, die mich umhauen, weil ich ein ziemlich anspruchsvoller Mensch bin. Trotzdem passieren hin und wieder auch kleine Wunder. »Raus mit der Sprache!«

»Ich habe letztens mit Evanthia telefoniert und sie hat mir von der bevorstehenden Welttour der Jungs berichtet. Sie alle können es kaum erwarten, dass es losgeht, aber die Bombenneuigkeit kommt ja noch.« Lucia lehnt sich verschwörerisch dreinblickend über den Tisch näher zu mir, ihre Augen funkeln wie geschliffene Edelsteine. »Ihre Stylistin Jolene ist kurzfristig erkrankt. Wie es aussieht, wird sie für einige Monate ausfallen. Zurzeit suchen sie fieberhaft nach einem Ersatz, also hat Evanthia dich vorgeschlagen, weil sie dein Talent kennt. Leander hat das natürlich weitergegeben und jetzt rate, was dabei herausgekommen ist.«

Mein Herz setzt aus und schlägt mit doppelter Geschwindigkeit weiter. »Du, sie… Es besteht die Möglichkeit, dass ich mit diesen Kerlen auf Tour gehen darf?«

»O ja, wenn du mir hier und jetzt sagst, dass du das durchziehen willst, dann rufe ich heute noch Evanthia an, damit sie es weiterleiten kann. Also, was sagst du dazu?«

Lucias Augen beginnen zu strahlen, als sie meine Sprachlosigkeit bemerkt. Es kommt selten vor, dass ich schlagartig die Sprache verliere, doch diese Neuigkeit ist in der Tat bombastisch. Auch wenn ich nicht viel von dieser Boygroup halte, so ist das eine gute Chance, mein Können unter Beweis zu stellen und vielleicht den einen oder anderen Promi auf mich aufmerksam zu machen. Nicht zu vergessen, dass ich dabei die Welt erkunden und weitere Kontakte knüpfen kann, was für meinen Job unverzichtbar ist.

»Ich bin doch nicht dumm, natürlich bin ich dabei! Wann soll es losgehen? Mit wem muss ich in Kontakt treten? Was brauche ich überhaupt für die Reise?«, sprudelt es aus mir heraus, während mich ein heftiges Kribbeln packt. Am liebsten will ich aufspringen, nach Hause fahren und Pläne für das Styling der Jungs schmieden. Ich werde mich zwar zuvor mit ihrem Aussehen, ihren Maßen und ihrem Charakter befassen müssen, aber das ist das geringste Problem. Ich lebe für meinen Job und besitze eine sehr gute Menschenkenntnis - fünf berühmte Jungs bilden da keine Ausnahme.

»Das habe ich mir bereits gedacht. Ich rufe Evanthia heute Abend an und alles Weitere wird sie dir dann sagen. Oder jemand aus dem Team wird dich kontaktieren.«

»Dann hoffe ich mal, dass man mich annimmt, denn das ist eine Chance, die man nicht zweimal im Leben bekommt«, sage ich ernst und befinde mich geistig in einem Privatflugzeug, das mich von Land zu Land transportiert. Die Vorstellung, die Kultur und Trends ferner Länder näher kennenzulernen, beflügelt mich und verstärkt das Kribbeln, das bis in meine Zehen zu spüren ist. Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl hin und her.

»Gemma, tief durchatmen. Sie werden dich auf jeden Fall in ihr Team aufnehmen, denn du bist keine unbekannte Fashion Stylistin und hast einige tolle Referenzen vorzuzeigen. Außerdem sind die Jungs sehr nett und wenn auch nur einer von ihnen überzeugt ist, dass du all das mitbringst, was sie brauchen, werden sie jeden Verantwortlichen dazu überreden, dich mit an Bord zu nehmen. So hat es mir jedenfalls Evanthia gesagt«, versichert mir Lucia, die meine Ungeduld sofort bemerkt hat.

Augenblicklich fällt die Anspannung größtenteils von mir ab. Sie hat völlig recht. Ich bin keine Anfängerin in meinem Berufsfeld. Ich habe bisher tolle Jobs an Land gezogen, auf die ich sehr stolz bin und deren Ergebnisse ich auf meiner Website präsentiere. Somit gebe ich den Leuten zu verstehen, dass wenn sie meine Dienste in Anspruch nehmen, Qualität und höchste Professionalität erwarten können. Mein Image ist mir nämlich äußerst wichtig, denn die Konkurrenz in dieser Branche ist verdammt hart. Dennoch habe ich mich bislang gut durchgesetzt, Fuß gefasst und einen treuen Kundenstamm aufgebaut, mit dem ich stets gut arbeiten kann.

»Jetzt weiß ich, was ich nachher tun werde, wenn ich daheim bin. Erst einmal alle Mails bearbeiten und dann in die Informationsflut der Medien eintauchen, um mehr über die Gruppe zu erfahren. Wobei… Ich könnte auch Evanthia fragen, sie kennt die Jungs persönlich.«

»Wenn du mit Evanthia sprechen möchtest, kannst du ihr gleich selbst sagen, dass du mit auf Tournee gehen möchtest. Ich wollte sie später um halb vier anrufen«, teilt mir meine Schwester mit und unterbricht den Blickkontakt, weil unser Essen gebracht wird.

Wir bedanken uns für die herrlich duftende Pasta, die in einer tränenförmigen, weißen Schüssel serviert wird und ich nehme Gabel und Löffel zur Hand. Beim Anblick der heißen Sahnesauce läuft mir das Wasser im Mund zusammen, daher verschwende ich keine Zeit mehr, lade eine Portion auf meine Gabel und probiere einen Bissen.

Ich stöhne genussvoll auf. »Gut, ich rufe sie an... Mmh, o ja, das schmeckt so gut«, nuschele ich mit halb vollem Mund und schlucke. Mein Magen freut sich über die köstliche Nahrung.

»Kommst du morgen eigentlich zum Familienabendessen? Mama hat vor, Tiramisu zu machen und diesmal wird es als Hauptspeise keine Pizza geben. Zum Glück! Ich kann keine mehr sehen. Erst an Georgs Geburtstag esse ich wieder eine.«

»Natürlich komme ich vorbei, sonst macht unser Vater Telefonterror und so stur wie er ist, wird er erst damit aufhören, wenn ich meinen Arsch aus der Wohnung bewege«, bemerke ich mit einem schiefen Grinsen.

»Wem sagst du das? Vorgestern war ich zu faul, um in der Pizzeria auszuhelfen und er hat Sergio geschickt, damit er mich dorthin schleppt«, meint Lucia augenrollend, woraufhin ich ein amüsiertes Lachen ausstoße.

In dieser Geschichte tut mir unser Bruder Sergio am meisten leid, denn trotz seinen 26 Jahren schafft er es nicht, seinem Vater einen Gefallen abzuschlagen. Er ist Papas einziger Sohnemann, was man deutlich merkt, wenn sich die Familie zusammenfindet, um Neuigkeiten auszutauschen. Dann ist Sergio das Zentrum der Aufmerksamkeit. Lucia, Marilena und ich nehmen ihm das überhaupt nicht übel, da es sehr anstrengend sein kann, der Liebling der gesamten Familie zu sein. Ständig wird man irgendetwas gefragt, was mich persönlich auf Dauer extrem nerven würde. Außerdem wird unser lieber Bruder bald heiraten. Dadurch hat er das Scheinwerferlicht noch stärker auf sich selbst gerichtet. Trotzdem freuen wir uns alle über diese wunderschöne Heirat zwischen ihm und seiner Verlobten Ariana. Sie ist eine sehr sanfte Persönlichkeit, ein wahrer Glücksgriff, weshalb niemand ein Problem mit ihr hat. Und das geschieht nicht oft in der Familie Orsini, weil es meistens immer eine Gegenpartei gibt, die einer bestimmten Sache nicht zustimmt - Ariana ist daher ein Sonderfall.

»Apropos Sergio, wie geht es ihm eigentlich? Seit dem letzten Familienabendessen vor einer Woche habe ich ihn nicht mehr gesehen. Geschrieben haben wir auch nicht.«

Lucia zuckt ahnungslos mit den Schultern. »Keine Ahnung, er hat mit den Hochzeitsvorbereitungen und seiner Masterthesis genug zu tun. Daher wundert es mich nicht, dass wir ihn kaum erreichen.«

»Ach stimmt ja, dass er im letzten Jahr seines Masterstudiums ist, habe ich vollkommen vergessen. Mal sehen, was er morgen zu erzählen hat«, erwidere ich kauend und schlucke den letzten Bissen hinunter, ehe ich nach meinem Glas Wasser greife und zwei Schlucke trinke. Die Spaghetti Carbonara hat herrlich geschmeckt, so wie immer. Aus diesem Grund verdient der Mitarbeiter ein ordentliches Trinkgeld, wofür er sich mit einem breiten Lächeln bedankt, als er eine Viertelstunde später auftaucht, um die Teller abzuräumen.

Mein Blick schweift zu Lucia, die ihr Handy hervorgeholt hat und höchstwahrscheinlich mit Georg schreibt, weil sie wie gebannt aufs Display starrt. Wenn er schreibt, kann nichts und niemand sie aus ihrer Konzentration reißen - ich aber schon.

Schmunzelnd lehne ich mich über den Tisch und schnipse energisch vor ihrem Gesicht, sodass sie gezwungen ist aufzuschauen. Eine tiefe Falte gräbt sich in die Mitte ihrer Stirn, als sie mich ansieht.

»Pack das Handy weg und lass uns einen kleinen Spaziergang machen. Ich muss nachher schnell nach Hause und all die Arbeiten erledigen, die sich in meinem Postfach gestaut haben.«

»Gemma..., es würde dir nicht schaden, hin und wieder mit anderen Leuten auszugehen, anstatt dich in deiner Arbeit zu vergraben«, entgegnet meine Schwester mit hochgezogener Augenbraue, während sie ihr Smartphone zurück in ihre Handtasche steckt. Ich weiß, dass sie es gut meint, aber überzeugen wird sie mich nicht. Meine Arbeit geht vor.

»Jaja, jetzt steh auf und lass uns gehen«, sage ich ungerührt.

Ich nehme meine Einkaufstüte in die eine Hand, streiche mit der anderen mein Haar nach hinten und verlasse gemeinsam mit Lucia den köstlich duftenden Laden. Mit Spaziergang ist nichts anderes als eine weitere Shopping-Sichtungsrunde gemeint. Manchmal übersieht man das ein oder andere schöne Kleidungsstück, das zuvor nicht ins Auge gefallen ist, beim zweiten Mal jedoch einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt. Zwar ist mein Kleiderschrank gut gefüllt, aber als Frau kann man sowieso nicht genug Klamotten besitzen.

Es vergeht eine weitere Stunde, in der meine Schwester und ich die Geschäfte unsicher machen, ein paar kleine Accessoires kaufen, ein Eis zur Erfrischung des Gaumens essen und uns schließlich nahe der Aufzüge mit einem Wangenkuss voneinander verabschieden. Ich verspreche ihr, sie wegen der Tour auf dem Laufenden zu halten und hebe zum Abschied die Hand.

Erst als ich sie in der Menschenmenge aus den Augen verliere, drücke ich auf den Rufknopf für den Aufzug, der nicht lange auf sich warten lässt.

Zusammen mit einem jungen Pärchen steige ich ein. Ihren babyweichen Wangen, den kindlichen Rundungen ihrer Gesichter und der scheinbar ach so tollen trendigen Kleidung zu urteilen, handelt es sich um Minderjährige, die keine Ahnung vom wahren Leben haben. Ich muss mich schwer beherrschen, keine Miene zu verziehen. Als ich in ihrem Alter war, haben mich nur Puppen, Kuscheltiere und die Törtchen meiner Mutter interessiert. Jungs? Die waren pfui.

Schwer seufzend wende ich den Blick ab, als sie auf ekelerregende Weise miteinander zu knutschen beginnen und stoße innerlich ein lautes Danke aus, als wir die Tiefgarage erreichen. Kommentarlos schiebe ich mich an den beiden vorbei. Länger ertrage ich dieses Schmatzen nicht, sonst muss ich kotzen.

Kaum bin ich bei meinem Baby auf vier Rädern, verfrachte ich meine Jeansjacke mitsamt meinen Einkaufstaschen auf den Beifahrersitz und setze mich hinters Lenkrad. Ich starte den Motor, ein leises Schnurren erklingt und erinnert mich daran, warum ich dieses Auto liebe.

Da ich im Rückspiegel keine Idioten vorfinde, die zu dumm zum Warten sind, fahre ich rückwärts aus der Parklücke heraus und halte das Parkticket mit meinen zusammengepressten Lippen fest. Die Ausfahrt ist leicht zu finden, es dauert keine Minute, da passiere ich schon die geöffnete Schranke und fädele mich in den geschäftigen Verkehr ein.

Auf in das Chaos der Straßen!

Eine halbe Stunde später biege ich in die Einfahrt zu den Bewohnerparkplätzen ein, um die sich die mehrstöckigen Gebäude in den Himmel erheben. Da jeder seinen eigenen privaten Parkplatz besitzt, brauche ich keinen zu suchen und halte vor einem kleinen Schild mit meinem Nachnamen darauf an. Der Motor verstummt.

Mit der einen Hand öffne ich die Tür, während ich mir mit der anderen Tüten und Jacke schnappe und damit aussteige. Zurück bleibt der Neuwagengeruch.

Anschließend verriegele ich im Gehen per Funkfernbedienung den Wagen und umrunde die hüfthohen Büsche, die den befahrbaren Bereich von den Gehwegen abgrenzen und somit als Absperrung dienen. Das Grün sollte demnächst geschnitten werden, da einzelne kleine Zweige abstehen, aber da ich nicht dafür zuständig bin, verlasse ich mich darauf, dass sich irgendjemand darum kümmert. Immerhin lege ich hohen Wert auf Ästhetik und seien es auch nur Büsche, das Gesamtbild muss einfach stimmen.

Als ich den Hauseingang erreiche, fische ich meinen Schlüssel aus der Handtasche und werfe einen kurzen Blick in meinen Briefkasten, der zum Glück leer ist. Ich gehöre zu den Menschen, die keine Werbung dulden, weil ich dann immer das ganze Zeug entsorgen muss und dafür fehlt mir schlichtweg die Motivation. Daher erhalte ich nur wichtige Post, darunter auch meine Fashionzeitschriften, die ich abonniert habe. Insgesamt sind es vier: Vogue, Harper’s BAZAAR, Elle und Allure. Leider erhalte ich sie alle erst gegen Ende des Monats und heute haben wir erst den neunzehnten Februar. Warten ist echt nicht meine Stärke.

Mit der Schulter drücke ich die schwere Tür auf und begegne meiner Nachbarin, die mit ihrer Dackelhündin Elly die Treppen herunterkommt. Als sie mich erblickt, verzieht sich ihr Mund zu einem breiten Lächeln und die vielen kleinen Fältchen um ihre Augenwinkel treten deutlich hervor. Elly bellt grüßend, ihr Schwanz wedelt freudig hin und her.

»Hallo Frau Bauer, wie geht es Ihnen heute?«, erkundige ich mich freundlich und beuge mich vor, um dem hechelnden Hund über den Kopf zu streicheln. Ich habe eine Schwäche für Tiere, vor allem für Hunde, Katzen und Kaninchen. Sie sind viel zu süß, um nicht in sie vernarrt zu sein.

»Sehr gut, danke der Nachfrage. Elly und ich gehen jetzt ein wenig spazieren, sie braucht Bewegung und ich auch. Wenn du willst, kann ich dir nachher meine selbstgemachten Kekse vorbeibringen. Ich habe mal wieder zu viele gemacht.«

Ihre warmen braunen Augen und die Aussicht auf ihre leckeren Kekse erweichen mein Herz, daher nicke ich. Selbstverständlich weiß ich, dass sie absichtlich mehr backt, als sie und ihre Kinder, die sie manchmal besuchen kommen, verdrücken können, doch genau das macht sie so sympathisch. Sowieso habe ich größten Respekt vor älteren Menschen, es sei denn sie setzen sich hinters Steuer. Dann kann ich nur schwer Verständnis aufbringen.

»Da ich den restlichen Tag von zu Hause aus arbeite, können Sie jederzeit vorbeikommen«, sage ich noch, als ich mit dem Streicheln ihres Hundes aufhöre und mich aufrichte.

Frau Bauer freut sich sichtlich über mein Ja und bedankt sich lächelnd. Ich halte ihr die Tür auf, damit sie mit Elly ins Freie treten kann. Anschließend nehme ich die Treppen nach oben, da meine Wohnung praktischerweise im ersten Stock liegt und ich in den allermeisten Fällen auf den Aufzug verzichten kann. Ich bin nur dann darauf angewiesen, wenn ich viel zu tragen habe oder etwas Schweres transportiert werden muss - wie letztens mein neuer LCD Fernseher Curved.

Gut gelaunt betrete ich mein Reich und ziehe sogleich meine Schuhe aus, die ich dann zu den anderen auf die Schuhablage stelle. Die Jacke hänge ich direkt neben dem kleinen, eiförmigen Spiegel, in dem ich mich immer betrachte, bevor ich die Wohnung verlasse. Mein letzter Checkpoint für Frisur und Make-Up.

Die Tüten mit meinen Einkäufen bringe ich daraufhin ins Schlafzimmer, das neben dem Wohnzimmer liegt und durch einen offen gehaltenen Torbogen markiert wird. Da ich allein lebe, brauche ich keine Tür zum Schließen und so erspare ich mir das Erzittern der Wände, wenn man mal aus Wut die Tür laut zuknallt. In meiner Wohnung herrscht grundsätzlich Ruhe, außer ich feiere eine Party - was nicht allzu oft passiert, - oder ich drehe die Musik laut auf, um extreme Langeweile zu vertreiben. Die restliche Zeit verbringe ich mit Arbeiten, Lesen, Entwürfe zeichnen und Fotografieren. Eigentlich nichts Aufregendes, aber dennoch lebenserfüllend, zeitaufwendig und entspannend. Für mich jedenfalls.

Mit einem Rascheln landen die Tüten auf die meeresblauen Decken meines Doppelbettes, das gegenüber einem großen Fenster mit weißen Flächengardinen steht. Im Moment dringt nur ein wenig Sonnenlicht ins Zimmerinnere, aber es reicht völlig aus, um meine neuen Sachen in den Kleiderschrank zu legen, der die komplette linke Wand einnimmt. Ein Monstrum aus Pinienholz. Ich drücke die milchweiße Schiebetür zur Seite, falte die einzelnen Kleidungsstücke sorgfältig zusammen und lege sie auf den Stapel ungewaschener Klamotten, den ich oftmals Ende der Woche in die Waschmaschine stopfe. Aktuell ist der Stapel relativ klein, da ich in letzter Zeit nicht viel shoppen war, doch das ändert sich demnächst, wenn ich für die Tour packen soll.

Als mir dieser Gedanke kommt, fällt mein Blick auf meine Armbanduhr. Weitere drei Stunden trennen mich vom Gespräch mit Evanthia. Viel zu viel Zeit, die ich mit Warten verbringen muss. Aus diesem Grund beschließe ich mit dem Beantworten meiner Mails anzufangen. Dazu brauche ich allerdings meinen Laptop, der sich wie gewohnt im Stauraum meines Couchtisches befindet.

Mit dem Handy in der Hand begebe ich mich zurück ins Wohnzimmer. Meine Schritte erklingen gedämpft, als ich über den flauschigen, beigefarbenen Teppich laufe und mich auf die äußerste Kante des Ecksofas niederlasse. Ich ziehe die schwarze Tischplatte zur Seite, nehme meinen silbernen Laptop in die Hand und platziere diesen auf meinen Schoß.

Wenig später logge ich mich in meinen E-Mail-Account ein und staune nicht schlecht, als mir die zwanzig ungelesenen Nachrichten ins Auge springen; allesamt Anfragen für verschiedene Dienstleistungen, die ich anbiete. Ich öffne eine Mail nach der anderen, lese mir den Inhalt durch, während ich nebenbei wichtige Termine in meinen Kalender eintrage. Im Vergleich zu den Folgemonaten habe ich den restlichen Februar quasi frei, wobei ich schon bald einen Auftrag einreichen muss; ein Fashion Lookbook für eine italienische Modeagentur. Dank meiner sprachlichen Kenntnisse ergattere ich hin und wieder einen tollen Auslandsjob, der meistens sehr viel Geld einbringt und mir zudem neue Türen öffnet, wenn ich für meine positiven Leistungen weiterempfohlen werde. Dadurch komme ich meinem Traum, weltbekannte Fashion Stylistin zu werden Stück für Stück näher.

Seit Jahren feile ich unentwegt an meiner Karriere, schufte hart wie ein Minenarbeiter und baue mein Kommunikationsnetz aus. Bisher hat sich meine harte Arbeit auf jeden Fall gelohnt, sodass ich fast jeden Tag mit einem befriedigten Gefühl ins Bett gehe. Das hier erfüllt mich, macht mich zu dem Menschen, den ich mit meinen eigenen Händen geformt habe. Nicht zu vergessen, dass mich meine Familie in allen Situationen voll und ganz unterstützt hat, wofür ich ihnen heute noch dankbar bin. Die, die mich nicht wirklich kennen, glauben, ich sei ein unverbesserlicher Workaholic, obwohl mir meine Großfamilie sehr am Herzen liegt. Wenn ich sie nicht hätte, wäre ich nicht annähernd so erfolgreich.

Lächelnd betrachte ich den Desktophintergrund, der eben diese wertvollen Menschen zeigt. Alle strahlen, ihre Augen funkeln glücklich. Arm in Arm stehen wir nebeneinander, Oma und Opa mit den Jüngeren in der vorderen und die restliche Truppe in der hinteren Reihe. Liebe, Zusammenhalt und blindes Vertrauen, das bedeutet meine Familie für mich.

Und um sie weiterhin mit Stolz zu erfüllen, widme ich mich wieder meinen Aufgaben und höre erst auf, als es an der Tür klingelt. Ich vermute, dass es Frau Bauer ist, denn ihre Spaziergänge dauern maximal eine Stunde, in sehr wenigen Fällen eine halbe. Elly lässt sie dann immer bei sich in der Wohnung zurück, denn auch wenn ich sehr tierlieb bin, möchte ich nicht, dass es hier nach Hund riecht.

Voller Vorfreude auf die leckeren Kekse der älteren Dame erhebe ich mich und stelle den Laptop auf dem Couchtisch ab, ehe ich in den Flur eile und zum wiederholten Male auf meine Armbanduhr schaue. Noch eine Stunde. Das reicht, um mit Frau Bauer nett zu plaudern und anschließend Evanthia anzurufen. Ich will diesen Job haben!

3

Wie erwartet, ist Frau Bauer nur für eine Stunde geblieben. In dieser Zeit hat sie mir Geschichten aus ihrer Jugend erzählt, sich über die Nachbarn, die direkt über ihr wohnen und abends sehr laut sind, beschwert und mir oberflächliche Fragen zu meiner Familie gestellt. Sie ist eine sehr liebe Frau, jemand, den man gern um sich hat. Außerdem ist sie die einzige Nachbarin, die mir hin und wieder einen Besuch abstattet und die mehr als nur ein Hallo und Tschüss in petto hat. Allen anderen begegne ich ausschließlich flüchtig, womit ich bestens klarkomme, weil ich mich nicht für sie interessiere.

Im Moment will ich aber endlich den Anruf tätigen, der entscheidend für meine Zukunft ist. Deshalb verplempere ich nicht noch mehr Zeit mit Herumstehen, sondern hole mein mobiles Festnetztelefon, das auf der Kommode im Flur steht. Anschließend wähle ich Evanthias Nummer, die in meinen Kontakten eingespeichert ist und warte, bis die Anrufleitung aktiv ist.

Es klickt und eine männliche Stimme ertönt. »Hier ist Philipp.«

Philipp..., ah ja, Evanthias Bruder. »Hey, ich bin’s Gemma. Ist Evanthia da? Ich muss sie dringend sprechen.«

»Ja, Schwesterherz ist hier, warte, ich gebe sie dir.« Zunächst herrscht Stille, dann ein genervtes Aufstöhnen. »Du telefonierst jeden verdammten Tag mit Leander, er wird schon nicht umkommen, wenn du jetzt das Gespräch beendest. Gemma ist in der Leitung, also leg auf.«

Ich muss leise lachen. Dass Evanthia in ihren Freund vernarrt ist, geradezu süchtig nach ihm ist, überrascht niemanden. Ihre Liebesgeschichte ist genauso süß wie die meiner Schwester und Georg. Beste Freunde, deren Herzen laut nacheinander gerufen haben. Welch ein Glück für beide Paare, dass sie dasselbe füreinander empfinden, sonst hätte das höchstwahrscheinlich das Ende ihrer wertvollen Freundschaft bedeutet. Anscheinend gibt es auch Happy Ends im Leben, jedoch muss man dafür extrem viel Glück haben. Einen Schutzengel, der nicht bei jeder Entscheidung die Augen rollt, sich mit der Hand gegen die Stirn klatscht und frustriert davonfliegt; meiner macht das bestimmt sehr oft.

»Hey Gemma, wie geht‘s dir? Du rufst wegen des Jobs an, stimmt‘s?«, reißt mich Evanthia mit ihrer weichen Stimme aus den Gedanken.

»Mir geht es sehr gut, und dir? Und ja, genau deswegen rufe ich an.«

Ich kann hören, wie Evanthia eine Schublade aufschiebt und darin zu kramen beginnt. »Ach, heute hatte ich sechs Stunden Vorlesung, absolut langweilig und überhaupt nicht hilfreich. Aber es geht jetzt um dich, deshalb komme ich gleich zur Sache... Bist du dabei?«

»Das fragst du noch? Natürlich will ich den Job.«

»Sehr gut«, meint sie erfreut. »Du hast bestimmt mitgekriegt, dass ich eben mit Leander telefoniert habe. Wir haben unter anderem über die Tour gesprochen, genauer gesagt wegen ihrer kranken Stylistin Jolene. Es steht absolut fest, dass sie komplett ausfällt. Daher stehen die Chancen ziemlich gut, dass man dich nimmt. Du müsstest bloß den Tourmanager Rover Daniels anrufen. Ich kenne zwar seine Handynummer nicht, dafür kannst du ihn aber sicherlich im Büro erreichen«, erzählt sie mir ohne Punkt und Komma, als sie auch schon die Nummer runterrattert, die ich mir sogleich auf einen Notizzettel notiere. Am liebsten würde ich jetzt auflegen, um diesen Kerl zu kontaktieren, aber da ich kein unhöfliches Monster bin, höre ich ihr weiterhin zu.

»Ich freue mich sehr für dich, dass du mit den Jungs mitreisen willst. Die sind alle total nett, witzig und man kann sich stets auf sie verlassen. Ich bin mir sicher, dass du dich in ihrer Nähe sehr wohlfühlen wirst. Außerdem hast du einen ausgezeichneten Geschmack, weshalb ich mir keine Sorgen machen muss, dass du Leander in ein hässliches Outfit steckst. Es sei denn, er hätte es verdient, dann ist das verhandelbar.« Als ihr belustigtes Lachen ertönt, stimme ich mit ein.

Normalerweise kommt es für mich nicht infrage, den Kunden absichtlich unpassend zu kleiden, bloß, weil ich ein Problem mit ihm habe. Allerdings bin ich gut genug in meinem Job, um wenigstens ein Accessoire ins Gesamtbild einzuschmuggeln, das für Klatsch sorgen könnte. Wie gesagt, ich bin nicht durch und durch ein Monster, doch wenn man mein italienisches Temperament herausfordert, wird kompromisslos mit Feuer gekämpft. Ich gebe nie klein bei, sondern fahre auch gern meine Krallen aus. Und die haben es in sich, weil ich sie regelmäßig feile, damit sie nicht ihre schöne Form verlieren.

»Dass du nur Gutes zu bezeugen hast, wundert mich nicht. Ich werde aber bei null anfangen, mir selbst ein Bild von jedem einzelnen machen. So bleibe ich professionell und kann besser arbeiten. Deshalb recherchiere ich nachher über die fünf Bubis, damit ich weiß, auf was ich mich einlasse.«

»Du wirst die Zeit mit ihnen lieben, darauf gebe ich dir mein Wort. Nicht zu vergessen, dass sie alle zum Anbeißen sind. Ein Fest für die Augen«, versichert mir Evanthia und entlockt mir damit ein schiefes Grinsen.

Auch wenn ich nicht viel über die Gruppe weiß, lediglich einige ihrer bekanntesten Lieder kenne, weil mich das Radio damit nicht verschont, habe ich oftmals junge Mädchen beim Schwärmen erwischt. Sie sind überall dort, wo es etwas von den Imperial Five zu kaufen gibt. Wie verrückte Exfrauen, die die kranke Angewohnheit haben, jeden Schritt zu bewachen und sich nichts entgehen zu lassen.

»Naja, ich habe mit etlichen gutaussehenden Kunden gearbeitet. Models, Schauspieler, aufsteigende Musiker und verwöhnte Gören reicher Daddys. Auch wenn ich das Äußere pflege, achte ich eher auf den Charakter, denn egal wie schön das Kleid aussehen mag, es versteckt nicht die schlechten Absichten eines Menschen.«

»Vielleicht solltest du Fallanalytikerin werden, wenn du die Menschen so gut durchschauen kannst«, wirft meine Gesprächspartnerin ein.

»Lieber nicht, ich habe nicht die Geduld mit schweigsamen Personen in einem Raum zu hocken und darauf zu warten, dass sie endlich gestehen. Foltern ist ja leider verboten.« Letzteres ist natürlich ein Scherz, das mit der Geduld allerdings nicht. Allein die Vorstellung mit einem Mörder in einem Raum zu sein, der es nicht für nötig hält, den Ort der verscharrten Leiche preiszugeben, weckt unbändige Wut in mir. Wie können die Beamten in solch einer Situation ruhig bleiben? Ich hätte ihm schon längst die Zähne mit einer Zange gezogen. Oder ihn kastriert.

»Na gut, dann bleib lieber Stylistin, so kommt niemand zu Schaden«

Ich lache. »Mit mir ist es immer gefährlich, außer ich kann die Person gut leiden.« Evanthia gehört beispielsweise dazu. Man müsste herzlos sein, um ihr absichtlich weh zu tun, denn sie ist ein harmoniebedürftiger Mensch.

Rein aus Gewohnheit fällt mein Blick auf die silbern umrahmte Wanduhr im Wohnzimmer, als ich mich auf die Couch setze; das Telefon weiterhin ans Ohr gedrückt. Allmählich werde ich unruhig, weil ich dringend den Tourmanager anrufen will. Wie lange arbeitet er? Macht er bald Feierabend? Werde ich ihn heute überhaupt erreichen?

»Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt auflegen und diesen Daniels anrufen. Wäre das okay?«

»O ja, natürlich. Ich hoffe, dass du ihn noch erreichst. Probier’s einfach. Und falls er nicht da ist, kannst du es morgen wieder versuchen.«

Genau das möchte ich eben vermeiden. Ich will das Gespräch schnellstens hinter mich bringen, um dann mit der Recherche und der Planung zu beginnen. Nicht morgen und auch nicht übermorgen. Daher wünsche ich Evanthia zum Abschied einen angenehmen Tag, lege auf und wähle sogleich die niedergeschriebene Nummer. Aufgeregt bin ich jedenfalls nicht, jedoch ein wenig zappelig. Immerhin ist das eine verdammt große Sache. Es kribbelt bereits in meinen Fingern, wenn ich daran denke, die ganze Welt zu bereisen, neue Menschen kennenzulernen und Inspiration zu finden. Ein Abenteuer, das ganz laut nach mir ruft.

Es knistert in der Leitung, ein eigenartiges Tuten erklingt. »Ciao. Mit wem habe ich das Vergnügen?«

Verwirrung malt sich in mein Gesicht. Das klingt ganz und gar nicht nach einem Rover Daniels, eher nach einem Italiener mit einer höchst erotischen Stimme. Wieso mir ausgerechnet dieses Adjektiv in den Kopf schießt, ist mir unerklärlich.

Ich räuspere mich. »Gemma Orsini. Ich rufe wegen des Stylistinnen-Jobs an. Sie sind nicht zufällig Mr. Daniels?«, antworte ich immer noch irritiert, während ich eine Strähne meines Haares um meinen Zeigefinger wickle. Ein Kaugummi wäre jetzt nicht schlecht. Das entspannt mich.

»Nein, bin ich nicht. Mr. Daniels ist vor einer halben Stunde wegen eines kurzfristigen Notfalls gegangen, also übernehme ich in der Zwischenzeit seine Aufgaben. Sie sind daran interessiert, unsere Stylistin Jolene zu ersetzen?«

»Ja, das bin ich«, sage ich mit fester Stimme. »Ich kann Ihnen versichern, dass ich für jedes Team ein Gewinn bin. Wenn Sie sich vergewissern wollen, ob das auch wirklich stimmt, können Sie gerne meine Website besuchen und sich mein Portfolio anschauen«, erzähle ich ihm vollends von mir selbst überzeugt. Dabei verändere ich meine Sitzposition, um es mir gemütlicher zu machen.

Ich höre ein leises Lachen, dann ein Papierrascheln. »Sowohl Evanthia als auch Leander haben mir nur Gutes über Sie erzählt und ich vertraue ihrer Meinung. Sie sind Lucias Schwester, nicht wahr?«

Nun bin ich neugierig geworden. Wer ist der Kerl? Ein Assistent? Irgendein Teammitglied? Seine Stimme ist dermaßen angenehm, dass er ein Telefonbuch vorlesen und mich damit sogar in den Bann ziehen könnte. So etwas passiert mir zum ersten Mal. Außerdem weiß er mehr über mich als ich über ihn und dieses ungleiche Machtgefüge stört mich.

»Lucia ist meine kleine Schwester, das stimmt. Sie haben sich aber noch gar nicht vorgestellt, wie ist Ihr Name?«

»Oh, tut mir leid, ich bin Sireno Gaetano, Mitglied der Imperial Five«, antwortet er prompt und wirft mich für einen Sekundenbruchteil aus der Bahn. Sireno? Der Sireno? Wieso kümmert er sich um die Aufgaben seines Tourmanagers? Müsste er sich nicht mental und körperlich auf die Welttournee vorbereiten?

Ich versuche mir sein Gesicht in Erinnerung zu rufen, jedoch herrscht gähnende Leere in meinem Kopf. Ich weiß nur, dass er Italiener ist, nicht mehr und nicht weniger. Hinzu kommt seine melodiöse Stimme, die mich aus meinen wirren Gedanken holt.

»Gemma?«, höre ich ihn wiederholt fragen, woraufhin sich ein Kribbeln in meinem Nacken bemerkbar macht. Warum zum Teufel klingt mein Name wie eine Sünde, wenn er ihn ausspricht? Wie eine Einladung, die man nicht ausschlagen sollte? Das ist doch nicht normal... nicht für mich.

»Tut mir leid, ich wurde kurz abgelenkt«, sage ich schnell. »Wann erfahre ich, ob ich den Job übernehmen kann? Muss ich persönlich erscheinen?«, füge ich interessiert hinzu.

Diesmal ist er es, der sich mit einer Antwort Zeit lässt und ich frage mich, ob er das mit Absicht macht. »Ich denke, dass nichts dagegenspricht, Sie ins Team zu holen. Wenn ich mir Ihre Website anschaue, inklusive des überaus ansprechenden Portfolios, wären Sie tatsächlich ein Gewinn für uns. Ich kläre das nachher mit Rover, er wird bestimmt derselben Meinung sein. Eine Sache sollten wir allerdings vorab klären.«

Es entsteht eine bedeutungsvolle Pause. »Und die wäre?«, frage ich leicht ungeduldig.

»Kein Siezen mehr, wir sind ab jetzt per du. Da wir höchstwahrscheinlich ein halbes Jahr lang auf Tour sein werden, wäre es besser, wenn wir heute schon mit einem kameradschaftlichen Umgang beginnen. Okay?«

Mich beschleicht das Gefühl, dass ihn etwas an dieser Unterhaltung amüsiert. Es ist, als könnte ich das Lächeln hinter jedes seiner Worte hören. Macht er sich in irgendeiner Art und Weise lustig über mich? Oder beschäftigt er sich während unseres Gesprächs mit irgendetwas anderem?

»Ich habe kein Problem damit. Dann fühle ich mich nicht älter als ich eigentlich bin«, erwidere ich leicht angesäuert, obwohl ich keine Ahnung habe, warum er mich auf die Palme bringt. Möglicherweise liegt es daran, dass ich bislang nichts Richtiges gegessen habe. Mittlerweile herrscht später Abend und die Spaghetti Carbonara ist längst verdaut.

»Und wie alt bist du, wenn ich fragen darf?« Diesmal klingt er nicht mehr belustigt, sondern vielmehr interessiert. Neugierig. Ich verspüre keine Lust, Smalltalk zu führen, gebe aber unserem Gespräch maximal zehn Minuten. Fürs Kennenlernen werden wir genug Zeit haben, wenn ich die Bestätigung für den Job erhalte und wir anschließend quer durch die Welt reisen.

»Dreiundzwanzig«, antworte ich knapp. Dass mich sieben Jahre von der Zahl dreißig trennen, brauche ich nicht zu erwähnen. Ich denke ungern daran.

»Hm, ich habe dich für älter gehalten. Deine Stimme klingt ziemlich reif und erwachsen, aber schön, dass du in unserem Alter bist. Das bringt frischen Wind in die Gruppe.«

Wie kann es sein, dass ich mich gleichzeitig beleidigt und geschmeichelt fühle? Aufgrund meiner Stimme älter eingeschätzt zu werden, ist kein tolles Gefühl. Wie klinge ich denn? Wie eine griesgrämige Hexe, die naive Kinder in ihren Ofen stopft? Für diesen unsinnigen Gedanken könnte ich mich selbst ohrfeigen. Der Kerl hat mich noch nie in seinem Leben vor Augen gehabt, also kann er behaupten, was er will. Außerdem hat er es sicherlich nicht böse gemeint, sondern seine eigenen Schlüsse gezogen. Das hoffe ich für ihn.

»Tja, für frischen Wind werde ich definitiv sorgen, immerhin liegt es in meiner Hand, was ihr trägt. Da du aber Italiener bist, nehme ich mal an, dass du einen guten Geschmack besitzt, sonst wäre ich zutiefst erschüttert.«

Als er daraufhin loslacht, zucke ich leicht zusammen. Nicht, weil er mich erschreckt hat. Dieses Lachen ist so... rein. Genauso hört sich seine Stimme an. Makellos, glatt, einfach perfekt. Nie zuvor habe ich das von einer fremden Person gedacht. Der Grad meiner Verwirrung über mich selbst erreicht ein neues Level.

»Keine Sorge. Ich bin sowohl mit Dolce als auch mit Gabbana vertraut. Ahanu kann deine professionelle Hilfe gut gebrauchen, aber Aidan wird dir womöglich Stress bereiten, denn er kann ziemlich stur sein. Moreno ist ein lässiger Typ, also kein Problemkind und Leander und ich wissen ganz gut, wie wir uns vorteilhaft präsentieren können. Aber ich denke, dass du genug Erfahrung hast, um dir selbst ein Bild zu machen. Dein Portfolio ist der absolute Wahnsinn. Wieso hört man nicht in Zeitschriften und Foren von dir?«

Also jetzt fühle ich mich geschmeichelt. Mich zu fragen, warum ich nicht bekannter sei, puscht mein Ego ungemein und meine Sympathie für den Kerl wächst wieder. »Nun ja, der Wettbewerb ist echt hart. Man muss sich ständig beweisen, gute Kontakte knüpfen und sich stets weiterbilden. Einfach ist der Job jedenfalls nicht«, seufze ich schwer, muss aber gleich darauf breit lächeln.

»Trotzdem ist es genau das, was ich auch in Zukunft machen will. Man lernt so viele tolle Menschen kennen und nun habe ich sogar die Möglichkeit, die Welt zu bereisen. Da vergisst man schnell die harte Arbeit.«

»Du hast passione, man hört dir das deutlich an. Du scheinst eine bemerkenswerte Person zu sein. Ich freue mich darauf, dich bald näher kennenzulernen«, sagt er mit einem undefinierbaren Ton in der Stimme, der mich aus unerklärlichem Grund erschaudern lässt. Allein sein italienischer Akzent löst ein eigenartiges Kribbeln im Unterleib aus und das überrascht mich, weil ich genug Italiener kenne, die diese Reaktion eben nicht hervorrufen. Das muss der Hunger sein, kein Zweifel.

»Si, ich würde mich ebenfalls sehr freuen, euch alle zu treffen. Vielleicht verstehe ich dann, wieso ihr beim weiblichen Geschlecht so gut ankommt.«

»Du wirst es nicht nur verstehen, du wirst dich selbst in uns verlieben. Man kann uns schwer widerstehen«, erwidert er leise lachend und entlockt mir ein Augenrollen, das er zum Glück nicht sieht. Ansonsten hätte ich es extra für ihn noch einmal getan. Mich verlieben? In diese Bubis? Ganz bestimmt nicht. Ich habe es nicht so mit Liebe auf den ersten oder zweiten oder fünfzehnten Blick. In dieser Hinsicht fehlt mir die passione, die sich hingegen in meinem Portfolio wiederfindet.

»Ich bin ziemlich gut darin, etwas oder jemandem zu widerstehen. Vor mir liegt ein Teller mit frisch gebackenen Keksen und ich greife nicht zu, obwohl sie herrlich duften.«

»Wirklich? Oh, dann musst du Nerven aus Stahl haben, wenn du das durchhältst. Aber bestrafst du dich damit nicht selbst, wenn sie so offensichtlich auf dem Tisch stehen? Oder trainierst du damit deine unerschütterliche Selbstdisziplin?«

Er beherrscht Sarkasmus, nicht schlecht. Ich mag Leute, die diese Sprache kennen und verstehen. »Als Popstar müsstest du am besten wissen, dass man jeden Tag trainieren muss, um das hohe Niveau zu halten.«

»Nicht, wenn man ein Naturtalent ist«, erwidert er in einem arroganten Tonfall, den ich ihm zweifelsohne abkaufe. Dass er von sich selbst überzeugt ist, spiegelt sich in seiner Stimme wider und doch macht er sich dadurch nicht unsympathisch. Wie macht er das bloß? Jetzt bin ich umso gespannter, ihn zu googeln und mehr über ihn zu erfahren, ohne ihn persönlich befragen zu müssen.

»Wow, also da kann ich nicht mithalten. Mein einziges naturgegebenes Talent ist das Essen mit Stäbchen, wenn ich mal Lust auf Sushi habe.«

»Siehst du? Das kann ich zum Beispiel nicht. Egal, wie oft ich es versuche, es will einfach nicht gelingen. Meine Finger sind wohl für andere Dinge geschaffen«, gibt er offen zu, jedoch mit einer seltsamen Betonung im letzten Satz. Selbstverständlich interpretiere ich seine Aussage auf nicht ganz jugendfreie Weise, aber das kann er wohl nicht mit Absicht gesagt haben. Oder doch?

»Jeder hat eben seine Stärken und Schwächen.« Ich seufze leise, als mein Blick zur Wanduhr schweift - die zehn Minuten sind längst vorbei. Es überrascht mich, dass ich nichts dagegen hätte, das Gespräch fortzuführen, aber leider ruft die Pflicht. Mich erwartet nämlich eine überaus interessante Recherchearbeit zu den fünf Jungs. »Naja, erst einmal danke für die nette Unterhaltung. Ich würde wirklich gern mit euch die Welt bereisen und hoffe auf eine Zusage.«

»Die Zusage wirst du zweifelsfrei morgen erhalten. Ich bin sehr optimistisch, was dich betrifft.« Das zu hören, erfreut mich. »Ich wünsche dir noch einen schönen Abend, Gemma.«

Wieder einmal spricht er meinen Namen wie eine Köstlichkeit aus, oder aber ich bilde mir das ein, weil ich Heißhunger auf die Kekse bekommen habe. Mit der freien Hand nehme ich mir ein Stück, verabschiede mich freundlich von Sireno und lege auf. Das Telefon landet daraufhin auf dem niedrigen Couchtisch, direkt neben meinem Laptop, den ich wieder einschalte, um sofort mit der Arbeit zu beginnen. Den Keks schiebe ich mir zur Hälfte in den Mund. Kauend und mit dem Blick auf den erleuchteten Bildschirm gerichtet, beuge ich mich vor.

Sireno Gaetano, mal sehen, was für ein Typ du bist.

Zuerst tauchen diverse Artikel aus Klatschzeitschriften und Promiblogs auf, von denen die meisten seine kurzen Affären mit sehr hübschen Frauen thematisieren. Das überrascht mich nicht, denn die meisten Fans wollen wissen, ob ihr Schwarm vergeben ist oder nicht - momentan ist er offiziell Single. Ich scrolle weiter nach unten, finde sein Twitter- und Instagram-Profil und klicke auf die dazugehörigen Links. Sein Profilbild springt mir dabei als Erstes ins Auge.

Es zeigt ihn von der Seite. Sein Gesicht ist nach oben gerichtet, als würde er einen Punkt an der Decke fixieren und sein Mund ist zu einem schiefen Lächeln verzogen. Ein tiefes Grübchen zeichnet sich auf seiner Wange ab, welches man wegen seines dunklen Bartschattens kaum richtig erkennt, doch es sind diese Lippen, die meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auch wenn nur die Hälfte seines Mundes zu sehen ist, sind das zweifelsohne volle, geschwungene Lippen.

Ich reiße mich von diesem verführerischen Anblick los und schaue mir seine Posts an, die sich hauptsächlich um sein Leben als Musiker drehen. Allerdings teilt er auch seine anderen Interessen mit seinen Fans: Choreografien berühmter Tänzer, Rezensionen zu Büchern und abstrakte Zeichnungen, die er anscheinend selbst kreiert hat. Ein Multitalent. Ich lese mir zudem einige Kommentare seiner Fans durch, was sich jedoch als Zeitverschwendung entpuppt, weil einfach jedes weibliche Geschöpf von ihm in höchsten Tönen schwärmt. Wie gut er aussieht, wie himmlisch er singt, wie unfassbar toll sein Style ist und wie schön es wäre, ihn live zu sehen.

Auch auf Instagram dominieren die Musik und die Fanherzen, es sind aber die Selfies, die ich mir genauer anschaue. Endlich kann ich ihn von vorne sehen und muss ehrlich zugeben, dass er eine Augenweide ist. Ich entdecke keinen Makel, nichts, was mir negativ auffällt. Der dunkle Lockenkopf, die gerade Nase und der zum Küssen verlockende Mund sind nur ein Bruchteil seiner Perfektion. Seine hellgrauen Augen hauen mich regelrecht um. Zwar gibt es auch in meiner Familie helläugige Nachkommen, beispielsweise meine jüngere Schwester Lucia, aber in seinen verbirgt sich eine anziehende Intensität. Ich habe das Gefühl, dass er für sein recht junges Alter sehr viel gesehen und erlebt hat, sowohl Gutes als auch Schlechtes.

Ihn zu stylen, wird nicht leicht sein, weil ihm theoretisch alles stehen könnte. Er gehört zu den glücklichen Menschen, die selbst in einem Einhorn-Schlafanzug eine gute Figur machen, ohne auch nur ein bisschen lächerlich darin zu wirken. Das wiederum bedeutet, dass ich mich bei ihm in Sachen Styling austoben kann, worüber ich mich sehr freue. Im Hinterkopf erstelle ich bereits die ersten Outfits, als ich mir noch mehr Bilder von ihm ansehe, auf denen er mit seinen besonderen Augen eine eigenartige Faszination auf mich ausübt.