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Zum 250. Geburtstag von Samuel Taylor Coleridge erscheint diese Auswahl von Gedichten, die den unbestrittenen Kern seines Werkes bilden und mit denen er sich als einer der großen sechs Dichter der englischen Romantik etablierte, neben Blake, Wordsworth, Byron, Shelley und Keats. Die vorliegende handliche Auslese ist abwechslungsreich und lohnend, zumal es bis heute nie eine Übertragung einer solchen Auswahl in deutscher Sprache gab. Immer wieder nachgedichtet wurden der »Alte Seemann« und »Kubla Khan«, doch entzog sich beispielsweise die fesselnde und rätselhafte »Christabel« neben vielen anderen Blankversen bis anhin der Übersetzung.
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Seitenzahl: 207
Samuel Taylor Coleridge
In Xanadu
GedichteEnglisch | DeutschHerausgegeben und übersetztvon Florian Bissig
DÖRLEMANN
Der Übersetzer dankt der Fachstelle Kultur des Kantons Zürich und der UBS Kulturstiftung für die Werkbeiträge und dem Deutschen Übersetzerfonds für das Johann-Joachim-Christoph-Bode-Stipendium und für die Einladung an eine Poesie-Übersetzer-Werkstatt. Verlag und Übersetzer danken der Max Geilinger Stiftung für einen Beitrag an die Druckkosten. Der Übersetzer dankt Irma Wehrli für ihren engagierten Einsatz im Rahmen eines Übersetzungsmentorats. Dank gebührt auch Ulrich Blumenbach und den Habitués des Zürcher Übersetzertreffens für geduldige Diskussionen und hilfreiche Rückmeldungen zu mancher Gedichtpassage. Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten © 2022 Dörlemann Verlag AG, Zürich Umschlaggestaltung: Mike Bierwolf Porträt von Samuel Taylor Coleridge: Lithografie von Sir Emery Walker Satz und eBook-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde ISBN 978-3-03820-913-3www.doerlemann.com
Samuel Taylor Coleridge
Als Samuel Taylor Coleridge (1772–1834) starb, verstummte eine der prominentesten Stimmen im britischen Geistesleben. Doch es war nicht in erster Line die Stimme eines Dichters, denn diese hatte sich schon drei Jahrzehnte zuvor gesenkt. In seinem letzten Lebensabschnitt war Coleridge zu einer Autorität als christlicher Philosoph, Moralist und Kulturkritiker geworden. Als »Weiser von Highgate« wohnte er im Haushalt seines Leibarztes und empfing Gäste. In Scharen kamen sie angereist, um dem legendär eloquenten und charismatischen Mann zuzuhören, wie er aus dem Stand druckreif über alle möglichen Themen dissertierte und dabei mühelos zwischen den Disziplinen, Zeitaltern und Sprachräumen wechselte. Auch publizistisch war Coleridge primär als Prosaschriftsteller präsent. Mit seinen Laienpredigten, mit der staats- und kirchenpolitischen Stellungnahme On the Constitution of the Church and State sowie mit dem intellektuellen Erbauungsbuch Aids to Reflection leistete er Beiträge zu Debatten und Entwicklungen, die noch weit ins 19. Jahrundert hinein wirken sollten.
Seine Biographia Literaria von 1817, mit der er heute als eine der Gründerfiguren der Dichtungstheorie und Literaturwissenschaft etabliert ist, war da bereits ein wenig in den Hintergrund gerückt. Mit dem überbordenden Gemisch aus Autobiografie, Philosophie, Poetik und praktischer Lyrikkritik hatte sich Coleridge selbst überfordert, und seine Leserschaft noch viel mehr. Dennoch war seine Reputation als Kenner der philosophischen und literarischen Tradition, insbesondere auch der deutschsprachigen romantisch-idealistischen, gefestigt – zumal er sie auch in mehreren öffentlichen Vorlesungsreihen, etwa in der Royal Institution in London, unter Beweis gestellt hatte.
Aber Coleridge der Dichter? Diese Geschichte lag noch einmal fast zwei Dekaden weiter zurück. Als Coleridge in den Jahren 1816 endlich zwei seiner wichtigsten Gedichte »Christabel« und »Kubla Khan« erstmals veröffentlicht und 1817 mit Sibylline Leaves viele Gedichte in Buchform publiziert hatte, die zuvor nur in Zeitungen, Jahrbüchern und Pamphleten erschienen waren – da schien er in eine Zeit zurückzuschauen, die ihm selbst schon weit entrückt war. »Kubla Khan«, vielleicht das wirkmächtigste literarische Werk, das auf zwei Buchseiten Platz hat, tat er in einer Einleitung als »psychologisches Kuriosum« ab und erklärte wortreich, warum das Gedicht bloß als Fragment eines viel größeren Werks überlebt habe. Auch »Christabel«, der Schauerballade, die in mündlichem Vortrag Byron, Scott und Shelley beeindruckt und inspiriert hatte, stellte er eine zauderhafte, defensive Vorbemerkung voran.
Seit der Jahrhundertwende war Coleridge, noch nicht in der Hälfte seines Lebens, überzeugt, dass ihm die dichterische Inspiration abhanden gekommen war. Die Furcht, dass seine Neigung zum abstrakten Denken und zur metaphyischen Spekulation der Entfaltung seiner Kreativität abträglich sei, hatte er jedoch schon Jahre zuvor gehegt und selbst in seinen Gedichten verhandelt. Ironischerweise gehören seine lyrischen Selbstanklagen und Selbsterniedrigungen mit zum Besten, was er zu Papier gebracht hat. »Schwermut: Eine Ode« von 1802 ist das eindrücklichste Beispiel dafür, und zugleich eine Art Coda zu Coleridges dichterischer Blütezeit.
Dass sich Coleridge immer wieder auch betont unbekümmert über den Verlust seiner lyrischen Schaffenskraft und über seine neue Berufung als Philosoph oder über den Brotberuf des Politjournalisten äußerte, darf nicht über den Schmerz und die Demütigung hinwegtäuschen, die mit dem Ende jener Lebensphase verbunden sind. Denn für ihn war das »annus mirabilis« von Sommer 1797 bis Sommer 1798 mit William Wordsworth von einer Intensität und Produktivität, die er danach nie wieder erreichte. Gemeinsam im ländlichen Somerset unterwegs, inspirierten und ergänzten sich die beiden Dichter und Freunde gegenseitig und erprobten verschiedene Formen der Zusammenarbeit. Nachdem sich eine Koautorschaft am selben Text nicht materialisierte, stellten Wordsworth und Coleridge den Band Lyrical Ballads zusammen, der, auch durch sein programmatisches Vorwort, als Gründungsdokument der englischen Romantik gilt.
Coleridges fantastische »Ballade vom alten Seemann« eröffnete den Band, in dem im Übrigen Wordsworths Gedichte über das einfache Landleben in betont ungekünstelter, alltäglicher Sprache den größeren Platz belegten. Es war ein zweiteiliges Experiment, in zweifacher Hinsicht gelingend und epochal. Doch Wordsworth sollte sich zunehmend von Coleridges »Altem Seemann« distanzieren. Und er lehnte es auch ab, dessen andere große Schauerballade »Christabel« in die erweiterte zweite Auflage des Bandes aufzunehmen. 1800 erschien Lyrical Ballads nicht mehr anonym, sondern unter Wordsworths alleinigem Namen. Den »Alten Seemann« wies er in der Vorbemerkung lediglich als Beitrag »eines Freundes« aus und entschuldigte sich für dessen angebliche Mängel.
So wich die gleichberechtigte und respektvolle Zusammenarbeit des »annus mirabilis« einem Nachspiel, in dem sich Wordsworth als der maßgebliche Poet seiner Zeit inszenierte und Coleridge mit seinen angeblich mangelhaften und unvollständigen Versuchen mit einer Nebenrolle zu begnügen hatte. Jener, der nicht Wordsworths Selbstsicherheit, sondern eine unsichere, abhängige Persönlichkeit besaß, spielte das erniedrigende Spiel lange mit.
Neben der Abkanzelung durch seinen innigsten Freund waren auch psychische und persönliche Probleme mit für das Versiegen von Coleridges dichterischer Produktivität verantwortlich. Seine sogenannten »Konversationsgedichte« inszenierten den Autor als Sprecher und ließen tief in sein Leben als Ehemann, Vater und Freund blicken. Nachdem seine Ehe und die wichtigsten Freundschaften belastet waren, und vor allem nachdem eine heimliche Liebe in sein Leben getreten war, konnte Coleridge sein Privatleben nicht mehr so leicht in zu publizierende Gedichte einbringen.
So blieb das gemeinsame »annus mirabilis« auch das unwiederbringliche einzige Wunderjahr von Coleridges Schaffen – im Gegensatz zu Wordsworth, der seinen Stil gefunden hatte und die folgenden fünfzig Jahre bis zu seinem Tod kontinuierlich weiterdichten sollte. Die Ausbeute ist, in Seiten und Zeilen gerechnet, schmal, doch in ihrer Bedeutung und Wirkmacht für die britische und europäische Literatur kaum zu überschätzen.
Mit »Christabel« und dem »Alten Seemann« hat Coleridge gleich zwei Glanzstücke zum Genre der romantischen Kunstballade beigesteuert, in welchem sich angelsächsische und deutsche Werke und Traditionen gegenseitig befruchteten. So war Coleridge etwa tief beeindruckt von Schillers Drama Die Räuber, das unter dem Einfluss Shakespeares stand. Und ebenso von Bürgers »Lenore«, die via Herders Liedersammlung ihrerseits mit dem alten englischen Volksliedgut verbunden war.
Das meditative Blankversgedicht oder »Konversationsgedicht« hat Coleridge gemeinsam mit Wordsworth in Auseinandersetzung mit der englischen Tradition entwickelt und vollendet, etwa mit der »Äolsharfe« oder »Frost um Mitternacht«. Die jüngeren Vorbilder waren insbesondere William Cowper und William Lisle Bowles, die älteren natürlich Milton und Shakespeare. Coleridges Serie von Blankversgedichten ist durchaus britisch, zuweilen patriotisch, und immer auf hintersinnige Weise autobiografisch. Doch in ihrer Verhandlung von kosmopolitischen Visionen, pantheistischer Weltanschauung oder naturverbundener Erziehung sind sie eng mit den Tendenzen und Diskursen des kontinentalen Zeitgeists verflochten, und dies, obwohl sie vor Coleridges Deutschland-Aufenthalt verfasst wurden.
Exemplarisch für das Schisma des romantischen Geistes zwischen selbstgenügsamem Idealismus und realem Engagement ist schließlich Coleridges formvollendetes Gedicht »Frankreich: Eine Ode«. Der Sprecher des Gedichtes inszeniert sich auch hier als sein eigener Autor und zieht zerknirscht Bilanz über seine politische Vergangenheit, um schließlich nur noch der immerwährenden Freiheit die Treue zu schwören – einer Freiheit, die in den Niederungen der Welt allerdings nicht zu haben ist. Eine feierliche poetisch-erhabene Geste der Abgehobenheit, die, erstveröffentlicht in einer Londoner Morgenzeitung, dem Publizisten Coleridge zugleich als handfeste politische Image-Korrektur in eigener Sache diente.
Die genannten Gedichte bilden den kanonischen Kern von Coleridges Werk, der sich seit dem 20. Jahrhundert kontinuierlich von den zuweilen ausufernden und formlosen Torsos des Prosawerks abhebt. Coleridges kulturkritische und theologische Schriften büßten im Lauf des 19. Jahrhunderts allmählich an Strahlkraft ein, und vom Prosaautor Coleridge blieb vor allem der Dichtungstheoretiker präsent. Das lyrische Werk des bewegten 25-Jährigen, zunächst abgelehnt oder gemischt aufgenommen, gewann dagegen an Beachtung, bis Coleridge schließlich, gemeinsam mit Blake, Wordsworth, Byron, Shelley und Keats, als einer der sechs großen Dichter der englischen Romantik etabliert war.
Diese handliche Auslese aus Coleridges lyrischem Werk ist unbestritten, abwechslungsreich und lohnend. Dessen ungeachtet gab es bis heute nie eine Übertragung einer solchen Auswahl in deutschen Versen. Immer wieder nachgedichtet wurde gewiss der »Alte Seemann«, ab und zu versuchte sich ein zugewandter Dichterkollege an »Kubla Khan«. Doch die fesselnde, rätselhafte »Christabel« wurde unseres Wissens nie übertragen, ebensowenig wie die Mehrzahl der Blankverse. Der vorliegende Band beabsichtigt, dieses kurze, aber gewichtige Kapitel der europäischen Literaturgeschichte im deutschsprachigen Raum endlich verfügbar und nachvollziehbar zu machen.
Mit Blick auf diese Vermittlungsabsicht wurde bei der Übersetzung der Schwerpunkt auf philologische Aspekte gelegt. Das Metrum wird akkurat nachgebildet, etwa der englische Blankvers, der anders als der deutsche keine zweisilbigen Kadenzen zulässt, und ebenso die Reimschemata und Strophenformen, etwa von »Kubla Khan« oder der hochelaborierten Frankreich-Ode. Dies geschieht im Bewusstsein der enormen Schwierigkeit, Lösungen zu finden, welche der Idiomatik und Geläufigkeit des Originals keinen unzulässigen Abbruch tun.
Ziel ist nicht das Fingieren einer Übersetzung, die tel quel um 1800 hätte entstanden sein können, aber eine, welche die Texte wenigstens nicht offenkundig aus ihrem historischen Kontext entwurzelt. So muss »woman« beispielsweise »Weib« heißen, denn die »Frau« bleibt für die »lady« reserviert, bevor sich der Geltungsbereich der Vokabeln in beiden Sprachen ausgeweitet hat.
Der damit skizzierten übersetzerischen Maxime liegt die Überzeugung zugrunde, dass diese Gedichte ohne jegliche Anbiederung auch zu unserer Zeit sprechen können. Sie steht im Dienst der Vermittlung eines Werks, das eigentlich keiner Vorstellung bedürfen sollte, weil es schlicht und unbestritten zum Kanon der europäischen Romantik gehört und mit einer Vielzahl von höchst einprägsamen und eigenwilligen Motiven und einem unnachahmlichen lyrischen Personalstil zu ihr beiträgt.
Dear native Brook! wild Streamlet of the West!
How many various-fated years have past,
What happy and what mournful hours, since last
I skimm’d the smooth thin stone along thy breast,
Numbering its light leaps! yet so deep imprest
Sink the sweet scenes of childhood, that mine eyes
I never shut amid the sunny ray,
But straight with all their tints thy waters rise,
Thy crossing plank, thy marge with willows grey,
And bedded sand that vein’d with various dyes
Gleam’d through thy bright transparence! On my way,
Visions of Childhood! oft have ye beguil’d
Lone manhood’s cares, yet waking fondest sighs:
Ah! that once more I were a careless Child!
Mein Heimatfluss! des Westens Wildbächlein!
Wie viele Jahre wechselnden Geschicks
Vergingen, Zeit der Schwermut wie des Glücks,
Seit deiner Brust entlang den glatten Stein
Ich Hüpfer zählend warf! so tief im Sein
Die schöne Kindheitswelt noch immer steckt,
Dass, wenn mein Aug ich schließ im Sonnenlicht,
Dein Wasser schillernd sich vor mir erstreckt,
Dein Steg, dein Weidenbord, und dein Geschicht
Von Sand, der fein geädert und gefleckt
Durch deine helle Klarheit schimmernd bricht!
Bilder der Kindheit! viel Mannssorgen sind
Dank euch zerstreut, doch Sehnsucht wird geweckt:
Ach! wär ich nochmals unbeschwertes Kind!
Schiller! that hour I would have wish’d to die,
If thro’ the shuddering midnight I had sent
From the dark dungeon of the Tower time-rent
That fearful voice, a famish’d Father’s cry –
Lest in some after moment aught more mean
Might stamp me mortal! A triumphant shout
Black Horror scream’d, and all her goblin rout
Diminish’d shrunk from the more withering scene!
Ah! Bard tremendous in sublimity!
Could I behold thee in thy loftier mood
Wandering at eve with finely-frenzied eye
Beneath some vast old tempest-swinging wood!
Awhile with mute awe gazing I would brood:
Then weep aloud in a wild ecstasy!
Schiller! ich hätte sterben wolln zur Stund,
Hätt ich den Schrei durch Schauernacht gejagt
Vom dunklen Turmgefängnis zeitzernagt
Aus jenes Vaters ausgezehrtem Mund –
Damit nicht dereinst etwas Mindres mich
Als sterblich stemple! Ruf so triumphal
Vom Finstren Graun – sein Koboldpersonal
Verschüchtert vom verblassten Schauplatz wich!
Ach! Könnt ich dich nur hochgemut entrückt,
Du Barde der Erhabenheit, erspähn,
Beim Schweifen spät, das Auge leicht verrückt,
Im weiten alten Wald, wenn Stürme wehn!
Sinnen würd ich, voll stummer Ehrfurcht sehn:
Dann würd ich lautstark weinen, wild verzückt!
My pensive Sara! thy soft cheek reclined
Thus on mine arm, most soothing sweet it is
To sit beside our Cot, our Cot o’er grown
With white-flower’d Jasmin, and the broad-leav’d Myrtle,
(Meet emblems they of Innocence and Love!)
And watch the clouds, that late were rich with light,
Slow saddening round, and mark the star of eve
Serenely brilliant (such would Wisdom be)
Shine opposite! How exquisite the scents
Snatch’d from yon bean-field! and the world so hush’d!
The stilly murmur of the distant Sea
Tells us of Silence.
And that simplest Lute
Placed length-ways in the clasping casement, hark!
How by the desultory breeze caress’d,
Like some coy maid half-yielding to her lover,
It pours such sweet upbraidings, as must needs
Tempt to repeat the wrong! And now, its strings
Boldlier swept, the long sequacious notes
Over delicious surges sink and rise,
Such a soft floating witchery of sound
As twilight Elfins make, when they at eve
Voyage on gentle gales from Faery-Land,
Where Melodies round honey-dropping flowers
Footless and wild, like birds of Paradise,
Nor pause nor perch, hov’ring on untam’d wing!
O! the one Life within us and abroad,
Which meets all motion and becomes its soul,
A light in sound, a sound-like power in light,
Rhythm in all thought, and joyance every where –
Methinks, it should have been impossible
Not to love all things in a world so fill’d;
Where the breeze warbles, and the mute still air
Is Music slumbering on her instrument.
And thus, my Love! as on the midway slope
Of yonder hill I stretch my limbs at noon
Whilst through my half-clos’d eye-lids I behold
The sunbeams dance, like diamonds, on the main,
And tranquil muse upon tranquility;
Full many a thought uncall’d and undetain’d,
And many idle flitting phantasies,
Traverse my indolent and passive brain
As wild and various, as the random gales
That swell or flutter on this subject Lute!
And what if all of animated nature
Be but organic Harps diversely fram’d,
That tremble into thought, as o’er them sweeps
Plastic and vast, one intellectual breeze,
At once the Soul of each, and God of all?
But thy more serious eye a mild reproof
Darts, O belovéd Woman! nor such thoughts
Dim and unhallow’d dost thou not reject,
And biddest me walk humbly with my God.
Meek Daughter in the family of Christ,
Well hast thou said and holily disprais’d
These shapings of the unregenerate mind,
Bubbles that glitter as they rise and break
On vain Philosophy’s aye-babbling spring.
For never guiltless may I speak of him,
Th’ Incomprehensible! save when with awe
I praise him, and with Faith that inly feels;
Who with his saving mercies healéd me,
A sinful and most miserable man
Wilder’d and dark, and gave me to possess
Peace, and this Cot, and thee, heart-honour’d Maid!
Sinnende Sara! deine Wange sanft
An meinen Arm gelehnt, wie wohl es tut,
Vor unserm Haus zu sitzen, über das
Die Myrte wächst und weißer Jasminstrauch,
(Die für die Liebe und die Unschuld stehn!)
Zu sehn wie Wolken, leuchtend eben noch,
Sich langsam trüben, und der Abendstern
In klarem Glanz (so wie die Weisheit sei)
Dort drüben scheint! Wie köstlich dieser Duft
Vom Bohnenacker! und die Welt so still!
Das leise Murmeln von der fernen See
Erzählt vom Schweigen.
Und die Laute da,
Die längs im Fenster eingespannt ist, horch!
Wie von der flauen Brise zart gekost,
Dem Mädchen gleich, das scheu sich halb noch sträubt,
Beklagt sie sich so süß, und lockt damit
Zu neuer Untat! Kühner nun gestreift
Die Saiten, folgen lange Töne zart
Dem feinen Wellengang von Auf und Ab,
Solch federleichter sanfter Zauberklang
Wie der von Elfen, die im letzten Licht
Auf milden Winden wehn vom Feenland,
Wo Melodien um Blüten honigschwer,
Paradiesvögeln gleich, so flink und frei,
Auf wildem Flügel schweben ohne Rast.
Oh ja! ein Leben in und außer uns,
Das alle Rührung aufnimmt und beseelt,
Ein Licht im Klang, und Klanggewalt im Licht,
Rhythmus im Denken, Frohsinn überall –
Mich dünkt, es müsste ganz unmöglich sein,
Dass man in solcher Welt nicht alles liebt;
Wo Brisen flöten, und die stille Luft
Musik ist, schlummernd sanft am Instrument.
Und so, Geliebte! wenn ich an dem Hang
Dort drüben mittags meine Glieder streck
Und durch das halbgeschlossne Augenlid
Den Sonnenschein diamantengleich im Meer
Seh tanzen, ruhig grübelnd über Ruh;
Ziehn ungefragt und unerhascht Ideen,
Und müßig schwirrend manche Fantasien,
Quer durch mein träges, tatenloses Hirn
So wild und unstet, wie die Zufallsböen
Orgeln und säuseln auf der Harfe da!
Und was, wenn alle Wesen der Natur
Nur mannigfache Lebend-Lauten wärn,
Die in ein Denken schwingen, wenn durch sie
Der schöpferische Geistesatem schweift,
Der sie beseelt und Gott von allem ist?
Doch Tadel schickt dein ernstes Auge aus,
Geliebte Frau! denn solch unheilige
Und düstere Gedanken lehnst du ab,
Und mahnst in Demut wandeln mich mit Gott.
O fromme Tochter des Herrn Jesu Christ,
Mit gutem Recht und Glauben tadelst du
Mir diese Formungen der Unvernunft,
Glitzernder Schaum, der steigt und bald zerfällt
Am Plapperquell von eitlem Wissensdurst.
Denn niemals sprech ich ohne Schuld von Ihm,
Dem Unergründlichen! als wenn mit Scheu
Und tief empfundnen Glaubens ich ihn preis;
Der mich geheilt hat mit Barmherzigkeit,
Mich sündigen und jämmerlichen Mann
Finster und wirr, und der mir Frieden gab,
Und dieses Haus, und dich, mein holdes Herz!
Sermoni propriora. – Hor.
Low was our pretty Cot: our tallest Rose
Peep’d at the chamber-window. We could hear
At silent noon, and eve, and early morn,
The Sea’s faint murmur. In the open air
Our Myrtles blossom’d; and across the porch
Thick Jasmins twined: the little landscape round
Was green and woody, and refresh’d the eye.
It was a spot which you might aptly call
The Valley of Seclusion! Once I saw
(Hallowing his Sabbath-day by quietness)
A wealthy son of Commerce saunter by,
Bristowa’s citizen: methought, it calm’d
His thirst of idle gold, and made him muse
With wiser feelings: for he paus’d, and look’d
With a pleas’d sadness, and gaz’d all around,
Then eyed our cottage, and gaz’d round again,
And sigh’d, and said, it was a Blesséd Place.
And we were bless’d. Oft with patient ear
Long-listening to the viewless sky-lark’s note
(Viewless, or haply for a moment seen
Gleaming on sunny wings) in whisper’d tones
I’ve said to my Belovéd, ‘Such, sweet Girl!
The inobtrusive song of Happiness –
Unearthly minstrelsy! then only heard
When the Soul seeks to hear; when all is hush’d
And the Heart listens!’
But the time, when first
From that low Dell steep up the stony Mount
I climb’d with perilous toil and reach’d the top,
Oh! what a goodly scene! Here the bleak mount,
The bare bleak mountain speckled thin with sheep;
Grey clouds, that shadowing spot the sunny fields;
And river, now with bushy rocks o’er-brow’d,
Now winding bright and full, with naked banks;
And seats, and lawns, the Abbey and the wood,
And cots, and hamlets, and faint city-spire;
The Channel there, the Islands and white sails,
Dim coasts, and cloud-like hills, and shoreless Ocean –
It seem’d like Omnipresence! God, methought,
Had built him there a Temple: the whole World
Seemed imag’d in its vast circumference:
No wish profan’d my overwhelmed heart.
Blest hour! It was a luxury, – to be!
Ah quiet Dell! dear Cot! and Mount sublime!
I was constrain’d to quit you. Was it right,
While my unnumber’d brethren toil’d and bled,
That I should dream away the entrusted hours
On rose-leaf beds, pamp’ring the coward heart
With feelings all too delicate for use?
Sweet is the tear that from some Howard’s eye
Drops on the cheek of One, he lifts from earth:
And He, that works me good with unmov’d face,
Does it but half: he chills me while he aids,
My benefactor, not my brother man!
Yet even this, this cold beneficience
Praise, praise it, O my Soul! oft as thou scann’st
The sluggard Pity’s vision-weaving tribe!
Who sigh for Wretchedness, yet shun the Wretched,
Nursing in some delicious solitude
Their slothful loves and dainty sympathies!
I therefore go, and join head, heart, and hand,
Active and firm, to fight the bloodless fight
Of Science, Freedom, and the Truth in Christ.
Yet oft when after honourable toil
Rests the tir’d mind, and waking loves to dream,
My Spirit shall revisit thee, dear Cot!
Thy Jasmin and thy window-peeping Rose,
And Myrtles fearless of the mild sea-air.
And I shall sigh fond wishes – sweet Abode!
Ah – had none greater! And that all had such!
It might be so – but the time is not yet.
Speed it, O Father! Let thy Kingdom come!
Sermoni propriora. – Hor.
Niedrig war unser Haus: durchs Fenster lugt
Die hochgewachsne Rose. In der Ruh
Des Mittags, Abends und des Morgens früh
Hörten wir Meeresrauschen. Draußen stand
Die Myrte in der Blüte; übers Dach
Wuchs dichter Jasminstrauch: Die Landschaft rings,
Waldig und grün, war köstlich anzuschaun.
Als Tal der Abgeschiedenheit kann man
Den Ort mit Recht bezeichnen! Einst sah ich
(Mit Ruhe heiligend den Sabbattag)
Vorbeiflanieren einen Handelsmann,
Ein Bürger Bristols: Seine Gier nach Gold
Zu dämpfen schien’s, und weiseres Gemüt
Ihm zu verleihn: hielt er doch ein und sah
In Schwermut schwelgend überall ringsum,
Sah unser Haus, und sah sich nochmal um,
Und nannt es seufzend einen Segensort.
Gesegnet waren wir! Oft mit Geduld
Lauschend der unsichtbaren Lerche Ruf
(Unsichtbar, oder rasch aufschimmernd nur
Mit Sonnenflügeln), sprach ich flüsterfein
Zu meiner Liebe: ›Süßes Mädchen! so
Hört man das unscheinbare Lied des Glücks –
Jenseitigen Gesang! doch einzig dann,
Wenn sich die Seele müht; wenn alles schweigt
Und das Herz horcht!‹
Doch als ich erstmals dort
Vom Tälchen steil den Felsenhang empor
Mit Müh und Not die Bergeshöh erklomm,
Welch schöner Anblick bot sich mir! Hier war
Der karge Berg mit Schafen fein gefleckt,
Mit Wölkleinschatten das besonnte Feld;
Der Fluss, verborgen bald von Fels und Busch,
Bald kehrend klar und voll ums kahle Bord;
Und Höfe, Wiesen, die Abtei, der Wald,
Hütten und Weiler, fern ein blasser Turm:
Dort der Kanal mit Inseln, Segeln weiß,
Umwölkte Küsten, Hügel, offnes Meer –
Gleichsam Allgegenwart! Als hätte Gott
Sich einen Tempel aufgebaut: die Welt
In ganzem Umfang schien hier dargestellt.
Kein Wunsch entweihte mir mein volles Herz.
Selige Stunde! Luxus war’s – zu sein!
Ach stilles Tal! mein Haus! und nobler Berg!
Ich musste fort von Euch. War es gerecht,
Als sich die Brüder plackten bis aufs Blut,
Auf Rosen zu verträumen meine Zeit,
Und mit Empfindungen das feige Herz
Zu hätscheln, die zu zart zum Einsatz sind?
Süß fällt die Träne eines Howard dem
Aufs Antlitz, welchen er vom Boden hebt.
Und wer mit kalter Miene Gutes tut,
Tut es nur halb: Er hilft und schaudert mich,
Der mir ein Gönner, doch kein Bruder ist!
Doch auch die kalte Wohltat sei gelobt,
O meine Seel, wenn du die Sippe siehst,
Die mitleidsfaul an Visionen webt!
Die bloß von ferne übers Elend seufzt
Und lieber in hochfeiner Einsamkeit
Und Muße zartes Mitempfinden pflegt!
So ziehe ich mit Kopf und Herz und Hand,
Tüchtig und stramm in den blutlosen Kampf
Für Wissen, Freiheit, Wahrheit in dem Herrn.
Doch oft, wenn nach ehrbarer Plackerei
Das Denken ruht und wach zu träumen liebt,
Dann kehrt mein Geist zu dir zurück, mein Haus!
Zur Ros am Fenster lugend, zum Jasmin,
Zur Myrte, die der milden Meerluft trotzt.
Dann seufz ich kühne Wünsche – ach, mein Heim!
Hätt keiner Größeres! Hätt jeder eins!
Es könnt so sein – die Zeit ist nur nicht reif.