In Trust we Love - Miss Billy Rose - E-Book
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In Trust we Love E-Book

Miss Billy Rose

5,0

Beschreibung

Eine Frau ohne Namen. Ein Cop mit bitterer Vergangenheit. Und eine Bedrohung, dessen Ausmaß alle Rahmen sprengt. Als die namenlose Lady ohne Erinnerungen im städtischen Krankenhaus von Bozeman erwacht, ahnt sie nicht, wie folgenschwer ihr Gedächtnisverlust wirklich ist. Bis die bedrohlichen Geschehnisse außer Kontrolle geraten und Rückendeckung in Form eines unverwüstlichen Ermittlers anrückt. Die Akte Jane Doe sollte für Detective Jack Shepherd lediglich ein Standardfall sein. Doch nichts an dieser Frau entspricht irgendeinem Standard. Eine Tatsache, die den Gesetzeshüter dazu bringt, auf sein Bauchgefühl zu hören und alles zu riskieren. Und tatsächlich gerät mit jedem aufgespürten Hinweis ein weiterer Stein ins Rollen. Bis die Mauer zwischen richtig und falsch zerbricht. Ein sinnlicher Liebesroman für aufregende Stunden.

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Die Romane von Miss Billy Rose:

In Trust we Love – Flowers for the Lady

Mein schönster Zufall – Reihe

Mein schönster Zufall – Funkensturmtänzerin

Mein schönster Zufall – Taschenherzkämpferin

Buchbeschreibung:

Eine Frau ohne Namen.

Ein Cop mit bitterer Vergangenheit.

Und eine Bedrohung, dessen Ausmaß alle Rahmen sprengt.

Als die namenlose Lady ohne Erinnerungen im städtischen Krankenhaus von Bozeman erwacht, ahnt sie nicht, wie folgenschwer ihr Gedächtnisverlust wirklich ist. Bis die bedrohlichen Geschehnisse außer Kontrolle geraten, und Hilfe in Form eines unverwüstlichen Ermittlers anrückt.

Die Akte Jane Doe sollte für Detective Jack Shepherd lediglich ein Standardfall sein. Doch nichts an dieser Frau entspricht irgendeinem Standard. Eine Tatsache, die den Gesetzeshüter dazu bringt, auf sein Bauchgefühl zu hören und alles zu riskieren. Und tatsächlich gerät mit jedem aufgespürten Hinweis ein weiterer Stein ins Rollen. Bis die Grenzen von richtig und falsch verschwimmen.

Über den Autor:

Wenn Miss Billy Rose gerade einmal nicht schreibt, lässt sie sich von ihrem kochlöffelschwingenden Ehemann umsorgen, kümmert sich um ihre vier Kinder, die zwei Hunde, Haus, Garten und Hof. Sie liebt es zu backen und verliert sich zum Ausgleich auch gerne im Sport.

Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind von der Autorin frei erfunden und werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebendig oder tot, Geschäften oder Firmen, Ereignissen oder Orten sind absolut zufällig.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichkeit, einschließlich Informationsspeichern und Datenabfragesystemen, bis auf den Gebrauch kurzer Zitate für eine Buchbesprechung.

Für die verletzten Seelen da draußen, die nur im Vertrauen Liebe finden.

Schlüssel

In jedes Schloss

passt er nicht.

Gewalt und Zwang,

er bricht.

Gefühl und Liebe,

er bliebe.

Vereint mit Herz,

trotz großem Schmerz.

Die Liebe

findet den Schlüssel.

Wird er passen?

Dieser eine von vielen,

leise und still

ins Herz gelassen?

by Jasmin Maria Kapsalis Noch viel mehr schöne Worte findest du in dem Gedichtband »Seelenpuzzle«

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1: Das böse Erwachen

Kapitel 2: Leg dich nicht mit Mr Hunter an

Kapitel 3: Detective Disney

Kapitel 4: Jelly-Belly

Kapitel 5: Genießen ist eine Kunst

Kapitel 6: Ein Gruß vom schönsten Zufall

Kapitel 7: Die Erinnerungen, die man sich zu Herzen nimmt, sind am schwersten zu vergessen

Kapitel 8: Man(n) muss immer etwas haben, worauf man(n) sich freuen kann

Kapitel 9: Ein Bild spricht mehr als tausend Worte

Kapitel 10: Aus dem Paradies kannst du zu jeder Zeit hinausgeworfen werden

Kapitel 11: Liebe unerwartete, glückliche Wendung, ich wäre dann so weit

Kapitel 12: Frühstück mit Schuss

Kapitel 13: Auf ein Ziel muss man auch zielen

Kapitel 14: Hollywood, ich komme!

Kapitel 15: Einfach kompliziert

Kapitel 16: Wenn du es nicht versuchst, darfst du auch nicht hoffen

Kapitel 17: Prinzessin auf der Erbse

Kapitel 18: Wer bitte kann Zucker widerstehen?

Kapitel 19: Was er will, gehört längst mir

Kapitel 20: Königin Mimimi

Kapitel 21: Wenn ich könnte, wie ich wollte, glaub mir, ich würde ...

Kapitel 22: Wie ich es will und du es brauchst

Kapitel 23: Auf schwere Wege schickt man nur die Starken

Kapitel 24: Zu nah an der Realität

Kapitel 25: Nicht die Wahrheit schmerzt. Nur die Lügen davor

Kapitel 26: Ein ungebetener Gast

Kapitel 27: Unverhofft kommt öfter, als man denkt

Kapitel 28: Ein neuer Blickwinkel ändert alles

Kapitel 29: Gewinne, wenn du kannst. Verliere, wenn du musst

Kapitel 30: Wo der Engel beginnt und der Teufel endet

Kapitel 31: In dem Moment, in dem die Angst erlischt, hast du nichts mehr zu verlieren

Kapitel 32: Auge um Auge macht alle blind

Kapitel 33: Manchmal brauchst du keinen Plan, nur Eier

Kapitel 34: Wenn es dir weh tut, bedeutet es dir etwas

Kapitel 35: Du bist Rettung auf ganzer Linie

Kapitel 36: Kein Safeword auf der Welt kann dein Herz beschützen

Kapitel 37: Man braucht keine Hände, um die Seele zu berühren

Kapitel 38: Nur in der Dunkelheit kann man Sterne sehen

Kapitel 39: Auch der Himmel wirft einen Schatten

Kapitel 40: Nur ein Teufel kann den Teufel besiegen

Epilog

Playlist:

Dr. Dre – The Next Episode

Usher – Yeah

Bruce Springsteen – My Hometown

Amber Mark - What If

Nelly - Dilemma

Silverberg - Get Ready For The Future

Natasha Blume - Black Sea

Kaleo - Way Down We Go

Isabel LaRosa - Favorite

DJ Rebel - Let’s Go!

Stell dir vor, wie es wäre,

wenn du plötzlich etwas zu verlieren hättest ...

Prolog

Ich hätte auch einfach gehen können.

Ich hätte ein Taxi rufen können.

Ich hätte dieser Verlockung nicht nachgeben müssen.

Aber ich tat es.

Der dunkle Beat, der bis auf den frostglitzernden Asphalt des Parkplatzes dröhnte, lockte mich wie Zuckerwatte eine Naschkatze. Und ich folgte diesem betörenden Ruf.

Nun stehe ich in einem Nachtclub mit elektrischem Bullen, morscher Holzverkleidung und abgewetzten Ledersätteln, die als Barhocker dienen.

Alles nur Cowboykitsch. Und genau deshalb hatte ich ranzige Countrymusik erwartet. Aber anstelle von Dolly Partons Heliumstimme wabern satte Bässe zwischen glattgeschwitzten Schenkeln und stampfenden Boots hindurch. An den Seiten stehen vollbesetzte Tische. Junge und alte Menschen plaudern, lachen und trinken. Die Luft ist schwül und die tanzende Menge kreischt, sobald der satte Beat seinen Höhepunkt erreicht.

Wie in einem 60er-Jahre-Diner, liegen rot-weiß karierte Fliesen auf dem Boden, bis hin zum dunklen Parkett in der Mitte des weitläufigen Lokals. Eine Mischung aus Rockabilly und Country.

Zwischen den großen Fenstern, an den holzvertäfelten Wänden, hängen ausgestopfte Büffelköpfe, Chromfelgen, eingerahmte Zeitungsartikel und Bilder, Zettel mit Unterschriften, alte Cowboystiefel und -hüte oder Schallplatten. Die obligatorische Jukebox steht hellerleuchtet vor dem ersten Tisch.

Aber, der Geschäftsleitung sei Dank, erschallt aus den großen schwarzen Boxen meine Musik. Sie bringt mich in die richtige Stimmung und weckt ein leidenschaftsdüsteres Verlangen in mir. Einen zerstörerischen, unvernünftigen Trieb, ein Pulverfass zu entzünden. Wie eine feuerverliebte Höllenfürstin lechze ich nach den alleszerstörenden Flammen, nach Chaos und dem Unvermeidlichen. Meinem Ende.

Die ersten einprägsamen Töne von The Next Episode locken mich auf die volle Tanzfläche. Männer balzen genau dort um knappbekleidete Frauen. Ihr Streicheln, Tatschen und Küssen wird nur von Lichtblitzen, passend zum Beat erhellt. Ein wahres Vorspielstakkato, an sich windenden, keuchenden und schwitzenden Leibern, überflutet meine Sinne. Dieses Bild lasse ich mir, wie feinste To’ak-Schokolade auf der Zunge zergehen. Die kaum zu ertragende Sinnesexplosion lässt mich die Augen genussvoll schließen. Nun spüre ich sie auch tief in mir. Die dröhnenden Bässe pulsieren kribbelnd über meine Kopfhaut bis in meine Zehen- und Fingerspitzen. Sie hallen in meiner Brust wieder, bringen meinen Puls zum Rasen und wecken unstillbare Jagdlust in mir.

Während ich mich im Takt der Musik wiege, entschlüpft meiner Kehle ein düsteres Lachen. Es vermischt sich mit dem langsamen, dunklen Beat, der mich antreibt.

Die melodischen Momente des Stücks nutze ich, um wieder zu Atem zu kommen, bis der tiefe Bass erneut einsetzt. Er entreißt mich meinen Bedenken und Ängsten und macht mich gierig.

Einen Arm strecke ich graziös nach oben. So, als ob ich mich an einer unsichtbaren Hand festhielte. Dabei schließe ich flatternd die Augenlider. Ich lege den Kopf in den Nacken. Prickelnder Druck setzt sich tief in meinem Bauch frei. Mit der linken Hand streiche ich an meinem Körper hinab, über meine Wange, den Hals, meine Brust, Taille, Po und bis auf die Oberschenkel. Dabei sinke ich immer tiefer, bis ich langsam mein Gesäß wieder anhebe. Als ob ich es, wie eine formvollendete Verführerin - wie eine Edelhure - an meinem Liebhaber entlang riebe. Beinahe kann ich die Härte, die ich mir ersehne, in meinem Rücken spüren.

Oder ist dort jemand?

Wie in Trance blicke ich über die Schulter. Dabei öffne ich die Lippen und atme keuchend aus. Aber niemand hört es, denn niemand steht hinter mir. Trotzdem verschlingen hungrig blitzende Augenpaare meine sich schnell hebende und senkende Brust. Jetzt kann ich es in ihren Augen sehen. Den Wunsch, ihre Namen kämen zusammen mit einem sinnlichen Stöhnen über meine Lippen.

Unbändige Euphorie bricht aus mir hervor. Mein Kopf wird leicht, und ich genieße ihre Begierde, genieße jeden Hüftschwung, jedes auffordernde Lächeln und jeden verlockenden Blick.

Es ist so einfach.

Während ich mich weiter in Stimmung bringe, suche ich unter gesenkten Lidern hervor den Club nach willigem Chauvinistenfleisch ab.

Viele betrunkene Kerle sind hier. Potentielle Beute. Aber kein Gold.

Cowboys, die etwas Wärme für ihre kalten Betten suchen, sitzen in rot gepolsterten Nischen, trinken Bier oder spielen Billard. Daneben stehen City-Slickers auf Countryurlaub. Man erkennt sie an ihren viel zu engen Jeans, den Oversize-Hemden und den Stiefeletten. Schnelle Eroberungen sind ihr Ziel. Sie stehen in kleinen Grüppchen beisammen, zu schüchtern, um auf die Unterstützung ihrer Freunde verzichten zu können. Die einsamen Wölfe hingegen sitzen an der Bar und sehen nur zu. Sie beobachten aus den Schatten ihrer Hutkrempen hervor, picken sich hin und wieder ein kleines Lämmchen heraus, spielen ein wenig und verlieren das Interesse. Aber die großen Chauvis, mit ihren überdimensionierten Uhren, den schicken Lederschuhen und Anzügen, werden, wie in jeder Bar, in jeder Stadt, auf der ganzen Welt, von Frauen umzingelt.

Die Viehhirten und Skihäschen interessieren mich nicht. Sie sind sicherlich nett. Aber nett ist die kleine Schwester der Tristesse. Ich aber brauche Härte und Unbeugsamkeit. Ich brauche einen Mann, der weiß, wie er eine Frau, wie mich, anzupacken hat.

»Entschuldigen Sie, Ma’am.«

Ein scharfer Blitz schießt mir in die Rippen. Schweiß bricht mir aus, aber ich atme ruhig weiter. Gemächlich rolle ich die Schultern, bis ich meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle habe. Dann drehe ich mich um.

Etwa fünfundzwanzig Jahre alt, einsachtzig groß, blonde kurze Haare, kariertes Hemd, Jeans und Boots. Vor mir steht das Musterbeispiel eines Cowboy-Gentleman. Wenn auch etwas zu jung. Trotzdem ist er ganz klar Für-immer-Material.

»Hätten Sie vielleicht Lust, mit mir zu tanzen?« Seinen Hut hält er wie einen Schild vor sich. Mit beiden Händen. Als ob sein Unterbewusstsein meine Krallen sehen könnte und seinen Körper vor jeglichem Schaden bewahren möchte.

Gute Intuition, Engelchen.

Mokant und etwas abfällig lächle ich ihn an. »Frag mich noch einmal, wenn du zugeritten bist, Kleiner.« Sofort bricht eine weitere Schweißwoge wie eine Hitzewallung über mich herein.

Warum in aller Welt benutze ich dieses abgefuckte Wort?

Blondi zieht derweil die Augenbrauen in die Höhe und kratzt sich am Kopf. »Was ... also ich ...« Hilfesuchend blickt er über die Schulter zu seinen grölenden Freunden.

Seine Verwunderung ausnutzend schiebe ich mich durch die wogende Masse davon. In der Menge fühle ich mich sicher.

Mit eingezogenem Kopf blicke ich über die Schulter. Der junge Gentlecowboy schlendert kopfschüttelnd davon. Im gleichen Augenblick macht sich Erleichterung in mir breit. So, als ob jemand die Klimaanlage aufgedreht hätte und mich endlich keine Hitzeschübe mehr heimsuchen würden.

Da die Gefahr nun gebannt ist, atme ich leise auf. Ich drücke meine Schultern nach unten und sehe mich erneut um. Andere Frauen tanzen neben mir. In der Spiegelfront, vor uns, beobachte ich sie. Große, Kleine, Kurvige, Lange, Dicke, Dünne. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Die meisten von ihnen zieren dunkelblonde, braune oder schwarze Haare. Auch ein paar rothaarige Vamps mischen sich darunter. Aber wirklich blond, bin nur ich. Blonde wilde Locken, rote Lippen und Kurven, die jeder anwesende Kerl und sicherlich auch ein paar Frauen, packen möchten.

Ein helles Lachen lenkt meine Aufmerksamkeit auf ein Pärchen neben mir. Ein Mann und eine Frau wiegen sich sinnlich im Takt. Ihre Unterkörper berühren sich, die Knie haben sie leicht gebeugt. Eine seiner Hände liegt lässig in ihrem Nacken. Er zieht sie näher zu sich. Die Frau neigt schmunzelnd den Kopf, und der Mann flüstert ihr etwas ins Ohr. Sie wirft den Kopf zurück und ihr helles Lachen klingt in meinen Ohren. Dabei funkeln ihre Augen wie Diamanten, während seine bewundernd auf ihr ruhen. Nicht ein einziges Mal schweift sein Blick ab.

Was er wohl in ihr sieht?

Ob mich jemals ein Mann so ansehen wird, als ob ich die letzte Praline in der Schachtel wäre? Aber warum sollte ich das überhaupt wollen?

Wie ein Rammschild, das alle Zweifel aus dem Weg räumt, recke ich das Kinn. Für Männer sind wir Frauen bestenfalls austauschbar. Sie selbst sind grob, beängstigend und immer nur auf einen harten Fick aus. Und dieser Kerl ist sicher nicht anders. Er spielt nur gut und kann fokussieren.

Während mir ein kalter Schauer den Rücken hinabrollt, wende ich mich wieder der Menge zu. Dabei straffe ich bewusst die Schultern und recke das Kinn. Wie eine lästige Staubschicht schüttle ich die unbehaglichen Gedanken ab.

Und trotzdem kann ich mir einen letzten Blick auf das scheinbar verliebte Pärchen nicht verkneifen. »Ich brauche keinen Mann, der mich bändigt und bricht«, wispere ich ungehört in die Anfangsklänge von Ushers Yeah. Doch klingen die Worte selbst in meinen Ohren hohl. Wie ein brüchiges Skelett, nur von sprödem Leder umspannt.

Ein harter Stoß bringt mich, noch während ich überlege, aus dem Gleichgewicht. »Hey!«, beschwere ich mich, während ich in die Arme eines Fremden stolpere.

Der grinst allerdings breit. »Na, Süße? Wenn du Bock hast, brauchst du es nur zu sagen. Du musst nicht direkt über mich herfallen.«

»Trottel«, zische ich und reiße mich von dem geleckten Kerl los. Schnaubend wende ich mich um.

Aber seine Hand landet auf meiner Schulter. »Was ist denn jetzt los?«, fragt er. »Warum denn plötzlich so schüchtern?«

Sofort durchfährt mich eine Woge aus Ekel und aufstachelnden Blitzen. »Fass mich nicht an!«, belle ich ihm mitten ins Gesicht und schleudere gleichzeitig seine Drecksfinger von mir.

Jetzt hat er es wohl verstanden. Denn der Typ runzelt plötzlich erzürnt die Stirn und zeigt mir den Mittelfinger. »Fotze!«

»Verpiss dich!«, zische ich mit Herzrasen. Aber ich weiche seinem Blick nicht aus. Mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten starre ich den Stadtjungen an. Bis er kopfschüttelnd abdreht.

Wieder in meiner Komfortzone angelangt, bewege ich mich souverän und routiniert auf meinen Killer-High Heels durch das feiernde Menschengewimmel. Da fällt mein Blick auf einen blonden schlanken Mann. Seine Haut ist wie Karamell. Beinahe golden.

Ein erstauntes Keuchen fließt ungebeten über meine Lippen in die hitzige Clubluft. Aber ich überwinde meine Verwunderung schnell und starre ihm provokant entgegen.

Er sitzt auf einem Barhocker, ein Bein auf dem Boden, das andere steht lässig angewinkelt auf der Fußstütze. An den Seiten trägt er die Haare kurz, nur oben etwas länger. Blonde dicke Längen liegen an seinem Kopf an und enden über einem schmalen Nacken. Haarwachs oder -gel hält es an Ort und Stelle. Der Typ ist groß und sehnig. Sein dunkler Blick richtet sich direkt auf mich.

Ich mustere ihn indessen, starre ihn an und warte auf das unabwendbare Wiedererkennen. Gleich werden seine Augen leuchten. Sein Lächeln wird grausam sein.

Vorsichtig neige ich den Kopf. Beinahe unterwürfig lege ich meinen Hals frei. Die dunklen Augen des Mannes beobachten jede meiner Regungen. Immer wieder neigt er den Kopf von rechts nach links. Wie ein Hund, der sein Frauchen zu verstehen versucht.

Aber er würde nicht zögern.

Schnaubend will ich mich abwenden. Aber entgegen meinen Erwartungen, steht der Kerl unerwartet siegesgewiss auf. Geschmeidig und selbstsicher wie eine sattgefressene Raubkatze.

Damit überrascht er mich. Mein Herz setzt einen Schlag aus, nur um dann doppelt so hart weiterzuhämmern. Reflexartig presse ich die Beine zusammen und beiße mir auf die Lippen. Er sieht es und mustert mich von den Zehen- bis zu den Haarspitzen. Dann leckt er sich die Lippen.

Die Frau an seiner Seite feuert Giftpfeile aus ihren Augenäpfeln ab.

Es ist mir egal. Ich brauche diesen Kick. Kribbelnd schießt er mir direkt in die Brust.

Der Mann schiebt die falsche Blondine von sich. Sein Blick fixiert mich.

Hat er mich letztlich gefunden? Ist er es doch?

Um mein Herz am Herausspringen zu hindern, lege ich eine Hand auf meine Brust. Auch die Füße ramme ich schulterbreit in den Boden.

Ist diese endlose Flucht endlich vorbei?

Tobt in mir Angst oder Freude? Lust oder Furcht? Gibt es überhaupt einen Unterschied?

Selbst wenn. Es spielt keine Rolle. Denn diese starken Gefühle vermischen sich, werden zu dem Nervenkitzel, dem ich bereits seit Jahren hinterherjage. Der mein Benzin ist. Der mich antreibt und am Leben hält. Und dieser Kick ist genau das, was ich jetzt brauche.

Mit wildrasendem Herzen breite ich die Arme aus und hoffe auf meine Erlösung.

Kapitel 1: Das böse Erwachen

Jane Doe

Ein heißglühender Pfeil bohrt sich direkt in meine Schläfen. Donnerhallen in Form von wummernden Kopfschmerzen trommelt mich aus meinem wohlverdienten Schönheitsschlaf. Der Geschmack von Gin Tonic und Galle vermischt sich auf meiner Zunge. Ich schmatze angewidert und räuspere mich. Wie benommen hebe ich die müden Augenlider. Aber ein bleierner Schleier, der mir den Sprung in die Realität erschwert, drückt sie wieder nieder. »Shit!«

Versuchsweise hebe ich einen Arm, aber ich wage es nicht, eine Hand an meinen pochenden Kopf zu legen. Stöhnend lasse ich ihn wieder auf das Bett fallen.

Oh man, der letzte Drink war wohl zu viel. Oder ...?

Panik durchzuckt mich wie ein Peitschenhieb.

Oder habe ich nicht aufgepasst?

Innerlich schüttle ich den Kopf.

Auf was aufgepasst? Woher kommt dieser Gedanke?

Mit zitternden Armen stemmte ich mich in die Höhe. Der seltsam starre Stoff raschelt, als ob er mit zu viel Waschmittel gewaschen worden wäre. Zuerst wundere ich mich noch, aber nur Sekunden später sind die Gedanken an jeglicher Art von Stoffpflege vergessen. Meine Bauchmuskeln machen schlapp. Wie ein Sack Kartoffeln falle ich zurück in die Matratze. Die Welt dreht sich, ein Blitz aus Eis schießt mir in die Schläfen und ein Stöhnen verlässt meine Lippen. Es fühlt sich an, als ob mein Gehirn jeden Moment schmelzen würde.

Das kann nicht nur ein Kater sein!

Nun fasse ich mir doch noch an den Kopf. Meine Fingerspitzen stoßen auf rauen Stoff und ich öffne blinzelnd die Augen. Helles Leuchtstoffröhrenlicht trifft ungefiltert auf meine Netzhaut und zwingt mich, meine Hand schützend vor mein Gesicht zu heben. Dabei gleiten rotmanikürte Fingernägel in mein Blickfeld.

Sind das etwa meine?

Ich mustere auch die andere Hand. Eine kleine weiße Klemme hängt an meinem Zeigefinger. Verwirrt blinzle ich sie eine Weile an. Dann fasse ich mir erneut an die schmerzende Stirn. Rauer Stoff windet sich in langen Bahnen um meinen Kopf.

»Was ...?«, setze ich an. Aber meine Hand fällt schlaff zurück in meinen zugedeckten Schoß.

Stille umfängt mich.

Versuchsweise drehe ich den Kopf. Alles fühlt sich so beschissen surreal an. Weiße Wände umschließen mich wie ein zu groß geratener Kokon. Zwischen zwei Kunststofftüren befinden sich mehrere Knöpfe an der Wand. Kleine grüne und rote Lämpchen blinken daneben. Helle Holzschränke stecken eingelassen in den Wänden und ein Klappstuhl steht neben meinem Bett - einem Krankenhausbett, mit weißer Bettwäsche und silbernem Gestell. An den Seiten sind graue große Tasten angebracht. Ich drücke auf eine, deren Symbol mir vertraut erscheint. Sogleich setzt sich surrend ein Elektromotor in Betrieb. Das Kopfteil schiebt mich in eine sitzende Position.

Ich bin alleine in dem, nach Desinfektionsmittel riechenden Zimmer. Aber man würde auch nur mit Mühe und Not ein zweites Bett in dem kleinen Raum unterbekommen. Auf dem Schränkchen neben mir - eines mit ausklappbarem Tablett - liegt nichts. Ebenso wenig hängen Jacken oder andere Kleidungsstücke an dem Garderobenhaken nahe der Türe. Auch keine Schuhe stehen neben dem Bett.

Mit wachsendem Unbehagen ziehe ich die Decke weg. In den Filmen stecken die Krankenakten immer am Fußende des Betts. Aber nicht hier - in der Realität. Hier klemmt nur ein kleiner weißer Zettel mit einem Barcode darauf.

Ich bin wohl nur eine Nummer.

Frustriert klatsche ich mehrmals die flache Hand aufs Bett. Dabei raschelt ein schmales weißes Armband an meinem Handgelenk. Ich starre es an und stoppe mit dem unnützen Herumgeklopfe.

Während ich mein Handgelenk so weit drehe, bis ich den Aufdruck lesen kann, starre ich verwundert das längliche Stück Papier an. In ordentlicher Druckschrift steht dort, Jane Doe.

Unbekannte Leiche. Wie in den Krimiserien, die nachmittags im Fernsehen laufen.

Mit plötzlich ausgetrockneter Kehle starre ich auf die schwarze Schrift.

Ich bin ...

Zu wenig Luft strömt in meine Lungen. Mein Herz flattert und gerät aus dem Takt. Panisch lege ich eine Hand auf meine Brust.

Oder heiße ich wirklich Jane Doe?

Würde eine Mutter ihr Kind nach einer unbekannten Leiche benennen?

So makaber kann niemand sein.

Also? Was ist passiert?

Denk nach!

Die Kopfverletzung deutet auf einen Sturz hin. Vielleicht bin ich zuhause umgekippt und hab mir den Kopf gestoßen. Es gibt ganz bestimmt eine logische Erklärung für meinen überfallartigen Krankenhausaufenthalt.

Auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen sehe ich mich weiter um.

Ein Monitor steht links neben meinem Bett. Kleine Linien sausen dort im Zickzack auf und ab. Ein Draht führt zu meinem Zeigefinger mit dem Klipp.

EKG und Sauerstoffsättigung.

Daneben prangt ein roter Knopf. Er springt mir regelrecht ins Gesicht.

Und er sieht wichtig aus.

Ohne nachzudenken, drücke ich darauf.

Sofort blinkt ein helles rotes Licht an der Türe. Gespannt halte ich den Atem an. Und tatsächlich dauert es nicht lange, bis die Türe im großen Bogen auffliegt.

»Sie sind also endlich wach, Schätzelein«, begrüßt mich eine schnarrende aber freundliche Stimme. »Ich bin Schwester Erin und ich kümmere mich heute um Sie.« Durch die Türe rauscht eine mollige Frau mit roten Haaren. Sie trägt hellblaue Krankenhauskleidung und lächelt mich aufmunternd an. »Heute ist übrigens Freitag, der dritte Januar und es ist elf Uhr vormittags.«

»Ähm hallo Erin«, begrüße ich die nette Krankenschwester. »Und danke für das Update.«

»Gerne doch, Schätzelein.« Sie zwinkert mir mit beiden Augen zu. Und während sie mich dann anlächelt, vermehren sich die kleinen Fältchen in ihren Augenwinkeln.

»Wissen sie zufällig, wie ich hier gelandet bin?«, stelle ich die einzige Frage, die mir wichtig erscheint.

»Das wissen Sie nicht?« Verwundert heben sich ihre schmalen Augenbrauen.

Umgehend krame ich in meinem Gedächtnis nach Informationen zu den letzten Stunden, Monaten oder Jahren. Aber da, wo meine Erinnerungen sein sollten, klafft nur ein endloses schwarzes Loch.

»Sie wurden überfallen, Schätzelein.« Die Krankenschwester tritt nahe an mein Bett heran und tätschelt tröstend meinen Arm.

»Ich wurde ... was?« Erschüttert lege ich eine Hand auf meine Brust. »Aber ... aber ich ... ich erinnere mich nicht daran.« Zu wenig Luft strömt in meine Lungen und ich öffne den Mund für ein paar schwere Atemzüge.

»Ganz ruhig, Schätzelein.« Die Krankenschwester zieht ein Stethoskop von ihrem Hals und legt das kalte runde Plättchen auf meine Brust. »Gleich kommt Doc Martens und erklärt Ihnen alles.«

Wie aufs Stichwort betritt ein älterer Herr im Arztkittel das Zimmer. Er trägt eine schwarze Brille, ist kaum einssiebzig groß und das Licht der Leuchtstoffröhren spiegelt sich in seiner blankpolierten Halbglatze. In der rechten Hand hält er ein Klemmbrett und in der linken einen Stift. Er murmelt und notiert etwas, bevor er die Brille abnimmt und mich mustert.

»Guten Morgen. Ich bin Doktor Martens, der zuständige Arzt«, stellt er sich vor. »Sie sind also aufgewacht Miss ...?« Abwartend blickt er mich an.

Ich starre geduldig zurück.

Als ob er mit der Nase im Schlamm wühlen würde, dreht er den Kopf langsam hin und her. »Ihr Name, Miss?«

»Mein Name? Wissen Sie den denn nicht? Sie haben doch sicherlich meine Papiere.« Die Tatsache, dass mich der Name auf dem Armband zu einer unbekannten Leiche degradiert, ignoriere ich.

Er schüttelt den Kopf. »Als Sie hier angekommen sind, hatten Sie keine Ausweispapiere bei sich. Sie wurden nur mit der Kleidung, die Sie am Leib getragen haben, eingeliefert.« Er zeigt auf den Schrank am Fenster. »Sie finden ihre Sachen dort drin. Erin, würden sie bitte?« Er nickt der Krankenschwester zu und wendet sich dann wieder mir zu. »Können Sie sich an Ihren Namen erinnern?«

Die Krankenschwester holt meine Habseligkeiten und zeigt mir tatsächlich nur einen roten Fetzen und schwarze High Heels. Kein Höschen, kein BH.

»Wo ist meine Unterwäsche? Wurde ich etwa ...?« Hektisch taste ich meinen Körper entlang. Runde Brüste, fast flacher Bauch, hier und da weich, aber straff an anderen Stellen. Keine Verletzungen.

Trotzdem schießen mir heiße Tränen in die Augen.

»Nein.« Der Arzt schüttelt sofort den Kopf. »Es gibt keine Anzeichen, die auf eine Vergewaltigung oder auch nur einvernehmliche sexuelle Aktivitäten hindeuten würden. Die fehlende Unterwäsche kann ich Ihnen nicht erklären. Wie gesagt. Sie wurden nur mit besagten Kleidungsstücken eingewiesen.«

Die Unwissenheit des Arztes verängstigt mich. Wie ein Schutzschild ziehe ich die Bettdecke bis unter mein Kinn.

Das Kleid, die Schuhe und meine fehlende Unterwäsche lassen nur einen Schluss zu. Diese Sachen in Erins Händen gehören einem ... leichten Mädchen. Sie sind zwar nicht unbedingt billig, aber dafür umso nuttiger.

»Wer hat mich denn hierher gebracht? Und wo ist hier überhaupt?«

»Sie wurden von den Sanitätern hierher, in das städtische Krankenhaus von Bozeman, gebracht. Eine Bedienstete des Wild Bull fand Sie auf dem Parkplatz. Sie hat den Notruf gewählt.«

»Bozeman? Der wilde Bulle?«, wiederhole ich verständnislos.

Doc Martens schüttelt den Kopf. »Bozeman in Montana in den Vereinigten Staaten von Amerika.« Stolz schwingt in seiner Stimme mit. »Das Wild Bull ist ein Tanzlokal.«

»Okay«, antworte ich langsam. »Und wann war das?«

»Letzte Nacht, gegen zwei Uhr. Die Dame, die Sie gefunden hat, muss den Angreifer vertrieben haben, denn Sie haben sicherlich noch nicht lange im Schnee gelegen. Sonst hätten Sie Erfrierungen. Nachts ist es empfindlich kalt draußen.«

Neugierde regt sich in meiner Brust. Ich hebe die Bettdecke etwas an und spähe darunter. Meine Beine sind enthaart, die Fingernägel manikürt und meine Haut ist weich und geschmeidig. Definitiv keine Arbeiterhände. Die Haare, die ich auf meinem Kopf ertaste, wellen sich in blonden Beachwaves bis auf meine Brüste, die unter dem Krankenhauskittel ganz natürlich wirken. Kein Silikon. Kein Sixpack. Weiche Kurven, bis zu den Knien. Keine Orangenhaut. Wenn ich meine Arme bewege, sehe ich Sehnen, die sich regen. Kleine Muskeln wölben sich. Ich mache anscheinend Sport. Nicht zu viel, aber immerhin.

Der Doc räuspert sich und neigt den Kopf.

»Was?«, frage ich harscher als beabsichtigt.

»Erinnern Sie sich an Ihren Namen? Oder was auf dem Parkplatz geschehen ist?«

»Mein Name ist ...« Frustriert schnaufe ich aus. »Warum kann ich mich nicht erinnern?«

»Sie haben einen heftigen Schlag auf den Kopf abbekommen. Da ist eine Gedächtnisstörung nicht ungewöhnlich. Versuchen Sie es bitte trotzdem. Oft kommt der Name in alltäglichen Situationen zurück. Stellen Sie sich einfach vor, dass sie sich bekanntmachen wollen. Also ein ganz gewöhnlicher Satz, wie, ich bin, oder mein Name ist aktiviert schon die richtigen Nervenbahnen. Der Name kommt häufig aus der Gewohnheit zurück ins Gedächtnis.«

Ich runzle skeptisch die Stirn. Aber Erin und der Arzt nicken mir ermutigend zu. Also atme ich tief ein und versuche mein Glück.

»Hallo Doktor Martens.« Lächelnd strecke ich ihm die Hand entgegen. Ebenso höflich ergreift er sie. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Nennen Sie mich doch bitte ... Veronica.« Verdutzt halte ich inne. »Glaube ich zumindest.« Mit offenem Mund starre ich den Arzt an. »Das ist doch ein Witz, oder?«

Doc Martens grinst zufrieden und Erin kräuselt lächelnd die Nase.

»Ve-ro-ni-ca ... Ve-ro-ni-ca ...« Nur zögerlich kommen die einzelnen Silben über meine Lippen. Als ob ich die Laute zuerst wie ein Schulanfänger austesten müsste.

Aber das schnelle Ergebnis spornt mich an. »Wie ist mein Nachname?«

Gleich fällt er mir ein. Ganz bestimmt!

»Lassen sie sich Zeit. Sie haben eine hef...«

»Valenty!«, unterbreche ich aufgeregt den Arzt. »Veronica Valenty. Das ist mein Name.« Ich bin nicht Jane Doe! Und ich habe bestimmt auch ein Zuhause.

Doc Martens nickt und notiert etwas auf seinem Zettel. Dann sieht er mich direkt an. »Können Sie sich an irgendetwas anderes erinnern, Miss Valenty?«

»Sie meinen, außer, dass ich mit einer Kopfverletzung im Krankenhaus aufgewacht bin und ich keinen Schimmer habe, wer ich bin oder wo mein Zuhause ist?« Heftige Atemstöße drängen sich durch meine geöffneten Lippen. Plötzlich wird mir bewusst, dass ich keine Ahnung habe, wie es mit mir weitergehen soll.

»Es ist alles gut, Miss Valenty. Sie sind in den besten Händen.« Die Krankenschwester lächelt und nickt mir zu. »Wir finden schon heraus, wer Sie sind. Und bis dahin bleiben Sie einfach bei uns und werden erst mal wieder gesund.«

Kapitel 2: Leg dich nicht mit Mr Hunter an

Artur

»Der Parkplatz sollte jederzeit unter Bewachung stehen. Rund um die Uhr. Hatte ich mich da nicht klar genug ausgedrückt?« Wütendes Feuer lodert in meiner Brust und züngelt an meiner Contenance. Aber ich hole tief Luft, zähle in Gedanken bis zehn und richte anschließend meine Aufmerksamkeit auf das Glas in meiner Hand.

Um mich zu beruhigen, sehe ich den goldenen Lichtstrahlen dabei zu, wie sie an dem rauchigen Scotch in meinem Glas brechen. Wie kleine Diamanten tanzen die so entstandenen Prismen über das dunkle Holz meines glänzenden Mahagonischreibtisches. Sie rufen längst vergangene Erinnerungen wach. Erinnerungen von tanzenden Lichtstrahlen auf braungebrannter Haut. Die heißen Sonnenstrahlen der Karibik hatten sich auf dem azurblauen Wasser des Infinitypools gebrochen. Dieses Bild wühlt mich ebenso wie das Versagen meiner Angestellten auf. Aber auf eine andere Art und Weise. Heißer und Endgültiger. Wie ein Inferno überrollt es den kleinen Schwelbrand meiner Unzufriedenheit.

Noch immer wagt es niemand, das Wort an mich zu richten. Und meine leise gesprochenen Worte verhallen allzu schnell. Nur das Klacken der Billardkugeln im Raum nebenan durchbricht die spannungsgeladene Stille. Lautes Gelächter folgt und zieht einen klaren Strich zwischen dem Versagen der drei Menschen vor mir und den gutgelaunten Männern nebenan.

Ich neige den Kopf und lehne mich in das knarzende Leder meines schwarzen Sessels. Es gibt kein besseres Gefühl. Dieser Stuhl ist mein Thron, mein Ort der Macht. Hier, in einem damals noch einfachem Büroraum, hat alles begonnen. Und eines Tages wird es hier enden.

Dunkle, samtbezogene Wände mit Goldfäden durchwirkt, verleihen dem Raum seine Verschwiegenheit. Sie dämpfen alle Geräusche und kreieren eine unheilvolle Atmosphäre. Aber der Parkettboden aus Eichenholz und die steingraue Decke wirken dem entgegen. Sie nehmen dem Raum einen Teil seiner Düsternis und lassen ihn, durch ein perfekt entworfenes Lichtkonzept, edel erstrahlen.

Hinter mir, zwischen zwei beleuchteten Bücherregalen, hängt ein großes Gemälde. Stürmische See bei Nacht. Schäumende Wellen schlagen hoch im Wind, Wolkenberge türmen sich darüber auf, verschlingen den Mond und somit die letzte Hoffnung, für das kleine verwaiste Schiff, das hilflos auf den Wellen tanzt. Die Dramaturgie und Ausweglosigkeit wühlen die Menschen auf. Das Bildnis macht sie nervös. Sie sorgen sich um das kleine Boot.

Ich hingegen sehe mir das Gemälde gerne an. Es beruhigt mich. Denn ich erkenne mich darin wider. Ich bin wie das Meer. Martialisch und ungezähmt lassen wir beide, mit einem raschen stürmischen Aufbäumen, Unliebsamkeiten verschwinden. Beide sind wir sanft und mächtig. Beide sind wir unausweichlich.

»Ich glaube ...« Ein spöttisches Schnauben entweicht meiner Kehle. »Nein ... ich weiß, euch ist durchaus bewusst, wie sehr ich schnüffelnde Beamte verabscheue. Insbesondere auf meinem Grund und Boden.« Ohne den Kopf zu heben, messe ich sie mit Blicken, die sie alle drei einen festeren Stand suchen lassen. Harte Schuhsohlen scharren laut über den gewachsten Boden. Die Geräusche erinnern mich an kratzfüßige Lakaien. Ihre Unterwürfigkeit besänftigt mich und ermöglicht mir, besonnen zu agieren.

»Boss.« Toni, meine Securityleitung tritt einen Schritt nach vorne.

Diese Frau nennt mehr Eier ihr Eigen als ein Berggorilla.

Ich nicke ihr zu, erlaube ihr, zu sprechen.

»Es war meine Schuld. Ich hab Sean da rein beordert, weil sich in der Eingangshalle plötzlich alle die Köpfe eingeschlagen haben. Das wird nicht noch mal passieren.«

Das war ihr erster Fehler, seit sie vor drei Jahren die Stelle angetreten hat. Toni behält alles im Auge und erledigt für gewöhnlich ihren Job im Blindflug.

Berechnend lade ich meinen schweren Blick auf ihr ab. Schwarze flache Lederboots geben ihr einen sicheren Stand. Eine schwarze Cargohose umschließt athletische Beine und ein einfaches schwarzes Shirt steckt in dem Bund ihrer Hose. Nur die blonden langen Haare und das Make-up passen nicht zu dem Bild der taffen Frau vor mir. Sie erinnern mehr an eine Femme Fatal.

»Boss, gib mir noch eine Chance. Das wird mir nicht noch mal passieren.« Sie nickt und sieht mich mit festem Blick an. Die Schultern hält sie gestrafft und das Kinn erhoben. Bereit, jede von mir erdachte Strafe über sich ergehen zu lassen.

»Nein, das war dein letzter Fauxpas. Nicht wahr? Ein Fehler dieses Ausmaßes wird dir kein zweites Mal unterlaufen.« Nachdenklich klopfe ich mit dem Zeigefinger an mein Kinn. Ich sehe Toni fest in die Augen. »Unsere lieben Hüter des Rechts haben meine Gastfreundschaft zu genüge strapaziert. Stell sicher, dass sie nichts finden und dann geleite sie hinaus.«

Der Scotch fließt wie flüssiges Feuer meine Kehle hinab.

»Ich? Du ...? Ich darf meinen Job behalten?« Toni verliert für einen Moment ihre professionelle Gefasstheit. Sie zieht die Augenbrauen nach oben und schluckt.

Zum ersten Mal an diesem Tag, ist mir nach einem Lächeln zumute. »Warum sollte ich dich ...« Mit Verweisblicken suche ich nach der Waffe auf meinem Tisch. Mein Blick verweilt einen Moment auf dem mattschwarzen Stahl. »Warum sollte ich dich feuern?«

Toni strafft augenblicklich die Schultern. »Du verzeihst keine Fehler.« Sie blickt ebenfalls auf die Waffe.

»Für gewöhnlich nicht. Du hast recht. Aber ich wäre nicht da, wo ich heute stehe, wenn ich nicht zwischen einer gewinnbringenden Investition und einer kurativen Intervention unterscheiden könnte.« Ich blicke ihr wieder fest in die Augen. »Du, Toni, stellst eine solche Investition dar.« Mein Blick huscht zu Derek und Soul. Beide sind groß wie Berggorillas und ebenso gewissenlos. Sie weichen meinem Blick aus und beugen den Kopf. Duckmäuserisch. »Manch andere stellen mich vor ein Problem.«

Toni räuspert sich und tritt einen weiteren Schritt nach vor. Mitten in meinen Machtbereich. Zu nah.

Aber ich bleibe ruhig, wende mich ihr wieder zu. Mein Lächeln lässt jedoch eine gewisse Wärme missen. Toni will mir keineswegs zu nahetreten. Ich durchschaue ihr Bemühen, mich von den beiden Männern abzulenken. Aber genau deshalb lecken sie ihr die Stiefel. Weil sie sie patronisiert. Und aus diesem Grund brauche ich sie.

Um mir meinen Raum zurückzuerobern, stehe ich auf. Mit jedem Wort, welches über meine Lippen kommt, dränge ich sie weiter zurück. »Seit acht Jahren arbeitest du für mich. Seit drei Jahren stellt dein Können die Fertigkeiten deiner Vorgänger in den Schatten. Ich habe viel Geld und Zeit in dich investiert. Was hätte ich davon, wenn ich dich jetzt verschwinden lassen würde?« Toni schluckt und ich bleibe zufrieden stehen. »Nein. Ich bin davon überzeugt, du wirst nach diesem Fehler noch effizienter arbeiten. Deine Wachsamkeit erlangt hierdurch ein neues Niveau. Oder irre ich mich?«

»Nein, du irrst dich nicht. Ich werde noch härter arbeiten. Ich werde dir beweisen, dass mir kein weiterer Fehler passieren wird.« Inbrünstig schlägt sie sich auf die Brust.

»Gut. Denn es wäre dein Letzter.« Gemessenen Schrittes kehre ich an meinen Platz zurück. In aller Ruhe sinke ich in meinen Stuhl.

Mit dem Zeigefinger streife ich über den Rand meines Kristallglases. Ein Geschenk von Eleanor. Seit drei Wochen verfolge ich ihre Spur. Nichts deutet auf eine Entführung hin. Und obendrein hatten sich jüngst die Rücklagen in meinem Tresor wie von Zauberhand verkleinert. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, sie ist ausgerissen.

Aber niemand verlässt Artur Hunter.

Mit geblähten Nasenflügeln blicke ich auf den Monitor links von mir, auf den Mann, der darauf zu erkennen ist und die Frau, die ihm folgt.

»Findet den Kerl.«

Kapitel 3: Detective Disney

Jack

»Das Krankenhaus ist auf Leitung drei. Gehst du ran? Wegen dieser Jane Doe–Sache.« Sarahs schrille Stimme schallt durch mein Büro.

Mit einem kleinen Fluch falle ich zurück in meinen quietschenden Arbeitsstuhl. »Warum ausgerechnet immer dann, wenn ich mir Kaffee holen will?!« Ohne eine Antwort abzuwarten, hebe ich ab. »Detective Shepherd.«

»Jack? Hier ist Erin.«

Ich grinse und lege die Füße auf den Tisch. »Hi Erin. Wie gehts dir?«

»Ach, mein Urlaub ist vorbei. Wie soll es mir da schon gehen? Was ich jedoch dringend brauche, sind noch weitere zehn Wochen sonniger Süden. Wenn ich reich wäre, würde ich den ganzen Winter bei meinem Bruder in Florida verbringen. Hast du vielleicht irgendeine Idee, auf welchem Baum Dollarnoten wachsen?«

Erins gute Laune färbt schnell auf mich ab. »Sollte ich so einen Baum jemals finden, dann wirst du die Erste sein, der ich davon erzähle. Versprochen!«

»Und während du unseren Geldbaum suchst, schaust du vielleicht mal bei mir im Krankenhaus vorbei. Die Kleine mit der Kopfwunde ist aufgewacht.«

Wie ein Flummi schnalze ich im Stuhl nach vorne. »Wie geht es ihr?« Möglichst leise, dafür aber umso hektischer durchwühle ich meinen verwahrlosten Schreibtisch auf der Suche nach Stift und Papier.

»Alles gut bei dir?« Erin klingt besorgt.

»Ha!« Triumphierend halte ich meinen Kugelschreiber in die Luft. »Jep. Hab nur mein Schreibzeugs gesucht. Schieß los.«

»Sie erinnert sich nur an ihren Namen, an sonst nichts. Aber sie ist fit genug, dass ihr mit ihr sprechen könnt.«

»Nur der Name?« Etwas genervt lege ich den Stift beiseite und sinke zurück, gegen die Lehne.

»Ja, tut mir leid. Sie braucht sicherlich ein bisschen Zeit, um sich an den Rest zu erinnern. Gehirnerschütterung. Du kennst das ja.«

»Danke Erin. Ich mache mich gleich auf den Weg.«

Trotz ihrer spärlichen Erinnerungen wird mir der Fall als ein Spaziergang in Erinnerung bleiben. Blondi weiß ihren Namen, und mehr benötige ich nicht, um sie in den Schoß ihrer Familie zurückzuführen. In Sachen Überfall arbeitet die Zeit für uns. Sobald sie sich erinnert, und die Spuren ausgewertet sind, schnappe ich mir das feige Schwein, das ihr aufgelauert hat. Auf Hunters Parkplatz. Schon wieder. Dieses Mal ist es von Beginn an mein Fall. Es wird keine Fehler geben, die die Spuren im Sand verlaufen lassen.

Mit einem Mal räuspert Erin sich am anderen Ende der Leitung und trällert anschließend ein, »Kaffee schwarz«, hinterher.

»Erin, Herzchen«, säusle ich, wieder in der Gegenwart. »Glaubst du wirklich, ich könnte das jemals vergessen?«

»Wäre ja nicht das erste Mal«, wirft sie mir verschnupft vor.

»Aber seit du mir den heißen Cappuccino mitten auf die Brust geprustet hast, habe ich es nie wieder vergessen«, erinnere ich sie ganz zuvorkommend.

»Stimmt! Da war ja was. Upsi! Also dann, bis gleich.« Schon höre ich nur noch den Freizeichenton.

Während ich nach Joe rufe, starre ich schmunzelnd auf das Handy. »Wir müssen los. Aschenputtel ist aufgewacht.«

Im Vorbeigehen schnappe ich mir den Autoschlüssel aus der obersten Schublade des Rollcontainers und schiebe ihn in meine Hosentasche.

»Dornröschen!«, brüllt Joe aus dem Raum gegenüber, der Etagenküche.

Sobald er im Flur neben mir steht, starre ich ihn mit gerunzelter Stirn an. »Was?«

»Aschenputtel war die mit dem Ruß im Gesicht. Dornröschen war die im Koma.«

»Alter. Du schaust zu viele Disneyfilme.« Ich schnaube und gehe weiter.

Mein Partner marschiert mir hinterher und hebt vorwurfsvoll die Stimme. »Und wer ist schuld daran?«

»Ich hab dir den Disney-Channel gezeigt, damit du endlich mal Iron Man fertig schaust und nicht, um die nächste Disneyprinzessin zu werden.«

»Da gibts auch Marvel? Wie cool!« Joe grinst breit und klaut Martha den Apfel aus der Hand. Aber nicht, ohne ihr vorher noch einen Schmatz auf die Wange zu drücken. Die sechzigjährige Empfangsdame kichert und winkt Joe hinterher.

Das Stöhnen, welches laut aus meiner Kehle entweicht, ist eines von vielen, von Joe verursachten. Geschlagen lege ich mir die Hand an die Stirn und reibe die beginnenden Kopfschmerzen weg.

»Und wie geht es unserem Dornröschen?«, fragt Joe, sobald ich zu ihm aufgeschlossen habe. Gemeinsam trampeln wir die Treppe ins Erdgeschoss hinunter.

»Erin hat gesagt, dass sie wach ist. Aber sie erinnert sich an nichts außer ihrem Namen.« Ich werfe Joe einen kurzen Blick zu und biege nach rechts ab.

Er legt die Stirn in Falten und schüttelt den Kopf. »Vor ein paar Jahren hätte es so etwas noch nicht gegeben.«

»Was meinst du?« Während ich Joe fragend anblicke, drücke ich die schwere Eisentüre, die in den Hinterhof führt, auf.

»Überfälle auf offener Straße, Drogen, Einbrüche, Raubüberfälle, Prostitution. Hast du nicht auch das Gefühl, dass es immer schlimmer wird?«

Ich grunze zynisch und ziehe den Autoschlüssel aus der Tasche. »Bozeman wächst. Und da floriert nun mal nicht nur der Handel. Erfolg zieht auch immer das ganze Gesocks an. Die sind wie Schmeißfliegen, die dem Mist folgen.« Mit zusammengepressten Lippen drücke ich auf einen der Knöpfe auf dem Wagenschlüssel. Klackend entriegeln sich die Türen des Dodge Charger Pursuit, dem schnellsten Wagen des Countys. Meine Stimmung erlebt sofort ein Level-Up. Grinsend öffne ich die Fahrertüre.

»Fünf Dollar, dass sie eine Nutte ist.« Joe schwingt sich auf den Beifahrersitz und nickt.

»Hast du die Schuhe gesehen?«, frage ich rein rhetorisch und falle ebenfalls in das kalte Leder. »So etwas kann sich keine Prostituierte leisten. Ich wette, da steckt mehr dahinter. Vielleicht eine verwöhnte Göre, die ausgebüchst ist, um Daddys Geld auf den Kopf zu hauen.«

»Der Arzt hat gesagt, dass sie keine Unterwäsche an hatte. Und der rote kurze Fummel?« Mein Partner hebt großspurig eine Augenbraue, als ob er den Sieg schon in der Tasche hätte. »Zück schon mal deine Brieftasche.«

Nur zu gut erinnere ich mich an die blonde Frau im Krankenhaus. An das blasse Gesicht und die roten vollen Lippen. Sie lag wirklich wie eine Disneyprinzessin in dem hässlichen Krankenhausbett. Die Decke bis zum Kinn hochgezogen, konnte ich nicht viel von ihr erkennen. Aber das rote Kleid und die Heels ... puh ... wenn da mal nicht etwas richtig Scharfes unter der Bettdecke verborgen liegt.

Noch in Gedanken bei Jane Doe drehe ich den Zündschlüssel um. Der Motor erwacht röhrend zum Leben.

Während ich Joe siegessicher angrinse, klopfe ich mit dem Zeigefinger gegen meinen Nasenflügel. »Mein Riecher sagt mir etwas anderes.«

Kapitel 4: Jelly-Belly

Veronica

Entgegen meinen Erwartungen, in einem öffentlichen Krankenhaus wäre Ruhe Mangelware, herrscht zumindest in diesem Teil des Hospitals eine erstaunliche Stille. Lediglich das gelegentliche Piepen von irgendwelchen Gerätschaften, das leise Geplauder vorbeischlendernder Menschen oder Erins quietschende Gummischuhe sowie der Fernseher aus dem Nachbarzimmer, durchbrechen hin und wieder die Stille.

»Veronica Valenty«, nuschle ich in mich hinein.

Der Name klingt vertraut, und doch passt irgendetwas nicht. Wie ein Handschuh, bei dem ein Finger fehlt. Trotzdem ist er der einzige Name, der mir einfällt.

Aber selbst, wenn der Name nicht stimmt, wo komme ich her?

Wer sind meine Eltern?

Bin ich verheiratet?

Ich hebe meine Hände, aber da ist kein Ring.

Dann ist es logisch, dass ich mich an keinen Mann erinnere.

Oder wurde der Ring gestohlen?

Stecke ich nur in einer Beziehung?

Gibt es gar keinen Ring?

Ein lautes Pochen an der Türe schreckt mich auf.

Erin steckt den Kopf herein. »Miss Valenty? Hier sind die Detectives Shepherd und Hart. Sie würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.« Mit erhobenen Augenbrauen wartet die Krankenschwester auf eine Antwort.

»Aber ja, natürlich. Bitte«, fordere ich sie ungeduldig auf, die beiden Polizisten hereinzulassen.

Bald werde ich wissen, wo ich hingehöre.

Die kaugummikauende Krankenschwester öffnet die Türe weiter. Gespannt setze ich mich aufrecht hin. Mein Blick huscht ein letztes Mal über meine Krankenhaushemdchen. Es bedeckt mich anständig, und lediglich dieHaut an meinem Hals ist zu sehen. Unter der Bettdecke überkreuze ich die Beine zum Schneidersitz. Dann streiche ich die Bettlaken glatt, hebe den Blick und beiße mir direkt auf die Lippen.

Denn bei dem Anblick, der zwei stattlichen Meter Muskel-Cop-Fleisch, rekelt sich meine Fantasie wie eine rollige Katze im Sahnetopf. Er ist groß, mit sportlicher Statur, hat kurze Haare und einen lässigen Gang, der direkt klar macht, das hier ist eines dieser außergewöhnlichen männlichen Exemplare, denen egal ist, was andere denken.

Mein Gedanken-Samtpfötchen schüttelt sich wonnig, bis es Schauerwogen regnet. Und jeder dieser kribbelnden Schauerwogen beschert mir eine sinnliche Vision. Gedankenfickchaos und Kuschelexzesse. Es stürmt wie heißkaltes Regengeprassel auf mich ein. Bis ich zittrig Luft hole und diese Türe an Für-immer-Fantasien schwungvoll zuschlage.

Nicht mit mir!

Stattdessen konzentriere ich mich auf das Wesentliche. Auf den Mann vor mir und die Frage, was die Menschen hier wohl ins Wasser geben, damit ein Kerl so baumlang werden kann.

Als ob ich die Antwort irgendwo auf dem langen Weg, beginnend bei seinen Stiefelspitzen entdecken könnte, wiederhole ich den ersten, zu kurz geratenen, visuellen Rundgang. Aber dieses Mal nehme ich mir mehr Zeit.

Der Schaft der braunen Lederboots verschwindet unter hellem locker sitzendem Jeansstoff. Er umspielt lange kräftige Beine. Lässig sitzt der Hosenbund auf flachen Hüften und ein passender Ledergürtel hält sie an Ort und Stelle. In der Jeans steckt ein schwarzes Shirt. Die ockerfarbene Jacke steht offen und gewährt mir Einblick auf straff gespannten Stoff. Er sitzt stramm auf harten Muskeln, den ganzen schönen Oberkörper hinauf, bis zu den breiten Schultern. Der kräftige Hals geht über in zuckende Kiefermuskeln, die ein markanter Bartschatten überzieht. Ein Mundwinkel seiner ebenmäßigen Lippen hebt sich zu einem Lächeln.

In Spiellaune hebe ich eine Augenbraue.

»Miss?«, wummert es dumpf in meinem Kopf.

Die Lippen bewegen sich und kommen näher.

Ich fasse mir in den Nacken. Genau dort, hinter meinem linken Ohrläppchen will ich diese Lippen spüren.

Das Lächeln wird breiter, Grübchen drängen in mein Sichtfeld und schließen alles andere aus.

Ich weigere mich, den Blick abzuwenden.

»Miss!«, kommt es drängender von rechts.

Mit fliegenden Fingern wedle ich die nervige Stimme davon. Sie soll verschwinden und jemand anderen belästigen. Ich befasse mich lieber mit dem exquisiten Stück Fleisch vor mir.

»Miss!«, bohrt die Stimme weiter.

»Jetzt! Nicht!« Mahnend strecke ich einen Zeigefinger nach rechts aus. »Suchen Sie sich jemand anderen, den Sie plagen können.«

Die perfekten Lippen, die so aussehen, als ob sie genau wüssten, worum sie sich schließen müssten, kommen näher und nehmen nun mein komplettes Sichtfeld ein. Der Jelly-Belly-Kirschmundbesitzer neigt den Kopf nach vorne und ich verliere den Blickkontakt zu diesen herrlichen ...

Sanfte braune Augen starren mich wie kleine Diebe an. Diebe, die versuchen, in meine Seele zu gelangen.

Tiefblickende Augen.

Gefährliche Augen.

Im Kontrast zu seinem wachen Blick graben sich jedoch dunkle Schatten in die Lider darunter. Die dunkelbraunen Haare hängen ihm wirr ins Gesicht. Sie verdecken einen Teil der scharfen Linien auf seiner Stirn.

Haben Härte und Unbeugsamkeit diese Spuren hinterlassen?

Oder haben ihm hartnäckige Sorgen Falten in die Stirn gegraben?

Passend zu seinem intensiven Blick umrahmt ein wildwachsender kurzer Bart seinen Mund. Rau, mit harten Kanten. Diesen Mann hätte ich auch bei einem Footballspiel oder in einer Bar antreffen können. Nur hätte ich ihm dort keinerlei Beachtung geschenkt. Aber hier, gefesselt an dieses Bett, habe ich keine andere Wahl. Dieser Mann steht hier und starrt mich an, weil es sein Job ist.

Etwas beunruhigt ziehe ich den Kopf zwischen meine Schultern. Aber um ganz sicherzugehen, wende ich auch noch den Blick ab. Bedächtig atme ich einmal tief durch. Erst dann drehe ich mich der nervenden Stimme zu.

Alles ist besser, wie in diese Zieh-blank-Augen zu starren.

Die aufdringliche Stimme gehört zu einem jungen Polizisten. Im Gegensatz zu dem großen Augenschmeichler misst er nur etwa einenmeterachtzig. Was ihn immer noch groß macht, aber eben nicht so ... imposant. Er trägt dunkle Jeans und ein schwarzes Shirt und darüber eine ebenso schwarze Jacke. Er dürfte etwa in meinem Alter sein, die blonden Haare stehen wirr von seinem Kopf ab und er runzelt die Stirn.

»Detectives, wie kann ich Ihnen behilflich sein?« Bedächtig lege ich eine Hand in die andere und straffe die Schultern.

»Eigentlich wollte ich das gerade Sie fragen. Ich bin Detective Hart.« Zwinkernd zückt er einen Stift aus der Innentasche seiner Jacke. »Und das ist mein Partner, Detective Shepherd«, stellt er die verbotene Frucht vor.

Ich blicke nicht hin.

»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Detectives. Sie haben bestimmt schon mit dem Arzt gesprochen. Also? Was werden Sie jetzt unternehmen?« Mit gestrafften Schultern nicke ich dem jüngeren Cop zu.

Nur nicht wieder in diese Zieh-blank-Augen blicken! Das ist wie ein beschissenes Pokerspiel, bei dem ich ein leeres Blatt in der Hand halte. Ich kann ihm nichts entgegensetzen, nur meine Unschuldsmiene aufsetzen und hoffen, dass er ...

Ja was eigentlich? Warum macht er mich so nervös?

»Der Arzt hat gesagt, dass Sie sich wieder an Ihren Namen erinnern können?« Geschäftsmäßig zieht er einen kleinen Notizblock aus einer der anderen Taschen.

Ich nicke. »Ja, Veronica Valenty. Aber alles andere ist weg. Der Doc meinte, dass es ein paar Tage dauern kann, bis die Erinnerungen zurückkommen.« Nicht zu Braun-Auge blicken! »Wie geht es denn jetzt weiter?«

Erst indem ich die Frage laut ausspreche, erschließen sich mir die unschönen Möglichkeiten. Schlagartig formt sich in meinem Hals ein Kloß. »Was, wenn es gar kein Überfall war? Bin ich denn überhaupt sicher? Brauche ich Polizeischutz? Steht draußen ein Beamter? Was, wenn niemand nach mir sucht?« Mitleiderregend piepsig verklingt meine Stimme.

»Miss Valenty. Veronica.« Boom!

Fluchend schließe ich die Augen. Denn Jelly-Bellys sanfte Reibeisenstimme schabt wie eine Abrissbirne direkt über meine Brustwarzen.

Scheiße!

»Geht es Ihnen nicht gut, Miss?« Die verheißungsvolle Stimme schlängelt sich näher, sie dringt tiefer in meine Brust ein, windet sich durch meine Eingeweide und schlägt Wurzeln in meinem Venustempel. Kleine Nervenenden erwachen, wie von einem Bannspruch gerufen, zum Leben. Ich beiße die Zähne zusammen und zähle langsam bis zehn. »Verflixter Mist!« Atemlos kralle ich die Hände in die Bettdecke.

Mit hängenden Schultern öffne ich die Augen. Die verboten heißen Lippen bewegen sich, bilden Laute, die konturlos an mir vorbeischwirren. Auf der linken Wange schlummert ein Grübchen, dessen volle Machtentfaltung ich hoffentlich nie über mich ergehen lassen muss.

»Miss Valenty?« Gerunzelte Stirnfalten rutschen in mein Blickfeld.

Die Welt wird schlagartig dumpf, wie unter Wasser. Meine Augenlider flattern zu und mir wird flau. »Ich glaube, mir wird schwindlig«, murmle ich, bevor ich das Gleichgewicht verliere und zur Seite kippe.

»Wouw! Immer langsam!« Starke Arme und ein frischer limonadenartiger Duft fangen meinen Sturz in zweierlei Hinsicht ab. Sowohl mein Körper, als auch meine Sinne landen weich.

Mit der Zungenspitze lecke ich mir schleppend über die Lippen. Mein Kopf ist träge, wie wenn ich zu viel Wein getrunken hätte. »Mhmmm ...«, stöhne ich. »Sie riechen wirklich lecker. Wie Zitronenkuchen«, seufze ich und und nehme einen tiefen Atemzug.

Jetzt lächelt er.

Verdammt!

Jelly-Belly ist ein Zuckerwürfel-Gesamtpacket. Er hat definitiv harte Kanten, aber wenn ich daran lecken würde, würde er mir garantiert weich und formbar, wie ein Marshmallow auf der Zunge zergehen.

Halt! Bitte, WAS?!

Von mir selbst schockiert schlage ich den Blick nieder.

Was ist nur los mit mir?

Verwirrt sehe ich von links nach rechts. Als ob ich hier irgendwo auf eine Erklärung für meine schrillen Gedanken stoßen könnte.

Bin ich etwa immer so?

Ist das mein wahres Ich?

Oder benehme ich mich gerade peinlich?

Ist mir überhaupt wichtig, was andere von mir denken?

»Miss Valenty«, spricht er mich wieder an, tritt aber einen Schritt zurück. Nur seine großen Hände stützen mich noch an den Oberarmen.

Mit verkniffenem Mund und geblähten Nasenflügeln sehe ich zu ihm auf. Jelly-Bellys Blick sackt für einen Moment auf mein Dekolleté ab.

Ich schiele ebenfalls hinab auf meine Brust.

Unter einem grün-weißen Krankenhauskittel recken sich meine eigenwilligen Nippel keck dem menschlichen Zuckerstück entgegen.

Nicht wirklich überrascht, aber doch etwas schockiert hebe ich roboterhaft meinen starren Blick an.

Detective Shepherd gafft mit großen Augen auf meine züchtig bedeckte Brust.

»Stimmt etwas nicht?«, frage ich biestig.

»Was?« Ruckartig hebt er seinen Kopf und löst die Hände von mir.

Der Cop rechts von mir prustet einmal laut und zieht dabei den Kopf zwischen die Schultern.

Drakonisch starre ich ihn nieder, bis er sich an den Hals fasst und schluckt.

»Entschuldigen Sie, Miss Valenty. Trockener Hals«, versucht Detective Hart, sich zu retten.

Abwechselnd starre ich die beiden Möchtegernkomiker nieder. »Wenn Sie mich und meine hoffentlich nur vorübergehende Amnesie nicht ernst nehmen, dann schicken Sie mir bitte zwei echte Cops, die etwas von ihrem Job verstehen.« Gebieterisch verschränke ich die Arme vor der Brust.

Detective Shepherd bekommt große Augen und macht einen schnelle Schritt nach rechts, neben seinen Partner. Als ob er ihn in Schutz nehmen will. »Es tut uns leid, Miss Valenty. Ich möchte mich für unser Verhalten entschuldigen. Es kommt nur einfach so gut wie nie vor, dass wir einer so schönen Frau aus der Patsche helfen dürfen.«

Detective Hart nickt nur hektisch.

»Aus der Patsche helfen?«, wiederhole ich aufgebracht und balle wütend die Fäuste. »Aus der Patsche?! Sehe ich vielleicht so aus, als ob ich nur mal eben meine Börse verlegt hätte und ich sie um ein paar Dollar anhauen würde? Herr Gott nochmal! Ich wurde brutal überfallen und weiß nicht mehr, wer ich bin!«

»Miss Valenty! Beruhigen Sie sich! Bitte!« Der kleinere Polizist springt in die Bresche. »Was mein Partner sagen will, ...«

Aber Jelly-Belly gibt seinem jüngeren Kollegen einen Knuff in die Seite und tritt einen weiteren Schritt auf mich zu. »Sie können sich sicher sein, dass wir, mein Partner und ich ... wir werden unser Bestes geben und uns um Sie ... um Ihr Anliegen kümmern.«

Misstrauisch starre ich das bizarre Szenarion vor mir an. Jelly-Bellys Nacken wird rot bis unter die Haarspitzen und der Grünschnabel platzt gleich, weil er kaum sein Lachen unterdrücken kann.

»Aha.« Skeptisch blicke ich von einem zum anderen. »Und was wird jetzt passieren?«, frage ich und gebe ihnen damit eine Chance, wieder eine gewisse Professionalität an den Tag zu legen.

Beide schnaufen tief durch. Aber nur Detective Shepherd tritt noch näher an mein Bett und lächelt mich aufmunternd an. Verschwunden ist der unhöfliche Spanner. Vor mir steht ein souveräner Beschützer, mit straffen Schultern, gerecktem Kinn und festem Blick. »Es wird alles wieder gut.«

»Danke«, antworte ich überrascht. In dem Moment wird mir klar, dass der fremde Mann vor mir genau das ausgesprochen hat, was ich hatte hören müssen.

Für einen Moment schließt der ungeschliffene Detective die Augen und kneift sich in den Nasenrücken. Dann richtet er sich wieder zu seiner vollen Größe auf. Er schiebt die Hände in die Jackentaschen und nickt. »Wir haben ja nun Ihren Namen. Und sicherlich wurden Sie schon von Freunden oder ihrer Familie als vermisst gemeldet.« Ruhelos landen beide Hände in den hinteren Hosentaschen seiner Jeans. »Spätestens morgen werden wir wissen, wohin Sie gehören.« Seine Sandpapierstimme brennt runter, wie fünfundzwanzig Jahre alter Talisker.

Ich nicke nur und starre ihn an.

Ebenfalls nickend flirrt sein Blick noch einmal auf meine Brust hinab. »Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben.« Detective Shepherd schluckt rau und drückt seine Schultern nach unten. Gestrafft steht er vor mir, die langen Arme baumeln nun locker neben der Waffe an seinem Gürtel. Sein Lächeln soll wohl beschwichtigend sein. Aber es triggert etwas in mir. Mein Herz beginnt zu rasen. Plötzlich schrillen Sturmglocken in meinem Kopf, meine Kehle wird eng und ich schlucke krampfhaft.

Langsam, als ob die beiden Detectives, Raubtiere wären, die ich nicht aufschrecken möchte, fasse ich nach meiner Bettdecke. Bis zum Kinn ziehe ich sie hoch. Dann stelle ich die Füße auf und ziehe die Oberschenkel an meine Brust. »Mein Kopf schmerzt wieder. Ich möchte mich ausruhen.« Ohne die Polizisten anzusehen, drehe ich ihnen den Rücken zu und lege mich hin.

Was stimmt nicht mit mir?

Bin ich verrückt?

»Natürlich. Wir lassen Sie dann mal wieder in Ruhe. Wir melden uns, sobald wir etwas Neues wissen. Sicherheitshalber lasse ich Ihnen aber meine Karte hier. Falls Ihnen etwas einfallen sollte. Ich lege sie auf Tisch.«

Leise Schritte verlassen das Zimmer.

»Und Veronica?«, rauscht die Reibeisenstimme meine Kopfhaut entlang.

Langsam wende ich mich um.

»Ich bekomme das hin. Versprochen.« Mit einem feierlichen Nicken schlüpft der braunhaarige Detective Shepherd zur Türe hinaus.

Kapitel 5: Genießen ist eine Kunst

Jack

Heilige Scheiße!

So hat sie gestern, als wir den Fall aufgenommen hatten aber nicht ausgesehen. Joe und ich waren kurz hereingeschneit. Und nur ein blonder Schopf hatte unter dem Bettlaken hervorgeblitzt. Und selbst der wurde zur Hälfte von einem Verband verdeckt.

Heute hatten ihr die weißen Stoffbahnen die Ausstrahlung einer Königin verliehen. Sie waren ihre Krone. Und nicht nur diese frei phantasierte, heilige Insigne hatte sie für mich unantastbar erscheinen lassen. Auch die blonden Locken, die ihr wie die eines Engels über die Schultern herabgefallen waren, hatten mir den Atem stocken lassen. Ihr Anblick war wie ein Versprechen auf Erlösung. Die Erlösung einer Königin. Denn wie eine Königin hatte sie im Bett gesessen. Der Rücken war gerade gewesen und die Hände hatte sie im Schoß gefaltet. So, als ob sie uns eine Audienz gewährt hätte.

Zumindest zu Beginn. Denn als ich durch die Türe getreten war und mich ihr musternder Blick getroffen hatte, war ich ins Stocken geraten. Wie ein bescheuerter Ochse hatte ich dagestanden und mich begaffen lassen. Aber auf eine verdrehte Art und Weise hatte es mir gefallen. Wie eine warme Berührung war ihr Blick über mich geglitten und hatte Dutzende von Lämpchen in meinem Kopf angeknipst. Als ob verdammte Sensoren auf mir sprießen würden, und sie die Einzige wäre, die sie mit ihrem sündhaften Augenaufschlag auslösen könnte. Schon lange war ich von einer Frau nicht mehr so fasziniert gewesen. Und als sie Joe dann auch noch herrisch den Zeigefinger entgegengestreckt hatte, musste ich mich am Riemen reißen, um ihr nicht direkt meinen Stempel aufzudrücken.

Miss Valenty wusste genau, was sie will, und es war ihr keine Sekunde lang peinlich.

Interessant!

»Was war das denn, Alter?« Joe schlägt mir auf die Schulter und lacht. »Fühlst du dich jetzt irgendwie benutzt?«

»Halts Maul«, murre ich und wende den Kopf ab.

»Also ich an deiner Stelle würde jetzt dringend duschen wollen.« Mein Partner klatscht sich lachend auf die Oberschenkel, bevor sein Blick wieder ernst wird und er seine Taschen abklopft.