2,99 €
Eine Begegnung mit Anne kann dein Leben verändern:
Exhibitionismus, Natursekt, erotischer Zwang und eine perfide Ménage-à-trois im Swingerclub - da kommt wohl jeder Herr auf seine Kosten!
Inhalt:
- Der Pinguin
- Letzten Samstag im Club, Jahre später
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2018
Eine Begegnung mit Anne kann dein Leben verändern. Was ganz langsam, ja geradezu harmlos beginnt, kann sich zu einem wahren Hexenkessel an Emotionen und Abgründen entwickeln.
So wie hier in diesem Buch, in dem erotischer Zwang und eine volle Blase eine tragende Rolle spielen …
Nur kurz blickte Anne von der Zeitung, die sie sich vom Eingang des Cafés mit an ihren Tisch genommen hatte, auf, aber lange genug, um zu erkennen, dass es wohl noch einige Zeit bräuchte, bis sie den ersehnten Kaffee vor sich stehen haben würde: Der etwas dickliche Mann im schwarzen Kellnerfrack - Anne schätzte ihn mit seinen grauen Haaren auf Mitte 50 - , der einsam und völlig auf sich gestellt zwischen den gut besetzten Tischen herumwuselte, war sichtlich überfordert.
"Pinguin, wie ein Pinguin", dachte Anne bei sich und fühlte eine seltsame Mischung aus Mitleid und Verachtung in sich aufkeimen. Unter gängigen Umständen hätte vielleicht noch das Mitleid überwogen, aber zu sehr gierte sie jetzt schon nach den aufgebrühten Bohnen.
Der Kellner in schwarzer Fliege und schwarzem Frack war in Anbetracht des überheizten Gastraums wahrlich overdressed und er kam kaum nach, sich die Schweißperlen von der Stirn zu wischen. Aber nein, Annes Mitleid hielt sich in Grenzen: "Wie ein Pinguin! - Wenn du so einen daheim hast, kannst du dir gratulieren: Das ist dann entweder der größte Despot, den die Welt je gesehen hat, oder das niederste Kriechtier unter dieser Sonne."
Noch einmal blickte Anne auf.
Hatte sie das jetzt wirklich gedacht?! - Der Koffeinentzug machte sich wohl bemerkbar.
Ein paar Tische weiter erklang lautes Lachen, das zwar nicht ihr gelten konnte - wer hätte schon ihre Gedanken erraten können -, aber sie fühlte sich dennoch darin ertappt, Gemeines gedacht zu haben. Jedenfalls und sicherlich unpassend für dieses Etablissement, ein Alt-Wiener Kaffeehaus mit Tradition und Stil.
An einer Reihe von Tischen an der hintersten Ecke des Saals feierten gerade Ensemblemitglieder der nahegelegenen Volksoper ihre gelungene Premiere. Und sie saß da und hatte nichts besseres zu tun, als sich über einen armen, weil sichtlich überforderten Kellner lustig zu machen.
Sie versuchte, sich wieder in die Zeitung zu vertiefen, auch wenn sie sich nicht wirklich für die Nachrichten des Tages interessierte.
Als sie wieder aufblickte, zeigte sich noch immer dasselbe Bild: Der Kellner hatte weiterhin den Weg zu ihrem Tisch nicht gefunden, war aber dennoch laufend beschäftigt, wobei das "laufend" schon bald wörtlich zu nehmen war.
Sie begann sich zu fragen, ob sie unter anderen Umständen nicht aufstehen und das Lokal wechseln würde. Aber in ihrer für diesen Opernabend perfekt ausgesuchten Kleidung würde sie andernorts schlichtweg deplatziert wirken. Und - noch viel wichtiger und letztendlich entscheidend - sie hatte ein Date.
Ein Date mit einem Unbekannten. Na ja, nicht ganz Unbekannten. Genau genommen wusste sie ja wenigstens, wie er aussah. Er, der sie vergangenen Freitag einfach angesprochen hatte, als sie mit ihren Arbeitskolleginnen bis spät nachts in einer Bar in der Innenstadt abhing.
Hatte sie einfach angesprochen, als wäre sie nicht quasi im Schutz der Gruppe unterwegs gewesen, ihre Kolleginnen zwar freundlich grüßend, aber sonst nicht weiter beachtend, so als wären sie gar nicht da gewesen.
Ein gewisses Maß an Unverfrorenheit gehört schon dazu, eine Runde lachender, sich offensichtlich auch ohne männliche Begleitung amüsierender junger Frauen einfach so aus dem Nichts heraus zu stören. - Ein gewisses Maß an Unverfrorenheit, das wahrscheinlich gerade deshalb alle, vor allem aber Anne, so nachhaltig beeindruckte, dass sie ohne viel nachzudenken, dem heutigen Wiedersehen zustimmte.
Freilich unter der - seiner - Bedingung, dass sie diesmal alleine wäre.
Gut, ganz nüchtern war sie auch nicht mehr gewesen, aber immerhin noch so klar bei Sinnen, dass sie sich an diese ebenso spontane wie für sie in dieser Form völlig neue Art einer Verabredung erinnerte und sich schließlich hier eingefunden hatte.
Seither war eine Woche vergangen, ohne dass er sie oder sie ihn angerufen hätte. - Kunststück, hatten sie doch nicht einmal ihre Telefonnummern getauscht, so sicher war er sich seiner Sache gewesen. - "Ich weiß, du wirst da sein!", hatte er ihr zum Abschied gesagt, während ihren Kolleginnen angesichts dieser neuerlichen Unverfrorenheit einfach der Mund offen blieb.
In Gedanken an diese erste, denkwürdige Begegnung blieb sie sitzen, harrte weiter auf den Kaffee, den sie irgendwann einmal bestellen würde können und hing dabei weiter ihren Gedanken nach.
Was, wenn er gar nicht kommen würde? Wenn er es sich anders überlegt hätte? Wenn er nur ein Spiel mit ihr spielen wollte?
Sie kannte ja nur seinen Namen, aber sonst wusste sie nichts von ihm.
Sie hatte ihm gesagt, dass sie heute in die Volksoper gehen würde und erst danach Zeit hätte. Er schlug das Café Weimar, nur zwei Häuserblöcke entfernt, vor. Sie war beeindruckt gewesen von seiner Ortskenntnis, und er hatte noch einen draufgesetzt: "Das trifft sich perfekt, da bin ich nebenan im WUK auf einem Konzert!"
Zufall? Absicht? Kalkül?
Gedanken wie diese kreisten durch ihren Kopf, als sie die Begegnung der Vorwoche vor ihrem geistigen Auge nachstellte.
Anne hob zum wiederholten Male die Hand, um auf sich aufmerksam zu machen, wann immer sie glaubte, der Pinguin würde endlich einmal in ihre Richtung schauen. Allein - er tat es nicht!
Irgendwie war es schon seltsam, dass der Kerl keine Notiz von ihr nahm, so ganz und gar keine. Dabei hätte doch jedem Mann, selbst wenn er nicht mit Röntgenaugen ausgestattet wäre, klar sein müssen, dass sich unter ihrem körperbetont geschnittenen und doch schlichten schwarzen Kleid eine niedlich dralle Figur abzeichnete, wie sie - dessen war sich Anne bis zu diesem Zeitpunkt sicher - vielen Männern zu gefallen vermag.
Ihre Füße steckten in schwarzen Lackpumps mit so moderatem Absatz, wie es für den Besuch einer Oper gerade noch schicklich ist. Ihre Beine waren schwarz bestrumpft, und wenn jemand Gelegenheit gehabt hätte, unter ihr Kleid zu schauen, dann hätte er auch gesehen, dass es tatsächlich Strümpfe - und nicht bloß eine Strumpfhose - waren, die da ihre Haut umschmeichelten.